Beiträge von Duccia Vera

    Zwei ganze Tage hatte sie gebraucht, um sich von der langen Reise zu erholen. Ihre Stute Fellas vertraute sie Helmut an und trennte sich zum Schluß für unbestimmte Zeit von ihrem Begleiter. Sontje streifte durch die unzähligen Straßen, durch aufmerksames Zuhören und aktives Herumfragen zählte sie asbald eins und eins zusammen. Zwei war eine gute Zahl. Sie packte ihre Siebensachen für das hoffentlich letzte Mal zusammen und schlug den Weg zu einem ganz bestimmten Wohnhaus ein. Durch zwei Ladenlokale erst, gelangte man auf das eigentliche Grundstück des Hauses. Sie senkte die Kapuze ihres inzwischen sauberen selbstgewaschenen Reiseumhang auf ihre Schultern nieder und bliess die ewig nervige blonde Strähne zur Seite, während sie anklopfte. "Salve! Ich gehörte der Reisegruppe von Mogontiacum ab an und bin vor zwei Tagen in der ewigen Stadt eingetrudelt. Wie geht es Rufus? Ist Germanica Calvena zu sprechen?" plapperte Sontje lächelnd drauflos.

    Die Reise war lang gewesen. Reiter und Pferd waren müde. Sontjes grasgrün und erdbraun befleckter Mantel zeugte von vielen im Freien verbrachten Nächten. Uwe hatte sie schon vor Tagen verlassen. Er hatte beschlossen das Meer zu sehen. Mit Helmut an ihrer Seite erreichte sie auf Stute Fellas reitend das Stadttor Roms. Von weitem schon hatten sie die Stadt bewundern können, doch jetzt direkt vor dem Tor zu stehen holte ein Stück Ehrfurcht hervor. "Salve! Wir möchten rein und in einer Taverne uns erfrischen." erhob Helmut seine Stimme.

    "Wir haben die Höfe auf dem Weg hierher gesehen." erwiderte Sontje knapp. "Dem zum Trotz wollten wir hier Nachschub holen." Bei seiner darauffolgenden Frage musste sie lachen. Was für eine Vorstellung! "Ich?? Die Götter umstimmen? Nee.. wo denkt ihr hin?!? Danach müsstet ihr meinen Bruder Duccius Verus in Mogontiacum fragen! Der ist ein in Rom geweihter Priester und kehrte nach Hause zurück, um sein Leben den Dienst an den Göttern zu weihen." prustete Sontje kichernd. Den mitgrinsenden Männern Helmut und Uwe einen Wink gebend, drehte sie ihre Stute um und winkte dem Soldaten zu. "Machts gut, machts besser, wir kommen hier nicht rein. Deshalb reisen wir weiter. Valete!"

    Der Soldat hatte gut reden und schickte sie wieder weg. "Hmhm.. wo liegen denn die nächsten Höfe in der Umgebung? Wir kennen uns hier schliesslich nicht aus." fragte Sontje zurück. "Wütet die Pest arg schlimm in der Stadt?!? Kann ich da drinnen mit meinem Begleitern irgendwie helfen? Dem Tod sind wir gestern schon in Form einer verunfallten und gesunden Leiche begegnet..."

    "In den Sümpfen des Mittellaufs des Minicius gelegen, ist die Stadt nur über Brücken zu erreichen und durch zweitrangige Straßen mit der Poebene und den Alpen verbunden. In Mantua findet sich außerdem das Castellum der ersten Legion des Imperiums." Soviel wusste Helmut über die Stadt zu erzählen, aber ob es wirklich so war, wie er beschrieb, würde sie dann selber sehen. In der Tat war es wahr. Mit misstrauischem Blick beäugte Sontje die Sümpfe an beiden Seiten der Brücke, während sie sich zu Pferd dem Stadttor näherten. Sie schenkte den vier Soldaten von Titus einen verabschiedenden Blick und konzentrierte sich auf die Wachen. Mit ruhiger Hand lenkte sie ihre Stute Fellas neben das Reittier von Helmut. Für Uwe war kein Platz mehr übrig, sodass er hinten ihnen wartete. Neugierig mustete Sontje die Gesichter der Wachen und rief sich in Errinnerung was Titus über die Krankheitszeichen der Pest gesagt hatte. "Salve! Wir kommen aus Mogontiacum und möchten hier unsere zur Neige gehenden Vorräten aufrischen. Ist dies möglich?"

