Beiträge von Galeo Caecilius Paulinus

    Paulinus hörte Serapio aufmerksam zu. Ab und an ging eine skurrile Verzerrung über sein Gesicht bis er die Beine anhob und laut los lachte. Es war ein grausames Lachen welches durch die ganze Zelle schallte und einen das Mark in den Knochen weich werden ließ. Er stand auf, schnalzte mit der Zunge. Er hatte ihn getroffen. Der Löwe blutete, aber ein verletzter Löwe war bekanntlich gefährlicher als ein toter. „Durchgeknallt? Nein, ich bin.... anders. Nicht so wie diese erbärmlichen Typen, die jedem Vorgesetzten so tief in den Arsch kriechen, damit sie doch noch eine Beförderung abbekommen.“ Ein dreckiges lächeln ging über sein Gesicht und er fuhr mit der Hand langsam über Serapio seinen Rücken. „Glaubst die anderen Soldaten und Offizier hätten das alles noch nicht mit bekommen? Das du ein seelisches Wrack bist? Sie lachen über dich Serapio und sie wissen alles. Auch wenn du jetzt anscheinend sauber bist, deine Poren stinken noch immer nach dem Opium. Das rieche ich.“ Er beugt sich nach vorne und roch an seinem Gesicht. „Oh ja, du hast wirklich nichts ausgelassen an Drogen, habe ich Recht? Antworte!“ Er wurde gereizter. Seine Bewegungen wurden schlangen artiger und wie eine Katze schlich er um sein Opfer. „Du kannst mich nicht ewig hier lassen. Die anderen werden Fragen stellen. Mein Onkel wird Fragen stellen. Und vielleicht bringen sie dein Versagen als Offizier mit meinem Verschwinden in Verbindung. Der geistig gestörte Serpio lässt einen Zeugen verschwinden, der seine Inkompetent mit eigenen Augen gesehen hat und bezeugen kann. Denk doch mal nach! Dafür bist du viel zu clever.“ Er stellt sich hinter ihn, legte seine Hände fest auf seine Schultern und flüstert ihn etwas ins Ohr. „Du brauchst mich, Serapio. Ich werde dir deinen Rücken da draußen Stärken und dir jeden nennen, der dich verraten hat oder verraten wird. Zusammen wären wir unbesiegbar. Niemand würde mehr über Serpio DAS Mädchen lachen...“ Aus seinem Gürtel zog er eine große Opiumkugel. Mit seinen Fingern zerbröckelte er sie und hielt sie Serapio direkt unter die Nase. Das frische und verführerische Aroma stieg in den Raum wie die Göttin der Wollust selber. Sie räkelte sich Nackt vor ihm und forderte ihn auf, endlich zu zustoßen. Die Rache an Serapio, dies wurde klar, konnte warten. Paulinus musste zu erst einmal hier raus kommen und sich als die Rechte Hand von Serpio etablieren. „Ich werde auch ganz brav sein.... versprochen...“

