Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

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    Original von Morrigan
    Morrigan war sich durchaus bewusst darüber, dass der Junge wohl sehr verschüchtert war. Er benahm sich fast so, als hätte man ihn gerade der Obhut seiner Mutter entrissen und in die weite Welt entlassen. Nun da Morrigan seiner Schüchternheit gewahr wurde, nahm sie ihm den Becher aus der Hand und führte ihn zu dem Bett nur um ihn darauf Platz nehmen zu lassen, sie selber stellte die Becher auf den Tisch. Nun da einige Schritte zwischen den beiden lagen, fing sie an sich rhythmisch zu bewegen, jene Bewegungen, wie sie Frauen aus dem Morgenland schon mit der Muttermilch auf sogen. Geschmeidig bewegte sie ihre Hüften und nach und nach fiele ihre Kleidungsstücke zu Boden.
    Nun da kein Stück Stoff mehr ihren Körper verhüllte, bewegte sie sich wieder auf ihn zu. Sie kniete sich vor ihn hin, nahm vorsichtig seine Hand und führte sie an ihren Busen.
    Natürlich wäre es leichter gewesen, den Jungen einfach aufs Bett zu drängen, sich auf ihn zu setzen und ihn zu zureiten. Aber dies war ja nicht Sinn der Sache. Er sollte in die Liebe eingeführt werden, in jene hohe Kunst, die es zwei Menschen ermöglicht, ihre Körper zu vereinen, und gemeinsam den Gipfel der Lust zu erklimmen. Jene Gipfel wo man sich den Göttern wohl am nächsten fühlt und sich im Elysium wähnt.
    Dies hier sollte keine schnelle Nummer werden, sie würde ihm also die zeit geben, die er brauchen würde um seine Schüchternheit abzulegen. Erst wenn er bereit wäre, dann würde sie behutsam den nächsten Schritt gehen.
    So streichelten ihre Hände auch wieder nur ganz sanft über seine Kleidung, so das ihre Berührungen wohl dem Flügelschlag eines Schmetterlings glichen, der sanft seinen Körper berührte. „Sag mir wenn du bereit bist.“ flüsterte sie ihm in seine Ohr. Ihr Gesicht kam ihm dabei so nah, das er ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte.


