Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Und dieser ging nach Germanien.



    An
    Gaius Terentius Primus
    Legio II Germania
    Mogontiacum
    Germania Superior



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    DECURIONI G. TERENTIO PRIMO S. D.


    Im Namen der kaiserlichen Kanzlei habe ich den Auftrag, dir mitzuteilen, dass du in den ritterlichen Stand erhoben worden bist. Als neues Mitglied des Ordo Equester dein neuer Titel nun bestätigt und eingetragen und du darfst dich von diesem Tage an mit Fug und Recht als Ritter bezeichnen. Führe diesen Titel mit Stolz und Ehre.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


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    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


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    An
    Servius Artorius Reatinus
    Legio I Traianae Piae Fidelis
    Mantua
    Italia



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    TRBUNO ANGUSTICLAVIO SER. ARTORIO REATINO S. D.


    Im Namen der kaiserlichen Kanzlei habe ich den Auftrag, dir mitzuteilen, dass du, auf Anweisung des Praefectus Urbi in seiner Position als Stellvertreter des Kaisers in Rom, zum Praefectus Alae der Ala II Numidia in Confluentes in Germania Superior ernannt worden bist. Bitte melde dich baldmöglichst in Confluentes, um dein neues Amt antreten zu können.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


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    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


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    Nach Aegyptus ging dieser Brief.



    An
    Appius Terentius Cyprianus
    Legio XXII Deiotariana
    Nikopolis
    Aegyptus et Alexandria



    A. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
    APP. TERENTIO CYPRIANO S. D.


    Im Namen der kaiserlichen Kanzlei habe ich den Auftrag, dir mitzuteilen, dass du, anstatt den Dienst bei der Ala anzutreten, dazu angehalten bist, in Aegyptus zu verweilen, um das vakante Amt des Praefectus Provincialis anzunehmen. Melde dich baldmöglichst in der Basileia zu Alexandria, um dort deinen Dienst antreten zu können.


    Im Auftrag des Procurator a Libellis


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    Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris


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    Ein Notarius gab Folgendes ab:



    Ad
    Administratio Imperatoris




    Folgendes unverzüglich zu veranlassen:


    Appius Terentius Cyprianus ist zum Praefectus Alexandriae et Aegypti zu ernennen.


    Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus von der Legio I ist zum Praefectus Alae - Ala II Numidia zu ernennen.


    Alle Betroffenen sind unverzüglich schriftlich per Eilbrief über die Ernennungen zu informieren.




    Potitus Vescularius Salinator







    Ad
    Administratio Imperatoris




    Folgendes unverzüglich zu veranlassen:


    Gaius Terentius Primus ist in den Ritterstand zu erheben.
    Aulus Flavius Piso ist in den Ordo Senatorius zu erheben.



    Potitus Vescularius Salinator




    Gleich zwei Briefe von Salinator, dachte sich Piso und nahm zuerst den einen her, nämlich die Schriftrolle. Er las es sich durch und grinste. Jetzt war wohl Terentius Cyprianus doch noch zu seinem Posten gekommen. Das hatte er sich verdient, dachte Piso sich, schließlich war es ja auch ein Klient seines Patrons. Der Brief beförderte auch noch jemanden – einen Artorius Reatinus. Noch nie von ihm gehört, aber auf jeden Fall hatte der Mann einen tüchtigen Sprung geschafft. Piso dachte nach. Terentius war, seinen Informationen nach, noch in Aegyptus. Also würde jener gar nicht so groß noch herumziehen müssen. Man müsste nur den Brief schnell genug schreiben. Die Ala auf jeden fall würde der Artorier kriegen, auch schön, auch wenn er jenen nicht kannte.
    Dann kam die Wachstafel an die Reihe. Hier wurde wohl irgendjemand zum Ritter ernannt... Ternetius Primus? Kannte Piso den? Nein! Schon wieder so eine Ernennung, und schon wieder war er ausgespart worden. Er seufzte, als sein Blick zur nächsten Zeile glitt. Ach, eine Ernennung zum ordo senatorius für irgendjemanden... halt... wie lautete der Name da? Das war ja... seiner.
    Es ist schwer, das Gesicht des Piso zu beschreiben, als er erkannte, dass dieser Brief ihn anwies, sich selber in den ordo senatorius zu erheben. Seine Kinnlade klappte nach unten, siene Augen gingen über. Er röchtelte. Jawohl, er röchelte, als ob er dran war, am Ersticken zu sterben. Dann brach es aus ihm heraus.
    „JUUUUUUHAAAAAAAHAHAHAHAHA! JIIIIIHAAAA! HUUUUAAAAAA! AIAIAIAIAIAAAAAAAAAAI!“, kreischte er, als er simultan aufsprang und auf sein Pult hinaufsprang. „AHHHHHHH!“, brüllte er, als ob ihn eine Wespe gestochen hätte. Er sprang runter, rannte auf Numerius Urbicus, den verdutzten Obernotarius zu, und umarmte ihn herzlich. „Ordo senatorius für mich!“, rief er und drückte den bulligen Numerier, der ganz entgeistert dreinschaute.
    Mittlerweile war rund um die beiden Römer massiv Bewegung in die Notarii gekommen – ob der ungewohnten Störung waren sie nun komplett verstört und verängstigt. Einige jammerten herum, einige rannten verschreckt herum, einer war in Ohnmacht gefallen. Piso störte sich nicht dran. Er ging zu seinem Tisch und begann, Formulare auszufüllen. "Danke, Patron... danke...", murmelte er dabei zu sich selber.

