Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

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    Original von Herius Claudius Menecrates
    Menecratres erwiderte das Lächeln gleichermaßen aufrichtig, denn er hegte schon länger väterliche Sympathien für den jungen Flavier. Ihm blieb auf den letzten Doppelschritten wenig Zeit, darüber nachzudenken, wann diese einsetzten. Es könnte aber auf einem der Besuche in der Villa Flavia geschehen sein, zu der Zeit, als Scato um Menecrates‘ Enkelin warb. Andererseits, ein unaufrichtiges Lächeln bekam sonst auch niemand von ihm zu sehen, denn entweder lächelte Menecrates ehrlich oder er lächelte eben nicht.


    "Meine herzlichsten Glückwünsche, Flavius Gracchus Minor." Sein Blick umfing den Jüngeren, bevor er zur weiblichen Hauptperson des Tages schaute. "Und auch dir, Cornelia Philonica. Möge die Zukunft nur Gutes für euch bereithalten." Mit einem Lächeln verschaffte er sich kurz Zeit, bevor er versuchte, ihre Frage zu beantworten. "Ja, das ist so eine Sache mit den jungen Menschen. Sie leben abseits Roms, fallen dann in dein Haus ein, sehen sich nach potentiellen Ehepartnern oder lukrativen Karriereplänen um und ehe du dich versiehst, ziehen sie wieder aus."


    Manius Minor erschrak angesichts der Replik des Claudius, welche ein wenig nebulös sich gestaltete, jedoch andeutete, dass auch Claudia Silana, sein favorisierter Enkel Menecrates', Rom den Rücken zugewandt, ja womöglich bereits einen Ehepartner gefunden hatte.
    "Deine Enkelinnen und Enkel haben Rom den Rücken gekehrt?"
    , fragte er deshalb mit mehr Bestürzung, als es einem Bräutigam am Tage seiner Eheschließung anstehen mochte.

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    Original von Manius Flavius Gracchus
    Mit einem sublimen Lächeln bedachte der ältere Manius Flavius Gracchus die Opferzeremonie, welche dem jüngeren Manius Flavius Gracchus und Cornelia Philonica den Segen der Götter würde zuerkennen, und war sich bis dahin kaum mehr der prekären Wetterlage bewusst. Das Schaf war gut genährt, hatte ein makelloses Fell und war gänzlich ruhig - was stets ein gutes Zeichen für gesunde Organe war, und der Schein der Feuerschalen und Öllampen trug zur kultischen Atmosphäre bei. Als indes ein Lichtblitz die Szenerie erhellte zuckte Gracchus merklich zusammen und wandte mehr als besorgt seinen Blick zu der Öffnung über dem Impluvium, durch welche der Anschein eines düsteren Himmels zu sehen war. Beunruhigt suchte er in die Ferne zu hören nach einem Donnergrollen, suchte gleichsam den Blick Scapulas und Ovius Lysos zu erhaschen. Der Cornelier jedoch trug weiterhin ein getragenes, doch unverkennbar zufriedenes Lächeln auf den Lippen als wäre er nicht einmal des Blitzes gewahr geworden, und auch der Flamen Dialis - immerhin der Mittler zwischen Iuppiter und den Menschen - fuhr ungerührt mit der Opferung fort. Der Flavier suchte sich zu kalmieren, dass Blitze die Zeichen des Göttervaters waren, dachte an den arbor felix im Garten der flavischen Villa, dass dies Leuchten über der Eheschließung seines Sohnes allfällig sogar ein überaus ungewöhnliches, doch gutes Zeichen Iuppiters Segen war. Solange nicht Ovius Lyso nervös wurde, gab es keinen Grund zur Sorge. Nicht einen einzigen.


    Aufmerksame Zeugen der Zeremonie mochten die ersten Tropfen vernehmen, welche hinter der Festgemeinde durch das Compluvium flogen und im Wasser des Impluviums regelmäßige Wellen schlugen. Doch die Blicke aller waren eher auf das Lämmlein gerichtet, dessen Beine bisweilen noch zuckten, als die Schlächter das Tier aufbrachen, um das Tier auszuweiden. Manius Minor hingegen wandte den Blick voller Degout ab, da niemals der Anblick blutiger, schleimiger Organe ihm sonderliches Interesse hatten bereitet, er jedoch ebenso sich fragte, ob nicht die Last jener unwillkommenen Ehe auch ihn würde ausweiden, sodass gleichsam als entleerte Hülle er würde existieren, bis der Tod ihn verhoffentlich für jene Strapazen entlohnte.


    Erneut durchzuckte ein Blitz den Himmel den sinistren Himmel über Rom und erhellte auch für einen Augenschlag das Atrium und die Gesichter der Gäste. Ovius Lyso und auch das Brautpaar blickten unwillkürlich um sich, wandten sich sodann jedoch neuerlich dem Opfer zu, da nun die findigen Finger der Ministri die Vitalia herausgelöst und in einer Schale drapiert hatten. Jene wurde nun unter unvermindertem Flötenspiel und einem rituellen Summen der Musikanten dreimal um das Brautpaar getragen, um sodann sie dem Pontifex Maximus zur Inspektion zu offerieren. Neuerlich gedachte Manius Minor der Weissagung Lupus' am Morgen: Und so sagen die Götter für diese Verbindung zweifache Freude voraus, aber ebenso zweifaches Leid. Eine fruchtbare Verbindung, die noch wachsen wird und von uns freudig gefeiert werden sollte. Ob die Unsterblichen jenen Worten etwas hinzuzufügen hatten? Ob eines jener Leiden die Verschmähung des Opfers war?

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    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Als alle sich versammelt hatten, begann die Opfer, an welchem nicht lediglich der Flamen Dialis, sondern ebenso der Princeps würde partizipieren, während das Brautpaar eine eher passive Rolle war beschieden. Während somit der Flamen das präparierte Schaf den Unsterblichen weihte und Iuno, Tellus und Ceres im Voropfer anrief, blieb Manius Minor Raum die Konsequenzen dieses Tages aufs Neue zu bedenken. Die Erwähnung jener divinen Matronen weckten Reminiszenzen an seine eigene Mutter, welche ihm Tellus, Iuno und Ceres in einem gewesen war, da sie ihn doch nicht lediglich geboren, sondern ebenso genährt hatte und ihm bis heute einer himmlischen Königin und Übermutter glich, zu welcher er in Ehrfurcht aufblickte. Ihre eigene Iuno war bereits vor Jahren vom Lararium der Villa Flavia Felix geschieden, als auch sie diese Welt verlassen hatte, doch wäre sie zweifelsohne stolz gewesen, an diesem Tage an der Seite ihres Sohnes zu stehen. Und wahrhaftig stand er allein ihr zuliebe nun vor dem Altar, auf welchem Paullus Ovius Lyso nun unter Nennung diverser Namen jener drei Matronen das Voropfer darbrachte.


    Nicht das Schaf, welches darauf zur Schlachtbank geführt wurde, sondern der junge Flavius selbst, sein gesamtes, vor ihm liegendes Leben an der Seite jener Cornelia waren das Opfer, welches er den Unsterblichen zu Füßen legte, um mit seiner persönlichen Iuno, Claudia Antonia, einst vereint zu sein. Wie der Flamen mit dem Culter das Opfertier symbolisch entkleidete, so hatte auch er sich seiner Wünsche und Bedürfnisse, seiner Begierde zu Claudia Silana wie seines einstigen Traumes, das Leben eines Philosophen fern der oft so müßigen Werke der Politik zu führen, entkleidet und in jenes Schema gefügt, welches als den Göttern gefällig wurde erachtet. Mitnichten waren es in seinem Falle infulae und vittae, güldene Hörner oder ein makelloses Fell, doch auch er hatte eine Fassade zu präsentieren, welche ihm in seinen epikureischen Tagen als Farce war erschienen und die er nun doch Stein um Stein errichtete, beginnend bei seinem Streben im Cursus honorum bis hin zum Schluss dieser Ehe, für welche nun der Segen jener göttlichen Indigitamenta wurde erbeten, deren Anrufung die Mores maiorum für eine Confarreatio verlangten.
    Gleich einer Konfirmation jener Regungen erschien ihm die Anrufung von Iuga und Iugatius, die Ovius Lyso als Schutzwesenheiten der Ehe nannte, da doch ihr Name nichts anderes war als der Plural von Iugum - dem Joch - , welches nicht nur er selbst mit diesem Tag würde auf sich nehmen, sondern ebenso die unglückliche Cornelia, der eine Ehe mit einem Manne war beschieden, welcher sich weder liebte noch begehrte. Manturna, die die Gattin bei ihrem Manne sollte halten, würde zweifelsohne vor einer größeren Aufgabe stehen als gewöhnlich, nicht weniger Subigus Pater und die zahlreichen weiteren Indigitamenta, die der Flamen im Opfergebet nannte.