    Kaum hatte er von dem reinen Wein gekostet, schon ging er jenes Bechers, welcher ihm doch gleich einer stützenden Säule gedient hatte, um sich in jenen infamiliaren Gefilden anzuhalten, wieder verlustig. Stattdessen approximierte sich die Dame des Hauses nun noch weiter, ergriff aufs Neue seine Hand, wie dies auch seine Amme vor vielen Jahren bisweilen getan hatte, und geleitete ihn zum Bett, was seine widerstrebenden Regungen von Angst und Vorwitz gleichermaßen aufsteigen ließ, da mit der Liegestatt doch auch der eigentliche Anlass seiner Visite nahe trat.
    Doch mitnichten gedachte die Meretrix, deren Name dem Knaben bereits wieder entfallen war, den Akt unmittelbar zu vollziehen, sondern sie platzierte ihn gleich einem Publikum im Theater, während sie selbst die Rolle des Mimus übernahm, welcher indessen ein recht eigenartiges Programm präsentierte, wie es womöglich in den schäbigen Theatern des gemeinen Volkes bisweilen dargeboten wurde, wo eine Actrix nicht selten zum Ende der Darbietung sämtlicher Kleider verlustig gegangen war und wohl auch zu jener Zunft sich zählte, welcher seine Gespielin nachging. Dennoch erwies jenes private Spektakel sich dem jungen Flavius als durchaus inspirierend, welcher in der fortgesetzten Dämmerung des Raumes zwar noch immer trotz diverser Mühen außerstande war, die nach und nach unter der spärlichen Kleidung hervorspitzenden und sich endlich in voller Pracht präsentierenden Körperpartien länger als einige Augenblicke in voller Schärfe wahrzunehmen, ehe sie wieder zu einem rhythmisch sich neigenden Schemen verschwammen, doch eine recht lebhafte Imagination dessen gewann, wessen jener Leib im Rahmen erotischer Praktiken fähig erschien, und dass dieser augenscheinlich Proportionen aufwies, die doch gemeinhin einer Jungfrau wohl anstanden und ihr jenseits der konkreten Ausformung des Antlitzes schon das Prädikat der Schönheit zubilligten. So mochte es auch nicht erstaunen, dass der Knabe in den Lenden bereits erste Regungen verspürte, sodass, als Morrigan sich aufs Neue ihm näherte, bereits sein Membrum sich aufgerichtet hatte, obschon es dabei doch nicht nur von der Tunica, sondern auch unter dem üppigen Bauch des jungen Flavius, welcher sich nach einer Falte auch über seine Lendenpartie wölbte, verborgen war.
    All dies wurde Manius Minor, welcher doch gebannt war von der knisternden Lüsternheit, die ihn erfüllte, wie auch der geradezu konsternierenden Attraktivität jener Lupa, erst gewahr, als sein Gegenüber sich zu ihm herabneigte, ja geradezu einer Dienerin gleich auf die Knie fiel. Intuitiv mühte der Knabe sich unmittelbar, ein wenig Distanz zu gewinnen und seine Regung zu verbergen, wie dies auch tagein tagaus bisweilen vonnöten war, wenn es unter seiner Tunica, zumeist spontan und ohne jedweden Anlass sich regte, was nicht selten irritierte Reaktionen seines Umfelds provozierte. Und doch ließ er seine Hand von der Decke, auf welche diese sich stützte, durch die zarten, feingliedrige Hand des Mädchens ergreifen, folgte ohne Widerstand ihrer Führung, ehe sie mit einigem Schrecken auf ihrem Busen zum Ruhen kam. Noch niemals hatte der Knabe eine derartige Haptik verspürt, welche similär zu nichts erschien, wessen er sich in jenem Augenblick entsinnen konnte. Jene Fragilität und Weiche, die jeder Rührung auch nur eines Fingergliedes sich beugte, die doch gepaart war mit einer gewissen jugendlichen Straffheit, derer der adipöse Leib des Knaben doch weitgehend entbehrte, erweckte in toto den Wunsch, sie fest zu umgreifen, womöglich zu kneten oder gar sein Antlitz darin zu verbergen. Obschon er jenen Exemplaren nicht recht war ansichtig geworden, vermochte er doch durch vorsichtiges Erkunden der gesamten Wölbung inklusive der noch zarteren Warzen, verbunden mit jenen Remineszenzen an die von ihm beobachtete Badeszenerie in der Villa Flavia Felix, welche noch im Traume ihn hatte heimgesucht, doch eine recht plastische Fiktion jener Objekte zu imaginieren, die seine Lendengegend zu einem heftigen Ziehen inspirierten, sodass sein Membrum noch heftiger an sein abdominales Fett sich schmiegte, was seinerseits ihm doch nun jedoch durchaus adäquat erschien, sodass er es unterließ, einen zum Scheitern verdammten Versuch zu initiieren seine Lüsternheit zu verbergen, sondern die sanften Berührungen ihrer Hände gewähren ließ und ihre Frage durch ein stummes Nicken bejahte, da er doch angesichts seiner höchsten Erregung gänzlich außerstande sich fühlte, Furcht ob des nun zu Folgenden zu empfinden, ja überhaupt eines klaren Gedankens sich zu befleißigen oder auch nur sich einige Worte bezüglich seiner Situiertheit abzuringen.

