"Gut, ich denke, dass ich das finden werde. Danke für die Einladung."
Ich verbeugte mich wieder.
"Ich möchte dich dann nicht weiter von deinem Termin abhalten."
Beiträge von Marcus Achilleos
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"Das werde ich gerne tun."
Ich verbeugte mich leicht.
"Wenn du mir noch sagst, wo sich dein Haus befindet." -
"Das Museion ist schon ein interessanter Ort, nicht wahr? Ich bin momentan Gast des Museions. Zumindest, so lange ich die Schriften, die ich aus Han und Indien mitgebracht habe, übersetze und kommentiere, werde ich wohl auch dort bleiben und am Studium teilnehmen. Und die Bibliothek... ich bin ja wrklich in der Welt herum gekommen, aber einen solchen Hort des Wissens habe ich noch nirgendwo gesehen. Wenn man einen Ort sucht, an dem das gesamte Wissen der Welt ist, dann ist die Bibliothek sicher der richtige Platz. Selbst wenn man Wissen hier nicht findet, wird man hier zumindest erfahren, wo es zu finden ist."
Der Klang meiner Stimme war ehrfürchtig, als ich über die Bibliothek sprach. Es war ganz offensichtlich, welche Wertschätzung ich für Wissen hatte.
"Ich hoffe, dass ich dich nicht aufhalte?" -
Ich nickte dem Schüler anerkennend zu. Nikolaos' Kommentar brachte mich dann allerdings etwas zum schmunzeln. Ich wartete, wie die Rede weitergehen würde.
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"Das scheint mir so. Es ist sehr interessant, sich mit dir zu unterhalten. Du lebts wohl schon recht lange in Alexandria? Hast womöglich am Museion studiert?" fragte ich vorsichtig.
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Der Geist des Tals stirbt nicht, der heißt das dunkle Weib.
Das Tor des dunklen Weibs, das heißt Wurzel von Himmel und Erde.
Ununterbrochen und beharrlich wirkt es ohne Mühe.Kommentar:
Das Verständnis hierzu erschließt sich erst bei weitergehender Kenntnis des Daodejing.
Der Himmel ist ewig und die Erde dauernd.
Sie sind dauernd und ewig, weil sie sich selber leben.
Deshalb können sie ewig leben.So auch der Berufene:
Er setzt sein Selbst hintan, und sein Selbst kommt voran.
Er entäußert sich seines Selbst, und sein Selbst bleibt erhalten.
Ist es nicht so: Weil er nichts Eigenes will, daru wird sein Eigenes vollendet?Kommentar:
Wer sich ständig nur Gedanken um sein Selbst macht, erkennt nicht mehr das Ganze. Wer das Ganze nicht erkennt, kann es nicht in sich aufnehmen. Nur durch das Ganze kann man vollendet werden. Deshalb soll man zuerst an das Ganze denken, und dann erst an sich selbst.
Höchste Güte ist wie das Wasser.
Des Wassers Güte ist es, allen Wesen zu nützen ohne Streit.
Es weilt an Orten, die alle Menschen verachten.
Darum steht es dem Dao nahe.
Beim Wohnen zeigt sich die Güte am Platze.
Beim Denken zeigt sich die Güte in der Tiefe.
Beim Schenken zeigt sich die Güte in der Liebe.
Beim Reden zeigt sich die Güte in der Wahrheit.
Beim Walten zeigt sich die Güte in der Ordnung.
Beim Wirken zeigt sich die Güte im Können.
Beim Bewegen zeigt sich die Güte in der rechten Zeit.
Wer sich nicht selbst behauptet, bleibt eben dadurch frei von Tadel.Kommentar:
Sei wie das Wasser. Nütze allen und werde dadurch ein Teil vom Ganzen!
