Laevina war so einiges zuzutrauen. Die alte Germanica hatte ihren eigenen Kopf und setzte ihn jederzeit durch. Sich ihr gegenüber durchzusetzen war nicht einfach. Man durfte sich nicht von ihr einschüchtern lassen. „So ist sie nun einmal ... es wäre nicht möglich sie zu ändern. Laevina ist stur wie ein Maulesel“, schmunzelte sie. „Ich bin froh, dass sie dich nicht gängelt, Serrana.“ Kurz nippte sie nun an ihrem Becher. Machte dann aber große Augen, als Serrana ihren Verdacht äußerte. „Das ist wundervoll“, freute sie sich für ihre Freundin und umarmte diese herzlich. „Du meine Güte, das Haus wird immer voller“, scherzte sie. Irgendwie war sie fast schon ein bisschen neidisch, denn bisher ließ weiterer Nachwuchs bei ihr noch auf sich warten. Was wohl auch daran lag, dass Valerian nur selten Zeit für seine Familie hatte. Kurz stieß sie ein seufzen aus, lächelte dann direkt aber wieder. „Du solltest dir ganz sicher sein, wenn du es ihm erzählst“, stimmte Calvena ihr dann zu.
Beiträge von Germanica Calvena
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Calvena war sich sicher, dass Serranas Vorschlag nicht ganz so uneigennützig war, wie es klang. Schließlich bot sich ihnen nun die Gelegenheit mal wieder ganz ungestört die Köpfe zusammen zu stecken. Die Kinder würden von den Sklaven beschäftigt werden und ihr Onkel würde sicherlich recht bald wieder beschäftigt sein.
Im Augenblick drehte sich das Gespräch nur um Laevinas ungewöhnliche Abwesenheit. Serrana schien deshalb nicht einmal sonderlich besorgt zu sein. „Wäre sie krank, würde Laevina es alle wissen lassen“, behauptete sie rund heraus und lag damit wohl gar nicht so falsch. Dennoch wurde erst einmal ein Sklave ausgeschickt, der nach einigen Minuten wieder kam und erklärte, dass die alte Germanica gar nicht im Haus war.
„Vielleicht vertritt sie sich nur die Beine und ist nicht weit vom Haus fort gegangen“, spekulierte sie. Sedulus hatte anscheinend jedenfalls nicht vor zu warten, bis Laevina von allein nach Haus fand. „Sei vorsichtig“, rief sie ihm hinter her und dann war sie auch schon allein mit Serrana. -
„Nein, weiß er nicht“, gab Calvena auf Serranas leicht tadelnde Worte zu. Wie denn auch, ihr Mann war ja nicht daheim gewesen, als sie sich entschlossen hatte ihre Verwandten zu besuchen. Sicher wäre er nicht gerade begeistert gewesen, aber auf der anderen Seite war es gar nicht mal eine so dumme Entscheidung gewesen. Schließlich hatte der germanicische Haushalt weitaus mehr schlagkräftige Sklaven wie der quintilische. Im nächsten Moment beschloss ihre Freundin auch direkt, dass sie hier bleiben sollte. Wiederworte gab sie nicht von sich, es kam ihr ganz recht. Noch einmal durch die leeren Straßen zu spazieren, danach stand ihr nicht der Sinn. „Ich würde Simplex schicken. Der gibt die Nachricht am Tor ab. In der Regel kommt es dann bei Valerian an … besonders wenn es wichtig ist. Die Soldaten am Tor kennen Simplex bereits!“ So war das meist, wenn sie keine Gelegenheit bekam Valerian zu sprechen, dann schickte sie halt den Sklaven los. Irgendwie musste ihr Mann ja für Notfälle erreichbar sein. Simplex würde dann auch Diomedes und Vera Bescheid geben und direkt noch ein paar Sachen mitbringen, wenn sie ihn dann los schickte. Bestimmt würde er dann wieder murren.
Laevina war also verschwunden und Serrana hatte es noch nicht bemerkt. „Vielleicht sollte man jemanden schicken um nach ihr zu suchen!“ schlug sie vor.
