Equirria Martiale | In teneris consuescere multum est

  • Sanfte Sonnenstrahlen bedeckten das Trigarium zu Füßen des Stadium Domitiani, wo seit alter Zeit die Equites Roms ihre Manneskraft stählten, heute indessen primär die Factiones ihre Aurigae präparierten. Der Tag vor den Iden des Martius war nicht lediglich der Tag des Mamurius Veturius, jenes mythenhaften Schmiedes, der zu Zeiten des Königs Numa die Kopien des Ancile hatte gefertigt, sondern insonderheit jener der zweiten Equirria, mit welchem Mars geehrt und zugleich der Beginn des traditionellen Jahreskreises zelebriert wurde.


    Wie bereits einige Tage zuvor, wo der traditionale Abschied des alten Jahres mit einem Opfer an Mars war gefeiert worden, waren auch für diesen Tag Opfer an Mars und sodann weitere Wagenrennen angesetzt worden, welche diesmalig nicht allein unter den Auspizien des Consul Herius Claudius Menecrates, sondern ebenso seines Quaestors Manius Flavius Gracchus Minor sollten stattfinden. Letzterem war es auch oblegen, den Ablauf der Spiele wie die Spielstätte selbst zu präparieren, denn da die Mores Maiorum verlangten, jenes Rennen nicht in einem der fest gemauerten Stadien durchzuführen, sondern auf dem Campus Martius, jenem uralten Exerzierplatz jenseits der kultischen Grenzen der Stadt, hatte man unweit der existenten Spielstätte des Stadium Domitiani hölzerne Tribünen errichtet, zwischen denen ein Parcour als Rennstrecke lag. Unterhalb der hölzernen Konstruktionen hatten außerdem fliegende Händler, insonderheit die Produzenten von Knabbereien, Wein und größeren Mahlzeiten, die Konzessionen für Stände erworben, mit denen das Volk sich vor und nach dem Rennen würde verpflegen können.


    Während also die Menge bereits zusammenströmte (insonderheit jene Bewohner Roms, welche nicht das Privileg genossen, dass Ordner und Staatssklaven ihnen die vornehmsten Plätze auf den Tribünen freihielten), waren die Spielgeber selbst noch gar nicht erschienen, da beide als Salier zuerst genötigt waren, dem Erschaffer ihrer kultischen Schilde im archaischen Tanze ihre Referenz zu erweisen.

  • An diesem mit Sonne erhellten Tag fanden zwei Ereignisse statt. Sowohl die Equirria als auch die Mamuralia erforderten die Initiative des Consuls und seines Quaestors, gehörten doch beide Magistrate den Saliern an und richteten doch beide das Wagenrennen aus. Vor dem Einzug der Prozession lag der Tanz der Salier. Patrizier in roten Tuniken, ausgestattet mit Brustschutz und Spitzhelm standen in Formation, bereit dem Mars mit ihrem Waffentanz zu huldigen. Jeder trug ein Schild und ein Hiebschwert, doch nur eines der Schilde galt als das von Mars gesandte, die elf anderen nur als Nachbildung.


    Der Magister gab den Takt vor, der von Gesang, Gestampf und Schildeschlagen gehalten wurde und als Grundlage für die einstudierten Schritte galt. Der Zug der Tänzer zog von einem Platz zum nächsten, um den Winter samt aller bösen Geister allerorts auszutreiben.

  • Es war nicht etwa, dass Gracchus Wagenrennen nicht mochte, er konnte ihnen nur schlichtweg nichts abgewinnen. Runde um Runde fuhren die Wägen durch die Arena, mal in der einen, mal einer anderen Reihenfolge - ohne Handlung, ohne humoristische Erhebung, dramaturgische Wendung, ohne tieferen Sinn und ohne Katharsis. Am heutigen Tage in des ging es nicht um das Wagenrennen an sich, und auch nicht nur darum gesehen zu werden - denn auch darauf hätte Gracchus gerne noch ein wenig verzichten können. Doch diese Equirria wurden nicht nur im Namen des Consuls Claudius veranstaltet, sondern auch im Namen dessen Quästors, Gracchus' Sohn. Es war dem Flavier daher nicht nur gebotene Pflicht, sondern Zeichen seiner Freude und seines Stolzes nach der Darbietung des Waffentanzes der Salier, an welcher Minor ebenso hatte mitgewirkt, den Spielen beizuwohnen. Zudem war es durchaus auch eine gute Gelegenheit, wieder ein wenig Zeit mit seiner Gemahlin zu verbringen, hatte jene doch freudig einem Besuch zugestimmt.
    "Die Götter scheinen diesen Equirria bereits gewogen zu sein"
    , wandte Gracchus mit einem Wink gen Himmel sich seiner Gemahlin Prisca zu, sobald sie ihre Plätze erreicht hatten.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ein sonniger Tag - ein sonniges Gemüt. Diese Gleichung ging nicht immer auf. Am dem heutigen Tag passte die Stimmung der Aurelia allerdings ganz zu den Wetterverhältnissen und mit entsprechend strahlender Miene wandelte sie an der Seite ihres Gemahls. Was hätte es auch schöneres geben können, als die wenige Zeit zu genießen, die sie an der Seite ihres Gemahls verbringen durfte und das noch dazu bei so einer Gelegenheit! Oft fragte sich Prisca, ob ihr Gemahl Graccus sich nicht zu viel zumutete mit all den Geschäften und Ämtern, die ihn tagtäglich in Beschlag nahmen, doch andererseits gab es eben viele Verpflichtungen, die das Leben eines Patriziers in seiner Position bestimmten.


    So wie heute bei diesem Wagenrennen, das auch im Namen seines Sohnes veranstaltet wurde, weswegen es seiner (und ihrer) Anwesenheit bedurfte. Um gesehen zu werden! Naja es gibt schlimmeres ..., denn einem öffentlichen Auftritt (insbesondere zu so einem Anlass) konnte Prisca immer etwas abgewinnen.


    "Ja in der Tat! Die Götter haben uns einen wundervollen Tag geschenkt um dieses Ereignis genießen zu können", entgegnete Prisca ihrem Mann mit ihrem schönsten Lächeln und nachdem sie neben ihm Platz genommen hatte, hakte sie sich wie selbstverständlich bei ihm unter: "Ich freue mich so sehr, dass wir beide ein bisschen Zeit miteinander verbringen können", gab sie Gracchus mit gesenkter Stimme zu verstehen, wie wohl sie sich an seiner Seite fühlte und schickte sogleich eine Frage hinterher:"Ehm, gibt es eigentlich eine bestimmte factio, der wir heute zujubeln sollten? Ich meine nur wegen dem Consul und deinem Sohn ... Welche factio unterstützen die beiden denn ... und welche wir? ...Verzeih bitte meine Dummheit, aber ich möchte nur vermeiden, dass ich heute der falschen factio zu juble", fügte Prisca erklärend und mit einem entschuldigenden Blick hinzu. In der Tat hatte Prisca etwas den Überblick verloren, was die einzelnen factiones betraf und von wem diese im einzelnen unterstützt wurden.

