"Nein!", sagte ich entschieden. "Nein, ich bin noch nicht verlobt. Ich möchte auch nicht unbedingt so bald heiraten um ehrlich zu sein. Dafür bin ich noch viel zu jung." Was würde Corvinus wohl davon halten? Wie dachte er hierüber? Ich wusste es nicht, aber die Gefahr war gross, dass dies ein Streitthema sein würde in der näheren Zukunft.
Ich dachte nur sehr kurz über die Frage nach. "Er muss lieb sein. Und stark und am besten gut aussehen. Und er sollte nicht zu alt sein. Aber auch nicht zu unerfahren - also im Leben meine ich. Und natürlich müsste es ein Patrizier sein. Was denkst du denn? Wen willst Du einmal heiraten?" Ich konnte ja nicht ahnen, dass die Aelia schon eine Heirat hinter sich hatte, so alt war sie schliesslich noch nicht.
Beiträge von Aurelia Laevina
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Tilla war auf dem Weg nach draussen gewesen. Auch ich war jetzt etwas verwirrt, ich dachte, sie machte mir die Haare. Doch dann war sie ganz lange mit Schreiben beschäftigt und während ich las, verschwand sie. Vermutlich um eine Begleitung zu suchen. Ich las also. Zwischendurch musste ich schmunzeln, doch hier würde ich nicht viel erfahren. Dies war die Sicht einer Sklavin. Tilla bewertete die Herren nach ihrer Strenge, die ja auch ziemlich subjektiv war. Die Anspielung auf den Geist verstand ich nicht. Doch ich staunte noch einmal, wieviel Tilla schrieb, wenn auch die Hälfte des Textes das gleiche ausgesagt hätte. Vielleicht war es gut, dass sie nicht sprechen konnte. Sonst würde sie sicher den ganzen Tag lang reden!
Tilla war noch nicht zurück, also nutzte ich die Zeit um mir zwei meiner hübscheren Alltagskleider anzuhalten und nach einer schwierigen Entscheidung eines anzuziehen. Damit war ich beschäftigt, als Tilla gestikulierend wieder hereinkam. Ich verstand kaum, was sie sagen wollte. Aber jemand würde mitkommen. Ich nickte nur etwas ungeduldig, weil ich mich verfangen hatte und bedeutete ihr, mir mit dem widerspenstigen Kleidungsstück zu helfen.
"Wer kommt mit?", fragte ich währenddessen und: "Kannst Du mir die Haare machen?"
Die Tafel lag auf meinem Bett, wo ich sie nach dem Lesen hingelegt hatte. -
Ich drehte mich um und... es war meine Severa! Eine unvorstellbare Welle von Freude überkam mich und ein Strahlen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Es war meine beste... meine einzige Freundin! Severa, meine Cousine, fast eine Schwester für mich, die ich keine eigene hatte, die einzig wahre Vertraute, die ich in all den Jahren in Griechenland gehabt hatte, als ich Sklaven misstraute und mein Vater sich immer mehr zurückzog.
Nun war sie hier! Was bedeutete das? Lebte sie hier? Corvinus hatte ihren Namen nicht erwähnt, da war ich mir ganz sicher. Also musste sie gerade erst gekommen sein, würde sie bleiben?? Endlich! "Endlich!", stiess aus mir hervor, als sie mich stürmisch umarmte. Ich erwiderte sie Umarmung und wollte sie kaum wieder loslassen. Dass Orestes da war, störte mich nicht so sehr, doch ein Blick auf ihn bewog mich schliesslich dazu, Severa doch wieder freizugeben. Zuerst konnte ich keine Worte finden, Tränen der Freude stiegen in meine Augen, ich konnte es allerdings gerade verhindern, dass ich zu weinen begann.
