Das hatte gesessen! Ich blieb abrupt stehen, fast so, als wäre ich erstarrt. Ich drehte mich nicht um. Das Schlimme war, dass Alsuna schon wieder richtig lag - irgendwie. Nur wusste ich nicht, was ich nun tun sollte. Ich erinnerte mich an die Worte meines Meisters in Han: "Wenn du deinen Weg aus den Augen verloren hast, dann gehe zurück, bis du ihn wiederfindest. Dann kannst du ihn weitergehen." Nur, wo hatte ich eigentlich meinen Weg aus den Augen verloren? In Han? Oder bereits davor? Oder hatte ich inzwischen einen neuen Weg gefunden, den ich schon wieder verlor? Ich sah die Stufen hinauf zur großen Halle, wollte am liebsten loslaufen. Aber ich stand immer noch wie erstarrt da. Ich wollte mich umdrehen und Alsuna anschreien, aber ich tat nichts. Es wäre auch nicht gerecht gewesen. Also blieb ich einfach nur stehen, die linke Hand auf dem Knauf meines Schwertes, die rechte Hand an meinem Gürtel, stand ich da und starrte geradeaus.
Beiträge von Marcus Achilleos
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Ich zuckte mit den Schultern. "Nun, ich habe nur ein paar Vermutungen, die insgesamt dazu beitragen, dass ich mir einen mächtigen Feind gemacht haben könnte. Fangen wir mit der Akademie an. Ich bringe den Kindern nicht Lesen, Schreiben und Rechnen bei, sondern auch etwas anderes, das viel wichtiger ist: Die Gesetze! Ich bringe ihnen bei, sich bedingungslos an die Gesetze zu halten. In gewissen Grenzen. Wenn ihnen die Behörden nicht helfen, dann müssen sie die Gesetze selbst durchsetzen. Aber immer stehen die Gesetze über ihnen. Die Gesetze allein garantieren Frieden und Wohlstand. Ich bringe ihnen bei, dass durch die Gesetzlosigkeit von Rhakotis Wohlstand unmöglich ist. Diejenigen, die bislang einen Vorteil von der Gesetzlosigkeit dieses Viertels hatten, werden mich dafür nicht gerade bejubeln.
Mehr noch, ich gebe den Menschen in Rhakotis Hoffnung. Sie haben normalerweise keine Hoffnung und derjenige, der es versteht, ihnen Hoffnung zu geben, erhält Macht. Damit nehme ich den Mächtigen ihre Macht über den Pöbel. Doch es ist noch schlimmer: Denn ich gebe den Menschen nicht nur Hoffnung, ich sage ihnen auch noch, was sie damit machen sollen: Sie sollen ihr Leben selbst in die Hände nehmen und sich nicht von irgendwem aufwiegeln lassen. Schon gar nicht gegen die Gesetze! Damit schade ich denen, die sich die Instabilität dieses Viertels zu Nutze gemacht haben.
Und schließlich stehe ich offen dazu, dass diese Polis Rom untersteht. Ich denke, dass dieses Bekenntnis bei der letzten Ekklesia bei irgendwem das Fass zum überlaufen gebracht hat."
Ich sah den Gymnasiarchos ernst an.
"Aber, werter Nikolaos, ich möchte nicht, dass du versucht, den Auftraggeber herauszufinden. Ich denke, dass du dich damit selbst in Gefahr bringen würdest. Und, mit Verlaub, du scheinst nicht gerade der Typ Mensch zu sein, der sich seines Lebens allzu gut erwehren kann. Ich hingegen war schon einmal in der Situation, mächtige Feinde zu haben, die mich töten wollten. Letztlich besiegte ich sie dadurch, dass man mich für unbesiegbar hielt und jeder, der mich angriff, sein Leben verlor. So fanden sie schließlich keine Mörder mehr. Denn wie viel muss man jemandem bieten, damit er in den sicheren Tod geht? Ich habe auch ein paar Vorsichtsmaßnahmen getroffen... eine gute Rüstung lässt sich auch unter der Kleidung verbergen. Und mein Schlaf ist nur sehr leicht. Irgendwann werde ich davon paranoid, aber noch bin ich es nicht." Ich lächelte, doch es war ein kaltes, bitteres Lächeln. "Zur Not kann ich mir auch Kämpfer anwerben. Im Moment, seit dem Überfall, habe ich aber den Ruf der Unbesiegbarkeit. Etliche Menschen in Rhakotis verneigen sich vor mir und machen mir Platz, wenn ich durch die Straßen gehe. Einige aus Respekt, andere aus Angst. Das hat auch den Vorteil, dass ich rechtzeitig einen Angriff erkenne. Und wenn doch jemand erfolgreich sein sollte..." Ich zuckte mit den Schultern. "Einem überlegenen Kämpfer sollte man den Sieg gönnen."