  • Das die Equirria unter freiem Himmel sich vollzogen, konnte das Publikum die Pompa circensis bereits von Weitem erkennen, als sie sich zwischen den Thermae Agrippae und der Saepta Iulia auf das Marsfeld schob. Der Tradition folgend trat zuerst eine Abteilung von Jünglingen aus dem Ordo Equester hoch zu Ross auf, deren archaische Ausstaffierung an jene gloriosen Tage erinnerte, in welchen die Equirria der Beginn der Kriegssaison waren gewesen und man zu Beginn des Jahres auch die Pferde hatte gemustert. Ihnen folgten Musikanten und sodann jene rituelle Infanterie, zu der prinzipiell auch die Editoren dieses Spektakels zählten: Nachdem die ganze Pompa den Tanz der Salier zur Vertreibung des Winters hatte geleitet, partizipierten diese nun auch an der Pompa und verliehen ihr weiteren Glanz.


    Herius Claudius Menecrates und Manius Flavius Gracchus Minor indessen waren heute nicht unter ihnen, sondern folgten den beiden Sodalitäten auf einer jener zweispännigen Bigae stehend, mit welchen nicht lediglich zum Equus October, sondern ebenso zu seinem frühlingshaften Antipoden, den Equirria, sich die Aurigae maßen. Consul und Quaestor gleichermaßen trugen das purpurne Ehrengewand der Spielgeber und standen Seit an Seit auf jenem Gefährt, das zudem noch einen Lenker zu tragen hatte.
    Obschon dem jungen Flavius heute der Waffentanz der Salii war erspart geblieben, standen Schweißperlen auf seiner Stirne und er vermeinte, seine Tunica picta bereits zur Gänze durchgeschwitzt zu haben, als sie endlich das Marsfeld erreichten. Dies war das erste Mal für ihn, dass er als Editor auftrat, und obschon er bereits einige Routine beim Vollzug öffentlicher Riten hatte entwickelt, so erschien ihm das Geben von Spielen doch als besonderes Ereignis, bei welchem man sich nicht lediglich bei seinen Standesgenossen, sondern ebenso der Plebs einen Namen machen konnte. So grüßte tapfer er die am Rande stehenden Massen und präsentierte ein genantes Lächeln, dessen Gequältheit wohl lediglich dem Consul mochte auffallen.


    Den Editoren folgten schließlich die Athleten des heutigen Tages, die Aurigae. Für das vorliegende Rennen hatte man sich, um ein wenig Abwechslung von den vorhergegangenen Equirria zu bieten, primär den Nachwuchs der Factiones geladen, was auf den Tafeln, welche jedem Gespann vorangetragen wurde, klärlich zu erkennen war:


    PRUSIAS KYNEGROS
    FACTIO VENETA


    Alter: XVI
    Rennen: VII
    Beste Platzierung: II (Ludi Palatini)

    Hinter der Tafel fuhr Prusias mit stolz geschwellter Brust zwischen den Tribünen hindurch, furchtlos auf seiner Biga stehend, mit welcher die Aurigae heute würden antreten. Diese Gefährte mochten ein wenig langsamer fahren und ebenso leichter zu dirigieren sein, doch war dies den Editores des Rennens lediglich adäquat erschienen für ein Kräftemessen der Nachwuchskräfte, selbst wenn diese bereits minimal vier Rennen hatten absolviert.


    TANCO
    FACTIO AURATA


    Alter: XIX
    Rennen: IV
    Beste Platzierung: V (Ludi funebres Cornelii Palmae)

    Tanco war als nächster an der Reihe, mit seinen vier Rennen zwar der am wenigsten Erfahrene unter den Lenkern (und dies bei bereits neunzehn Lenzen!), doch mitnichten jener mit den bescheidensten Erfolgen.


    PHEIDON VON CALYDON


    Alter: XXV
    Rennen: VI
    Beste Platzierung: III (Ludi Palatini, Vorlauf)

    Dies war nämlich Pheidon von Calydon, der mit fünfundzwanzig Jahren bereits zu den Greisen unter den Homines novi der Rennbahn war zu rechnen. Dessenungeachtet grüßte jedoch auch er voller Stolz von seinem Wagen herab und hoffte zweifelsohne insgeheim, in diesem etwas einfacheren Feld einen herausragenden Platz zu erringen.


    LUSORIX
    FACTIO ALBATA


    Alter: XVII
    Rennen: VII
    Beste Platzierung: IV (Munera funebres Tiberii Duri)


    RIANORIX
    FACTIO PRAESINA


    Alter: XVI
    Rennen: V
    Beste Platzierung: IV (Ludi Palatini)

    Lusorix und Rianorix schließlich waren die letzten beiden Aurigae, welche das Marsfeld betraten. Kurz vor der Tribüne der Editoren scheute eines der Pferde des Praesina-Fahrers ein wenig, so voller Elan schien es zu sein, doch brachte der Jüngling seine Tiere rasch wieder unter Kontrolle.


    Nun waren das kultische Personal an der Reihe, beginnend mit Trägern güldener Weihrauchfässer sowie einem Chor von Cornicines, welche das für Mars darzubringende Opfer olphaktorisch wie audiell umrahmten. Dann folgte die zentrale Opfergabe, ein rot gefärbter Schafbock, prächtig gezüchtet und mit farbigen Bändern dekoriert, ehe zuletzt der Flamen Martialis als Opferherr erschien. Gleichsam als Höhepunkt und Abschluss dieser Darbietung trug man dann ein großes Kultbild des Mars auf jenes Feld, das seinen Namen trug. Glänzend leuchtete die vergoldete Haut in der Frühlingssonne, kraftvoll strahlte das Silber seines Helmes und das Purpur seines Paludamentum, welches er um die Schultern trug. Zweifelsohne war er der wahre Gastgeber jener militärisch konnotierten Festivität, dem das Volk ebenso huldigte wie den Finanziers des ersehnten Rennens.

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ...
    "Ja in der Tat! Die Götter haben uns einen wundervollen Tag geschenkt um dieses Ereignis genießen zu können", entgegnete Prisca ihrem Mann mit ihrem schönsten Lächeln und nachdem sie neben ihm Platz genommen hatte, hakte sie sich wie selbstverständlich bei ihm unter: "Ich freue mich so sehr, dass wir beide ein bisschen Zeit miteinander verbringen können", gab sie Gracchus mit gesenkter Stimme zu verstehen, wie wohl sie sich an seiner Seite fühlte und schickte sogleich eine Frage hinterher:"Ehm, gibt es eigentlich eine bestimmte factio, der wir heute zujubeln sollten? Ich meine nur wegen dem Consul und deinem Sohn ... Welche factio unterstützen die beiden denn ... und welche wir? ...Verzeih bitte meine Dummheit, aber ich möchte nur vermeiden, dass ich heute der falschen factio zu juble", fügte Prisca erklärend und mit einem entschuldigenden Blick hinzu. In der Tat hatte Prisca etwas den Überblick verloren, was die einzelnen factiones betraf und von wem diese im einzelnen unterstützt wurden.


