Ein klein wenig verwundert war Flava nun doch, als Verus meinte, einen Hasen zu opfern sei grausam. Und auch die Erwähnung seiner Tierliebe war ein wenig befremdlich. Oh, Flava mochte manche Tiere auch recht gerne, aber sie hatte weder ein Problem damit, eines zu schlachten, - zumindest, solange sie das nicht unbedingt selbst machen musste - noch damit, eines zu opfern. Das war der Lauf der Dinge, Tiere erfüllten so ihren Zweck. Und Verus war fast Priester, da musste er doch auch ein Tier opfern können?
“Wie meinst du das, dass es grausam wäre? Jagt man in Germania keine Hasen? Oder schlachtet welche aus dem Stall?“
Flava schloss sich ihm beim Gehen an Verus an und hielt sich dabei unbewusst sehr in seiner Nähe. Beinahe berührten sich ihre Arme, aber nur fast. Erst, als er sich zu Silko umdrehte, tat sie es auch.
“Ich glaube kaum, dass es jemanden gibt, der sich freiwillig mit ihm anlegen würde. Wenn ich ein Halunke wäre, würde ich mir gewiss ein leichteres Ziel suchen.“
Flava musste lächeln, allein die Vorstellung von ihr als Diebin war schon sehr amüsant. Sie wäre bestimmt furchtbar schlecht, da sie nie etwas Unrechtes in ihrem Leben getan hatte und es sich gar nicht vorstellen konnte, so etwas zu tun. Und beim zurückblicken nach vorne blieb ihr Blick bei Verus’ Augen hängen. Einen Moment schaute sie ihn beim Laufen einfach schweigend und verträumt an, dann blieb ihr Schuh an einem Pflasterstein hängen, und sie stolperte leicht. Aus Reflex griff sie dabei nach seinem Arm, damit sie nicht hinfiel. Erschrocken sah sie ihm daraufhin in die Augen, nachdem sie sich gefangen hatte.
“Oh, entschuldige“, haspelte sie schnell, aber noch immer lag ihre Hand auf seinem Arm.
Beiträge von Decima Flava
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Wie wild flatterte Flavas Herz, als er sie bei seinem „triftigen Grund“ so ansah. Er wollte damit doch wohl nicht andeuten, dass er…? Oder doch? Und wenn er es wirklich so meinte, wie sie dachte, sollte sie ihn dann wegschicken, oder durfte sie sich dennoch mit ihm treffen und ihn kennen lernen? Oh, ihr Bruder würde ihm den Kopf abreißen, wenn er davon irgendetwas erfuhr! Und doch konnte sie nur seinen Blick erwidern und hoffte, dass er es so meinte, wie sie es aufgefasst, hatte.
“Ja, morgen ist wunderbar“, stimmte sie ihm wenig brillant zu. Doch dann erwähnte er seine baldige Abreise, und Flava wurde ein wenig traurig. Sie löste ihren Blick von seinen Augen, damit er nichts bemerkte. Immerhin war es nicht schicklich und nicht angemessen, so zu reagieren, das wusste Flava sehr wohl.
Sie begleitete ihn zum Ende des Tempelbezirks, als er sich von ihr verabschiedete. Es war süß von ihm, dass er sich so um ihren Ruf sorgte, und schüchtern schenkte sie ihm ein kleines Lächeln, was sie nicht sofort unterdrücken konnte. Aber dann wurde sie doch traurig, als er gehen musste, und im ersten Moment konnte sie nicht einmal etwas sagen. Erst, als er schon einige Schritte von ihr entfernt sich ins Haar griff und sich noch einmal umdrehte und zu ihr schaute, löste sie sich aus ihrer Starre und rief ihm auch ein schüchternes “Vale“ hinterher.
Sie blieb noch stehen, schaute ihm hinterher. Ihr Herz flatterte wie ein gefangener Schmetterling, und sie fühlte sich so leicht und beschwingt. Sie konnte es kaum erwarten, dass der nächste Tag wurde. Sie wollte ihn unbedingt wieder sehen. Sie wollte sich unbedingt noch einmal mit ihm unterhalten. Und auf keinen Fall durfte ihr Bruder etwas davon erfahren.
Als sie Verus nicht mehr sehen konnte, machte sich auch Flava auf den Weg nach Hause. Noch nie fiel ihr der so schwer und so leicht zugleich. -
Flava sah Verus schon aus der Entfernung kommen. Und er hatte einen großen… riesengroßen schwarzen Mann dabei! Wenn das sein Leibwächter war, dann war sich Flava sicher, dass sie nicht überfallen werden würden. Wenn sie sich bei seinem Anblick schon so erschreckt hatte, wie musste es erst einem gehen, der vorhatte, sie anzugreifen? Da würde es doch sicher leichtere Beute geben, selbst auf dem Aventin.
