Beiträge von Germanica Calvena

    Anscheinend war sie der erste Gast an diesem frühen Morgen. Wann waren denn eigentlich ihre Verwandten nach Hause gegangen? Vermutlich später wie sie, manche Ereignisse des Abends hatte sie nur verschwommen in Erinnerung. So viel Wein hatte sie doch nicht getrunken… oder doch?
    Kurz musste sie lachen, als Septima meinte sie fühle sich recht wohl und wenn man nach ihrem Strahlen ausging, dann war sie wohl vollauf zufrieden. Sie nahm sich vor, Septima auszufragen, wenn sie einmal allein waren, schließlich stand ihr das auch noch bevor. Ursus legte noch einen drauf. Anscheinend mochten sich die Beiden. Das freute sie, aber es würde wohl Macer das Herz brechen.
    „Valerian lässt sich entschuldigen. Seine Verpflichtungen halten ihn in der Castra, aber er lässt euch grüßen und wünscht euch nur das Beste!“ erklärte sie Beiden. Sie hatte sich sehr darüber gefreut, dass er sie begleitet hatte.
    Kurz stellte sie sich die Frage ob Valerian zu den Soldaten gehört hatte, die versucht haben aus dem Teppich ein Floß zu bauen. .. Nein, er hatte sie ja noch nach Hause gebracht… Das Bild wie sie Kopfüber von Valerians Schulter hing kam ihr in den Sinn. So langsam kehrten die Erinnerungen zurück und damit die Erkenntnis, dass sie trotz aller Zurückhaltung anscheinend nicht viel vertrug. Septima freute sich über das Geschenk. Sie hatte ja auch lange überlegt was sie ihnen schenken wollte und war dann eben auf diesen Einfall gekommen. Zumal es eine sehr persönliche Note hatte. Ein wenig verlegen wurde sie dann doch, als der Aurelia sie noch einmal für die Fontinalien lobte. „Mein Onkel hat mir erzählt, dass du den Text haben wolltest. So weit ich weiß, hab ich ihm dann auch diesen gegeben, aber leider nicht übersetzt. Schön dass euch das Geschenk gefällt“, strahlte sie.


    „Ich glaube die anderen liegen noch in ihren Betten“, grinste sie auf den Kommentar hin, dass sie der erste Gast war. „Ausgelassen ist gut, einige eurer Gäste haben alle Hemmungen verloren“, lachte sie. „Wisst ihr schon, dass einige der Männer versucht haben aus einem Teppich ein Floß zu bauen? Es ist im Impluvium untergegangen“, wusste sie zu berichten.


    „Ich hätte gern etwas Pfirsichsaft!“ lächelte sie in Richtung des fleißigen Sklaven, welcher ihr als Cimon vorgestellt wurde.

    Irgendwie musste sie sich ein genervtes Augenrollen verkneifen. Verdammtes Bürökratenpack ging es ihr durch den Kopf. Alles brauchten sie in doppelter und dreifacher Ausfertigung, weil es ja anders anscheinend nicht ging. Als sich die Tür hinter ihnen öffnete drehte sie sich um und entdeckte zu ihrer großen Verblüffung Tiberia Septima in Begleitung von... gute Frage, das Gesicht kam ihr zwar bekannt vor, doch wollte ihr der Name nicht einfallen. Wo hatte sie ihn getroffen? Bei den Fontinalien, ein Freund von ihrem Onkel Sedulus. In diesem Moment stellte er sich auch gleich vor: Aurelius Ursus. Das war also der zukünftige Ehemann der Tiberia. Kurz schenkte sie Beiden ein Lächeln, ehe sie hinaus komplimentiert wurden. In letzter Zeit begegnete sie Septima öfter.
    Noch ehe sich Gedanken über die Verwicklungen machen konnte, lenkte Valerian ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Beatmen des Cultus Deorum. Leicht berührte sie ihren Verlobten am Arm.