Sie nannte mich hübsch. Ich meinte zu wissen, dass sie log, schliesslich war ich vor 5 Minuten aus dem Bett aufgestanden und völlig aufgelöst. Doch nachdem ich mich gesetzt hatte - ich sass nur auf der Kante des Stuhls und war ganz hibbelig - musterte ich sie etwas genauer mit glänzenden Augen. "Wie schön, dass Du endlich... dass ich Dich endlich wieder... ooh! Wie schön!", ich schluchzte und brach in Lachen aus. Als ich mich ein ganz kleines bisschen beruhigt hatte, holte ich einmal tief Luft, auch um Orestes´Willen, dem die Situation und mein Verhalten vielleicht etwas peinlich sein könnte, und setzte mich etwas ruhiger hin.
Severa konnte ich ansehen, dass sie sich auch sehr freute. Daran konnte ich auch gar nicht zweifeln. Wir hatten soviel gemeinsam erlebt, alle Geheimnisse geteilt, ich wusste, dass sie der Mensch war, der mich am besten gekannt hatte und andersrum war es sicher nicht anders. Sicher, wir hatten uns in den letzten Jahren sicher verändert, aber so eine Freundschaft starb nicht. Obwohl ich ihr also ansehen konnte, dass sie sich freute, wie ich, war sie doch etwas gefasster, vielleicht etwas erwachsener als ich und fähig, wenigstens etwas an den armen Orestes zu denken. Ich nickte kurz in seine Richtung und was sonst vielleicht ein kühler Blick gewesen wäre, geriet in ein freundliches Lächeln, er kriegte einen Teil meiner Freude über Severas Anwesenheit ab. Da hatte er wohl Glück gehabt... Ich versicherte Severa: "Ja, wir kennen uns! Ich bin ja schon seit gestern da..." Das war offensichtlich kein besonders guter Grund, da ich ja viele im Haus noch nicht kannte, aber es erschien mir einigermassen logisch. Ich war mir fast sicher, dass ich in dieser Nacht nicht mehr zu viel Schlaf kommen würde. Es sei denn, Severa musste schlafen, weil sie gerade erst angekommen war. "Wann bist du gekommen? Wie lange bleibst du? Warum...?" Da waren so viele Fragen, die ich stellen musste und soviel, was ich erzählen musste. Ich konnte kaum erwarten, es loszuwerden. Aber solange Orestes dabei war, war es nicht nur nicht ganz leicht offen zu reden, es war auch äusserst unhöflich, ohne ihn ein Gespräch zu führen. Und wegschicken oder weggräulen wollte ich ihn auch nicht, schliesslich war ich diejenige, die in das Gespräch hineingeplatzt war. -
"Das tut mir Leid!", sagte ich ehrlich, weil Tilla von dem Verlust des Sklaven schienbar ziemlich betroffen war.
Ich besann mich, während ich mich hinsetzte und auf Tilla wartete, die mir offenbar selbst die Haare machen wollte. Ich überlegte mir was ich anziehen würde, während ich wartete und sagte dann beiläufig: "Gut, Du kannst ja gleich mal gucken, wer da ist."
"Kannst du mir etwas über die Leute erzählen, die Aurelier meine ich, die hier leben? Ich habe noch nicht viele kennengelernt. Leben auch Frauen hier?" Dumme Frage? Naja, ich hatte noch keine "Aurelias" gesehen. Mit einer etwas übertriebenen Geste reichte ich Tilla die Tafel, die sie mir bisher immer aus der Hand gezogen hatte, weil ich so abwesend war. -
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Ich ging recht schnellen Schrittes vorwärts, und merkte erst gar nicht, dass Tilla nicht mehr da war. Als ich es dennoch bemerkte und mich umschaute kam sie schon mit den Antworten, die sie eilig aufgeschrieben hatte.
"Die Schönheiten?" Ich war verblüfft. Was meinte sie jetzt damit wieder? Zweifelnd sah ich sie an und sagte: "Männer?" Nur die Schönheiten. Was sollte das denn bedeuten? Ich war mir fast sicher, dass ich falsch lag, aber irgendwie war das das einzige, was mir in den Kopf kam.