Als Verus dann aber näher kam und sie anlächelte, musste Flava einfach zurücklächeln. Sein Lächeln war ansteckend, und sie freute sich ja wirklich sehr, ihn zu sehen. Und bei seinem Kompliment merkte sie sogar ein klein wenig Röte in ihre Wangen schießen, so dass sie kurz zu Boden sah.
“Danke, du siehst… stattlich aus.“
Flava war es ja schon gewohnt, dass manche Männer auch mal eine Hose trugen. Die Bevölkerung Britannias machte das im Winter ganz gerne, und die, die noch ganz auf ihre alten Traditionen pochten und sich nicht „romanisieren“ lassen wollten, auch im Sommer. Von daher war es für sie nun nicht der größte Schock, aber in Rom selber hätte sie das doch nicht erwartet. Da traf man auf Hosen doch eher selten.
Dass er sie seinem Sklaven vorstellte, war dann aber doch etwas abseits des üblichen. Ihr Bruder hätte da wahrscheinlich getobt, denn indirekt stellte er den Wächter damit mit ihnen auf eine Stufe. Und er war da sehr pingelig, was Standesunterschiede anging. Sie hingegen sah das nicht so streng. Diana machte keinen Unterschied zwischen Freien und Unfreien, also hatte sie schon lange beschlossen, die Unterschiede so gering wie möglich zu halten. Sie war zu ihren eigenen Sklaven immer freundlich und bat, wo sie nicht befehlen musste. Und auch hier war es vielleicht ungewöhnlich, so vorgestellt zu werden, aber nicht schlimm.
Allerdings machte ihr Silko als Person doch ein wenig Angst. Oder nicht direkt Angst, aber er war sehr Respekt einflößend. Selbst seine tiefe Stimme unterstrich seine Größe und Kraft eher, als dass es sie milderte. Aber Flava bemühte sich um eine ausgeglichene Haltung, immerhin war der schwarze Mann sehr höflich und freundlich. Und sie freute sich auch viel zu sehr, Verus wiederzusehen, als dass irgend ein Schreck das Lächeln lange aus ihrem Gesicht fernhalten könnte.
“Es freut mich auch, Silko.“
Sie lächelte den großen Mann kurz schüchtern an, und wandte sich dann mit einem doch auffällig verliebteren Lächeln wieder an Verus.
“Ja, ich habe etwas Weihrauch und einen Pelz mit. Ich hoffe, es gefällt Diana. Ich hatte erst überlegt, einen Hasen zu opfern, aber ich dachte, heute ist kein Tag für Blut.“
Und der Pelz war auch wesentlich kostbarer als ein Hase, da es ein unblutiges Opfer aber war, war es nicht gar so protzig. Zumindest war so Flavas Überlegung, sie konnte nur hoffen, dass die Göttin ihr da zustimmen würde. -
Einen Moment überlegte schon Flava, ob sie wirklich bleiben solle, als sich ihr Mitschüler direkt an sie wandte. Ein wenig überrascht war sie schon, vor allem auch über die Einladung. Konnte sie so etwas denn annehmen? Kurz blickte sie zu dem Aurelier, als einzigen weiteren Mann im Raum und so etwas wie die Ordnungsmacht in diesen Räumen, aber nur einen kurzen Augenblick. Immerhin war dieser weder mit ihr verwandt noch für sie direkt verantwortlich, also konnte er ihr da auch nicht sagen, ob sie das durfte oder nicht.
“Ich denke, es wäre ein interessantes Thema. Und letztlich ist kein Wissen unnütz, nicht?“
Bleiben und sich ein wenig über die Germanen anzuhören konnte sicher nicht schaden. Und Flava wollte gerne alles wissen, was es so zu erfahren gab, sehr wissbegierig wr sie ja. Aber der viel interessantere Grund für ihr Hierbleiben war eigentlich die Einladung, die anzunehmen sie sich nicht ganz traute.
“Nun, Verus, vielleicht können wir nachher ja sehen, ob der Regen aufgehört hat und es dann entscheiden.“
Es war ja sicher nichts dabei, mit ihm bei schönem Wetter ein wenig die Tempel zu besuchen. Wenn sie das selbst im Regen machen würde, wäre das sicher Grundlage für Tratsch, aber so wäre es doch gewiss nur ein harmloser Spaziergang zweier discipuli? Aber auch, wenn Flava sich selbst das schön für sich so zurechtlegte, konnte sie Verus dabei doch nicht direkt in die Augen schauen und konzentrierte sich stattdessen lieber auf den Fußboden. -
Der nächste Tag hatte gar nicht schnell genug kommen können für Flava. Nachdem sie am gestrigen Tage wieder nach Hause gekommen war, war sie die Hälfte der Zeit mit einem Lächeln herumgelaufen und hatte sich schon überlegt, was sie anziehen sollte und worüber sie und Verus reden könnten. Und natürlich hatte sie über ein Opfer an Diana nachgedacht, wenn diese Überlegungen auch viel weniger Zeit in Anspruch genommen hatten.
