Ein letztes Kapitel würde ich heute noch übersetzen und kommentieren, dann würde ich am nächsten Tag weitermachen. Also nahm ich wieder das Schreibzeug.
Die Tüchtigen nicht bevorzugen, so macht man, dass das Volk nicht streitet.
Kostbarkeiten nicht schätzen, so macht man, dass das Volk nicht stiehlt.
Nichts Begehrenswertes zeigen, so macht man, dass des Volkes Herz nicht wirr wird.
Darum regiert der Berufene so:
Er leert ihre Herzen und füllt ihren Leib.
Er schwächt ihren Willen und stärkt ihre Knochen und macht, dass das Volk ohne Wissen und ohne Wünsche bleibt, und sorgt dafür, dass jene Wissenden nicht zu handeln wagen.
Er macht das Nichtmachen, so kommt alles in Ordnung.
Kommentar:
Wenn nichts Bedeutung hat, wenn es nach nichts zu streben gilt, dann gibt es keinen Neid und keine Mißgunst, und damit auch kein Verbrechen. Wenn das Volk nach nichts strebt und keinen Hunger leidet, ist es zufrieden. Wissen weckt Begehrlichkeiten. Weiß ich, dass es Gold gibt, will ich welches haben. Weiß ich es nicht, habe ich ach nicht den Wunsch danach. Bleibt das Volk ohne Wissen, so entstehen keine Wünsche. Sind die bestehenden Wünsche erfüllt, ist das Volk zufrieden. Wenn das Volk zufrieden ist und der Staat funktioniert, muss nichts verändert werden. Es ist nicht nötig zu handeln. Deshalb bleibt der Staat in Ordnung, wenn er in Ordnung ist. Doch wann immer man handelt, wird die Ordnung durch das Handeln gestört. Es gibt aber noch keinen perfekten Staat, deshalb müssen die Herrschenden handeln.
Ich legte das Schreibzeug zur Seite und stand von meinem Platz auf. Den Sklaven in meiner Nähe wies ich noch darauf hin, dass niemand etwas von dem Platz entfernen solle, weil ich am nächsten Tag weiterarbeiten würde. Lesen dürfte man dort aber schon. Dann ging ich aus der Bibliothek hinaus.