"Oh, ich habe schon ein Zimmer! Ich bin ja schon seit gestern da! Lass mich einfach vorangehen!" Während ich über ihre wenig klare und viel zu umständliche Antwort lachte, was die Begleitung anging, ging ich weiter, bis wir in meinem cubiculum angekommen waren. "Habt ihr nicht einen starken furchteinflössenden lieben Sklaven? Den Maiordomus oder so." Alle Sklaven die geeignet waren, schienen irgendwohin weggegangen zu sein. Leicht errötend und in gedämpften Ton raunte ich ihr zu: "Orestes nicht unbedingt... Ich weiss auch nicht. Aber Avianus kenne ich noch nicht. Oder ist Ursus da?", etwas beschämt lächelte ich sie an. Hätte ich nicht so verdächtig ausgesehen, hätte die Bedeutung nichts bedeutet. Was sie bedeutete war mir auch so nicht sonderlich bewusst. Vermutlich nichts. Oder doch? -
Ich wollte gerade endlich Tilla Romania als meine Sklavin eintragen, aber die Seite nimmt den Link nicht an. Hier ist er.
Könnt ihr das auch so machen, oder mir helfen? Danke! -
Tilla schien etwas vor den Kopf gestossen oder zumindest unsicher, wie sie die Tatsache finden sollte, dass sie gerade den Besitzer gewechselt hatte.
Sie kannte sich aus und schrieb mir zwei Fragen auf ihre Tafel. Ich dachte kurz etwas verwirrt nach. Wie lange ich laufen konnte? Doch bevor ich antworten konnte, kam der Mann und holte Corvinus. Der schlug ebenfalls vor, wir könnten gleich losgehen und verliess uns dann. Ich lächelte ihm freundlich zu und wünschte ihm einen schönen Tag. Dann wandte ich an Tilla. "Ja, lass uns gleich aufbrechen. Kannst du mich etwas rumführen? Komm bitte in mein Zimmer mit und hilf mir mich zurecht zu machen! Weisst du, wen wir als Leibwächter mitnehmen können?"
Jetzt, wo wir alleine waren, fiel eine kleine Hürde zwischen uns, so fühlte es sich zumindest für mich an. Ich sprach ganz offen mit ihr, kaum wie ich mit meinen alten Sklavinnen in Achaia geredet hatte, die ich nicht ausstehen konnte. Aber Tilla war in meinem Alter und so freundlich. Ich schüttelte den Kopf über mich, als mir diese Gedanken durch den Kopf gingen. Wieso war es so anders mit Tilla? Ich kannte sie gar nicht und sie war eine Sklavin, eine gestrafte dazu. Doch einmal mehr schob ich meine Gedanken zur Seite und ging von Tilla begleitet in mein Zimmer, während ich auf ihre Antwort wartete. -
Es war am Abend meines ersten ganzen Tages in der Hauptstadt der Welt. Ich hatte Tilla geschenkt gekriegt und einiges Interessantes erlebt. Doch es erwartete mich noch der Höhepunkt des Tages.
Schon spät abends war es, als ich noch einmal aus meinem Zimmer taumelte. Ich war aufgewacht und musste noch einmal... wohin. Also stand ich auf, warf mir ein etwas weniger durchsichtiges Hemd über und verliess mein Zimmer. Auf dem Rückweg vom Abort kam ich am Atrium vorbei. Dort war alles erleuchtet und ich konnte Musik hören. Sie klang gut, doch fragte ich mich, wer um diese Uhrzeit und an diesem Ort musizieren mochte. Es war noch nicht tief in der Nacht, ich war bloss früh schlafen gegangen, doch auch die meisten anderen im Haus würden nun auf ihren Zimmern sein.
