Beiträge von Furia Calliphana

    Plötzlich überraschte sie jemand in dem er die Hände vor ihren Augen legte. Warme Hände waren diese, und eine leise, und tiefe Stimme die erklangt. Sie kannte beides, nur all zu gut, und konnte es immer noch nicht glauben dass sie vor ihm stand, in seiner Casa.


    "Ich würde dich unter Millionen erkennen Geliebter...!" - antwortete sie ihm, und drehte sich langsam zu ihm um. "Wieso sollte ich dich vergessen haben? Es stimmt, wir haben uns sehr lange nicht mehr gesehen, aber dich könnte und wollte ich nie vergessen!"


    Sie betrachtete sein Gesicht, strich ihm über die Wange, berührte zärtlich seinen Nacken, fuhr mit der Hand durch seine Haare und schloss beide Arme um seinen Nacken.

    "Mhhmmmm, war es so schlimm? Also so Aufmerksamkeit anziehend? Ich war nur so froh, dass ihm nichts passiert ist, es hätte auch schlimm ausgehen können bei den Ludi!"


    Sie erinnerte sich nur ungern an den Tag, es war zu grausam. Sie wandte sich lieber wieder anderen Gedanken.


    "Ja ich habe es versucht, aber er blockt immer ab. Man bekommt kein Sterbens Wörtchen aus ihm heraus. Hat dir denn Valerian nichts erzählt?"


    Das war schon eigenartig... Denn ja das mochte ja stimmen, dass Männer auch mal unter sich sein wollten, über Themen zu diskutieren, oder Meinungen ein zu holen, oder wie Freunde etwas zu unternehmen, aber sie machten doch kein Geheimnis daraus!!


    "Wie aufregend, ich freu mich so für euch beide!! Ich hoffe, dass alles so klappt wie ihr euch das vorgestellt habt! Wisst ihr denn schon wo ihr wohnen werdet?"


    Es war wirklich zu beneiden, ihr Glück. Aber sie freute sich aufrichtig für die beiden und hoffte, eines Tages dies auch selber erleben zu können...

    "Ist das denn so offensichtlich geworden? Nun ja, ich verberge meine Gefühle auch sehr selten gerne. Aber müssen tun wir es ja, immerhin sind wir ja noch nicht verlobt oder verheiratet. Aber ich würde am liebsten in die Welt frei hinaus schreien wie sehr ich ihn liebe..." - errötete sie schlagartig.


    Sie fing die Armlehne des Korbstuhls mit den den Fingernägeln zu kratzen. Das machte sie zu Hause immer wenn sie nervös war. Aber dann fiel ihr plötzlich auf, dass sie nicht zu Hause war, und dass es nicht ihr eigener Korbstuhl war. Sie sah mit einem leichtem Grinsen und entschuldigendem Blick zu Calvena rüber.


    "Es tut mir Leid, das mach ich immer wenn ich nervös bin... Ich wollte mich keines Wegs mit Absicht an den Möbeln vergreifen..."


    Sie legte rasch ihre Hände in ihren Schoß und erzählte dann weiter.


    "Ja, mit Valerian, deinem Valerian. Nach der Ludi haben sie etwas ausgemacht, irgend einen Unterricht. Ich weiß es nicht genau um was es sich handelt, das wollte er mir nicht sagen. Ich habe Angst, er verheimlicht mir etwas. Ich befürchte, dass es nur eine Ausrede von ihm war, dass er sich mit mir nicht treffen muss..."


    Calvena sprach über sich und Valerian, wie sehr sie ihn vermisste. Also war Calli nicht die Einzige, die dieses Gefühl kannte. Aber sie wusste, dass sie sich mit Valerian jede Woche sieht, sie sah sie öfter entlang des Tibers spazieren sehen, oder auf dem Markt... Solange sie darüber grübelte, wurde sie auf ein Wort von ihr aufmerksam. Hat sie gerade was von verheiratet sein gesprochen? Waren sie denn schon etwa verlobt? Aber es wurde doch gar nicht bekannt gegeben! Oder war es nur eine heimliche Verlobung? Sie musste ihrer Neugierde sofort nachgehen...