    Es würde eine Ehe voller Schmerz werden, wie der junge Gracche erkannte, als plötzlich ein Blitz das düstere Atrium erhellte, in dessen Licht er das dumpf dreinblickende Schaf erkannte, welchem der Victimarius soeben das Messer an die Kehle legte. Diese miserable Kreatur schien mitnichten zu erwarten, was ihm bestimmt war, wie Manius Minor nicht ohne Neid erkannte, denn obschon bereits Epikur hatte geraten, dem Leiden mit Gleichmut zu begegnen, so funktionierte dies in der Realität doch kaum.
    "Agone?"
    , formulierte der Victimarius jene Frage, die auch Manius Minor sich stellte. Noch war diese Ehe nicht vollzogen, selbst wenn sie am Morgen bereits den Ehevertrag hatten unterzeichnet, noch bestand zumindest theoretisch die Chance, diese gesamte Festivität zu annullieren und ohne eine Gattin in sein Heim zurückzukehren.
    Doch Ovius Lyso verlieh seiner Pietas, jenem unbarmherzigen Gefühl der Pflicht gegen lebende wie verstorbene Ahnherren und insonderheit jene eine Ahnherrin, eine Stimme, als er den Opferbefehl sprach:
    "Age!"
    Der Opferschlächter waltete seines Amtes und das Vieh hauchte seinen Geist aus. Und erstmals seit vielen verspürte der junge Flavius wieder Empathie für jene Kreatuer, denn so, wie dieses sein Leben nun hingab als gefällige Gabe der Unsterblichen, so offerierte auch er selbst an diesem Tage sein Leben zur Besänftigung der Götter. War die Aufgabe jener Irrlehren des Epikur ihm ein Leichtes gewesen, nachdem seine Vision diese ad absurdum hatte geführt, hatte die Last des Cursus Honorum ihm zwar Mühen bereitet, doch bisweilen auch in Freude und Stolz gemündet, so erschien dieser Bund vor den Göttern und Menschen ihm als wahrhaftig blutige Gabe, da diese Ehe doch nicht allein Worte und Gesten, sondern seine gesamte Leiblichkeit forderte. Fortan würde er jeden Tag mit seiner Braut zusammenleben, würde selbst, trotz seines Degouts ihr gegenüber, genötigt sein mit ihr einen Erben zu zeugen, ihre Gesellschaft auf Gastmählern und Einladungen ertragen und ihren ennuyanten Erzählungen lauschen. Zweifelsohne würde er sich, nachdem seine Pflicht war vollzogen, stärker von ihr separieren können, mochte sie womöglich aufs Land verbannen, damit sie auf seinem Gute nahe Ostia oder eine andere Villa Flavia ihr Dasein fristete und ihn mit ihrer ungeschätzten Präsenz verschonte, doch würden Anstand und Sittlichkeit es gebieten, bisweilen dennoch an ihrer Seite sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und keine amoureusen Relationen zu anderen Damen von Stand zu unterhalten. All dies bedeutete somit zwar nicht, sein Blut zu vergießen und sein Leben darzubringen, wie jenes Schaf es heute tat, doch immerhin das Vergießen von Schweiß und womöglich mancher Träne und mit größter Sekurität das Sterben zahlreicher kleiner Tode an jedem Tage des künftigen Lebens.

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    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Auch seinen ehemaligen Pontifex pro Magistro begrüßte der Kaiser mit einem Lächeln. Da er aber gerade mit seinem Sohn sprach, wandte er sich zuerst diesem zu: "Er verhandelt nach wie vor mit dem König von Parthia. Meinen letzten Informationen zufolge trifft er sich in Amida mit dessen Gesandten." Er zog ein wenig die Brauen zusammen. "Es sind scheinbar harte Verhandlungen. Aber ich bin sicher, dass Appius das meistern wird." Immerhin hatte Severus ihm gute Berater mitgegeben.


    Dann vertagte der Bräutigam aber schon die Unterhaltung. Sicher keine schlechte Idee. Immerhin gab es noch weitere Gäste zu begrüßen. Und er konnte sich ja dem älteren Flavier zuwenden.
    "Der Augusta geht es gut. Meinen letzten Informationen nach ist sie in Mogontiacum angekommen. Die Germanen sind dankbar, dass ein Mitglied des Kaiserhauses sie am Rand des Imperiums besucht. Ich hoffe nur, dass sie mir bald ausführlicher über die Lage vor Ort Bericht erstattet. Nach dem Unfall von Duccius Vala scheint es bei der Legio II zu gewissen Reibungen zwischen Offizierskorps und Mannschaften gekommen zu sein." plauderte er etwas aus dem Nähkästchen. "Aber ich bin sicher, dass Veturia und Decimus Livianus der Lage Herr werden."


    Dem jungen Flavius war unbekannt, wo genau sich jenes Amida befand, da die Geographie des Ostens stets lediglich sein mäßiges Interesse hatte gefunden. Indessen war er überzeugt, dass derartige Verhandlungen, die ihn (selbstredend mit größerer politischer Tragweite) an seine eigenen am anderen Ende des Imperiums erinnerten, den Caesar rüsten würden, um einst in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.


    "Wie ist es im Übrigen um den Bund mit den Chatten, welchen ich einst aushandelte? Haben sie ihre Zusagen eingehalten? Und was ist mit ihren Auxiliartruppen geschehen?"
    , fragte er schließlich, als der Augustus auf die Reise seiner Gattin gen Germania zu sprechen kam.

    Nachdem die Gäste in adäquater Weise begrüßt waren, schritt die Festgemeinde zum zweiten Akt jener Trauung, welcher gleich dem ersten am Morgen am häuslichen Lararium stattfand, auf dem noch die Iuno Cornelia Philonicas stand.


    Als alle sich versammelt hatten, begann die Opfer, an welchem nicht lediglich der Flamen Dialis, sondern ebenso der Princeps würde partizipieren, während das Brautpaar eine eher passive Rolle war beschieden. Während somit der Flamen das präparierte Schaf den Unsterblichen weihte und Iuno, Tellus und Ceres im Voropfer anrief, blieb Manius Minor Raum die Konsequenzen dieses Tages aufs Neue zu bedenken. Die Erwähnung jener divinen Matronen weckten Reminiszenzen an seine eigene Mutter, welche ihm Tellus, Iuno und Ceres in einem gewesen war, da sie ihn doch nicht lediglich geboren, sondern ebenso genährt hatte und ihm bis heute einer himmlischen Königin und Übermutter glich, zu welcher er in Ehrfurcht aufblickte. Ihre eigene Iuno war bereits vor Jahren vom Lararium der Villa Flavia Felix geschieden, als auch sie diese Welt verlassen hatte, doch wäre sie zweifelsohne stolz gewesen, an diesem Tage an der Seite ihres Sohnes zu stehen. Und wahrhaftig stand er allein ihr zuliebe nun vor dem Altar, auf welchem Paullus Ovius Lyso nun unter Nennung diverser Namen jener drei Matronen das Voropfer darbrachte.

    Wieder dachte der junge Flavius an die Lehren seines alten Philosophen, der ebenfalls die Furcht hatte zur Irrationalität erklärt, da wohl auch in diesen Angelegenheit der 28. Lehrsatz zu gelten: Die Erkenntnis brachte uns die Gewissheit, dass nichts Furchtbares ewig oder lange Zeit dauert. Womöglich würde Philonicas und seine Fremdheit sich in der Tat mit den Jahren mindern, wie sein Vater es prophezeite. Oder vielleicht würde seine Gattin eines Tages das Zeitliche segnen und ihn damit freisprechen von jener Last, welche das Schicksal ihm hatte auferlegt. Zweifelsohne war es das Klügste, sich mit der Lage zu arrangieren und lediglich jenen Dingen sich zuzuwenden, welche nicht unabänderlich ihm bevorstanden wie der Tod.
    "Ich danke dir, Vater."
    Einen Augenschlag legte er die Stirne in Falten, um zu erwägen, ob die finale Offerte ihm gleich zupass käme.
    "Du könntest mit Scapula sprechen. Ich glaube, die von ihm projektierte Gästeliste nimmt ein wenig überdimensionierte Ausmaße an."
    Dies zumindest hatte sich bei ihrem letzten Gespräch angedeutet und da der junge Gracche selbst wenig Freude an seiner Hochzeit empfand, wollte er nicht durch ein einen übertriebenen organisatorischen Aufwand dieser hinreichend unangenehmen Pflicht weitere Last hinzufügen. Dem Wort seines Freundes würde Scapula zweifelsohne mehr Gehör schenken als dem seines insekuren Schwiegersohnes in spe. ...und ließ uns erkennen, dass die Sicherheit gerade unter schwierigen Bedingungen vor allem durch Freundschaft gewährleistet ist vollendete er gedanklich den Lehrsatz des Samiers und zeigte ein sublimes Lächeln ob der Einsicht, dass Epikurs Lehrgebäude womöglich trotz seiner augenscheinlichen Irrungen ihm die ein oder andere Lebensweisheit hinterlassen hatte.