    Allfällig war es die Erfahrung seiner ersten Ehe, welche - zumindest zum Ende hin - nicht derart furchterregend war gewesen wie der junge Gracchus einst hatte befürchtet, allfällig waren es die Gegebenheiten dieser zweiten Ehe - gänzlich ohne die Notwendigkeit, einen weiteren Nachkommen hervorbringen zu müssen -, allfällig jedoch war es schlichtweg Priscas Art, welche so gänzlich anders - behutsamer und sanfter - als jene Antonias war, welche Gracchus die Augenblicke mit seiner Gemahlin tatsächlich eher wie eine kleine Flucht vor dem Alltag ließen erscheinen, denn wie eine leidige Pflicht. Selbst ihre Nähe war ihm nicht unangenehm und beinahe so traut als hätten sie die letzten Jahrzehnte bereits miteinander verbracht. Er öffnete den Mund, um ihre Frage zu beantworten, realisierte indes, dass er keine Antwort wusste und blies die Luft mit aufgeblähten Backen wieder aufs.
    "Ich ... muss zugeben, ich weiß es nicht"
    , gestand er ein.
    "Unter meinem Vetter Felix war die Flavia einst den Grünen zugewandt, er war ein überaus enthusiastischer Factio-Anhänger. Indes bin ich nicht sicher, was seit dieser Zeit sich bei den Rennställen ge..ändert haben mag und nach welchen Kriterien diesertage sich Sympathien bilden."
    Früher immerhin hatten die Factiones gar politischen Einfluss und dem falschen Wagen zuzujubeln mochte durchaus gesellschaftliche Konsequenzen gehabt haben. Diese Tage, so war Gracchus sich immerhin sicher, waren glücklicherweise vergangen.
    "Hast du denn einen persönlichen Favoriten?"

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die Frage war Prisca durchaus unangenehm gewesen. Schließlich wurden Patrizier in der Öffentlichkeit gern mit Argusaugen beobachtet und jeder Fauxpas von ihnen sorgte oft für willkommene Stadtgespräche. In Erinnerung war ihr eben nur geblieben, dass factiones irgendwann einmal großen politischen Einfluss hatten und deshalb wollte sie keinesfalls riskiren, den Namen der Familien in Gefahr zu bringen.


    Gebannt sah Prisca ihren Gemahl an und wartete auf die Erklärung ... und? ...


    Zitat

    .. und blies die Luft mit aufgeblähten Backen wieder aufs.
    "Ich ... muss zugeben, ich weiß es nicht" ...


    Wie jetzt? ... Prisca machte zunächst großen Augen als sie Gracchus ungläubig an sah. Wie, er weiss es nicht? ...Will er mich auf den Arm nehmen? ... er ...er weiss es wirklich nicht! Schließlich atmete Prisca erleichtert aus und kicherte vergnügt. " ... na, da habe ich mir ja völlig umsonst Sorgen gemacht." Ihre Angst hatte sich zum Glück als völlig unbegründet heraus stellt, da es offenbar heutzutage keine Rolle mehr spielte, welcher factio man zu jubelte.


    "Nein, einen persönlichen Favoriten habe ich nicht, aber ...", entgegnete Prisca schließlich auf Gracchus´Frage hin mit einer spontenen Idee:" ... wenn die Flavia einst den Grünen zugewandt waren und dein Vetter ein großer Anhänger von ihnen war, dann sollten wir mit seiner Tradition nicht brechen und also heute für die Grünen jubeln, was meinst du?"


    Just in dem Moment fuhren unter großen Getöse die Gespanne ein und Prisca drehte den Kopf suchend in Richtung der Wagen, um das Gespann der Grünen unter ihnen ausfindig zu machen.

  • Glücklicherweise waren die Wetterbedingungen zu diesen Equirria deutlich bessere als zu den letzten. Ansonsten wäre es recht zugig auf der Biga gewesen, denn obwohl die Pferde gezügelt liefen, spürten der Consul und sein Quaestor mehr vom Wind als wenn sie sich zwischen den Tänzern der Formation befanden. Der versammelte Trab wechselte mitunter in den Schritt, aber nur kurzzeitig. Die Menschen, die Aufregung ringsum und fernes Wiehern veranlassten die beiden Pferde vor der Biga, immer wieder anzutraben. Der Lenker hatte sie jedoch im Griff, sodass der vorwiegend gezügelte Trab einen besonders majestätischen Anblick bot.
    Ein Blick zur Seite verriet dem Consul, wie angespannt der junge Gracchus wirkte. Derart stark strahlte die Sonne nicht, um Schweißperlen allein der Hitze wegen produzieren zu können.
    "Du hast bisher alles, was du in Angriff genommen hast, bravurös gemeistert. Diese Equirria werden da keine Ausnahme bilden. Genieße den Augenblick und verliere dich nicht in Sorgen."


    In der Folge liefen die allseits bekannten Riten ab und obwohl der Ablauf wenig Neues bot, erfasste Menecrates doch wieder einmal eine Form von Ehrfurcht. Er vermeinte, die Anwesenheit des Gottes zu spüren. Längst befanden sich Consul und Quaestor in der Loge. Menecrates hielt sich zurück, um das Feld dem Jüngeren zu überlassen.

  • Gleich einem Vater mühte der Claudius sich, den jungen Flavius zu kalmieren, als sie durch die jubelnde Menge fuhren, doch eine dergestaltes Publikum hatte der Jüngling, der bereits vor einer gesamten Legion Ansprachen gehalten, der im Senat seine Kandidatur abgegeben und bereits zweimalig Rede und Antwort war gestanden und der seit seinen frühesten Jugendtagen in der Öffentlichkeit Roms sich hatte bewegt, niemals erlebt. Mitnichten war er heute der Teil einer Kultvereinigung, welche in der Anonymität ihrer archaischen Rüstungen Tänze darbot, keineswegs allein ein aufstrebender Jungpolitiker, der bei seinen zaghaften ersten Schritten in der Politik mit dem Wohlwollen des Senates rechnen durfte, ja auch seinen Auftritt als Vollzieher eines einzelnen Programmteiles am Rande der Ludi Palatini stellte dieses Ereignis gänzlich in den Schatten. Wie ein Triumphator fuhr er auf einem Wagen stehend (wenn auch in Begleitung des Consul) herbei, gehüllt in Purpur, wie es eigentlich lediglich den Heroen des Staatswesens war vorbehalten. Dies war ein besonderer Augenblick, der mit nichts war zu vergleichen!
    "Dies will ich hoffen."
    , erwiderte er somit zaghaft und ohne das Haupt von der Menge abzuwenden, während sie endlich die Destination ihres Zuges erreichten und der Biga entstiegen, während die Aurigae bereits sich für den Start präparierten.