Man soll nicht tun, wozu man nicht fähig ist. Man soll nicht handeln, wenn es nicht an der Zeit ist, zu handeln. Man soll wohl durchdacht walten. Man soll nicht schenken, um sich daraus einen Voteil zu erhoffen, noch soll man lügen. Und die Wohnstatt sei so errichtet, dass sie sich in die Harmonie des Kosmos einfügt und diese verstärkt, so wie der Berufene.
Etwas festhalten wollen und es dabei überfüllen, das lohnt der Mühe nicht.
Etwas handhaben wollen und es dabei immer scharf halten, das lässt sich nicht lange bewahren.
Mit Gold und Edelsteinen gefüllten Saal kann niemand beschützen.
Reich und vornehm und dazu hochmütig sein, das zieht von selbst das Unglück an.
Ist das Werk vollbracht, dann sich zurückziehen, das ist des Himmels Dao.Kommentar:
Man soll nichts für seine Taten erwarten, sondern wirken und dann, nach vollbrachtem Werk, weiterziehen. So fördert man die Harmonie des Kosmos. -
Ich nickte zustimmend.
"Da hast du natürlich recht. Vor allem, was die Entwicklung der Stadt unter der Führung der Götter anbetrifft. Dass Rom unter dem besonderen Schutz der Götter steht, steht sicher außer Frage. Wie sonst hätte Rom zur Hauptstadt eines solch riesigen Reiches werden können? Wenn man das bedenkt, muss Rom den Göttern so gefallen, wie es ist. Und dann wäre es ziemlich anmaßend, die Stadt signifikant zu verändern. Ja, ich denke, dass ich ganz sicher eine Reise nach Rom unternehmen werde. Sobald ich meine Arbeit hier in Alexandria erledigt habe." -
"Das macht Sinn... wobei... warum reißt man dann nicht die Straßenzüge ein und baut sie neu auf? Ich meine, es ist doch absurd: Da bauen überall auf der Welt Römer perfekte Städte, mit einem guten Straßennetz, rechtwinklig und schnurgerade, und die Hauptstadt ist... naja, ich werde mir erstmal kein Urteil erlauben, so lange ich Rom nicht gesehen habe. Kleine verwinkelte Straßen und Gassen können auch ihren Reiz haben. Ich hatte nur eine andere Vorstellung von Rom. Die sah aus wie Alexandria, nur komplett in Marmor mit einer Akropolis schöner als die in Athen. Damit lag ich dann wohl falsch..."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ein Grund mehr dahin zu reisen. Und wenn Vestalinnen wirklich so auffällig sind, dann kann ich ihnen ganz sicher aus dem Weg gehen." -
Auf ihren koketten Kommentar zog ich fragend eine Augenbraue hoch. Nach ihrem Lachen und der Bemerkung, dass sie ihre Verwandten fragen würde, war die Situation für mich geklärt.
"Ich finde es sehr gut, dass du deine Verwandten um Erlaubnis fragst. Die Familie ist sehr wichtig, vor allem die Harmonie in der Familie. Sind alle Familien harmonisch, ist die ganze Stadt harmonisch. Sind alle Städte und Dörfer harmonisch, ist die ganze Provinz in Harmonie. Sind alle Provinzen..."
In diesem Moment rempelte mich ein Mann von der Seite an. Er hatte sich eine ordentliche Menge Waren vom Wagen geholt und verlor nun, als er in mich hineinrannte, ein Brot, welches ich auffing. Etwas erstaunt über meine immer noch gut trainierten Reflexe betrachtete ich kurz das Brot.
"Danke," sgte ich zu dem Mann, der mich kurz recht perplex ansah und dann, immer noch perplex, mit einem "Bitte" verschwand.
Schmunzelnd sah ich Axilla an. "Meister Lao ist der Meinung, dass man alles erreicht, wenn man nach nichts strebt. Und hier haben wir den Beweis, dass er recht hat! Ich habe mich nicht zum Wagen gedrängelt und trotzdem ein Brot bekommen. Angewandte Philosophie. Äußerst praktisch."