    Paulinus, der die ganze Zeit in der dunklen Ecke gekauert hatte, vernahm wie jemand eintrat. Er schaute, geschützt von der Dunkelheit, hoch und erkannte seinen Centurio. Er grinste, freute sich ihn endlich zu sehen. Aber noch konnte sein Racheplan nicht funktionieren, noch nicht. Er stand auf, beugte seinen Rücken und besah sich Serapio wie eine große Marmorstatur. "Salveeeee, Centurio!“ Er schmatzte und fuhr mit seiner Hand über den kaputten Rücken. „Das war nicht sehr nett von Dir. Ich hätte dich für einen edleren Mann gehalten, aber ich habe mich getäuscht. Du bist leicht zu reizen, oder?“ Er ging um ihn herum, suchte seine Schwachstelle. „Du magst es nicht, wenn man über dich lacht, oder? Das kann ich gut verstehen.“ Seine Stimme war hell und freundlich. „Hat man dich damals oft ausgelacht, hmm? Deine Eltern, oder Deine Freund und Mitschüler? Nein....“ Er grinste erneut und überlegte theatralisch. „Du hattest damals gar keine Freund. Also müssen es deine Eltern oder Geschwister gewesen sein.“ Er lachte laut los, japste nach Luft und hielt sich die Hand vor dem Bauch. Dann wurde er wieder etwas ruhiger. „Haben sie sich über dein weibliches Äußeres lustig gemacht? Das könnte ich gut verstehen... ist bestimmt nicht leicht mit so einem Gesicht ernst genommen zu werden....“ Er setzte sich auf seine Holzpritsche und legte die Beine übereinander. „Aber jetzt sollten wir mal Klartext reden, Serapio. Ich habe deine Unfähigkeit als Offizier gesehen. Ich habe gesehen wie Du die Leben deiner Soldaten aufs Spiel gesetzt hast. Du Erinnerst dich.... die Villa Tiberia. Du bist ein Verrückter der ständig in seine Alpträume zurück kehrt und diese auch Auslebt. Du solltest mir also danken, dass ich dich nicht gemeldet habe.“ Er stand auf, legte seine Hand sanft auf seinen Rücken und lächelte. „Aber ich mag dich, wir sind gar nicht so verschieden. Wir sind anders... und deswegen hassen sie uns.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Außenwelt. „Glaubst Du wirklich dein verlängerte Penis macht dich zu etwas besonderen? Oder zu einem von ihnen?“ Er deutete auf seinen Vitis und schüttelte bedauerlich den Kopf. „Das tut er nicht. Und Du weißt das genau!“ Er ließ von seinen Vorgesetzten ab und setzt sich erneut auf sein Bett. „Also, lass uns Freunde werden.“ Ein bösartiger Geist hatte von Paulinus Besitz ergriffen und strahlte nun Serapio direkt in die Augen.

    Auch Paulinus erreichte das Ziel, wenn auch nicht als erster. Er blieb stehen und japste nach Luft. Der Schweiß tropfte von seiner Stirn und er fühlte ein leichtes Stechen in seiner Lunge. Aber egal, er war froh. Sein Centurio hatte gewonnen und damit Ruhm und Ehre für die CU geholt. Und obwohl die ersten bösen Blicke auf seinen Centurio fielen, ging auch Paulinus zu ihm und gratulierte. „Gut gemacht!“ Mit seinem knallroten Gesicht grinste er seinen Offizier höflich an und nickte ihm zu. Nachdem der erste Wettkampf für die CU gewonnen war, verabschiedete sich Paulinus in den Schatten und ruhte sich erst einmal aus.

    Es war bereits am späten Nachmittag als Paulinus in der Zelle aufwachte. Er öffnete die Augen und konnte kaum etwas erkennen. In der Zelle war es düster, kalt und es stank wie auf dem Fischmarkt in Ostia. Als er versuchte seinen Oberkörper nach oben zu schieben, verspürte er einen stechenden Schmerz. Es war seine gebrochene Rippe die sich bemerkbar machte. Er ging mit der Hand darüber und stöhnte leise. Dieser verfluchte Serapio, er ist zu weit gegangen. Langsam aber sicher kamen die Erinnerungen zurück und Paulinus schäumte vor Wut. Aber er konnte nichts tun. Zumindest noch nichts. Er musste in dieser stinkenden Zelle warten bis man ihn endlich heraus holen würde. Er bekam nur schlecht Luft und er hatte das Gefühl, er würde langsam verrückt werden. Die Wände kamen näher und er fing einfach an zu lachen. Obwohl es fürchterlich schmerzte, lachte er laut auf. Warum er dies tat? Das wusste er auch nicht so genau. Vielleicht hatte er das komische an der ganzen Sache erkannt. Sein Cousin war damals Herr über diese Kerker und nun steckte er selber darin. Das war doch wirklich komisch, oder? Er lachte immer mehr, erst als sich auf seinen kaputten Rücken drehte, mischte sich ein jammern in das laute lachen. Aber er ertrug es mit Humor. Was konnte er auch anderes tun?


    HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA

    Paulinus wollte noch widersprechen, aber es war zu spät. Die Schurken des Offiziers hatten ihn bereits gepackt und zu Boden gedrückt. Er fühlte wie seine gebrochene Rippe erneut brach und schrie vor Schmerz auf. Das würde ihm dieser Serapio teuer bezahlen. Sein Onkel war Gaius Caecilius Crassus. Er würde alles seinem Onkel berichten und diesen Serapio zur Marine versetzten lassen. Er musste nur seine Kontakte spielen lassen. Aber erste einmal, musste er versuchen, dies zu überleben. Schlag auf Schlag peinigte Paulinus seinen Körper und er brüllte mit heiser Stimme. „SO HELFT MIR DOCH KAMERADEN! ICH BIN EIN BÜRGER ROMS!“ Dann verstummte er, er war bewusstlos. Doch der Tyrann schlug weiter zu. Tief im Innersten füllte sich sein Herz mit Hass und er schwor bittere Rache. Er würde diesen Feigling das fürchten lehren. Sein gesamtes Leben hatte nur noch einen einzigen Zweck: Faustus Decimus Serapio sein Leben zur Hölle machen. Und morgen... würde er damit beginnen...

    Da Calena gut umsorgt war und auch bald der Arzt eintreffen würde, konnte Paulinus hier nichts mehr tun. Ohne ein Wort zu sagen, verließ er das Zimmer. Er lehnte sich, aus der Sichtweite seiner Cousine, gegen die Wand, gleich neben der Zimmertür. Er atmete schwer ein, versuchte immer mehr Luft in seine Lungen zu pumpen. Er war völlig am Boden zerstört, er war kaum im Stande auch nur einen klaren Gedanken zu vollenden. Dann hörte er Schritte, Crassus? Nein, es war ein Mann. Paulinus kannte ihn nicht, erkannte aber an seiner Tasche, dass er der Arzt sein musste. Paulinus winkte ihm zu sich und deutete mit der Hand zum Eingang. Schweigend nickte der übermüdete Arzt und trat ein. „Guten Aben....... Morgen, Herrin Calena.“ Er ging auf sie zu und begann ihren Knöchel zu überprüfen. Paulinus aber stand weiterhin draußen, er mochte nicht rein gehen. Er wollte einfach nur noch raus aus der Casa. Er würde warten bis er Crassus alles erklärt hätte und dann könnte er verschwinden. Weg von Calena, weg von seiner Cousine und seiner Sehnsucht. Er durfte nicht sein, niemals...
    Ganz leise ging er ihn sein Zimmer, ohne noch einmal nach Calena zu sehen, und legte sich auf sein Bett.


    Sim-Off:

    Entschuldige bitte, ich bin durch meine Arbeit extrem verhindert und komme kaum noch dazu, etwas zu schreiben.

    Paulinus wusste anfangs gar nicht, was der Ausbilder nur für ein Problem hatte. War die Vorführung denn so falsch gewesen? Er müsste dringend noch einmal im Militärhandbuch nachschlagen...
    Leider hatte der Rekrut nicht mehr die Möglichkeit gehabt, seinen Fehler korrigieren zu können. Der junge und unbeherrschte Offizier ließ seinen Stock auf seine Hand niedersausen und Paulinus hatte es schwer, keinen Schmerzensschrei aus zustoßen. Er schüttelte seine Hand, würdigte dem Offizier keines Blickes. Er schaute in die Runde der Soldaten und sah einige hämisch grinsen. Sie lachten wohl noch immer über den Centurio. „Ruhe im Glied!“ Sprach Paulinus und ging die Reihe wie ein altgedienter Soldat ab. Weder brüllte er, noch floss ein bedrohlicher Unterton in seinen Worten. Viel mehr war es die eiskalte Überlegenheit. „Ihr solltet euch schämen über euren Offizier zu lachen. Sie sind die Verteidiger unserer Werte. Die Träger größter Verantwortung. Eure Väter und Brüder gleichermaßen. Ich werde davon absehen, jemanden hier zu bestrafen. Aber ein jeder der gelacht hatte, sollte über seine Tat nachdenken. Gründlich!“ Erstaunlicher weiße war Ruhe im Glied. Die Soldaten standen still und schauten ihn ernst an. Ob dies an seiner Ausstrahlung, seinem Charisma oder einfach nur an seinen irren Verhalten lag... keine Ahnung....
    Er drückte seine Fäuste in die Hüfte und musterte noch einmal die Gesichter der Soldaten, ehe er zum Centurio zurück ging. „Die Liegestütze werde ich leider nicht ausführen können, da ich noch immer durch meine gebrochene Rippe verhindert bin. Der Stabsarzt wird Dir das bestimmt bestätigen.“ Er sah sich noch einmal um, als überprüfte er die Kleiderordnung der Rekruten. „Aber den Latrinendienst werde ich gleich jetzt beginnen.“ Er wirkte wie ein alter nachdenklicher Legat vor der Schlacht und kreuzte seine Hände hinter dem Rücken, um diesen Eindruck noch zu verstärken. „Dann werde ich mal, Du kannst jetzt wieder übernehmen, Serapio. Die Meute gehört Dir.“ Er nickte ihm erneut freundlich zu, wie ein alter Kollege, ohne ihn aber dieses mal die Hand zu reichen.