    "Ich dachte an Iulianus. Aber der Fortgang der Verhandlungen in Armenia interessiert meinen Mann sicherlich auch."
    , erwiderte Philonica und blickte zu Manius Minor, der in der Tat bisherig kaum einen Gedanken an jene außenpolitische Affäre hatte verschwendet, da doch die Abreise des Caesar in eine Zeit war gefallen, als er selbst gänzlich von den Präparationen zu seinem Militärtribunate war okkupiert gewesen, welches eben am anderen Ende des Imperiums hatte sich vollzogen. Ein wenig fragend blickte er somit zu Cornelia, ehe er erkannte, dass eine derart äußerlich präsentierte Negligenz zweifelsohne wie ein Ausweis von Unpolitizität hätte gewirkt. Er mühte sich also rasch, seine ratlose Miene zu verbergen und erklärte schließlich, da andernfalls ihm als Sekretär des Consul zweifelsohne etwas bekannt geworden wäre:
    "Nun, man hörte lange nichts von ihm in Rom, wie mir scheint."
    Ein wenig genant blickte der Bräutigam hinab zu den beiden dunklen Schemen, welche die Spitzen seiner Calcei mochten sein, ehe fortunablerweise sein Vater zu Hilfe eilte und das Sujet wechselte, ehe er weitere Unkenntnis mochte offenbaren.
    "Aber diesbezüglich wird zweifelsohne später beim Mahl oder der Commissatio Zeit zu disputieren sein."
    , prokrastinierte er das Thema deshalb rasch und sah kurz nach dem nächsten Gast um, welcher artig hinter dem Princeps in der Schlange wartete.
    "Wenn du erlaubst, werde ich dich bis dahin der Gesellschaft meines Vaters überlassen."

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    Original von Manius Flavius Gracchus
    Indes, auch das Licht konnte nur bestehen, da es sich gegen den Schatten abgrenzte, und dieser Tage war der ältere Flavier weit mehr geneigt, das Licht zu goutieren als durch die Schatten zu wandeln. Nach Lupus' Erläuterungen warf er schlussendlich zu seinem Sohn ein, dabei ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen:
    "Eine fruchtbare Verbindung, die noch wa'hsen wird und von uns freudig gefeiert werden sollte - diesem Ratschlus der Götter sollten wir folgen."
    Das Wachstum dieser Verbindung sah der Vater keineswegs nur in zahllosen Enkelkindern begründet, sondern ebenso in einem prosperierenden Gedeihen des gegenseitigen Wohlwollens der beiden Eheleute.


    Sein Vater lenkte die Appetenz auf jenen zweiten Teil der Weissagung Lupus', welche dem Sohne angesichts der Mirakulösität der ersten Passage beinahe entfallen wäre. Fruchtbarkeit und Wachstum waren zweifelsohne erfreuliche Aspekte, doch würden Nachkommen, auf welche beides zweifelsohne verwies, das similäre Glück dieser Verbindung sein? Würde Manius Minor in seinen Kindern die einzige Freude finden, während seine Braut und ein weiteres Leid dieses Glück ihm würde vergällen? Er blickte hinauf zu seiner Braut, die um mehr als einen Kopf ihn überragte, und der humorige Gedanke unterbrach seine düsteren Gedanken, dass womöglich die Götter gedachten ein Wunder ihm zu tun und ihn ein wenig an Körpergröße gewinnen zu lassen, um nicht allzu ridikulös neben seiner Gattin zu wirken.
    "Wachstum ist stets willkommen."
    , erwiderte er schließlich und schenkte seinem Vater ein genantes Lächeln, da sein Schicksal ja mitnichten diesem war anzulasten und es ein Grund zur Freude sein mochte, dass zumindest Manius Maior sich an dieser Verbindung erfreute. Doppelte Freude. Und doppeltes Leid.

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Auch der Bräutigam bedankte sich und schloss eine Frage an, die allerdings wenig mit der Voraussage zu tun hatte. “Freunde sind keine Freunde, wenn sie nicht dann und wann ihre Fähigkeiten zum Nutzen des Freundes einsetzen, nicht wahr?“ antwortete Sextus also noch immer orakelnd auf den Dank, ehe er sich dem Wesen der Divination widmete. “Und bezüglich der Grenzen der etrusca disciplina verhält es sich wie folgt. Ein Haruspex kann die Götter nur für einen gegenwärtigen Zeitpunkt fragen, was deren Pläne für die Zukunft seien. Ob die Götter antworten, liegt nicht in meinem Einflussgebiet, und auch die Götter können nur zu den Dingen etwas sagen, die sie selbst planen oder wissen und die nicht deren eigenem Schicksal widersprechen.“ Die Idee einer allwissenden Gottheit war zwar bekannt, allerdings nicht Teil der etruskischen Religion, ebenso wenig der römischen oder griechischen. Und auch die Götter hatten ihren Schicksalsfaden, dem sie unterworfen waren.
    “Sofern die Götter ihre Pläne noch nicht gefasst haben, weil der Zeitpunkt zu weit in der Zukunft liegt oder in einem Land, das zu fern liegt, als dass dort jemand zu ihnen beten würde, oder gar andere, fremde Götter sich gegen ihren Einfluss wehren, kann ein Haruspex jede Frage stellen und auf Antwort hoffen. Aber auch hier benötigt es des ausgedehnten Studiums, um die Zeichen verstehen zu können und insbesondere, sie von menschlichen Einflüssen bereinigt zu sehen. Ungeübten Haruspices können daher Fehler unterlaufen, doch selbst der geübteste Haruspex kann ein gegebenes Zeichen falsch in die menschliche Sprache übersetzen. Daher ist auch die Interpretation des göttlichen Willens auf das Wissen der interpretierenden Person in gewisser Weise beschränkt. Es ist ein wenig wie die Übersetzung einer unbekannten Sprache. Während wir mit den Griechen einiges gemein haben, fällt uns die Übersetzung griechischer Texte vergleichsweise leicht. Bei Texten jenseits von Parthien mag dies gänzlich anders sein.“
    Es war zugegebenermaßen eine recht gekürzte Zusammenfassung, die wahren Einzelheiten waren allerdings ohnehin nur jenen verständlich zu machen, die das nötige Vorwissen durch das Studium mitbrachten.


    Als Spross der quiritischen Aristokratie war der junge Flavius in einer Melange hellenisch-römischer Kultur aufgewachsen, die nicht lediglich sich auf sein Bild der Götter, die zwischen unfassbaren Numina und antropomorphen Personen oszillierten, hatte geprägt, sondern ebenso ihm die Kapazität hatte mitgegeben, sich gleichsam in griechischer und lateinischer Sprache mit muttersprachlicher Kazapazität auszudrücken. Insofern evozierte die durchaus umfangreiche Explikation des Aurelius ein unentschiedenes Urteil. Jene Problematik der Übersetzung zweier Zungen war ihm aus seiner bilingualen Edukation in Poetik und Rhetorik wohlvertraut, sodass er selbst bisweilen hellenische Vokabeln zu verwenden pflegte, wenn ihm kein adäquates lateinisches Wort in den Sinn kam, doch hatten die Götter in seiner Vision doch eineindeutig gesprochen. Andererseits erschien es ihm ebenso naiv zu glauben, dass Mercurius nichts anderes als der wohlgestalte Jüngling mit den Flügelschuhen war, der sein Wort an ihn hatte gerichtet. Womöglich sandten die Götter in der Tat parallel zu seltenen eineindeutigen Botschaften auch chiffrierte Nachrichten, die lediglich Eingeweihte wie der Ordo Haruspicum zu lesen wussten, sprachen in einer dunklen Sprache, welche allein das uralte Wissen der etruskischen Priesterschaften zu entschlüsseln wusste.
    "Es ist folglich nicht unähnlich einer Nachricht an den Mundschenken des Königs von Parthia, wenn ich es recht verstehe. Er wird nur auf das antworten, was die Kellereien von Osroene betrifft, dies jedoch nur, wenn es ihm beliebt und wenn, in einer kaum zu entschlüsselnden Sprache. Bisweilen verwundert es doch, warum die Götter derart komplizierte Wege der Kommunikation wählen."
    , verbalisierte er schließlich seine diesbezüglichen Gedanken. Dann fiel sein Blick auf Corvina und er beschloss, auch sie in diese Unterredung ein wenig zu integrieren:
    "Versteht dein Vater ebenfalls die Sprache der Götter?"
    Dass es einer Frau verwehrt sein musste, die Etrusca disciplina zu erlernen, verstand sich für den jungen Gracchen von selbst, obschon ja selbst in Rom bisweilen auch den Gattinnen der Priester kultische Pflichten oblagen. Doch eine Initiation in jene überaus spezielle und komplexe Kunst erschien ihm dann doch eher unwahrscheinlich.

