Beiträge von Marcus Hadrianus Barbatus

    Das Offiziere immer so brüllen mussten... Hoffentlich kam er selber nie in die Bredouille, auch wenn er Offizier werden wollte. Allerdings kannte er den Centuri schon und so wusste er zumindest, das dieser auch ohne Brüllen konnte. Schweigend und militärisch korrekt folgten sie dem Centurio in die Schola und hörten ihm zu. als er aufgerufen wurde, hatte er irgendwie, warum auch immer, damit gerechnet. Was wollte er wissen? Menge der Kohorten, Besondere der Ersten und wer diese befehligt. Alsdenn!


    Korrekt erhob er sich und stand stramm, ehe er mit dem Antworten begann: "Centurio! Die Legion umfasst zehn Kohorten à sechs Centurien. Die erste Kohorte wird vom Primus Pilus befehligt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie statt sechs Centurien fünt Doppelcenturien hat, so genannte Manipel." Vermutlich hätte es gereicht und wahrscheinlich setzte er sich nun wieder in die Nesseln, aber Titus hatte ihm schon einiges im Laufe ihrer gemeinsamen Probatio erzählt und der Centurio wollte ja das Besondere wissen. "Die erste Kohorte hat taktische und organisatorische Bedeutung und kann jederzeit zu Sonderaufgaben herangezogen werden. Sie hat keinen eigenen Offizier und auch keine zusätzlichen Unteroffiziere, sondern wird wie erwähnt vom Primus Pilum geleitet, der erste Centurio der ersten Centurie."

    Er sammelte sich einen Augenblick lang um die Fragen in ordentlicher Reihenfolge stellen zu können und nichts dabei ausser Acht zu lassen: "Tribunus!" meinte er respektvoll und wandte sich dann ebenso respektvoll an die beiden Equites, ehe er, mit Blick auf den ranghöheren Offizier meinte: "Wie es scheint - so sagt zumindest der Bericht - haben die Turmae überall in der Regio und darüber hinaus gesucht. Was im Bericht nicht explizit erwähnt wurde, weshalb ich nachfragen muss, ist der Punkt Mogontiacum. Wurde auch hier bereits geforscht? Oder ging man ausschließlich davon aus, dass der Tribun nicht in die Stadt wollte und hat diese deshalb ausser Acht gelassen? Wurden hier entsprechende Nachforschungen getätigt? Hat man dabei auch den Hafen mit in Betracht gezogen und geklärt, welche Schiffe zum fragwürdigen Zeitpunkt vor Anker lagen und diesen wieder verlassen hatten? Vielleicht wurde der Tribunus hier in der Stadt entführt und auf ein Schiff gebracht. Der Rhenus ist ein vielbefahrener Fluß, wie ich bei meiner Reise hierher selber feststellen konnte, und demnach ist eine solche Möglichkeit nicht unwahrscheinlich. Sollte dies der Fall sein, hat man ihn sonst wohin bringen können. Eine weitere Möglichkeit wäre sogar, dass er einen Unfall gehabt hatte - ob nun unabsichtlich oder durch andere herbeigeführt - und mann ihn danach an Bord eines Schiffes brachte, nicht mal unbedingt aus Gründen der Entführung. Szenarien gäbe es zur Genüge." Dabei dachte er an einen simplen Überfall, das entwenden jeglicher Dinge und das Zurückbleiben des Überfallenen in wenig mehr als das, was seine wichtigsten Teile bedeckte. Im Winter wäre es durchaus auf Dauer tödlich, aber wer wusste das schon.


    "Was genau führte dazu, dass der Tribun das Lager verließ und wie lautete sein Weg. Wer waren die letzten Leute, die ihn definitiv gesehen haben und wie waren deren Aussagen?" Oder zielte gar die Aktion des Tribunus genau darauf ab? Wurde bisher nicht hier in Mogontiacum geforscht und hatte er genau diesen oder einen ähnlichen Gedankengang gehabt, der sie zu Nachforschungen in der Stadt und besonders im Hafen führte? Das würde einiges erklären und letztlich vielleicht sogar die Frage, weshalb niemand etwas von dem Tribun wusste, obwohl man das ganze Land abgegrast hatte. War er mit einem Schiff weggebracht worden, konnte man sich hier dumm und dämlich suchen. Im Zweifel war er schon im Norden Germaniens, oder in irgendeiner anderen Region des Imperiums oder gar ausserhalb, wo er dann als Geisel, Sklave oder Attraktion fristen musste, wenn er nicht gar schon tod war. Wer zum Beispiel garantierte, dass seine Leiche nicht eventuell sogar im Rhenus lag, mit Steinen oder ähnlichem beschwert um ihn nicht so schnell wieder an die Oberfläche zu bringen. Alles war schließlich letztlich möglich.