Auf meinen nackten Füssen schlich ich also näher. Ich gelangte zu einer Säule hinter der ich vorsichtig hervorlugte. Ich konnte eine Sklavin sehen, von der die Musik kam und Orestes, der mir immer noch nicht symphatisch war. Ausserdem sass da eine junge Frau, sicherlich eine Aurelierin, das sah ich ihr an. Doch sie kehrte mir den Rücken zu. Irgend etwas an ihr erinnerte mich an jemanden, doch mir fiel nicht ein, an wen. Vor allem war ich auch sehr müde und verschlafen. Da ich mich nicht zurecht gemacht hatte und vielleicht ein klein wenig verwuschelt war, legte ich nicht so viel Wert darauf, Orestes zu sprechen. Wenn das keine Aurelierin war, konnte das ja auch eine Freundin oder Bekannte sein und ich wollte ihn ja nicht bei seinem Rendez-vous stören - die Musikerin die vielleicht eine romantische Atmosphäre bereiten sollte sprach dafür.
Doch etwas fesselte mich an der Frau. Die Art, wie sie sich vorbeugte und etwas leises zu Orestes sagte, die Art, wie sie ihm ihre ganze Aufmerksamkeit widmete... Irgendetwas...
Dann traf es mich, wie ein Schlag. Ich tat einen unbeholfenen Schritt nach vorne aus dem Schatten der Säule hinaus, vergessend, dass ich nicht ordentlich angezogen, noch frisiert war und hauchte ungläubig und verschlafen: "Severa?" -
Zitat
Original von Aelia Caenis
Corvinus nahm sich einen Becher Wein und kurz darauf auch Caenis, doch ich winkte ab. Wein schmeckte mir nicht besonders gut und auch wenn es recht warm war hatte ich nicht besonders viel Durst. Kurz irritierte meine Frage Caenis, doch dann antwortete sie, wie ich es hätte erwarten können.
"Das stimmt! Wenn sie glücklich ist, ist es gut!" Und sie sah wirklich glücklich aus. Hoffentlich blieb das lange so.
Caenis stellte eine Frage, zu der ich nur die Schultern zuckte und dann mit dem Kopf schüttelte. Dann schloss ich mich der Frage an und schaute Corvinus gespannt an. Wie lange kannte er Aelia wohl schon? Oder überhaupt? Vielleicht waren sie ja nur eingeladen, weil sie Teil der Oberschicht waren und Aurelier. -
Als Tilla die Hülle aus der Tasche viel, die auf jeden Fall ein Messer enthielt, hielt ich den Atem an. Doch Corvinus schien es gar nicht zu bemerken und reagierte auf jeden Fall nicht. Ich war etwas misstrauisch und erschrocken. War es gut, dass eine Sklavin, die von ihrem letzten Herren aus irgendeinem Grund schwer bestraft wurde, mit einem Messer im Haus herumlief? Mein Vater hätte das nie gebilligt. Er fürchtete zu sehr, eines morgens mit einem Schnitt im Hals oder wohl eher gar nicht mehr aufzuwachen.
Doch ich beschloss, etwas Vertrauen zu Tilla zu fassen und übersah den Vorgang ebenfalls.
Dann machte Corvinus sie mir einfach zum Geschenk!
"Oooh! Das ist aber lieb! Danke schön!", rief ich begeistert und wäre beinahe aufgesprungen und hätte ihn umarmt. Bisher hatte es immer so geklungen, als ob ich Tilla hin und wieder ausleihen könne, doch nun war sie mein!
Statt ihn zu umarmen, schenkte ich Corvinus nur ein ganz breites Strahlen. Kurz lächelte ich auch Tilla zu und wollte sehen, wie sie auf diese Neuigkeit reagierte.
"Tilla, kennst du dich in der Stadt aus?", fragte ich neugierig. -
Ich hatte mich ziemlich dicht an Corvinus gehalten, sonst wär ich in der Menge nicht bei ihm geblieben. Es war schnell voll geworden und überall wimmelten Menschen. Mir gefiel das. Ich konnte die Leute beobachten, ohne dass sie es merkten und wenn sie es doch merkten, dann konnte ich mich schnell hinter Corvinus verstecken.