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DiomedesLeicht rollte Diomedes mit den Augen, anscheinend konnte Vera seine Sorge nicht verstehen. Ganz schön stur diese Germanen! Das die Gens Decima angesehen waren, stand außer Frage. Dennoch konnte sich jemand diesen guten Ruf zu Nutze machen um dadurch in die Häuser zu gelangen. Seine Bedenken behielt er für sich, Vera wollte ohnehin nichts von seinen Einwänden hören.
Auf der anderen Seite der Türe nahm die Gestalt dann ihre Kapuze ab und blickte freundlich drein. Leicht verwirrt runzelte der Grieche dann aber die Stirn, als er hörte, was der Mann wollte. „Warum suchst du keinen Medicus auf? Sondern …“, er warf Vera einen kurzen Blick zu. „ … Sontje? Ich will ihre Fähigkeiten nicht herunter spielen, aber genau dafür gibt es Ärzte … sie kümmern sich um Kranke, selbst wenn der Notstand verhängt wurde. Ein Kindermädchen um medizinischen Rat zu fragen … ist seltsam!“ Vera war schon längst wieder die Treppe hinauf gehuscht. So schnell wie diese dann auch schon wieder zurück war, brauchte er den Fremden gar nicht erst hinein lassen, stattdessen öffnete er die Tür um Vera hinaus zu lassen.
„Sei bloß vorsichtig! Und vermeide Versammlungen und Aufstände! Sonst findest du dich schneller im Kerker wieder, wie dir lieb ist!“ gab er als leise besorgte Warnung ihr auf den Weg mit.
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„Naja Mutter mit Kind stellt wohl kaum eine größere Gefahr für die Ordnung auf den Straßen dar.“ Wirklich wohl hatte sie sich dabei nicht gefühlt durch die beinahe menschenleeren Straßen Roms zu spazieren. Das war schon ein wenig unheimlich gewesen. „Die Urbaner halten viel mehr die Augen auf nach größeren Versammlungen und Halunken die den Notstand für sich ausnutzen wollen.“ Sie wurden unterbrochen, als Serrana dazu kam. Sogleich wurde die Freundin in die Arme geschlossen. „Das ist doch sonst nicht Laevinas Art einfach zu verschwinden …“, meinte sie dann nachdenklich noch zu Sedulus. Das war schon ein sehr seltsames Verhalten der alten Germanica. Gerade jetzt müsste sie doch im Haus herum schleichen und ihre Nase überall hineinstecken um irgendetwas aufzuschnappen.
„Rufus ist im Atrium, er war bockig und wollte nicht mit“, ging sie dann auf die Fragen Serranas ein. „Wenn ihm langweilig ist, wird er mich schon suchen kommen“, meinte sie recht zuversichtlich. „Die Straßen sind wie leergefegt, nur wenige sind unterwegs und man wird recht häufig von Patrouillen gefragt wo man hin will. Aber solange man sich keinem Aufstand anschließen will, kommt man eigentlich fast unbehelligt überall hin. Unheimlich ist es dennoch ein wenig. Ich hab Rom noch nie so still erlebt.“
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DiomedesDer Bote eines Decimers, Diomedes war überrascht mit welchen Männern Vera Bekanntschaft geschlossen hatte. Erst dieser seltsame Aurelius und nun ein Decimer. „Ich lass ihn erst rein, wenn du mir versicherst dass der Kerl ist, für den er sich ausgibt! Es könnte auch nen Halunke sein, der einen Weg sucht ins Haus zu gelangen. Ausgangssperre gilt zwar für alle, aber Gesindel lässt sich davon nicht beeindrucken und nutzt die Gelegenheit zum plündern“, meinte er, während er Vera folgte. Die hatte es nun sehr eilig zur Tür zu kommen. Schließlich öffnete er die Luke in der Türe und bedeutete Vera hinaus zu schauen.