    Ein wenig erleichtert war sie schon, dass Serranas Kummer nicht mit deren Großmutter zusammen hing. Sie versuchte zwar zwischen den Beiden ein wenig zu vermitteln, aber sie wollte sich eigentlich nicht in die komplizierte Beziehung einmischen.
    Dennoch, der Kummer ihrer Freundin ging ihr ans Herz und sie wollte ihr helfen. Das Serrana innerlich zerrissen wurde, war mehr als deutlich und es musste etwas wirklich schlimmes sein, dass ihre Freundin so erschüttert hatte. Die Iunia versuchte Stärke zu zeigen und Tränen nieder zu kämpfen, doch dann brach es aus ihr heraus. Saft nahm sie ihre Freundin in den Arm. Aus eigener Erfahrung wusste sie, wie schlimm Alpträume sein konnten.
    „Erzähl mir davon!“ forderte sie diese leise auf, ohne Druck.

    Das war ein Fest gewesen, rauschend und ausgelassen. Das Ende hatte sie nicht wirklich mitbekommen, Ab einem bestimmten Punkt einer Hochzeit gehörte es sich für eine Frau sich dezent zurück zu ziehen. Das letzte was sie mitbekommen hatte, nach dem Brautzug war, wie einige Soldaten halb nackt versucht hatten aus einem Teppich ein Floß zu bauen und damit dann im Impluvium in See zu stechen. An diesem Punkt des Festes hatte sie dann entschlossen sich nach Hause bringen zu lassen.
    Eigentlich hatte sie gedacht, sie hätte nicht so viel getrunken, aber die Kopfschmerzen mit denen sie aufgewacht war und das Gefühl als hätte sie ein Pelztierchen verschluckt, belehrten sie dann eines besseren. Eins konnten die Aurelia: Feiern! Aber einen gewissen bitteren Beigeschmack hatte die Hochzeit dann doch gehabt. Als wohl Einzige wusste sie von den Gefühlen von Octavius Macer zu Tiberia Septima, der Braut. Ihren Freund hatte sie bei dem Fest nicht gesehen, es war wohl auch Besser gewesen, es hätte ihm sonst das Herz gebrochen, als das frisch vermählte Paar den Blicken der Feiernden und den anzüglichen Sprüchen entschwunden war.
    Mir gemischten Gefühlen hatte sie die Hochzeit erlebt und sich gefragt, wie glücklich Septima war. Hinter dem roten Schleier verborgen, war es schwer gewesen deren Miene zu deuten. Mit diesen Gedanken hatte sie die halbe Hochzeit zugebracht, ehe sie sich entschlossen hatte erst einmal lieber zu feiern und irgendwann später einmal mit Septima unter vier Augen zu reden. Sofern sich die Gelegenheit ergab. Doch so ganz traute sie sich nicht, zwar war sie mit der Tiberia befreundet, doch das Thema war verdammt heikel.


    Nun am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Bad, irgendeinem Mittel gegen Kopfschmerz, welche Elissa ihr in die Hand gedrückt hatte, und einem kurzen Spaziergang zur Villa Aurelia, deren Nachbarn sie im Grunde ja waren stand sie nun im großen Atrium des Hauses.
    Lange hatte sie überlegt, was sie dem Brautpaar schenken sollte. So viele Dinge entsprachem dem Klischee. Aber am Ende war ihr etwas eingefallen, womit sie Beiden sicherlich eine Freude machen konnten. In ihren Händen hatte sie eine fast schlicht anmutende Schriftrolle, aber darauf war jenes Lied niedergeschrieben und übersetzt, welches sie zu den Fontinalien gesungen hatte und Aurelius Ursus gern haben wollte. Zwar hatte ihr Onkel ihm schon eine Abschrift übergeben, aber sie war zu einem Kalligraphen gegangen und hatte dem Geschenk die ganz persönliche Note gegeben. Goldschrift zierte das Pergament und Ornamente rankten sich um die Ränder.


    Mit einem Lächeln trat sie auf das Brautpaar zu und umarmte erst einmal Septima obligatorisch. „Salve ihr Beiden!“ grüßte sie diese lächelnd. „Wie ich sehe habt ihr die Nacht gut überstanden“, witzelte sie zwinkernd.