Der trat einem jungen Mädchen auf den Fuss und da ich es zufällig genau sah, stiess ich einen kleinen, zum Glück nicht zu lauten Schrei aus. Das musste wehgetan haben! Ich musterte die junge Frau, die erst einmal nichts sagte. Sie wirkte irgendwie gehetzt und verloren zugleich. Oder sie war böse. Ich wäre böse! Doch dann behauptete sie doch, es sei nichts passiert, wie es sich gehörte und als Corvinus uns vorstellte, nannte sie auch ihren Namen.
Ich lächelte ihr freundlich zu. Eine Aelia... soso. Ich merkte mir ihr Gesicht, aber allzu wichtig war sie wahrscheinlich nicht. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Das konnte ich gut verstehen, so ging es mir auch oft. Als sie das Paar erwähnte, blickte ich hinüber zur Braut.
Sie wirkte wirklich glücklich. Auch wenn man das nicht soo gut sagen konnte, schliesslich trug sie einen Schleier und war sicher extra schön gemacht worden für diesen Tag.
Weil ich es wissen wollte, stellte ich eine vielleicht leicht unangebrachte Frage. Aber was sollte man machen, wenn man etwas wissen wollte, ausser fragen? Immerhin senkte ich meine Stimme etwas.
"Ist er ein guter Bräutigam?" Ob die Braut wohl auch noch länger so ein glückliches Lächeln auf ihren Lippen tragen könnte? -
Ich war mir gar nicht bewusst gewesen, dass Tilla ja die Tafel wieder brauchte um zu antworten. Ich liess mir also die Tafel entwinden. Ich lächelte die Sklavin entschuldigend mit niedergeschlagenen Augen an, wie ich es mit einem anderen Aurelier getan hatte. Sie verwirrte mich!
Sie schrieb mir viel über den Fall mit Orestes und es schien mir, dass sie nicht viel erlebte: So wurden solche Sachen, die für mich ganz normal schienen für sie besonders. Vielleicht würde sie mit mir ja noch ein paar aufregendere Sachen erleben. Ich machte schon Pläne.
Ich las gespannt, wie es zu ihrer Bestrafung gekommen war und staunte, für welch geringe Vergehen manche Herren ihre Sklaven so schlimm straften. Hatte sie Wein vergossen? Dann mussten die Gäste schon recht betrunken gewesen sein, wenn sie ihr die Zunge herausgeschnitten hatten. Oder sie hatte in Folge einer Bestrafung etwas noch Schlimmeres gemacht. Wie auch immer, es schien mir nicht, dass sie tatsächlich ein schlimmes Vergehen begangen haben könnte. Ich nickte mit dem Kopf und sagte dann zu Corvinus: "Ich bin mit Tilla auf jeden Fall einverstanden. Ich denke wir werden zurecht kommen. Am liebsten möchte ich noch heute in die Stadt. Kann ich Tilla gleich mitnehmen? Und sie ist sicher kein Ersatz für einen Leibwächter, soll ich noch einen starken Mann mitnehmen?"
Ursus fiel mir ein, aber ich verwarf den Gedanken wieder. -
Die Sklavin schrieb mir unendlich viel auf die Tafel. Wenn sie sprechen könnte, würde sie das vermutlich den ganzen Tag tun. Obwohl ich immer noch verwirrt war von der Art, wie Corvinus Tilla behandelte, konnte ich einige Male das Schmunzeln nicht unterdrücken. Das Mädchen hatte eine sehr nette Art zu schreiben. Wenn ich schrieb, war es immer sehr gestältzt und langweilig. Tilla erzählte mir was sie so in der letzten Zeit gemacht hatte und schrieb sie kaufe kleine Kleinigkeiten. Das fand ich sehr originell und ich ertappte mich dabei, wie ich ihr ein kleines Lächeln und einen wertschätzenden Blick zuwarf. "Du bist beim Abschreiben eingeschlafen? Das hat Orestes sicher nicht gefallen...", meinte ich. Ich fand es allerdings nicht nur lustig sondern auch äusserst symphatisch. Sie war vielleicht keine besonders gute Sklavin, doch vielleicht würde sie mir eine nette... Gesellschafterin werden. Man hatte ihr die Zunge abgeschnitten! Ich war schockiert. Sicher hatte sie es verdient, dabei schien sie so unschuldig. Mir fiel nicht auf, dass ich auch so wirken müsste, auch wenn ich mich nicht so fühlte.