    "Wenn ihr verheiratet seid?? Hab ich richtig gehört?? Das würde ja heißen, dass ihr verlobt seid!! Haben eure Eltern schon zugestimmt? Ach das ist so wunderbar, ich freue mich so für euch!!"

    Es fiel ihr nicht leicht darüber zu reden, immer hin wusste keiner so offensichtlich was sie und Centho verband. Es gab immer Zeichen, eine Geste ein Blick, ein kleines Lächeln... Und dennoch, als wüsste Calvena schon bescheid, was sie ihr sagen wollte.


    "Ach ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Du kennst doch Iulius Centho... Ich... ich..." - sie schluckte groß, was sie versuchte zu sagen, erschien ihr wie ein großer Kloß im Hals, es wollte weder raus noch runter. "Also... Ich weiß nicht wie offensichtlich es ist, aber... wir... wir sind verliebt!" - kam es aus ihr raus geschossen.


    "Und... und... ähm... und... bisher wohnte er auch als Mieter in der Casa Sergia, und so sahen wir uns wenigstens jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit, aber jetzt? Überhaupt nicht! Er ist so beschäftigt mit seiner Arbeit, seiner Casa, und auch mit anderen Freunden, dass er keine Zeit mehr für mich hat! Und ich weiß nicht, ob er mich noch liebt, oder nur hinhält... Ich bin ratlos. Selbst mit Valerian verbringt er Zeit! Nur mit mir nicht..."


    Calliphana versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen, und schüttelte nur den Kopf.

    Welch prachtvoller Raum! Sie war begeistert. Das war zu ihrem winzigen Cubiculum in der Casa Sergia ein Palast, aber im Gegensatz dazu war selbst ein Mauseloch größer!


    Sie kamen schließlich ins Tablinum. Der Raum war noch leer, Centho war noch nicht da.


    "Danke, stell meine Tasche bitte neben dem Eingang, dass ich sie auch leicht wieder finde wenn ich nachher gehe." - sagte sie noch dem Sklaven, ehe dieser durch die Tür verschwand.


    Sie betrachtete alles sorgfältig, jedes kleine Detail passte zu den anderen. Sie fuhr mit den Fingerspitzen entlang der Möbel, Vasen, Schälchen. In einem kleinen Brunnen war kristallklares Wasser, mit Rosenblüten darin. Sie bückte sich ein wenig, atmete den lieblichen Duft ein. Sie stand wieder auf, und betrachtete die Gegenstände im Zimmer. Man bemerkte sofort, dass nicht Centho im Haus Ordnung halten musste, sonst hätte es nicht so ordentlich ausgesehen. Sie musste darüber schmunzeln, und dachte an Centhos altem Cubiculum in der Casa Sergia. Dass es dort immer Unordnung war, wenn sie ihn heimlich besuchte.


    Sie ging weiter, und setzte sich auf die Kline. Nach einigen Sekunden stand sie aber wieder auf. Sie wurde ganz nervös, es kam ihr vor, als würde sie schon seit Stunden auf ihn warten. Sie lief im Zimmer auf und ab, setzte sich hin, stand wieder auf, fummelte mit den Händen an der Botanik im Zimmer rum und wartete darauf dass sich endlich die Tür öffnete und ihr Liebster eintrat.

    Bei der Casa angekommen, war Calliphana sprachlos... So ein wunderschönes Haus! Und vor allem so groß! Ich werde mich hier verirren... - dachte sie sich in dem Moment.


    Als sie dann durch das Tor eintraten, war das erste was sie sah ein Berg von einem Mann. Der schwarze Sklave schaute sie auch noch so streng an. Er machte ihr irgendwie Angst! Neben so einem Riesen hat sie sich wie eine winzige Maus gefühlt. "S..s..salve!" - sagte sie scheu und schluckte einmal.