    Piso hörte das Klopfen an der Türe. Und er spürte es. Arbeit kam auf ihn zu. „Herein.“, rief er Türe hin, nicht zu laut, um die Notarii nicht zu verstören. Wer das wohl sein konnte? Irgend jemand wollte wohl einen Termin mit Varus auszumachen. Erwartungsvoll blickte der kleine Pal (über den Begriff hätte er sich gleichzeitig zerkugeln und endlos grämen können) zur Türe hin, seinen Griffel, den er gerade dazu benutzt hatte, in eine Wachstafel etwas zu ritzen, unruhig in der Hand herumzwirbelnd.


    Sim-Off:

    Tschuldigung fürs Warten! :(

    Es stellte sich nun der Mann neben ihnen vor – Iulius Centho. Irgendwie sagte Piso der Name etwas. Hatte sein Patron den einmal erwähnt? Oder hatte er den Namen in der Acta Diurna gelesen? Oder konnte beides der Fall gewesen sein? Das gegenseitige Vorstellen reichte nicht mehr als zu einer gegenseitigen Nennung der Eigennamen. Später, nach dem Rennen, konnte man sich sicherlich besser unterhalten. So kam es nur zu einem hastigen Händedruck.
    Jesacht?“, wiederholte Piso ganz baff. „Du warst zu lange in Germanien, scheint es mir.“, kommentierte er seinen Freund, als er mit seinem Hintern auf der Sitzbank herumrutschte. „Nun, da hast du Recht, es könnte mir schon etwas besseres einfallen.“
    Er lauschte zuerst Archias, und dann Centho, wie sie beide Gedichte aus dem Ärmel schüttelten. Piso presste die Lippen zusammen. Er konnte das besser! Er war der Dichtmeister des Imperiums. Er räusperte sich gewichtig (was durch den ganzen Rennbahnlärm hindurch kein Schwein hörte) und begann dann zu gröhlen (durchaus zu den anderen passend, und deshalb auch nicht schlechter als manche andere rund um sie):


    „Sie fuhren durch die Rennbahn mit den Wägen, die 2 Mann!
    Und sie fuhren vorbei an wirklich allen, allen voran!
    Die Hufe ihrer Pferde, ihrer Peitschen Knall
    Sie tragen ihren Schrecken in jeden Rennstall!
    Und weder Blitz noch Donner hält sie aaaaaauf!
    Blau, blau, blau voran!
    He Fahrer, ho Fahrer, immer vorwärts, Unverfolgbarer!
    Feuert blau bloß an!
    Auf Brüder, jubelt Brüder, spornt an Brüder, immer wieder!
    Tut es nicht versauen, wohohoho!
    Denn wir sind die Blauen, hahahaha!
    Uns kriegt niemand, wir sind viel zu schnell!“*


    Er grinste zu Archias hin. „He, Archi, wie findest du das? Ich meine, das Lied?“


    [SIZE=7]*Kleine Inspiration von Dschingis Khan[/SIZE]