"Was hast du denn damals falsch gemacht... ungewollt, wie du meinst?", fragte ich halb misstrauisch, halb mitfühlend.
Corvinus beobachtete unser Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte. Er sollte nicht denken, dass ich mich zu der Sklavin hingezogen fühlte, auch wenn er es selbst eindeutig war. Doch es widersprach zusehr meinen Ansichten, meiner Erziehung, meinem Stand. Doch für den Moment war ich nur gespannt auf Tillas Antwort. Ja, ich wollte sie als meine persönliche Sklavin haben! -
Sie selber fragen?? Das schien keine zu schlechte Idee zu sein. Andererseits konnte das Mädchen nicht sprechen und sie war eine Sklavin. Ich fühlte mich leicht gedemütigt, aber ich zuckte nur leicht trotzig mit den Schultern und fragte: "Erzähl mir von dir! Wie alt bist du? Woher kommst du? Wieso kannst du schreiben... und nicht reden?" Das letzte schien mir etwas unangemessen, aber es war schon heraus. Ausserdem war es was ich wissen wollte. Nun schaute ich die Sklavin mit hoch erhobenen Augenbrauhen an, wie sie meine Fragen beantworten würde. Eine Tafel hatte sie ja dabei.
Dann fragte Corvinus nach meiner Ausbildung... Welch ein leidiges Thema! Ja, ich war ausgebildet worden und nein ich hatte es nie genossen oder auch nur in Ordnung gefunden. Aber es war wohl nötig. Ich kniff den Mund zusammen, als hätte ich in einen sauren Apfel gebissen. Dann sagte ich: "Ja, ich wurde schoon ausgebildet... Ich kann Griechisch und weiss etwas über Literatur und Geschichte...", aber es hat mich nie interessiert, fügte ich in Gedanken hinzu.
Dann sagte ich aber gehorsam laut: "Wir werden dort einmal vorbeigehen. Jetzt habe ich ja jemanden zur Begleitung." Das war kaum ironisch gemeint. -
Ich runzelte die Stirn. Das Sklaven so behandelt wurden, hatte ich noch nie gesehen. Es kam mir nicht richtig vor, doch gleichzeitig wollte ich Corvinus nicht kritisieren. Eines Tages würde er jedoch mit einem Dolch im Rücken aufwachen, den er vermutlich auch noch selbst seinen Sklaven gereicht hatte. Nachsehen und Nettigkeit führen zum Tod, hatte mein Vater mal gesagt. Ich hatte es gehasst, wenn er Sklaven hatte auspeitschen lassen, doch ich hatte mich nie gefragt, ob das vielleicht gar nicht angemessen wäre.
Doch dann kam die Höhe! Er fragte sie, ob sie sich um mich kümmern WOLLE! Was wäre wenn sie nein sagte?? Ich konnte meine Verwirrung und Ablehnung kaum verstecken. Doch als Corvinus mich über Tillas Stummheit aufklärte, schaute ich noch verwirrter drein. ICH sollte die Zeichensprache erlernen, damit meine Sklavin mich verstand? Nein, das würde ich nicht. So neutral wie möglich, aber wohl etwas zu trocken, sagte ich: "Na immerhin gut, dass ich lesen und schreiben kann!" Diese Sklavin musste wirklich erstaunlich gut in irgendetwas sein... oder... oder sie hatte etwas mit Corvinus gehabt. Ich musterte ihn kurz eindringlich von der Seite doch liess mir dann nichts weiter anmerken; ich würde das herauskriegen!
