Beiträge von Calvina

    Calvina beobachtete den Mann, auf den Kiya gedeutet hatte. Er schien recht wohlhabend zu sein, denn sowohl seine Kleidung als auch die seiner Sklaven war sicher nicht billig. Außerdem war er gut genährt, sodass er wahrscheinlich keinen Hunger leiden würde. Er sicher kein Senator, denn er trug keine Toga. Aber woher sollte sie wissen, ob er z.B. ein Kaufmann oder ein Medicus war? Konnte Kiya so etwas erkennen?


    "Hm, er scheint reich zu sein, aber ein Senator trägt doch normalerweise eine Toga, oder? Dann ist er vielleicht ein Kaufmann.", gab sie ihre Gedanken an Kiya weiter.

    Oh je, Calvina seufzte, das Leben hier schien doch um einiges komplizierter zu sein als sie es bisher in ihrer eher beschaulichen eigenen Welt wahrgenommen hatte. Wobei, wirklich wundern tat sie sich nicht darüber. Sie selbst setzte schließlich auch in gewisser Weise eine Maske auf, wenn sie Fremden gegenüberstand und lieber erstmal vorsichtig versuchte herauszufinden, ob der andere freundlich zu ihr war. War ihr Gegenüber freundlich, so ließ sie die Maske aber schnell fallen und ihre natürliche Fröhlichkeit gewann schnell die Oberhand. War er unfreundlich, nun dann versuchte sie ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen.


    Aber das mit den die Gefühle der anderen zu spüren schien Calvina durchaus etwas wichtiges zu sein, dass sich als nützlich erweisen könnte. Zum einen mußte sie möglichst schnell lernen die Gefühlslagen und Stimmungen ihrer Herrin zu erkennen. Nicht um diese für sich selbst auszunutzen, sondern vielmehr um alles tun zu können, damit sich ihre Herrin wohl fühlte, was zugegeben für Calvina persönlich wohl auch besser war. Auf der anderen Seite wäre es aber sicherlich auch gut und sinnvoll andere Personen richtig einschätzen zu können, um möglichen Streit und Ärger zu vermeiden.


    "Kann man das eigentlich irgendwie lernen, mit dem die Gefühle von anderen ahnen?", fragte sie schließlich Kiya.

    Calvina ließ nachdenklich die Beine baumeln. Über das mit den Vorurteilen hatte sie noch nicht groß nachgedacht. Sie selbst hatte bisher nicht das Gefühl in ihrem neuen Zuhause unter Vorurteilen zu leiden, aber sie war auch die ganze Zeit damit beschäftigt sich erst einmal in ihrem neuen Leben zurechtzufinden und die anderen Sklaven im Haus waren ihr gegenüber größtenteils freundlich. Auf der anderen Seite waren die anderen wohl wegen ihres hohen Kaufpreises schon recht neugierig.


    Und hatte sie selbst Vorurteile? Wenn sie einen Augenblick genauer darüber nachdachte, ertappte sie sich dabei, dass sie ja jeden der zahllosen Passanten hier zunächst erstmal für unfreundlich hielt.


    Dann richtete sie ihren Blick wieder zu Kiya. Hatte sie unter Vorurteilen zu leiden? Mit einem sanften Lächeln fragte sie ein wenig naiv: "Sind die netten Leute hier denn so selten, dass man sie lange suchen muß?"

    Calvina nickte Kiya zu. "Ja, das tut in der Tat gut, sehr gut sogar. Obwohl ich bei uns im Haus natürlich in den vergangenen Tagen auch schon jede Menge neue Leute kennen gelernt habe. Aber irgendwie ist es mit Dir doch was anderes."


    Calvina mußte leise kichern. "Es zeigt mir, dass es in der Stadt auch nette Leute gibt und ich nicht vor jedem Angst haben muß."

    Calvina versuchte dem Blick von Kiya zu folgen. Irgendetwas schien sie an dem unkontrollierten Treiben zu faszinieren, was sie selbst nicht erkennen konnte. Dann legte Calvina ihren Kopf leicht schief und betrachtete Kiya von der Seite aus. Kiya schien so etwas wie ein ruhender Pol inmitten der Stadt zu sein, irgendwie etwas ganz besonderes.


    Calvina mußte ein wenig schmunzeln: "Fast bin ich ja schon froh, dass der Kerl vorhin mich umgerannt hat. Sonst hätte ich Dich wohl nie kenenn gelernt."

    Calvina setzte sich neben Kiya und beobachtete die vorbeiziehende Menge, allein schon um keinen ihrer unrsprünglichen Begleiter zu übersehen. Ansonsten lauschte sie aber aufmerksam den Worten von Kiya und setzte das Gespräch dann fort.


    "Ich würde Ägypten und das Land meiner Vorfahren ja gerne auch mal mit eigenen Augen sehen, aber im Grunde kann ich über mein Leben auch nicht klagen. Meine alte Herrin war sehr nett und meine neue Herrschaft macht bisher auch einen freundlichen Eindruck." Freundlich lächelnd schaute sie Kiya an.