    Ihr Lächeln verschwand, als sie seinen kalten Tonfall wahrnahm. "Vale bene!" erwiderte Sontje und trieb Fellas auf den Weg. Helmut und Uwe folgten ihr auf ihren Reittieren hintendrein, wobei Uwe asbald die Vorhut übernahm. Sie schwieg den ganzen Ritt über, mochte nicht mal mit Helmut ein wenig tratschen. Ein kurzer Stopp erfolgte irgendwann, um die Pferde an einem Bach trinken zu lassen und sich selber kurz die Beine zu vertreten beziehungsweise einem gewissen natürlichen Geschäft nachzugehen.

    "Japp!" Sontje hütete sich mehr zu seinen Sätzen beizusteuern und machte dies Helmut mit einem kleinen energischen Ellenbogenstoß in die Rippen klar. Wenn diese Theorie bis und in Mantua standhielt so waren sie keine verdächtigen Personen mehr. Der Annahme, dass der Tote den Aureliern angehörte, konnte sie ebenfalls nichts sagen. Lediglich die Untersuchung und der Löwe waren ihre einzigen beigesteuertes Indizien. Mit einem wortlosen Nicken nahm sie seinen Dank an und bemühte sich seinem Blick standzuhalten. "Ich kann es nicht oft genug sagen, wir wollen in Mantua einen Zwischenstopp einlegen, bevor wir weiter reisen. Mir ist klar, dass in dieser Stadt eine Krankheit herrscht. Unter diesen Umständen müssen wir.. ach egal. Lass uns erst mal Mantua erreichen und schauen wie es weiter geht. Wir können, sobald der Tote auf dem Karren ist, sofort los! Sag deinen Mannen, sie sollen nur die Schuhe und Hose mitanfassen." Gemeinsam mit Helmut packte sie beim Umquartieren der Leiche mit an und machte sich die Mühe den Toten mit seiner Kleidung samt Wechselkleidung einzuwickeln. Einigermaßen zufrieden mit dem bisherigen Ablauf wischte sie sich mit einem alten in zwei Teile zerissenen Tuch den Kräutersud von den Händen und den Armen. Helmut benutzte die andere Hälfte des Tuches. Sie knüllte ihr Tuchanteil zusammen und steckte es in eine aufgeworfene Erdkuhle. Schliesslich nahm sie Fellas Zügel an sich und saß auf, machte es sich auf dem Rücken der Stute bequem. Ein kleines Lächeln zierte ihre Mundwinkel, als sie Tittus Blick erhaschte. Die Kappe ihres Reiseumhangs blieb unten.

    "Von wegen nach Norden! Wir reisen mit Euch!" erwiderte Sontje schlicht und machte sich auf dem Weg zur Leiche. Bevor sie diese berührte, entblößte sie ihre eigenen Arme und rieb sie mit einem Kräutersud ein. Das musste zum Schutz gegen Infektionen langen. Helmut ahmte ihr Handeln nach und half mit die Kleidung der Leiche zu zerschneiden sowie den blassen Körper frei zu legen. Schnell war klar was den Tod herbeigeführt hatte: eine dünne schmale Wunde, die offenbar stark zu bluten begonnen hatte, sodass die Leiche rasch blutleer war. "Titus!" rief sie aus und trat zurück, um ihm Platz zu machen.


    "Nichts von dem, was du aufgezählt hast, ist sichtbar. Einzig allein diese Wunde, welche einer Stichwunde ähnelt." Sie trat noch ein paar Schritte zurück und liess sich ein ehemals verschnürtes Päckchen von Helmut reichen. "Seine Wechselkleidung.. diese Stoffe sind sehr fein und zart. Ich wüsste nicht, wo man so näht und webt. Übrigens, ein Kleidungsstück zeigt ein Wappen: ein Löwe." Helmut entfaltete auf Sontjes Nicken hin das Hemd und stimmte ihr leise brummelnd zu. "Es könnte ein Reisender aus Rom gewesen sein, der es nicht eilig hatte." Dies war eine weitere Mutmassung, die aus seinem Mund kam. Sontje sah Titus an, sich fragend, ob er sich noch an die gestrige Weitererzählung von Helmuts Beobachtungen errinnerte.

    "Was? Die Pest?" In Sontjes Miene standen bestimmt an die hunderte Fragezeichen zugleich. Sie wollte sich an den zurück gekehrten Soldaten wenden, um es von ihm selber gesagt zu bekommen, aber Titus hielt sie mit einer Frage auf. Ob sie einen kranken Menschen und seine Krankheit erkannte? "Ehmm... puh.. verdammt gute Frage, Mann!" platzte es zuerst aus ihr raus, bevor sie sich wieder fing. "Ich denke schon... soll ich sofort ran?"