    Zitat

    Original von Caius Aelius Archias et Lucius Iulius Centho


    Es hatte ein wenig Überredungskunst vonseiten des Aeliers bedarft, bevor Piso sich bereit erklärt hatte, in die blaue Toga und die blaube Tunika zu schlüpfen. Nach einigem Beklagen, dass diese Farben so etwas von out seien, dass sich nicht einmal der ärgste Sandler in solchen blicken lassen konnte, hatte er sich aber mit seinen neuen Sachen abgefunden und konnte nun klaglos von Archias zu dem von ihm ausgesuchten Platz sich begeben.
    „Du hast, glaube ich recht gehabt. Wenn ich hier in rot angetaucht wäre, hätte mich hier wohl irgendjemand umgebracht...“ Seine Stimme versiegte, als bei der schieren Nennung der Farbe rot ein bulliger Bursche, fast nackt bis auf einen Lendenschurz, komplett in blaue Farbe getaucht, in grimmig anblickte. Piso duckte sich und jappelte hastig Archias hinterher, der schon ihren Platz ausfindig gemacht hatte. „Ja, ist ganz nett...“, machte er vorsichtig und blickte sich um. „Aber stinken tut es durchaus... wer hat da gefurzt?“ Ein schüchternes „Verzeihung“ hörte er natürlich nicht. Was für eine Welt war das, wo niemand mehr zu seinen Körpergasen stand. Eilends folgte er seinem Freund, den quengelnden Kind nur einen seltsamen Blick schenkend. Der kleine Seicher hatte doch Nüsse! Wie konnte jemand plärren, wenn er Nüsse hatte? Ein unverständiges Kopfschütteln produzierte er, als er sich neben Archias niedersetzte, welches er schnell in ein Nicken konvertierte, als ihn sein Freund fragte, ob er sich gut fühlte.
    „Oh ja, dies ist ein traumhafter Platz.“, schwindelte er. „Richtig... belebt... vor allem die Gerüche... hmm...“ Schweiß, Fürze, abgestandenes Fett, ranzige Farbe, verkohltes Wurstfleisch, abgelaufene Milch – Piso konnte sich keinen Reim machen, woher Letzteres kam, doch er konnte diesen Geruch eindeutig ausmachen.
    „Ich will nur sagen, noch einmal vielen Dank für die Einladung...“, meinte er. „Nun, vielleicht konvertiert mich dies ja. Ich werde mir auf jeden Fall Mühe geben beim Anfeuern... soweit es geht...“
    Als sie angesprochen wurden, drehte er sich nach rechts, zu dem Mann, der Iulius Centho hieß, was Piso aber noch nicht wusste, hin. „Öhm, sicherlich. Nimm Platz.“, meinte er zum frisch Angekommenen. „Hmmm. Flavius Piso. Aelius Archias.“, stellte er sich und seinen Kumpel knapp vor. „Wie darf man dich nennen?“


    In diesem Moment ging das Rennen los! Piso beugte sich nach vorne, gespannt auf das Rennen blickend, hie und da gedämpfte Weisheiten wie „Hoch interessant, durchaus“ und „Gar nicht ohne ästhetischen Wert, um ehrlich zu sein“ von sich gab, während der neu hinzu Gekommene sich die Seele aus dem Leib schrie. Wohl ein Fan von Schrot und Korn. Piso musste wohl auch beginnen, wenn er hier nicht gelyncht werden wollte. „Ähm... *räusper*... Veneta? Veneta... Veneta vor, noch ein Tor... halt, falsch. .. Veneta, hmmm... hopp, hopp, Veneta.“, fand er schließlich ein passendes Sprüchlein. „Hopp, hopp, Veneta!“, probierte er um einiges lauter seine Stimmorgane aus. Irgendwie tat es gut. Piso linste nach links, wo sein Freund sicher schon daran war, sich die Kehle wundzubrüllen.

    Piso hatte sich schon halb erwartet, dass Furianus nun ihn weiter ausquetschen würde wie eine Zitrone. Doch seine Geeignetheit wurde nicht länger unter Beweis gestellt. Die Arvalbrüder stimmten ab, und Piso betrachtete mit Genugtuung, wie sowohl Durus und Furianus – beiden würde er ewig darob dankbar sein – positiv für ihn abstimmten. Die Wahl schien durchaus positiv zu verlaufen, dachte er sich, dreinblickend wie ein Mann nach dem komplett befriedigenden und schmackhaften Konsum eines saftigen Bratens.
    Endlich kam er mal wieder ein wenig weiter. Endlich zahlten sich seine Mühen aus. Er schielte schon seitlich auf eine Kline, auf welche er sich nach dem Abschluss der Wahl hinpatzen würde. Jawohl, die sah bequem aus...

    Ein gewissenhafter Notarius brachte einen Brief zum Procurator, sodass jener ihn bearbeiten konnte.


    Imp Caes Aug C Ulpius Aelianus Valerianus - Palatium Augusti - Roma - Regio Italia - Provincia Italia


    EPISTVLA CONSVLIS
    ANTE DIEM VII KAL DEC DCCCLIX A.U.C.
    (25.11.2009/106 n.Chr.)