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    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Abordnung aus dem Haus Claudia traf - wie auf der Einladung angegeben - am Nachmittag kurz vor dem Beginn der Festivität ein. Es gab nur ganz wenige Gründe, warum sich Menecrates ein solches Fest antat, weil er Geselligkeiten eher mied. Ein Muss stellten die Feiern im Familienkreis dar, aber auch jene, wo der Einladende Menecrates' Sympathien genoss. Bei dieser Hochzeit war das der Fall, weswegen sich der Claudier ohne Murren zurechtmachen und zum Hause der Cornelia bringen ließ.


    Er entstieg der Sänfte, ließ sich kurz das äußere Erscheinungsbild ordnen und schritt auf den Eingang zu. Er bedauerte ein wenig den Bräutigam. Bei allem Verständnis für arrangierte Ehen musste selbst er zugeben, dass es Grenzen gab. Er hätte für sich selbst vielleicht noch einer solchen Vermählung zugestimmt bzw. sich in diese gefügt, aber keinem seiner Enkelkinder hätte er einen solchen Partner... Bei diesem Gedanken angekommen, straffte er sich. Energisch schob er die Bilder und Überlegungen fort, weil er sich dabei abscheulich und oberflächlich empfand. Im Grunde seines Herzens tat ihm die Braut auch leid. So Schlimmes konnte kaum ein junger Mensch verbrechen, um derart von den Göttern gestraft zu werden. Gestraft eigentlich bereits im Mutterleib, aber wofür?


    Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingangsbereich. Menecrates ließ den Blick schweifen. Er suchte die Gastgeber.


    Nach der Begrüßung des Kaiserpaares bot das Brautpaar Gelegenheit auch für die übrigen eintreffenden Gäste, vornehmlich Würdenträgern des Cultus Deorum, insonderheit des Collegium Pontificum, aber etwa auch Lucretius Carus, der Jugendfreund des Bräutigams, ihm ihre Referenz zu erweisen. Als die Claudii an die Reihe kamen, schenkte der junge Flavius, bereits ein wenig erschöpft von den zahlreichen älteren Herren, welche sich als Freunde seines Vaters titulierten, seinem alten Vorgesetzten und Mentor ein ehrliches Lächeln.
    "Claudius Menecrates, welch eine Freude, dich begrüßen zu dürfen! Meine Braut ist dir ja bereits bekannt!"
    Er wies auf Cornelia Philonica, die unter ihrem Schleier heute kein sonderlich anstößiges Bild bot und artig ergänzte:
    "Salve, Claudius! Wo hast du deine Enkel gelassen?"


    Mehrfach bereits hatte der junge Flavius erwogen, die Etrusca disciplina sich ebenfalls dienstbar zu machen, um seine maternale Vision zu verifizieren, doch hatte einerseits er niemals den Mut aufgebracht, dies zu unternehmen, zumal der Ordo Haruspicum ihm für dergleichen Belange zu offiziös erschienen, er bei den privat praktizierenden Haruspices hingegen argwöhnte, sie seien Scharlatane, welche gutgläubigen Bürgern lediglich das Geld aus der Tasche zogen. Womöglich fürchtete er auch die Replik, seine Hoffnungen und Wünsche seien nichts als Hirngespinste und er sei gänzlich verdammt, wie er mit Schaudern bisweilen sich einzugestehen hatte, um sodann den Gedanken (wie auch an diesem Freudentage) hinfort zu wischen und sich der hiesigen Zeremonie zu widmen.


    Mit größter Professionalität vollzog Aurelius Lupus sein Opfer, obschon es Manius Minor beinahe erschien, als handele es sich weniger um eine kontrollierte Schlachtung als einen hinterhältigen Meuchelmord, so unvermittelt wie der Haruspex Primus das Culter vom Rücken des Viehs zu dessen Kehle führte. In der Tat zuckte der Bräutigam für einen Augenschlag des Schreckens zurück und blickte, als er aufsah, unvermittelt in die Augen seiner Stiefmutter, jener aurelischen Natter, die gleich ihrem priesterlichen Vetter seinen Vater beiläufig umgarnte, um sodann unerwartet zuzustoßen und mitleidlos sich am Todeskampf der Familia Flavia Graccha zu ergötzen, wie auch Aurelius Lupus eisern sein Opfer am Nacken hielt, bis es erschlaffte. Höchstselbst öffnete er sodann den Bauchraum und begann, das Schäflein auszuweiden, was dem jungen Flavius neuerlich Analogie-Gedanken hinsichtlich seiner Stiefmutter erweckte, die zweifelsohne darauf brannte, dem erschlafften Gerippe des flavischen Familiengutes sämtliche Pretiosen, die üppigen Ländereien und altehrwürdigen Schätze zu entreißen, gleichwie der Haruspex Gedärm und Leber aus dem noch nicht erkalteten Leib schnitt.


    Es würde sein Vermächtnis sein, diese Ausweidung seines Familiengutes zu verhindern, seine Aufgabe, weshalb womöglich die Maiores ihn dem Tode hatten entrissen. Und womöglich würden sie nun just durch den Mund jenes Mannes sprechen, der zweifelsohne nicht minderen Profit aus dem Hinterhalt seiner Anverwandten würde ziehen als die aurelische Natter selbst.
    So warteten Braut wie Bräutigam mit banger Miene auf eine verbale Explikation, obschon der Schleier die Mimik der Cornelia verbarg, während die Fehlsicht dem jungen Gracchen ebenso eine Ergründung der Regungen des Haruspex entzog. Lediglich des Blickes hinüber zu seinem Vater wurde der Sohn gewahr, und während er bereits begann zu spekulieren, ob dies die intuitive Einholung einer Erlaubnis darstellte, ein enthülltes, unheilvolles Schicksal zu verkünden, oder schlicht Ausdruck der weitaus engeren Relation zwischen den beiden Senatoren, welche ebenso intuitiv ihn zu seinem Freund blicken ließ, öffneten endlich sich die Lippen des Sehers. Nach wenigen einleitenden Worten folgte dann die Weissagung, welche jedoch deplorablerweise lediglich ein geringes Maß an Konkretion aufwies. Doppelte Freude und doppeltes Leid gaben Rätsel auf und sogleich kam Manius Minor der Gedanke, dass womöglich die Freude den Brautvätern, das Leid hingegen dem Paare selbst würden beschieden sein, was gleichsam ja als eine überaus realistische Perspektive erschien, wenn man die Gefühle bedachte, welchen Vater und Sohn kürzlich noch in der Villa Flavia Felix Ausdruck hatten verliehen. Auch Cornelius Scapulas Reaktion auf diese Worte bestärkte den jüngeren Gracchen in dieser Interpretation, denn zufrieden lächelnd trat er auf den Haruspex zu und erklärte:
    "Ich bin sicher, dass die Freude das Leib beiweitem übertreffen wird!"
    Mit diesen Worten ergriff er Lupus' Arm und führte ihn vom Altar weg, wo nun es den Ministri war beschieden, die Restanten der Götterbefragung zu entfernen und Raum zu schaffen für das neuerliche Opfer, das später am Tage war anberaumt.