    Sie musste lachen und bezweifelte es, dass die Kinder nun ruhiger wurden. Vielmehr lag es daran, dass die Kinder noch mit dem Nachwerk beschäftigt waren. „Wart es ab“, meinte sie nur amüsiert und folgte den Blicken der Kinder. Vitale wusste wie man Kinder beschäftigte. Was wohl auch besser war, sie würde ihre Verwandten ja nur auf dumme Ideen bringen. Von ihren Kindheitsstreichen würde sie ihnen nicht erzählen. Noch nicht, wer weiß wie das dann enden würde. Vermutlich würden sie das Forum Romanum grün und blau einfärben. Bei diesem Gedanken kicherte sie.


    Als Vitala dann Marcus besorgt ansah und nachgefragt ob es ihm gut ging, musterte sie den Knaben genau. Er wirkte etwas angeschlagen von seinem Sturz. Und zumindest der Kratzer an seinem Arm sollte ausgewaschen werden, ehe sich die kleine Wunde entzündete. Kurzerhand steuerte sie einen der Brunnen an und bedeutete dem Knaben sich zu setzen. „Lass dich einmal ansehen!“ Zwar verstand sie nicht wirklcih etwas von Medizin, aber ihr rudimentäres Grundwissen reichte aus um zumindest einen kleinen Jungen kurz zu verarzten.

    Auch wenn Serrana es abstritt, sie konnte es ihr ansehen, dass es ihr schlecht ging und dass sie etwas beschäftigte. Besorgt sah sie ihre Freundin an und ergriff dann dessen Hand. Sanft drückte sie diese. „Du kannst mir alles sagen! Ich seh doch, dass dich etwas bedrückt“, sagte sie leise und einfühlsam. Serrana wirkte wie ein Schatten ihrer selbst: blass und verschreckt und erschöpft. So hatte sie ihre Freundin noch nicht erlebt und es machte ihr Sorgen. „Egal was es ist“, versicherte sie ihr. „Ich werde es niemanden sagen. Was ist los?“ drängte sie sie vorsichtig. Selbst wenn Serrana nicht reden wollte, würde sie sich etwas einfallen lassen um diese etwas aufzuheitern.
    „Ist es wegen Laevina?“ fragte sie dann nach. Es war fast immer Laevina Schuld, wenn Serrana Kummer hatte. Aber eigentlich konnte sie es sich kaum vorstellen. Im Augenblick war die alte Germanica äußerst zufrieden mit sich und der Welt und gut gelaunt.

    Laevina wirkte mehr denn je wie der Hausdrache und diesmal hob sie beschwichtigend die Hände. Der arme Marcus, das konnte wohl schnell zu viel werden für ein Kind. Wieder hatte Laevina sie überrascht, denn noch hatte sie Marcus und seinen Bruder noch nicht kennen gelernt. Ungewöhnlich, denn sonst wusste die Alte doch immer wer im Haus was tat.
    „Marcus und Paullus sind erst seit wenigen Tagen in Rom. Paullus will eine Karriere in Ostia starten und so lange wird Marcus bei uns wohnen!“ erklärte sie in knappen Worten. Noch immer ruhte Valerians Arm um ihre Hüfte. Schon jetzt waren sie eine Einheit. Ob ihre Erklärung ausreichte um die Germanica zu beruhigen. Sie hoffte es, denn sie verkniff sich auch eine kleine Spitze.


    Verwundert lauschte sie dann den Ausführungen des Jungen und ihres verlobten. Marcus war bei der Castra gewesen? Er war ohne weiteres durch halb Rom spaziert. „Über Kinder und die Einfältigen wachen die Götter“, meinte sie amüsiert. Anscheinend hatten die Götter ein Auge auf den kleinen Germanicus. Konnte gar Mars seine Hände im Spiel haben, weil er einen tüchtigen Soldaten in Marcus sah. Alles war möglich. Sie nahm es mit Humor.