    Sie sah öfters nach Hinten, auch nachdem sie die Tür der Casa erreicht haben. Sie konnte es fast nicht glauben, gab es denn in Wirklichkeit solche Riesen auf der Welt oder hat sie sich das bloß eingebildet?!


    Der Sklave führte sie direkt ins Tablinum.

    Rasch tat sie die Rollen in ihre Tasche und sah nach ob sie alles dabei hatte. Nein, es fehlte nichts, so machte sie sich auf dem Weg zur Tür. Halt! Moment mal... Sie rannte zurück zum Tisch, nahm den kleinen Brief vom Tisch, küsste ihn einmal und ließ ihn unter ihrem Kleid verschwinden.


    "Jetzt können wir! Wenn du bitte diese Tasche tragen würdest, danke..." - reichte sie mit diesen Worden dem Sklaven ihre Tasche.


    Sie hätte am liebsten Luftsprünge gemacht vor Freude, dass sie ihren Carissime wieder sehen kann!...


    Sie öffnete die Tür, wartete ab bis der Sklave auch aus dem Zimmer kam, und schloss mit dem kleinen Schlüssel die Tür zu. Dann machten sie sich auf dem Weg zur Casa.

    Calliphana beugte sich wie üblich über einige noch zu kontrollierenden Schriftrollen, als es an der Tür klopfte.


    "Herein!" - sagte sie, ohne auf zu sehen, wer es war.


    "Mhhmmm, ja die bin ich. Wie kann ich dir behilflich sein?"


    Nachdem der Fremde eintrat knabberte sie verspielt an ihrer Feder. Erst als der Sklave meinte, dass er einen Brief von seinem Dominus für sie hat blickte sie auf.


    "Von deinem Dominus? Wer ist e...." - wollte sie gerade fragen, als sie den Brief entgegen nahm, als sie aber dann die Schrift sah, verkniff sie sich die Frage und öffnete aufgeregt den Brief. "Carissime" - hauchte sie kaum hörbar.


    Während sie die Zeilen las, presste sie ihre eine Hand auf ihre Brust, als würde dieser Brief über ihr Leben oder ihren Tod entscheiden.


    Ach was schrieb er da, am liebsten hätte sie bei jedem gelesenen Satz, ihm laut etwas geantwortet, aber da war ja noch der Sklave mit im Officium.


    Sie solle dem Sklaven folgen und sich zu ihm bringen lassen? Am liebsten jeden Tag! Aber sie hatte noch viel Arbeit vor sich... Es sind neue Rollen eingetroffen, und sie musste diese noch katalogisieren. Sie biss sich auf die Unterlippe während sie nachdachte. Sie entschied einige Rollen und den Katalog in ihre Tasche zu packen, und sie mit zu nehmen, zu Hause würde sie dann genug Zeit haben die Arbeit zu erledigen, nachdem sie bei Centho war. Ohja, zu ihm, jetzt sofort!


    Sie blickte den Sklaven freudig an.


    "Bring mich bitte sofort zu ihm!!!!" - kam dann die Antwort kurz und knapp.

    Während er sie so fest in seinen Armen hielt, spielte Calliphanas Nasenspitze mit seinem. Sie küsste ihn seine Wangen entlang, auf die Augenlider, entlang seiner Augenbrauen, auf seinen Stirn und auf seine Lippen...


    Es war nur ein Kuss, ihre Sinne spielten dennoch verrückt. Zum Wahnsinn reizender elektrisches Gefühl, sie durchdrang ein trunkenes Gefühl des glücklich Seins, zwar noch nicht einer aus dem Rande des Wahnsinns, aber ein ähnliches. Und der Duft, welches sie so mochte, strömte aus seiner Haut, aus seinen Poren, und dies wirbelte und verblendete ihre Sinnen. Durch den Geschmack seiner Lippen und seiner Küsse, wurde sie nur noch trunkener vor Liebe. Als sich ihre Lippen berührten war es, als ob tausende von Nadeln ihre Haut durchbohrten. Es tat aber nicht weh, es war nur ein prickelndes Gefühl. Ihr war es warm und kalt zu gleich, und ein neues Gefühl belebte ihren Körper.


