Beiträge von Titus Duccius Vala

    "Oh, aber ich bestehe darauf." , sah Vala bei aller unangenehmen Sperrigkeit des Moments Licht im Gefüge der Floskeln, als er sich einfach wieder in die Rolle des charmanten Gentlemans warf. Ungeachtet der Situation bot ihm die Routine in diesem Gebaren eine Form von Sicherheit die er gerade irgendwie bitter nötig hatte. Dementsprechend warf er sich in sein typisch-nonchalantes Lächeln und warf einfach nochmal ein Kompliment hinterher: "Ein Geschenk ehrt die Beschenkte, und in deinem Fall würde kein Schmuckstück dem Sinn Genüge tun. Alles was sich anbot sah auf den zweiten Blick gleichsam sinnlos... ein Schmuckstück um deine Schönheit zu unterstreichen? Chancenlos im Rennen mit deiner natürlichen Grazie. Eine Lyra um dem Klang deiner Stimme zu schmeicheln? Ein schrilles Kratzen. Die Heroides des Ovid? Blasse Gestalten im Vergleich zu dir. Du siehst, dich zu beschenken ist ein gleichzeitig schweres Unterfangen wie es geboten ist... weshalb mir nicht mehr als die Hoffnung blieb, dir durch dieses Geschenk deine Weile ein wenig leichter zu gestalten, Sorgen von dir fernzuhalten und deine Zeit zu bereichern." , redete Vala sich wieder in alte Form zurück, nur um mit einer kleinen Kompromisslosigkeit zu enden: "Es bedeutet mir viel, dir dies Geschenk machen zu können."

    "Ich durfte mir damals sagen lassen, das wäre die normale Vorgehensweise in Rom." , berichtete Vala von der Lektion, die er damals von seinem Patron zu dem Thema erhalten hatte, bevor er einen Blick auf die dargebotene Auflistung der gegen das Gesetz eingestellten Angebote warf. Er überflog die Auflistung, schaute dann noch einmal genauer hin, warf die Stirn in Falten und blickte den Senator kritisch an, bis er schließlich müßig lächelnd eine wegwerfende Handbewegung machte.


    Als der Germanicus schließlich von der Verwerfung zwischen den Germanici und den Sergii berichtete und deren Ursprung zumindest skizzenhaft darlegte, schaute Vala seinen Mandanten einen Moment lang stumm an, da es ihm offensichtlich schwer fiel dieser Skizze zu folgen.
    "Darf ich... den Schriftwechsel dazu sehen?" , bat er schließlich nach einem Moment des Nachdenkens, da er sich von der Lektüre aufschlussreicheres erwartete, als von der Erzählung die in seinen Ohren doch recht abenteuerlich klang.


    "Wenn ich das recht verstehe... beklagt sich eine Dritte bei einem Dritten über einen Zweiten, der untätig geblieben ist als eine Erste sich mit einem anderen Ersten in laut der Dritten ungebührlicher Art und Weise einließ? Und verlangt dafür Geld?" , versuchte sich der Advocatus in einem ersten Nachvollzug der Lage.

    "Hmhmhmh...", brummte Vala unvernehmlich und strich sich nachdenklich durch den Bart, als ihm nicht sofort eine Antwort auf das zweite Anliegen einfallen wollte. Seine Stirn legte sich in Falten und sein Blick verfinsterte sich, als er mit größtmöglicher Geschwindigkeit durch sein Oberstübchen eilte und nach einer ganz bestimmten Erinnerung suchte... allerdings nur einen Verweis fand, der wenig Aufschlussreich aber weiterführend war. Mit einem Wink holte er einen seiner Diener heran und schickte diesen in die Archive, um die darauf folgende Wartezeit mit Kleinsprech über Belanglosigkeiten über Rom, die Decimi, das Wetter und den Dienst an den Göttern zu überbrücken. Als schließlich sein Diener mit einer Schriftrolle zurückkehrte entrollte Vala diese mit geübten Fingern und überflog den Text, bis er schließlich an einer ganz bestimmten Stelle hängen blieb.