    Sodann erfolgte das Opfer auf jenem uralten Altar des Mars, welcher womöglich dem gesamten Campus den Namen jener Gottheit hatte verliehen.

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ...
    Wie jetzt? ... Prisca machte zunächst großen Augen als sie Gracchus ungläubig an sah. Wie, er weiss es nicht? ...Will er mich auf den Arm nehmen? ... er ...er weiss es wirklich nicht! Schließlich atmete Prisca erleichtert aus und kicherte vergnügt. " ... na, da habe ich mir ja völlig umsonst Sorgen gemacht." Ihre Angst hatte sich zum Glück als völlig unbegründet heraus stellt, da es offenbar heutzutage keine Rolle mehr spielte, welcher factio man zu jubelte.


    "Nein, einen persönlichen Favoriten habe ich nicht, aber ...", entgegnete Prisca schließlich auf Gracchus´Frage hin mit einer spontenen Idee:" ... wenn die Flavia einst den Grünen zugewandt waren und dein Vetter ein großer Anhänger von ihnen war, dann sollten wir mit seiner Tradition nicht brechen und also heute für die Grünen jubeln, was meinst du?"
    ...


    Einen Augenblick verunsicherte der Blick seiner Gemahlin Gracchus und als sie schlussendlich anfing zu kichern, ließ dies seine Augenbraue ein wenig empor wandern - indes in einer amüsierten Art und Weise, da gleichsam auch sein Mundwinkel sich hob.
    "Eine überaus diplomatische Wahl, welcher ich bereitwillig folge."
    In frenetischen Jubel würde er ohnehin nicht verfallen, die Wahl eines Favoriten sich vermutlich höchstens auf den Lautstärkepegel seines Klatschen auswirken. In diesem Augenblicke fuhr der Zug ein und alle Augen wendeten sich diesem zu, auch die des Flaviers.
    "Sieh nur, Minimus!"
    hauchte er beinahe ehrfürchtig, ein sublimes Lächeln auf seinen Lippen, allfällig selbst zu leise als dass Prisca es konnte hören. Womöglich sprach er mit sich selbst, von Stolz erfüllt, allfällig zu seinen Ahnen, um Bestätigung suchend, dass er seine Pflicht hatte erfüllt und einen viablen Erben herangezogen, welcher das flavische Ansehen zu mehren vermochte, allfällig aber auch zu Mars selbst, welchem sein Sohn an diesem Tage alle Ehre ließ zukommen, dass der Gott dieses Spektakel in keinem Falle mochte verpassen. Dem Wagen der Ausrichter folgten die Wägen der Teilnehmer. Die aurigae waren allesamt sehr junge Männer, ihre Körper standen bereits jetzt unter Spannung und betonten ihre Muskeln und Dynamik. Zweifelsohne war dies ein Fest fürs Auge, auch wenn Gracchus sich musste eingestehen, dass sein Appetit auf junges Gemüse nachgelassen hatte. Früher einmal hätte er nach diesen Leibern sich verzehrt, doch im Laufe der Jahre verspürte er mehr und mehr einen Drang nach Substanz und nachhaltiger Tiefe. Ein kleiner Stich durchzog sein Herz, denn jener, welche zum Rausch der Sinne ihm diese Tiefe hatte geschenkt, war fort, hatte allein ihn zurückgelassen. Zwei Teile eines einzelnen, endgültig und für immer getrennt, zurück blieb ein unvollständiges etwas, das er selbst war. Noch einmal brandete Jubel um ihn her auf als alle Wägen waren eingefahren und ehedem die Protagonisten sich aufstellten für die Opferung, zu welcher selbstredend die Menge in Schweigen verfiel, welchem auch Gracchus sich anschloss, ein wenig noch immer in eigene Gedanken vertieft.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Sim-Off:

    Ich übernehme hier auf Wunsch.



    Das Opfer fand einen zufriedenstellenden Abschluss und nun kam es dem Quaestor Consulum zu, die Equirria zu eröffnen. Der Consul vermutete, dass der junge Flavier gerade den bisher vermutlich aufregendsten Moment seiner politischen Laufbahn erlebte. Menecrates blickte mit Absicht nicht zu ihm, sondern auf die Bahn, um den jungen Mann nicht zu verunsichern. Gleichzeitig machte er sich klar, dass dieses Fest das letzte dieser Größenordnung innerhalb seiner Amtszeit war. Er spürte mehr Erleichterung als Bedauern.


    Nach der Eröffnung und dem aufbrausenden sowie wieder abklingenden Jubel, richteten sich alle Blicke zur Startposition. Die Gespanne der fünf Teilnehmer des Rennens wurden soeben in die ausgeloste Anordnung gebracht. Einige Pferde, vermutlich die jüngeren, wehrten sich gegen die Enge und das Zurückhalten. Sie wussten, sie würden laufen und wollten das sofort.


    Pferde, Fahrer, Zuschauer und Ehrengäste warteten auf das Startsignal, das der Quaestor Consulum nach kurzer Phase des Innehaltens gab. Die Gespanne preschten los.
    Bereits kurz nach dem Start lag Lusorix aus der Albata vorn. Um den zweiten Platz kämpften Pheidon und Prusias Kynegros. Sie reihten sich nach Beendigung der markierten Fahrspuren in genau dieser Reihenfolge ein und konnten die jeweilige Position halten. Kaum jemand achtete auf die hintersten Plätze und das, obwohl die Grünen und die Goldenen auf gleicher Höhe fuhren, was ja Spannung bot. Bis zur ersten Wendemarke hielten sich die beiden Wagen auf gleicher Höhe, weswegen Tanco, wollte er sich nicht zurückfallen lassen, die Kurve außen und damit eine etwas längere Strecke fahren musste. Bei gleichem Tempo fiel der Golgene daher um eine Pferdekopflänge zurück. In Runde eins musste er daher dem grünen Rianorix den Vorsprung lassen.


    Die Reihenfolge nach Runde eins:
    1) Lusorix
    2) Pheidon von Calydon
    3) Prusias Kynegros
    4) Rianorix
    5) Tanco

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ..."Eine überaus diplomatische Wahl, welcher ich bereitwillig folge."..."Sieh nur, Minimus!"...