    Er erinnerte sich mit wenig Freude an das Bogenschießen, da er sich da mit der Sehne einmal den halben Unterarm in den schillernsten Farben geschossen hatte, aber er nickte. "Ja, war schon. Wie gesagt, ich glaube die Theorie wird sich ziehen. Viel Material. Das kann man sicherlich nicht an einem oder zwei Tagen machen. Wahrscheinlich auch nicht in einer Woche. Das Schwimmen. Ja mei, da mache ich mir keine Sorgen. Ich kann zwar nur zwei Stile, aber ich weiß auch, wie man mit Kleidung schwimmt," unfreiwillig mehrmals in seiner Sturm und Drangzeit getan, "und denke, ich bin dank der Beinkraft da auch recht schnell. Die Arme ermüdeten früher zwar immer recht schnell, aber das dürfte sich durch die Legion auch nun sehr viel verbessert haben. Und die Beine sind wohl auch noch einen Schub besser geworden, auch wenn ich manchmal hier weniger laufen kann, als ich gerne würde."


    Er nickte zum Thema der früheren Herrin und meinte nur: "Nun, wenn Du sie darauf vorbereitest, werde ich bei ihr vorbeischauen und Dir dann berichten. Sollte sie wen haben, wirst Du es erfahren, sonst achte ich auf sie." Er lächelte leicht und meinte: "Ich denke, ich würde mich sehr freuen, Dich wieder zu sehen, mein Freund. Aber warten wir erst einmal ab. Derer Ziele gibt es viele, aber ob sie sich alle erfüllen lassen, das mögen nur die Götter wissen."

    Titus merkte immer noch nicht, dass Volusus längst nicht mehr an seiner Seite war. Dafür bemerkte er, dass er sich scheinbar leicht bewegte. Ein erstaunliches Gefühl und zugleich etwas beängstigend. Nein, das war nicht das richtige Wort. Er öffnete die Augen um Volusus was zu sagen und sah, das er nichts sah. Nämlich den Freund nicht mehr. Die Reaktion war eine typische, hektische und unkoordinierte und die Folge war, das er erst einmal wie ein Stein unter Wasser ging und unter Lachen der Freunde prustend wieder hoch kam. Sehr witzig, meinte er ein wenig sauertöpfisch, griente dann aber doch auch etwas mit. "Nein, gar nicht. Du hast gerade gelernt, wie man im Wasser, nun sagen wir, schwebt. Das Du untergegangen bist, hast Du nur einem plötzlichen Reflex, einem Instinkt zu verdanken, der Dir weiß machen wollte, dass Du gar nicht alleine im Wasser schweben kannst. Aber das kannst Du."


    Titus sah Marcus eindringlich an und suchte den Scherz in seiner Miene, erkannte aber, dass sein Freund es durchaus ernst meinte. Schließlich nickte er und fragte: In Ordnung, was muss ich tun? Leg Dich zurück. Breite die Arme aus und die Beine ein wenig. Und dann lass Dich einfach treiben. Bekomm ein Gefühl für das Wasser. Wenn Du das hast, versuchen wir es auf dem Bauch. Dabei wirst Du den Kopf unter Wasser halten müssen und zwischendurch zum Atmen mit diesem hoch kommen müssen. So, meinte der Bär und zeigte es ihm innerhalb der nächsten zwei, drei Minuten. Verstanden? Titus nickte und versuchte zunächst das eine. Als er das Gefühl hatte, nachdem er noch ein paar Mal untergegangen war, dass das nun ganz gut klappte, versuchte er es anders herum. Es war eine Überwindung den Kopf unter Wasser zu lassen und am Anfang war er auch hier zu hektisch, aber nach einer Weile ging es schon ganz gut und er konnte schweben und Luft holen. "Gut, versuchen wir es noch damit, dass Du den Kopf über Wasser lässt die ganze Zeit."


    Auch das klappte irgendwann einigermaßen und die Drei beschlossen, dass es für den ersten Abend genug war. Am nächsten würden sie wieder kommen und dann würden sie das heutige wiederholen und wenn es klappte, würde Marcus ihm ein oder zwei Schwimmstile beibringen. Viel mehr beherrschte der junge Hadrianus allerdings auch nicht wirklich.