Schon am Morgen hatte Flava ihre arme Sklavin herumgescheucht, um ihr mit den Haaren zu helfen. Sie wollte perfekt aussehen. Stunden hatte sie sich mit der passenden Kleiderauswahl aufgehalten, bis schließlich alles perfekt gewesen war. Und dann, als sie sich so betrachtete, hatte sie alles wieder verworfen. Ihr Bruder wäre mehr als misstrauisch geworden, wenn sie so aufgedonnert losgezogen wäre. Und natürlich wäre es vielleicht auch ein wenig auffällig für Verus gewesen. Also hatte sie sich in eine einfache Stola aus blau gefärbter Wolle gekleidet, dazu eine passende Palla. Schmuck trug sie keinen, dafür hatte sie aber einen Beutel mit, in dem sie die Opfergabe für Diana verpackt hatte. Der Pelz war nicht schwer, aber Flava wollte ihn nicht so offen herumtragen, erst recht nicht auf dem Aventin. Und natürlich hatte sie auch Weihrauch mitgenommen.
Und so wartete sie wie vereinbart am verabredeten Punkt darauf, dass Verus und sein Custos Corporis sie abholen würden. Ein bisschen nervös war sie jetzt schon. Weniger wegen dem Weg zum Aventin, als vielmehr wegen Verus selbst. Vielleicht war sie ja doch zu einfach angezogen? Oder vielleicht hatte sie seine Blicke auch völlig falsch gedeutet und machte sich etwas vor? Und was, wenn sie es richtig gedeutet hatte, was machte sie dann? Fragen über Fragen, und nicht die geringste Antwort. Sie wusste nur, dass sie sich freute, ihn wiedersehen zu können, und sie hoffte inständig, dass niemand bekanntes ihren Weg kreuzen und es Flavus erzählen würde. Ihr Bruder würde deswegen gleich wieder wütend werden, und dabei ging sie ja nur mit ihm spazieren und sonst nichts.
Erwartungsvoll schaute sich Flava ein wenig um, ob sie Verus schon kommen sehen könnte.Sim-Off: reserviert
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Er berührte sie am Arm, stützte sie damit leicht. Und in diesem Augenblick war das auch kurz nötig, denn Flava fühlte sich plötzlich ziemlich schwach auf den Beinen. Fast schon erschrocken blickte sie auf und versuchte, die Haltung zu wahren. Dass sie sich in aller Öffentlichkeit so peinlich benehmen würde, das war ja wirklich kaum auszudenken. Und doch fühlte sie sich, wie es in so manchem Gedicht einmal beschrieben wurde. Aber sie wollte sich nichts anmerken lassen, immerhin war sie eine anständige junge Dame.
“Es geht schon. Ich fühlte mich nur eben ein wenig schwindelig.“ Hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Verdammt. Und sein Kompliment half auch nicht wirklich, denn Flava musste ungewollt Lächeln dabei. Sie heftete ihren Blick auf die Pflastersteine vor ihr, um ihn nicht so direkt anzulächeln. Sie wusste, würde sie ihn ansehen, würde sie noch rot werden, und das wäre dann die vollkommene Katastrophe, hier so auf offener Straße.
“Oh, bestimmt wärst du aber ein hervorragender Pontifex. Du könntest das ja auch in Germania dann sein, die benötigen doch sicher auch immer jemanden, der sich so für den Cultus engagieren will.“
Nun blickte sie doch noch einmal kurz auf, und schaute ihm kurz in seine blauen Augen. Dabei musste sie wieder lächeln, also schaute sie rasch wieder zu den Tempeln hinüber.
“Aber sacerdos publicus ist für den Anfang sicher eine ehrbare Aufgabe, mit der man dem Cultus gut dienen kann.“
Sie gingen noch ein bisschen, als Verus meinte, er müsse gehen. Flava musste eigentlich auch nach Hause, aber sie wollte eigentlich noch gar nicht. Sie hätte gerne noch länger mit ihm spazieren können, und seine Worte machten sie seltsam traurig.
“Nun… morgen? Oh, oder ist das zu früh? Du hast sicher viel zu tun, du hast ja bald deine Prüfung, und da gibt es ja sicher vieles, was du noch erledigen musst. Ich möchte dich da nicht irgendwie davon abhalten oder dir zur Last fallen. Es geht auch an jedem anderen Tag.“
Den letzten Satz hätte sie vielleicht nicht sagen sollen, aber nun war er schon heraus. Überhaupt war sie doch sehr forsch gewesen mit ihren Worten, und sie hoffte, er empfand sie nun nicht als zu aufdringlich. -
Er wollte einen guten Eindruck auf ihre Verwandten machen? Flava bemühte sich um äußere Ruhe, aber ihr Herz hatte angefangen, in schnellerem Takt zu schlagen. Fragen schossen ihr durch den Kopf. Weswegen wollte er so gerne einen guten Eindruck hinterlassen? War das nur, weil er, wie er sagte, ein anständiger Mann war und diesen immer hinterlassen wollte, oder gab es dazu einen besonderen Grund? Und lag dieser Grund vielleicht bei ihr?
