Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Der Quaestor war außerstande, für den malträtierten Auriga irgendetwas zu unternehmen, weshalb er keinerlei Anstalten machte, die Pause nach dem Rennen damit zu füllen, Rianorix zu besuchen, den man in die Thermae Neronianae gebracht hatte, wo ein adäquates medizinisches Equippement existierte, um seine zahllosen Schürfwunden zu versorgen. Er verharrte also an seinem Platz und überblickte die Szenerie der improvisierten Rennbahn, welche nun doch von den Veneta-Anhängern gestürmt wurde, die ihren triumphierenden Champion feierten. Ausgelassen mühten sie sich, die siegreiche Biga zu berühren oder tätschelten die beiden vorgespannten, schäumenden Pferde, ehe die Pferdeknechte die Männer verjagten, ehe die Tiere stiegen und jemanden verletzten.


    Pheidon von Calydon, Lusorix und Tanco hingegen verblieb nur, ihren Unterstützern zuzuwinken, die sich für die verbliebenen Plätze nicht am Sicherheitspersonal vorbei auf den Rennbahn drängten. Manius Minors Blick blieb an der desillusionierten Miene von Tanco, welchen Kenner der Rennszene durchaus stärker hatten eingeschätzt als Lusorix oder gar den glücklichen Pheidon von Calydon, haften. Sie, verbunden mit der Enttäuschung seiner Anhänger und dem Spott seiner Feinde vergegenwärtigte für ihn mit größter Eindringlichkeit die Einsicht, dass jedwedes Potential wertlos war, wenn es nicht seine erwarteten Früchte trug. Similär zu Tanco hegten auch in den jungen Flavius zahlreiche Menschen große Erwartungen, begonnen bei Manius Maior, der irgendwo in der Menge saß um ihm zuzujubeln, über seine übrigen Familiaren bis hin zu jenen, die lediglich seinen Vater oder den Ruhm seines Namens kannten und allein daraus derivierten, dass auch dem jungen Gracchus eine fulminante Karriere bevorstand. Doch wie konnte er jenen Erwartungen gerecht werden? War es nicht um so viel leichter zu scheitern, je höher die eigenen Potentiale gehandelt wurden? Genügte nicht die falsche Strategie in einem einzigen Durchgang, derer das Leben viele offerierte, um sich dem Spott der vielen auszusetzen und damit seinem eigenen Hause Schande zu bereiten?
    Und wie würden seine Ahnen, die aus den Tiefen der Unterwelt hinaus zweifelsohne eine differente Perspektive auf ihn, seine Potentiale und Möglichkeiten einnahmen, sein Betragen ponderieren? Würden sie ihn an dem messen, wie die Sterblichen über ihn urteilten? Würden sie Statuen zählen oder den Rang im Senat? Würden sie etwas geben auf den Jubel, welchen die Plebs ihm bei seinem Einzug an der Seite des Consul gespendet hatte? Oder würden sie seine objektiven Verdienste bewerten, seinen Beitrag zum Bestand des Imperium und zur Wahrung jener althergebrachten Mores maiorum, die sie selbst einst hatten ins Leben gerufen, unabhängig davon, welchen Dank die Sterblichen ihm dafür würden geben? Oder bewerteten sie gar lediglich die Intentionen, die Beharrlichkeit seines Willens oder seine Mühen in Relation zu seinen Kapazitäten?


    Dem jungen Gracchen war keine Antwort auf all jene Fragen vergönnt, ehe Prusias Kynegros die Tribüne erreichte, welche in dem improvisierten Hippodrom ja nicht sonderlich weit von der Rennbahn war gelegen. Patrokolos berührte ihn von der Seite und reichte ihm einen Lorbeerkranz und einen Palmzweig. Ein wenig trübsinnig wischte der Jüngling so seine Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf jene Momente strahlenden Glanzes, welche ihm nun die Nähe zum Sieger des heutigen Rennens gewährte.
    Zuerst jedoch galt es, das amtliche Resultat des Rennens zu verkünden, wofür der Jüngling in seiner purpurnen Toga nochmals an die Brüstung der Tribüne trat, in seiner Versunkenheit die Nervosität vom Beginn des Rennens ganz vergessend:
    "Bürger von Rom! Geschätzte Gäste aus Nah und Fern!
    Ein spannendes Rennen liegt hinter uns! Ehe wir zur Ehrung des Siegers schreiten, möchte ich jedoch den Factiones danken, die ihre vielversprechendsten Nachwuchs-Aurigae, ihre besten Bigae und ihre schnellsten Rösser zur Verfügung gestellt haben. Ich zweifle nicht, dass jeder unter uns aufs Vortrefflichste unterhalten wurde, mag der eigene Favorit nun triumphiert oder das Rennen nicht beendet haben!"

    Er blickte in die erwartungsvoll gespannte Menge, welche nun anstandshalber Applaus spendete.
    "Das heutige Rennen zeigt uns, dass Jugend weder eine Garantie für Erfolg, noch eine Entschuldigung für mäßige Resultate darstellt, denn die jüngsten Fahrer verteilen sich auf den ersten und den letzten Platz!"
    Der Quaestor stockte aufs Neue, als ihm gewahr wurde, dass jene spontan ersonnenen Worte auch für ihn eine Wahrheit transportierten, welche auch ihm keine Ausflüchte gestattete.
    "Deplorablerweise nicht beenden konnte das Rennen Rianorix von der Factio Praesina."
    , begann er dann mit der Verkündigung der Platze, woraufhin er den Anhängern der Factiones Raum ließ, ihren Emotionen Lauf zu lassen.
    "Der vierte Platz geht an Tanco von der Factio Aurata."
    Auch hier blieb Raum für Bekundungen von Stolz oder Unwillen, ehe die drei Siegerplätze an der Reihe waren:
    "Als Dritter ins Ziel fuhr Lusorix von der Factio Albata!"
    Lusorix nickte knapp über jenes Urteil, da zweifelsohne er sich grämte, seine bessere Position der ersten Runden nicht gehalten zu haben.
    "Als Zweiter ins Ziel fuhr Pheidon von Calydon von der Factio Purpurea!"
    Der älteste Fahrer des Feldes hob stolz seine Peitsche und seine Anhänger jubelten, da er doch keineswegs jene positive Platzierung hatte erwarten können, selbst wenn es nicht für den Siegerkranz gereicht hatte.
    Prusias Kynegros, der Anwärter auf selbigen, trat nun jedoch ebenfalls an die Tribüne und der Quaestor erklärte:
    "Als Sieger des Rennens und Liebling des Mars präsentiere ich euch Prusias Kynegros vond er Factio Veneta!"
    Jubel brandete im Block der Veneta auf und Prusias trat vor den jungen Flavius, welchen er trotz der jüngeren Jahre beinahe um einen Kopf überragte. Für den Quaestor verschwamm damit sein scharf geschnittenes, orientalisches Gesicht, doch genügte seine Sehkraft, um ihm den Lorbeerkranz auf das gesenkte Haupt zu setzen und ihm dann den Palmzweig zu reichen, der ihn als Sieger auswies. Wie er dies andernorts gesehen hatte, ergriff der junge Flavius sodann den Arm des Auriga und riss ihn empor, woraufhin der Jubel noch anschwoll.