Wirklich ernst bleiben konnte ich dabei nicht. -
"Keine Waffen tragen klingt vernünftig, keine herrschaftlichen Titel auch... aber keine Karren und Pferde?"
Mein Erstaunen war deutlich.
"Wie funktioniert denn eine Stadt ohne Karren und Pferde? Also, ganz ehrlich, manchmal seid ihr Römer schon etwas seltsam. Ähm... nicht persönlich nehmen."
Dann dachte ich kurz über die Sache mit den Vestalinnen nach. "Und woran erkenne ich so eine Jungfrau der Vesta?" -
Mir gefiel die Art wie Axilla dachte. Sie war offensichtlich eine sehr intelligente junge Dame.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich lieber ins Elysium will oder wiedergeboren werden will oder einfach ins Nichts eingehen will. Letzteres ist eigentlich auch ganz reizvoll. Ende der Existenz, und das war's. Aber darüber mache ich mir keine großen Gedanken. Das sollen die Götter entscheiden. Vielleicht gibt es ja auch die eine Lehre, die alles erklärt, aber die müssten dann erstmal die Götter finden und den Menschen bringen. Für einen Menschen ist das jedenfalls zu viel. Deshalb mache ich mir darum auch keine Gedanken. Wichtig erscheint mir vor allem, durch mein Leben und Wirken die Harmonie der Welt zu fördern. Aber das gilt nur für mich persönlich. Übrigens, wenn du das nach dem heutigen Tag fortsetzen möchtest, findest du mich in der Bibliothek des Museions. Da habe ich in einer Ecke einen Tisch, wo ich Texte aus dem fernen Osten übersetze und kommentiere." -
Irgendwie war ich da wohl übers Ziel hinaus geschossen.
"Also, ich denke, dass ich da ein wenig vom Thema abgeschweift bin. Strategie ist ein schwieriges Thema, Spionage - denn damit findet man die Schwachstellen des Gegners - ist noch schwieriger. Allerdings, und das muss ich zugeben, stellst du sehr gute Fragen für dein Alter und dafür, dass du kein Mann bist."
Ich erwiderte ihr Lächeln.
"Ich glaube eigentlich auch nicht an solche Zufälle. Ihr Iunier-Frauen scheint eine besondere Begabung für Philosophie zu haben. Im Osten, vor allem in Han, wird unter Beamten und Offizieren oft über solche Themen debattiert. Der ganze Staat Han ist auf Philosophie aufgebaut. Vor allem geht es um die Werke der Meister Kong und Lao. Beide befassen sich mit Harmonie, aber der Weg zur perfekten Harmonie ist ein anderer bei den beiden. Lao sucht die Harmonie in der Überwindung der Gegensätze und dem Wirken, ohne an etwas festzuhalten. Kong sucht die Harmonie, indem er von der Harmonie in der Familie ausgeht und von da aus bis zur Harmonie des Kosmos geht, wobei die Harmonie durch das Verhalten der Menschen untereinander erreicht wird. Ganz wichtig bei Meister Kong ist auch die Bildung. Bildung sollte laut ihm jedem zugänglich sein. Geburt zählt nichts, nur das Geleistete bedeutet etwas. Man muss allerdings sagen, dass sich die Lehren nicht ausschließen. Es ist... schwierig."
Ich zuckte schmunzelnd mit den Schultern.
"Wirklich schwierig. Und dann gibt es noch eine Lehre in Indien, die irgendwie halb Religion und halb Philosophie ist. Die Inder glauben daran, dass man immer wieder wiedergeboren wird. Und diese Lehre, die zeigt einen Ausweg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Das ist der religiöse Aspekt. Der philosophische Aspekt besagt, dass Leben Leiden bedeutet. Und dann werden die Ursachen des Leidens und Auswege aus dem Leiden aufgezeigt. Die Auswege wiederum passen ganz gut zu den Lehren des Meister Lao, obwohl der nie in Indien war. Das ist alles etwas verworren, also mach dir nichts draus, wenn du jetzt keinen Durchblick hast. Ich habe zehn Jahre in Han gelebt und vier Jahre in Indien und ich habe auch noch nicht alles verstanden. Aber irgendwann, da werde ich es verstehen."
