Sisenna presste die Lippen aufeinander und sparte sich die Antwort auf die Frage, wann Kinder reden dürfen, weil sie glaubte, der Onkel erwartete sie auch nicht. Er wollte sie nur an eine Regel erinnern. Sie nickte artig, als der Hinweis auf weitere Regeln kam, weil sie instinktiv spürte, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, um Widerworte zu finden. Stattdessen blickte sie weiter reumütig, bis der Onkel seine Aufmerksamkeit Sabina schenkte. Erleichtert atmete sie auf und änderte den Blick. Nun konnte sie entspannt der Unterhaltung lauschen. Bisher kannte sie die Geschichte von Sabinas Eltern noch nicht und fragte sich, wie es wohl war, wenn der eine Vater dem anderen auf dem Fuß folgte. Als Sabina kleine Halbbrüder erwähnte, verzog Sisenna den Mund. Hier Krebste niemand Kleineres als sie herum, was sie gut fand. Kleine Konkurrenz verdarb die Möglichkeiten, sich als Nesthäkchen viel erlauben zu können.
"Oh", rutschte Sisenna heraus, als die Rede auf einen Brief kam, der ihre Neugier entfachte. Sie schlug die Hand vor den Mund, zog den Kopf zwischen die Schultern und machte sie so unscheinbar wie möglich. Sie wollte nicht wieder die Aufmerksamkeit des Onkels auf sich liegen haben, was aber schon alleine deswegen passieren würde, wenn Sabina sie losließ und den Brief holte.
"Mir ist kalt", jammerte sie, damit sie alle in die Villa gingen und sie eine Chance bekam, sich zu verkrümeln.