    Calvina dachte einen Moment nach. An sich wäre es wohl am besten, wenn sie möglichst schnell zurück nach Hause gehen würde. Auf der anderen Seite würden ihre ursprünglichen Begleiter aber sicherlich bald merken, dass sie jemand verloren hatten und nach ihr suchen. Außerdem hatte Kiya mit ihren Worten von Alexandria und dem Nil ihre Neugier geweckt, hatte sie ihre Wurzeln doch ebenfalls in Afrika, auch wenn sie selbst nie dort gewesen war.


    "Hm, ich nehme mal an die anderen werden mich suchen und von daher ist es wohl besser erstmal noch ein wenig hier zu warten.", gab sie nachdenklich von sich und folgte Kiyas Einladung zum Brunnen.


    "Du kommst aus Alexandria?", setzte sie das Gespräch dann fort, "Meine Mutter war auch einige Zeit dort, aber ich wurde hier auf einem Landgut geboren und bis vor kurzem habe ich es auch noch nie verlassen. Doch dann verstarb meine alte Herrin und hier Sohn hat mich dann verkauft. Ist es in Ägypten wirklich so schön, wie meine Mutter immer erzählt hat?"

    Calvina warf Kiya einen skeptischen Blick zu, irgendwie glaubte sie nicht, sich hier so leicht zurecht finden zu können. Aber sie war ihr dankbar für ihren Tipp mit dem Nicht-Stehenbleiben und überhaupt, dass sie sich ihr angenommen hatte. Und so antwortete sie mit einem freundlichen Lächeln: "Vielen Dank für den Hinweis. Du lebst sicherlich schon Dein ganzen Leben hier, so wie Du Dich auskennst?"

    Bereitwillig ließ sich Calvina zur Seite ziehen, während sie in einer Mischung aus Faszination und Unbehagen das rege Treiben um sie herum beobachtete. Dann drehte sie sich wieder zu Kiya um.


    "Ich bin Calvina und Sklavin von Tiberius Prudentius Balbus oder besser gesagt seiner Frau.", stellte sie sich ebenso freundlich vor. "Und dass ich erst einige Tage hier in der Stadt bin, kann man wohl auf den ersten Blick erkennen.", fügte sie mit einem leichten Seufzen hinzu, "Wenn überhaupt wird es wohl Jahre brauchen, bis ich begreifen werde, wie man sich in diesem Chaos zurecht finden kann."

    Sim-Off:

    Die Freude ist ganz af meiner Seite. :)


    In der großen Menschenmenge die achtlos an ihr vorrübertog, entdeckte Calvina plötzlich eine junge Frau, die auf sie zukam. Irgendwo in ihrem Hinterkopf meldeten sich zwar leise Warnungen Fremden gegenüber besser erstmal mißtruisch zu sein, doch die freundliche Art der Fremden und ihre eigenen hilflosigkeit ließen diese gar nicht erst zum Vorschein kommen.


    "Salve. Ja, ich fürchte ich habe mich verlaufen.", erwiederte Calvina mit einem ebenso freundlichen, aber gleichzeitig auch deprimiertem Lächeln. Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer in der Stimme fuhr sie fort: "Kennst Du vielleicht den Weg zur Casa Prudentia?"

    Sim-Off:

    Ich glaub, ich mag. ;)


    Verdammt! Irgendwie war ja klar, dass dies passieren würde.


    Calvina war jetzt einige Tage in ihrem neuen Heim in der Casa Prudentia und hatte das Haus in dieser Zeit auch nicht verlassen. Insgeheim war sie auch gar nicht so unglücklich darüber, denn die große, laute Stadt machte ihr Angst. Auf dem abgeschiedenen Landgut, auf dem sie ihr bisheriges Leben verbracht hatte kannte jeder jeden und irgendwie war alles viel bechaulicher und ruhiger. Hier in dem riesigen Häusermeer schienen unendlich viele Menschen zu leben, die alle wort- und grußlos aneinander vorbeiliefen.


    Da Calvina von ihrer Herrin für die nächsten Stunden nicht benötigt werden würde, hatte sie Alexandros, der Maiordomus, mit einigen anderen Sklaven zu den Märkten geschickt, um Lebensmittel einzukaufen. Und auch, wenn sie der großen Menschenmenge mißtraute, so mußte sie doch früher oder später lernen sich auch außerhalb des Hauses in der Stadt zurechtzufinden.


    Und so kam es, wie es kommen mußte. Sie hatten schon einige der Einkäufe erledigt, als urplötzlich ein Mann in Calvina hineinlief. Im Bemühen nichts auf den Boden fallen zu lassen hatte sie das Gleichgewicht verloren und war gestürzt. Der Mann, der sie umgelaufen hatte, war ohne ein Wort der Entschuldigung genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war und als Calvina sich wieder aufgerappelt hatte, waren ihre Begleiter spurlos verschwunden. Allein und ohne einen blassen Schimmer wo genau sie eigentlich war und vor allem wie sie wieder nach Hause finden sollte, blickte sie sich um.

