Beiträge von Marcus Achilleos

    Mit dem Museion würde ich wohl nicht in Schwierigkeiten kommen. Und selbst wenn schon, das würde auch nicht mehr ins Gewicht fallen. Schwierigkeiten hatte ich auch so schon genug. "Passiert schon nicht," meinte ich deshalb lapidar.


    "An toten Schweinen, ja?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Na hoffentlich werde ich nie unter die Kategorie fallen." Ich lachte amüsiert. "Nein, Scherz beiseite. Ich denke, dass das als Übung ausreichen muss. Wird auch hoffentlich nicht oft nötig sein, mich zu verarzten. Das letzte Mal habe ich mir selbst die Wunde mit Essigwasser ausgewaschen und dann vernäht und verbunden." Ich schlug meinen linken Ärmel zurück. Dadurch wurde eine lange, aber sehr schmale Narbe auf meinem Unterarm sichtbar. "Meine erste ernsthafte Verletzung in einem Kampf." Mit einer schnellen Bewegung meines linken Arms war der Ärmel wieder nach vorne gerutscht.

    Ohne Kampferfahrung? Das war schlecht. "Lass mich dir einen Tipp geben: Du darfst keine Gnade zeigen! Und nicht zu viel nachdenken. Nachdenken kannst du später noch genug, und das wirst du. Und mach' dir keine Sorgen, dass ich wegsterbe. Ich war schon in einigen Kämpfen und gestorben bin ich noch nie." Ich grinste.

    "Ich habe am Museion unterrichtet. Geographie. Und selbst? Patroullie?" Ich öffnete das Tor. "Mir geht es soweit ganz gut. Der Arm ist gut verheilt und meine Schüler machen sich auch ganz gut. Übrigens, stell dir vor, ich habe eine Sklavin. Ein Händler, dem ich manchmal bei der Bewertung von Seide und Gewürzen helfe, hat sie mir geschenkt. Keine Ahnung, warum, aber er hat es getan. Von ihm habe ich auch schon das Grundstück für die Akademie erhalten. Kannst du dir das vorstellen, ich und eine Sklavin?" Ich lachte, doch dann fiel mir etwas auf der Starße auf. Ich sah zur Straßenecke, die weiter vom Tor entfernt war. Da kamen fünf Lanzenträger entlang und noch einer mit einem Kurzschwert. "Das ist aber seltsam... die sehen gar nicht aus wie Stadtwächter..."


    "Da ist ja der Römerfreund! Und einen Römer noch gleich dabei! Macht sie fertig!" rief der Schwertträger in perfektem Koiné. Das war schon seltsam, weil sie eher wie Ägypter gekleidet waren. Dann stürmten die Lanzenträger auch schon auf uns zu.


    Ich schob Matrinius schnell durchs Tor und folgte ihm. Dann schloss ich das Tor. "Wusste ich's doch! Ähm... kurze Lagebeschreibung: Das Tor wird nicht lange halten und die sind uns drei zu eins überlegen. Ich schlage vor, dass wir sie erstmal hier im Gang erwarten und uns langsam zum Tor zum äußeren Hof zurückfallen lassen. Dort müssen wir sie dann aufhalten. Schon mal gekämpft?" Dabei zog ich mein Schwert. Die Klinge war deutlich länger als die eines Gladius, zumal ich das Jian in leichter Überlänge fertigen ließ. Dadurch konnte ich es auch anderthalbhändig führen.

    Ich kam gerade vom Museion zurück. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass mich jemand verfolgen würde, aber ich konnte es nicht beweisen, denn jedesmal, als ich mich umsah, sah alles ganz normal aus. Als ich dann Matrinius am Tor erblickte, hellte sich mein gesicht etwas auf. "Salve Matrinius, wie geht es dir?"

    Ich brauchte Alsuna also keine Kleidung zu kaufen. Das war schon mal gut. "Kleidung und Schmuck bleiben bei dir. Deshalb muss ich es auch nicht sehen." Wenn ich sie irgendwann einmal in die Freiheit entlassen würde, dann hätte sie schon mal einen Anfang, um über die Runden zu kommen.


    "Heilkunde? Nun, da kannst du sicher etwas am Museion lernen. Ebenso über das Zusammenspiel von Körper und Seele. Du kannst zwar nicht offiziell als Schülerin aufgenommen werden, aber vielleicht kann ich etwas tricksen und einen Kollegen am Museion um einen Gefallen bitten. Ich werde sehen, was ich da tun kann. es kann auch nicht schaden, wenn du mich zusammenflicken kannst, wenn das nötig ist. Hast du schon mal Wunden gereinigt und vernäht?" Es war durch meine Bemerkung wohl klar, dass ich damit keine einfachen Wehwehchen meinte, die man sich im Haushalt ab und an zuzieht. Die mussten in der Regel nicht vernäht werden.

    Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Ich sage nicht das alle Menschen in Rhakotis Verbrecher und Aufrührer sind. Aber viele von ihnen schon. Und das willst du ihnen austreiben durch... Bildung?“


    Der Präfekt lachte kurz trocken auf.


    “Du bist wirklich ein Philosoph!“


    Ich zuckte mit den Schultern. "Schon möglich. Da es vor mir aber noch niemand versucht hat, ist es einen Versuch wert. Wenn es nicht funktioniert, dann ist alles wie gehabt, aber wenn es funktioniert, dann ist es eine Verbesserung. Selbst, wenn es nur eine kleine Verbesserung ist. Wie dem auch sei... du hast sicher noch eine Menge Arbeit zu erledigen, wovon ich dich nicht länger als nötig abhalten will. Eine Sache möchte ich aber noch erwähnen: Wenn ich Rom zu Diensten sein kann, dann befiehl mir, und ich werde folgen."

    Ich nickte. "Verstehe. Ähm... andere Sache: Hat Memnos dir genug Kleidung mitgegeben?" Wenn nicht, dann würden wir wohl erstmal einkaufen gehen müssen. "Und vielleicht auch etwas einfachere Kleidung?" Das wäre in Rhakotis sicher besser. Ihre momentane Kleidung war zwar sehr schön und gab Alsuna das Aussehen einer Dame, aber für alltägliche Arbeiten war diese Kleidung ungeeignet. Wobei Alsuna darin wirklich schön anzusehen war, musste ich ihr zugestehen. Jedenfalls jetzt, wo es mir auffiel.
    "Was für Interessen hast du eigentlich? Also, ich meine, wenn du ganz frei entscheiden könntest, womit würdest du dich dann beschäftigen?" Ich wusste nicht, ob sie sich jemals darüber Gedanken gemacht hatte, aber ich hielt es für wichtig. Langfristig war mein Plan, Alsuna auf die Freiheit vorzubereiten. Und da war es durchaus nützlich, ihre Interessen zu kennen.

    "Hmm..." Alsunas Worte stimmten mich nachdenklich. Sie hatte nicht unrecht, aber ich würde sie trotzdem so behandeln, wie eine Untertanin, und nicht, wie eine Sache. "Warst du eigentlich schon immer Sklavin?"


    Langsam ging ich wieder in den inneren Hof.

    Aha. Daran lag es also. Sie wusste mit dem Begriff Jìnshì nichts anzufangen. Oder genauer, sie kannte die Bedeutung nicht und wollte nichts falsch machen. "Nun ja, Jìnshì ist zunächst einmal der Titel eines Menschen, der die höchste Beamtenprüfung in Ch'in bestanden hat. Streng genommen ist es also der Titel eines Gelehrten. Ich bin dadurch berechtigt, andere Menschen auf alle Prüfungen für Beamte vorzubereiten, bin in Ch'in teilweise von der Steuer befreit und habe das Recht, ein Schwert zu tragen. Außerdem habe ich ein Recht darauf, in diesem fernen Reich gehobene Beamtenposten zu besetzen. Für mich persönlich ist es aber vor allem der Titel eines Gelehrten. Und damit geht eine Verantwortung für die Gesellschaft einher. Und zwar für die ganze menschliche Gesellschaft. Tianxia, alle unter dem Himmel. Ich bin verpflichtet, die Harmonie zu mehren, Ungerechtigkeiten zu reduzieren, die Gesetze zu achten und durchzusetzen. Ich stehe also im Dienst der Gesellschaft. Je höher man in der Gesellschaft aufsteigt, umso weniger dient man einem Herrn, aber umso mehr dient man der Gesellschaft, also der Menschheit an sich. Die Menschheit ist alles, der einzelne ist nichts. Wenn du mich also Jìnshì nennst, dann erweist du mir einerseits den Respekt, den ich nach Bestehen der Prüfungen - und die sind wirklich hart - verdiene, doch gleichzeitig erinnerst du mich damit auch an meine Verpflichtung gegenüber der Welt und den Menschen. Was uns unterscheidet, ist unser Stand. Doch Menschen sind wir beide. Als Jìnshì habe ich gesellschaftlichen Aufstieg durch Leistung erreicht. Das ist eine Chance, die ich den Kindern hier geben möchte. Und auch du hast diese Chance. Im Moment ist deine Aufgabe, mich zu unterstützen. Mir Arbeit abzunehmen. Und, prinzipiell hast du recht, wenn du dich auch nach meiner Nachtruhe fragst, denn es geht dabei ja um meine Gesundheit. Auch das ist Unterstützung. Ich bin es nur nicht mehr gewohnt, dass sich jemand um mein Wohlergehen kümmert. Das ist schon ziemlich lange her."