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Deutschlands Geburt? Klare Antwort: Das war der 18. Januar 1871. Ein Sieg ueber die Franzosen ist ja auch nicht zu verachten. ;)


    Nicht die Geburt Deutschlands, die Geburt der Deutschen. Außerdem ist der 18. Jan. in meinen Augen maximal die Reichsgründung. ;)
    Bereits 1813 hat Friedrich Wilhelms III. in seinem berühmten "Aufruf" die "Deutschen" als "Deutsche" bezeichnet. Und vor ihm viele andere auch. :)

    Paulinus war von der unflätigen Art des Offiziers schockiert. So etwas war ihm ja noch nie untergekommen. Er dachte immer die Offizier des Kaisers wären Edelmänner die ihre Soldaten in die Schlacht führten, aber hier war das Klassenziel nicht erreicht wurden. Und was meinte er mit dem Versager-Tor? War dies nicht der ganz normale Ein und Ausgang? Vielleicht hatte Paulinus sich ja nur in der Kaserne geirrt. War er aus versehen zur Mobilen Infanterie gegangen? ;)
    Und erst diese Anmaßung mit dem Vergleich eines Bohnensacks. Unter aller Würde! Paulinus wollte vortreten, gegen dieses benehmen protestieren, aber er hielt lieber erst noch inne. Der Blick folgte dem Soldaten, der so eben zu ein paar extra Runden verdonnert wurde. Schließlich dauerte es nicht mehr lange und Paulinus wurde aufgefordert, zu grüßen. Nichts leichter als das. Er verließ das Glied und ging auf seinen Vorgesetzten zu. Er hob die rechte Hand. „Salve, Bürger Decimus Serapio!“ Er nickte freundlich und reichte ihm die Hand zur Begrüßung.

    Paulinus tat es Leid. Alles was geschehen war. Aber er konnte schon lange nicht mehr daran ändern. Er musste mit dieser Tatsache leben. Er trug sie zurück ins Haus und spürte dabei ihren warmen Arm, der sich um seinen Hals gelegt hatte. Und obwohl dies weder der richtige Ort noch der richtige Augenblick dafür war, genoss er es. Wenn auch nicht sichtlich. Aus seinem Augenwinkeln heraus konnte er die Tränen erkennen, er verfluchte sich dafür. Suchte aber keinen direkten Augenkontakt zu Calena. Sie schwieg, er tat es ihr gleich.


    Endlich hatten sie die Tür erreicht und er bemerkte ihren festen Griff. Eine leichte Verwunderung stieg ihn ihm auf und er sah sie nun das erste mal wieder an. Ihren Kopf legte sie an seinen Hals und sie schloss die Augen. Die nassen Tränen kullerten über ihre Wangen und glitten an seinem Hals nieder. Jetzt, wo er sie so fest umschlossen hatten, kam ihm wieder dieses Verlangen. Das verlangen seine Lippen auf die ihren zu drücken. Aber er erinnerte sich an das letzte mal, als er dies getan hatte. „Ich werde Dich jetzt in Dein Zimmer bringen und danach einen Arzt kommen lassen.“ Sprach er mit monotoner Stimme. Dann öffnete er die Tür...