    Begleitet von leichten Kopfschmerzen machte sich Sontje nach dem Aufstehen und kleiner Katzenwäsche sofort daran, ihre Siebensachen zusammenzupacken und zu verschnüren. Immer wieder schielte sie zu Titus hinüber, dessen saure Miene aber verleitete sie dazu ihn lieber nicht anzusprechen. Gemeinsam mit Helmut und Uwe vertilgte sie die übrigen Reste ihre Vorräte und machte mit ihnen aus, wer Nachschub einkaufen ging. Uwe würde dies übernehmen, während Helmut sich in der Stadt erkunden würde, wann die nächste Reisegruppe Richtung Rom aufbrechen würde. Sontje sattelte gerade Fellas, als der weggeschickte Soldat zurückkehrte. Während der Karren näher und näher rumpelte, knotete sie ihren Packsack auf Fellas Sattel fest. Fellas Zügel in der Hand haltend trottete sie gemeinsam mit der Stute in die Nähe von Titus. "Moin! Können ich oder die anderen irgendetwas tun oder mithelfen?" rief sie ihm mit fragender Miene zu und beendete ihre Frage mit einem kleinen Lächeln.

    Nun.. es war schief gelaufen. Warum auch immer, sie verstand es nicht. "Nein." Zuletzt schleisslich schweigend stand Sontje auf und zog sich mit einem leisen "Gute Nacht!" zu ihrem Lager zurück. Es dauerte bis sie einschlief, denn sie verstand immer noch nicht warum das Ende des Gesprächs schiefgelaufen war.

    Auch an Sontje war es verständnislos zu schauen. "Ich beleidige dich keineswegs, das möchte ich auch gar nicht." Sie starrte ins Feuer. Er war ein netter und gutaussehender Soldat, der sich glücklich schätzte sie kennen zu lernen. Sie war neben ihrer Mutter zwischen Männern aufgewachsen. In ihren letzten Worten hatte sie versucht, zwischen den Zeilen auszudrücken, dass sie vorsichtig geworden war. Besonders gegenüber Männern. So schnell verliebte sie sich, noch schenkte sie einem vom anderem Geschlecht ihr Herz. Zu oft war sie auf den schönen Schein und die Fassade rein gefallen. Womit machte sie diese angebliche Beleidigung jetzt wieder gut? "Ich schätze deine Ehrlichkeit." versuchte sie die Unterhaltung noch zu retten.

    "So über den Daumen gepeilt schätzt du das Alter anderer Menschen.... aha.. sehr interesssant!" neckte Sontje ihn lächelnd, gleichzeitig schelmisch grinsend. "Ich bin etwas über 21 Sommer hinaus uind nähere mich langsam aber sicher der doppelten Zwei." Was hatten die Männer nur alle mit der Einteilung in 'Mädchen' und 'junge Frau'? Was war daran so wichtig? Von Mutter Haushaltführung gelernt, später die Bewirtschaftung einer Taverne und zuletzt die Arbeit mit Pferden egal welcher Größe und Rasse. Die blonde Strähne fiel ihr schon wieder ins Gesicht. Sie liess sich Zeit mit der Antwort, musterte seine Mimik. "Du hast unsere Begegnung jetzt zum dritten Male bedauert. Bitte freu dich lieber, dass wir uns überhaupt noch begegnen, lieber Titus."

    Sie warf noch eine Handvoll Erde ins Feuer hinein uind dann war es gut. Ihre Wut hatte sich etwas austoben können und zog sich langsam aber sicher bis zum nächsten Ausbruch zurück. "Du nennst das Fügung? Ich nenne das Zufall... vielleicht ist es später eine Fügung wenn ich zurückblicke." erzählte Sontje schulterzuckend und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Glaubst du an Götter? Mein Bruder hat sich denen da oben für immer verschrieben und sich zum Priester weihen lassen. Seit diesem großen Tag hatte er keine Zeit mehr übrig. Keine gemeinsamen Ausritte mehr und kein eben mal so in die Taverne essen gehen und so weiter was Geschwister halt zusammen machen." Sontje musste trotz dem vorherigen Wutausbruch plötzlich lachen. Grinsend sah sie ihn an. "Ich? Verheiratet? Spinnst du? Ich war und bin nicht verheiratet und will auch nicht heiraten. Bisher waren die Männer Reinfälle und was für Reinfälle! Lassen mich immer glauben sie sind schwer verliebt und sind es dann doch nicht weil was anderes vorgeht. Jesses... was schätzt du denn, wie alt ich bin, hm? Du dürftest nicht viel älter als sich sein..." gab sie seine letzte Frage zurück und strich die blonde Strähne aus dem Gesicht.