    Consul M' Tiberius Durus Imp Caes Aug C Ulpio Aeliano Valeriano s.p.d.


    Ich schlage hiermit als Termin für die Wahlen des kommenden Jahres die ersten beiden Tage der Compitalia, ANTE DIEM III NON IAN DCCCLX A.U.C. (3.1.2010/107 n.Chr.) und PRIDIE NON IAN DCCCLX A.U.C. (4.1.2010/107 n.Chr.) vor. Bei beiden Terminen handelt es sich um Diei Comitiales, darüber hinaus liegen sie im vierten Fünftel meiner Amtszeit.


    Ich bitte Dich, diesen Termin zu bestätigen, sodass ich ihn veröffentlichen kann.


    gez.
    M' Tiberius Durus

    „Tun sie das?“, fragte Piso zerstreut. Er hatte gedacht, die Ausmaße des Abfahrens korrelierten eher mit der Dicke des Purpurstreifens auf der Toga und der Geldbörse der respektiven Freier. Piso wackelte aber dennoch lustig mit seinen Augenbrauen zurück, um zu ziegen, dass er den Faden nicht verloren hatte.
    „Meinst du? Vielleicht haben sie sich errappelt. Oder einfach nur Glück gehabt.“ Sein zugegebenermassen jovialer Vorgesetzter war ja ein Weißer, und somit wollte Piso nicht allzu schlechtes über die Weißen sagen.
    „Hmm...“, meinte er nur und blickte an seiner extravaganten Kleidung herunter. „Ich bin im Besitz einer wundervollen himmelblauen Toga, mit witzigen gelben Müsterchen!“, hielt er entgegen. „Aber vielleicht... nun ja, du hast sicher an etwas Schlichteres gedacht, oder?“, fragte er. „Nun gut, dann werden wir so alleine sein, wie man es in einer Menge nur sein kann.“ Piso kannte das Gefühl, in einer großen Menge alleine zu sein, er verstand klarerweise, was Archi meinte.
    Während Archias rechnete, lächelte Piso milde. „Keine schlechte Schätzung, so etwas wird es wohl sein. Zumindest ist dies geplant. Ich habe schon einige Zeilen geschrieben, und ich berste noch immer vor Ideen.“, meinte er fröhlich. „Ein Portmanteau ist eine Zusammenziehung von zwei Wörtern. Na ja, niemand weiß, was das ist, der Begriff kommt aus dem Gallischen. Ich habe ein bisschen keltisch auf meiner großen Reise gelernt, weil mir langweilig war.“, informierte er Archias.
    Er dachte nach, als Archias das Angebot machte, und begann zu grinsen. „Mensch, das wäre echt toll. Genau, das müssen wir machen, und zwar so schnell wie möglich! Wann und wo schlägst du vor?“, fragte er. Vielleicht nicht gerade bei den Aeliern oder den Flaviern. Es sollte neutraler Boden sein.
    Doch dann kam das leidige Thema mit Serrana auf, und Archias tat etwas sehr Dummes. Er provozierte einen Jammerschwall herauf. Piso war ein Mensch, der innerhalb weniger Sekunden von wundervollen Freuden in düsterstes Trübsalblasen abgleiten konnte, und dies demonstrierte er nun vermittelst heruntergezogenen Mundwinkeln.
    „Ach, Archi, es ist ein Elend!“, begann er zu skandieren, mit einer Mischung von Erbostheit und Trauer in seiner Stimme. „Sie ist eine Plebejerin. Ich bin ein Patrizier. Deshalb hätte es nie etwas werden können. Jeder verzeiht einem Patrizier einen Seitensprung, aber... ich sage dir, ich wollte mit ihr zusammen sein bis zum Ende ihres Lebens.“ Er verkniff sich irgendwie die Tränen. „Sie verschwand aus Rom, wieder nach Griechenland. Denn sie wusste, wir hätten nie zusammen sein können. Ich glaube, sie wollte mir die Möglichkeit geben, sie zu vergessen.“ Er atmete seufzend aus. Soweit die kurze Zusammenfassung der Leiden des jungen Piso. „Doch ich kann es noch immer nicht... verstehst du mich?“ Unglücklich blickte er seinen Freund an.