    Sie erreichten ihr Zimmer und traten ein. Zwei weibliche Sklaven drehten sich erschrocken um und starrte fassungslos in Paulinus seine Richtung. Wie zwei aufgescheuchte Hühner rannte sie auf ihn zu und Fragen über Fragen schlugen über die beiden nieder. Paulinus antworte nicht, legte Calena behutsam auf das Bett und gestikulierte den Sklaven, dass sie endlich schweigen sollten. „Du! Kümmere dich um ihren Fuß. Und Du lässt einen Arzt holen, spute dich!“ So gleich machten sich die Sklaven an die Arbeit und Paulinus ging zurück zur Tür. Er lehnte sich in den Türrahmen und beobachte Calena. Sein Gesichtsausdruck war leer.

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    Original von Phila
    Paulinus schien zu verstehen was die junge Sklavin meinte und zeigte, dass er sich mit solchen Menschen, die Sklaven richtig schlecht bahandeln, nicht anfreunden konnte.
    Sie freute sich, ihr ging es hier soo wohl und wenn sie ihre Arbeit gut machte, würde ihr nichts passieren und sie wäre im Hause der Caeciller total sicher und gut aufgehoben.


    Ne Herr, ich kann einige griechische Gedichte, ein paar davon auch gesungen.
    Schnell erinnerte Phila sich zurück an ihre Kindheit, wo sie mit ihrer Schwester und ihrem Vater draußen im Garten saß und sie viel gelesen und vorgetragen hatten.


    Paulinus seufzte und hob seinen Obwerkörper leicht an. "Hole mir einen Becher Wein, Phila." Er deutete auf die Kanne Wein, fast neben ihr. "Und dann sing mir etwas vor, mir ist furchtbar langweilig..."

    Bis noch vor wenigen Tagen hatten die Rekruten ein feines Leben geführt. Ihr ehemaliger Ausbilder war in den letzten Wochen mehr mit seiner Beförderung und baldigen Verlegung beschäftigt, als mit seiner eigentlich Aufgabe. Nämlich der gewissenhaften Ausbildung der Rekruten. Aber dennoch, die Soldaten konnte sich nicht beschweren. Insgeheim waren sie auch froh über diese Schonzeit. Aber dies sollte sich ändern. Ein junger Offizier, aus dem Geschlecht der Decima, war nun für ihre Ausbildung verantwortlich. Das führen seines Rebenstockes zeige den Soldaten bereits von weiten, dass dieser zielstrebiger und genauer sein würde, als der letzte Ausbilder. Ein Offizier, der womöglich über die Leichen seiner Soldaten ging, wenn denn eine Beförderung zu holen war. Aber dies musste sich erst noch herausstellen. Die Rekruten standen stramm und wartete weitere Befehle ab. Paulinus stand im ersten Glied und verfolgte mit seinem Blick, die Bewegungen seines Vorgesetzten. Er trug einige Narben. Seine Haut war etwas dunkler als gewöhnlich. Die Auszeichnungen bestätigten die Vermutungen des Rekruten. Ein kampferprobter Frontsoldat. Wahrscheinlich Ägypten oder Parthien. Aber wohl eher Parthien. Für das Niederschlagen von Aufständen bekam man sicherlich nicht solche Verdienstzeichen.

    Paulinus erhob sich wieder und schaute auf Calena hinab. Immer wieder hatte sie ihn sich fort gewünscht. Aber Paulinus konnte dieser bitte nicht nachkommen. Er wusste nur zu gut, welche Schmerzen und Leiden er über das zarte Wesen gebracht hatte. Aber dennoch, er musste sie schützen vor Crassus allzu harter Hand. „Schlagen, treten, verfluchen, ignoriere und hassen... alles das kannst Du mich später auch noch. Ich werde nicht einmal das Wort erheben oder mich wehren, aber jetzt musst Du mir vertrauen, ein aller letztes mal.“ Er kniete sich erneut zu ihr hinab und versuchte beruhigend auf sich einzuwirken. „Es wird jetzt schmerzen, aber ich habe keine andere Wahl. Versuch dich nicht zu bewegen und spare Dir deinen Zorn für später auf.“ Ohne ihr Einverständnis abzuwarten, hob er sie hoch und nahm sie auf seine Arme. Und obwohl sie sehr zart war, hatte Paulinus seine Probleme. Nachdem er sie richtig hielt, ging es schon etwas besser. Er trug sie zurück zum Haus.