    Hinter der versteinerten Miene indessen fragte er sich, ob Mars, dem dieses Rennen gewidmet war, die übrigen Unsterblichen oder die Ahnen des Orientalen auch nur einen Gedanken an jenen irdischen Ruhm verschwendeten, welcher Prusias, Manius Flavius Gracchus Minor oder irgendeinem anderen Sterblichen zukam...

    Obschon Manius Minor SimOn durchaus von dem Trecenarius befremdet sein mochte, so bedaure ich als Spieler doch sehr dein Verschwinden und hoffe, dass deine Motivation eines Tages sich wieder ein wenig wird heben und wir dich neuerlich in unserem Spiel begrüßen dürfen (aus eigener Erfahrung vermag ich zu sagen, dass dies durchaus keine ungewöhnliche Entwicklung wäre ;) ).


    Bis dahin verbleibt mir jedoch nur, dir Lebewohl zu wünschen!

    Bereits in seinen jungen Jahren hatte der Flavius gelernt, dass der Locus communis, dessen der Princeps sich bediente, durchaus der Wahrheit entsprach, da doch auch er selbst bereits Dinge hatte vollbracht, welche er selbst sich nicht einmal zugetraut hätte (obschon zu konzedieren war, dass er selbst womöglich auch sein schärfster Kritiker war). Er nickte somit ein wenig nachdenklich, ehe er die weitere Frage des Kaisers beantwortete:
    "Der Consul und ich werden die zweiten Equirria gemeinsam veranstalten. Mir wird ein Großteil der Planung obliegen."

    Die finale Runde offerierte nochmals eine Spannungsklimax, denn als der Veneta-Fahrer bremste, um die erste Wende zu nehmen, näherten sich seine Verfolger bedenklich an. Immer wieder blickte Prusias zurück, während der weiße und der purpurn bespannte Wagen immer näher kamen. Dennoch gelang es ihnen nicht, die Distanz zur Gänze zu überwinden, da auch sie in der Wende zum Bremsen genötigt waren. Zwar trieben sie jedoch ihre Rosse danach aufs Neue erbarmungslos voran und pirschten sich Schritt für Schritt an Prusias heran. Nun entfachte sich jedoch ein Duell zwischen Lusorix und Pheidon, denn ersterer war keineswegs geneigt, seine Position als Zweiter zu räumen: Immer wieder lenkte der Albata-Fahrer seine in voller Geschwindigkeit dahinrasende Biga nach links oder rechts, um um Pheidon den Weg abzuschneiden, während dieser zu bremsen genötigt war, um beständig zu einem neuen Überholmanöver anzusetzen. Jenes Gefecht indessen schadete final beiden, denn abgelenkt von seinem Verfolger war Lusorix bei der nächsten Wende genötigt, überstürzt zu bremsen, sodass Prusias komfortabel seine Position ausbauen konnte und sogar Pheidon von Calydon auf der Innenbahn an ihm vorüberzog.
    Die Albata zürnte, doch dies wurde übertönt von den Anhängern der Praesina, als Rianorix und Tanco die zweite Wende erreichten: Während nämlich Tanco, der auf der Gerade noch an Distanz gewonnen hatte, scharf bremste, riskierte der tollkühne Gallier alles und stürmte in atemberaubender Geschwindigkeit an Tanco vorbei in die Wende. Mit ganzer Kraft legte er sich in die Zügel seiner Biga, um das Gespann danach zum Abbiegen zu bewegen, doch mit ängstigener Eile kam die Begrenzung der Rennbahn näher und näher, sodass die dort stehenden Helfer bereits beiseite sprangen. Nicht allein alle Grünen, sondern selbst der Quaestor vermochte seinen Blick nicht abzuwenden und die Daumen zu drücken, dass jenes ambitionierte Manöver nicht in einem Desaster endete.
    Doch in letzter Sekunde schafften die Pferde die Biegung und passierten um Haaresbreite die hölzerne Begrenzung, sodass im Lager der Grünen bereits Jubel ausbrach. Zu früh war die Erleichterung der Anhänger jedoch, wie sich sogleich zeigte, denn konträr zu den wendigen Rossen vermochte der starre Wagen nicht in derart kleinem Raum sich umzuwenden, weshalb die Räder zu rutschen begannen und die Barrikade touchierten. Mit einem lauten Krachen splitterten die Wagenspeichen und die Biga setzte plötzlich auf der rechten Seite auf der Rennbahn auf. Schien das Gespann für gewöhnlich recht stabil, so zeigten sich nun die Nachteile der Leichtbauweise, mit welcher die Factiones die Last der Pferde zu minimieren versuchten, denn dieser Satz, verbunden mit dem darauf folgenden Schleifen auf dem Boden genügte, um das Gefährt mit beachtlicher Geschwindigkeit inmitten einer dahinrasenden Staubwolke in seine Einzelteile aufzulösen. Aus dieser hervor gingen allein die beiden Rosse, noch immer verbunden durch ihr Zaumzeug und durch die Zügel, welche Rianorix sich in Auriga-Manier um den Leib gebunden hatte. Nun schleifte er auf dem sandigen Boden und mühte sich hastig, seinen Dolch zu ziehen und sich loszuschneiden.


    "Mehercle!"
    , rief der junge Flavius auf seiner Tribüne aus und riss die Hand vor seinen offen stehenden Mund, als er jene riskante Situation erfasste. Allzu lange war es nicht mehr zu einem Unfall bei den Wagenrennen gekommen, was die Gefährlichkeit dieses höchst populären Sportes ein wenig aus dem Gedächtnis hatte verbannt.


    Doch fortunablerweise gelang es dem Praesina-Fahrer nach einer Schrecksekunde doch, sich von den Zügeln zu lösen und nach einigem Purzeln über die Bahn zu Liegen zu kommen. Sogleich eilten Helfer herbei, um den zweifelsohne verletzten Auriga aufzusammeln und den Ärzten des Rennstalles zuzuführen, während nahezu unbeachtet die übrigen Gespanne das Rennen beendeten:
    1) Prusias Kynegros
    2) Pheidon von Calydon
    3) Lusorix
    4) Tanco
    5) Rianorix


    ~~~


    "Herrje, ich hoffe, dem jungen Mann ist nichts ernstliches zugestoßen!"
    , bemerkte Manius Minor an die Adresse seines Consul, der in Personalunion ja zugleich der Dominus Factionis des Verunglückten war.

    "Nun, dies ist mir ebenfalls rätselhaft."
    , kapitulierte der Quaestor hinsichtlich der Ehrenrettung seiner Mitkommissionäre, als der Consul spitzfindig nachfragte. Womöglich hatte es an der bisweilen nicht recht identifizierbaren Zielsetzung gelegen, welche Menecrates zur Vermeidung etwaiger Engführungen für lange Zeit hatte offen gehalten, doch erschien ihm diese Hypothese zu insekur, um sie nun zu formulieren, zumal er aus dem Stande nicht zu bestimmen imstande war, wann und wie eine klarere Definition geboten wäre gewesen. Womöglich war es indessen durchaus die Kritik am Kaiser gewesen, selbst wenn der Consul sie augenscheinlich nicht in ihrer Vehemenz wahrgenommen hatte.