    "Aurelius, ich danke dir für deine Dienste."
    , erklang die ein wenig erregte Stimme Philonicas unter dem Schleier hervor, als Scapula mit dem Haruspex vor dem Brautpaar zum Stehen kam, da zweifelsohne auch sie spintisierte, was seine Worte bedeuten mochten.
    "In der Tat. Es ist durchaus erfreulich, dass du unserer Familie in letzter Zeit so vielfach Hilfe leistest!"
    , ergänzte der junge Flavius.
    "Doch erlaube mir eine Frage: Sind mit dieser Disziplin Fragen bezüglich beliebiger Themenfelder durch die Götter zu beantworten? Oder sind auch der Haruspizin bestimmte Grenzen gesetzt, die selbst ein Haruspex Primus nicht zu überschreiten vermag?"

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    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Es war ungewöhnlich, dass der Gastgeber nicht sofort herbeieilte, sobald er von der Ankunft des Kaisers in seinem Haus erfuhr. Aber immerhin begrüßte Cornelius Scapula den Pontifex Maximus. Man kannte sich ja von den seltenen Gelegenheiten, in denen Severus persönlich im Collegium anwesend war. Also wechselte er ein paar höfliche Worte mit dem Hausherrn und wandte sich dann einem der anderen Pontifices zu, die auch eingeladen waren. Das Brautpaar würde sicherlich bald kommen.


    Selbstredend informierte man auch das Brautpaar prompt, dass die Gäste eintrafen, weshalb auch der Princeps nicht sonderlich lange sich zu gedulden hatte, nachdem der Cornelius ihn hatte begrüßt. Der junge Gracche war gemeinsam mit seinem Leibsklaven ein wenig durch den Garten der Domus flaniert, um sich vor der Mühen der anstehenden Festivität zu erholen, während Cornelia Philonica sich ein wenig retiriert hatte, um nach durchwachter Nacht noch in derselben Intention einige Momente der Bettruhe zu erhaschen. Nun aber betraten sie Seit' an Seit' das Atrium, welches neuerlich bereits sich mit Gästen hatte gefüllt und steuerten als erste den Aquilius an, welchem als Ehrengast selbstredend die erste Salutation gebührte.
    "Salve, Augustus!"
    , grüßte Cornelia als erste diesmal und präsentierte, verborgen unter ihrem Schleier, ein Lächeln, ehe auch der Bräutigam seine Referenz erwies:
    "Ave, Augustus! Es ist uns eine besondere Ehre, dass du als Pontifex Maximus an diesem Fest partizipierst."
    Von seinem Vater wusste er, dass der Aquilius kein sonderlich passionierter Oberpontifex war und für Anlässe wie den heutigen stets einer intensiven Präparation bedurfte, um sämtliche kultischen Regungen und Worte in adäquater Weise widergeben zu können. Indessen war Manius Minor geneigt, dem potentesten aller Potentaten Roms diese Unzulänglichkeit nachzusehen, da auch ihm selbst die Komplexitäten der kultischen Vorschriften bisweilen derangierte, obschon er gar im Hause eines Pontifex war aufgewachsen.


    "Ist dein Sohn wohlauf?"
    , begann die Braut ein wenig mit dem Augustus zu parlieren, während in den Augenwinkeln der Bräutigam bereits den Flamen Dialis erspähte, der zielstrebig auf das Brautpaar zuhielt und sich der illustren Runde zugesellte.
    "Salve, Ovius Lyso. Auch dein Kommen ehrt uns."
    , begrüßte der Jüngling den weiteren Priester, sich gleichzeitig nach seinem Vater umsehend, welcher zweifelsohne aus professionellen Gründen weitaus besser würde imstande sein, die erscheinende Priesterschaft zu okkupieren, sodass das Brautpaar sich den übrigen Gästen würde zuwenden können.

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    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Abordnung aus dem Haus Claudia traf - wie auf der Einladung angegeben - am Nachmittag kurz vor dem Beginn der Festivität ein. Es gab nur ganz wenige Gründe, warum sich Menecrates ein solches Fest antat, weil er Geselligkeiten eher mied. Ein Muss stellten die Feiern im Familienkreis dar, aber auch jene, wo der Einladende Menecrates' Sympathien genoss. Bei dieser Hochzeit war das der Fall, weswegen sich der Claudier ohne Murren zurechtmachen und zum Hause der Cornelia bringen ließ.


    Er entstieg der Sänfte, ließ sich kurz das äußere Erscheinungsbild ordnen und schritt auf den Eingang zu. Er bedauerte ein wenig den Bräutigam. Bei allem Verständnis für arrangierte Ehen musste selbst er zugeben, dass es Grenzen gab. Er hätte für sich selbst vielleicht noch einer solchen Vermählung zugestimmt bzw. sich in diese gefügt, aber keinem seiner Enkelkinder hätte er einen solchen Partner... Bei diesem Gedanken angekommen, straffte er sich. Energisch schob er die Bilder und Überlegungen fort, weil er sich dabei abscheulich und oberflächlich empfand. Im Grunde seines Herzens tat ihm die Braut auch leid. So Schlimmes konnte kaum ein junger Mensch verbrechen, um derart von den Göttern gestraft zu werden. Gestraft eigentlich bereits im Mutterleib, aber wofür?


    Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingangsbereich. Menecrates ließ den Blick schweifen. Er suchte die Gastgeber.

    Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Ausnahmsweise kam die kaiserliche Entourage nicht übermäßig spät. Ein Termin war ausgefallen, sodass Severus früher als geplant Zeit gehabt hatte, sich für die heutige Confarreatio in Schale zu werfen. Als er der kaiserlichen Sänfte vor der Domus Cornelia entstieg, trug er also die Toga praetexta und den reich verzierten Culter, das Amtszeichen der Pontifices.


    Inmitten eines Pulks von Prätorianern in Zivil, dazu einigen Kultdienern und sonstigem Gefolge betrat er also die Domus Cornelia und begab sich zum Brautpaar. Sicherlich würden sie noch auf den Flamen Dialis warten müssen. Aber dann war ja vielleicht etwas Zeit für ein Gespräch mit den Vätern des Brautpaars, die beide dem Collegium Pontificium angehörten.


    Wenige Stunden nach dem Vollzug der divinatorischen und ökonomischen Aspekte der Eheschließung stand die Domus Cornelia, welche den Gästen vom Vormittag bereits eine kleine Stärkung und eine kurze Zeit der Muse hatte offeriert, auch den Freunden und Bundesgenossen der feiernden Familien offen. Noch immer verdeckten Wolken den Himmel Roms, noch immer lag drückende Wärme in den Straßen und Gassen, durch welche sich die Sänften und Gefolge der Gäste schoben. Man führte sie ins Atrium, wo der Brautvater und Hausherr, der Pontifex Cornelius Scapula, jeden von ihnen persönlich begrüßte, während das Brautpaar augenscheinlich sich gemeinsam mit einigen weiteren Familiaren noch derzeitig nicht zugänglichen Peristyl aufhielt. So verblieb ihnen jedoch Raum, die altehrwürdige Atmosphäre jenes aristokratischen Hauses zu genießen, welches man mit grünenden Weinranken geschmückt hatte und in dem zahlreiche entzündete Kandelaber trutzig gegen die Düsternis des Himmels anbrannten.

    Sim-Off:

    Den Gästen steht es frei, bereits miteinander Bekanntschaft zu machen. Ich würde gern noch das Resultat der Haruspizin abwarten, um zu wissen, wie schockiert oder zuversichtlich ich ob diesem in meine Eheschließung starten sollte ;)

    Sehnlichst wünschte in der Tat auch der junge Flavius die Ankunft des Haruspex Primus herbei, denn obschon er keine sonderliche Sympathie das wahre Familienhaupt seiner Stiefmutter hegte, so war ihm die torquierende Stille zwischen ihm, seiner Braut und deren Familie weitaus unangenehmer. Indessen währte jene Situation nicht allzu lange, denn schon erschien Lupus mit seiner Nichte an der Seite.
    "Ave, Aurelius!"
    , salutierte Manius Minor den Haruspex und schenkte der jungen Aurelia, welche für ihre natterngleiche Verwandtschaft zweifelsohne nichts konnte, ebenfalls ein kleines Lächeln, während seine Braut, die ihn sichtlich überragte, ebenfalls ihrer Gastgeberpflicht nachkam:
    "Salve, Aurelius Lupus! Wir sind in der Tat sehr dankbar."
    "Wir haben beschlossen, die juristischen Angelegenheiten vor der eigentlichen Zeremonie abzuhandeln, um unsere Gäste nicht allzu lange vom Festmahl abzuhalten, zumal doch die Rituale einer Confarreatio bereits gewissen Raum einnehmen."
    , explizierte der Bräutigam hingegen noch rasch die relativ geringe und insonderheit mäßig exklusive Zahl der Gäste, die im Atrium versammelt der Haruspizin und der Unterzeichnung des Ehevertrages harrten, da es sich lediglich um die Familiaren des Brautpaares handelte.