Ich musterte noch einmal Tilla und fragte dann schliesslich mehr Corvinus als sie, weil sie ja nicht sprechen konnte: "Was kann sie denn? Hat sie eine Ausbildung erhalten? Woher kommt sie und wie alt ist sie?" Obwohl ich etwas enttäuscht und ziemlich aufgerüttelt war, hatte ich doch dieses Gefühl, das man kriegt, wenn man etwas Neues kriegt: Man möchte es am liebsten ausprobieren. Das war zumindest bei mir immer so gewesen, wenn ich neuen Schmuck oder ein Kleid geschenkt gekriegt hatte. -
Und dann nach einer Weile kam die Sklavin auf die wir gewartet hatten. Sie war jung. Meine Leibsklavinnen in Griechenland waren immer älter als ich gewesen, doch ich fand es schön, dass diese sich wohl kaum als meine Amme fühlen konnte. Sie kam herein und grüsste Corvinus und mich, und schaute fragend, doch sie sagte kein Wort! Das kam mir sehr komisch vor. Sie schien hier sehr zuhause zu sein und irgendwie fehlte es ihr an Ehrfurcht. Dann schaute sie mich neugierig an und... lächelte mir zu! Das war mir bisher selten untergekommen und ich konnte nicht gut damit umgehen. Einerseits und ganz automatisch lächelte ich zurück: Tilla war in meinem Alter, sah freundlich aus und war hübsch und sie lächelte mir zu. Sie hasste mich nicht und ich war ihr auch nicht gleichgültig. Doch dann schaute ich schnell Corvinus an. Es schien mir falsch, eine Sklavin anzlächeln. Auch noch eine, die ich gar nicht kannte und die so unverschämt war, dass sie nicht einmal die Zähne auseinanderkriegte, wenn sie gerufen worden war. Schon jetzt war da ein Zwiespalt in mir. Ich sehnte mich so sehr nach einer Freundin, doch es konnte, es durfte einfach keine Sklavin sein. Der Gedanke war schon absurd! Also wartete ich, dass Corvinus ihr mitteilte, dass sie meine Leibsklavin sein würde oder dass er sie anfuhr, dass sie gefälligst grüssen sollte, wenn sie den Herren traf.
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Zitat
Original von Aelia Vespa
...Ich schlenderte neben Corvinus her, der mir die Namen der Anwesenden zuraunte. Mit vermutlich - nein ganz sicher - zu viel Neugier, musterte ich die Genannten und versuchte sie einzuschätzen. Der Consul! Das war besonders interessant. Leider waren unter den wichtigen Männern und berühmten Frauen fast oder gar keine Patrizier. Vielleicht konnte ich dazu beitragen, dass sich das ändern würde. Tatsächlich vergass ich fast alle Namen wieder, doch die Gesichter blieben und die Wichtigsten oder Bestaussehendsten bohrten sich in meinem Gedächtnis fest. Dann trafen wir auf das Brautpaar. Man erkannte die Braut natürlich sofort an ihrem Schleier trotz dessen man durchaus sagen konnte, wie attraktiv war... Corvinus setzte diese Gelegenheit zum Kompliment auch gleich professionell um. Ihr zukünftiger Mann sah auch nicht übel aus, vor allem hatte er eine für einen langjährigen Soldaten typische hervorragende Figur. Doch Aelia fand ich ohnehin interessanter.
Als Corvinus mich vorstellte, lächelte ich breit und wie ich hoffte gewinnend.