    Die Fragen, welche Menecrates nunmehr stellte und womit er das Feld der Beklagung des Unabänderlichen verließ, brachten Manius Minor schlussendlich neuerlich ins Spintisieren, da doch sein Vorschlag lediglich aus dem Stegreife war formuliert worden und somit nun ex post einer dichteren Unterfütterung bedurften.
    Nach einem tiefen Seufzen offerierte der Jüngling jedoch zumindest eine nährungsweise Explikation, welche spontan ihm in den Sinn kam:
    "Nun... ich sehe weniger eine Überambition der Frauen als eine Pflichtvergessenheit der führenden Familien, Sorge für das Gemeinwohl zu tragen, was den Hass der Plebs schürte. Womöglich lässt sich auch eine zu starke Nivellierung zwischen römischen Bürgern und Peregrini beklagen, welche es der Plebs dubitabel erscheinen lässt, aus welchem Grunde sie sich noch dem römischen Staatswesen verpflichtet fühlen sollten."
    Die Majorität des stadtrömischen Pöbels besaß ja ebenfalls die Civitas Romana, die seit den Reformen des Iulianus sie jedoch steuerlich kaum noch von den Peregrini in den Provinzen distinguierte.

    Der Jüngling verfolgte artig schweigend den Dialog zwischen Claudius Menecrates und dem Princeps, welches für ihn keinerlei Novitäten bereithielt, da er doch bezüglich der Kommission, aber auch der Feriae, durchaus mit der Haltung des Consul konsentierte. Nur für einen Augenschlag vermeinte er fürchten zu müssen, Menecrates würde seiner Verärgerung über die Inaktivität des Aurelius Ausdruck verleihen, doch fortunablerweise ging jener Moment vorüber und wandelte sich gar in ein Lob, welches zwar ebenfalls mitnichten dem jungen Flavius unvertraut war, welches ihn coram imperatore jedoch sichtlich erfreute, zumal der Aquilius prompt darauf einging.
    "Nun, der größere Ruhm gebührt dem Consul. Mein Beitrag war doch nicht mehr als marginal."
    , erwiderte er demütig auf die Erwähnung der Ludi Palatini und lächelte genant, obschon er seinen Stolz auf jene wohligen Worte nicht verhehlen konnte.
    "Insgesamt bin ich jedoch durchaus zufrieden. Claudius Menecrates ist ein guter Lehrmeister und meine Aufgaben wachsen beständig mit meinen Kompetenzen."
    Dies indessen war durchaus keine reine Bescheidenheit, sondern traf exakt seine Einschätzung, welche er ja bereits Tiberius Verus gegenüber hatte verbalisiert: Allzu häufig erschien sein eigener Beitrag zum Consulat des Claudius allzu bescheiden, da jener ihm beständig nur jene Obliegenheiten auftrug, die er ihm auch zutraute, was zur Folge hatte, dass er niemals in derselben Weise in Arbeit war erstickt, wie dies für Menecrates im laufenden Jahre nicht selten hatte gegolten.

    Manius Minor ließ gedanklich sein eigenes Schweigen während der Befragung der Sergia Revue passieren, welches keineswegs dem Desinteresse war geschuldet gewesen, sondern vielmehr der Abstrusität der Situation, zu deren Klärung er sich nicht als mächtig genug erachtet hatte, zumal der Consul dies ja selbst unternommen hatte.
    "Womöglich waren die Kommissionäre auch schlicht zu schockiert von ihrem Betragen der Sergia, um adäquat reagieren zu können. Hinzu kam, dass Tiberius Verus eine überaus scharfe Replik formulierte und dabei den Kaiser selbst überaus heftig kritisierte. Für meine Person kam dies gänzlich unerwartet und womöglich schien es manchem unter uns zu heikel, sich in similär kritischer Weise über unseren Princeps zu äußern, während der oberste Speculator im Raume steht."
    , offerierte der Jüngling somit eine alternative Deutung des befremdlichen Schweigens während der letzten und augenscheinlich finalen Sitzung der Kommission.


    Die Verbindungen, welche der Consul schlussendlich zwischen Sergia Fausta und dem Aufstand zog, vermochte der junge Flavius weiterhin nicht zu folgen. Dies war zum einen darin begründet, dass Sergia Fausta (welche hier aber zweifelsohne lediglich als Exemplum diente) und ihresgleichen in seinen eigenen Augen kaum in Erscheinung traten, so marginal wie ihre Existenz war. Zum anderen war er jedoch außerstande, politisches und administratives Engagement von Frauen so rundheraus abzulehnen, wie dies dem Claudius möglich war, denn Manius Minors eigene Großmutter war ja noch selbst im Senat gesessen und hatte Provinzen und Armeen kommandiert. Gewiss war dies den Umständen ihrer Zeit primär geschuldet gewesen und in diesen, neuerlich stabilen Zeiten erschien es auch Manius Minor als Gräuel, wenn Frauen nach der Waffe griffen oder allzu exponierte Positionen in der Administration oder gar im Heer einnahmen. Doch dies war ja ohnehin nicht mehr der Fall und bisherig hatte es ihn kaum tangiert, wer die Korrespondenz des Kaisers präparierte oder auch einem Magistraten als Scriba diente.


    Der junge Flavius dachte an seine Schuld bei den Unsterblichen und runzelte die Stirne. War dies womöglich eine Prüfung der Götter, ob er sich von den Irrlehren des Epikur nun endlich emanzipiert hatte?
    "Tiberius Verus' Position scheint mir klar, obschon gerade die Tiberii doch noch lange weibliche Politiker in ihren Reihen gezählt hatten."
    , wich er somit vorerst einer klaren Position aus und sog stumm neue Luft in seine Lungen.
    "Deplorablerweise - oder zum Glück liegt mir das Denken und Handeln des Pöbels recht fern. Insofern bin ich ratlos, was just jene Kriegerin befähigte, eine dergestalt breite Anhängerschaft zu generieren. Die Ungerechtigkeiten unseres Staatswesens tragen dazu zweifelsohne bei, womöglich auch die Sittenlosigkeit unserer Zeit. Ob es hingegen eine singuläre Explikation geben kann, welche du zwar meines Erachtens nicht forderst, doch in deinem Senatsantrag nahelegtest, und diese gerade in der femininen Arroganz zu suchen ist, wage ich zu bezweifeln. Mir zumindest kommt bei der Betrachtung unserer Probleme wieder die Geschichte des Menenius Agrippa in den Sinn, welche meines Erachtens die Ordnung unseres Staatswesens ein wenig breiter erfasst: Zweifelsohne sollen die Frauen ihren vorbestimmten Platz einnehmen, doch ebenso die Handwerker, die Sklaven und auch wir Aristokraten. Diese allgemeine Pflicht zu betonen, scheint mir eine geeignetere Perspektive, um zu Ruhe und Ordnung zurückzukehren."
    Dies zumindest war das Resultat seiner Überlegungen gewesen, welches zwar den Vorstoß Menecrates' integrierte, jedoch ein wenig weiter griff und damit womöglich geeignet war, dem claudischen Antrag ein wenig den faden Beigeschmack einer Sündenbock-Suche zu nehmen.