    „Ja, das kann ich mir gut vorstellen.“, meinte Piso, pflichtschuldigst mitlachend. „Ich würde das gerne ausprobieren... ich muss mich aber wohl noch ein paar Jahre gedulden.“ Die Determination, irgendwann zum Senator ernannt zu werden, wie der Mann vor ihm, war absolut gegeben – doch verhinderte die Konstitution der Republik die sofortige Aufnahme, wenn man nur genug Vermögen aufweisen konnte, wie es der Fall gewesen war, als die Kaiser noch nicht am Ruder waren. Hach, damals hätte man leben sollen.
    Piso lächelte kurz stolz. Tatsächlich saß er in seiner Position an einer reichen Quelle von unglaublichen Informationen. Tatsächlich musste er sich hie und da zwingen, die Klappe zu halten, um nicht ganz und gar erschreckende Gerüchte in der Stadt zu lanzieren. „Nun, die Procuratores a libellis und ab epistulis sind noch sehr neu und haben noch nicht allzu viele Erfahrung mit dem Praefectus Urbi gemacht. Und, nun, der Procurator a rationibus hasst doch jeden in der ganzen Welt.“ Über den alten Procurator a libellis, seinen Freund Prudentius Balbus, dessen Hass auf Salinator manifest war, schwieg er. Nebenher fiel ihm auf, dass ihn der Senator ganz vertrauensvoll als Piso betitelte. Nun, ihm war dies recht. Er würde Ursus ebenfalls wohl in Zukunft ganz zwanglos Ursus nennen.
    „Nun, sicherlich.“ Er zuckte die Achseln. „Vielleicht wäre es tatsächlich eine Sackgasse gewesen. Doch ich bin relativ zuversichtlich, was den ordo senatorius angeht. Ich denke, Salinator respektiert meinen Purgitius Macer, und erfüllt ihm sicherlich den einen oder anderen Wunsch. Eine Rarität.“ Piso hatte seinen Patron, egal was andere sagen mochten, nicht blindlings herausgesucht. Macer war vielleicht einer der Wenigen, die einen Patrizier an Vescularius vorbeischleusen konnten.
    Piso freute sich darüber, dass Ursus die Nachricht so gut (sagen wir, diplomatisch) aufnahm. „Sicher! Nun, es dauert sicher noch ein wenig. Das Gedicht sollte ja im Gedächtnis bleiben, und als solches bedarf es einer gewissen Länge.“, informierte er Ursus. Er war sich sicher, alle würden ob seines Gedichtes in Jubelrufe ausbrechen – langweilig würde es sicher nicht werden. Die Frage war, ob es aufgeführt werden konnte noch vor der Wahl. Vielleicht waren andere Wahlkampfveranstaltungen tatsächlich eine Priorität.
    Als den beiden ihre Sachen serviert wurde, erzählte Ursus von der Aurata. „Hm, das klingt sehr interessant. Deine Factio hat ja schon einige sehr gute Ergebnisse erzielt. Jüngst wurden sie ja Zweite, oder?“, kramte er aus seinem Gedächtnis hervor.

    „Da wirst du Recht haben.“, pflichtete Piso bei. „Ein Ziel habe ich ja. Und zwar, Senator zu sein... wie du... hab ich dir eigentlich schon zu deiner Ernennung gratuliert? Nein? Nun, dann lass es mich nachholen. Gratulation.“, machte er pflichtschuldigst. Senator zu werden bei dem derzeitigen Verwaltungsapparat in Rom, das war nicht einfach. „Sag, wie fühlt es sich so an, mit einer Purputoga durch die Stadt zu wandeln? Sicher nicht schlecht.“, vermutete er.
    Er hörte sich an, was Ursus zu sagen hatte und nickte. „Das Szenario, das du hier vorstellst, ist noch schreckenserregender. Ich sage dir, der Mann wird uns alle noch unglücklich machen.“ Bei mir hat er das ja schon geschafft, dachte er missmutig. „Und an ihm hängt jetzt die Entscheidung, ob er mich in den ordo senatorius erhebt oder nicht. Wenn die Götter auch nur eines der Gebete erhört haben, welches ich ihnen schon geschickt habe, dann wird Vescularius dies tun. Kann er so schikanös sein, dass er mir eine Karriere im Senat verwehren kann?“, fragte er sich.
    Er hörte wiederum Ursus zu, und wiederum nickte er. „Ich weiß, in letzter Zeit hat es sich als unschick eingebürgert. Ich glaube, als Senator kann man heutzutage wohl nur noch mehr als Priester Staat machen. Vielleicht ergreife ich auch ein priesterliches Amt. Wenn alles andere scheitert.“ Er zuckte die Achseln. „Aber ich würde gerne auch ein Tribunat machen. Wobei, weißt du eigentlich, ob es möglich ist, ein solches auch zu bekleiden, wenn man gleichzeitig Priester in einem Kollegium ist?“, fragte er.
    Er seufzte. „Ein großes Fest schaut mehr als unwahrscheinlich aus momentan. Ich bringe das Geld dafür nicht auf. Und ich weiß nicht, ob sich meine Verwandten so recht an so etwas beteiligen wollten. Ich könnte sie aber fragen.“ Er überlegte kurz. „Es würde schon ein... relativ langes Gedicht werden. Weißt du was, ich lade dich zu seiner Uraufführung ein. Sicherlich gefällt es dir.“, schlug Piso vor.
    „Ja, ich weiß aber leider nicht, in welche Factio ich eintreten will. Ich muss es mir noch überlegen.“, meinte er. Eigentlich wartete er auf irgendjemanden, der ihn in irgendeine Factio hineinschubste, es würde ihm mehr oder weniger wurscht sein. Ein so grosser Wagenrennfanatiker war er eh nicht.