    Einer unterdiesen (Cornelius Scapula) indessen, dem die unglückverheißende Eigenschaft eines förmlichen Gewitters während der Rechtsgeschäfte bekannt war, blickte zum Himmel und lud die Rumpf-Festgesellschaft sodann zum Opferplatze, um einem möglichen Wolkenbruch zuvor zu kommen. Bereitwillig folgte das Brautpaar dieser Offerte und mit einem höflichen Gestus beschied der junge Gracche dem Haruspex, seines Amtes zu walten, für welches man bereits ein Schaf samt der hinreichenden Staffage für das vorgesehene Opfer bereithielt.

    "Flavius, herzlich willkommen! Komm rasch herein, bevor es beginnt!"
    begrüßte Cornelius Scapula seinen Schwiegersohn in spe bereits an der Pforte, um sodann sich seinem Freunde zuzuwenden.
    "Gracchus, sei auch du willkommen! Ein großer Tag für unsere Familien! Aurelia, du siehst bezaubernd aus!"
    , rundete er sodann die Begrüßung seiner zukünftigen Anverwandten mit einem Kompliment an Aurelia Prisca ab, ehe sie eintraten und sich ins Atrium begaben, wo bereits eine Schar an Klienten und Dienern der Cornelii, aber auch Philonicas Brüder Caius Cornelius Scapula Minor und Publius Cornelius Philonicus parat standen, um ergänzend zu den nun eintreffenden Flavii den innersten Kreis der Familiaren um das projektierte Haruspizin zu bilden. Artig begrüßte der junge Gracche jeden und jede von ihnen, ehe ihm schlagartig gewahr wurde, dass die Braut selbst noch fehlte.
    Für einen Augenschlag durchfuhr ihn die leise Hoffnung, sie selbst hätte den Beschluss gefasst, diese Ehe nicht einzugehen und ihren Konsens zu verweigern, was die gesamte Festivität annihiliert, ihm selbst jedoch die unerquickliche Perspektive hätte genommen, Zeit seines Lebens an der Seite einer Matrone zu verbringen, welche weder ästhetisch, noch sexuell, geistig, intellektuell oder in einer irgend gearteten Weise ihm attraktiv erschien. Doch erschien dies überaus unwahrscheinlich, zumal der Skandalon, welchen ein derart kurzfristiger Rückzug von der projektierten Hochzeit nicht allein den Flavii, sondern ebenso den Cornelii zur höchsten Schande hätte gereicht, welche niemals die Brüder der Braut und viel weniger ihr Oheim jemals hätten zugelassen.
    "Wo ist... meine Braut?"
    , brachte er somit ein wenig hervor und blickte fragend zu Cornelius Scapula.
    "Oh, da kommt sie!"
    , erwiderte dieser stolz lächelnd und wies auf das Portal, welches das Atrium vom familiären Bereich des Anwesens trennte und soeben sich öffnete.


    Cornelia Philonica betrat, geführt durch ihre Schwägerin Sestia Rebila, die Gattin Scapula Minors. Ihr Anblick war der Inbegriff einer quiritischen Sponsa, beginnend bei rot gefärbten Schuhen von zartem Leder über die bodenlagen Tunica recta, die beinahe zur Gänze von der zart orangefarbenen Palla galbeata verborgen wurde, bis hin zum Flammeum, das ihr knochiges Antlitz verbarg, und einem farbenfrohen Kranz hübscher Sommerblumen. Selbst der junge Flavius hatte zu konzedieren, dass in dieser Aufmachung, welche zu ihrem Vorteil ihre hagere Statur ebenso cachierte wie ihre unreine Haut und die Hasenscharte verbarg, überaus ansehnlich sich ausnahm.
    Die anwesende Grex togata verfiel in Applaus, in den auch Manius Minor anerkennend einstimmte, obschon zugleich die Einsicht ihm einen Stich versetzte, dass er ihrer hingebungsvollen Präparation für diese Verbindung (zweifelsohne hatte sie ihre Tunica höchstselbst gewoben, sich um eine Hasta caelibaris bemüht und die gesamte Nacht mit der Drapierung ihrer nunmehr unter dem Schleier verborgenen Frisur zugebracht) keine Entsprechung zu bieten wusste, sondern lediglich, getrieben von Unlustm jedwede Angelegenheit, die mit dieser Festivität zu tun gehabt hatte, an seinen getreuen Patrokolos abgeschoben hatte.
    "Cornelia, du siehst atemberaubend aus."
    , heuchelte er dennoch Begeisterung, als die beiden die Gruppe erreichten, und präsentierte ein falsches Lächeln.
    "Oh, wirklich?"
    , erwiderte sie erfreut und der junge Gracche imaginierte, wie Philonica genant lächelnd ihre Zahnlücke zwischen den hasengleichen Schneidezähnen präsentierte, die in Bälde er zu küssen genötigt sein würde, wie er argwöhnte. Der Gedanke ließ sein Lächeln für einen Augenschlag ersterben, ehe neuerlich er sich zur Herzlichkeit nötigte und ihr den Arm bot.
    "Durchaus!"
    Scapula nickte saturiert ob des charmanten Komplimentes für seine Nichte.
    "Dann fehlt ja nur noch der Haruspex!"

    Donner grollte über dem wolkenverhangenen Himmel Roms, als Gracchus Minor der Sänfte vor der Domus Cornelia entstieg. Sorgenvoll blickte der Jüngling hinauf zu den Wolken, welche sich wie eine gewaltige Decke auftürmten, als wollten sie das Gewitter, welches zweifelsohne in ihnen lauerte, noch eine Weile verbergen, obschon man keine augurischen Fähigkeiten musste besitzen um die drückend feuchte Luft als Zeichen für das Kommende zu erkennen. Allein mit Patrokolos hatte er eine kleinere Sänfte gewählt, der das gesamte Tross der flavischen Familie, die Gefährte seines Vaters und seiner Stiefmutter, seines Vetters Scato und seiner Tante, daneben eine gewaltige Schar an Klienten und Dienern der Familia Flavia Romae anführte in der Hoffnung, einige vertrauliche Worte noch mit ihm zu wechseln. Stattdessen jedoch waren sie schweigend sich gegenüber gesessen, dieser gefangen in der Nervosität vor diesem ihm überaus unlieben Auftritt, jener in Compassion für seinen Herrn und Sorge, jene ihm obliegenden Präparationen nicht zur Gänze makellos bereitet zu haben.
    Nun erst, als Patrokolos begann, ihm die golddurchwirkte Toga pura nochmalig zu richten und er den Blick von den Wolkenbergen wieder abwandte, brach Manius Minor das Schweigen, das er seit dem kleinen Prandium konsequent hatte gehalten.
    "Ich frage mich, ob dieses Wetter ein gutes Omen darstellt."
    Nachdem seine Kleidung geordnet und ein wenig des Schweißes, der sich bereits in den hiesigen Morgenstunden ob der Schwüle des Tages auf der Stirne des Jünglings sammelte, abgetupft war, trat Manius Minor tastend vorwärts, um die Schwelle der Domus Cornelia zu überschreiten. Seit er ein Knabe gewesen war, hatte es ihm niemals sonderlich behagt in diesem Gemäuer, das an Alter und Würde der Villa Flavia Felix durchaus ebenbürtig war, zu weilen, wenn sein Vater seinen alten Freund Cornelius Scapula mitsamt seiner Familie hatte visitiert. War es anfänglich lediglich die Ennuyanz von Gastmählern der Erwachsenenwelt gewesen, die ihm jene Abscheu hatte bereitet, war mit zunehmender Adoleszenz die Gewissheit hinzugetreten, dass hier nicht lediglich ein Pontifex und Freund Manius Maiors, sondern auch dessen Nichte lebte, der er zur Ehe war versprochen worden, noch ehe er jedwedes Interesse am weiblichen Geschlecht hatte verspürt. Hatte er als Kind niemals sonderliche Neigung verspürt, mit jenem kränklichen Mädchen zu spielen, so war selbst als seine juvenilen Hormone zu sprühen hatten begonnen, sein Interesse an der überaus unfraulichen, weiterhin ungesund sich ausnehmenden Jungfrau nicht gewachsen, sodass beflissentlich er es hatte vermieden, selbst in diesem Hause, wenn er beim Gastmahl an der Seite seines Vaters ihr gegenüber war gelegen, das Wort mehr denn notwendig an sie zu richten.
    Und dennoch war er heute hier erschienen, um sie zur Frau zu nehmen und sich an sie zu binden, bis dass der Tod sie würde scheiden. Noch immer vermochte er nicht recht zu imaginieren, wie Cornelia Philonica als Matrone dem Haushalt der Villa Flavia Felix würde vorstehen, wenn eines Tages die aurelische Natter tot, geschieden oder als Witwe in den Schoß der ihren zurückgekehrt würde sein, doch zielten sein Weg, sein Schicksal und jeder Schritt, den er in diesem Augenblick vor den anderen setzte, auf diese Destination.