    Bereits auf der Gerade, von welcher aus die Bigae gestartet waren, gewann Prusias weiteren Vorsprung gegenüber dem Feld der übrigen Aurigae. Nun machte sich die fulminante Qualität der Veneta-Rösser (respektive die erfahrene Lenkweise des Auriga) bezahlt, denn während die meisten Gespanne augenscheinlich ein wenig an Geschwindigkeit einbüßten, setzte die Veneta-Biga ihre Bahn ungehindert fort.
    Dessenungeachtet mühte sich Pheidon von Calydon, mit dem Führenden Schritt zu halten und trieb unter lautem Rufen seine Tiere an, denen der Schaum bereits in Flocken vom Maule sprühte. Die Quittung jener Exhaustierung der Pferde erbot sich nach der ersten Wende, in der die klare Reihung der Gespanne sich kaum veränderte, denn auf der Gegengerade brach der Purpurea-Fahrer vollends ein, was Lusorix die Gelegenheit bot, an dem ältesten Starter des Nachwuchsrennens vorbeizuziehen und damit den zweiten Platz im Feld zu erringen (wenn auch in deutlicher Distanz zu Prusias). Selbst Tanco und Rianorix, dessen weniger exhaustierte Pferde nun ebenfalls einiges Temperament entwickelten, sodass auch er sich dem Mittelfeld weiter annäherte, kamen Pheidon gefährlich nahe, vermochten aber nicht in der zweiten Wende an ihm vorüber zu ziehen.


    Als die Wägen somit zur letzten Runde die Tribüne der Ausrichter passierten, boten sie weiterhin folgende Reihung:
    1) Prusias Kynegros
    2) Lusorix
    3) Pheidon von Calydon
    4) Tanco
    5) Rianorix

    Im vergangenen Jahr hatte der junge Flavius gelernt, dass der Consul ein Mann klarer Worte war und folglich von der bisweilen überzogen umsichtige Formulierungsweise des Quaestors klärlich differierte. Er lächelte somit ein wenig genierlich, ehe er aufs Neue achtsam seine Augen hob, als Menecrates sein Resümee ankündigte, welches interessanterweise er augenscheinlich allein mit dem Tiberius konstruiert hatte, was deplorablerweise implizierte, dass die Meinung Manius Minors wie der meisten übrigen Kommissionäre ihm als unmaßgeblich erschien. Jene Einsicht desillusionierte den Jüngling ein wenig, zumal er bereits aus den Senatsdebatten vernommen hatte, welche Schlüsse der greise Claudius gezogen hatte, ohne die Kommission diesbezüglich zu konsultieren.
    "Nun, ich vermute, meine Interpretation differiert ein wenig von der euren: Sergia Faustas Auftritt zum Ersten erschien mir geradehin obsolet, denn abgesehen von ihrem ungebührlichen Betragen trug sie meines Erachtens nichts zu den Interessen der Kommission bei. Was sie uns bezüglich ihres Sklaven hätte berichten können, wäre Tiberius Verus wohl in weitaus adäquaterer Weise möglich gewesen."
    Er stockte ein wenig, da seine Gedanken ihn doch dazu neigten, dem Wort des Consul im Senat zu widersprechen, doch beschied er schlussendlich, sich dennoch hier zumindest privatim zu äußern:
    "Wie ich vernahm, beurteilst du die Situation different und erachtest die Respektlosigkeit der Weiber als tieferliegenden Grund für den Sklavenaufstand. Obwohl auch mich das Betragen der Sergia schockierte, vermag ich dir in dieser Hinsicht nicht recht zu folgen, da doch ihre Relation zu Varia mir reichlich konstruiert erscheint. Ich verstehe durchaus deinen Zorn über Sergia Fausta, doch fürchte ich, dass dein Gesetzesantrag ein wenig vorschnell und in der Hitze der Emotion erfolgte, weshalb ich geneigt bin mich den Reserven der übrigen Senatoren anzuschließen."
    Dass jene überaus emotionale Initiative auch das Fazit des Trecenarius darstellte, vermochte der Quaestor leichtlich zu imaginieren, da doch jener bereits während der Kommissionssitzung seiner Sicht der Dinge klärlich Ausdruck hatte verliehen. Ob Menecrates seinen Zorn inzwischen jedoch ein wenig kalmiert hatte und die Dinge nunmehr ein wenig differenzierter betrachtete, wusste er nicht zu sagen.

    Der junge Flavius folgte, wie der Großteil des Publikums, insonderheit dem Kampf an der Spitze des Feldes, welcher sich in der fünften Runde des Rennens prolongierte. Lagen Pheidon von Calydon und Lusorix beim Passieren der Startlinie noch beinahe gleichauf, verlor der Gallier der Albata in der nun folgenden Kehre merklich an Geschwindigkeit, sodass es Tanco, welcher vor drei Runden noch auf dem letzten Platze seinen Durchgang beendet hatte, gelang, sich ihm Schritt für Schritt zu approximieren.
    Die erstaunlichste Wendung jener fünften Runde vollzog sich jedoch auf der Gegengerade und nicht wie gebräuchlich in den Kurven, denn nicht allein Tanco, sondern auch Prusias Kynegros trieben mit lauten Rufen, die selbst der junge Flavius auf seiner Tribüne vernehmen konnte, ihre Rösser zu geradehin fulminanten Leistungen an. Zog der Veneta-Fahrer recht behände an Lusorix vorbei, leistete Pheidon von Calydon ihm weitaus größeren Widerstand und versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. Beide Bigae scherten somit aus und nahmen die ganze Breite der abgesperrten Rennbahn ein, sodass sie beinahe eine der Kultstatuen, welche anstatt der gemauerten Spina an der Abgrenzung der Bahnen platziert worden waren, touchierten, was selbstredend allseitiges Raunen evozierte. Jenes Kopf-an-Kopf-Rennen währte jedoch nicht ewiglich, denn als Pheidon zu hurtig in die zweite Kurve lenkte, nutzte Prusias die Gelegenheit und schob sich auf der Innenbahn an seinem Konkurrenten vorbei. Während sie sodann sich dem Startpunkte approximierten, gewann er sogar nochmalig an Distanz zum Felde der übrigen.