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    Bia
    Bia hingegen wirkte nicht halb so amüsiert, wie Calvena. Sie sah auf den Jungen mit finsterer Miene herab und als dann sein Bruder noch dazu kam, sah sie ein weiteres Ventil ihrem Zorne Luft zu machen.
    „Der Junge hat kein Pflichtbewusstsein oder gesunden Menschenverstand!“ klagte sie ungehallten. „Wie soll ich auf ihn acht geben, wenn er bei der ersten Gelegenheit das Haus verlässt. Rom ist nicht Ostia oder eine der Provinzdörfer in denen ihr euch bisher herum getrieben habt!“ meinte sie wütend. Erst funkelte sie Paullus an, dann Marcus. „Den nächsten Monat hast du Hausarrest!“ erklärte sie mit eisiger Miene, ehe sie den Bruder ins Auge fasste. „Rennt er noch einmal weg, werde ich nicht mehr auf ihn aufpassen!“ erklärte sie mit einer Gewittermiene. „Dann musst du dir jemand anderes suchen, der sich um deinen verzogenen Bruder kümmert!“ Das ihr womöglich keine Wahl blieb, verdrängte sie für den Moment. Schlißlich war sie Sklavin und hatte zu gehorchen. Aber sie war auf der anderen Seite unersetzlich.


    Calvena sah zu Valerian. Das Ganze war ihr schon reichlich unangenehm. „Hast du etwas Zeit, Liebling?“ fragte sie schon fast betont freundlich und nicht unbedingt Zeuge der unschönen Szene zu werden. „Was hältst du davon, dass wir die Küche unsicher machen?“ fragte sie ihn. Gerade war sie froh darüber, dass Marcus und auch Sabina nicht ihre eigenen Kinder waren und sie nur die nette Cousine war.

    An diesem Tage hatte sie schon früh die Casa Germanica verlassen. Sie war bereits gespannt, was sie erwartete. Sie hatte sich ja für einen Kurs an der Schola eingetragen. Ein Kurs über Musik. Sie wusste gar nicht was sie erwarten sollte, war aber gespannt und neugierig. Wenig später fand sie sich mit drei weiteren teilnehmern in einem kleinen Raum wieder, zu ihrer Überraschung fand sie sich mit Aulus Flavius Piso wieder. Sie suchte sich einen Platz möglichst weit entfernt von dem Flavia. Irgendwie liefen sie sich in letzter Zeit häufiger über den Weg. Zuletzt bei ihrer Opferprüfung im Cultus Deorum. Diese Begegnung war ihr noch in lebhafter Erinnerung und lieber ging sie diesem aus dem Weg. Ansonsten kam ihr kein Gesicht bekannt vor.


    Sie legte ihre bestickte Tasche auf den Tisch und wartete dann auf ihre Lehrmeisterin. Wie sie wohl war? Eine griechische Musikerin... Vermutlich streng und immer mit einem festen Blick auf ihr Ziel. Nicht lange ließ diese auf sich warten und trat dann vor die recht kleine Klasse. Ohne viel Federlesens begann diese dann auch, stellte sich knapp vor und stellte eine höchst philosophische Frage: Was war Musik? Für sie war es ein Gefühl und viel mehr. Die Musik war ein Teil ihrer Seele. Irgendwie juckte es in ihren Fingern nach ihrer Lyra zu greifen, aber diese hatte sie wohlweißlich zu Hause gelassen.
    Ihre Augen leuchteten, denn sie war sich sicher richtig in diesem Kurs zu sein. Zumindest glaubte sie es einen Augenblick, denn nun stellte die Griechin ihr eigenes Wissen über die Musik auf den Kopf. Sie musste ernsthaft über deren Worte nachdenken. Noch nie hatte sie Töne, Melodien und Lieder in Zusammenhab mit der geordneten Mathematik gebracht. Für sie war Musik etwas flüchtiges, was sie versuchte einzufangen. Sie konnte Melodien nicht niederschreiben, aber dafür auf Ewig in ihrem Kopf behalten.
    Von Phytagoras und den anderen großen Namen hatte sie keine Ahnung. Mit einem gewissen stellte sie fest, dass sie anscheinend erschreckend wenig wusste. Aber um sie mehr wollte sie lernen, das Wesen der Musik begreifen und sich auf das Neue einlassen. Gespannt hörte sie dann den Ausführungen ihrer Mitschülerin zu. Hier eröffnete sich ein gänzlicher neuer Aspekt für die Musik. Noch ehe sie sich Gedanken darüber machen konnte und eine vielleicht kleinliche Frage stellen konnte, ging es dann auch schon weiter.