    "Neeeiiinn.. ich laufe nicht vor jemandem weg." Oder doch? "Ich werde auch nicht verfolgt. Es ist eher so, dass die mir nicht folgen, weil die beschlossen haben für immer in Mogontiacum zu wohnen und zu leben." Allmählich geriet sie in Rage, weil sie sich wieder an die Worte eines mit ihr verwandten Mannes errinnerte. "Einer von denen hat gemeint, ich würde sie und die Familie verhöhnen. Sie dachten, ich wäre wie von Ihnen befohlen zurück hinter dem Limes bei Mutter. Dahin bin ich aber nicht zurück gekehrt und habe mir stattdessen Arbeit gesucht. Sie denken jetzt, ich wäre ihr davon gelaufen." Mit zorniger Miene sah sie Cursor an. " Jawoll, ich habe gegen den Willen der Sippe verstoßen, weil ich mich dem nicht beuge. Dabei habe ich beschlossen denen nicht mehr auf der Tasche zu liegen und schon gar nicht noch einmal zu begegnen. Weisst du, was der noch gesagt hat?!? Geh zurück nach Hause, lern Kochen, Weben und den Haushalt führen und heirate endlich einen Mann, der deinen Acker bestellt! Du bist eine verdammte Schande für die Familie.. Das bin ich aber nicht..." Weil grad kein Stein in der Nähe war, griff sie sich eine Handvoll Erde und warf diesen ins prasselnde Feuer hinein. Laut hatte sie gesprochen, aber nicht so laut, dass sie die übrigen schlafenden Männer geweckt hätte. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen blickte sie wütend ins Feuer. "In den war ich auch noch verschossen.. gewesen. Mannmannmann!"

    "Mhmm.." erwiderte sie auf seine Äußerung zum stundenlangen Reiten und dachte an den eigenen Muskelkater, seit sie die Stute Fellas bekommen hatte. "..ich kenn das." Ihre Wangen röteten sich leicht bei seinem netten Kommentar. Diese blöde nervige Strähne war's welche ihn an ihr faszinierte. Eigentlich hätte sie diese Strähne längst abgeschnitten, weil sie ständig ins Gesicht fiel, aber es gab kein vernünftiges Material, mit dem man eben mal so die eigenen Haare kürzen konnte. nun würde sie diese Strähne ertragen... wegen ihm, diesem gut aussehenden Soldate. "Danke schon!" hauchte sie mit immer noch roten Wangen und erwiderte seinen Blick.


    "Und mit welchen Namen darf ich dich rufen? Unter uns kannst du gerne Sontje sagen und vor Fremden am besten die römische Version. Mantua gehört zu Italien und Italien gehört Rom. Also muss ich mich dem Lateinischen anpassen. Die germanische Sprache vergessse ich am bestan ganz schnell. Es war ein riesen Fehler über den Limes zu gehen, um meinem Bruder zu folgen. Letztendlich zum Rest der Gens zu stoßen. Mir wurde schnell langeweilig, also begann ich in der Taverne zu arbeiten, das war auch ein riesen Fehler, andererseits aber... wer weiss." plapperte Sontje so wie immer drauflos.

    "Naja... ich rede fremde Menschen grundsätzlich mit 'sie' an. Manchmal frage ich, ob es in Ordnung ist, wenn ich zum 'du' übergehe. Manchmal denke ich gar nicht daran nachzufragen, meist juckt das dann keinen." erwiderte sie lächelnd und sah zu ihm auf. Ganz schön groß so ein einfacher decurio und stattlich dazu! Wusste er eigentlich, wie gut er aussah? "Ich finde, du darfst dich wieder setzen..." merkte sie kurz an und sah ihn aufmerksam an, während er sprach. "Ich erzähle es dir.."