    Als sodann ein Gespann nach dem anderen an ihm vorbei donnerte, staunte der Quaestor nicht wenig über die Energie, welche noch nach fünf Runden mit höchster Geschwindigkeit in den Leibern der Rosse steckte, obschon manches von ihnen bereits zu schäumen begann:
    1) Prusias Kynegros
    2) Pheidon von Calydon
    3) Lusorix
    4) Tanco
    5) Rianorix

    Die Claudii und ebenso Manius Minor waren in die Riten des Tubilustriums selbstredend involviert, denn seit alters her partizipierten auch die Salier an diesem altehrwürdigen Kriegsritual. Inzwischen hatte der Jüngling einige Erfahrung in jenem überaus speziellen Kultdienst erlangt, weshalb er mit größerer Routine seine Rüstung angelegt und sein Ancile ergriffen hatte.


    Dennoch bereitete es dem jungen Flavius immer wieder aufs Neue Mühe, den ermattenden Tanz seiner Bruderschaft zu vollführen, denn je länger er in Rom zurück war, desto stärker wandte er sich wieder den lucullischen Genüssen zu, zumal ihm die zahllosen Obliegenheiten seines Amtes kaum Zeit ließen, sich zumindest in rudimentärer Form weiter dem Exerzieren mit dem Gladius zu widmen.
    So war der Jüngling bereits wieder ein wenig außer Atem, als er am Forum auf den Consul und seinen Enkel traf.
    "Salve, Consul!"
    , salutierte er in der gewohnten Weise.
    "Wie ich sehe, ist bereits alles präpariert?"
    Er vermeinte den Flamen Martialis zu erblicken, selbst wenn er aus der geringen Distanz ihn kaum vom Flamen Quirinalis zu scheiden wusste, ebenso die gewohnte Schar an Opferdienern und selbstredend ihren Sodalen.

    Nach dem Eklat beim Verhör Sergia Faustas erschien der Quaestor erst am übernächsten Tage zu seinem Dienst beim Consul, da am Vortage er in seinem Auftrag bereits andernorts tätig war gewesen. Ein wenig furchtsam schlich er sich ins Officium, nachdem er dem Usus entsprechend hereingebeten worden war, und trat vor den Schreibtisch des Alten.
    "Consul, ich hätte eine Frage: Wie beurteilst du das Geschehen der Kommission? Die Sitzung vorgestern irritierte mich doch sehr."
    Er wollte Menecrates Raum geben, sich selbst bezüglich der Geschehnisse zu äußern, ehe er seine eigene Interpretation offerierte, da er es für adäquat erachtete, auch in diesem Fall die Rangfolge von Alter und Amt zu berücksichtigen.

    Der Trecenarius antwortete eilig und soeben war der Quaestor geneigt, zustimmend zu nicken, als er begann, sich Schritt für Schritt weiter zu echauffieren und schlussendlich zu einer Philippica anzusetzen, welche den Jüngling schlussendlich zweifeln ließ, ob die anfängliche Behauptung, die Cohortes Praetoriae hätten die Sergia ledig gesprochen, tatsächlich der Wahrheit entsprach. Insonderheit irritierte ihn hingegen die Behauptung, sie strebe eine Krone an, da derartigen Ansinnen doch seines Wissens seit mehr als einem Dezennium niemand mehr war gefolgt.


    Jener Irritation verlieh der Petronius Ausdruck, wobei er dies jedoch in einer überaus despektierlichen Weise unternahm, die der junge Flavius missbilligte, da er doch nicht zu vermuten imstande war, dass die Praetorianer all dies inszeniert hatten. In den Schatten stellten dies indessen die nun folgenden Worte des Tiberius, mit welchen er sich wortreich über die Position von Frauen in genere und der Sergia im Speziellen echauffierte und dabei selbst nicht davor zurückschreckte, den Princeps selbst als traditionsvergessen zu denunzieren.
    Damit entglitt die Situation augenscheinlich völlig, denn nun begann auch Sergia Fausta, die Kooperation zu verweigern (was Manius Minor angesichts der Weise, in der Verus die Eques trotz ihrer Position attackiert hatte, durchaus verständlich erschien) und zugleich sämtliche der präsenten Kommissionäre zu offendieren, ehe schlussendlich der Consul jenem Possenspiel ein Ende bereitete und die Sitzung schlichtweg aufhob.


    Irritiert verließ der junge Flavius den Raum, während er mit halbem Ohr vernahm, dass Menecrates den Tiberius zurückbehielt. Er vermutete, dass der Claudius den Trecenarius ernstlich ermahnen wollte, seine Verve ein wenig zu zügeln, da doch derart kritische Worte gerade aus dem Munde eines so engen Mitarbeiters des Kaisers ihn und sämtliche Zeugen in Gefahr bringen mochte. Manius Minor für seinen Teil gab all dies durchaus zu bedenken, selbst wenn er ob der Hitzigkeit der Debatte kaum Gelegenheit hatte, den Inhalt der diversen Reden zu reflektieren, da bereits deren Form ihn derart derangierte.

    Der Quaestor verspürte deutlich den Wind, welchen die dahineilenden Gespanne am Startpunkt beiseite und damit in die Tribüne pressten, und kniff die Augen zusammen, um dem aufgewirbelten Staube zu entgehen. Die Russata partizipierte an diesem Tage nicht bei dem Rennen, weshalb er über keinen Favoriten verfügte, doch erschien es ihm, dass trotz der Jugend der Aurigae dieser Lauf durchaus kurzweilig dem Volke erschien, selbst wenn dieses sich hinsichtlich der Anfeuerungsrufe heute ein wenig bedeckt hielt.


    ~~~


    Neuerlich wurde in dritten Runde die erste Wende zum Prüfstein der Fähigkeiten der Aurigae, deren Reihe noch immer Pheidon anführte. Den Fehler seines Konkurrenten in der vergangenen Runde antizipierend, bremste er diesmalig seine Tiere umsichtig, um sodann möglichst eng an der provisorisch errichteten Spina, neben der das Kultbild des Mars am heutigen Tage stand, vorbeizufahren. Lusorix hingegen erlaubte sich ein Husarenstück und trieb seine Pferde weitaus mehr an, was ihn einen weiteren Bogen einbrachte, doch angesichts seiner Geschwindigkeit dennoch gleichauf mit dem Purpurea-Lenker brachte. Die gesamte Bahn lieferten beide somit sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während Prusias noch ein wenig weiter hinter ihnen zurückfiel.


    Glückbringender erwies sich die Wende dagegen für Tanco und seine Anhänger Aurata, denn diesem gelang es prompt, dem ein wenig unachtsam lenkenden Rianorix seinen vorletzten Rang abzujagen und auf der darauf folgenden Gerade gar ein wenig Distanz zu ihm aufzubauen. Der Gallier von der Praesina drohte ihm zwar noch wütend mit der Peitsche, doch blieb ihm lediglich das Nachsehen.