    Ich zog wieder meine alte Kleidung über die Rüstung und gürtete auch das Schwert wieder an. "Packe mir die Sachen doch bitte zusammen, so dass ich sie transportieren kann. Und dann wäre noch die Bezahlung."

    Herr? Hatte sie mich gerade 'Herr' genannt? "Alsuna, ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du mich Jìnshì nennst?" bemerkte ich. Es war schon interessant. Wie sehr ich mich in der kurzen Zeit daran gewöhnt hatte, Alsuna mehr oder minder als Untertanin zu behandeln. Oder doch schon als Sklavin? Seltsamerweise schien sie mir viel weniger eine Untertanin zu sein, wenn ich sie mit ihrem Namen ansprach. Das fiel mir erst jetzt auf. Mein entschiedenes Nein auf ihre Frage, die vielleicht doch eher fürsorglich gemeint war, war möglicherweise auch etwas überzogen. "Ich schlafe recht unregelmäßig und vielleicht auch etwas zu wenig in letzter Zeit. Aber ich werde versuchen, mir demnächst etwas Freizeit zu gönnen. Es bringt wohl auch niemandem etwas, wenn ich mich zu Tode arbeite."

    War da gerade ein Anflug eines Grinsens um ihre Mundwinkel? War es etwa so lustig, dass ich nichts von Müßiggang hielt? Ich war kurz versucht, sie zurecht zu weisen, tat es aber nicht. Irgendwo, tief in meinem Innern wusste ich, dass ich mir zu viel abverlangte und das Leben letztlich aus mehr bestand als nur aus Arbeit. Aber ich war nicht bereit, mir das auch einzugestehen. Als sie dann nach meiner Nachtruhe fragte, war ich kurz verunsichert. Wozu wollte sie das wissen? Um sich danach richten zu können? Oder aus Sorge um mein Wohlergehen? Beides war unnötig. "Nein, darfst du nicht," antwortete ich ruhig, aber dennoch mit einer gewissen Strenge.


    Ohne weiter darauf einzugehen, ging ich über den inneren Hof in die Bibliothek. Das Gebäude war ebenso groß wie das für die Gästewohnung und entsprechend gab es hier genug Platz. Zur Straße gab es kein Fenster, wohl aber zum Hof und zu den anderen beiden Seiten. Die fensterlose Wand war von einem Regal fast komplett eingenommen, das aber zum größten Teil leer war. Es befanden sich ein Dutzend Bücher (Rollen) darin, die griechische Texte enthielten. Vor allem Gedichtbände für Kinder. Dazu kamen etwa ebensoviele Bücher, die aus zusammengebundenen Holzstreifen bestanden, die mit chinesischen Schriftzeichen beschrieben waren. Darüber hinaus waren ein paar Stapel Papyri, Schreibfedern und Schreibtusche zu finden. In dem Raum standen auch fünf kleine Tische mit je einem Stuhl. Auf einem dieser Tische lag ein Stapel Papier und eine Holzschatulle.


    "So, das ist die Bibliothek von innen. Der Tisch da," ich deutete auf den Tisch mit der Schatulle, "ist mein persönlicher Schreibtisch. Da hat niemand außer mir Platz zu nehmen. Die Materialien darauf sind auch ausschließlich für meinen eigenen Gebrauch."

    Sie besaß ihre Flöte noch. Das war jetzt natürlich nicht ganz das, was ich erwartet hatte. In der Tat machte es die Dinge etwas komplizierter, weil mir nun eine Ausrede - vor allem gegenüber mir selbst - wegfiel, warum ich nicht zum Üben kam. 'Alleine üben ist doof' war bisher eine Ausrede, die ich mir selbst gegenüber recht gut verkaufen konnte. Allerdings nur bei Musik. Kalligraphie, Kampfkunst; Mathematik... dafür galt diese Ausrede natürlich nicht. Jetzt musste ich mir etwas Neues einfallen lassen. 'Keine Zeit' war auch nicht wirklich als Ausrede zu gebrauchen, denn wie sagte mein Shifu immer: 'Keine Zeit haben heißt, nicht planen zu können!' Deshalb hatte ich ja prinzipiell Zeit, ich hatte sie nur anders verplant. Aber vielleicht sollte ich mal wieder etwas machen, das nicht direkt irgendeinen Nutzen brachte. Oder brachte Musik vielleicht einen Nutzen, den ich noch nicht kannte? Möglicherweise sollte ich mal jemanden im Museion fragen. Penelope war doch Philologe für Musik, die könnte ich fragen. Oder auch nicht.