Flava war aufgeregt, allein schon über diese Möglichkeit. Natürlich hatte sich der ein oder andere junge Mann schon mal für sie interessiert, aber sie war bislang immer zu gut von ihrem Bruder bewacht worden. Das hier war die erste Situation, in der sie da vollkommen alleine war und Flavus nicht jeden Mann vergraulte, der auch nur in ihrer Nähe war. Und Verus war auf seine weise auch sehr süß und… nein, sie sollte aufhören, so zu denken. Das war bestimmt nicht recht, und sie träumte ja auch vielleicht nur.Verus wechselte auch schnell das Thema und fragte sie, was sie denn werden wolle. Darüber hatte sie sich noch nicht einmal so recht Gedanken gemacht. Sie wollte nur schon immer dem Cultus Deorum beitreten und Diana dienen, über alles weitere hatte sie noch nicht nachgedacht. Aber jetzt, wo er es erwähnte, hatte sie eigentlich die besten Möglichkeiten, auch ein höheres Amt zu erreichen. Wenn es Vater gefiele und er es erlaubte, versteht sich. Doch bevor sie richtig darauf antworten konnte, platzte Verus schon mit der nächsten Idee heraus, und die verschlug Flava nun wirklich erst einmal die Sprache. Hatte er sie gerade nach Mogontiacum eingeladen? Um ihr seine Heimat zu zeigen? Flava fühlte sich einen kurzen Moment ziemlich wackelig und blieb sicherheitshalber kurz stehen. Sie wollte nicht, dass Verus ihre Unsicherheit bemerkte, und wenn sie taumelte, fiel das ganz sicher mehr auf, als wenn sie kurz stehen blieb.
“Ich, nun…“, Flava versuchte, ein bisschen weniger zu stammeln. Sie musste kurz noch einmal ihre Gedanken sammeln, ehe sie ihm vernünftig antworten konnte. Ihr Herz flatterte dabei immer noch wie ein gefangener Schmetterling in ihrer Brust.
“Das wäre sicher sehr schön. Ich bin noch nie dort gewesen. Und vielleicht, wenn es dort doch einen Tempel der Diana gibt…“ Was bei allen Göttern redete sie denn da? Was wäre dann? Sie konnte doch nicht ernsthaft darüber nachdenken, und sicher wäre ihre Verwandtschaft wenig begeistert. Ihr Bruder würde es gewiss nie erlauben! Und ihren Vater kannte sie nicht und konnte es daher nicht einschätzen.
“Aber das kann ich nicht allein entscheiden. Da muss ich erst warten, bis mein Vater zurückgekehrt ist, bevor ich daran denken kann…“
Sie sollte vielleicht doch auf das unverfänglichere Thema davor zurück kommen. Eine Einladung von ihm in eine andere Provinz konnte sie nicht einfach so annehmen, aber ablehnen wollte sie sie auch nicht. Sie fände es im Gegenteil sehr schön, ein wenig mehr Zeit mit Verus verbringen zu können. Egal ob in Rom oder eben in Mogontiacum.
“Und was ich werden möchte, nun, darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich wollte immer nur Diana ehren und anderen helfen, es ebenso zu können. Von daher wäre ich wohl schon zufrieden, sacerdos zu sein. Aber ich könnte mir auch vorstellen, mich vielleicht ein wenig mehr zu engagieren, vielleicht Pontifex werden.“
Den passenden Ordo hatte sie ja bereits durch ihren Vater, so dass sie den Rest in Angriff nehmen könnte. Allerdings würde sie sich da auch erst einmal informieren müssen, was genau sie dafür alles tun musste. Und natürlich brauchte sie auch hierfür wieder die Einwilligung des Vaters.
"Was möchtest du denn werden? Oder genügt es dir, sacerdos für Iuno dann bald zu sein?" -
Flava bemühte sich, bei den letzten Worten des Aureliers ruhig und gelassen zu wirken, und nicht einem schüchternen Reflex folgend den Blick zu senken und rot anzulaufen. Immerhin war sie kein Kind mehr, und wenn sie nicht einmal genug Mumm in den Knochen hätte, so ein Gespräch zu führen, wie sollte sie dann in Gegenwart einer Gottheit ein Tier opfern können, was ja wohl ungleich schwerer wäre? Und sie war ja auch nicht weltfremd, natürlich hatte sie schon mal einen nackten Mann gesehen.
Daher nickte sie nur einmal kurz und stumm, als Verus sie aus dieser Situation mit seiner Frage rettete.