    In der zweiten Wende schließlich veränderte die Situation sich kaum, obschon Pheidon sämtliche Kraft aufbot, um den Albata-Auriga Lusorix abzudrängen und damit seinen Lauf zu hemmen. Doch als die Bigae aufs Neue über die Startlinie donnerten, war die Reihung unverändert:
    1) Lusorix
    2) Pheidon von Calydon
    3) Prusias Kynegros
    4) Tanco
    5) Rianorix

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    "Niemand kann uns wirklich retten," kommentierte Verus kaltherzig, in einer tiefen Resignation. "Wir alle sind in diese Welt gesetzt, versuchen in dieser zu überleben aber verlieren uns oft in falscher Gier oder sinnlosen Kreisen," offenbarte Verus seine zynische Weltsicht, die eines Soldaten sicherlich passend war, dennoch einem Zivilisten nicht wohlgefallen konnte. Sie war so frei von Hoffnung, sondern schlicht kalt auf schlichte Sachlichkeit heruntergebrochen. "Sie erheben sich, wenn ihr Überleben nicht in passenden Kreisen verläuft. Einige Kreise können wir beeinflussen und andere nicht," sagte der Trecenarius wohlwissend, das nicht alles in seiner Macht lag aber mitunter einige Faktoren zu steuern waren. "Der Staat ist ein komplexes System aus Abhängigkeiten, Ideen und Interessen, Flavius. Ich denke, dass du dies bereits weißt. Nicht nur Brot und Spiele sichern diese Gesellschaft vor dem Chaos, sondern auch Strukturen von diversen Interessen," sagte der Tiberius nicht minder zynisch. "Ich vertrete eine oder mehrere Interessensgruppen, während wiederum du ebenso eine Interessensgruppe vertrittst. Unsere Interessen können koalieren, werden dies sicherlich auch meistens, aber dennoch können sie auseinander fallen. Macht und Gegenmacht. Wechselnde Kräfte, wie die Natur selbst. Es befindet sich alles in einem Fluss, der unentwegt treibt und uns alle mit sich zieht. Unsere Arbeit hört niemals auf, sofern wir überleben wollen," erklärte der alte Soldat nicht ganz unkryptisch. "Je höher wir steigen, umso mehr wird von uns verlangt und je größer wird der Preis, den wir zahlen. Wenn wir scheitern, ist unser Sturz brutal. Wir alle wissen, was die losgelöste Plebs anrichten kann und wir alle wissen, was nach dem Imperium kommt...," drohte der Mann in fester Überzeugung, dass diese Welt Realität werden konnte. "Chaos," betonte er und blickte den jungen Flavius durchdringend an. Es war die große Furcht eines Mannes, der alles geopfert hatte, um diesen Zustand zu vermeiden, obwohl er stets dem Chaos ins Angesicht geblickt hatte. Tief in seinem Gewissen wusste er, dass nichts wirklich einen Sinn hatte und alles, was wirklich zählte, durch sich selbst bestimmt wurde. Auch Rom war nur eine Idee in der Zeit, die wachsen und zerfallen würde, wie vieles auf dieser Welt. Es war unmöglich der Zeit selbst zu entkommen. "Meine Arbeit wird anders als deine sein aber am Ende arbeiten wir am selben Traum," meinte Verus nun etwas freundlicher und weniger drohend. "Rom ist unser Traum," verfestigte er seine einstigen Ideale, die immer noch unter einer erheblichen Desillusionierung litten. Er kratzte sich am Hinterkopf, denn ihm wurde in dieser Sekunde klar, dass sein Rom eher ein Albtraum war.


    Der Trost schien nicht ganz auf Fruchtboden zu fallen, so dass Verus einen erneuten Versuch unternahm, sein Gegenüber etwas aufzubauen, dann immerhin waren sie gemeinsam in Germanien gewesen und hatten sich etwas kennengelernt, so dass Verus für diesen Mann zumindest etwas Menschliches empfand; vielleicht sogar etwas Mitgefühl, was ihm ansonsten schwer fiel, weil es ihm aberzogen worden war und oft genug hinderlich war. Verus war kein Mensch ohne Empathie aber seine gewisse Spaltung durch Krieg und Gewalt erlaubten ihm jene Regung zurückzustellen, wenn sie nicht erforderlich war. Doch hier war sie erforderlich. "Deine Stunde wird kommen, wenn du deinen Konsul bei einer wichtigen Sache unterstützen kannst und dann wirst du alle Kräfte freisetzen, die bereitstellen kannst. Diese wichtige Sache wirst du erkennen, sobald sie sich dir stellt," entlud Verus einen Allgemeinplatz, da ihm nichts Besseres einfiel.


    Die philosophischen Einlassungen des Tiberius irritierten den jungen Flavius bisweilen ein wenig, zumal sie für gewöhnlich recht unerwartet in das Gespräch einbrachen und ebenso rasch wieder verschwanden, dabei jedoch für gewöhnlich bei Andeutungen verblieben, auf die der Jüngling sich allzu häufig keinen Reim zu machen wusste. Auch in diesem Falle erschien es ihm insekur, worauf jene Gier und Kreise sich mochten beziehen, ob damit der Trecenarius an seine Adresse eine Mahnung ausstieß oder lediglich die Situation der Aufständischen beschrieb, ebenso, ob er mit Brot und Spielen den Beitrag der Politik subsummierte und konträr dazu die Obliegenheiten der Praetorianer als Interessen deklarierte (obschon doch Interessen geradehin das Proprium politischen Handelns darstellten). Dennoch wagte er nicht, sich diesbezüglich genauer zu erkundigen, da jene Gedanken so bündig aus dem Munde seines Opponenten flossen und in einige Einsichten gipfelten, welche wiederum leichtlich zu dechiffrieren waren.
    "Nun, ich hoffe nicht, dass Senat und Cohortes Praetoriae sich als Gegenmächte erweisen."
    , bemerkte er daher ein wenig irritiert. Selbstredend war ihm bekannt, dass die Praetorianer, und insonderheit der Trecenarius, ein Heer von Spitzeln unterhielten, dass nicht selten selbst gestandene Senatoren furchtsam über die auffällig unauffälligen, dunkel gekleideten Leibwachen des Princeps flüsterten. Und dennoch folgte noch immer er dem naiven Glauben, dass all dies doch lediglich deplorable, doch vernachlässigbare Auswüchse eines an sich harmonischen Systems waren, welche nicht zu verdecken vermochten, was Verus selbst soeben hatte erklärt: ihre Mittel waren konträr, ihre Destination hingegen similär!
    "Ich würde eher von divergenten Schlachtfeldern sprechen, auf welchen wir für Rom zu kämpfen bestellt sind."
    Wie existentiell jener Kampf war zu deklarieren, vermochte der Jüngling nicht zu ponderieren, selbst wenn er im Alltage sein Handeln nicht als derart bedeutsam bewertete.


    Seine neuerliche Ermutigung schließlich ergriff den Quaestor doch ein wenig, denn selbst wenn es sich hierbei um einen Locus communis handelte, so touchierte dies doch exakt jene Hoffnung (oder Furcht?), durch sein öffentliches Handeln zu jenem Gesamtkunstwerk beizutragen, welches Rom repräsentierte, und damit seine Ahnen zu saturieren (respektive daran zu scheitern).
    "Ich werde mir in jedem Falle alle Mühe geben."
    , konfirmierte er daher final.