    "Also..", begann Vala mit bedeutungsschwangerer Stimme, "Diese Einschränkungen stammen aus einer Zeit, als weder du noch ich geboren waren. So wie sich mir die Sachlage darlegt, wurde die Einschränkung zu einer Zeit der kaum begrenzten Handels- und Betriebsmöglichkeiten vom Senat beschlossen, um einen deutlich aus der Balance geratenen Markt wieder in den Griff zu bekommen. Laut den Protokollen war Senator Germanicus Avarus einer der führenden Köpfe hinter dieser Initiative. Seine Argumentation damals stützte sich wohl auf die Konzentration auf den Dienst an den Göttern."


    Nachdem er geendet hatte, legte er die Schriftrolle vorsichtig beiseite und ließ sich von einem Sklaven einen Becher Wasser reichen, bevor er sich mit weiterhin nachdenklichem Blick an die Decima wandte. Es war klar ersichtlich, dass die Sache ihm ziemliches Kopfzerbrechen bereitete: "Es fällt mir schwer, die damalige Diskussion nachzuvollziehen, weil die Umstände auf den Märkten heute vollkommen andere sind. Zwar haben wir keinen rundum stabilen Markt, doch er ist stabil genug. Du wirst verstehen müssen, dass ich bei aller Anerkennung der Bedeutung der Priesterinnen der Vesta dennoch Skrupel besitze, in der bestehenden Marktordnung Dinge zu ändern die möglicherweise weitreichende Folgen auf die Stabilität der Märkte des Reichs haben.


    Gehen wir rein hypothetisch davon aus, dass eine Ausnahme eingebracht wird, welche die Priesterinnen der Vesta von dieser Klausel der Marktordnung ausnimmt. Die anderen Priesterkollegien werden ebenfalls mit Begehrlichkeiten aufwarten und Ansprüche auf Ausnahmen stellen. Wie soll man denen diese verwehren?", schob Vala den schwarzen Peter einfach an jene weiter, die ihn schließlich mit diesem Problem erst in jene Richtung geschoben hatte. Denn Vala wollte es sich sicherlich nicht mit den Priesterkollegien verscherzen... andererseits auch nicht als Federführer einer größeren Marktdestabilisierung gelten.



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

    "Ich habe vor einigen Jahren, noch vor meiner Zeit als Quaestor, eine dumme Klage wegen eines Verstoßes gegen die Lex Mercatus angestrebt.", berichtete Vala mittlerweile recht freimütig über seinen damaligen juristischen Übermut, "Gegenstand dieser Klage war ein absolut minimaler Verstoß gegen die Lex Mercatus, eine Bagatelle... die letztlich vor Gericht versandete und dadurch beendet wurde, dass der Patron des Beklagten sich bei meinem Patron über diese Klage beschwerte. Das ganze wurde also außergerichtlich beigelegt, wenngleich die Beilegung durch das Verschwinden des Beklagten ebenso versandete wie die Klage vor Gericht. Was will ich also damit sagen? So dein Verhältnis zu Decimus Livianus derart gut ist, kannst du dich bei ihm über seine Klientin beschweren... denn diese Sache ist nicht mehr als eine ebenso grundlose Farce wie meine Klage anno dazumal. Kurzum: Decimus Livianus könnte seine Klientin davon abhalten, Schande über sich und damit auch ihn zu bringen, indem die Klage fallen gelassen wird., schlug Vala vor, die Sache ebenso zu bereinigen wie es damals geschehen war.


    Für den Fall, dass dieses Vorgehen nicht von Erfolg gekrönt sein würde, legte Vala in den folgenden Minuten seinem Mandanten seine ersten Ideen zum Vorgehen bei der Anhörung vor und diskutierte weitergehend mit ihm weitere Details der Sache. Als das erledigt war, konnte er sich schließlich einer anderen Frage zuwenden, die dem Germanicus wohl ebenfalls schwer im Magen lag: "Du hast eine Erpressung durch die Sergia erwähnt... worum handelt es sich da?"