Sie konnte nicht umhin, ihn kurz anzulächeln. Aber wirklich nur kurz, dann hatte sie sich wieder soweit unter Kontrolle, gesittet und anständig dazusitzen, mit neutralem Gesichtsausdruck. Sie überlegte, ob sie die Antwort wusste. Bei dem Tempel der Epona in Britannia war das ein Magistrat gewesen, soweit sie sich erinnerte. Aber sie war sich nicht mehr ganz sicher, das war dann doch eine ganze Weile schon her. Und außerdem ging die Frage ja auch an den Lehrer und nicht an sie, und es wäre sicher unhöflich, einfach dazwischenzuquatschen. Also wartete sie einfach schweigend, was Orestes erwidern würde.
Für ihre erste Unterrichtsstunde fand Flava das ganze schon sehr spannend und äußerst lehrreich. Zuhause hätte sicher nie jemand so klar mit ihr gesprochen und ihr das alles so gut erklären können. Dort fanden sie alle immer zu lieb und süß, um sie mal auf einen Fehler wirklich hinzuweisen oder ihr wirklich schwere Aufgaben zu stellen, bei denen Gefahr bestand, dass sie sie nicht konnte. So war sie sehr froh um diesen Unterricht hier, wo sie wie eine erwachsene Frau und nicht wie ein kleines Mädchen behandelt wurde. -
Männer! Für die war eine weiße Toga wie die andere.
„Ja, schon, aber hast du denn schon eine? Ist sie auch wirklich ganz weiß? Ist der Saum anständig vernäht? Wie ist der Faltenwurf? Wieviele Falten hat sie? Muss sie gestärkt werden?“
Das war alles wichtig! Zumindest, wenn man einen perfekten Eindruck hinterlassen wollte. Dass Männer da aber auch manchmal absolut gar kein Gespür dafür zu haben schienen!
„Ich will doch, dass du dort perfekt auftreten kannst, wie ein Sieger, nicht wie ein Bettler.“
Nicht, dass ihm die Toga noch von der Schulter rutschte, weil eine Falte nicht so hielt, wie sie sollte, oder das Ding am Boden streifte oder ähnliche Katastrophen. Manchmal war ihr Bruder, so ambitioniert er auch sonst war, doch so hilflos und unerfahren wie ein kleines Kind. Aber zum Glück hatte er ja seine Schwester, die schon dafür sorgen würde, dass er perfekt gekleidet vorsprechen würde. -
Was ihr Lehrer da sagte, erschien Flava sehr logisch. Wenn die Gottheit dafür einen neuen Tempel bekam, dann konnte man mit ihr sicher über den Abriss eines alten verhandeln. So lief man dann sicher keine Gefahr, dass die pax deorum ins Wanken geriet, weil ein Gott den Menschen zürnte.
„Nein, dazu nicht. Aber du fragtest vorhin noch nach dem Zusammenhang der Form der Tempel und der Verehrung der Gottheit. Ich muss gestehen, ich dachte, die Form spiegele nur die Vorliebe der jeweiligen Gottheit wieder. So dass die eine eher runde aedes wünscht und die andere eher eckige. Hat denn die Form noch eine tiefere Bedeutung?“
Flava war auf diesem Gebiet wirklich vollkommen unwissend und sehr naiv daran gegangen. Für sie waren die einen Tempel rund und die anderen eckig, weil die jeweilige Gottheit das so haben wollte. Sie hatte sich da nie über irgendwelche Bedeutungen von geometrischen Figuren den Kopf zerbrochen, so dass ihr die Frage vorhin auch sehr überraschend auffiel. Und nun war natürlich ihre Neugier geweckt, denn so etwas zu erfahren war schon aufregend für sie. Und als angehende Priesterin sollte sie so etwas sicher wissen. -
„Das ist ja phantastisch! Oh, Marcus, das sind wirklich wunderbare Neuigkeiten!“
Freudestrahlend umarmte Flava ihren Bruder und drückte ihn einmal fest an sich. Aber nur kurz, immerhin war in dieser Position sein Kopf etwas unvorteilhaft bei ihr auf Brusthöhe und ihre Tür war nicht abgeschlossen. Und Flava achtete immer sehr darauf, was andere von ihr denken könnten. Gerade, da sie hier noch so neu waren.
„Hast du denn schon etwas passendes anzuziehen? Oh, und vielleicht solltest du auch vorher zum Barbier, dir die Haare ordentlich richten lassen.“
Das waren jetzt typische Frauensorgen, aber Flava wusste, wie wichtig ein perfektes Auftreten bei solchen Gelegenheiten war. Und sie wollte doch, dass ihrem Bruder die Welt zu Füßen lag. -
Im Gegensatz zu ihrem Bruder hing Flava förmlich an Serapios Lippen. Sie beneidete ihn ja so sehr darum, ihren Vater zu kennen, und wie gerne hätte sie noch so viel mehr von ihm gehört. Sie war auch schon im Begriff, ihrem Cousin eine frage zu stellen, als Flavus plötzlich anfing, sein Temperament zu zeigen. Ihr Zwilling brüllte fast los, als er anfing, sich über ihren Vater aufzuregen. Und seine Worte waren gemein und beleidigend, so dass Flava unruhig zwischen ihm und Serapio hin und her schaute. Musste er denn jetzt schon anfangen, sich zu streiten?