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DiomedesViel konnte er von der dunklen Gestalt auf der anderen Seite der Tür nicht erkennen. Der Mann hatte sich die Kapuze tief in Gesicht gezogen. Das machte natürlich keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck, da konnte dieser noch so höflich sein Begehr vortragen. Es konnte auch ein Trick sein. Der Versuch mit höflichen Worten ins Haus zu gelangen, um ihm dann den Schädel einzuschlagen und das Haus anschließend leer zu räumen. „Ja, sie lebt hier …“, brummte er und fragte sich, was für seltsamer Besuch da vor der Tür stand. „Warte hier!“ meinte er nur und verschloss die kleine Luke in der porta dann fest. Diomedes hatte nicht vor, den fremden hinein zu lassen. In der Dunkelheit könnten ja weitere Spießgesellen warten.
Während er den Mann vor der Tür stehen ließ, ging er hinauf, klopfte kurz und betrat dann Veras Zimmer. „Da steht wer vor der Tür dich. Er meint er hätte eine wichtige Nachricht von MDC für dich …“, fragend sah er sie an und erwartete eine Erklärung. Vera hatte schon seltsame Freunde die zu sehr ungewöhnlichen Zeiten plötzlich vor der Tür standen.
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DiomedesSeltsam ruhig lag das Haus da, dennoch brannte hinter in dem einen oder anderem Fenster ein Licht. Das Klopfen an der Türe wurde natürlich gehört. Diomedes wunderte sich darüber, war es doch sehr spät für Gäste und dann herrschte auch noch Ausgangssperre. Eigentlich erwartete die Hausherrin zurück, doch wenn Simplex an die Türe pochte, dann meistens kräftiger und entschlossener.
Nach einer kurzen Weile öffnete sich das kleine Fenster in der Türe. Vorsichtig und auch nicht zur Gänze, ein wenig misstrauisch, ob der späten Stunde, lugte der Grieche in die Nacht hinaus.
„Salve …“, grüßte er zurückhaltend. Hoffentlich war das kein plünderndes pack, welches durch die Straßen zog und rechtschaffene Bürger überfallen wollte. „Wer bist du und was willst du hier? Besonders um diese Zeit! Es wurde der Notstand verhängt!“ Im Grunde sollte dies bedeuten: Ich kenne dich nicht, also verschwinde. An sich war Diomedes ein freundlicher Mann, doch es machte ihn misstrauisch das zu dieser Zeit jemand vor der Tür stand. Hätte die Hausherrin jemanden erwartet, hätte sie ihn darüber in Kenntnis gesetzt.
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Es war schön zu wissen, dass man vermisst wurde. Sie nahm sich vor, wieder sehr viel öfter vorbei zu schauen.
„Laevina ist dir abhanden gekommen?“ fragte Calvena überrascht, aber mit einem breiten Grinsen nach. Über die Germanica so zu reden wie ein verlorener Gegenstand war schon ein bisschen respektlos, aber so lang dieses es nicht mitbekam, konnte man sich einen solchen groben Scherz schon mal erlauben. Leicht schüttelte sie den Kopf. „Also mir ist sie nicht über den Weg gelaufen. Die Straßen sind auch so gut wie leergefegt, es sind viele Patrouillen unterwegs die die Leute nach Hause schicken und für Ruhe sorgen. Ist Laevina nicht in ihrem Zimmer und macht ein Nickerchen?“ Es war schon seltsam, dass Quadrata auch nicht durch das Haus schlich um herum zu schnüffeln um dann ihrer Herrin ausführlich Bericht zu erstatten.