    „Sicherlich nicht.“, erwiderte Piso mit einem säuerlichen Lächeln. Wenn er in seine eigenen leeren Taschen schaute, war dies doch immer ein Fanal. Der notorisch mittellose Künstler in Reinkultur war er, und irgendwie stolz darauf. „Danke, das schätze ich sehr.“, erwiderte er auf Archias‘ Angebot hin und versuchte, den leicht schadenfrohen Unterton in Archias‘ Stimme zu ignorieren. Mit vollen Hosen ist gut stinken, lautete eine alte raetische Weisheit, die er von seinem Kammermädchen gelernt hatte. Immerhin musste er keine Steuern zahlen! Das könnte er ja mal, wenn die Gelegenheit sich bot, Archi unter die Nase reiben.
    Was er mit seinen Bemerkungen zu Rennställen allerdings ausgelöst hatte, das wusste er noch gar nicht. Er stand dem Wortschwall des Archias, der abwechselnd die anderen factiones beschimpfte und die eigene in den Himmel lobte, regelrecht fassungslos gegenüber. „Groupies?“, fragte er verdattert. „Ich habe gedacht, ähm, Wagenrennen sind was für Männer... obwohl, das eine oder andere Boxenluder ist immer drinnen.“, dachte er nach. „Ich muss aber gestehen, in letzter Zeit habe ich...“ Immer gegen die Blauen gehalten, wenn es ein Rennen gab. Aber dafür würde Archi ihm den Kopf einschlagen, so wie es ausschaute. „Na ja, die Erfolge von den verschiedenen Gruppen nicht so verfolgt. Ich weiß nur, letztes Mal haben die Weißen gewonnen, und das war ganz interessant.“, meinte er. „Wir könnten ja einmal bei den nächsten Rennen zusammen gehen. Es gibt bald wieder welche. Der Consul veranstaltet sie. Tiberius Durus heisst er, sagt dir der Name was? Ich könnte dann mal für die Blauen halten, und dann sehen, wie es sich so anfühlt.“, schlug er vor. Er hatte noch niemals für die Blauen gehalten, aber Archi hatte recht – es konnte ihm ungeahnte politische Möglichkeiten eröffnen. Denn in keiner Factio waren so viele Senatoren wie bei den Blauen.
    Diese Gedanken schob er aber während des Gedichtes komplett zur Seite. Als er geendet hatte, blickte er Archi an. „Na klar war das nur der Anfang. Ein Aulus Flavius Piso macht keine halben Sachen.“, meinte er stolz. „Das war, so rein schätzometrisch, ein... ein Sechzigstel oder Siebzigstel vom ganzen Gedicht.“ Ein massives Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Aber schön, dass du es magst. Exzessionell, das Wort gefällt mir. Ein Portmanteau von Exzeptionell und exzessiv.“, klugscheisserte er.
    „Na, da siehst du, was so ein Gedicht bewirken kann! Ist sie eigentlich wieder in Rom?“, fragte er. „Ich möchte sie auf jeden Fall kennen lernen.“ Er nickte eifrig. „Bei der Iunierin war ich noch nicht, ich wusste gar nicht, dass sie schon hier in Rom ist? Aber ich muss sie kennen lernen, wenn sie so künstlerisch begabt ist, wie du sagst!“, meinte er begeistert.
    Als Archi aber den Fehler beging, wegen Serrana nachzubohren, wurde Pisos Gesichtsausdruck sehr düster. „Sag nicht Schnalle.“, merkte er, seltsam humorlos, an. „Und... es ist nichts geworden. Es hätte nie etwas werden können... ach ihr Götter...“ Piso stand ganz knapp davor, in eine elend lange Jammerarie auszubrechen. Das hatte Archias jetzt echt toll machen können.