    "Sie hat mir nicht nur genutzt, sie hat mich auch abseits jeden Nutzens bereichert." , ergänzte Vala mit mattem Lächeln, während er nonchalant nachschob: "Ich war dabei, als die Anhänger des Usurpators deinen Onkel vom Pferd gefegt haben... sah ziemlich übel aus, trotzdem hat es ihn nicht ins Elysium geschickt. Ich bin mir sicher, er wird in nicht allzu ferner Zukunft einige Jubilarien mit euch zusammen feiern, er ist hart im nehmen." , versuchte Vala sich in positiver Weitsicht, immerhin hatte es den Annaeus nicht nur übel, sondern lebensgefährlich schlimm erwischt. Dass der Mann überlebt hatte war für viele seiner Männer nicht weniger als ein Wunder... das Vala zur Stärkung der Moral absolut unmoralisch ausgeschlachtet hatte um seine Truppe bei der Erstürmung Roms bei der Stange gehalten hatte.
    "Es wundert mich kaum, dass eine der offenbar aufstrebendsten Frauen Roms sich solch illustren Namen umgeben kann." , witzelte Vala, der sich einen Seitenhieb auf das kaum verhohlene Namedropping der Sergia nicht verkneifen konnte, bevor er ins Spiel brachte was für ihn von wirklicher Bedeutung war: eigene Leistung... "Dabei dürfte dein Name als jener einer der austrebendsten Frauen Roms gelten, Praefecta."

    "Nun, der strafende Aedil hätte annehmen können, dass das Vergehen gegen die Marktordnung seinem Vorgänger entgangen war." , mutmaßte Vala über die damaligen Vorgänge, "Immerhin passiert das recht oft, dass ein Amtsinhaber über die Fehler seines Vorgängers stolpert... ich kenne das aus meinen eigenen Amtszeiten, manchmal bin ich quasi an den Handlungen meiner Vorgänger verzweifelt." , scherzte Vala mit mattem Lächeln, bevor er sich wieder der eigentlichen Sache zuwandte, "Als Fleck auf der weißen Weste würde ich das nicht betrachten, solange es nicht zu einem Prozess kommt. Die erste Anhörung sollte man nicht als formelle Anklage werten, immerhin wird während dieser erörtert, ob es überhaupt zu dieser kommen muss. Apropos kommen muss..." , entsann der Anwalt sich, "..wie gut stehst du mit Decimus Livianus?"

    "Patres Conscripti." , wandte Vala sich kurz nach seiner Amtszeit an seine Mitsenatoren, nachdem er das Thema auf die Tagesordnung hatte setzen lassen und vom Konsul das Rederecht bekommen hatte, "In den vergangenen Monaten wurde mir von mehreren besorgten Bürgerinnen Roms, unter ihnen auch so namhafte wie die Virgo Vestalis Decima Messalina, die Klage über die Lex Flavia de Operositas vorgelegt, die die Töchter Roms in überzogener und vollkommen realitätsferner Art und Weise vom Geschäftsleben der Stadt und des Reichs fernhalten SOLLTE.
    Sollte deshalb, weil sie faktisch schon seit dem Moment ihrer Erlassung im reellen Leben des Reichs ignoriert wird. Der knallharte Rechtsvertreter könnte somit erfolgreich einen Großteil der weiblichen Bevölkerung wegen Rechtsbruch anklagen.


    Ich erlaube mir eine kurze Zusammenfassung des bereits zu diesem Thema Geschehenen: Vor etwas mehr als zehn Jahren wurde dieses Problem von niemand anderes als einem der großen Rechtsgelehrten Roms, Marcus Vinicius Hungaricus, identifiziert und angeprangert, was einen weiteren Granden des Rechts, Manius Tiberius Durus veranlasste, die der Lex Flavia de operositas ideell aber nicht faktisch zugeschriebene Klärung von Mündigkeitsfragen zu durchleuchten. Nach der profunden Ausarbeitung dieses Problemfalls wurden auf Initiative des Tiberius die Lex Aelia Sentia, Atilia und Laetoria von eben diesem Gremium wieder für gültig erklärt und die Lex Flavia de operositas faktisch überflüssig gemacht. Die in den Senatsarchiven dokumentierte und von Tiberius Durus geforderte Erklärung der Lex Flavia de operisatas blieb allerdings aus unbekanntem Grunde aus, was dafür sorgt, dass sie immernoch gültig ist.