„Rufus ist genauso alt wie eure Zwillinge“, rief sie ihm ins Gedächtnis. „Nur ein paar Wochen jünger. Und du hast ja keine Ahnung, was für ein Rabauke er ist. Mit fest verschlossenen Augen rennt er durchs Haus und wirft dabei Vasen um!“ erzählte sie ihm. Das war zwar schon eine ganze Weile her, aber eine Mutter vergaß irgendwie nie die Schandtaten ihres Kindes. -
Anscheinend störte sie nicht, fast konnte man den Eindruck gewinnen, er freute sich über diese Art von Ablenkung und ließ auch direkt Serrana dazu kommen. Na dann würde es eine gemütliche Runde werden. „Rufus hab ich auch mitgebracht. Nur ist er etwas bockig, also steht er nun im Atrium und wird sich wohl recht bald fürchterlich langweilen.“ Wie sehr sie sich da täuschte, ahnte sie gewiss noch nicht. Noch war es auch noch verdächtig ruhig … „Du vermisst mich doch nicht etwa?“ zwinkerte sie ihm gut gelaunt zu. „Oder die ständigen Wortgefechte zwischen mir und Laevina?“ scherzte sie munter. Es war doch schön, für einen Moment ein wenig unbeschwert zu scherzen, bevor sie auf den eigentlichen Grund ihres Besuches sprechen zu kommen. „Glaub mir es ist besser, wenn ich nicht so oft da bin, sonst steht bei euch auch recht bald schon keine Vase mehr. Bei uns hab ich alles Zerbrechliche wegräumen lassen, weil fast täglich irgendetwas im Eifer des Gefechtes zu Bruch geht.“ Das war zwar im Scherz gemeint, aber entsprach leider der Wahrheit. Wenn Rufus der tollkühne Feldherr die Barbaren jagte, dann achtete er auf nichts und niemand. Entweder man wurde umgerannt oder aber er riss in seinem Übermut irgendetwas mit sich zu Boden.
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Es war also doch jemand da und wie sie bereits vermutet hatte brütete Sedulus über irgendwelchen Papieren. Kurz lauschte sie ob sie irgendwie ihren Sohn hörte, aber da das Haus scheinbar friedlich und still war, machte sie sich keine Sorgen um ihren Nachwuchs. Eigentlich müsste die verdächtige Stille ihr eine Warnung sein. Auf so eine Stille folgte meist großer Lärm. Aber woher sollte sie auch ahnen, dass Victorius sich einen Spaß daraus machen würde, Rufus zu ärgern. Oder warum sollte sie annehmen, dass ihr Sohn die Attacke mit der Erbse als eine Kriegerklärung auffassen würde. Was im Atrium vor sich ging, konnte sie nicht wissen. Also war sie erst einmal beruhigt und trat in das Arbeitszimmer ihres Onkels.
„Ich hoffe ich störe dich nicht!“
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Kurzentschlossen hatte sie Rufus im Atrium stehen lassen. Wenn der Bengel bockig war, dann konnte sie ihn einfach zu gar nicht bewegen. Ihr Sohn hatte dann die Angewohnheit sie zu ignorieren und auch gar keine Beachtung zu schenken. Also ließ sie ihn wo er war und machte sich stattdessen mal auf die Suche nach den Verwandten. Die konnten unmöglich ausgeflogen sein. Nicht bei der verhängten Ausgangssperre.
Kurz klopfte sie an und steckte dann ohne lange zu warten, den Kopf einfach zur Türe rein. „Ist jemand da?“ -
Genervt stieß sie einen Seufzer aus, Rufus ließ sich nicht dazu bewegen sich von der Stelle zu rühren. Wie angewurzelt stand er dort wo sie ihn abgestellt hatte. Rufus war bockig, weil sie ihm seinen Willen nicht gelassen hatte. Bevor sie noch die Geduld mit ihrem Spross verlor, ließ sie seine Hand los. „Nun gut, wenn du nicht willst, dann bleib halt hier!“ erklärte sie ihm. „Dann geh ich eben allein Sedulus und Serrana suchen!“ Calvena war zuversichtlich, dass er sie entweder finden würde oder aber schon auf sich aufmerksam machen würde, wenn er es sich anders überlegte. Die Sklaven würden schon auf ihren Sohn ein Auge haben. Er war nicht das einzige Kind in diesem Haushalt. Sabina war ja schon so schwer wie nen Sack Flöhe zu hüten gewesen, Rufus war nicht weniger lebendig, aber im Augenblick schmollte er. So wie sie ihn kannte, würde er sich wohl einfach auf seinen Hosenboden setzen und dann darauf warten, dass sie ihn irgendwann aufsammelte. Oder bis jemand über ihn stolperte. So oder so, Rufus war in guten Händen und sie musste sich für den Moment nicht um ihn sorgen.