    "Namen sind niemals unwichtig." Es war mehr ein Kommentar, der nur halb bewusst aus meinen Gedanken kam, die immer noch um einen möglichen Nutzen von Musik kreisten.


    Inzwischen waren wir auch in der großen Halle angelangt, wo ich kurz stehen blieb. "Ich verlange nicht mehr von mir, als ich zu leisten fähig bin. Meditation, Kampfübungen und Kalligraphie bringen Geist und Körper in Einklang und damit automatisch Erholung. Mehr benötige ich nicht." Jedenfalls wollte ich das glauben. In letzter Zeit zeigten sich hin und wieder Anzeichen von Überarbeitung, die ich aber geflissentlich ignorierte. Per definitionem konnte ich nicht überarbeitet sein, also war ich es auch nicht!


    "Ähm..." Wie jetzt? Die Zeit nicht direkt wieder verplanen? Warum denn nicht? Was soll ich denn sonst machen den ganzen Tag? "Eigentlich hatte ich vor, die Zeit zu nutzen, um mich mit der Zeit als solcher zu beschäftigen. Genauer gesagt mit der Messung derselben." Zeitmessung, dass hatte ich inzwischen über Geographie gelernt, war der Schlüssel zur Bestimmung der Längengrade. Nur wie konnte man präzise die Zeit messen? "Oder mit Mathematik." Ich zuckte mit den Schultern. 'Du hättest jetzt auch ´Flöte spielen´sagen können,' ging mir durch den Kopf.

    Ich hörte aufmerksam zu. Sie konnte jede Menge Sachen, die hier eigentlich nicht von Nutzen waren. Ich überlegte, was ich davon brauchen konnte. "Hmm... Nähen ist gar nicht schlecht, Wandmalerei... naja, könnte vielleicht nicht schaden, etwas Farbe hier herein zu bringen, aber vielleicht eher mit Dekorationen... hmm... Heilkunde klingt gut. Wenn sich die Kinder mal wieder beim Herumtollen verletzen, ist das hilfreich." Oder wenn ich mal wieder von irgendwem angegriffen werden und verarztet werden muss, fügte ich in Gedanken noch an. "Pflanzenkunde und Gartengestaltung würde gut passen, denn ich möchte endlich mal das Projekt "Garten" in Angriff nehmen. Flötenspiel hört sich noch interessant an. Ich habe da noch irgendwo meine Bambusflöte. Seit über einem jahr habe ich nicht mehr darauf gespielt. Wenn ich dir eine Flöte organisiere, dann könnten wir ja zusammen üben. Wenn ich Zeit dafür finde." Ich ging voraus, wieder in Alsunas Raum. Dort angekommen, legte ich die Sachen auf das Bett. "So... jetzt fehlen noch Tisch und Stuhl und Kleinkram. Mal sehen... am besten aus der Bibliothek."


    Und schon ging es wieder hinaus aus dem Raum und auf den äußeren Hof, Richtung große Halle. "Alsuna... aus welcher Sprache stammt eigentlich dieser Name? Skythisch? Gallisch? Germanisch?"

    Ich kroch recht zielstrebig auf den Stapel mit Decken. An aufrechtes Stehen war hier oben nicht zu denken, dafür war das Dach zu niedrig. Was hatte ich mir dabei nur gedacht? Vermutlich nichts. "Ja, wäre ganz interessant zu wissen, was du noch so alles kannst," sagte ich laut, damit sie mich verstand. Immerhin sah ich von der Leiter weg und war auf dem Dachboden.
    Ich schnappte mir vier Decken, so dass Alsuna zwei Decken als Unterlage und zwei zum Zudecken nehmen konnte. Dann kroch ich wieder zurück zur Leiter, wobei ich noch an den Kissen vorbei kam, von denen ich ebenfalls zwei nahm. An der Leiter angekommen, sah ich zu Alsuna. "So, jetzt kommen erstmal die Decken." Ich gab ihr die sorgsam gefalteten Decken an. Eine nach der anderen. Es waren dünne Decken aus Kamelhaar, weich und gemütlich. "Und jetzt die Kissen." Erst gab es das eine Kissen, dann das andere.
    Danach kletterte ich wieder die Leiter herunter und klopfte mir den Staub von der Hose. Das Gewand hatte sich bei der ganzen Aktion etwas gelockert, so dass die Hose sichtbar war und auch die Rüstung, die meinen Oberkörper schützte. Also zog ich das Gewand wieder zu und richtete es so her, dass es ordentlich aussah. Erst dann sah ich wieder zu Alsuna. Ganz sicher hatte sie die Rüstung bemerkt, aber ich sagte nichts dazu. Sie konnte ja fragen. Außerdem sah sie zu komisch aus, so vollgepackt wie sie da stand.
    "Warte, ich nehme auch was," sagte ich höflich, als ich die obersten beiden Decken mit den darauf liegenden Kissen nahm.