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Alsunas Wut war interessant anzusehen. Ich dachte kurz darüber nach, sie einfach dazu zu zwingen, mitzukommen, aber das wollte ich ihr nicht antun. Einfach hier lassen konnte ich sie aber auch nicht. Eine herrenlose Sklavin in Rhakotis - nein, das ging so nicht. "Da ich dich als Sklavin nicht einfach hier lassen kann, während ich vielleicht für Jahre fort bin, werde ich dich dann freilassen. Ich werde mich mal erkundigen, wie so etwas geht."
Ich nickte ihr kurz höflich zu, dann drehte ich mich um und ging über den Hof zur großen Halle. Das Wohnrecht in der Akademie würde sie dann verlieren. Aber das war ja wohl vorhersehbar. Und eine finanzielle Unterstützung konnte ich ihr auch nicht geben. Dazu war so eine Reise viel zu teuer.
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Ich schüttelte leicht den Kopf. "Die Worte hast du gut gelernt, doch glaube ich sie dir nicht." Immerhin nannte Alsuna mich Jinshi. Das war interessant, doch inzwischen war es mir eigentlich auch egal. Ihre Stimme hörte sich immer noch ziemlich angeschlagen an - im wahrsten Sinne des Wortes. So stark hatte ich eigentlich gar nicht zuschlagen wollen. "Ich hätte dich nicht schlagen sollen. Ich wollte deine Meinung hören, ich hätte sie auch ertragen sollen. Oder dich nicht danach fragen. Wie dem auch sei..."
Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, da fiel mir noch etwas ein. "Ich werde wieder in den Osten reisen. Und ich würde dich gerne mitnehmen." -
Ich hörte das Tor und sah zu der Person, die nun die Akademie betrat. Das leise Fluchen verstand ich nicht, dazu war es zu leise und zu heiser. Das war im Moment aber auch nicht wichtig.
"Ah, da bist du ja," sagte ich leicht verwundert. In der Tat hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie außerhalb unterwegs sein würde. Andererseits hatte ich es Alsuna nicht verboten. In der Tat hatte ich ihr ja quasi Bewegungsfreiheit gegeben. "Ich... ähm... du hattest recht. Mit einigen Dingen." Eine kurze Pause. "Das impliziert natürlich, dass ich mich geirrt hatte. Kurzum, ja, ich bin weggelaufen. Und, ja, ich bin ein Fanatiker. Und, ja, vielleicht bin ich ein Mörder. Wenn auch nicht im Sinne der Gesetze." Mehr sagte ich erstmal nicht, sondern beobachtete sie nur.
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"Nun, meiner Meinung nach sind Gesetze die Basis jeder Gesellschaft. Nur, dass die meisten Staaten Gesetze haben, die nicht zu ihnen passen. Wie dem auch sei... ich kann dir gerne mal aufschreiben, welche Gesetze ich anwenden würde, wenn ich ein solches gesetzloses Viertel befrieden wollte. Doch sei gewarnt, dass solche Gesetze nur mit einer starken Truppe durchgesetzt werden können. Wobei man auch mit Freiwilligen arbeiten kann. Ich habe da einige Personen im Kopf, die für eine Verbesserung der Bedingungen sofort kämpfen würden. Womit wir auch gleich bei der nächsten Problematik wären: Mit Gewalt allein kann man ihnen nicht das Gesetz bringen. Ihre Situation muss sich auch verbessern. Die Brunnen liefern widerliches Wasser, und die Versorgung mit Nahrung ist ein Problem. Die Meisten stehlen und rauben doch nur, um nicht zu verhungern. Gibt man ihnen zu essen, dann ändern sie auch ihr Leben. Wobei ich deshalb niemanden von der Strafe für Diebstahl oder Raub freisprechen werde."
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"Man könnte eine komplette Legion in Rhakotis stationieren," meinte ich lapidar und zuckte mit den Schultern. "Oder man tötet jeden, der kriminell ist. Nur entvölkert man damit das gesamte Viertel. Ehrlich gesagt, mit den Gesetzen dieser Polis sehe ich keine Möglichkeit dazu, Rhakotis zu befrieden. Und die Gesetze, die dazu nötig wären, könnte man niemals in der Ekklesia durchsetzen. Ansonsten bleibt nur die initiative einzelner.