    Einige Dinge kamen ihr bekannt vor, denn aus Erfahrung wusste sie, dass wenn man eine Saite verkürzte, ein gänzlich anderer Ton erklang. Aber sie musste sich ehrlich eingestehen sich nie Gedanken gemacht zu haben, warum dies so war. Wie der Ton entstand den sie hörte.
    “Wenn Phytagoras sich also nur auf sein Gehör verlassen konnte, wie alle anderen Menschen, wie wusste er dann, welches der Grundton ist? Wie lang der Steg sein muss um einen Ausgangspunkt zu haben? Oder hat er einfach eine beliebige Länge genommen und einfach bestimmt, dass dies sein Ausgangspunkt ist?“ fragte sie nach und kam sich etwas albern vor, dass sie sich darüber Gedanken machte. Aber sie wollte es nun einmal wissen.


    Sim-Off:

    Sorry ;) Leider übersehen. Verdammte Renovierung :) Aber nun bin ich da

    Das nächste Opfer würde sie anders gestallten und dann selbst die Eingeweideschau vornehmen, wie es auch zu ihren Aufgaben gehörte.
    „Beim nächsten Opfer werde ich die vitalia selbst überprüfen!“ versicherte sie ihm und neigte wieder einmal leicht den Kopf. Sie nahm den leisen tadeln an, aber ansonsten hatte sie ja keinen Fehler gemacht. Dies erfüllte sie mit Stolz und Freude. Nur zu gern würde sie jetzt wissen, wie es Serrana ergangen war. Ihre Freundin war leider nicht bei ihrem Opfer dabei gewesen. Später würde sie diese aufsuchen und dann mit ihr feiern.
    „Ich würde gern Iuno dienen!“ antworte sie ihm dann mit sicherer Stimme auf seine Frage. Sie brauchte nicht einmal Überlegen, schon lange war dies ihr Wunsch und für sie der richtige Weg. Und selbst wenn sie in einem anderen Tempel arbeiten sollte, dann würde sie den Göttern so gut sie konnte dienen. Sie nickte, als der Aurelia meinte, er könne ihr nicht versprechen, dass sie ihren Wunsch erfüllt bekam, aber er würde ihren Wunsch weiter geben.

    Der Sklave nickte und machte einen kurzen Umweg über die Küche, eher er Calvena Bescheid gab dass sie Besuch hatte. Schließlich kehrte er auf seinen Platz an der Tür zurück und streckte entspannt die Beine aus.


    Als sie gehört hatte, dass Serrana zu Besuch war, hatte sie das Buch bei Seite gelegt, in welchem sie gestöbert hatte. Sie eilte die Treppen hinunter und rannte fast in Saldir hinein, die gerade mit einem Tablett mit heißem Wein unterwegs ins Oecus war. Entschuldigend lächelte sie der Sklavin zu und öffnete ihr dann dafür die Tür.
    „Salve, Serrana!“ lächelte sie ihrer Freundin zu und stutzte. Die Iunia wirkte Unglücklich und war blass und traurig. Ihr Lächeln gefror. „Was ist passiert?“ fragte sie und umarmte ihre Freundin kurz. War es etwas mit Sedulus? Das hätte sie mitbekommen, weil dann Laevina ihrem Onkel die Hölle heiß gemacht hätte. Besorgt sah sie ihre Freundin an. Oder etwas anderes? Laevina jedenfalls konnte nicht der Grund sein, diese verhielt sich seit kurzem ziemlich ruhig. „Setz dich“, sagte sie sanft und drückte ihr dann einen Becher in die Hand. Saldir ließ die beiden jungen Frauen allein und schloss die Tür hinter sich.