Ich grinste.
"Und wenn nicht, dann hoffe ich, dass die Inder recht haben und ich nochmal wiedergeboren werde und ein weiteres Leben Zeit habe, das alles zu verstehen."
Ich lachte herzlich. -
Zitat
Original von Iunia Axilla
...Ich musste erstmal kurz über Platon nachdenken. "Ganz unrecht hat Platon sicher nicht, allerdings gibt es sicher Möglichkeiten, beispielsweise auch das absolut Böse als Normalität und damit nicht Böse darzustellen. Nehmen wir zum Beispiel an, ich erziehe ein Kind so, dass es der Meinung ist, es sei völlig normal, jeden Tag zehn Menschen zu töten. Dann wird es das nicht für Böse halten, obwohl es das ist. Aber darüber kann man jahrelang diskutieren ohne die Wahrheit gefunden zu haben."
Ich dachte über ihre Worte bezüglich meines Beispiels einer Schlacht kurz nach.
"Mit den Antworten auf ein paar Fragen kann man schon den gesamten Gegner einschätzen. Die Fragen sind einfach: Welcher General ist der fähigere? Wessen Disziplin ist wirksamer? Wessen Truppen sind die stärkeren? Welche Soldaten und Offiziere sind besser ausgebildet? Wessen System von Belohnung und Bestrafung ist klarer? Wenn ich dann noch das Terrain kenne, dann weiß ich, ob ich den Kampf wagen und gewinnen kann. Und man muss flexibel sein. Wenn die eine Reihe zusammenbricht, dann muss man eben sofort die Taktik anpassen. Man darf nicht auf Formationen beharren. Wer starr bleibt, wird verlieren. Lass es mich bildlich erklären: Wenn ich ein Stück Eis habe, das breiter ist als eine Schüssel, in die ich es packen will, und ich versuche es trotzdem, dann zerbricht das Eis. Seine Form ist zerstört und es ist nicht mehr das gleiche Stück Eis. Wenn ich aber die gleiche Menge Wasser nehme, dann passt sie sich der Form der Schüssel an und ich habe immer noch die gleiche Menge Wasser. Wer unflexibel ist, wird zerstört, wer flexibel ist, lebt, weil er keinen Angriffspunkt gibt. Zurück zu deinem Beispel: Wenn die Reiterei heranstürmt, dann sollte man die Truppen zur Seit ziehen und die Reiterei durchreiten lassen. Dahinter wird sie dann von beiden Seiten durch Bogenschützen beschossenund vernichtet. Wenn man sie aber aufhalten will, dann muss die Kampfreihe eben mehr Angst vor der Flucht haben als vor dem Kampf. Da kommt Disziplin ins Spiel. Wenn ich jeden hinrichten lasse, der sich ohne Befehl zurückzieht, dann werden sie kämpfen. Und warum? Ganz einfach. Wenn sie gegen die Reiterei standhaft bleiben, dann können sie sterben. Fliehen sie aber, dann sterben sie auf jeden Fall. Aber die besten Feldherren haben diese Probleme gar nicht. Die beste Strategie ist es nämlich, die feindliche Armee hilflos zu machen, ohne dass es zum Kampf kommt. Das kann man auch auf die Politik übertragen: Wenn die Gegner einen nicht angreifen können, dann wird man immer gewinnen."