    Prisca freute es, dass ihr diplomatischer Vorschlag die Zustimmung ihres Gemahls fand. Den Verdacht wurde sie aber nicht los, dass er wohl jedem ihrer Vorschläge bereitwillig zugestimmt hätte. Sei´s drum. Im Grunde wunderte sich die Aurelia nur, dass ihr Ehemann augenscheinlich keinen eigenen Favoriten gewählt hatte und das ausgerechnet heute, da die Rennen von niemand geringerem als seinen Sohn (mit) ausgerichtet wurden. Und eben dieser fuhr soeben auf einem Wagen hinter den Gespannen der Teilnehmer ein. Sieh nur, Minimus! … " Ja ich sehe ihn, … diese kleine … Durch einem flüchtigen Seitenblick zu ihrem Gatten konnte Prisca zufällig dessen gehauchten Hinweis von den Lippen ablesen und als sie den ehrfürchtigen Glanz in den Augen ihres Gemahl erkannte, verschluckte sie gedanklich jenes Tier, mit dem sie den ungeliebten Stiefsohn allzu gerne verglich.


    Nein, die Assoziation mit jenem Amphibium wäre heute tatsächlich unangebracht gewesen, denn Minor (das musste selbst Prisca ehrlicher Weise zugeben) machte sich ganz gut neben dem Claudier. Dennoch fiel es der Aurelia schwer den Applaus, den sie spendete, ihrem ungeliebten Stiefsohn zu widmen, aber sie schluckte diese Kröte eben hinunter und gönnte dem jungen Flavier seinen Erfolg. Tja, heute könnte eigentlich nur seine Zukünftige, diese Cornelia, ihn noch zur Lachnummer machen, spöttelte Prisca in ihren Gedanken dennoch über den Ableger ihres Mannes, indem sie sich die zweifelhafte Schönheit mit ihrer riesigen Zahnlücke neben dem jungen Flavier auf dem Wagen vorstellte. Was hat die Flavier da nur geritten, einer solchen Verbindung ihren Segen zu geben? Sicher ging es (wie meinstens) um politische Bande und weniger um Sympathien zwischen Eheleuten. Von Liebe ganz zu schweigen!


    Haben die Cornelier wirklich nichts besseres im Angebot? Immerhin geht es hier um den erstgeborenen Sohn des Familienoberhauptes der Flavier. Und mit diesem war Prisca zufällig verheiratet. Also warum frage ich meinen Mann nicht einfach? ... dann hätte ich endlich Gewissheit:"Gracchus? … Was ich dich längst einmal fragen wollte: Wie kam es eigentlich zu der Verbindung zwischen deinem Sohn und der Cornelia?" Diese Frage kam vielleicht überraschend, aber sie war ja durchaus legitim und sie betraf seinen Sohn, der eben im Mittelpunkt stand.

  • Selbstredend hätte der junge Flavius dem Consul den Vortritt gelassen, das Rennen zu eröffnen, doch da dieser ihm großmütig seinerseits gestattet hatte, dies persönlich zu übernehmen, war es ihm impossibel gewesen, jene Ehre auszuschlagen.


    Nach dem Opfer und den übrigen Präparationen (konträr zu den Rennbahnen von Holz oder Stein starteten die Aurigae am heutigen Tage ja nicht aus Boxen, sodass jene für das Publikum klärlich zu verfolgen waren), erhob sich der Jüngling somit von seiner Position, von der aus die Gespanne direkt vor seinem Antlitz bereits verschwommen, so nahe wie sie ihm standen. Auf eine Rede indessen verzichtete er (zumal er noch immer gewisse Nervosität verspürte), sondern hob sogleich das Tuch. Noch einmal blickte er in die Menge, welche erwartungsvoll den weißen Stoff fixierte, dessen Kontakt mit dem Boden das Rennen eröffnete. Die rollenden Trommeln der Musikanten inszenierten zusätzlich eine spannungsgeladene Atmosphäre, welche selbst Manius Minor erfasste. Ihm war bekannt, dass auch Manius Maior samt seiner ungeliebten Gattin in der Menge saßen, selbst wenn sie sich am Morgen ob der Präparationen nicht gesehen hatten, doch weitaus eindrucksvoller war das Bewusstsein, so viele Augen auf sich ruhen zu sehen, jede Regung exakt beobachtend.
    Für einen Augenschlag genoss er jene Appetenz, die selbst ihm bei seiner Rede zur Eröffnung des Ulpianum nicht vergönnt war gewesen, da doch die meisten an diesem Tage weniger zur Ehrung altvorderer Heroen, sondern zur Verfolgung der darauf folgenden Spiele waren erschienen. Die Tribünen und die Rennstrecke war hier jedoch gesäumt von Anhängern der Factiones, welche partiell ihr gesamtes Leben dem Kult der Aurigae und Pferde hatten gewidmet, deren Augenstern inmitten ihres proletarischen Lebens jene Tage waren, in denen Rennwagen durch die Arena rasten und sie eine Vereinigung verspürten, wie in altvorderer Zeit es womöglich der gemeinsame Kriegsdienst der Bürgerschaft mochte vermittelt haben. Ihre Appetenz ging über alles hinaus, was der junge Flavius jemals im Senat oder gar beim Deklamieren vor Quinctius Rhetor verspürt hatte, selbst wenn in diesem Falle er keineswegs verbal brillierte, sondern lediglich eine austauschbares Rädlein in der Maschinerie des Rennsportes repräsentierte. Nach kurzem Zögern also öffnete er seine Fingerspitzen und das Tuch sank sanft und undisturbiert durch etwaige Winde hinab, sodass für einen winzigen Augenschlag alle den Atem hielten, ehe die Fanfaren kündeten, dass das Tuch die Erde touchiert hatten.

    ~~~


    Nachdem nun in der ersten Runde sich eine Reihung hatte gebildet, verlief die folgende Runde relativ unspektakulär für die meisten der Factiones: Tanco lenkte sein Gespann zwar immer näher an Rianorix heran und evozierte damit einigen Jubel aufseiten der Aurata-Anhänger, deren Auriga immerhin die geringste Rennerfahrung von allen besaß. Von den beiden Schlusslichtern setzte sich dementgegen das vordere Feld weiter ab, wo indessen Pheidon von Calydon das spektakulärste Manöver dieser Runde präsentierte: Die erste Kurve nahm Lusorix mit allzu großer Geschwindigkeit, weshalb er genötigt war, einen weiteren Bogen zu lenken, was jedoch Pheidon sogleich nutzte, um links an ihm seine beiden Tiere vorwärts zu treiben und so sich an die Spitze zu setzen. Beseelt von diesem Triumph trieb er nun seine beiden Hengste weiter voran und brachte so gar eine gewisse Distanz zwischen sich und die beiden sich annähernden Lenker der Veneta und der Purpurea.


    Als die Gespanne sodann die Startlinie passierten, hatte sich folgende Reihung eingestellt:
    1) Pheidon von Calydon
    2) Lusorix
    3) Prusias Kynegros
    4) Rianorix
    5) Tanco

  • Der Quaestor verspürte deutlich den Wind, welchen die dahineilenden Gespanne am Startpunkt beiseite und damit in die Tribüne pressten, und kniff die Augen zusammen, um dem aufgewirbelten Staube zu entgehen. Die Russata partizipierte an diesem Tage nicht bei dem Rennen, weshalb er über keinen Favoriten verfügte, doch erschien es ihm, dass trotz der Jugend der Aurigae dieser Lauf durchaus kurzweilig dem Volke erschien, selbst wenn dieses sich hinsichtlich der Anfeuerungsrufe heute ein wenig bedeckt hielt.