    Calvina wußte nicht so recht, ob sie noch etwas auf die Begrüßung ihrer Herrin antworten sollte. Aber da sie sie freundlich begrüßt hatte, entschied sie sich dafür.


    "Vielen Dank, Domina. Ich freue mich ebenso.", antwortete sie mit leiser Stimme und lächelte ihre Herrin verlegen an.

    Calina war erleichtert, denn sie hatte nicht vor einen Fehler zu machen. Wobei natürlich niemand wirklich fehlerfrei war, aber zumindest würde sie sich bemühen keine Fehler zu machen und tüchtig ihren Arbeiten nachzugehen, sodass kein Grund zur Klage aufkommen würde.


    "Weißt Du eigentlich, was der Herr so macht? Ich meine, ist er Soldat oder Händler oder was ganz anderes?", schoß es Calvina dann in den Sinn, dass sie außer dem Namen noch gar nichts über ihren neuen Herrn wußte.

    Calvina wollte gerade zu ihrer Antwort ansetzen, als eine elegant gekleidete Dame das Zimmer betrat. Calvina warf der anmutigen Gestalt, bei der es sich offensichtlich um die Gattin ihres Herrn und damit um ihre neue Herrin handelte, einen kurzen, bewundernden Blick zu.


    Als ihre Herrin sie betrachtete und ihr Herr sie vorgestellt hatte, sprach Calvina sie ein wenig schüchtern an: "Ich grüße Dich, Domina."

    Calvina seufzte leicht, bei Rucullas Bemerkung: "Das hoffe ich auch. Und ehrlich gesagt verstehe ich überhaupt nicht, warum ich so teuer war. So außergewöhnlich bin ich doch gar nicht."


    Und leicht besorgt ergänzte sie: "Neigt der Herr denn dazu seine schlechten Stimmungen an den Sklaven auszulassen?"

    Innerlich mußte Calvina leicht schmunzeln. Wenn sie ein Geschenk für seine Frau war, war es nur natürlich, dass er ihr nicht sagen sollte, wie teuer das Geschenk war. Und auf diese Weise würde seine Gattin dann auch nicht erfahren, dass er wohl eine viel zu große Summe für Calvina ausgegeben hatte.


    Und auch wenn Calvina angesichts ihrer bisherigen Erfahrungen unter den Sklaven des Hauses sicher war, dass es ihrer neuen Herrin nicht sonderlich schwer fallen würde den Kaufpreis herauszufinden, wenn er sie den wirklich interessieren sollte, so versicherte sie ihren Herrn, dass sie oder seine anderen Verwandten ihn nicht durch ihren Mund erfahren würden: "Ja, ich werde der Herrin und Euren Verwandten nichts über den Preis sagen, Herr."

    Als Ruculla Calvinas hohen Kaufpreis erwähnte, war ihr dies fast schon peinlich. Aber da Ruculla nett zu ihr war, antwortete sie trotzdem: "Ich weiß zwar nicht so recht, wieviel Sklaven normalerweise so kosten, aber ich denke schon, dass es ein recht hoher Preis war, den der Herr für mich bezahlt hat. Der Sklavenhändler kippte um, als er das letzte Gebot hörte und die Menge wurde ganz schön unruhig."

    Aufmerksam lauschte Calvina den Worten ihres Herrn. Seine Bemerkungen über ihre Einweisung durch Alexandros beantwortete sie wortlos mit einem Nicken.


    Als er ihr dann eröffnete, dass sie seiner Frau als Leibsklavin dienen sollte, war sie zum einen überrascht, zum anderen aber auch ein klein wenig stolz, denn dies war eine verantwortungsvolle Aufgabe für sie. Als Zeichen, dass sie Balbus verstanden hatte, antwortete sie wieder mit einem kurzen: "Ja, Herr."


    Calvina hoffte nur, dass sie den sicherlich hohen Erwartungen auch gerecht werden würde. Sie hatte zwar ihrer alte Herrin auch als Leibsklavin gedient. Aber dies war auf einem abgelegenen Landgut in der tiefen Provinz und nicht hier in dieser unendlich großen Stadt.


    Dass sie falls ihre Herrin sie nicht benötigen sollte sich hier im Haus anders nützliche machen sollte, war für Calvina mehr oder weniger selbstverständlich.

    Calvina war in ihre Arbeit vertieft und bekam nicht viel von dem Treiben um sie herum mit. Erst als Ruculla ihr mit einem freundlichen Lächeln die Seife reichte blickte sie auf. Ebenfalls lächelnd nachm sie das Stück Seife entgegen: "Vielen Dank, Ruculla. Damit dürfte es in der Tat ein wenig einfacher gehen." Und nach einem kurzen Moment ergänzte sie ein wenig nervös: "Ich heiße Calvina.... Aber das sagte ich eben ja schon"

    Calvin schaute in einer Mischung aus Demut und Verlegenheit zu Boden, als Balbus sie betrachtete. Seine Frage beantwortete sie mit einem knappen, aber deutlichen "Ja, Herr."