    "Du kannst Sachen fragen," schmunzelte er und bemühte sich sich zu erinnern: "Also Formalübungen, Nahkampf, Waffenkampf inklusive Atellerie, Reiten, mhm, ja, ich weiß, dass noch die Theorie fehlt, aber ich fürchte, die wird sich ganz schön ziehen, und das Schwimmen. Weil das war zu kalt derzeit. Ausserdem können einige nicht schwimmen," schmunzelte er leicht und erinnerte sich an die mehrere Male, die Titus in den Thermen untergegangen war, bis er es begriffen hatte. Es sah zwar immer noch eher wie ein Hund aus der paddelte, aber er kam voran. "Ob sonst noch was fehlt, weiß ich gerade nicht."


    Auf die Bemerkung hin, dass sie nicht schreckhaft sei, schmunzelte er einmal mehr. "Nun gut, aber die Höflichkeit gebiert es dennoch." Emsig fettete er das Stück Leder weiter ein, welches er in der Hand hielt und arbeitete sich dabei Stück für Stück weiter, so dass schon bald das erste Stück fertig war und er nach der nächsten Arbeit griff.

    Mhm, sollte er es nun wagen? Sollte er nun die Fragen stellen? Würde das nicht wieder nur Ärger geben? Ja, vielleicht. Aber er musste es wagen, denn es gab vielleicht nur diese eine Möglichkeit. So wartete er, bis der der Duplicarius seine Frage gestellt hatte, ehe er höflich und respektvoll anfügte: "Wenn Du gestattest, Tribun. Auch ich hätte noch ein paar Fragen." Er wollte nicht gleich mit allen rausplatzen, erst sollte der Tribun ihm eben jene Erlaubnis erteilen.

    Mhm, eine interessante, aber für die beiden Equites wohl nicht unbedingt befriedigende Konstellation. Hinzu kam, dass er nicht das Gefühl hatte etwas wie einen Aufpasser zu brauchen. Aber Befehl war Befehl und ein solcher musste eingehalten werden. Wie sinnig oder unsinnig er letztlich auch war.


    Schweigend warteten die Probati darum, was noch alles kommen würde und Marcus überlegte, wie sehr seine Zivilkleidung wohl als unauffällig gelten konnte. Was die Fragen betraf, die immer noch unter seinen Nägeln brannten, behielt er einen erstaunlich kühlen Kopf, auch wenn es ihn ein wenig ärgerte.

    Er nickte nur ob der Worte von Bashir, denn viel konnte man dazu eh nicht sagen. "Wohl nicht viel mehr." Nun ja, das ein oder andere schon, aber das brachte vielleicht die Zeit mit sich. Aufmerksam beobachtete er den Mann und machte ihm die Arbeit dann nach. So viel anders als diverse seiner Sachen zu putzen war es auch nicht, deshalb ging es ihm recht leicht von der Hand. "Naja, ich weiß nicht, wann meine Probatio zu Ende sein wird. Momentan habe ich das Gefühl, die wird noch Jahre dauern. Aber das mag auch einfach nur ein Problem meiner Ungeduld sein," lächelte er. "Aber sobald ich raus kann, werde ich es gerne für Dich tun. Allerdings solltest Du sie vielleicht vorwarnen. Ich weiß nicht, was für ein Mensch sie ist, aber nicht, dass sie plötzlich erschrickt, wenn ein ihr unbekannter Soldat nach ihr sieht."