Traurig ruhten ihre Augen auf ihm, als sie überlegte, was sie tun sollte. Sie wollte ihn gerne beruhigen, ihn einfach umarmen wie zuhause bei den Großeltern, und so seinen Zorn in sanften Schranken festhalten. Aber sie wollte ihn auch nicht vor dem Vetter bloßstellen und dem möglichen Spott aussetzen, dass er sich von einem Mädchen habe in die Schranken weisen lassen. Und auf der anderen Seite wollte sie nicht, dass Serapio nun wütend auf Flavus werden würde. Sie wollte sich doch so gerne noch mit ihm unterhalten und mehr über den Vater erfahren. Serapio war nur etwas älter als sie, er würde den Vater auch aus der Perspektive eines Kindes sicher betrachten können und nicht nur aus der eines Bruders. Und sie wollte sich doch so gern über ihn unterhalten und ihm so ein wenig näher sein, wenn es sonst schon nicht ging.
Bevor der Streit eskalierte, stand Flava also schnell auf und trat genau zwischen Flavus und Serapio. Traurig schaute sie kurz zwischen beiden hin und her. Sie wollte nicht, dass die beiden sich deswegen nicht verstanden.
„Bitte, lasst uns nicht streiten.“ Bei diesen Worten ruhte ihr Blick etwas länger auf ihrem Bruder als auf ihrem Cousin. Sie hoffte, dass er sich wieder beruhigen würde. Heute war bislang doch so ein herrlicher Tag gewesen.
„Faustus? Du kennst ihn persönlich? Darf ich dich ein wenig nach ihm fragen? Ich würde so gerne mehr von ihm erfahren, wie er aussieht, wie er so ist… Ich muss zugeben, ich beneide dich darum, dass du ihn kennen lernen durftest.“
Ihr Blick war aufrecht und neugierig, und sie hoffte, ihr Cousin würde die goldene Brücke nehmen, die sie ihm gerade geschlagen hatte, und nicht auf diesen Streit bestehen. -
Dass er nicht einmal das Wort „Vater“ benutzen konnte? So schwer war es ja nicht, es hatte nur zwei kleine Silben. Aber Flava hatte schon aufgegeben, ihren Bruder da zu drängen. Lieber schaute sie, was in dem Beutel denn nun war.
“Marcus! Das müssen… fünfzig.. neunzig… du bist verrückt.“
Aber man konnte Flavas Stimme anhören, dass sie sich dennoch freute. Lächelnd stand sie auf und drückte ihren Bruder einmal.
“Keine Sorge, ich werd schon sorgsam damit umgehen.“
Flava war noch nie besonders verschwenderisch gewesen. Um genau zu sein, gab sie nur dann Geld aus, wenn es nötig war und sie etwas brauchte. Sie war sehr genügsam, was das betraf. Natürlich brauchte sie auch manchmal unbedingt eine neue Tunika oder ein neues Paar Schuhe oder ganz dringend eine Halskette mit einem Anhänger in Ährenform oder dergleichen, wie alle Mädchen nun mal. Aber im großen und ganzen war sie sparsam. -
„Du störst mich nie, Bruderherz. Wir haben nur gerade ein wenig meine Haare gekämmt und frisiert, aber das hat auch Zeit. Was gibt es denn?“
Natürlich freute sich Flava immer, wenn ihr Bruder sie besuchen kam, da brauchte er nicht unbedingt einen Grund haben. Aber trotzdem fragte sie immer nach, weil ab und an gab es doch einen Grund. -
Zusammen mit einer Sklavin kümmerte sich Flava gerade um ihr langes Haar, als es anklopfte. Sie war schon drauf und dran, es zu ignorieren. Immerhin war die Haarpflege doch etwas sehr persönliches und Anliegen konnten sicher noch eine Weile warten. Abgesehen davon, dass es ja eigentlich ohnehin nichts geben sollte, wobei dringend ihre Meinung oder Anwesenheit benötigt würde.
Aber auf der einen Seite war Flava viel zu anständig, um wirklich jemanden vor ihrer Türe warten zu lassen, und auf der anderen Seite erkannte sie auch gleich die Stimme ihres Bruders. Sie gab der Sklavin einen Wink, dass sie aufhören konnte, ihr Haar zu bürsten.