    Dicht an der Seite des Consul hatte auch der Quaestor den Hortus betreten, welcher recht annehmlich war gestaltet und durchaus zum Verweilen einlud. Der junge Flavius schätzte Minerva und war selbstredend am Morgen beim Opfer präsent gewesen und nachdem sie nun auch die heutige Sitzung der Kommission vollbracht hatten, erschien ihm die Muse dieser Festivität durchaus verdient.


    Sogleich reichte man ihm ein Becherlein mit Wein, doch anstatt sogleich sich den übrigen Gästen zuzuwenden, schlenderte er gemeinsam mit Patrokolos in den Schatten einer Säule, um nach den fatiguierenden Gesprächen ein wenig Ruhe zu genießen. Von dort verfolgte er die Gladiatorenkämpfe, deren unblutiger Charakter ihm mitnichten unwillkommen war, zumal er (nicht erst seit seinen eigenen Exerzitien mit dem Gladius) ohnehin vielmehr die Technik als den Nervenkitzel der Schaukampfes schätzte. Final war er genötigt zu konzedieren, dass die siegreiche Amazone durchaus einen verdienten Triumph hatte errungen, sodass auch er Applaus spendete, während sie sich retirierte. Dass sodann der Trecenarius sie deportieren ließ, entging ihm hingegen, weshalb er arglos sich den Claudii approximierte, deren Bekanntschaft er ja bereits auf diversen Festivitäten gemacht hatte.

    Selbstredend hätte der junge Flavius dem Consul den Vortritt gelassen, das Rennen zu eröffnen, doch da dieser ihm großmütig seinerseits gestattet hatte, dies persönlich zu übernehmen, war es ihm impossibel gewesen, jene Ehre auszuschlagen.


    Nach dem Opfer und den übrigen Präparationen (konträr zu den Rennbahnen von Holz oder Stein starteten die Aurigae am heutigen Tage ja nicht aus Boxen, sodass jene für das Publikum klärlich zu verfolgen waren), erhob sich der Jüngling somit von seiner Position, von der aus die Gespanne direkt vor seinem Antlitz bereits verschwommen, so nahe wie sie ihm standen. Auf eine Rede indessen verzichtete er (zumal er noch immer gewisse Nervosität verspürte), sondern hob sogleich das Tuch. Noch einmal blickte er in die Menge, welche erwartungsvoll den weißen Stoff fixierte, dessen Kontakt mit dem Boden das Rennen eröffnete. Die rollenden Trommeln der Musikanten inszenierten zusätzlich eine spannungsgeladene Atmosphäre, welche selbst Manius Minor erfasste. Ihm war bekannt, dass auch Manius Maior samt seiner ungeliebten Gattin in der Menge saßen, selbst wenn sie sich am Morgen ob der Präparationen nicht gesehen hatten, doch weitaus eindrucksvoller war das Bewusstsein, so viele Augen auf sich ruhen zu sehen, jede Regung exakt beobachtend.
    Für einen Augenschlag genoss er jene Appetenz, die selbst ihm bei seiner Rede zur Eröffnung des Ulpianum nicht vergönnt war gewesen, da doch die meisten an diesem Tage weniger zur Ehrung altvorderer Heroen, sondern zur Verfolgung der darauf folgenden Spiele waren erschienen. Die Tribünen und die Rennstrecke war hier jedoch gesäumt von Anhängern der Factiones, welche partiell ihr gesamtes Leben dem Kult der Aurigae und Pferde hatten gewidmet, deren Augenstern inmitten ihres proletarischen Lebens jene Tage waren, in denen Rennwagen durch die Arena rasten und sie eine Vereinigung verspürten, wie in altvorderer Zeit es womöglich der gemeinsame Kriegsdienst der Bürgerschaft mochte vermittelt haben. Ihre Appetenz ging über alles hinaus, was der junge Flavius jemals im Senat oder gar beim Deklamieren vor Quinctius Rhetor verspürt hatte, selbst wenn in diesem Falle er keineswegs verbal brillierte, sondern lediglich eine austauschbares Rädlein in der Maschinerie des Rennsportes repräsentierte. Nach kurzem Zögern also öffnete er seine Fingerspitzen und das Tuch sank sanft und undisturbiert durch etwaige Winde hinab, sodass für einen winzigen Augenschlag alle den Atem hielten, ehe die Fanfaren kündeten, dass das Tuch die Erde touchiert hatten.

    ~~~


    Nachdem nun in der ersten Runde sich eine Reihung hatte gebildet, verlief die folgende Runde relativ unspektakulär für die meisten der Factiones: Tanco lenkte sein Gespann zwar immer näher an Rianorix heran und evozierte damit einigen Jubel aufseiten der Aurata-Anhänger, deren Auriga immerhin die geringste Rennerfahrung von allen besaß. Von den beiden Schlusslichtern setzte sich dementgegen das vordere Feld weiter ab, wo indessen Pheidon von Calydon das spektakulärste Manöver dieser Runde präsentierte: Die erste Kurve nahm Lusorix mit allzu großer Geschwindigkeit, weshalb er genötigt war, einen weiteren Bogen zu lenken, was jedoch Pheidon sogleich nutzte, um links an ihm seine beiden Tiere vorwärts zu treiben und so sich an die Spitze zu setzen. Beseelt von diesem Triumph trieb er nun seine beiden Hengste weiter voran und brachte so gar eine gewisse Distanz zwischen sich und die beiden sich annähernden Lenker der Veneta und der Purpurea.


    Als die Gespanne sodann die Startlinie passierten, hatte sich folgende Reihung eingestellt:
    1) Pheidon von Calydon
    2) Lusorix
    3) Prusias Kynegros
    4) Rianorix
    5) Tanco

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~


    Der Kultraum war dunkel. Die kahlen Wände zu beiden Seiten des Tonnengewölbes durchbrachen weder Fenster noch Tür, sodass einzig das Licht von einem Opferaltar zuvörderst einer Apsis das Gemäuer erhellte und die Schatten der hier versammelten Gestalten in die Länge des Saales zog. Er selbst stand verborgen hinter einer Säule, ein verirrter Passant, der selbst nicht zu sagen vermochte, wie er in jene Situation war geraten.


    Vorn am Altar erblickte er einen siebenarmigen Leuchter, wie er auch auf dem Triumphbogen des Divus Titus war abgebildet, hier jedoch als singuläre Lichtquelle, die zugleich ein hölzernes Kreuz erleuchtete, welches auf dem Boden vor dem Altar ruhte, um welchen die Gestalten sich versammelt hatten.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    , intonierte eine weibliche Stimme, welche er nicht zu verorten vermochte, und alle fielen ein:
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    Augenscheinlich handelte es sich um ein Opfer, denn die Frauenstimme erscholl erneut, um das Gebet fortzusetzen:
    "Der du am Kreuz ins Elysium gefahren bist, lass unsere Missetaten unentdeckt bleiben!"
    Und in monotonem Singsang fielen die übrigen Christianer wieder in eine Art von Refrain wieder ein:
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    "Nimm an die Gestalt unseres Opfers und gib uns von deinem Fleisch zu essen!"
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    "Nimm an die Gestalt unseres Opfers und gib uns von deinem Blut zu trinken!"
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    Ein Gong wurde geschlagen und er vernahm hinter sich Schritte, sodass er rasch sich noch tiefer in das Dunkel hinter der Säule duckte: Geführt von zwei Schemen wurde ein Gefangener durch den Gang geführt, das Antlitz verhüllt von einem schwarzen Sack, sonst nackt und mit Ketten gefesselt, weshalb sein Leib erzitterte wie Espenlaub.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    , repetierte jene mysteriöse Gemeinde ihr Opferlied, sodass das Tapsen der entblößten Füße auf dem kalten Stein darin unterging.