    Er lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. "Bashir, da fragst Du mich leider zu viel. Ich weiß es nicht, denn ich war nie in einer solchen Situation. Natürlich könnte man nun Spekulationen anbringen oder könnte mit irgendwelchen Sinnsprüchen vesuchen Definitionen aufzustellen, wie zum Beispiel: 'Keine Unfreiheit ist so stark wie die Versklavung an sich selbst.' Oder so was wie 'Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.' Ja selbst 'Die Lasten des Krieges sind nicht so groß wie die der Knechtschaft.' oder 'Zuletzt ist der einzige Vorteil des Sklaven — er kann der Freiheit nicht mehr beraubt werden.' Oder- was böse Zungen behaupten könnten, dass es auf Dich zutrifft," wobei er ihm beruhigend kurz zunickte um zu sagen, dass er es so nicht sah: "Sklaverei erniedrigt die Menschen – bis zur Liebe zur Sklaverei." Wieder zuckte er die Schultern. "Vermutlich könnten wir das Leben eines der freien Männer betrachten und das eines Sklaven, ja dutzendfach in vielen Definitionen, in vielen Gesellschaftsschichten, mit Hintergründen, mit Allem drum und dran. Wir würden auf vielfältige Antworten kommen." Er lächelte matt und fügte dann an:
    "Ich für meinen Teil glaube, zum jetzigen Zeitpunkt, dass ich lieber tod wäre, als ein Sklave. Denn als Sklave wird mir etwas Entscheidendes genommen: meine Freiheit. Meine Freiheit zu leben, wie ich es mir erwünsche und meine Freiheit über mein Leben selber zu entscheiden." Nun schmunzelte er leicht: "Sicher, Du könntest jetzt argumentieren mit: Hör mal, Du bist in der Legion, da ist auch nicht so viel mit Freiheit. Ja, zu einem Teil hättest Du damit recht, denn man kann auch hier manchmal das Gefühl bekommen eine Art Sklave zu sein. Aber doch ist es gänzlich anders, als ein richtiger Sklave zu sein. Meiner Meinung nach."


    "Andererseits, wir unterhalten uns gerade aus meiner aktuellen Sicht. Aus der Sicht eines jungen Römers, der ein beileibe nicht immer ganz - nun - römisch-sittliches Leben hinter sich hat," er grinste leicht. "Das ihm wenig Halt und Sinn vermittelte zuletzt, weshalb er sich tatsächlich für diese Disziplinierungsanstalt entschied." Nun grinste er breit bei dem Begriff, den er für die Legion nutzte. "Und feststellen musste, dass das alles gar nicht so schlimm ist und bis auf ein paar Kommisköppen, die der Meinung sind, man sollte sein Hirn als Soldat am Besten am Eingangstor abgeben, hier etwas gefunden hat, von dem er sich nie hätte träumen lassen, dass es möglich wäre. Trotz all dieser Männer, die glauben als Soldat sei man eine Maschine und kein Mensch mehr, als Soldat müsse man nur funktionieren, nicht aber Denken, trotz all de Unbillen, Anstrengungen und den Pferden," er zwinkerte Bashir leicht zu, "muss ich gestehen, dass ich die Legion mag und ich mich hier wohl fühle. Ich habe mich zuvor schon sehr lange nicht mehr heimisch gefühlt. Hier tue ich es. Ich habe Freunde, Leute die mich mögen und die ich mag und die meinen wie ich ihren Respekt haben und ich habe Menschen gefunden, die mir so etwas wie das Gefühl geben endlich am richtigen Ort angekommen zu sein."


    Er war vom Thema abgeschweift und kehrte nun wieder zum eigentlichen Punkt zurück: "Wie gesagt, wir sprechen aus der heutigen Sicht. Sprechen wir noch einmal nach meiner ersten Schlacht, meiner ersten Verwundung oder eben vielleicht gar nach einer möglichen Versklavung oder Vergeiselung - was wohl die Germanen manchmal ganz gerne machen und einen gegen Lösegeld wieder freigeben - und dann, wenn ich eine andere Perspektive erlangt habe, lass uns noch einmal darüber diskutieren. Vielleicht ziehe ich, wenn ich etwas weiser geworden bin, auch die Sklaverei dem Tode vor." Er lächelte, setzte sich und nahm das Lederzeug in die Hand. "Zeig mir, wie man das am Besten macht," erwiderte er und beobachtete Bashir dann eingehend dabei.


    "Sicher kann ich das tun. So lange Du nicht verlangst während meiner Probatio das Lager zu verlassen. Weil sonst könnte es mich wohl letztlich den Kopf kosten und dann könnte ich mich nicht mehr über mögliche Briefe von Dir freuen," grinste er leicht.

    Sie hatten, mehr oder minder geduldig gewartet, zumal nun die Frage war, was sie sich unter dem Ganzen vorzustellen hatten. Aber dann, endlich, als bei dem ein oder anderen Ungeduldigen unter ihnen bereits erste Fragezeichen im Gesicht erschienen, kam der Centurio an, den die Meisten hier noch nicht kannten, und meldete sich zum Theorieunterricht.


    Nun, dann konnte es wohl weiter gehen. Was da wohl nun wieder auf sie zukommen würde...

