Beiträge von Geórgios Krateidos

    Den köstlichen Wein schlürfend hatte Geórgios einige Zeit lang die anderen Gäste beobachtet, die sich auf dem Fest tummelten. Eine rothaarige Frau stach ihm besonders markant ins Auge, rote Haare hatten aber auch die Angewohnheit den Blick einzufangen. Brav und folgsam trottete sein Priestergehilfe wieder heran und flüsterte dem Priester leise etwas zu. Dieser nickte darauf hin. "Ah ja, natürlich... und wie heißen sie?" Der junge Mann antwortete leise und Geórgios nickte langsam. Gemächlich und ohne Hatz stellte er den Becher mit Wein, der auch schon leer war, zur Seite. Gerade als er sich umdrehte, fiel ihm das Brautpaar auf und diese schienen ihn als Ziel auserwählt zu haben. Geórgios setzte sein professionelles, freundliche Miene auf, die er sich in den letzten Jahren angeeignet hatte. "Ich hoffe, ihr genießt eure Hochzeit?", fragte Geórgios als sie nur noch wenige Schritte voneinander standen. "Ich wünsche euch auf jeden Fall, viel Glück, Gesundheit und ein angenehmes Eheleben in Zukunft." Ob Geórgios das ernst meinte? Das wusste er selber schon nicht, die Haut der Heuchelei, die er sich angeeignet hatte, war ihm manchmal wie ein Alter Ego geworden. Freundlichkeit war nun mal eigentlich keine Eigenschaft, die zu seiner Persönlichkeit passte. "Aber jetzt müsst ihr mich leider entschuldigen, es steht noch eine Hochzeit heute an, die meine Anwesenheit erfordert. Chaire, werter Ánthimos und verehrte Penelope." Geórgios nickte den Beiden noch mal höflich zu, dann winkte er seinem Gehilfen, ihm zu folgen.

    Aus den Augenwinkeln bemerkte Geórgios, dass sein Bruder sich wohl endlich zu einem Zug durchgerungen hatte, seine Augen schweiften darum für einen Augenblick zu dem Spielbrett und er musterte die Konstellation, die er dort vorfand. Überrascht wölbten sich seine Augenbrauen nach oben. Sein kleiner Bruder hatte wohl doch die Lücke entdeckt und dieses Mal auch ausgenutzt. Ein wohlwollendes Lächeln erschien um seine Lippen.Geórgios dachte einen Augenblick länger nach und beschloss, seinem Bruder endlich auch mal einen Sieg zu gönnen, zumal er für den heutigen Abend dann deutlich leidlicher wurde, schließlich hatten sie noch etwas vor. Mit einem Augenzwinkern seinem Bruder gegenüber machte er darum schnell entschlossen den letzten und entscheidenden Zug. Während Thémis konzentriert seinen nächsten Zug überdachte, wandte sich der Priester wieder an die junge Frau. "Wunderbar!", erwiderte er. Eigentlich auf beide Antworten. "Dann bin ich mal gespannt."


    Seine Mundwinkel wölbten sich nach oben als er das triumphierende Schnauben seines Bruders hörte. "Hah! Hab ich Dich!" Geórgios brauchte nicht zu ihm zu schaun, um zu erfahren, dass auch dieser Zug seinem Bruder, Zeus sei Dank, nicht entgangen war. "Das solltest Du Dir auch nicht gefallen lassen! Selbst wenn die Rhomäer immer recht Besitz ergreifend sind. Ich glaube, ich weiß auch, wo Deine zukünftige Heimat- und Arbeitsstätte ist...so weit von dort ist es zum See nicht." In seinem Rücken vernahm Geórgios ein deutliches Räuspern und sah zu Thémis, der ihm bedeutungsvoll zu nickte, als dieser schon am Bezahlen war. "Nun, aber wenn Du mich jetzt entschuldigst, mein Bruder und ich müssen leider jetzt unserer Wege ziehen." Er nickte Alaina noch mal freundlich zu, wobei der stets ironisch-zynische Ausdruck auf seinem Gesicht lag, dann erhob er sich als sein Bruder noch mal leise sich räusperte. "Einen schönen Tag Dir noch, Alaina aus dem Reich der Kelten." Gemütlich schlenderte er daraufhin hinter seinem Bruder und wieder hinaus aus dem Lokal.