    Lange Jahre hatte der junge Flavius seinen Vater für einen Feigling gehalten, ja geradehin sich in einen Hass über jenen Kleinmut hineingesteigert, welchen dieser während des Bürgerkrieges hatte an den Tag gelegt. Doch nun, da er von seiner Furcht hinsichtlich etwas vermeintlich derart Harmlosem wie der Ehe gestand, vermochte der Jüngling ihn keineswegs zu verurteilen, da er ja similäre Gefühle hegte, welche doch zumindest, wie es schien, gänzlich natürlich waren. Verglich er jene Furcht mit der des Kriegsmannes, so schien es ihm in seiner Situation ja durchaus agreabel, die Ehe mehr als das Schlachtfeld zu fürchten: Denn selbst wenn man hier den leiblichen Tod starb, so wurde man, wie die Ehrung der Gefallenen nach dem Sklavenaufstand hatte bewiesen, doch durch seinen Einsatz unsterblich und mochte im Elysium gar ewiger Freuden teilhaftig werden. Dort hingegen drohte unter dem Regiment einer potentiellen Xanthippe, als welche er ja auch seine Stiefmutter einschätzte, ein Leben in Unglück und Bedrängnis, womöglich verbunden mit dem Naserümpfen des eigenen Umfeldes ob der Fruchtlosigkeit oder Dissonanz des eigenen Haushaltes, das faktisch einem sozialen Tod gleichkam, welcher weder dem eigenen Hause Ehre einbrachte, noch dem Einzelnen einen Platz im Elysium verhieß.
    "Ridikulös, dass meine Kandidatur zum Quaestor, ja selbst mein Auftritt bei den Spielen mir nicht mehr Furcht bereitete, als dieses vermeintlich so freudige Ereignis."
    , bemerkte er daher und mühte sich zu einem schicksalsergebenen Lächeln. Das Geständnis seines Vaters mochte seine Furcht nicht annihilieren, doch kalmierte es ihn doch in gewisser Weise, selbst wenn er nicht zu imaginieren wusste, an welcher Stelle seine Verlobte Potentiale zu verbergen imstande sein sollte.

    Der resignative Humor Manius Maiors nötigte auch Manius Minor gute Miene zum deplorablen Spiel zu machen, obschon das beiläufige Räsonnieren über die göttlichen Absichten ihm für den Hauch eines Augenschlages die Hoffnung weckte, jener unwillkommenen Verbindung doch entgehen zu können. Selbstredend vermochte er sich eine adäquatere Gattin zu imaginieren, musste lediglich neidvoll auf seinen Vetter Scato blicken, um ein Exempel einer glücklichen Ehe zu erblicken, selbst wenn ihm beim Gedanken an seine favorisierte Claudia prompt sein erschröcklicher Traum in den Sinn kam. Mit einem tiefen Seufzen entschied er somit zu akzeptieren, dass dies seine Bürde war, ob ihm dies nun zusagte oder nicht, was ihn zu einem knappen Kommentar hinriss:
    "Womöglich hatte Epikur doch zumindest in diesem Punkte Recht."
    Der Philosoph hatte ja ebenfalls sich überaus kritisch gegenüber den Relationen zum weiblichen Geschlecht, insonderheit der Ehe gezeigt. Doch um seinen Vater nicht in Furcht zu versetzen, sein Sohn könne neuerlich den Trugschlüssen des Samiers erlegen sein, beeilte er sich anzufügen:
    "Selbst wenn er für unsereins keine Heilmittel für dieses Übel bereitzustellen vermag."


    Für einen Augenblick schwieg er und hing dem melancholischen Gedanken nach, zu einem Leben im Unglück verdammt zu sein, als plötzlich ihm eine neuerliche Frage in den Sinn kam:
    "Hattest du ebenfalls Furcht vor deiner... ersten Ehe?"
    Dem jüngeren Gracchen war Claudia Antonia mehr eine Göttin denn eine sterbliche Person gewesen, weshalb er ihr zu Leb- und Sterbenszeiten stets nichts denn Verehrung hatte entgegen gebracht, welche ja immerhin genügte, dass er dieses Leben auf sich nahm. Auch dem älteren hatte er stets mit nichts als Respekt und Verehrung von seiner Gattin sprechen hören, doch mochte jene Einmütigkeit ebenfalls eine Fassade gewesen sein gleich jener, die er selbst zweifelsohne würde zu errichten haben.

    ~~~


    "Ubi tu Gaius, ego Gaia!"
    , beendete Claudia Silana die Zeremonie und blickte ihn mit jenen geisterfüllten Augen an, welche ihm bereits seit ihrer ersten Disputation über die Determiniertheiten des Lebens den Sinn hatten geraubt.
    "Ubi tu Gaia, ibi ego Gaius!"
    , erwiderte er und fühlte sich genötigt, jenen zarten, unter dem Schleier noch immer verborgenen Lippen einen Kuss als Insigel ihrer Verbindung aufzudrücken. Umsichtig schützte er also die Lippen und neigte sich vor.


    Doch anstatt ihr liebliches Antlitz ihm entgegenzustrecken, hob schlagartig sie ihren Spiegel, welchen noch immer sie an ihrer Hand trug, und hielt ihn gleich einem Schild defendierend vor sich, sodass seine Lippen statt des warmen Mundes das kalte Silber des Spiegels touchierten.
    Derangiert ließ er ab und blickte zwangsläufig in das Konterfei seiner selbst. Doch was als milchige Reflexion seines Antlitzes ihm entgegenblickte, ließ voll Schrecken ihn zurückweichen: Mitnichten war es das kraftvolle Angesicht eines jungen Senators, noch immer ein wenig gestählt von den Unbillen des Tribunates! Vielmehr traf ihn ein trüber Blick aus in ägyptischer Manier geschminkten Augen, welche inmitten dem feisten Antlitz eines dem Weine ergebenen Jünglings ruhten, trunken vom Konsum des Opiums, umrahmt von wallendem, weibisch drapiertem Haar.
    Voller Schrecken blickte er nun an sich herab, doch statt in Toga und Tunica laticlava war er, wie nunmehr er erkannte, in ein transparentes Weiberkleid gehüllt, unter welchem sich sein dicklicher Leib deutlich abzeichnete.
    "Du bist kein Flavius!"
    , vernahm er plötzlich eine Stimme von oben, und als er aufsah zu den wächsernen Imagines der verblichenen Flavii, die oberhalb des Lararium in ihren Schreinen ruhten, entdeckte er, dass sie zum Leben erweckt zornige Grimassen schnitten und voll Verachtung auf ihn, der zweifelsohne nicht Manius Flavius Gracchus Minor, Spross ihres edlen Geschlechtes, sondern der närrische Achilleus, verfluchter Jünger des Epikur, war, herabblickten.
    "In den Tartaros mit dir!"
    , sprach das Abbild seines Großvaters Flavius Vespasianus, und Diva Flavia Nyreti, seine Gattin fügte zischend hinzu:
    "Eidbrecher!"
    "Verfluchter Götterleugner!"
    , rief das greise Konterfei seines Onkels Furianus und
    "Selbstverliebter Narr!"
    , das jugendliche Imago des Titus Flavius Milo.


    In Panik wandte nun er sich aufs Neue an die Festgemeinde, doch während die Tibicines und Fidicines nun einen Trauermarsch intonierten, erkannte er seinen Vater an der Seite des Cornelius Scapula, umgeben von einer Schar zerlumpter, blasser Leiber, welche mit leerem Blick ihn fixierten.
    "Du bringst Philonica den Tod!"
    , rief Scapula und wandte erzürnt sich ab.
    "Du raubst mir meinen einzgen Freund!"
    , fügte Manius Maior hinzu und schloss sich dem Cornelius an, während die Menge jener Leichen, angeführt von einem fahlen, hageren Ehepaar und einem Hühnen mit blutverkrustetem Bart, sich langsam ihm approximierten.
    "Komm zu uns! Komm mit in den Tartaros!"
    Furchtsam suchte sein Blick nun seine Braut, jene singuläre Bastion der Liebe, doch noch immer bittersüß lächelnd präsentierte sie, die Inkarnation der Sapientia, ihm weiterhin den Spiegel mit dem Abbild des trostlosen, inkapablen und verfluchten Achilleus.
    "Neiiii-"


    ~~~


    "-iin!"
    , schrie er aus voller Kehle und krallte seine Faust hilflos in die Decken. Er war aufgesprungen in seiner Bettstatt und blickte benommen in die Schwärze seines Cubiculum. Sie so häufig war er genötigt, um sich zu blicken und sich den Schweiß vom Antlitz zu wischen.