    ~~~


    Neuerlich wurde in dritten Runde die erste Wende zum Prüfstein der Fähigkeiten der Aurigae, deren Reihe noch immer Pheidon anführte. Den Fehler seines Konkurrenten in der vergangenen Runde antizipierend, bremste er diesmalig seine Tiere umsichtig, um sodann möglichst eng an der provisorisch errichteten Spina, neben der das Kultbild des Mars am heutigen Tage stand, vorbeizufahren. Lusorix hingegen erlaubte sich ein Husarenstück und trieb seine Pferde weitaus mehr an, was ihn einen weiteren Bogen einbrachte, doch angesichts seiner Geschwindigkeit dennoch gleichauf mit dem Purpurea-Lenker brachte. Die gesamte Bahn lieferten beide somit sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während Prusias noch ein wenig weiter hinter ihnen zurückfiel.


    Glückbringender erwies sich die Wende dagegen für Tanco und seine Anhänger Aurata, denn diesem gelang es prompt, dem ein wenig unachtsam lenkenden Rianorix seinen vorletzten Rang abzujagen und auf der darauf folgenden Gerade gar ein wenig Distanz zu ihm aufzubauen. Der Gallier von der Praesina drohte ihm zwar noch wütend mit der Peitsche, doch blieb ihm lediglich das Nachsehen.


    In der zweiten Wende schließlich veränderte die Situation sich kaum, obschon Pheidon sämtliche Kraft aufbot, um den Albata-Auriga Lusorix abzudrängen und damit seinen Lauf zu hemmen. Doch als die Bigae aufs Neue über die Startlinie donnerten, war die Reihung unverändert:
    1) Lusorix
    2) Pheidon von Calydon
    3) Prusias Kynegros
    4) Tanco
    5) Rianorix

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ...
    Haben die Cornelier wirklich nichts besseres im Angebot? Immerhin geht es hier um den erstgeborenen Sohn des Familienoberhauptes der Flavier. Und mit diesem war Prisca zufällig verheiratet. Also warum frage ich meinen Mann nicht einfach? ... dann hätte ich endlich Gewissheit:"Gracchus? … Was ich dich längst einmal fragen wollte: Wie kam es eigentlich zu der Verbindung zwischen deinem Sohn und der Cornelia?" Diese Frage kam vielleicht überraschend, aber sie war ja durchaus legitim und sie betraf seinen Sohn, der eben im Mittelpunkt stand.


    Mit Argusaugen folgte Gracchus Maior der Eröffnung der Spiele durch Gracchus Minor - nicht etwa, da er einen Faux Pas seines Sohnes erwartete, sondern schlichtweg da er keinen Augenblick dieses erhebenden Momentes wollte versäumen, gleichwohl die Handlung nicht sonderlich spannungsreich war. Der Start der Gespanne fesselte ihn weitaus weniger als die meisten übrigen Zuschauer und auch dass der grüne Rianorix alsbald im hinteren Feld fuhr tangierte ihn vorerst kaum, denn als seine Gemahlin seinen Namen nannte gehörte jegliche Aufmerksamkeit gänzlich und ohne Ausnahme ihr. Ihre Frage mochte aus seiner Perspektive derzeitig jedes Anstoßes entbehren, doch Gracchus hatte noch nie versucht, die Gedankengänge der weiblichen Wesen um ihn her nachzuvollziehen.
    "Nun, Cornelius Scapula und sein Bruder stammen aus einem bedeutsamen Zweig der Cornelia, und unsere Freundschaft war vor dem Bürger..krieg noch weitaus inniger als sie es heute ist."
    Ihre Freundschaft war zwar nicht versiegt, noch war sie im Kriege gebrochen wie jene zu Durus, doch das Vertrauen zwischen ihnen war nicht mehr ohne Vorbehalte. Scapula warf Gracchus insgeheim vor, dass er ihm nicht die gänzliche Wahrheit berichtete, wie und weshalb es zu seiner Proskription war gekommen, weshalb er Rom so zeitig hatte verlassen und was genau er bis zum Ende des Bürgerkrieges und darüber hinaus hatte getan - gleichwohl war der Cornelier zu höflich, Gracchus offen darauf anzusprechen. Der Flavier indes konnte darüber nicht sprechen ohne die Wahrheit zu beugen oder zu leugnen, ob dessen er selbst diese Zeit niemals thematisierte und froh war, dass Scapula nicht danach fragte, gleichwohl jene enge Vertrautheit, welche sie früher hatte verbunden, aus diesem Grunde üblicherweise mied.
    "Scapulas Bruder war Tribun einer Legion und als er in Parthia fiel, nahm Scapula dessen Kinder in seine Obhut. Bald darauf entschieden wir eine feste Bindung zwischen unseren Familien zu forcieren und schlossen die Verlobung zwischen Minor und Philonica, beide waren damals noch Kinder."
    Es war also eine überaus traditionelle Verbindung zwischen den beiden Familien.
    "Wie sich gezeigt hat, war dies für beide kein Na'hteil."
    Ein zufriedenes Lächeln umschmeichelte Gracchus' Lippen. Sowohl Scapula, als auch er hatten schlussendlich ihr Consulat absolviert und beide besetzten noch immer wichtige kultische Positionen, wiewohl sie auch politisch sich noch immer nahe standen. Ob Minor und Philonica sich dabei mochten spielte für diese Verbindung keine Rolle.
    "Philonica ist allfällig keine Venus, doch sie wird zweifelsohne eine gute Ehefrau werden"
    , räumte Gracchus jeden Zweifel an dieser Ehe aus.
    "Du wirst sie sicher mögen."
    In seinem harmonischen Weltbild würden sich ohnehin stets alle Ehefrauen der Flavier mögen (müssen).
    "Zudem wird sie nach ihrem Einzug in die Villa Flavia schlussendli'h ein Vorbild erhalten, welches kaum angemessener könnte sein"
    , fügte er schelmisch hinzu, auf seine teuerste Gemahlin anspielend. In den Reihen hinter ihnen brandete in diesem Augenblick Jubel auf als Pheidon von Calydon sich an die Spitze des Feldes schob. Gracchus' Blick wurde auf die Rennbahn gezogen und seine linke Braue hob sich ein wenig empor.
    "Oh, es scheint unser Favorit bringt uns kein Glück"
    , wandte er sich noch einmal ehrlich betrübt zu Prisca, da ihm zwar selbst wenig an dem Gewinnen lag - gegenteilig, je schlechter das grüne Gespann fuhr, desto weniger frenetisch würde er jubeln müssen - gleichwohl er indes sich wünschte, dass Priscas Favorit würde gewinnen schlichtweg da dies Priscas Wahl war.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die Spitzenposition war heiß umstritten und noch lange nicht endgültig ausgefochten. Führte in Runde eins noch Lusorix, wurde er in Runde zwei bereits von Pheidon abgelöst. Runde drei erlaubte keinen Stillstand und verwies den Purpurnen wieder auf Platz zwei, was der jedoch nicht akzeptieren wollte. Er setzte zum Angriff an und zog in kleinsten Schrittchen am führenden Lusorix vorbei - gerade noch rechtzeitig, um den knappen Vorsprung in die Wende mitzunehmen.
    Des flotten Wechsels wegen und da auf den hinteren Plätzen keinerlei Bewegung zu erkennen war, richteten sich die Blicke der meisten Zuschauer auf die Spitze des Starterfelds. Einzig der Consul verfolgte auch das rennen des aktuell Letzten im Feld, um die Leistung des grünen Fahrers im Nachhinein beurteilen zu können. Rianorix fuhr kein schlechtes Rennen, reichte nur nicht an die Fahrer der anderen Factiones heran. Anderseits als Letzter atmeten seine Pferde den meisten aufgewirbelten Staub.