    Während er sie auf dem Heimweg trug, machte er sich Gedanken, wie er Crassus dies erklären würden. Freilich, die Wahrheit konnte er ihm nicht sagen. Zu mindestens nicht die ganze. Vielleicht sollte er behaupten sie hätten sich gestritten. Calena wäre weg gerannt und hätte sich dabei verletzt. Als er intensiver darüber nachdachte, erkannte er, dass dies gar nicht so sehr die Unwahrheit war. Die Wahrheit war nur nicht ganz ausgesprochen. Er würde die Schuld auf sich nehmen, es war eh alles scheine Schuld. Immer hin hatte er seine Cousine als erstes geküsst. Er hatte sie völlig aus der Bahn geworfen und nun musste er dazu stehen.


    Den ganzen Weg lang hatte Paulinus nicht ein Wort mit Calena gewechselt, er wusste nicht was er sagen sollte. Er versuchte ihren Blick aufzufangen, als er ihn hatte, schaute er weg. Es schien, als wäre alles gesagt. Für heute Nacht war genug passiert. Sie erreichten den Eingang.

    Paulinus, der zum Glück in guter Körperlicher Verfassung war durch die CU, rannte Calena hinterher. Fast hätte er sie ergriffen, aber sie stürzte. Blieb weinend am Boden liegen und schien schmerzen zu haben. Als er sie endlich eingeholt hatte, war es bereits zu spät. Er atmete schwer, sein Gesicht war rot angelaufen und der Schweiß lief über seine Stirn. „Hast du dich verletzt?“ Die Laune seiner Stimme war kaum zu deuten, er war noch zu sehr vom rennen angeschlagen.


    Er legte seine Hände auf die Schenkel und lehnte sich etwas weiter herunter. Und obwohl Paulinus kein Arzt war, konnte er erahnen was passiert war. Ihr Fuß war leicht blau/lila geworden und womöglich war er gebrochen. „Verdammt...“ murmelte er kaum hörbar und sah sich um. Noch immer waren sie allein auf der Straße, keine neugierigen Blicke. Aber was würde Crassus sagen? Er würde Paulinus dafür verantwortlich machen, komme was wollen. Aber das konnte ihm auch egal sein. Erst einmal musste er seiner Cousine aufhelfen, wenn diese den wollte. „Calena...“ er versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erringen und sah sie ernst an. „Ich muss dich jetzt nach Hause tragen. Du brauchst dringend einen Arzt. Womöglich hast du dir etwas ernstes getan. Ich werde dich auf die Arme nehmen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, kniete er sich neben sie und versuchte ganz vorsichtig, ihr angeschlagenes Bein auszustrecken. Er hoffte sie würden verstehen, wie ernst die Lage ist. Dieses kleine dumme Mädchen. Paulinus zürnte im inneren, stellte es aber nicht offen zur schau. Dies würde die gegenwärtige Lage nur noch verschlimmern.