    Ähm, nein! Der Zweck heiligt nicht die Mittel, gewiße Prinzipien und ethische Überlegungen beugt man eben nicht, um ein wenig zu provozieren. Das hier ist kein Kunstskandal, bei dem sich der Künstler vor der biederen Bürgerschaft entblättert. Sexuelle Gewalt ist kein Thema mit dem man auf diese Art provozieren sollte, insbesondere, da es eben hier öffentlich ist und durchaus Punkte bei Lesern berühren könnte, die auf eine schmerzliche Vergangenheit stoßen und in manchen Köpfen zudem ein völlig falsches Bild provozieren könnten.


    Mit dem Argument: Das sieht man doch alles auch im Fernsehen! hab ich schon gerechnet. Aber die geschmacklose Sensationslust unserer Medien ist genauso kritisch zu hinterleuchten. Und die Medien heutzutage sind in dieser Hinsicht einfach gewißenlos. Sollte man das deswegen unreflektiert betrachten? Ich finde nicht. Sollte man die Medien als Maßstab nehmen? Hoffentlich nicht! (Im Übrigen ist das ein Thema, das ich nicht nur bei Euch kritisiert habe, ich habe ähnliche Vorfälle schon früher im IR nicht gut gefunden.)


    Jedoch mein Fazit: Ich wollte auch auf die Punkte hinweisen, die man an eurem Plot kritisieren sollte. Und nur Lob, wo eben auch Kritik angebracht ist, hat mich gestört.

    Da hast Du schon Recht, das IR ist (wie nebenbei die meisten anderen RPG Foren, die ich kenne) recht soapig. Aber um Kontraste zu setzen, ist ein anderes geschmackloses Extrem nicht gerade vorzuziehen. Und was man in ein öffentliches Forum setzt (was die Verherrlichung von sexueller Gewalt angeht) sollte wohl überdacht sein. Diese Überlegungen vermiße ich bei diesem Plot eindeutig.

    Einen kleinen Triumph verspürte Geórgios als der Gelehrte klein bei gab, aber er empfand es als schade, dass er ihn nicht weiter reizen konnte. Doch vielleicht ergab sich in Zukunft noch die Gelegenheit. Schon alleine der Anblick, wenn sich das Gesicht von Sosimos rot färbte, lockte den Priester. Es bildete einen herrlichen Kontrast zu dem weißhaarigen Haupte des Alten. "Nein, das war mein einziges Anliegen. Ich danke Dir, werter Sosimos. Und wünsche Dir noch einen angenehmen Tag." Geórgios erhob sich, nickte dem Gelehrten zu und wandte sich dann um, um wieder aus dem Arbeitsraum und dann dem Museion zu verschwinden, nachdem er sich eine Liste mit Lehrern und Philosophenkreisen hatte geben lassen.

    Innerlich lachte Geórgios und seine Augen funkelten als Ausdruck seiner Gefühlslage, aber sein Gesicht verzog keinen Muskel. Es amüsierte den Priester köstlich, dass er den alten Gelehrten sogar dreißig Jahre nach seiner Zeit am Museion noch aufregen konnte. Nur mit der Erwähnung des Epistates, der zu seiner Studienzeit noch nicht mal der Epistates des Museion gewesen war. Geórgios hatte die Zeit am Museion als noch recht vergnüglich in Erinnerung, insbesondere da er einen guten Stand bei Tychios gehabt hatte. Vielleicht auch, weil er die Schwächen des alten Epistates genau gekannt und schamlos ausgenutzt hatte. "Ich glaube kaum, dass ich dem Museion eine Last sein werde, werter Sosimos. Zudem bringe ich meine reichhaltige Erfahrung als Priester mit ein. Welcher Schüler ist schon in der Lage ein Opfer anzuleiten und den Göttern die Ehre zu erweisen, wie ich es vermag? Ansonsten werde ich natürlich nicht am Museion wohnen und nur mich dem Wissen an diesem Ort widmen."


    Geórgios entknotete seine Arme und legte stattdessen seine Fingerspitzen aneinander. Ob sich der Alte vor ihm fürchtete? Den Einfluss, den er ans Museion bringen konnte. Eine gar lächerliche Vorstellung, weswegen er auch verächtlich seine Lippen kräuselte. "Desweiteren hege ich keine weiteren Ambitionen im Moment. Das Amt, das mir die Polis verliehen hat, fordert genug meiner übrigen Zeit."

    Das süffisante Lächeln von Geórgios minderte sich auch jetzt nicht, obwohl er leicht den Kopf schüttelte. "Nein, ich habe zwar einigen Malen Deinen Vorlesungen gelauscht, war jedoch nie in einem Deiner Zirkel anwesend. Ich war einer der Schüler des verstorbenen Epistates." Geórgios scheute sich nicht, das zu sagen, obwohl er genau wusste, dass sich der alte Epistates und Sosimos schon in der Zeit gehasst hatten wie Pest und Cholera.