„Ja, komm herein.“
Dem Mädchen zugewandt flüsterte sie noch zu: „Komm bitte in einer halben Stunde wieder, dann machen wir mit den Haaren weiter.“ Die musste nicht nebenbei stehen bleiben, wenn sie und ihr Bruder sich unterhielten. Die Sklavin verbeugte sich leicht und ging dann zu der Tür hinaus, durch die ihr Bruder eintrat. -
Flava ließ es gut sein und ließ sich einfach zurücksinken. Es dauerte nur ein paar Atemzüge, und auch sie schlief tief und fest in der Umarmung ihres Bruders.
Als sie aufwachte, war es noch dunkel. Sie lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge ihres Bruders, er schlief noch. Ganz vorsichtig hob sie seinen Arm an, immer darauf achtend, ihn nicht zu wecken. Schließlich konnte sie sanft aus seiner Umarmung herausgleiten, ganz vorsichtig und leise. Als sie seinen Arm wieder hinlegte, rührte sich Flavus ganz kurz im Schlaf, und sie machte leise einmal kurz „Shhh“ und streichelte ihm über die nackte Brust, bis er wieder ruhig lag. Sie krabbelte aus dem Bett und deckte ihren Bruder vorsichtig richtig zu. Er sollte noch ein wenig länger schlafen, sie wollte ihn so früh nicht schon aufwecken.
Ganz leise tappte sie zur Tür und öffnete lautlos den Riegel. Sie sah noch einmal zu ihrem Bruder herüber, der immer noch schlief. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Er sah im Schlaf so ruhig und friedlich aus. Ganz leise öffnete sie die Tür und schlich hinaus. Noch schlief das ganze Haus, und das nächtliche Beisammensein war hoffentlich unbemerkt geblieben. Flava ging leise durch den Gang und zurück in ihr eigenes Cubiculum. -
Flava atmete ruhig und gleichmäßig, während sie ihm zuhörte. Ihre Hand in seiner wirkte so zart, und er nahm sie so vorsichtig. Sie fragte sich, warum er nicht zu allen Frauen so zart und vorsichtig war, wie er es mit ihr war. Wie konnte ein Mann auf der einen Seite so liebevoll seine Schwester berühren, und auf der anderen Seite einen so tiefen Abgrund des Zorns in sich bergen, dass Sklavinnen weinend vor ihm flüchteten?
„Ich mag es, wenn du so sanft bist“, meinte sie schließlich schon im Halbschlaf und schloss wieder die Augen. In seiner Nähe fühlte sie sich einfach wohl, und es war ja auch schon spät. Sie musste nur noch den Rest ihrer Gedanken loslassen, und schon wäre sie eingeschlafen. Aber noch nicht jetzt.
„Ich glaube, ich habe von dir geträumt, Marcus. Dass du mich brauchst…“ Flavas Zunge wurde bereits schwer. Sie musste aufpassen, nicht mitten im Satz doch einzuschlafen. Und auch stimmte nicht so ganz, was sie sagte. Jetzt wusste sie, dass ihr Bruder sie gerade brauchte, aber geträumt hatte sie eigentlich ein wenig was anderes. Aber das war auch nicht so wichtig, wichtig war, sie war jetzt hier und ihr Bruder konnte der sanfte, liebe Bruder sein, den sie so sehr schätzte. -
„Danke“, strahlte Flava glücklich ihren Cousin mit leicht schief gelegtem Kopf an. Sie war so froh, dass es für mehrere Menschen wohl gereicht hätte, und sie teilte diese Freude gerne mit ihren Verwandten.
„Der Septemvir meinte, es dauert in etwa eine Woche. Und dabei bin ich jetzt schon ganz aufgeregt! Ich hoffe, ich halte es bis dahin durch, am liebsten wäre ich gleich los in die Tempel gelaufen. Ich fürchte, ich bin da etwas ungestüm.“
Entschuldigend, aber immer noch von ihrer Begeisterung durchdrungen, lächelte Flava die beiden Männer nacheinander an. Den Blick von ihrem Bruder an Serapio bemerkte sie gar nicht. Sie war grade viel zu freudig, um auch nur irgendeine schlechte Stimmung zu bemerken, für sie war die Welt heute einfach nur perfekt.
„Oh, aber ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht bei eurem Gespräch irgendwie unterbrochen. Ich wollte nur kurz hier vorbeischauen, bei der Göttin. Ich weiß nicht mehr, wer mir erzählt hat, Vater hätte das hier für Mutter bauen lassen. Die Laube ist wunderschön, nicht?“
Flava sah zu der Statue, die so erhaben auf sie hinabblickte, und bekam einen träumerischen Gesichtsausdruck. Dass sie schon wieder das Gespräch damit vielleicht umgelenkt hatte, bemerkte sie noch nicht einmal. Sie war einfach nur froh, hier zu sein mit zwei ihrer Verwandten. -
Flava sah immer wieder prüfend zu Verus hinüber. Immerhin war er der ältere Schüler und hatte daher sicher das Vorrecht auf die erste Antwort. Aber er schien ihr geradezu den Vortritt anzubieten. Nachdem sie so dreimal zu ihm herübergeschaut hatte, bemerkte sie schließlich, dass ihre Wangen wohl gleich rot werden würden, und schaute lächelnd zu Boden. Sie brauchte einen kurzen Atemzug und hoffte, ihr Lehrer hatte es nicht bemerkt, ehe sie ruhig antwortete. Sie hoffte nur, sie vergaß nichts wichtiges.