    "Mein einziger Glück bist du..." - sprach sie und holte tief Luft. "Ich weiß, dass du Recht hast, und dass wir dieses wirklich tun müssten, aber mein Verstand will mir jetzt nicht gehorchen. Als wenn ich dann nie wiedersehen würde, denkt er." - lächelte sie ihn an. Es war wirklich schwer sie jetzt dazu zu bringen ein zu schlafen. Nicht mal Millionen von Schlaftrunken hätten das gewünschte Ergebnis gebracht. "Aber ich gebe dir Recht, ich möchte ja nicht, dass du morgen schläfrig und müde vors Senat trittst!"


    Sie rutschte ein bisschen höher, damit ihr Kopf ein bisschen über seinem war, legte ihre Arme bemutternd um ihn und hielt ihn fest.


    "Schlaf gut Carissime, du brauchst all deinen Kraft morgen. Ich werde neben dir liegen und deinen Schlaf bewachen..."


    Eine Hand von ihr ruhte auf seiner Brust, mit der anderen strich sie ihm sanft übers Haar solang er einschlief. Sie starrte dabei aus dem Fenster, und sah zu den Sternen und betete zu den Göttern, dass Centho am nächsten Tag vor dem Senat Glück hat...



    ~ ~ ~ o O o ~ ~ ~



    Calliphana schlief kaum in dieser Nacht, ihr war jetzt gar nicht danach. Es dämmerte schon draußen, als sie wieder zum Fenster blickte. Sie stand sachte auf, damit Centho noch ein paar Minuten schlafen kann. Sie ging zum Spiegel, und machte sich zurecht. Ihre kleine Löwenmähne war zerzaust vom liegen, und stand in alle Himmelsrichtungen. Den Anblick erspart sie ihm lieber. Es reicht dann wenn er sie so sieht wenn sie verheiratet sind. Falls sie heiraten... Ihr wurde bei dem Gedanken immer mulmig. Immerhin waren sie beide schon so lange zusammen. Aber bisher hatte er ihr noch keinen Antrag gemacht. Wollte er dies denn noch tun?


    Sie drehte sich auf dem Stuhl zu ihm, und schaute zu wie seelenruhig er da lag, und leise atmete. Sie konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. Wie ein kleiner Junge schlief er, als wenn er sich über nichts Sorgen machen müsste.


    Sie stand auf, ging auf Zehenspitzen auf ihn zu, setzte sich sanft auf den Rand des Bettes und strich ihm über die Wange, und drückte ihm einen Kuss auf denselben auf.


    "Guten Morgen Geliebter, es wird Zeit..."

    "Was schreibt meine Mutter? Was hat sie?? Wieso ist sie krank???"


    Das erzählte traf Calliphana wie ein Blitzschlag. Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken aber es fiel ihr sehr schwer. Sie legte ihre Hände vor ihr Gesicht und schloss die Augen. "Das kann nicht sein... das kann nicht sein... das kann NICHT SEIN!" - rief sie laut.


    "Schreibt sie noch was? Darf ich zu ihr? Was sagte ihr Medicus?" - Fragen über Fragen quälten sie jetzt innerlich. Sie wusste, dass Severa nicht auf all ihre Fragen eine Antwort hatte, aber sie versuchte das wenige aus ihr raus zu pressen.


    Danach erst fing sie an darüber zu grübeln, was das nun für sie hieße. Eine ungewohnte Situation... Severa als ihre Ersatzmutter? Ihre Augen wurden groß, sie erstarrte für einen Moment. Zwar war Centho schon mit einem Fuß außer Haus, und war dabei in seine eigene Casa zu ziehen, aber dennoch, jedes ihrer Schritte wäre beaufsichtigt. Nicht mal ihre eigene Mutter ging so streng mit ihr um, wie sie Severa so einschätzte... Dabei war sie nicht so viel älter als sie! Sie hatte trotzdem was mütterliches, was erfahrenes, und vor allem strenges an sich. Es war ihre Art mit den Dingen um zu gehen. Sie kam ihr vor, als wäre sie oft vom Leben enttäuscht worden, dass sie ein wenig verbittert ist wegen Geschehnissen in der Vergangenheit. Was war der Grund??