    Dreist und unverschämt wie Geórgios nun mal war, setzte er sich einfach und ohne Aufforderung auf den Stuhl, der dem Schreibtisch gegenüber stand. Er sah sich auch nach einer Erfrischung um und entdeckte einen Krug und mehrere Becher auf dem Tisch des Bibliothekars. Er lehnte sich jedoch erstmal gemütlich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sein Gegenüber. "Das mag sein, werter Sosimos. Ich bin kein junger Mann mehr, aber ich habe schon früher am Museion studiert. Die Pflichten meines Priesteramtes haben es jedoch verhindert, dass ich weiter dieser Muse nachgehen konnte und ich musste das Museion verlassen. Ich möchte gerne an die damaligen Jahre, was die Suche nach Wissen angeht, anknüpfen." Manch ein Lehrer war damals froh gewesen, dass Geórgios Priester geworden war und dem Museion den Rücken zugewandt hatte. "Mich interessiert die Philosophie, aber auch anderen Wissenbereichen möchte ich aufgeschlossen bleiben. Schließlich lehren genug Koryphäen an diesem Ort."

    Prächtig war der Raum anzusehen, in den der Priester hinein kam. Marmorbüsten mit den alten Bibliothekaren, eine riesige Weltkarte an der Wand, ein luxuriöser Tisch, an dem der alte Sosimos saß und hohe Fenster, die jeden Sonnenstrahl ein fing, dennoch war es nicht zu heiß in dem Raum. Sosimos war ihm durchaus noch aus seiner Jugend bekannt. Der alte Methusalem wollte wohl immer noch nicht abkratzen, obwohl er schon in Geórgios Jugend ein Mann in deutlich älteren Jahren war. Irgendwie erinnerte Sosimos an seinen Großvater, beide mit dem Willen beseelt, über hundert Jahre alt zu werden. "Chaire, werter Philosophos! Ich bin Geórgios Krateidos, Priester des Zeus, und ich bin hier, weil ich, wie einst schon in meiner Jugend, erneut den Hort des Wissens ergründen möchte. Sofern es Dir genehm wäre, möchte ich Dich bitten, mich als Schüler am Museion aufzunehmen."

    Das süffisante Grinsen schwand nicht von Geórgios' Gesicht und er nickte kurz als er die Antwort des Schreiberlings vernahm, ohne noch ein weiteres Wort an den Sklaven zu verschwenden, drehte sich der Priester um und trat auf die Tür zu, um zu klopfen. Er wartete sogar, bis er eine Stimme vernahm, die ihm zum Eintreten aufforderte.

    Sonnig wie jeder andere Tag war auch jener, an dem Geórgios Krateidos das Museion betrat, mit einer Absicht, die er heute zu vollführen gedachte. Er hatte schon einige Wochen darüber nachgedacht und sich letztendlich dafür entschieden. Schließlich wollte er auch im Alter nicht einrosten, selbst wenn die Bequemlichkeit ihn schon länger im Griff hielt. Ohne seinen Priesterschüler im Schlepptau marschiert er die nicht unbekannten Gänge entlang und auf das Zimmer des verwaisten Epistatesarbeitsraumes zu. Im Raum der Schreiber blieb er jedoch stehen, denn wenn bei etwas in der Welt der Hellenen Wert gelegt wurde, dann sicherlich die Formen einzuhalten. Er nickte einem der Schreiber kühl zu. "Chaîre! Ich bin Geórgios Krateidos und möchte den Epistates, der kein Epistates ist, aber herrscht wie ein Epistates, sprechen. Ich möchte als Schüler am Museion aufgenommen werden." Süffisant grinste Geórgios bei den Worten, denn er hatte genau diese Worte von einem Mann aufgeschnappt, der sie wohl von einem der Schreiber hier gehört hatte.

    Fremd und sehr exotisch klangen die Namen in seinen Ohren und er ließ sie eine Weile in seinem Bewußtsein nachhallen. Der Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Frau hatte sich bei den Erzählungen merklich gewandelt und interessiert beobachtete Geórgios diese. Die Regungen der Menschen faszinierten ihn immer wieder, die vielseitige Palette an Empfindungsfähigkeiten. Manchmal versuchte er sie bewußt dahin gehend zu reizen und dann wiederum entstanden sie ganz unwillkürlich als Reaktion auf seine Worte. Geórgios studierte solche Regungen aufmerksam, wenn auch immer mit innerlicher Distanz, höchstens Amüsement selber verspürend, denn die Empfindungen seiner Mitmenschen weckte in Geórgios keine Resonanz oder Mitgefühl. Er war einfach kein Mensch, den man als freundlich bezeichnen konnte. Und außer für seine Tochter, hatte er nur für einen Menschen in seinem Leben aufrechte und ehrliche Gefühle entwickelt und dieser Mensch war vor einigen Jahren verstorben und hatte diesen menschlichen Anteil in Geórgios vielleicht mit sich in den Hades getragen.