Also ließ sie ihn stehen und steuerte direkt das Officium ihres Onkels an. -
Leise stieß sie ein Seufzen aus, wenn sie das Haus verließ, würde sie Simplex mitnehmen und sie wollte Rufus bestimmt nicht so ungeschützt allein zu Hause lassen. Zwar vertraute sie Vera, aber diese war das Kindermädchen und kein ausgebildeter Leibwächter. "Nun gut, du musst nicht mit ihm spielen. Aber du wirst dennoch mitkommen!" beendete sie seinen Protest.
Rufus warf sein Holzschwert mit bockiger Miene von sich. Ganz ein kleiner missverstandener Märtyrer. "Wie du meinst, dann bleibt dann Spielzeug hier", meinte sie wenig verständnisvoll. Wenig später hatte sie ihren Nachwuchs in seinen Umhang gesteckt. Noch immer war er bockig. Ihr Sohn warf ihr ständig finstere Blick zu und machte es ihr auch gar nicht so leicht.
"Dio, sag Vera dass ich zu meinen Verwandten gehe. Ihr solltet das Haus nicht verlassen. Wenn ich Neuigkeiten hab, werde ich euch jemanden schicken. Aber es ist besser, wenn ihr die Türen verschlossen haltet", wies sie den besorgten Griechen an. Diomedes gefiel es so gar nicht, dass sie das Haus verließ. Aber am Ende konnte er sich nur fügen, wusste er doch, dass Calvena ihren Sturkopf durchsetzen würde. "Wenn Lucius nach Haus kommen sollte, dann sag ihm wo er uns findet. Ich werde ihm aber auch noch eine kurze Nachricht zu kommen lassen", fügte sie hinzu. Dann war sie auch schon mit Rufus auf den Armen aus dem Haus. -
Im Nachhinein stellte es sich als nicht so kluge Idee heraus, dass Haus zu verlassen, um bei den Germanicern vorbei zu schauen. Ganze drei Mal liefen sie Patrouillen in die Arme, die sie finster musterten und zu wissen verlangten, was sie auf den Straßen zu suchen hatte. Zum Glück schätzten sie eine Frau mit Kind in Begleitung eines Sklaven nicht als Gefahr ein, doch machten sie ihr deutlich, dass sie derzeit nichts auf den Straßen zu suchen hatte und gefälligst nach Hause gehen sollte. Calvena war ganz froh, dass man nicht drohte sie einzusperren, weil sie gegen die Ausgangssperre verstieß. Jedes Mal wenn sie Soldaten in die Arme liefen, setzte sie mühsam ein freundliches Lächeln auf, und versicherte dann den Urbanern, dass sie nur auf dem Heimweg war.
Es war ein beklemmendes Gefühl durch die leeren Straßen Roms zu eilen. Noch nie hatte sie erlebt dass Rom gänzlich stillstand. So gut wie niemand war unterwegs, es war kein lachen zu hören oder Gespräche, nur ein unheimlicher Wind der durch die Straßen jammerte. Alle Läden waren verschlossen, Türen und Fenster verrammelt. Man fühlte sich wie in einer Geisterstadt gefangen. Nur den gleichmäßigen Schritt genagelter Calecae hörte man schon viele Augenblicke, bevor man dann die Soldaten erblickte.
Rufus hatte sie auf den Arm genommen, so ging es einfach schneller. Und auch wenn es nicht gestattet war, so hatte sie Simplex klammheimlich einen Dolch zugesteckt, den dieser unter seiner Kleidung verborgen trug. Einfach zu ihrem Schutz, denn sie war sich sicher, dass zwar alle anständigen Bürger den Weisungen Folge leistete, aber es waren mit Sicherheit unzählige finstere Gestalten unterwegs, die sich in den Schatten verbargen. Um nicht irgendein unnötiges Risiko einzugehen, blieb sie auf den Hauptstraßen, was eben dazu führte, dass sie Urbanern begegnete.Heilfroh war sie, als sie bei der Casa Germanica ankam, direkt von den Sklaven erkannt wurde und hinein gelassen wurde. Es war unheimlich und sehr viel länger wäre sie nur ungern auf den Straßen geblieben. Die Anspannung fiel von ihr ab, als sich die Tür hinter ihr verschloss und Gundhraban auf seinen Posten ging. Rufus wurde auf seine eigenen Beine gestellt und die Mäntel an Saldir weitergereicht. Irgendwie konnte man ein wenig die Sklavin beneiden, sie war schon eine halbe Ewigkeit Bestandteil des germanicischen Haushalt, aber sie wirkte immer noch jung und hübsch. Doch Saldir war schnell wieder aus den Gedanken verbannt, stattdessen nahm sie ihren Sohn bei der Hand. "Komm wir gehen Serrana und Sedulus suchen!" schlug sie ihm vor. Er war immer noch bockig, weil sie ihn gegen seinen Willen mitgenommen hatte.