„Es gibt auch Orte, die Göttern heilig sind. Haine oder Berge, die verschiedenen Gottheiten geweiht sind. Oder auch Wegkreuzungen, die Mercurius geweiht sind, oder den Laren.“
Das waren zwar keine „richtigen“ Gottheiten, aber wenn Flava schon mal anfing, dann vollständig. Und die lares compitales oder auch die lares viales verdienten genauso Beachtung und Verehrung wie jede andere höhere Macht, die diese Welt zusammenhielt. Warum also sollte sie sie nicht wenigstens erwähnen?
„Wenn ein Tempel gebaut werden soll, muss der Ort zunächst von allem Menschlichen befreit werden, und auch von allen Geistern außer dem der Gottheit, der der Tempel gehören soll. Dazu gibt es die litatio durch einen Auguren. Wenn das vollbracht ist, muss noch eindeutig bestimmt werden, dass dort nun ein Tempel gebaut werden soll, durch den Bauleiter. Nach der consecratio dann kommt noch die effatio, wo bestimmt wird, wie der Tempel dann sein soll. Das macht dann aber wieder ein Augur, und nicht mehr der Bauherr. Und dann kann man einen Tempel an diesem Platz bauen, so wie es bestimmt wurde.“
Flava überlegte, ob sie etwas vergessen hatte. In dem Örtchen in Britannia wurde nur einmal ein neuer Tempel für Epona gebaut, und das war schon eine ganze Weile her. Sie hoffte, sie hatte nichts vergessen. Doch dann fiel ihr noch etwas ein, und sie schon ein hastiges „Oh, und wenn der Aedes fertig gestellt ist, muss er natürlich noch geweiht und der Gottheit übergeben werden.“ hinterher. Beinahe das wichtigste vergessen, wie peinlich.
Wie man einen Tempel richtig abriss, davon hatte sie allerdings keine Ahnung. War die entsprechende Gottheit dann nicht böse, wenn man einfach ihren Besitz kaputt machte? Aber vielleicht wusste ihr Mitschüler das ja, und außerdem wäre es sicher ungebührlich, wenn sie alles beantworten würde. Also schwieg sie einfach, weil den Rest wusste sie auch nicht so wirklich. Und mehr als einmal am Tag etwas falsches sagen wollte sie vermeiden. -
Eigentlich war Flava ja auch viel zu alt dafür, und eigentlich wollte sie hier ja auch gar nicht die ganze Nacht bleiben. Aber angesichts der Situation änderte sie ihre Pläne kurzerhand. Dem aufgewühlten Geist ihres Bruders würde es gut tun, sie in der Nähe zu haben. Wenn er bei ihr war, war er sanft und ruhig, nicht so wild und gewaltvoll, wie er vorhin wohl gewesen war. Und es wäre besser für sie beide, und vor allem besser für die Sklavin, wenn ihr Bruder nicht wieder zu diesem gewaltvollen Wesen würde. Für eine Nacht würde es schon gehen.
Flava lächelte ihren Bruder leicht an und schlüpfte zu ihm ins Bett. Normalerweise hätte sie die Tunika vorher noch ausgezogen, aber das ließ sie vielleicht doch lieber. Sonst entstand wirklich noch ein völlig falscher Eindruck, sollte der Riegel doch nicht so geschlossen sein, wie er schien.
Sie wartete, bis er sich auch hingelegt hatte und sie in die Arme nahm. Sie kuschelte sich leicht in seine Arme und seufzte einmal wohlig und leise. Jetzt waren sie ein perfekter Mensch, nicht zwei Hälften dessen, was sie hätten sein können. Flava sah es gerne so, denn so fühlte es sich an. Flavus war das Kräftige, Starke, Männliche, manchmal auch das Dunkle und Erschreckende. Sie war das Sanfte, Helle, Leichte und Weibliche, aber auch das Zögerliche und Ängstliche. Gemeinsam waren sie vollkommen, und er war für sie die fehlende Stärke und sie seine fehlende Ruhe. Ob es Verus mit seiner Zwillingsschwester wohl genauso ging? Lustig, dass sie gerade jetzt daran denken musste.
„Marcus? Glaubst du, dass sich zwei Menschen eine Seele teilen können? Und der eine das sieht, was der andere fühlt, und umgekehrt?“
Sie war jetzt schon schlaftrunken und redete leise und langsam. Aber sie wollte gerne seine Meinung hören.