    "Weißt du was, Vera? Ich bin bis hinter die Kurve gelaufen und zurück gegangen." brummelte Uwe. "Wenn ich mir die Hufspuren der Pferde und die Räder der Kutsche angucke, kann das alles auch nur ein Unfall gewesen sein." Sontje blickte ihn stirnrunzelnd an, forderte ihn auf weiter zu sprechen. "Irgendwas hat die Pferde erschreckt. Diese drehen durch. Der Kutscher kann nicht mehr eingreifen und hält sich fest, um nicht vom Bock zu fliegen. Der Insasse aber wird rausgeschleudert, kommt unglücklich auf und stirbt. Man beschliesst ihn liegen zu lassen..." Helmut hörte Uwes Worte und fügte sarkastisch hinzu. "Und um nachfolgende ahnungslose Reisende in Schwierigkeiten zu bringen, was? In Mantua gibts Soldaten ohne Ende, die werden diesen Weg hier bestimmt kontrollieren." Sontje blickte zum Himmel. "Fangt nicht schon wieder zu streiten an, bitte! Irgendwer aus Mantua wird sich schon drum kümmern: Soldat oderZivilist."


    Nach dieser wörtlichen Wiedergabe der Diskussion sprach Sontje weiter. "Seit ich klein bin, werde ich Sontje gerufen, das heisst soviel wie 'die kleine Sonne'. Von da wo ich herkomme ist es Brauch jeweils einen germanischen und einen römischen Namen zu führen. Duccia heisst, ich entstamme dem germanischen Stamm der Duccii, den Nachfahren Wolfriks. Vera habe ich mir ausgesucht, weil mir der kurze Name gefällt." Ob er ihr nun erklärte was sein Name bedeutete? Wohl kaum, oder doch?

    Lange sah Helmut den kochenden und wachenden Soldaten zu und schlief irgendwann ein. Sontje wachte mitten in der Nacht auf und stand auf, um einem natürlichen Bedürfnis gerecht zu werden auszutreten. Schweigend, mit verschlafener Miene kehrte sie zu ihrem Lager zurück und legte sich wieder hin. Nun war es an Sontje den Schlaf wiederzufinden. Morgen würde sie in Mantua sein und morgen würde sich hoffentlich schnell herausstellen, wer der unbekannte Tote war. Über den Gedanken konnte sie nicht einschlafen und stand wieder auf. Sie hüllte sich in ihren Umhang und näherte sich dem decurio, der am Feuer saß. "N'späten Abend noch... träumen sie immer mit offenen Augen?" brummelte Sontje grüßend sowie neckend und hockte sich in den Schneidersitz nieder. Sie ergriff einen Stock und stocherte im Feuer rum. "Wissen sie... der Helmut, der meinte es nicht so." fing sie an. "Er wollte uns schützen. Wir hatten zuvor eine lange Diskussion. Ich erzähle ihnen davon, wenn sie sie hören möchten..."

    "Jawoll..." brummelte Sontje nickend und verabschiedete sich vom Soldaten und der Stute. Schliesslich ging sie zu Helmut und Uwe rüber. Mit leiser Unterhaltung schickte sie sich an, ihr Schlaflager für die Nacht vorzubereiten und sich darauf zu betten. Helmut und Uwe schlossen sich ihrem Tun an. Bald herrschte Ruhe am Lager der drei Reisenden. Das langsam in sich einsinkende Feuer beleuchete zwei schlafende Menschengesichter. Helmut schlief später als die anderen beiden ein und wartete auf die Müdigkeit, die ihn irgendwann übermannen würde.

    "So.. ihr habt unseren Rauch gesehen?" fragte Sontje zurück und schüttelte zuerst den Kopf, bevor sie wieder einmal mit den Schultern zuckte. Nagut, dann war es halt so passiert. Sie hatte sich auf eine ruhige Nacht mit ihren Begleitern eingerichtet und nicht auf die Begegnung mit einer römische Patrouille. Die jetzt auch wusste dass hier etwas geschehen war, woran sie jedoch keinen Anteil gehabt hatte. Und eben jenen Anteil musste sie als wahr darstellen, doch Helmut hatte es ihnen bereits schwer gemacht. Sie seufzte und setzte zu einer längeren Erklärung an, während sie den Hals der Stute streichelte zugleich den Soldaten immer wieder ohne Umschweife direkt ansah. "Entschuldige bitte... natürlich gehen eure Befehle mich und uns nichts an. Es ist so, dass wir mit dieser Szene, der kaputten Kutsche und der Leiche gar nicht gerechnet haben. Schliesslich ewig diskutiert haben, ob einer von uns alleine weiter reitet und somit die anderen zwei alleine zurücklässt. Wir haben mit eurem Auftauchen überhaupt nicht gerechnet, da wir den ganzen Tag gar keinen anderen Reisenden gesehen haben."