    Als sie endlich die Schar um den Altar erreicht hatten, trat einer der Schemen vor und hob sich die Kapuze vom Haupte. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken, denn er identifizierte Morrigan, die Dirne. Statt eines lasziven Blickes präsentierten ihre Augen jedoch ein kühles Stieren, statt knapper, ihre physischen Vorzüge präsentierender Kleider umhüllte sie eine sackgleiche Robe, statt einer Göttin der Liebe erschien sie als eine Priesterin des Todes.
    "Nimm an die Gestalt unseres Opfers! Gekreuzigter Christos, fahre in den Gekreuzigten!"
    , erklärte sie und ihre Schergen packten den Nackten und pressten ihn auf das Kreuz herab. Blitzschnell zogen sie Nägel und Hämmer hervor und unter den gellenden Schreien ihres Opfers, welches erblindet durch den Sack nicht wusste, wie ihm geschehen mochte, fixierten sie seine Arme und Beine auf dem Holz des Kreuzes.


    Er wollte seinen Blick abwenden, doch die gräueliche Magie jenes Rituals fesselte ihn.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    Der nunmehr Gekreuzigte wurde samt seinem Martergerät aufgerichtet, während noch immer er mit herzzerreißendem Flehen um Gnade bat.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    Morrigan trat nun vor ihn und riss mit einem einzigen Griff ihm den Sack vom Kopf, sodass nun auch die tränenüberströmten, angstgeweiteten Augen jenes menschlichen Opfers offenbar wurden.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    "Wie er seinen Siegelring verschlingt, so verschlinge Rom und all seine Götter!"
    , rief jene partikuläre Hohepriesterin und hielt ein Culter in die Höhe, mit welchem sie dem Gekreuzigten einen Finger abtrennte, auf dem ein Siegelring saß. Aufs Neue schrie der Verwundete auf Blut strömte aus dem Stumpf an seiner Rechten, doch unbeeindruckt intonierte die Gemeinde lediglich:
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    Dann erstickte das Schreien, als Morrigan dem Unseligen seinen eigenen Finger samt Siegelring in den Mund stopfte.
    "Nimm an die Gestalt unseres Opfers und gib uns von deinem Fleisch zu essen!"
    Der Brustkorb des Opfers hob und senkte sich ruckartig und unregelmäßig, während seine Augen hervortraten und er qualvoll nach Atem rang.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    , erwiderte die Gemeinde monoton, ehe Morrigan ihr Culter aufs Neue erhob und mit einem routinierten Schnitt, wie man für gewöhnlich ihn bei Fleischern auf dem Forum Boarium sah, ein Stück Fleisch aus seiner Seite schnitt.
    "Nimm an die Gestalt unseres Opfers und gib uns von deinem Blut zu trinken!"
    , rief Morrigan und versenkte ihren Mund in das soeben extrahierten blutigen Klumpen an Fleisch, um sogleich daran zu saugen.


    Voller Entsetzen schrie er auf und mit einem Male wandten sämtliche Gesichter sich zu ihm um. Inmitten der Kapuzen konnte er erkennen, dass sämtliche Blicke ihn gefunden hatten.
    "Holen wir uns ein weiteres Opfer!"
    , sprach der blutverschmierte Mund Morrigans.
    "O Christos, König der Diebe und Verbrecher, höre unser Gebet!"
    , sprachen die Schemen und bewegten sich langsam auf ihn zu.
    Er wollte fliehen, er wollte hinforteilen. Doch kein Glied vermochte er zu regen...


    ~~~


    "Nein!"
    , rief er aufs Neue und schlug die Augen auf. Über ihm erblickte er die regelmäßigen Kassetten seiner Cubiculum-Decke und kein siebenarmiger Leuchter erhellte den Raum, sondern lediglich das fahle Mondlicht, welches durch die Läden seiner winzigen Fenster fiel. Schweißüberströmt rappelte er sich auf, als er erkannte, dass all dies lediglich ein grässlicher Traum war gewesen. Er war zu Hause, in seinem Bette und zu seinen Füßen regte sich kein sinistrer Scheme, sondern lediglich sein geliebter Patrokolos, welcher ihn gegen jedes Attentat und jede Untat mit seinem Leben würde defendieren, seien es Christianer oder Barbaren.


    Der Jüngling seufzte. Sein Traum war eine groteske Verzeichnung seiner Erfahrnisse und seiner Furcht, zweifelsohne. Doch er vermochte nicht recht zu sagen, was jene Christianer tatsächlich praktizierten, von welchen manche sprachen, als seien sie harmlose Narren, die einen Gott der Versager verehrten, während andere sie als gefährliche Staatsfeinde denunzierten... Augenscheinlich galt es, dies in Erfahrung zu bringen!

    Gleich einem Vater mühte der Claudius sich, den jungen Flavius zu kalmieren, als sie durch die jubelnde Menge fuhren, doch eine dergestaltes Publikum hatte der Jüngling, der bereits vor einer gesamten Legion Ansprachen gehalten, der im Senat seine Kandidatur abgegeben und bereits zweimalig Rede und Antwort war gestanden und der seit seinen frühesten Jugendtagen in der Öffentlichkeit Roms sich hatte bewegt, niemals erlebt. Mitnichten war er heute der Teil einer Kultvereinigung, welche in der Anonymität ihrer archaischen Rüstungen Tänze darbot, keineswegs allein ein aufstrebender Jungpolitiker, der bei seinen zaghaften ersten Schritten in der Politik mit dem Wohlwollen des Senates rechnen durfte, ja auch seinen Auftritt als Vollzieher eines einzelnen Programmteiles am Rande der Ludi Palatini stellte dieses Ereignis gänzlich in den Schatten. Wie ein Triumphator fuhr er auf einem Wagen stehend (wenn auch in Begleitung des Consul) herbei, gehüllt in Purpur, wie es eigentlich lediglich den Heroen des Staatswesens war vorbehalten. Dies war ein besonderer Augenblick, der mit nichts war zu vergleichen!
    "Dies will ich hoffen."
    , erwiderte er somit zaghaft und ohne das Haupt von der Menge abzuwenden, während sie endlich die Destination ihres Zuges erreichten und der Biga entstiegen, während die Aurigae bereits sich für den Start präparierten.


    Sodann erfolgte das Opfer auf jenem uralten Altar des Mars, welcher womöglich dem gesamten Campus den Namen jener Gottheit hatte verliehen.