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Ihr Vorschlag kam nicht gut an. Rufus zog eine Schnute und setzte einen Gesichtsausdruck auf, als würde sie ihm drohen sein Holzschwert weg zu nehmen. Unverständlich sah sie ihn an. Oft genug erlebte sie es, das die Kinder gemeinsam wilde Spiele spielten und laut herum stürmten, aber dennoch konnten sich die Jungs nicht ausstehen. Es sei denn, es ging gegen einen gemeinsamen Feind. „Aber ich würde gern mich mit Serrana unterhalten. Ob du willst oder nicht du kommst mit!“ erklärte sie ihm. „Warum nur, verstehst du dich nicht mit ihm? Könnt ihr denn keine Freunde sein?“ fragte sie ihn mit einem bittendem Blick. „Mir zu Liebe, Rufus. Du musst ja nicht mit ihm spielen … du kannst ja mit Vina spielen. Und du nimmst dein Holzschwert und deine Soldaten mit“, schlug sie dann vor. Nicht dass er nun in lautes Geschrei ausbrach, weil er unbedingt seinen Kopf durchsetzen wollte.
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Da konnte man sich doch nur sicher fühlen, wenn man die entschlossenen Worte des Knaben hörte. Rufus würde seine Mutter schon beschützen. Dafür bekam er von ihr auch direkt einen Kuss auf die Stirn. „Mein Held“, lobte sie ihn. Er liebte es, wenn sie ihn so bezeichnete. Schließlich war er ja auch ein mutiger Centurio der sich den Barbaren ganz allein entgegenwarf und es mit unzähligen Feinden gleichzeitig aufnahm. Und nun würde er schon bald Monster unter ihrem Bett jagen. Wirklich eine große Aufgabe für so einen tapferen Jungen.
Gespannt lauschte er ihren Worten, doch noch begriff er nicht wirklich was es bedeutete, dass der Kaiser tot war. Bedrückt wirkte er nicht, eher nachdenklich. „Das wird er wohl … es ist seine Aufgabe Rom zu verteidigen …“, ihre Stimme war leise und besorgt. Bei dem Gedanken dass Römer gegen Römer zu den Waffen griff und ihr Mann mitten drin sein würde, wurde ihr übel. Salinator würde wohl keine Skrupel kennen und die Truppen auch einsetzen, sollte er sich bedroht fühlen. Das konnte übel enden. Besonders weil es Salinator zutraute, dass er Valerian auf ein Himmelfahrtskommando schickte.„Weißt du was, wir sollten Onkel Sedulus und Tante Serrana gleich einmal einen Besuch abstatten!“ schlug sie vor. Recht entschlossen, denn sie wollte nicht allein abwarten und der Dinge harren. Serrana würde schon Verständnis für sie haben.
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Im Grunde erwartete sie, dass sie wieder nur unter sich sein würden. Sie bezweifelte, dass Valerian dabei sein würde, also konnte Vera ihren Bekannten auch direkt zur cena dazu bitten. Nur die Duccia schien diesen Gedanken nicht beruhigend zu finden. Sie wirkte nervös und angespannt. „Hast du dir etwas anderes vorgestellt?“ fragte Calvena nach. Wohl nur so etwas wie: Also das ist er, nun kennst du ihn und nun lass uns in Ruhe …. Am Ende schien Vera dann doch zu dem Schluss zu kommen, dass die Einladung zur cena ehrlich gemeint war.