    „Sicher, und die Kunst, die Kunst verbindet die Menschen.“, ergänzte Piso lächelnd. „Weißt du was, wenn ich dich einlade, werde ich natürlich dem Brief eine Notiz befügen, die dich dazu einlädt, jegliche Familienmitglieder mitzubringen. Ich denke, so kann man das am Besten machen.“ Und am diskretesten. Obwohl, er wusste ganz genau, dass Furianus ihn umbringen würde, wenn er auch nur wüsste, dass er sich mit einer Germanicerin unterhalten hatte. Geschweige denn, vorhatte, diverse Germanicer auch nur irgendwohin einzuladen. Nun, ihm persönlich hatten sie noch nie etwas getan, im Gegensatz übrigens zum Tätlichkeits-Furianus, der ihn regelmässig zu schlagen trachtete. Und vermutlich würden sie eh ablehnen, wenn man sich die Geschichte der inter-familiären Einladungen ansah.
    Er hörte ihre nächste Worte und blickte etwas erstaunt drein. „Das ist ja... sehr nett.“, brachte er hervor und lächelte. Dabei dräute ihm ein ungenehmes Schicksal, wenn er sich in die Höhle des Löwen wagte.Wahrscheinlich würde man ihn dort niedermetzgern. Oder sogar schlimmeres anstellen mit ihm. Nach dem, was er schon gehört hatte über die Germanicer... die Aussicht auf einen Calvena-freien Abend lockerte ihn dann aber ein wenig auf. Vielleicht konnte man das grade so überleben. Mal sehen.
    Als er dann seine Karriereplanung vorbrachte, merkte er, dass sie an einem Punkt kicherte, und zwar gerade, als er aufgehört hatte. Er setzte sich gerade auf, und blickte sie erstaunt an. „Wie? Denkst du, das ist nicht realistisch?“, fragte er verwundert. Er mochte ein Fantast sein, was Kunst anging, doch was Politik und Karriereplanung anging, hatte er sich, zumindest selber, immer eine gewisse Bodenhaftung eingestanden. Oder war das Lächeln vielleicht komplett anders gemeint? Vielleicht drückte es ja Beifall aus. Ja, das müsste es wohl sein. Er entspannte seine Schultermuskeln wieder.
    „Wie dem auch sei! Ich denke durchaus, dass es... deinen Großneffen, hast du gesagt? Er wird wohl irgendwann Aedil werden. Und das ist der Augenblick, wenn ich auf den Plan trete.“, grinste er. Wenn er erst einmal so ein Amt inne hatte, würde er Rom zu einen bisher ungeahnten Glanz verhelfen! Kohorten von Sklaven würde er anheuern, welche die öffentlichen Gebäude wienern würden... hehe, das würde ein Spaß werden, dachte er sich und schmunzelte. Aber es würde nicht einmal halb so spaßig werden wie das Gehalt, welches er bekommen würde.
    Er schnaufte aus. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hat er ein Kindheitstrauma oder so.“ Er zuckte die Achseln. „Auf jeden Fall, Vescularius fühlt sich so über alles erhaben, dass er sich wohl erlauben kann, mit jedem Schlitten zu fahren... nun, der Kaiser vertraut ihm. Er hat ihm eine Vollmacht über alles gegeben. Da ist es allzu verständlich, dass er den Kaiser von allem abschirmt, was in Rom geschieht. Er ist mir mehr als suspekt...“ Er hielt inne und blickte Laevina an. „Mit eurer Familie unterhält er aber gute Beziehungen, oder?“, fragte er ein wenig schärfer, als er es beabsichtigt hatte.
    Dass Laevina Macer nicht kannte, war eigentlich abzusehen gewesen. „Nun, ich bin mir sicher, ihr läuft euch einmal über den Weg. Vielleicht bei der Vorführung! Sicherlich ist Macer auch dabei, einladen werde ich ihn.“, meinte er.
    Das Gedicht nahm immer konkretere Formen in seinem Kopf an. Er wiegte seinen Kopf hin und her. „A-B-A-B-B-C-C...“, murmelte er leise. „Da-DA-da-DA-da-DAMM... Verzeihung. Ich tüftele gerade über den Rhythmus des Gedichtes. Er muss etwas bringen, denn ohne ihn ist ein Gedicht nichts wert.“, vertraute er Laevina an.