    Sie hat aufgehört darüber zu grübeln, und drehte sich dann wieder zu Severa um:


    "Ich kann es ahnen, aber bitte, sag... Was würde es denn für mich bedeuten? Sei mir nicht böse, aber ich hoffe es kommt nicht dazu. Ich wünsche mir so sehr, dass meine Mutter wieder gesund wird, es ist nicht gegen dich."

    "Salve Calvena, es ist so schön dass du zu Hause bist, ich brauche unbedingt jemanden zum Reden. Ich weiß langsam nicht mehr was ich denken soll..." - fing sie an.


    Sie setzte sich in den einen Korbstuhl, auf den Calvena gezeigt hatte, und machte sich erstmal bequem. Sie betrachtete den Raum in dem sie sich befanden. Es war sehr geschmackvoll eingerichtet, war das sie selber oder hat es jemand anderes getan? Zumindest hatte die Person einen sehr guten Geschmack! Die Möbel standen so an ihren Plätzen, als hätte man Millimeter genau abgemessen, wohin sie kommen sollten.


    "Und ich glaube, du könntest mich am besten verstehen..." - fuhr sie fort, senkte ihren Blick und errötete ein wenig.

    Ooooooch, das war zu niedlich, wie die kleine Sabina dachte, dass sie alles was auf der Welt putt ist oder sich verletzt hatte mit einem Pusten wieder heile machen konnte. Kinder halt. Wenn man alles mit Kinderaugen sehen würde, schiene alles viel einfacher, dachte sie. Das stimmte auch so. In Hispania waren die Kinder ihrer Tante auch so. Je einfacher, desto besser die Lösungen auf alle Probleme der Welt.


    Aber dann das nächste Unglück. Calvenas Großtante fiel ins Wasser! Auch das noch... Die Arme... Passiert heute hier jedem was?! Hoffentlich nicht...!! - dachte sie. Sie rannte aber nicht los, die Geschehnisse legten sich wieder als sie aus dem Wasser gefischt worden ist, und ein Medicus war nun auch zur Stelle. Sie wandte sich lieber an die anderen im Triclinium.


    Sabina und Romana haben sich gesetzt und unterhielten sich. Eine kleine Freundschaft bildete sich gerade zwischen ihnen. Valerian ging zum Tisch und wählte zwischen all den Leckereien. Er schien unersättlich zu sein, zumindest war sein Teller dermaßen vollgepackt, dass man dachte, entweder hatte er seit Tagen nichts mehr zu essen, oder er könnte gleich einen Pferd verschlingen, so großen Appetit habe er. Er nahm sich von allem etwas und so stapelte sich das Essen. Sie stand nicht so weit neben ihm und schaute schmunzelnd zu.


    "Entschuldige Valerian, aber bald ist mehr Essen auf deinem Teller als auf dem Tisch hier. Du lässt uns aber auch was übrig, ja?" - lachte sie.

    "Ach Carissime, furchtbare Neuigkeiten... Meine Mutter ist schwer krank! Und sie weiß nicht mehr, ob sie für mich sorgen kann. Sie hat Severa darum gebeten für mich eine Art Ersatzmutter zu sein, falls sie aus der Krankheit nicht geheilt werden kann! Es ist so furchtbar, ich weiß nicht was ich jetzt machen soll! Ich kann ihr aus der Ferne nicht helfen, und bis ich bei ihr bin ist es vielleicht schon zu spät! Ich würde mich gerne richtig von ihr verabschieden! Was meinst du, was sollte ich tun??"