„Solange du nicht vorhast deinen … Freund bei Tisch zu vernaschen, spricht wohl nichts dagegen, dass Rufus dabei ist, oder?“ Eine Spur von Humor war in ihrer Stimme zu hören. Im Grunde erwartete sie, dass Vera sich anständig benahm und auch ihre Bekanntschaft nicht für ein Stelldichein mitbrachte.
Es war ja nicht so, dass sie kein Verständnis für Vera hatte, diese war verliebt, bis über beide Ohren, das war kaum zu übersehen. Aber im Augenblick musste sie darauf achten, dass sie nach außen hin einen guten Eindruck machten. Alles andere würde nur zu weiteren Problemen führen. Es genügte, dass der PU ihren Mann aufs Korn nahm und drangsalierte. Da musste Vera nicht auch noch von sich reden machen, weil sie wildfremde Männer empfing. -
Die Entscheidung schien ihm nicht leicht zu fallen, also überließ er ihr dann am Ende die Wahl. Später würde er dann seinen Wunsch erfüllt bekommen. Vergessen würde sie es nicht.
Ihre Liste hatte geklappt, Rufus ließ sich ablenken und der Auftrag dem sie ihm erteilte war auch ganz nach seinem Geschmack. Da konnte er sich sogleich wieder beweisen. Jagd auf Kreaturen der Finsternis zu machen, war genau die richtige Aufgabe für ihren Helden. „Und wie du das wirst! Dann kann ich ja heute ohne Angst ins Bett gehen. Bleibst du dann aber bei mir, damit ich mich nicht fürchten muss?“ stellte sie ihm dann auch direkt eine Belohnung in Aussicht. Rufus liebte es bei ihr im Bett zu schlafen. Auch wenn sie dann meist keine Ruhe fand, weil er strampelte und sich breit machte. Wie konnte so ein kleiner Junge nur so viel Platz im Bett beanspruchen?
„So ist es. Der Kaiser hat die oberste Befehlsgewalt über alle römischen Truppen, er ist der mächtigste Mann im ganzen Imperium und er ist der oberste Priester“, erklärte sie ihm. Solche Dinge musste er schließlich wissen. „Er beschützt uns also in allen Lebenslagen. Nun … leider ist der Kaiser nun tot … er ist also nicht mehr da und kann uns beschützen. Nun werden wichtige Männer um die Macht kämpfen und den Frieden wieder herstellen müssen.“ Ihr kam in den Sinn, dass sie am Hausaltar wohl opfern sollten. -
Am Ende ließ er sich davon überzeugen vom Boden aufzustehen und sich zu ihr auf die Klinen zu setzen. Natürlich war das auch mit einer Forderung verbunden. Rufus verlangte ein Lied. „Welches Lied soll ich dir denn singen?“ fragte sie nach.
Ach wie gern wäre sie wirklich wieder Kind, für Rufus gab es wirklich nur Gut und Böse und die feste Überzeugung, dass er das Richtige tun würde. „Natürlich würde er dir helfen. Schließlich bist du sein Sohn und du bist ja auch ein ganz tapferer Soldat!“ Ihm nun lange zu erklären, warum sie nicht zulassen würde, dass er seine Pläne in die Tat umsetzte, würde nichts bringen. Sie kannte diesen trotzigen Gesichtsausdruck, der Junge hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und wollte nun auch handeln. „Dennoch, es ist besser wenn du es nicht tust, mein Held. Besser du beschützt mich vor bösen Schatten und Ungeheuern die unter dem Bett lauern.“ Die beste Taktik war, ihn abzulenken und eine andere wichtige Aufgabe zu geben. „Ich glaub ich hab heute Nacht ein Monster unter meinem Bett heulen gehört. Ich hab mich ganz furchtbar gefürchtet. Schaust du einmal für mich nach? Sonst muss ich heute Nacht in deinem Bett schlafen.“
Zufrieden nickte sie, als er den Namen des Kaisers verkündete. „Wie dein Vater“, erklärte sie. „Und du weißt doch auch sicherlich welche Aufgaben der Kaiser hat?“