    Die Reihenfolge nach Runde vier:
    1) Pheidon von Calydon
    2) Lusorix
    3) Prusias Kynegros
    4) Tanco
    5) Rianorix

  • Der junge Flavius folgte, wie der Großteil des Publikums, insonderheit dem Kampf an der Spitze des Feldes, welcher sich in der fünften Runde des Rennens prolongierte. Lagen Pheidon von Calydon und Lusorix beim Passieren der Startlinie noch beinahe gleichauf, verlor der Gallier der Albata in der nun folgenden Kehre merklich an Geschwindigkeit, sodass es Tanco, welcher vor drei Runden noch auf dem letzten Platze seinen Durchgang beendet hatte, gelang, sich ihm Schritt für Schritt zu approximieren.
    Die erstaunlichste Wendung jener fünften Runde vollzog sich jedoch auf der Gegengerade und nicht wie gebräuchlich in den Kurven, denn nicht allein Tanco, sondern auch Prusias Kynegros trieben mit lauten Rufen, die selbst der junge Flavius auf seiner Tribüne vernehmen konnte, ihre Rösser zu geradehin fulminanten Leistungen an. Zog der Veneta-Fahrer recht behände an Lusorix vorbei, leistete Pheidon von Calydon ihm weitaus größeren Widerstand und versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. Beide Bigae scherten somit aus und nahmen die ganze Breite der abgesperrten Rennbahn ein, sodass sie beinahe eine der Kultstatuen, welche anstatt der gemauerten Spina an der Abgrenzung der Bahnen platziert worden waren, touchierten, was selbstredend allseitiges Raunen evozierte. Jenes Kopf-an-Kopf-Rennen währte jedoch nicht ewiglich, denn als Pheidon zu hurtig in die zweite Kurve lenkte, nutzte Prusias die Gelegenheit und schob sich auf der Innenbahn an seinem Konkurrenten vorbei. Während sie sodann sich dem Startpunkte approximierten, gewann er sogar nochmalig an Distanz zum Felde der übrigen.


    Als sodann ein Gespann nach dem anderen an ihm vorbei donnerte, staunte der Quaestor nicht wenig über die Energie, welche noch nach fünf Runden mit höchster Geschwindigkeit in den Leibern der Rosse steckte, obschon manches von ihnen bereits zu schäumen begann:
    1) Prusias Kynegros
    2) Pheidon von Calydon
    3) Lusorix
    4) Tanco
    5) Rianorix

  • Bereits auf der Gerade, von welcher aus die Bigae gestartet waren, gewann Prusias weiteren Vorsprung gegenüber dem Feld der übrigen Aurigae. Nun machte sich die fulminante Qualität der Veneta-Rösser (respektive die erfahrene Lenkweise des Auriga) bezahlt, denn während die meisten Gespanne augenscheinlich ein wenig an Geschwindigkeit einbüßten, setzte die Veneta-Biga ihre Bahn ungehindert fort.
    Dessenungeachtet mühte sich Pheidon von Calydon, mit dem Führenden Schritt zu halten und trieb unter lautem Rufen seine Tiere an, denen der Schaum bereits in Flocken vom Maule sprühte. Die Quittung jener Exhaustierung der Pferde erbot sich nach der ersten Wende, in der die klare Reihung der Gespanne sich kaum veränderte, denn auf der Gegengerade brach der Purpurea-Fahrer vollends ein, was Lusorix die Gelegenheit bot, an dem ältesten Starter des Nachwuchsrennens vorbeizuziehen und damit den zweiten Platz im Feld zu erringen (wenn auch in deutlicher Distanz zu Prusias). Selbst Tanco und Rianorix, dessen weniger exhaustierte Pferde nun ebenfalls einiges Temperament entwickelten, sodass auch er sich dem Mittelfeld weiter annäherte, kamen Pheidon gefährlich nahe, vermochten aber nicht in der zweiten Wende an ihm vorüber zu ziehen.


    Als die Wägen somit zur letzten Runde die Tribüne der Ausrichter passierten, boten sie weiterhin folgende Reihung:
    1) Prusias Kynegros
    2) Lusorix
    3) Pheidon von Calydon
    4) Tanco
    5) Rianorix

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Tja, da hat Minimus wohl Pech gehabt bei der Brautwahl, dachte Prisca nur, als Gracchus ihr die Hintergründe der Verbindung mit der gens Cornelia erläuterte. Daran gibt es wohl nichts zu rütteln. Wobei Prisca auch nie daran gedacht hat, sich in die Angelegenheiten der Flavier einmischen zu wollen und schon gar nicht, um ihrem Stiefsohn womöglich einen Gefallen zu tun. Lediglich ihrem werten Gemahl zu Liebe hätte Prisca sich dazu berufen gefühlt, eine "Braut-Korrektur" anzustoßen, da seinem erstgeborenen Sohn eine etwas attraktivere Frau durchaus gut zu Gesicht gestanden hätte. Das war allerdings nur Priscas Meinung und wie hieß es immer so schön? …


    Was zählt sind die inneren Werte - nicht die Äußeren Dieser Meinung waren jedoch nicht Alle in der römischen Oberschicht (inklusive Prisca) und dies führte oft genug dazu, dass hinter dem Rücken der Betroffenen ausgiebig gelästert wurde. Und genau das wollte Prisca ihrem Gatten zu Liebe vermeiden, dass man über seinen Sohn und die Zahnlücke der Cornelia lästern würde. Und was ist mit mir? Ich darf mich beherrschen, dass ich nicht auch noch über diese kleine Kröööt ….mmmh .. Ich meine natürlich über M I N I M U S her ziehe und muss künftig auch noch Philonica in Schutz nehmen, vor meinen Freundinnen. Prisca sog unmerklich die Luft ein als ihr bewusst wurde, dass dies keine leichte Aufgabe werden würde.