Ich hoffte, dass das jetzt nicht etwas zu viel auf einmal war. -
Ich hatte nicht vor, mich dem Mob anzuschließen, der sich gierig um den Wagen drängte, nur um etwas Essen kostenlos zu bekommen. Im Museion gab es ja schließlich kostenloses Essen für mich als Gast. Es wäre unter meiner Würde gewesen, mich durch das Gedrängel zu kämpfen. Außerdem war das Gespräch mit der jungen Iunierin viel interessanter. Ich lächelte.
"Im Moment genieße ich das Gespräch. Der Titel eines Jínshí," ich musste etwas schmunzeln, als ich das fremde Wort aussprach, das sich für Axilla sicher ziemlich komisch anhörte, "ist der Titel eines weit fortgeschrittenen Gelehrten, der zu höheren Beamtentätigkeiten befähigt. Und weil das wichtigste Thema dabei Staatsphilosophie ist, bin ich quasi eine Art Philosoph. Das Thema Selbstkenntnis und Menschenkenntnis ist schon recht interessant. In der Kriegskunst gibt es - ebenfalls in der Fremde - ein Werk über Strategie, in dem etwas höchst interessantes geschrieben steht. Da steht nämlich, wenn man sich selbst und den Gegner kennt, dann wird man auch in hundert Schlachten nicht verlieren. Kennt man sich selbst, aber nicht den Gegner, dann wird man mal gewinnen und mal verlieren. Kennt aber nicht einmal sich selbst, dann ist man verloren. Was an dem Werk recht interessant ist, ist die Tatsache, dass man es auch auf andere Bereiche anwenden kann. Beispielsweise Verhandlungen. Noch interessanter ist, dass die Möglichkeit, zwar nicht sich selbst, wohl aber den Gegner zu kennen, nicht in Erwägung gezogen wird. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob das überhaupt möglich ist. Inzwischen bin ich der Meinung, dass man nur dann andere Menschen kennen kann, wenn man sich selbst kennt. Weil man sonst nämlich nicht vergleichen kann. Und, das muss man sagen, unsere ganze Erkenntnis beruht auf Vergleichen. zum beispiel Gut und Böse. Wenn wir das Gute nicht kennen würden, woher sollten wir dann wissen, was Böse ist? Das bedeutet aber auch, dass Gut und Böse einander bedingen. Das Bild des Guten ist unvollständig und das Böse und umgekehrt."
Meine Stimme war die ganze Zeit ruhig und fast emotionslos. Ich klang nicht wie ein Lehrer, sondern eher wie jemand, der etwas ganz Offensichtliches feststellt. Und dann lächelte ich wieder.
"Aber verzeih, jetzt bin ich es, der abschweift." -
"Wer vermag schon die Taten der Götter zu beurteilen außer Göttern?"
Ich lächelte freundlich.
"Wo waren wir noch davor? Ach ja, richtig, Rom. Gibt es da irgend etwas, das man beachten muss, wenn man nach Rom reist? Irgendwelche Gesetze, die nur für die Stadt gelten?" -
"Das hatte ich auch gedacht, bevor ich dort war. Aber es ist die Wahrheit. Es ist das Land, aus dem die Seide kommt. Allerdings wundert es mich nicht, dass Alexander nicht dort war. Der direkte Weg führt durch die Wüste Taklamakan. In der Sprache der Einheimischen heißt das etwa so viel wie 'Wer da hinein geht, wird nie mehr gesehen.' Ein Heer dort hindurch zu führen ist fast unmöglich. Und warum sollte man in eine Wüste ziehen, wenn Indien viel näher ist und man weiß, welche Schätze in Indien warten? Rein strategisch gesehen würde ich auch eher versuchen, ein gut erreichbares reiches Land zu erobern als eine Wüste zu durchqueren in der Hoffnung, dahinter vielleicht ein lohnendes Ziel zu finden. Alexander war als Feldherr viel zu genial um so ein waghalsiges und wenig versprechendes Risiko einzugehen. Zumal das Land zu Alexanders Zeiten wenig zu bieten hatte außer Krieg und Verwüstung. Möglicherweise wäre Alexander irgendwann dennoch dorthin gekommen, ja sogar ganz sicher. Doch leider ist er viel zu früh gestorben. Hätte er auch nur zehn Jahre länger gelebt, wer weiß schon, was er dann noch alles geleistet hätte?"