    Entspannt hatte er sich gegen die Rückseite seines Stuhles gelehnt und betrachtete das liebreizende Gesicht der Keltin. "Wie wäre es, wenn ich Dir den Mareotis-See einmal zeige und Du wiederum erzähltst mir Geschichten aus Deiner Heimat? Von Deinen Göttern insbesondere." Es interessierte Geórgios wirklich, was die Welt der Kelten anging. Selbst wenn er sie immer für primitiv halten würde, da er natürlich das nicht hellenische Pantheon nicht ernst nehmen konnte, fand er den Glauben anderer Völker durchaus interessant. Bisher hatte er sich jedoch mehr mit den Göttern ihrer Nachbarn und rhomäischen Götter beschäftigt, niemals mit denen der Germanen oder Kelten. "Nicht heute natürlich, vielleicht an einem der nächsten Tage, solltest Du von Deinem Senator die Zeit freigegeben bekommen."

    Ein freies Alexandria? Wer wollte das schon? Alte sentimentale Narren und Dummköpfe. Denn wenn man es richtig machte, konnte es einem als Hellenen durchaus sehr gut gehen unter der Herrschaft der Rhomäer, die doch eine gewisse Konstanz in die Provinz brachten. Der Priester hatte jedoch das Gefühl, dass der Rhomäer einfach noch nicht die Katze aus dem Sack lassen wollte. Aber wer sollte es ihm verdenken? Sie alle kannten sich gerade erstmal einige Momente. Und er selber traute dem Rhomäer auch noch nicht sonderlich weit, die Zeit würde es erst erweisen, ob ein solche Vertrauen (das er eigentlich niemandem schenkte) überhaupt verdient hätte.


    "Dann werden wir unsere Augen erstmal in alle Richtungen offen halten, Centurio." Auch in Richtung der Rhomäer, um abzuschätzen, was das Ganze hier wirklich zu bedeuten hatte. Mit enem aalglatten Lächeln, geübt in jahrelanger Priestertätigkeit, hob er jedoch den Becher. "Auf eine gelungene Kooperation, Centurio!" Ein paar Tropfen für Dionysos und einige Tropfen in den Mund, um den Spruch zu besiegeln.



    SimOff: Solltest Du hier noch antworten, wäre ich Dir dankbar, wenn Du den Handlungsstrang beendest, da ich die nächsten Wochen, ca., erstmal nicht schreiben werde. Danke.

    Geórgios wechselte einen Blick mit seinem Bruder, der nur kurz mit dem Kopf wackelte und ein bedenkliches Gesicht zog, dann jedoch zögerlich nickte. Natürlich würde der Alte wütend sein, mit eiskalter Stimme Geórgios zurecht weisen. Aber das war eine Aussicht, die dem Priester sogar noch gefiel. Womöglich ließ der Patriarch ihn dann in Zukunft doch in Ruhe. Außerdem interessierte es den Hellenen sehr, was die Römer im Schilde führten und wer wußte mehr als der Mann, der der Natter am Nächsten war. Geórgios lächelte süffisant und nickte. "Es bedarf keiner weiteren Absprache mit einem anderen Krateiden. Die Familie Krateidos ist immer bestrebt, eine freundschaftliche Kooperation mit den Vertretern des Basileus zu pflegen. Und wir werden natürlich unser Möglichstes geben, sofern es in einem adäquaten und ausführbarem Rahmen bleibt."


    Nichts schriftliches? Warum wunderte ihn das nicht? Die Rhomäer waren schon immer eher...zurückhaltende Verhandlungspartner gewesen. Das süffisante Grinsen verlor sich darum nicht auf dem Gesicht des Priesters. "Aber natürlich, werter Centurio." Er merkte, dass dieser Aspekt seinem Bruder missfiel, aber als jüngerer Verwandter hielt er sich aus dem Gespräch dezent zurück. "Gibt es eine besondere Person, die das Missfallen der Vertreter des Basileus gefunden hat?", fragte Geórgios mit ruhiger und eher gleichmütiger Stimme, obwohl es ihn doch durchaus interessierte.