    Sie war am Rande der Verzweiflung, aber sie ließ sich davon nicht viel anmerken. Einer Frau durfte man so was nicht ansehen. Stets stark sein, wurde ihr als Kind eingetrichtert. Sie konnte sich Centho jetzt auch nicht nähern, denn was würden wohl andere darüber denken?? Also blieb ihr nur die Möglichkeit ihm mit einem Blick alles zu sagen, was sie sich von ihm wünschte. Sie versuchte in der Dunkelheit seinen Hand zu ertasten. Ihre Fingerspitzen fanden schnell den Weg zu seinen, und so berührten sie sich sanft, strichen über seinen Handrücken und fuhren zu seiner Handfläche. Als auch seine Fingerspitzen ihre Handfläche berührten überkam sie ein wohliger Schauer über den Rücken. Es war viel mehr Nähe, als sie sich hätte vorstellen können in dieser Situation.


    Die Gäste schienen sie entweder nicht zu beachten, oder wussten erst gar nicht dass sie im Hortus gerade unter sich waren. Einige Sklaven liefen ihnen über den Weg, aber sie ließen sich nichts anmerken, und ihre Hände versteckte Calliphana klug unter ihrer Palla.

    Calliphana überraschten eher ihre eigenen Gefühle, als die Tatsache, dass sie und Centho auf-, neben- und untereinander waren. Sie fühlte sich ihm jedes Mal näher, wenn sie Gelegenheit dazu hatten alleine zu sein. Sie hatte nun nicht mehr so Angst vor ihren Gefühlen wie einst. Zwar hat sie ihre Angst vor solcher Nähe noch nicht ganz überwunden, aber sie wusste, dass sie ihm trauen konnte. Ihr Vertrauen in ihm war das Einzige, was sie aus ihrem Schneckenhaus hervor lockte. Natürlich würde sie nie etwas tun, was sich nicht gehört. Sie wusste ja schließlich wo die Grenzen waren.


    Aber sie hatte nun keine Angst mehr. Keine Angst mehr ihre Gefühle zu zeigen, seine Worte, seine Berührungen zu genießen. Zumindest nicht mehr so ganz...


    Ihre Neckereien landeten oft in kleinen Raufereien, nahh, nicht wirklich ernsthaft, eher ein kleiner Machtkampf zwischen den Geschlechtern. Und nun, eigentlich wie immer, war sie "die Unterdrückte". Aber es war auch ein wärmendes Gefühl, so als würde ihr Blut anfangen zu kochen, und ihren ganzen Körper durch wärmen. Ein Gefühl des Glücklich Seins schoss aus ihrem inneren und wie eine Welle durch strömte es ihr ganzes Wesen. Egal ob sie Centho böse war, oder am liebsten sie ihn beschimpft hätte weil er was ausgefressen hat, in solchen Momenten lächelte sie ihn immer an, sie konnte nicht anders, es war wie ein Befehl, welches ihr ihr Herz gab: Liebe ihn, umsorge ihn, lass ihn nie wieder los...


    "Wegen dir würde ich sogar das Traurige mit dem Trunkenheit der Wollust verwechseln, weil ich durch dich anfange zu fühlen, was es wirklich bedeutet zu leben. Es ist so, als ob du mich in einem ständigem Bann halten würdest. Wenn wir mit einander nie gesprochen hätten, ich dich nicht jetzt sehen könnte, wenn ich mich in deinem Wesen, egal ob von innen oder von außen nicht erbauen könnte, wäre ich jetzt ein ganz anderer Mensch, der mir nicht so sehr gefallen würde, wie der der ich jetzt bin, mit DIR..."


    Sie beugte sich nach vorne und küsste ihn leidenschaftlich. Dabei glitt sie von ihm runter, schmiegte sich in das Kissen, umarmte dabei ihren Liebsten. Sie entfernte sich wieder ein wenig von ihm um seine Züge zu bewundern. Jeden Millimeter seines Gesicht, jeden noch so kleinen Funkeln in seinen Augen, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln formten. Mit einer Hand strich sie ihm über die Wange, hielt ihre Hand dort und gab ihm einen Kuss. Sie legte dann ihren Kopf auf seine Brust, rollte sich neben ihm zusammen und atmete ganz leise.