Zu seinen Glückwünschen nickte ich ernst, doch wusste ich nicht so genau, was ich sagen sollte. Dafür redete ich aber mit Balbus als er sich über mein Erscheinen freute: "Danke, ich freue mich auch!" Beinahe hätte ich ihm meine Geschichte erzählt, dass ich gerade erst in Rom angekommen war und schnell Leute kennenlernen wollte. Doch stattdessen merkte ich, wie sich die Leute um das Paar drängten und alle mit ihnen sprechen wollten. Vielleicht würde ich später noch die Chance haben mit Aelia zu reden. Für den Moment aber ging ich davon aus, dass wir erstmal mit jemand anderem reden würden. Ich schaute mich um, nachdem wir die notwendigen Höflichkeiten ausgetauscht hatten und entdeckte mindestens einen der jungen und gutaussehenden Praetorianer, die Corvinus mir sozusagen versprochen hatte. Doch mein Blick schweifte weiter und blieb auf einer jungen Dame in meinem Alter liegen. Sie sah etwas unsicher aus, obwohl sie sich sehr schön gemacht hatte. Sie stand bei Purgitius Macer, dem ... puh, was war er noch gewesen, ich hatte es tatsächlich schon vergessen, es musste etwas langweiliges sein! Ich nahm mir aber vor im Laufe des Abends mit seiner Begleitung Kontakt aufzunehmen. Erst einmal heftete ich mich aber an meinen "Grosscousin"... was das bedeutete war mir irgendwie zu kompliziert, also dachte ich nicht mehr weiter drüber nach. -
Was war das denn für einer?? Der hatte ja einen furchtbaren Sprachfehler, wie sollte man den verstehen? Ich zog die Augenbrauen hoch, doch dann freute ich mich weiter auf das bevorstehende Fest. Der Sklave, der uns begleitete, nannte unsere Namen, ich schaute mich um. Hinter uns konnte man schon die nächsten Gäste erkennen, doch was vor uns lag, war noch nicht zu erkennen. Doch sicherlich würde man uns sogleich hineinführen. Dies war die erste römische Hochzeit für mich, die der Exilrömer in Griechenland, die ich besucht hatte, waren sowohl sehr selten als auch äusserst griechisch geprägt gewesen. Dagegen hatte mein Vater sich immer ereifert. Wie so oft in der Zeit seit Vaters Tod, dachte ich an ihn und hatte sein Gesicht vor Augen, seine müden Augen, seine faltenreiche Stirn. Doch ich hatte nach seinem Entschlafen mit Schrecken festgestellt, dass ich nicht um ihn weinen konnte. Natürlich, zuerst hatte ich geheult, wie alle im Haushalt. Doch wirklich trauern konnte ich nicht. Vielleicht lag es an mir. Ich hatte meinen Vater geachtet, früher hatte ich ihn geliebt. Doch in den letzten Monaten und Jahren war er sehr in sich gezogen gewesen, er hatte wenig mit mir gesprochen, ich erinnerte ihn zu sehr an Mutter.
Dennoch war ich sicher, dass er es gerne gesehen hätte, wie ich mit Corvinus in Rom auf diese Hochzeit einer Verwandten des Kaisers ginge und Beziehungen knüpfte... Das war wenigstens was ich vorhatte, wenn der Sklave mit dem komischen Akzent und Aussehen uns endlich reinlassen würde... -
Für meine erste Hochzeit in Rom hatte ich mich ganz besonders hübsch machen lassen. Stundenlang hatte ich herumgesessen, während drei Sklavinnen an mir werkelten.
Doch des Resultat konnte sich sehen lassen, selbst ich selbst war mit mir zufrieden und das war tatsächlich selten. Die Kleider, die Corvinus mir gekauft hatte, hatten sicher ein Vermögen gekostet, doch nun hatte ich für die erste Zeit eine ordentliche Garderobe für festliche Anlässe.Die Wache am Palast führte uns weiter zum Domus Aeliana. Dort klopfte Corvinus erneut und wir warteten darauf, eingelassen zu werden. Als er mich anschaute, strahlte ich ihn freudig an.