    Auch wenn sie ihren Vater nie kennen gelernt hatte, wollte sie ihn an diesem Tage ehren. Aber auch ihre Mutter, die sie seltsamer weise vermisste. Dabei war diese schon seit vielen Jahren verstorben. Aber von ihr hatte sie eine Menge geerbt, die ungewöhnlich hellen Augen, rauchgrau mit einer Spur von eisblau und ihre Stimme. Kurz gab sie sich der Trauer hin, nicht nur wegen ihrer Eltern, sondern auch wegen ihrer Ziehfamilie. Die Wunden auf ihrer Seele waren frischer denn je und sie ließ den Tränen freien Lauf. Dieser Tage wurden den Toten gedacht und an diesen Tag würde sie ihren Kummer nicht verbergen. Bedächtig zündete sie die Kerzen hinter den wächsernen Totenmasken. Wobei sie darauf achtete, dass diese genügend Abstand zu den vergänglichen Ahnenbildern hatte. So viele Germanica hingen hier und sahen sie aus leeren Augen an. Ein wenig unheimlich war es schon, aber gleichzeitig bekam sie ein Gefühl davon wie alt doch die Familie bereits war.
    Mit geübten Fingern schmückte sie dann die kleinen tanzenden Figuren mit den Blüten von blassblauen Veilchen. Sie stellte kleine Schalen mit weingetränkten Brot, Salzkörner und Früchten vor die Figuren.


    „Ihr Väter und Ahnen. An diesen Tagen Ehren wir euch! Brot und Wein und Obst und Salz sollen euch gehören! Wacht auch in Zukunft über die Familie, eure Nachkommen!“


    Ihre Stimme wurde von den Wänden verschluckt, während der Schein der Kerzen wild flackerte. Mit viel Fantasie konnte man glauben, dass die Bilder an den Wänden zum Leben erwachten und um sie herum tanzten. Sie wischte sich die Tränenspuren von den Wangen und blieb schweigend stehen und gedachte der Ahnen und ihrer Taten.


    Sim-Off:

    Gern dürfen alle Familienmitglieder dazu kommen ;)


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    Gundhraban Türsklave



    Galant führte der germane den Gast für Germanica Calvena ins Oecus.


    "Möchtest Du etwas trinken, domina? Verdünnter Wein? Wasser? Saft? Oder etwas warmes?" fragte er beflissentlich, ehe er dann auf die Suche nach der jungen Germanica ging und Serrana einen Augenblick allein ließ.


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    Gundhraban Türsklave



    Es klopfte, aber sehr leise und zaghaft. Für einen Moment hielt der Germane dies für eine Einbildung und wollte einfach nur sitzen bleiben. Dann meldete sich sein Pflichtbewustsein und er öffnete dann doch die Porta um sicher zu gehen, dass er sich nicht verhört hatte. Etwas verdutzt erkannte er eine Freundin von domina Calvena. Sie sah aber nicht wirklich fit aus. Er ließ sich nichts anmerken und lächelte der Iunia zu.


    "Salve, domina Iunia Serrana. Willkommen! Möchtest Du zu domina Calvena?" fragte er nach und ließ sie dann ohne weiteres erst einmal rein.

    Es war gelungen, so viel war sicher und sie war erleichtert darüber. Auch wenn sie das Opfer verpatzt hätte, wäre sie dennoch Stolz auf sich gewesen. Es war ihr erstes eigenes Opfer, eine Gabe an die Götter und es hatte sie nur noch mehr in dem Glauben verstärkt, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Zuversichtlich blickte sie nun in die Zukunft. Nicht nur das sie bald heiraten würde, nein auch anders hatte sich ihr Leben stark verändert.
    Durmius Verus strahlte sie voller Stolz und auch Zuneigung an. Er hatte zwei weitere Schülerinnen ausgebildet. Nun würde er sich wohl zur Ruhe setzen. Schade eigentlich, er war ein guter Lehrer, weise und freundlich. Sie hatte gern seinen Worten gelauscht.
    Leicht neigte sie das Haupt respektvoll vor den Männern. „Danke! Es war mir eine ehre für Vertumnus ein Opfer dar zu bringen!“ sagte sie. Auch wenn es nicht gerade einfach war und sie vor dem Opfer ein wenig kopflos und sicher gewesen war. Aber das gehörte wohl dazu. Nun strahlte sie Selbstsicherheit aus. Den Flavia ignorierte sie halb, denn sie wusste immer noch nicht, was er denn hier zu suchen hatte. Vielleicht konnte sie ihm ja noch entkommen, ehe er auf den Gedanken kam, mit ihr sprechen zu wollen.