Über einen Besuch von dir freue mich auf jeden Fall. Ich werde mal sehen, ob ich nicht eine Kleinigkeit auf Vorrat habe, wenn du vorbeikommst." -
"Nun, mein Leben in Rhakotis ist eigentlich ziemlich privilegiert. Ich bin auch die meiste Zeit in meiner Akademie, oder am Museion, da bekomme ich auch nicht alles mit. Doch eines ist klar: Man sollte nie ohne Waffe in Rhakotis unterwegs sein. Die Armut in diesem Viertel ist überwältigend. es gibt dort Menschen, die würden ihre Kinder als Sklaven verkaufen, weil es die Kinder dann besser hätten. Es ist erschreckend. Und es ist bedauerlich, weil ich diese Menschen nicht erreiche. Sie wollen, dass ihre Kinder arbeiten. Sonst fehlt das Geld." Es war ein deutlich bedauernder Unterton in meiner Stimme zu hören.
"Die Kinder, die meine Schüler sind, gehören zu zwei Klassen: Die eine Klasse sind die Handwerker, die ein wenig Geld übrig haben und ihren Kindern den Sprung in unsere, die hellenistische Welt, ermöglichen wollen. Die anderen sind diejenigen, die ihren Kindern nicht einmal etwas zu essen geben können. Denn Essen bekommen die Kinder bei mir. Es ist das mindeste, was ich tun kann.
Von den Kindern erfahre ich so einiges über das Leben in Rhakotis. Es ist ein Ort ohne Gesetz. Ohne Gesetz! Das ist ein unhaltbarer Zustand. Nur durch Gesetze kann eine Gesellschaft funktionieren. Alles andere ist Barbarei! Der Stärkere nimmt sich alles, der Schwächere muss alles geben, so sieht es dort aus." -
"Vielleicht," sagte ich mit einem Schulterzucken. "Wobei ich ganz sicher nicht als Freund der Familie hierher kommen werde. Ànthimos mag das vielleicht nicht verstehen wollen, aber mit mir befreundet zu sein ist definitiv ein politisches Hindernis. Dafür habe ich einfach zu viele Feinde und zu wenig Macht. Und da ich meinen Freunden nicht im Weg stehen möchte, habe ich den Kontakt zu deinem Bruder bis auf weiteres abgebrochen. Deshalb war ich auch nicht bei seiner Hochzeit anwesend. Es soll eine recht gelungene Feier gewesen sein, habe ich gehört. Auch wenn ich die Information nicht aus erster Hand habe."
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Ich hatte lange meditiert. Alsuna hätte mich nicht so getroffen, wenn nicht etwas Wahrheit in ihren Worten gewesen wäre. Auch das, was sie am Ende des Streits sagte, wenngleich es eher leise war, da ihr noch die Luft fehlte, hatte ich gehört. Ich war weggelaufen aus Han. Ich hatte mich meinen inneren Dämonen nie gestellt. Mir kamen mehrfach die Worte des Meisters Kong in den Sinn. »Ich prüfe täglich dreifach mein Selbst: Ob ich, für andere sinnend, es etwa nicht aus innerstem Herzen getan; ob ich, mit Freunden verkehrend, etwa meinem Worte nicht treu war; ob ich meine Lehren etwa nicht geübt habe.« Ich prüfte mich selbst, und fand, dass ich vor mir selbst nicht bestehen konnte.
Half ich diesen Kindern, um ihnen zu helfen? Nein, ich tat es, um mich besser zu fühlen. War ich meinem Wort treu? Ja, das war ich, zumindest gegenüber Freunden. Hatte ich meine Lehren geübt? Nein, jedenfalls hatte ich sie nicht konsequent angewendet. Ich hätte Alsuna nicht für Worte bestrafen sollen, die so falsch nicht waren. Das war grundlegend falsch.
Und dann kamen mir weitere Worte des Meisters in den Sinn: »Halte dich eng an die Gewissenhaften und Treuen. Mache Treu und Glauben zur Hauptsache. Hast du Fehler, scheue dich nicht, sie zu verbessern.« Meine Fehler zu verbessern, das wäre wohl erstmal am wichtigsten. Der erste und größte Fehler, den ich gemacht hatte, war es, Chin zu verlassen. Das hätte ich nicht machen sollen. Es gab noch Aufgaben zu erfüllen. Der zweite große Fehler war es, diese Akademie zu gründen und sich selbst als Lehrer förmlich aufzudrängen. Man wurde Lehrer, wenn einen die Schüler darum baten, nicht anders herum. Mir wurde bewusst, dass ich wieder zurück zum Anfang musste, doch ich traute mir nicht zu, es allein zu schaffen.
Ich ging zu Alsuna's Unterkunft und klopfte an die Tür. "Alsuna? Darf ich dich kurz um ein Gespräch bitten?" Ich sprach bittend, nicht befehlend. Mir war auch nicht nach Befehlston.
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Ich nickte dankbar. "Ja, das sollte erstmal genügen. Es geht mir im wesentlichen um den Schutz der Kinder. Auf mich selbst kann ich schon aufpassen. Konnte ich zumindest bisher."