    Piso musste zurücklächeln, als Ursus seinen Dank abtat. Bei Ursus war es finanziell wohl auch nicht um so vieles besser bestellt wie bei Piso, dessen Geldbesitz auch stänig auf- und abschwankte. Doppelt so dankbar war er ihm ob der Verköstigung.
    Das Mitleid, welches Ursus wohl empfand, war ein Labsal für Pisos gequälte Seele. Irgendwie schienen die Aurelier gut auf sein Gejammere anzusprechen, dachte er sich, das war ja schon einmal etwas. Er nickte nur. „Nur weiß ich nicht, wie weit es bis zum Ziel ist.“, machte er und zuckte die Achseln.
    Er schnaubte genervt aus. „Stell dir vor, er hat Annaeus Varus – meinem Vorgesetzten – als jener den Vorschlag zur Beförderung meiner Person gemacht hat, gesagt, ich als Patrizier könne kein Ritteramt bekleiden. Was beweist, dass Vescularius entweder ein Lügner ist oder aber die Gesetze nicht kennt. Und ich weiß nicht, was von beiden schlimmer wäre.“ Er schüttelte den Kopf. Über Salinator könnte er sich in Rage reden.
    „Eigentlich wollte ich erst ein ritterliches Amt bekleiden, bevor ich kandidieren würde. So wie, als Beispiel, Tiberius Durus. Aber mein Patron hat mir ebenfalls gesagt, eine gute Idee wäre das nicht.“ Er atmete tief aus. „Gut, ich glaube auch, er hat Recht. Und du magst auch Recht haben. Groß nämlich sind die Götter.“, meinte er und blickte auf, als Ursus ein Ereignis ansprach, durch welches er berühmt werden könnte.
    „Nun, es war etwas von einer großen cena im Gespräch. Nur, das ist schon eine Weile her. Was ich eigentlich vorgehabt hatte in nächster Zeit, war eigentlich die Präsentation eines langen Gedichtes, welches ich geschrieben habe. Und von dem ich glaube, dass es nicht allzu schlecht ist. Ob so etwas dazu geeignet ist?“ Er überlegte. „Und vielleicht sollte ich mich einer Factio anschließen, damit erreicht man ja auch eine gewisse Notorietät. Sag, bist du nicht der Princeps der Aurata?“, fragte er.

    Mit innerer Geungtuung nahm er zur Kenntnis, dass Ursus die Taverne gefiel. Prima, es sah so aus, als ob er keinem Banausen gegenübersaß. Was selten genug war dieser Tage. Gleichsam überlegte er, ob er sich nicht wieder vielleicht einmal in die Taverna Apicia reinwagen sollte. Sicherlich hatte man das kleinere Malheur von damals – als Piso so betrunken gewesen war, dass er die Blumen aus den Vasen gegessen hatte – schon vergessen. Zumal Patrizier immer wieder eine verlässliche Einnahmequelle waren.
    Er schmunzelte, als Ursus ihn wegen seiner Karriere frage. „Versaut habe ich nicht gesagt. Nur, es ist wie verflixt. Kennst du diese Träume, wo du rennst und rennst wie ein Irrer, und du kommst keinen Schritt weiter? So fühle ich mich auch. Ich habe zunächst einen ritterlichen Posten angestrebt, doch der wurde mir durch Vescularius Salinator verwehrt.“ Er verzog das Gesicht, ehrlich hoffend, keinen Freund desselbigen vor sich zu haben. „Um das Amt des Architekten habe ich mich ebenfalls schon bemüht, aber bisher ist der Curator Rei Publicae noch nicht auf mich zurück gekommen. Ganz zu schweigen davon, dass ich die formelle Qualifikation gar nicht besitze, weil die Schola Atheniensis mein Ergebnis noch nicht verkündet hat. Zudem wäre es mittlerweile eh schon zu spät, noch groß Karriere zu betreiben – ich will nämlich bei den nächsten Wahlen als Vigintivir antreten. Wenn ich diese gewinne, dann, erst dann beginnt meine Karriere wohl erst wirklich.“, vertraute er dem Aurelier an.
    Gleichsam bestellte Ursus beim Wirt diverse Köstlichkeiten. Die reine Nennung dieser Namen machte den Gourmet Piso glücklich. „Oh, danke! Das war alles.“, meinte er. „Du bist sehr großzügig, das muss ich sagen!“, meinte er zu Ursus hin.


    Sim-Off:

    Danke!