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Mir fiel durchaus auf, dass sie der name, den mir die Chinesen gaben, amüsierte. Mich hatte ja auch zunächst die ganze Sprache amüsiert. Noch lustiger war es allerdings, als die Chinesen versuchten meinen richtigen Namen auszusprechen, so dass ich auch schmunzeln musste.
"Ich hatte mich gestern ein gutes Gespräch mit ihr beim Tempel des Kronos. Da wusste ich aber noch nicht, dass sie zu den Honoratioren der Stadt gehört. Allerdings würde ich deshalb nicht sagen, dass ich sie kenne. Wer kennt schon sich selbst, geschweige denn eine andere Person? Zumindest scheint sie recht nett zu sein. Aber das scheint wohl eine Eigenschaft der Iunier zu sein. Seid ihr Iunier... wie heißt das noch... Pa... Patri... Patrizier? Das Wort ist Patrizier, oder?" -
Ich lachte kurz.
"Hat er das? Naja, Lehrer haben manchmal einen seltsamen Sinn für Humor."
Ich erinnerte mich an meinen Kampfkunstlehrer in Han, der mit seiner Faust ein Brett durchgeschlagen hatte und sich dann köstlich amüsierte, als ich das nicht geschafft hatte. Allerdings hatte er mir auch ein Brett aus anderem Holz gegeben.
Als sie sich mir vorstellte, fiel mir auf, was ich vergessen hatte.
"Oh... wie unhöflich von mir. Ich bin Marcus Achilleos. In der Fremde nannte man mich allerdings Zixi De Jínshí. Wobei Jínshí ein Titel ist... ähm ja... ist unwichtig. Meine Eltern nannten mich Marcus Achilleos, also bleibe ich hier mal bei dem Namen," meinte ich mit einem höflichen Lächeln. Das Lächeln war förmlich eingefroren, als ich kurz nachdachte.
"Iunia Axilla? Iunia... Dann bist du nicht zufällig verwandt mit Iunia Urgulania?" -
"Dein Ionisch ist gar nicht mal schlecht," erwiderte ich mit einem freundlichen Lächeln. "Und man versteht das hier sicher auch. Ich hab's jedenfalls verstanden. Abgesehen davon war mein Attisch auch mal besser. Das Dumme an Sprachen ist, dass man sie verlernt, wenn man sie nicht benutzt. Dafür lernt man sie aber recht schnell wieder. Mein Latein geht ja auch recht gut, dafür dass ich erst seit etwa zwei Monaten die Grenze zum Imperium passiert habe. Davor war ich... lass mal überlegen... etwa 16 Jahre weit im Osten. Wirklich weit."
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Ich hatte mich auch zum Fest aufgemacht, obwohl ich Menschenmengen sonst eher zu meiden versuchte. Immerhin war das hier das wichtigste Fet der Stadt, also sah ich es mir an. Zumindest in diesem Jahr. Ich trug noch immer die weiße chinesische Kleidung und auf einmal wurde mir klar, warum Stoffschuhe nicht unbedingt eine gute Idee waren. Nämlich, weil sie den Tritt eines anderen Menschen auf die Füße nicht sonderlich dämpften!
"Autsch!" Eigentlich lag mir ein Fluch auf der Zunge, den ich aber unterdrückte. Zumal dann auch gleich eine Entschuldigung kam. "Kein Problem, du bist ja zum Glück recht leicht," sagte ich auf Attisch. Dann erkannte ich die junge Dame wieder und wechselte zu Latein. "Ich kenne dich... du hattest mir den Weg zum Museion erklärt. Danke nochmal dafür." Ich lächelte ein wenig.