    "Salve, ja es ist wirklich ein wunderbares Wetter heute. Der wärmste Oktobertag seit langem!" - kam sie mit dem Sklaven ins Gespräch.


    "Ich möchte zu Germanica Calvena, ist sie zu Hause? Sie weiß bisher nichts von meinem Besuch, die Idee kam sehr spontan. Ich hoffe sie hat Zeit für mich?"


    Bitte sag, dass sie da ist! - dachte sie, und hoffte von Herzen, dass das Gespräch heute erfolgreich verläuft. Sie hatte zwar einige Anhaltspunkte, aber war dennoch nicht sicher, was ihr Liebster vor ihr Geheim halten wollte. Sie dachte, vielleicht wüsste die Germanica mehr...

    Calliphana stand vor dem Tore der Casa Germanica. Vor einigen Tagen war sie hier zu Besuch wegen der Fontinalia, und seitdem hatte sie Zeit zum Grübeln gehabt. Centho war nur aus der Casa Sergia ausgezogen, und hat seine Casa in Besitz genommen. Er arbeitete Tag und Nacht, und wenn sie sich mit ihm treffen wollte, scheuchte er den Vorschlag ab, und sagte, er hätte viel zu tun, und bedauerte, dass er so wenig Zeit hätte. So war er doch nie gewesen, wieso jetzt auf einmal dieser Wandel? Sie verstand dies nicht.


    Außer Calvena kannte sie keinen, mit dem sie über ihn reden konnte. Calvena wusste am besten bescheid, was sie und Centho verband. Sie hoffte bei ihrer Freundin auf tröstende Worte zu finden. Und eventuell auch über Ratschläge. Aber war das jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt? Sie unterließ das Grübeln, verscheuchte die Gedanken aus ihrem Kopf, und klopfte selbstbewusst an dem Tor.


    *klopf... klopf... klopf...*

    "Romana!! Wie fühlst du dich? Ist dir schwindelig? Komm setze dich lieber hin!" - meinte sie, und half der Claudia zu einem der Klinen.


    Die kleine Sabina war entzückend, als sie ganz naiv die Claudia fragte, ob sie auf ihren Wehwehchen pusten dürfte. Einfach niedlich.


    Derweil kam auch schon ein Sklave mit einem in eiskaltes Wasser getränktem Tuch, und legte es vorsichtig auf den Kopf von Romana. Calli bekam auch was ab von dem kalten Wasser auf die Hände, die auf Romanas einer Schulter lag. Ihr wurde es plötzlich ganz kalt, ein Schauer lief ihr den Rücken runter, und sie bekam Gänsehaut.

    Zitat

    Original von Germanica Calvena
    „Centho hat sich ganz gut geschlagen, ich glaube nur, das er sich etwas Fehl am Platze vorkam, so gänzlich ohne dich!“ lächelte sie......


    ....„Kommt wir lassen die Beiden ein wenig allein, ich bin mir sicher, die wollen fern ab von neugierigen Ohren ein paar kleine Liebkosungen austauschen!“ meinte sie und lenkte somit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.


    "Ich bin mir aber sicher, dass ihr ihn aber gut auf Trab gehalten habt, schließlich soll er sich ja nicht langweilen, nur weil er von so vielen Damen umgeben ist. Habe ich gerade was von Politik gehört?" - lächelte sie in die Runde.