    Aus diesem Grunde wird von den Bürgerinnen Roms gefordert, endlich den letzten Schritt zu gehen und die Lex Flavia de operositas für ungültig zu erklären. Marcus Vinicius Hungaricus und Manius Tiberius Durus konnten viele von euch bereits damals von der Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugen,.. so bitte ich euch, euch diesen Moments zu entsinnen und eben diesen letzten Schritt zu tun.


    Deshalb beantrage ich, um das römische Recht von diesem Makel zu befreien und die Bürgerinnen Roms wieder ruhiger schlafen zu lassen, die Lex Flavia de operositas für ungültig zu erklären."

    Lächelnd schwieg Vala sich gegenüber der Ausführungen zu Consuln und Praetoren aus. Einerseits schmeichelte es ihm natürlich, dass die Decima derart großes Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte und ihn in seinem politischen Werdegang auch als Konsul sah. Gleichzeitig gab es ihm auch zu denken möglicherweise der erste zu sein, der diesen Sprung vom Praetor zum Konsul nicht schaffte... immerhin gab ihm das knappe Ergebnis seiner Wahl zum Praetor immernoch zu denken (auch wenn nicht davon auszugehen war, dass er mit so eine Farce wie mit dem Decimus erneut die Wähler vergrätzen würde).


    "Die Lex Flavia de operositas wurde zu in einer anderen Zeit des Imperium Romanum geschaffen... von nicht gerade ohnmächtigen Personen des öffentlichen" , gab Vala zu bedenken was ihn schon seit einiger Zeit in dieser Hinsicht umtrieb, "Allerdings haben bereits andere Granden mit tiefgehendem Verständnis des Rechts die Sache vor Jahren in die Hand genommen und als Kompensation für die eigentlich folgende Abschaffung der Lex Flavia die Lex Aelia Sentia, Atilia und Sentoria wieder für gültig erklärt. Warum dann die eigentlich damit verbundene Abschaffung der Lex Flavia ausgeblieben ist, ist nicht überliefert. Eigentlich sollte es nurnoch ein kurzer Schritt sein dieses Verfahren abzuschließen." , fasste Vala den Stand der Dinge ein, um wenig später zu realisieren, dass er die Frage der Decima nicht beantwortet hatte: "Also kurzum: ja, ich bin vollkommen einer Meinung mit dir und den anderen Frauen Roms, denen dieses Gesetz eigentlich die Hände bindet. Ich werde demzufolge mein möglichstes tun, den unvollendeten Akt um die Abschaffung dieses Gesetzes abzuschließen."



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

    Wow, wow... wo ich gerade die Beschreibung des Verhandlungsforum lese, fällt mir auf wie wahnsinnig alt die eigentlich ist:


    Zitat

    Hier hält das Iudicium Primum, das Iudicium Secundum und das Iudicium Imperatoris Gericht. Dies kann in öffentlicher und nichtöffentlicher Form geschehen.


    Ich würde folgende Beschreibung vorschlagen:


    "Hier finden die Verhandlungen im Zuge des Iudicium Privatum und des Iudicium Publicum statt. Zudem finden hier auch manchmal Verhandlungen des Iudicium Imperatoris statt, die normalerweise im Palast verhandelt werden. Die Verhandlungen können ebenso öffentlich wie in geschlossener Gesellschaft stattfinden."


    In Sachen Iudicium Imperatoris: ich bin mir nicht sicher, ob es jetzt reiner Zufall oder Absicht war, Prozesse des Kaisers ab Salinator im Palast stattfinden zu lassen (was sie ja offensichtlich tatsächlich taten).