    Zu allem Überfluss nötigte ihr werter Gemahl ihr nun auch noch eine freundschaftliche Beziehung zur Braut seines geliebten Augapfels ab. Oh nein ... bitte kein Kompliment! Tu´s nicht ...nicht jetzt! Doch Gracchus formulierte ein ums andere Mal eines seiner berüchtigten Komplimente, mit der er es vortrefflich verstand Prisca schwach werden zu lassen. Jedes Mal werde ich schwach! Und am liebsten würde ich über ihn herfallen!…Ein Elend, dass die Götter meinem Mann nur Fähigkeit des "Komplimente-machen", aber nicht die dazu gehörige Libido geschenkt haben. Leise seufzend stellte Prisca nicht zum ersten Mal fest, dass sie ihren Mann ungleich mehr begehrte, als er sie.


    "Ich bin überzeugt, dass Philonica und ich uns gut verstehen werden und selbstverständlich werde ich versuchen ihr stets ein Vorbild und eine gute Freundin zu sein" Puh! … Was tue ich nicht alles für meinen werten Gemahl. Es kostete Prisca durchaus Überwindung, die Worte ehrlich und nicht allzu gepresst klingen zu lassen, während sie ihrem Mann zum Dank für sein Kompliment liebevoll über den Arm strich.


    Angesichts der künftigen Herausforderungen kreisten Prisca´s Gedanken momentan mehr um Philonica und der Frage, wie man aus dem sprichwörtlich "hässlichen Entlein" wohl einen "bezaubernden Schwan" zaubern könnte als um den Verlauf des Rennens: Hmmm, …naja … man kann nicht immer gewinnen. Aber zumindest bleiben wir der Tradition treu, nicht wahr?…", kommentierte Prisca daher ziemlich gelassen und gedankenversunken das sich abzeichnende Debakel der Grünen.

  • Die finale Runde offerierte nochmals eine Spannungsklimax, denn als der Veneta-Fahrer bremste, um die erste Wende zu nehmen, näherten sich seine Verfolger bedenklich an. Immer wieder blickte Prusias zurück, während der weiße und der purpurn bespannte Wagen immer näher kamen. Dennoch gelang es ihnen nicht, die Distanz zur Gänze zu überwinden, da auch sie in der Wende zum Bremsen genötigt waren. Zwar trieben sie jedoch ihre Rosse danach aufs Neue erbarmungslos voran und pirschten sich Schritt für Schritt an Prusias heran. Nun entfachte sich jedoch ein Duell zwischen Lusorix und Pheidon, denn ersterer war keineswegs geneigt, seine Position als Zweiter zu räumen: Immer wieder lenkte der Albata-Fahrer seine in voller Geschwindigkeit dahinrasende Biga nach links oder rechts, um um Pheidon den Weg abzuschneiden, während dieser zu bremsen genötigt war, um beständig zu einem neuen Überholmanöver anzusetzen. Jenes Gefecht indessen schadete final beiden, denn abgelenkt von seinem Verfolger war Lusorix bei der nächsten Wende genötigt, überstürzt zu bremsen, sodass Prusias komfortabel seine Position ausbauen konnte und sogar Pheidon von Calydon auf der Innenbahn an ihm vorüberzog.
    Die Albata zürnte, doch dies wurde übertönt von den Anhängern der Praesina, als Rianorix und Tanco die zweite Wende erreichten: Während nämlich Tanco, der auf der Gerade noch an Distanz gewonnen hatte, scharf bremste, riskierte der tollkühne Gallier alles und stürmte in atemberaubender Geschwindigkeit an Tanco vorbei in die Wende. Mit ganzer Kraft legte er sich in die Zügel seiner Biga, um das Gespann danach zum Abbiegen zu bewegen, doch mit ängstigener Eile kam die Begrenzung der Rennbahn näher und näher, sodass die dort stehenden Helfer bereits beiseite sprangen. Nicht allein alle Grünen, sondern selbst der Quaestor vermochte seinen Blick nicht abzuwenden und die Daumen zu drücken, dass jenes ambitionierte Manöver nicht in einem Desaster endete.
    Doch in letzter Sekunde schafften die Pferde die Biegung und passierten um Haaresbreite die hölzerne Begrenzung, sodass im Lager der Grünen bereits Jubel ausbrach. Zu früh war die Erleichterung der Anhänger jedoch, wie sich sogleich zeigte, denn konträr zu den wendigen Rossen vermochte der starre Wagen nicht in derart kleinem Raum sich umzuwenden, weshalb die Räder zu rutschen begannen und die Barrikade touchierten. Mit einem lauten Krachen splitterten die Wagenspeichen und die Biga setzte plötzlich auf der rechten Seite auf der Rennbahn auf. Schien das Gespann für gewöhnlich recht stabil, so zeigten sich nun die Nachteile der Leichtbauweise, mit welcher die Factiones die Last der Pferde zu minimieren versuchten, denn dieser Satz, verbunden mit dem darauf folgenden Schleifen auf dem Boden genügte, um das Gefährt mit beachtlicher Geschwindigkeit inmitten einer dahinrasenden Staubwolke in seine Einzelteile aufzulösen. Aus dieser hervor gingen allein die beiden Rosse, noch immer verbunden durch ihr Zaumzeug und durch die Zügel, welche Rianorix sich in Auriga-Manier um den Leib gebunden hatte. Nun schleifte er auf dem sandigen Boden und mühte sich hastig, seinen Dolch zu ziehen und sich loszuschneiden.


    "Mehercle!"
    , rief der junge Flavius auf seiner Tribüne aus und riss die Hand vor seinen offen stehenden Mund, als er jene riskante Situation erfasste. Allzu lange war es nicht mehr zu einem Unfall bei den Wagenrennen gekommen, was die Gefährlichkeit dieses höchst populären Sportes ein wenig aus dem Gedächtnis hatte verbannt.


    Doch fortunablerweise gelang es dem Praesina-Fahrer nach einer Schrecksekunde doch, sich von den Zügeln zu lösen und nach einigem Purzeln über die Bahn zu Liegen zu kommen. Sogleich eilten Helfer herbei, um den zweifelsohne verletzten Auriga aufzusammeln und den Ärzten des Rennstalles zuzuführen, während nahezu unbeachtet die übrigen Gespanne das Rennen beendeten:
    1) Prusias Kynegros
    2) Pheidon von Calydon
    3) Lusorix
    4) Tanco
    5) Rianorix


    ~~~


    "Herrje, ich hoffe, dem jungen Mann ist nichts ernstliches zugestoßen!"
    , bemerkte Manius Minor an die Adresse seines Consul, der in Personalunion ja zugleich der Dominus Factionis des Verunglückten war.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!