    „Ich wollte sicher gehen, dass das Opfer auch angenommen wurde und es keinen zweifel über das Urteil gibt. Aus diesem Grund hab ich einen anderen Priester gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen“, erklärte sie. Sie hatte sich ja mit Serrana abgesprochen und lange überlegt, ob dass der richtige Schritt war.

    Ein Medizinbuch für den Hausgebrauch... sicherlich würde sie es eines Tages einmal brauchen. Außerdem hatte sie ja einen Soldaten zum Verlobten, dass er sich die ein oder andere Wunde zufügte, hatte sie bereits. Wobei er auf wundervolle Weise ihre Ehre verteidigt hatte. Kurzerhand legte sie das Buch beiseite, sie würde es kaufen, einfach auch weil sie wusste, dass sie irgendwann Kinder haben würde. Wobei sie bereits ahnte, dass sie wegen einem kleinen Husten direkt einen Arzt rufen würde, vor lauter Panik.


    „Also das Medizinbuch nehme ich dir auf jeden Fall ab“, erklärte sie dem Mann und sah kurz zu Elissa, diese schüttelte leicht den Kopf und wollte also kein Buch.


    „Später verrätst du mir womit ich dir eine kleine Freude machen kann“, sagte sie mit leichtem Nachdruck und lächelte der Sklavin zu. Elissa war ihr ins Herz gewachsen und mehr eine Freundin und Vertraute, als etwas anderes.


    „Ich werde dann einmal in der Casa Iulia vorbei schauen, wegen den Büchern über den Kult. Es wäre schön, wenn du mir bereits eine Auswahl beiseite legen kannst!“ lächelte sie dem Sklaven hinter seinem Stand zu. Weiter durch stöberte sie den Stand, während der Mann nach dem gewünschten Buch über Soldaten suchte. „Hast du sonst noch Kinderbücher? Mein Vetter und meine Base werden jetzt bald anfangen zu lesen und ich möchte ihnen den Einstieg etwas erleichtern“, erklärte sie ihm dann noch.


    „Was meinst du Elissa, was würde Sabina gefallen?“ Sie hatte von der Keltin eine hohe Meinung.

    Auch wenn sie nicht wusste woher das kam, aber irgendwie war sie doch ein wenig befangen. Was sonst nicht so ihre Art war. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie sich noch nicht wirklich vorstellen konnte schon bald die Rolle der Hausherrin inne zu haben. Oder aber auch daran, dass sie jetzt gern Valerian an ihrer Seite hätte, schließlich war dies sein Haus. Auch wenn sie schon bald hier leben würde. Sie fühlte sich zwar auf Anhieb sehr wohl hier, aber es war doch noch etwas ungewohnt. Sie würde wohl ihre Zeit brauchen, auch wie sie ihre zeit gebraucht hatte um sich in der Casa Germanica ein zu leben. Kurz ließ sie ihren Blick noch einmal über den Raum schweifen. Ehe sie zu ihrem Gegenüber zurück kehrte. Das Wetter war ein sicheres Thema, aber nicht wirklich spannend, wie gut dass sie ja auch gleich ein anderes angeschnitten hatte. Auch wenn sie den Frühling ebenso herbei sehnte, wie wohl ganz Rom. Auch weil sie dann heiraten würde. Ein aufgeregtes prickeln durchlief ihren Körper und sie umfasste ihren Becher mit Wein etwas fester. Angenehme Wärme durch rieselte sie. „Octavius Macer war in Ostia Duumvir. Du solltest dich einmal an ihn wenden“, schlug sie ihm vor. „Er ist ein Freund von mir und hilft dir sicherlich weiter. Ich war damals zur Einweihung des Merkrutempels dort. Es war ein schönes Fest“, es klirrte und sie schaute etwas verdutzt drein. Was war denn da zu Bruch gebracht. Schon fast automatisch sah sie sich nach Simplex um, aber der stand in einer Ecke, hielt sich an seinem heißen Wein fest und tat nichts anderes, als darauf zu warten, dass sie bald wieder aufbrachen. Also musste es jemand anderes gewesen sein, der da etwas zerbrochen hatte. Wer das wohl gewesen war. Eigentlich war doch nur Diomedes im Haus. Valerian hatte je zu ihr gemeint, Melina sei derzeit bei einer Tante, oder war das Mädchen schon wieder da? Sie machte eine leichte Geste, die bedeuten sollte, dass er ruhig nach sehen konnte.
    Es war doch Melina und sie setzte sich auf, als Sermo das Mädchen dann mit leichten Nachdruck zur Tür rein schob. „Salve, Melina. Es freut mich dich kennen zu lernen!“ lächelte sie ihr zu. Der Quintilia war es anzusehen, dass es ihr unangenehm war so vorgestellt zu werden. Also versuchte sie die Situation aufzulockern. „Mach dir nichts draus. In der Casa Germanica geht auch ständig etwas zu Bruch. Wenn es einmal nicht klirrt und kracht, dann stimmt etwas nicht!“ lächelte sie und hoffte somit die Verlegenheit zu mindern.
    Melina war vielleicht ein paar Jahre jünger wie sie. So alt wie Serrana, schätzte sie und sie macht so gar nicht den Eindruck einer wilden jungen Frau die sich liebend gern in Ecken herum trieb wo eine junge Dame aus gutem Hause nichts zu suchen hatte.
    „Setz dich ruhig zu uns, oder hast du andere Pläne?“ Sie wollte zwar gern das Mädchen kennen lernen, aber nicht zwingen nun sich dazu zu setzen. Vermutlich hatte aber Sermo andere Pläne.