    Der Klang des Windes? Das war natürlich ein interessanter Aspekt. Geórgios lehnte sich zurück, nippte an seinem Wein und betrachtete die Frau aus dem Norden nachdenklich, die ihm ein klein wenig die Welt näher brachte, die er nie in seinem Leben sehen würde. Manchmal bedauerte er es, nicht die Eigenschaft seines Vaters oder seines Bruders zu besitzen. Die Lust auf Abenteuer. Oder hatte er sie doch und der Funken war nur noch nie erweckt worden? "Vielleicht hat Boreas, der Gott des Nordwindes, eher Gefallen an den Länder des Nordens Gefallen gefunden. Man sagt, sein Wind trägt die Melodie der Kälte mit sich. Und womöglich bevorzugte Zephyros doch lieber meine Heimat." Boreas, ein Gott, den etwas Düsteres umgab, und ähnlich wie Hades auch Geórgios näher lag. Zumindest wünschte sich das der Priester.


    Er lächelte kühl bei dem Gedanken an Boreas und auch an Hades. "Womöglich haucht jedoch ein ganz anderer, unsterblicher Gott seinen Atem über das Nordmeer. Gibt es bei Dir auch Windgötter? Ich meine, bei den Menschen Deiner Heimat?" Keltische Götter und ihr Pantheon hatten sich dem Priester bisher noch nicht erschlossen. Womöglich, weil er dem nicht viel Wert beimaß.


    Unwillkürlich folgten seine Augen zu dem Essen und er zuckte mit einem mokanten Grinsen auf den Lippen mit der Schulter. Er mochte den Fisch hier nicht, aber er wusste auch, wo der Koch gerne den Fisch bezog und wo der Fischer wiederum die Netze auswarf. Direkt in der Nähe der Kanalsausgänge und angeblich sollte der Fisch dort besonders saftig und deliziös sein. Aber für den Priester auch etwas suspekt. "Es gibt hier viele, höchst delikate Leckerbissen. Und der Wein ist in der ganzen Stadt berühmt. Wein vom Mareotis-See. Warst Du schon mal am Mareotis-See? Er ist fast wie das Meer, so weit man blicken kann sieht man nur Wasser. Das Wasser schmeckt so salzig wie das Meer. Und an manchen Stellen wirst Du Vögel sehen, die Beine haben doppelt so lang wie Störche und mit einem leuchtend rosafarbenen Gefieder." Flamingos, die es manchmal zu Scharen dort am See gab.


    Süffisant lächelte Geórgios und betrachtete den Alten aufmerksam, um sich an dessen Ärger zu laben. Es amüsierte ihn doch ungemein, selbst wenn er den Musiker nicht hatte zu der Reaktion provozieren können, die er sich erhofft hatte. Denn kaum hatte der Virtuose eben sehr elegant die Diskussion abgebrochen und abgewürgt, kehrte schon das zurück, was den Priester oftmals plagte. Die schreckliche Langeweile auf Festen dieser Art und überhaupt in der Gesellschaft der meisten Menschen. Ein Grund, warum er sie gerne zu Wutausbrüchen oder Zorn reizte, oder zu anderen extremen Gefühlsausbrüchen. Es gelang ihm natürlich nicht immer und eigentlich eher selten. Aber er erfreute sich dennoch an diese seltenen Ereignissen. Der Priester lehnte sich in die bequemen Kissen zurück. Er ließ sich den Wein schmecken und betrachtete die anderen Gäste. Um dem Musiker sich seinem brütenden Ärger alleine zu überlassen.


    Interessiert verfolgte er aus der Ferne die Unterhaltung von dem Gymnasiarchos und dem Bräutigam. Anhand der Haltung und der Art, wie sie sich bewegten, schien dort auch nicht eitler Sonnenschein zu herrschen. Wenn er auch nichts genaueres erkennen konnte. Er lächelte leicht und aß noch einige Bissen, ehe er sich von dem weichen Lager erhob. Irgendwo zwischen den Gästen erkannte er seinen Priestergehilfen, der schüchtern einer der Frauen anstarrte, die wohl eher römischer Abstammung war. Aber der Junge war natürlich viel zu schüchtern, sie anzusprechen. Eher würde er im Boden versinken als ein Wort bei einer gleichaltrigen Frau hervor zu bringen. Geórgios rollte mit den Augen und ließ sich noch etwas Wein eingießen, wobei er die Gäste betrachtete und überlegte, wer von ihnen wohl sein Interesse noch zu wecken vermochten oder ob er doch bald sich verabschieden würde, um seinen weiteren Pflichten des Tages nachzugehen.