    Er nickte langsam, als Bashir davon sprach schüttelte aber auch gleichzeitig den Kopf, als es auf die Völker kam: "Nein, nicht jedes Volk. Zumindest ist es von den Pikten nicht wirklich bekannt. Sie töten ihre Feinde, zumindest so fern sie Römer sind. Aber ich kann es nicht mit absoluter Gewissheit sagen. Meines Wissens nach aber, haben sie keinerlei römische Sklaven und ob Andere weiss ich auch nicht genau. Sie sind ein erstaunlich geheimnisvolles Volk in mancher Beziehung...."


    Er zuckte leicht die Schultern und lächelte schief. "Es wird schon noch eine ganze Menge Übung bedürfen... Leider... Aber naja, man kann nicht alles haben, oder?" Er deutete auf die Sachen. "Ich weiß, es ist ungewöhnlich das zu fragen, aber kann ich Dir irgendwie zur Hand gehen?"


    Bei dem nächsten Punkt rieb er sich kurz über die Nasenwurzel und meinte: "Wahrscheinlich wird es dafür keine Erlaubnis geben, für keinen von uns, aber sollte es je eine Möglichkeit dahingehend geben, so wäre vielleicht der Briefverkehr eine Lösung. Man kann auch aus Briefen lernen, weißt Du. Sie sind manchmal wie Bücher, besser sogar, weil man auf den Anderen in einem Disput eingehen kann." Er legte Bashir kurz eine Hand auf die Schulter. "Wann immer Ihr gezwungen sein werdet zu gehen. Lass es mich rechtzeitig wissen. Es soll nicht einfach so geschehen." Nun klang er aufrichtig danach, dass er es bedauerte, den Mann zu verlieren, der hier so ziemlich als einziger bereit war mit ihm über Philosophie und viele andere Dinge zu diskutieren und von dem er sich erhofft hatte noch viel mehr über den Osten zu lernen.

    Die Fragen die sich ihm stellten waren vielmehr auch: Hatte man in Mogontiacum selber bereits gefragt? Die Suche hier begonnen? Wie sah es damit aus, dass der Tribun vielleicht gar nicht ausserhalb der Stadt unterwegs gewesen war? Wie war es mit dem Hafen? Hatte man danachgefragt? Fragen über Fragen und beantworten konnte es wohl höchstens der Tribun und der Duplicarius.


    Aber er wusste auch, dass er selber wohl diese Fragen zunächst nicht fragen sollte. Nicht das er gleich wieder einen auf den Deckel bekommen würde.

    "Da muss ich auf Dein Wort vertrauen. Ich war nie einer und hoffe, es auch nie zu werden. Auch wenn ich durchaus weiß, dass unsere Feinde auch Römer as Sklaven nehmen. Die Germanen, so erzählte man mir, haben beim letzten Krieg vor einigen Jahren auch welche genommen und auch die Parther sollen beim letzten Feldzug welche genommen haben." Er ließ sich nicht darüber aus, wie er das fand. Das waren philosophische Grundsatzdiskussionen, wo er sich früher des öfteren eine Schelle eingefangen hatte und deshalb schwieg er dazu. "Das ist nett von Deinem Herren. Ich hatte dieser Tage im Übrigen das fragwürdige Vergnügen reiten zu dürfen. Ich musste beim Drill auf ein Pferd rauf. Am Anfang, naja, reden wir nicht über den Anfang. Aber ich glaube, gegen Ende wurd es schon gar nicht so übel. Zumindest für einen blutigen Anfänger wie mich," lächelte er leicht schief.


    Dann hörte er etwas, was ihm erstaunlicherweise sehr mißfiel und er hatte Mühe seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. "Das ist bedauerlich," sagte er dennoch mit einem dunklen Unterton, der seine Gefühlsregung ansatzweise erklärte. "Weißt Du wann und wohin?" Vielleicht war es ja nicht aus der Welt. Eine andere Einheit in Germanien, so dass man eher mal in Kontakt bleiben konnte. Ahje, er wollte tatsächlich mit einem Sklaven in Kontakt bleiben. Ja, er mochte den Kerl und unterhielt sich gerne mit ihm. Aber wie sollte ein Kontakt auf die Ferne möglich sein. Er würde wahrscheinlich nicht einfach so Briefe schreiben können und sein Herr würde es sicher nicht gut heißen, wenn ein Legionär dem Sklaven Briefe schrieb. Seine Stimmung sank noch etwas tiefer, denn einen philosophisch disputierenden Freund zu finden, und sei es auch 'nur' ein Sklave, war verflixt schwierig in einem Umfeld wie diesen hier.