    Ihre Kindheit war wirklich ziemlich wild gewesen. Sie hatte wesentlich weniger Regeln gehabt, als andere Kinder und sie hatte es auch genutzt. Aber die Aktion mit dem Esel und der Farbe hatte ihr wirklich Ärger eingebracht, nicht nur von ihren Zieheltern, sondern auch von dem Händler. „Wir wurden erwischt“, erklärte sie ihr und zog eine kleine Grimasse. „Das waren die schlimmsten Prügel die ich bekommen hatte und wir mussten den Marktplatz säubern und die Scherben auflesen... Es war wirklich ein gelungener Spaß, aber den Ärger war es dann eigentlich nicht wert“, kicherte sie. „Aber erzähl das ja nie meinen Kindern!“ zwinkerte sie ihr zu.


    Sicher würden die Götter ihnen gnädig sein, sie waren Jung und das Leben mit unter sehr kurz. Gute Freunde waren wichtig. Sie war froh darüber Serrana damals kennen gelernt zu haben. Es hatte ihr viel von ihrem Schmerz genommen. Sie sah in der Iunia auch so etwas wie eine Schwester. Niemals wollte sie dies missen.


    „Wir sehen uns ja sehr bald wieder!“ versicherte sie ihr und umarmte sie dann kurz. „Vale, Serrana. Mögen die Götter über dich wachen. Und Laevina wird sich noch wundern!“ lachte sie zum Abschied und drückte sie noch einmal. Sie freute sich auf Valerian, aber eine Freundschaft wie die ihre war fast wichtiger. Schließlich machte sie sich auf den Weg. Direkt zur Casa Quintilia.

    So hatte sie sich diesen Tag eigentlich nicht vorgestellt, aber es war auch einmal schön nicht wirklich sich Gedanken darüber zu machen, was andere von ihr dachten. Stattdessen widmete sie sich dem Spiel mit den Kindern, die kreischten und lachten und ihren Spaß hatten. Als dann Sabina behauptete das Vitale kandierte Früchte gestohlen habe, musste sie atemlos lachen. Der Scriba ließ sich auch sogleich darauf ein.
    Kurz überlegte sie, ob sie sich auch setzen sollte, ließ es dann aber. Dafür war es dann doch etwas kalt um sich auf den Boden zu setzen. Marcus hingegen ließ sich nicht lange bitten. Die Aussicht auf Naschwerk machte ihn zu einem braven Jungen und täuschte über das wilde Gemüt hinweg. Kurzerhand stibitze sie dem Jungen dann eine honigsüße Orangenscheibe.


    „Spielt ihr nur, ich schau zu!“ meinte sie und lächelte.