    Schon eine ganze eilte Paulinus durchs Haus. Er hatte sie bis jetzt noch nicht gefunden. Er schaute durch eines der Fenster und ein schrecklicher Verdachte kam ihn ihm auf. War sie etwa raus gerannt? „Dieses kleine dumme Mädchen...“ fluchte er und lief zurück zu seinem Zimmer. Er zog seine Sandalen an und lief zum Lieferanteneingang. Die Tür war offen. Ein Sklave musste vergessen haben sie abzuschließen. Er trat hinaus auf die Straße und sah sich um. Von Calena keine Spur. Er lief die Straße zu erst runter und traf an einer Ecke zwei Kameraden von der Vigiles. Er grüßte und fragte, ob jemand hier lang gekommen sei. Sie schüttelten den Kopf und boten ihre Hilfe bei der Suche an. Aber Paulinus lehnte ab. Um so weniger Leute hier von wussten, um so besser. Er hatte keine Lust später neugierige Fragen zu beantworten. Er behauptetet, er suche seinen betrunkenen Bruder, danach rannte er die Straße wieder hoch. Am Haus vorbei. Irgendwo musste sie stecken. Hatte sie denn keine Ahnung wie gefährlich es in der Nacht war? Überall lauerten Verbrecher, selbst in dieser etwas besseren Gegend. Man wartete nur auf einen betrunkenen Patrizier oder reichen Bürger der nach Hause wollte.


    Paulinus hatte großes Glück im Unglück. Calena hatte keine Schuhe an, sie war einfach so hinaus gerannt. Paulinus war schneller und rannte ihr hinterher. „CALENA! WARTE DOCH! BITTE!“ Er rief sich die Seele aus dem Leib und versuchte sie endlich einzuholen. „Macht keine Dummheiten und bleib stehen! BEI JUPPITERS STEIN!“ Er war zornig, mehr über sich als auf Calena, aber es könnte durchaus falsch ankommen. Er rannte weiter. Er atmete schwer und sein Herz schlug gegen seine Brust.

    Paulinus der sie noch immer hielt, bleibt vor der Tür stehen. „Was ich hier tue? Ich versuche unsere Leben zu retten.“ Völlig verständnislos schaute er sie an. Seine kalten blauen Augen durchbohrten sie. Es war für Paulinus auch nicht leicht, aber ihm blieb keine andere Wahl. Er musste den bösen spielen um sie zu retten... um sich selber zu retten. Eines Tages würde sie es verstehen. Wenn nicht, würde nur noch Schmerz in ihrem Herzen sein, wann immer sie an ihren Vettern Paulinus dachte. Der Mann der sie vor die Tür setzte.


    Ihr liefen Tränen über die Wange, dies war kein gutes Zeichen. Sie riss sich von Paulinus los. „WARTE!“ Gab er böse von sich und versuchte... vergeblich... erneut nach ihrem Handgelenk zu greifen. Er hatte gehofft der Wein hätte sie beruhigt. Aber ganz im Gegenteil... vielleicht hätte er doch etwas Schlafmittel hinein mischen sollen... aber dieses verdammte Gewissen!


    Er trat aus dem Zimmer hinaus und warf einen blick in den dunklen Flur. Es waren noch keine Sklaven auf und so ging er Calena schnellen Schrittes hinterher. „Calena! Calena!“ Immer wieder rief er ihr Namen halblaut ins Dunkle. Er öffnete die Tür zur ihrem Zimmer und fand niemanden vor. „Wo ist das Mädchen?“ Murmelte er und blickte sich um. Er hatte Angst, was würde sie vielleicht tun? Zu was war sie fähig? Er ging weiter und suchte sie im ganzen Haus.

    Paulinus ließ sich weiter verwöhnen und hörte aufmerksam zu. Anscheinend hatte vorher ein äußerst hartes Leben geführt. Paulinus konnte das gar nicht verstehen. Wer schlug oder schändete eine Sklavin? Dies minderte lediglich ihren Wert. „Irrsinn...“ gab er verschlafen von sich. Warum etwas im Wert mindern, was so teuer erkauft wurde? Er würde es wohl nie verstehen. „Es ist gut das du dich... hier.... soooo …. wohl fühlst....“ Alles andere würde auch nur von der Arbeit ablenken und die maximale Arbeitskraft enorm verringern. Paulinus ging nicht weiter auf ihre Vergangenheit ein, wollte er schlimme Dinge hören, so würde er wieder auf Arbeit gehen oder ein Theaterstück besuchen. Aber etwas angenehme und freudige Unterhaltung wäre schon angebracht. „Kannst Du singen oder Gedichte aufsagen?“ Fragte er lakonisch, bevor ein lauter Seufzer über seine Lippen ging.