    "Nunja..." , kratzte Vala sich etwas ratlos am Hinterkopf, als der Germanicus seine Ablehnung für das geltende Gesetz zum Ausdruck brachte: "Als Senator muss ich dir sicherlich nicht sagen, welche Wege du gehen musst, um die Lex Mercatus nach deinen Wünschen zu ändern. So wie sie jetzt allerdings besteht, schließt sie die Veräußerung von Warenbeständen ohne entsprechenden Betrieb explizit und gegen jede Ausnahme aus. Sprich: nach geltendem Gesetz hast du, beziehungsweise dein Verwalter, gegen eben dieses verstoßen. Somit hat die Klage an und für sich schon einmal einen Startbonus, kein Iudex würde dies abstreiten."
    Soweit erst einmal die Hiobsbotschaft, die Vala schon etwas unangenehm war. Natürlich hätte er seinem Mandanten viel lieber eine Taktik erklärt, wie er vollkommen unbescholten aus der Sache rauskam, allerdings war die Sache dem Gesetz nach zu urteilen vollkommen klar.
    "Ich würde daher auch darauf verzichten auf unschuldig zu plädieren." , schickte Vala die zweite Hiobsbotschaft ins Rennen, die seinem Mandanten ebenso wenig gefallen würde wie die erste, "Wir haben hier einen juristischen Präzedenzfall und wir können bei aller Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Iudex dem bisherigen Habitus der Aedile folgen wird Waren aus Erbschaftsbeständen wie alle anderen Warenbestände auch zu behandeln.


    Ich erinnere mich an die Akten aus einem ähnlichen Fall: Lucius Aelius Quarto hat als Aedil seine eigene Frau, Aelia Adria, nicht belangt, als diese Getreide aus einer Erbschaft verkaufen wollte. Der spätere Aedil, der dir sicherlich ebenso bekannte Gaius Prudentius Commodus, hat ihr allerdings für den Verkauf ein Bußgeld auferlegt. Dabei bezog er sich darauf, dass die Aelia zwar mit dem Getreide auch eine Getreidefarm geerbt hatte... diese aber wegen der maximalen Anzahl an Betrieben garnicht führen konnte.
    Er hätte der Aelia rein theoretisch kein Bußgeld auferlegen müssen, denn dort wäre durchaus ein kreativer Interpretationsspielraum drin gewesen. Mit seinem Handeln hat er allerdings einen deutlichen Präzedenzfall geschaffen, dem der Iudex in jedem Fall folgen wird um nicht alte, längst als abgehandelt geltende Bußgelder und Klagen erneut verhandeln zu müssen.


    Genau aus diesem Grunde ist es wichtig zu wissen, um welche Warenmenge es sich handelte. Denn mir schwebt schon das eine oder andere vor, mit welcher wir vor Gericht doch noch halbwegs erfolgreich sein können."


    Dem Germanicus war deutlich anzumerken, welchen Groll er in dieser Sache hegte... und der Vorwurf der Erpressung war sicherlich nicht einfach dahingesagt. Allerdings würde er in der Klärung der Anzeige der Sergia keine Rolle spielen, sondern ein weiteres Verfahren provozieren müssen... weshalb Vala dies erst einmal hintanstellte.

    "Hmhmh..." , brummte Vala mehrdeutig, war er immerhin kaum in der Lage ein fundiertes Urteil abzugeben, zudem wollte er vermeiden zwischen die Fronten zu geraten wenn es hier um eine Privatfehde ging. Das juristische war hingegen etwas vollkommen anderes.