    Schon mal vielen Dank :)


    Es gibt erstaunlicherweise scheinbar nur wenig Literatur dazu. Zumindest im deutschsprachigen Raum. Meine Freundin war zwischenzeitlich so lieb mit ihren Freunden in Italien zu telefonieren und einer von denen hat auch in der Unibibliothek ein paar Dinge gefunden und ihr gemailt. Ich denke, mit etwas Glück werden nun alle Infos reichen, genaueres kann ich aber erst nach heute Abend sagen, wenn sie es mir übersetzt hat. ^^

    "Sei gegrüßt, Bashir," meinte er zu dem Mann und nickte ihm zu, ehe er seine Hand an der Kleidung abwischte. "Ganz gut. Bisschen durch die Mangel gedreht von den Übungskämpfen heute, aber sonst ganz gut. Und Dir? Störe ich Dich gerade? Soll ich lieber wann anders wieder kommen?" fragte er in Hinblick auf die ganzen Sachen, die er mit sich rumschleppte. "Ich hatte gehofft, dass er sie mag und mich nicht gleich mit frisst. Wobei es nicht gerade einfach war die Hand nicht weg zu ziehen," grinste er schief.

    Es war nun schon wieder einige Tage her und der Dienst, oder besser die Ausbildung, hatten es ihm nicht erlaubt zu der Zeit, zu der Bashir da war, zu den Ställen zu gelangen. Heute jedoch hatte man sie wieder eher gehen lassen und so konnte er den Weg zu diesen einschlagen. Er musste Bashir schließlich auch noch davon erzählen, dass er hatte reiten müssen. Etwas, wo es ihn immer noch bei schüttelte. Aber immerhin war er oben geblieben, so einigermaßen. Und er hatte gelernt, das wirklich nicht alle Pferde biestige Mistratten waren.


    So betrat er nun den Stall und sah sich nach dem Sklaven des Praefectus Castrorum um. Langsam ging er auf die Box von Hektor zu und als dieser den Kopf rausstreckte und nach ihm schnupperte, holte er einen Winterapfel aus der Tasche. "Salve Hallodri, suchst Du das?" Er überlegte kurz, wie Bashir die Sachen hingehalten hatte um nicht die Finger abgebissen zu bekommen und hielt dem Pferd den Apfel dann mit der offenen Hand hin, wo es sich auch scheinbar sehr genüsslich gleich dran zu schaffen machte. Leichte Gänsehaut überzog seine Arme und die Haare in seinem Nacken standen zu Berge, aber er blieb ganz ruhig stehen und ließ das Tier gewähren.

    Ein paar Dinge habe ich auch schon gefunden. Dank meiner Freundin, die ziemlich gut italienisch kann und sich in der Umgebung auch mindestens genauso gut auskennt auch theoretisch mehr, als ich verarbeiten kann. Leider reicht es aber meinem lieben Chef nicht, deshalb muss ich da noch mehr liefern. Bisher ist es ihm noch nicht fundiert genug gewesen...


    Dummerweise ist die Antike auch nur bedingt mein Spezialgebiet, ich bin eher im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit, ganz besonders die Geschichte GBs und deren Kolonialisierungen sowie die Entwicklung Deutschlands und dem Heiligen römischen Reich deutscher Nation verhaftet.

    Die Mimöschen waren bloß nicht komplett durchgebrannt im Hirn wie so mancher Centurio und Optio hätte Marcus den Beiden wohl zu einem anderen Zeitpunkt geantwortet, hätte er dieses Gespräch mitbekommen. Aber das waren andere Zeiten und mittlerweile wusste er eher seine Zunge im Zaum zu halten als noch vor der Legion. Formaldienst kam ihm persönlich heute gelegen, denn da musste er nicht so viel bei nachdenken und konnte sich seinen eigenen Gedanken hingeben, die bei einem weiteren Brief an seinen Onkel lagen.
    Obwohl er nur mit halbem Ohr bei der Sache war, machte er nur einmal einen kleinen Fehler, als sich ein Stein unter seinen Fuß schmuggelte, auf den er ungünstig auftrat. Aber ausser einem kurzem Ruck war nichts zu sehen und der Rest des Dienstes ging ganz normal weiter.