    Es war ein Traum, ein grässlicher Traum. Keine untoten Leiber bedrängten ihn, keine Ahnenreihe schalt ihn und keine Hochzeitsgesellschaft hob dazu an, ihn in die Unterwelt zu zerren. Ein Traum also? Oder war dies eine neue Botschaft der Götter?
    "Domine, was ist los?"
    , drang wie von Ferne die Stimme seines getreuen Patrokolos an sein Ohr, nicht hasserfüllt und zürnend wie jene Maiores in seinem Traume, sondern sorgenvoll und voller Empathie. Selbstredend hatte sein Leibsklave wie jede Nacht in seinem Cubiculum auf seiner simplen Bettstatt genächtigt und war von den furchtsamen Schreien seines Herrn aus dem Schlafe gerissen worden.
    "Ein grässlicher Traum. Schon wieder."
    , informierte der Jüngling seinen Diener über das Augenscheinliche, woraufhin dieser lediglich seufzte.
    "Worum ging es diesmal?"
    , fragte er sodann und Manius Minor erwiderte ohne großes Bedenken:
    "Ich träumte von meiner Hochzeit."
    Ein Schnauben war aus der Dunkelheit von jener Stelle zu vernehmen, wo Patrokolos sich zu lagern pflegte.
    "Ein grässlicher Traum von deiner Hochzeit?"
    Selbstredend hatte der junge Flavius sich seinem Diener, welcher zugleich sein intimster Freund war, bezüglich seiner mangelnden Gefühle gegenüber seiner projektierten Gattin anvertraut, doch hatte er es niemals gewagt, seine diffusen, ihm selbst mitnichten fassbaren Gefühle gegenüber Claudia Silana zu verbalisieren, selbst wenn der Sklave es leichtlich aus seinen bisweilen überschwänglichen Worten über die Enkelin des Menecrates derivieren mochte.


    Doch was auch hätte er Patrokolos sagen mögen? Sollte er die Pein jener Akkusation aus seinem Traum repetieren, um seine Schuldgefühle zu intensivieren, für deren Ursache er sich kaum die Schuld zu geben wusste? Hatte er denn jemals böswillig seine Neigung zu der Claudia entfacht, um die Cornelia zu brüskieren? Hatte er nicht vielmehr beständig sich gemüht, sich mit dem Faktischen zu arrangieren und jener unmöglichen Person, mit welcher er kein einziges Interesse zu teilen glaubte und die ihm als die unerstreblichste Gattin auf dem Erdenrund erschien, zumindest keine Ablehnung zu zeigen, ja gar freundliches Verbundenheit zu heucheln? Nicht einmal vermochte er zu sagen, was ihn an Claudia Silana faszinierte, deren Attraktivität zwar selbst dem Fehlsichtigen offenbar war, die sich damit jedoch nur mäßig von den zahllosen Grazien der römischen Aristokratie unterschied, die ebenfalls nicht prompt das Begehren des jungen Flavius erweckten. Auch ihr Interesse an Philosophie mochte keineswegs similär sein, zumal ihre philosophischen Gedankengänge ihm mehr Furcht den Freude bereiteten, da sie ihn doch zurückzuziehen schienen in jene verfluchte Welt des Epikur, die den gerechten Zorn seiner Ahnen im Traum zweifelsohne evoziert hatte.
    Es stand fest: Er musste besser auf sich Acht geben und vermeiden, sich jenen Einflüssen auszusetzen, die geneigt waren ihm von jenem rechten, doch überaus schmalen Weg abzubringen, der eines Tages ihn ins Elysium und in die Arme seiner Mutter würde noch führen können. Mochte dieser Traum eine Botschaft der Unsterblichen oder eine Gaukelei des Morpheus sein, seine Warnung schien ihm nun doch klärlich vor Augen: Er hatte seine Regungen im Zaum zu halten und sich auf sein Schicksal zu konzentieren!


    "Alles gut?"
    , interrumpierte neuerlich Patrokolos' sanfte Stimme sein Spintisieren und er verwarf jene peinvollen Gedanken, deren Bedenken doch in der Schwärze der Nacht kaum fruchtbar sich mochten erweisen.
    "Schlafen wir weiter."
    , beschied er somit und senkte sich auf sein Kissen. Doch während Patrokolos' Atem rasch sich vergleichmäßigte und so von seinem sanften Schlummer kündete, lag Manius Minor noch lange wach.

    http://www.imperiumromanum.net/images/gens/flavia.png

    http://www.imperiumromanum.net/images/gens/Cornelia3.png

    INVITATIO



    Wo Hermesstab und Wolf sich finden,
    hochehrsam' Gens und Gens sich binden,
    zieh'n Frohsinn, Glück und Segen ein
    und Hochzeit muss gehalten sein!


    Salve Consular Herius Claudius Menecrates!


    Mit größter Freude verkünden wir die Verbindung der ehrwürdigen Geschlechter der Flavii Gracchi und der Cornelii Scapulae durch den Bund der Ehe zwischen


    Manius Flavius Gracchus Minor
    und
    Cornelia Philonica


    Nach den Haruspicia am Morgen im Kreise der Familie werden die öffentlichen Feierlichkeiten anlässlich dieser Eheschließung, zu welchen Du und die Deinen herzlich geladen sind, ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXVIII A.U.C. (21.6.2018/115 n.Chr.) zur dritten Stunde in der Domus Cornelia beginnen und nach dem Brautzug in der Villa Flavia Felix enden, wo das Brautpaar sich häuslich niederzulassen gedenkt.


    Die Familien von Braut und Bräutigam sowie das Brautpaar selbst wären Dir überaus verbunden, wenn Du diesen festlichen Tag mit ihnen begehen würdest.


    Sim-Off:

    Die Domus Cornelia wird am Hochzeitstag eingerichtet. Es wird einen "Baum" für die Haruspizin am Morgen sowie einen für den Beginn der offiziellen Festivitäten am Nachmittag mit Vollzug der Zeremonie etc. geben. Das Brautpaar bittet daher um die Verwendung der "Zitieren"-Funktion bzw. des "Antworten"-Buttons ;)
    Mitgebrachte Gäste sind selbstredend willkommen!

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    INVITATIO



    Wo Hermesstab und Wolf sich finden,
    hochehrsam' Gens und Gens sich binden,
    zieh'n Frohsinn, Glück und Segen ein
    und Hochzeit muss gehalten sein!


    Salve Haruspex Primus Sex Aurelius Lupus!


    Mit größter Freude verkünden wir die Verbindung der ehrwürdigen Geschlechter der Flavii Gracchi und der Cornelii Scapulae durch den Bund der Ehe zwischen


    Manius Flavius Gracchus Minor
    und
    Cornelia Philonica


    Nach den Haruspicia am Morgen im Kreise der Familie werden die öffentlichen Feierlichkeiten anlässlich dieser Eheschließung, zu welchen Du und die Deinen herzlich geladen sind, ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXVIII A.U.C. (21.6.2018/115 n.Chr.) zur dritten Stunde in der Domus Cornelia beginnen und nach dem Brautzug in der Villa Flavia Felix enden, wo das Brautpaar sich häuslich niederzulassen gedenkt.


    Die Familien von Braut und Bräutigam sowie das Brautpaar selbst wären Dir überaus verbunden, wenn Du diesen festlichen Tag mit ihnen begehen würdest und in deiner Funktion als Haruspex Primus die Befragung der Götter am Morgen übernehmen würdest.


    Sim-Off:

    Die Domus Cornelia wird am Hochzeitstag eingerichtet. Es wird einen "Baum" für die Haruspizin am Morgen sowie einen für den Beginn der offiziellen Festivitäten am Nachmittag mit Vollzug der Zeremonie etc. geben. Das Brautpaar bittet daher um die Verwendung der "Zitieren"-Funktion bzw. des "Antworten"-Buttons ;)
    Mitgebrachte Gäste sind selbstredend willkommen!