    "Gut, wenn wir in Zukunft darüber reden, solltest du darauf beharren, dass dein Verwalter eigenmächtig gehandelt hat... was ja durchaus in seinem Ermessen liegt, sonst wäre er nicht dein Verwalter." , gab Vala einen ersten Rat um zukünftige Scherereien zu vermeiden. Dass die Order offensichtlich direkt vom Senator gekommen war, musste nicht groß breitgetreten werden... einfacher war es, den Verwalter als Verursacher vorzuschieben und das ganze wie ein großes Missverständnis aussehen zu lassen, bei dem der Senator nur als Inhaber der Betriebe quasi indirekt betroffen war. Zur Erklärung kam Vala sogleich nach einem Schluck Wasser: "Zumindest auf den ersten Blick verhält sich die Sache relativ klar: du hast ganz offensichtlich gegen das Gesetz verstoßen. Der Knackpunkt ist hier freilich die Lex Mercatus, im vierten Paragraphen sogleich der erste Absatz, der im Wortlaut lautet:
    (1) Der Verkauf von Waren und Dienstleistungen darf nur durch behördlich genehmigte Betriebe geschehen."
    , zitierte Vala aus dem Gedächtnis, da er immerhin selbst auf den Märkten aktiv war und als Aedil wie auch als Praetor ständig mit der Lex Mercatus zu tun gehabt hatte.


    "Sprich: um eine Ware zu verkaufen braucht man einen konzessionierten Betrieb im eigenen Besitz um diese verkaufen zu dürfen. Dabei ist vollkommen irrelevant ob die Ware im eigenen Betrieb hergestellt wurde oder man sie einfach weiterverkauft, weil: man hat ja einen Betrieb den man als Ursprung angeben kann. Allerdings schließt das auch ganz klar aus: alles, wofür man keinen konzessionierten Betrieb hat, darf man nicht verkaufen. Dabei ist ebenso vollkommen irrelevant, woher die Ware letztlich stammt: aus einem Kauf, aus einer Schenkung, aus einem Erbe. Vollkommen egal. Um die Ware verkaufen zu können MUSS man laut Gesetz einen Betrieb haben, der diese Ware herstellen KANN.


    Um was für eine Warenmenge dreht es sich hier eigentlich?"

    Nachdem er von der Torwache des Palatins durchgelassen worden war, tauchte der duccische Praetorius im Arbeitssaal der dem Procurator a libellis unterstellten Schreiber auf und ließ sich ebenfalls bei diesen von Sirius anmelden: "Der Praetorius Duccius ist auf Einladung des Procurators hier, um über die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Ulpianums zu sprechen."

    "Das freut mich zu hören." , zeigte Vala sich vollkommen obliviös gegenüber dem Subtext seiner Zukünftigen und kämpfte erbittert die Nervosität nieder, die von ihm Besitz ergreifen wollte. Warum sie dies tat war ihm nach wie vor nicht erschließbar, immerhin war ER ja derjenige, der in dieser Sache zwischen ihm und der Tiberia die (gewalt- und drohungsgefüllten) Hosen anhatte. Allerdings lag ihm, wie er sich eingestehen musste (sonst würde er seiner Zukünftigen kaum ein Geschenk machen) mehr an ihrem Befinden als er zugeben wollte. Immerhin würde sie, in nicht allzu ferner Zukunft, durchaus zu seinem Wohlgelingen beitragen. Also: äußerst gute Laune machen und sie irgendwie versöhnlich stimmen.
    "Der italische Sommer wartet durchaus oft mit Schönheit auf." , übertrieb Vala maßlos, der dem Sommer vor allem jede Menge Schweiß und die politisch aktivste Zeit abgewinnen musste, "Allerdings muss ich zugeben, dass die Temperaturen des Sommers nördlich der Alpen alles etwas erträglicher machen." , versuchte Vala sich in dem von ihm noch nie wirklich gut beherrschten Kleinsprech... und einen Moment später ging ihm auf, was er damit eigentlich gesagt hatte. Kühle Sommer in Germania? Da, wo er sie im besten Falle in nicht allzu ferner Zeit hinzuverschleppen gedachte? Brillanter Schachzug, du Depp!