    Politik... Naja... Etwas, womit so gar nichts am Hut hatte. Fast all ihre männlichen Verwandten waren bei der Militär, also anstatt über die politische Lage zu sprechen beim Essen, unterhielten sie sich eher über die Triumphe, Niederlagen und diverse Kampftechniken. Calliphana hätte glatt Soldat werden können, wenn es nur um das Wissen ginge bei der Legion. Aber zwei Dinge passten so nicht so in diesen Konzept... Zum einen, dass sie eine Frau war, und zum anderen, dass sie naja, nicht gerade die Sportlichste in der Familie war. Zwar konnte man sie als sie noch ein kleines Kind war über ganz Italien jagen, und sie war nicht außer Puste, aber die Zeiten waren vorbei, als sie nach Hispania zog. Ihre Tante legte eher Wert auf die feminine Erziehung. Sprich: Eine Dame, darf nicht nach Lust und Laune draußen rumtoben, reiten, und sich mit noch so nen Unsinn den Zeit vertreiben, das schickt sich einfach nicht! Musik, Künste, Etikette waren die Tugenden einer jungen Dame. Sie rollte in Gedanken leicht die Augen. Sie war heil froh, dass sie ein eigenes Leben führen durfte, so bestimmte sie, was sie macht. Sie konnte auf ihre Spaziergänge, und Erkundungstouren einfach nicht mehr verzichten! Nicht einmal gelang es ihr Shama abzuwimmeln, in dem sie sich versteckte und abwartete dass sie in eine andere Richtung geht...


    *piiiiiiiiep* fiepte Calliphana kurz in ihrer Nervosität, als sie Calvenas Kommentar hörte, sie wollte mit Centho alleine bleiben um Liebkosungen auszutauschen. Hat sie richtig gehört? Aber woher wusste sie, dass sie... 8o Mit großen Augen sah sie Centho an.


    "Das... das... DAS würde ich soooooo nicht sagen..." - kam ihr dann endlich über die Lippen. Wobei das Erröten ihrer Wangen eher das Gegenteil behaupten ließ.

    Zitat

    Original von Tiberia Arvinia
    "Ich danke dir Calliphana. Ich bewundere immer noch sehr deine roten Haare, welch seltene Farbe!" nicht das Arvinia ihre Haarfarbe nicht mochte, sie liebte ihre Haare, doch sie fand Calliphanas Haarpracht wirklich wunderschön, es schimmerte so sehr im Licht!



    Calliphana errötete bei dem Kompliment, egal, dass es nicht von einem Mann kam. Kompliment ist Kompliment.


    "Danke Arvinia, ich glaube für die Haare muss ich mich bei meiner Großmutter mütterlicher Seite bedanken, sie hatte eine wunderbare Haarpracht, und ich habe auch eine kleine Scheibe davon abbekommen :]"



    Zitat

    Original von Germanica Calvena


    „Bist du sicher, Calliphana das du Centho als Kindermädchen abstellen willst? Ich glaub eher das Sabina die Herren schneller um den Finger gewickelt, als sie ahnen und dann bekommt sie was sie will von ihnen!“ meinte sie. „Mhm... obwohl, so schlecht ist das nun auch nicht!“ grinste sie. „Früh übt sich. Ich befürchte wenn sie alt genug ist, bricht sie die Männerherzen dutzendweise!“ meinte sie. Dennoch fand sie es recht niedlich, wie Sabina da zwischen den Togafalten hervorlugte.


    "Bisher sieht es aber nicht danach aus, als würde es den beiden Herren irgendwas ausmachen! :] Sie scheinen es sogar zu genießen!"


    Ach, wie Centho in dieser Rolle voll aufging. Er würde mal bestimmt ein großartiger Vater werden. Da fing Calliphana an zu grübeln, und stellte sich die Situation vor. Wenn er einen Sohn hätte, dann wäre er streng, aber gerecht, aber auch sehr liebevoll zu ihm. Wenn er aber eine Tochter hätte, ja... Da wäre es schon eher wie Calvena gesagt hat. Sie würde ihn mit jedem Blick mehr um den kleinen Finger wickeln. Er wäre vernarrt in sie. Aber auch in seinen Sohn. Welch wunderbare Vorstellung! Sie seufzte leicht, und fing die letzten Worte von Valerian wieder auf, als sie aus der Tagträumerei wieder zu den anderen zurück kehrte.


    "Ohh, ja, das ist ein guter Vorschlag! Lasst uns was Essen gehen."