    "Ja, es ist alles sehr zu meiner Zufriedenheit. Um nicht zu sagen, ich bin beeindruckt," antwortete ich - auf Koiné. Ein wenig Lob konnte ja nicht schaden. Ich wartete, bis die Auskleidung in die Rüstung eingepasst war, dann ließ ich mir die Rüstung reichen und probierte sie an. "Ja, sehr gut. Keine Falten und sie liegt viel glatter auf der Kleidung. Wirklich gut."

    "Ich wäre dankbar, wenn du die Auskleidung einnähen würdest." Ich gürtete mein Schwert ab und entledigte mich des äußeren Gewandes. Dann zog ich die Rüstung aus und gab sie dem Schneider.
    Ich nahm wieder mein Schwert und näherte mich langsam den Kleidungsstücken. Ich betrachtete sie genau. Das Material war hervorragend und auch die Ornamente fielen mir auf. "Beeindruckend, als wäre es aus Ch'in," flüsterte ich auf Chinesisch. Mir war gar nicht bewusst, dass ich auf Chinesisch flüsterte, so sehr war ich erstaunt über die Umsetzung meines Auftrages.

    Das Bett stand. Sah doch gar nicht mal schlecht aus. "Gern geschehen." War das jetzt zu nett? Egal.


    "Nein, ich bin der einzige. Stratocles hilft mir ab und zu beim Unterrichten, aber der ist ein Schüler von mir - allerdings in östlicher Philosophie und was so dazu gehört. Als Schüler gehört er damit nicht so wirklich dazu. Zumal er inzwischen wieder in Broucheion wohnt. Das liegt daran, dass er wohl eine Frau kennengelernt hat, die er recht gerne hat." Ich schmunzelte. Ach ja, die Jugend! War das noch eine schöne Zeit. Wobei, so schön war es eigentlich nicht. Als Bastard durch die Welt zu rennen, weil der verbohrte alte Mann, der mein Großvater war, es nicht erlaubte, dass seine Tochter einen Römer heiratete, war wirklich nicht schön. Aber das war ja vorbei.


    "So, jetzt brauchen wir noch Bettzeug und einen Tisch und einen Stuhl und den Rest. Dabei siehst du auch gleich mal ein paar Gebäude von innen."


    Ich ging voraus, durch das Tor zwischen dem Gang vor den Unterkünften und dem äußeren Hof, über selbigen und schnurstracks in das Vorratsgebäude. Da drin waren etliche Regale, wobei das erste vor allem Holzschüsseln und Holzlöffel enthielt, aber auch Geschirr aus grober Keramik und sogar Feinkeramik. Dazu noch Bronzelöffel und ein Set von Küchenmessern aus gutem Stahl. In den anderen Regalen waren eingelegtes Obst, einige Säcke Reis und Getreide, etwas Brot und gemüse und ein paar haltbarere Obstsorten. Außerdem führte eine Leiter nach oben auf den Dachboden. Die Leiter war oben befestigt und reichte nicht ganz an den Boden. Leiter und Befestigung schienen aber ziemlich solide zu sein. Auf diese Art konnten Ratten nicht nach oben gelangen. In einer Ecke standen Besen, Eimer und anderes Putzzeug. dazu waren noch Hygienartikel in einem kleinen Regal.


    "So, hier findest du prinzipiell alle Vorräte. Und oben sind die Sachen, die man nicht so häufig braucht. Decken beispielsweise." Ich ging die Leiter hinauf. "Eine oder zwei Decken als Unterlage?" fragte ich herunter. "Und wie viele Decken zum Zudecken? Und wie viele Kissen? Eins oder zwei?"