    "Eh..." , räusperte Vala sich daher, um irgendwie fix das Thema wechseln zu können und kam dann doch viel früher auf den Punkt, als er eigentlich geplant hatte: "Also... nun... weshalb ich dich hergebeten habe, werte Tiberia, ist für nichts anderes als um dir ein Geschenk zu machen, um dir doch meine Wertschätzung auszudrücken. Ja, genau. Nun... also... diese junge Frau ist Myrsini aus Achaia, sie ist ebenso in den Künsten der Musen gebildet wie auch in der Vollführung jeglicher Alltagspflicht einer Dame von gehobenstem Stande..." , übertrieb Vala maßlos, einerseits im Können der jungen Sklavin wie auch im Stand der Tiberia, beides um letzterer zu schmeicheln, "Ich bin mir sicher, sie wird dir eine außerordentlich zuverlässige Hilfe sein und dir den Alltag etwas leichter gestalten... wie auch für den einen oder anderen Moment müßiger Eleganz sorgen."
    Sollte er erwähnen, dass er der Sklavin NICHT eingeimpft hatte ihm bei Gelegenheit über die Tätigkeiten seinem Weib-in-spe Bericht zu erstatten? Nein, sie würde es ihm eh nicht glauben.. also verblieb er bei diesen Worten und blickte die Tiberia erwartungsvoll an.

    "Sie ist mir bekannt.. ich habe sie auf ihrer Hochzeit mit Marcus Iulius Dives von den Caepiones kennengelernt." , antwortete Vala und klang dabei recht wertungsfrei, hatte er mit dem Eheweib seines Mitklienten doch bisher recht wenig Kontakt und weder Grund zur Klage noch zum Lobe.


    "Verstöße gegen die Lex Mercatus geschehen jeden Tag und werden den Aedilen angezeigt und durch diese geahndet." , begann Vala sich auf das Problem einzuschießen indem er ein paar allgemeine Informationen aus dem Allgemeinwissen über die Organisation der Res Publica einstreute, "Bei einer Anzeige vor Gericht muss es sich daher um besonders kapitale Vergehen gegen das Gesetz handeln. Du sagst, SIE hätte dich angezeigt und nicht einer der Aediles? Um was für ein Vergehen handelt es sich denn genau?" , lud Vala seinen 'Klienten' ein den Fall etwas genauer zu schildern. Den Erpressungsversuch ließ er erst außen vor, musste das Pferd doch von vorne aufgezäumt werden um zu einem schlüssigen Bild zu kommen.

    "Das ist schön zu hören, Gesundheit ist immernoch eins unserer wertvollsten Güter." , paraphrasierte Vala so floskelhaft wie nichtssagend, bevor er die Frage nach seinem eigenen Befinden weglächelte: "Mir geht es gut, danke der Nachfrage." Natürlich hätte er auspacken können, was ihm gerade auf der Seele lastete (was so einiges war) und wieso die letzten Monate nicht so gelaufen waren wie er es sich eigentlich von sich selbst erhofft hatte, aber dazu waren sie nicht eng genug... und hier ging es schließlich um die Querelen des Germanicus, nicht um die des Duccius.


    "Du erwähntest, dass du meinen Rat in juristischen Fragen brauchst." , griff der Praetorius also den germanicischen Wink mit dem Zaunpfahl auf, "Um was für einen Fall handelt es sich denn?"
    Dass es sich dabei kaum um einen größeren Skandal oder einen Fall epischen Ausmaßes handeln konnte, war alleine dadurch gegeben, dass Vala noch nichts von dem Fall gehört hatte (:D)... dabei funktionierte der römische Buschfunk quasi fehlerfrei und augenblicklich.

    "Senator Germanicus!" , grüßte Vala den Mann, der ihn hergebeten hatte und vertiefte sich sogleich in den gebotenen Höflichkeitsfloskeln, um sich nicht sofort in die Sache zu stürzen: "Vielen Dank für deine Einladung. Ich hoffe es geht deiner Familie und dir gut? Die Kinder sind wohlauf?"


    Der Weg von der Casa Accia zur Casa der Germanici war ein recht langer gewesen, weshalb Vala sich vom souverän-unauffälligen Sklaven einen Becher mit Wasser reichen ließ um die vom Sommerstaub trockene Kehle zu befeuchten.