Ich hatte erreicht, was ich erreichen wollte. Prinzipiell konnte ich also gehen. Doch dann erinnerte mich unverhofft an ein paar Grundregeln der Höflichkeit.
"Wo ich schon mal hier bin: Wie geht es eigentlich deinen Brüdern? Und deiner Schwägerin?"
Sim-Off: Macht nix. Kommt schon mal vor.
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Ähm... auch wenn ich es im Angesicht der Wirtschaftskrise durchaus befürworte, dass man seine Krankheiten in den Urlaub legt, ist es prinzipiell doch ein unnötiges Entgegenkommen gegenüber dem Arbeitgeber.
Gute Besserung!
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Ich bin bis inklusive Donnerstag auf einer Tagung (schon seit gestern). Ich ahbe wider Erwarten kaum Zeit und Möglichkeiten, mal ins Internet zu schauen. Kurz gesagt: Ich melde mich bis Donnerstag abend ab.
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"Nun, dann werde ich mich einfach auf eine Forschungsreise begeben," sagte ich lakonisch. "Ich bin ja schließlich Geograph."
Dann stand ich auf und ging zu der Ecke, in der mein Schwert stand. Ich gürtete es wieder an, dann drehte ich mich zu ben David. "Wir sehen uns an Bord. Bis dann."
Nach einer leichten Verneigung verließ ich den Raum und danach die Villa.
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"Nur diese: Ich nehme an, dass ich mit niemandem über diesen Auftrag sprechen soll?"
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Ich nickte. "Verstehe. Kann ich als Beamter von Ch'in reisen? Oder zumindest meinen Brief einer Seidenkarawane aus Parthien mitgeben? Das ist mir erheblich wichtiger als die Entlohnung."
Das war die beste Möglichkeit, die Reisedauer des Briefes zu verkürzen. Eine Möglichkeit, die sich so schnell nicht wieder bieten würde.
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Ich sah den Tylusier kurz überrascht an, dann auf mein Schwert. "Oh... das ist in letzter Zeit so zur Gewohnheit geworden, dass ich es gar nicht mehr bemerke." Ich gürtete das Schwert ab, stand auf und stellte es in eine Ecke des Raumes. Dann setzte ich mich wieder.
"Nun, wenn du Schriftstücke benötigst, dann kann ich dir sicher einiges übersetzen. Wie weit nach Osten geht es denn? Wenn es dich bis nach Ch'in verschlägt, hat sogar mein Beamtensiegel Gültigkeit und ich könnte dir offizielle Dokumente ausstellen. Wo wir gerade dabei sind... ich wollte da sowieso einen Brief an den Kaiser von Ch'in schreiben und ihn über die Seidenkarawanen verschicken. Sofern du überhaupt so weit nach Osten ziehst? Oder soll ich gar mitkommen? Mein Indisch ist ziemlich gut, mein Chinesisch sogar exzellent. Parthisch spreche ich nur mit Akzent, aber zumindest verstehe ich alles. Außerdem wäre ich ganz froh, eine Weile aus Alexandria herauszukommen."
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"Nun, ich unterrichte Kinder aus Rhakotis in Lesen, Schreiben und Rechnen. Damit stehen sie einerseits nicht mehr als billige Arbeitskräfte zur Verfügung, andererseits gebe ich ihnen damit auch eine Chance auf die Ephebia, die nach Meinung einiger Bürger wohl nur Griechen zusteht. Außerdem gebe ich damit den Menschen Hoffnung, was es den Kriminellen und Volksverhetzern schwieriger macht, sie für ihre Zwecke zu manipulieren. Wer ohne Hoffnung ist, klammert sich an jeden Strohhalm. Das wären schon mal einige Gründe. Und natürlich habe ich mir in der letzten Ekklesia einige Feinde gemacht, die mich vielleicht auch gerne tot sehen würden." Ich zuckte mit den Schultern. "Das sind nur die ersten Vermutungen. Ich habe aber noch nicht besonders darüber nachgedacht, wer mich umbringen wollen würde."
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Also, ich muss sagen, dass gerade das RPg von Cyprianus et al. bzgl. den Griechen in Alexandria durchaus eine Bereicherung für das IR ist, schon weil hier sehr schön der Konflikt zwischen zwei Völkern, die sich beide für überlegen halten (Römer und Griechen) wunderbar zu Tage tritt. Dazu noch der Statthalter Corvus, der versucht, den Frieden aufrecht zu erhalten, macht meiner Meinung nach Alexandria zu einem durchaus interessanten Pflaster. Da liegt so eine gewisse Spannung in der Luft, die das RPG auf jeden Fall spannend macht.
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"Sei gegrüßt, Ioshua ben David." Ich setzte mich, wobei meine linke Hand auf dem Knauf des Schwertes zum Ruhen kam. "Was kann ich für dich tun?"