    Ein leichtes Schmunzeln des Knaben kommentierte Fusus' Interjektion, welche aufs Neue die Rollenzuteilung jener Deklamationen bestätigte, während er selbst sich eines weiteren Kommentares enthielt, wie dies seiner stillen Art auch entsprach. Ebenso vermied er auch eine wortreiche Kommentierung der Proposition seines Neffen, obschon eine Disputation, welche aus einer laufenden Diskussion sich ergab, zweifelsohne bereits begonnen hatte und somit jede Frage über ihr eigenes Stattfinden erübrigt hatte, da ersteres lediglich eine Präzisierung von letzterem darstellte.


    Hingegen bedurfte die Zuweisung jenes schwarzen Peters, ja gar der Accusatorenrolle, durchaus einiger Worte:
    "Es mag ein Verbrechen sein, doch stehen wir in diesem Falle keineswegs vor Gericht!"
    , interjezierte er somit, den Anverwandten, eine freundschaftliche Neckerei hinzufügend:
    "Mir scheint, du fürchtest dich, den Anfang zu machen! Und das, obschon du doch weitaus älter bist als ich!"
    Jene These war nicht zur Gänze korrekt, da doch Fusus seinen 'Onkel' lediglich um wenige Lenze übertraf, doch wagte der junge Flavius zur Pointierung seiner Aussage jene Übertreibung. Dessenungeachtet jedoch sandte er sogleich eine wegwerfende Handbewegung hinterher, um einesteils die Nichtigkeit seiner Worte zu konfirmieren, andernteils eine Großspurigkeit zu demonstrieren, die er lediglich in Präsenz seines vertrauten Freundes zu mimen wagte.
    "Doch fürchte dich nicht, ich werde den Beginn auf mich nehmen. Ich werde nur nochmals rasch einen Blick auf meine Unterlagen werfen."


    Auch dies entsprach nicht völlig der Wahrheit, da doch ein Blick auf die Unterlagen Manius Minor lediglich ein verschwommenes Feld von Wachs präsentiert hätte. Da aber Fusus inzwischen selbstredend über die visuelle Unzulänglichkeit seines 'Onkels' informiert war, mochte der übertragene Sinn sich jenem nicht entziehen. In der Tat zog der Knabe sich somit hinter eines der Bücherregale zurück, gefolgt von Patrokolos und der Tabula, die dort in relativer Abgeschiedenheit verbal zu repetieren war, unterbrochen von diversen Einwänden und Reformulierungen des sich hiesig präparierenden Rhetors, welcher bisweilen gar ganze Passagen rezitierte, um ihrer nochmalig sicher zu werden, ehe der große Auftritt erfolgte.


    Endlich war Rekapitulation der gesamten Rede jedoch vollendet, sodass Herr und Knecht sich neuerlich zu Fusus begaben in der Hoffnung, dass jener ebenfalls seine Präparationen abgeschlossen hatte und bereit war, die Schlacht zu beginnen, respektive die erste Parade zu führen.
    "Kann ich beginnen?"
    , fragte der Knabe somit ein letztes Mal.

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    Original von Morrigan
    „So wünscht er das?“ fragte sie mit verführerischer Stimme.
    Ohne ihren Blick von dem Mann vor ihr zu nehmen, fragte sie den Sklaven. „Und du? Willst du hier warten, oder auch unsere Dienste in Anspruch nehmen?“
    ...
    Sie lies dem Jungen die nötigte Zeit sich umzusehen und sich ein Bild von dem Zimmer zu machen, bevor sie nun leise sprach. „Möchtest du erst mal einen Becher Wein?“ Morrigan goss natürlich sogleich einen Becher ein. Sie wollte, das der jungen Mann etwas lockerer wurde, schließlich sollte er das ganze hier genießen und nicht unter irgendwelchem Druck stehen. Genau diesen Druck wollte sie ihm nun auch mit ihren nächsten Worten nehmen. „Du musst dir keine Sorgen machen, dies hier ist keine Prüfung, du kannst hier nicht versagen. Du hast eigentlich nur eins zu tun, schalten deine Gedanken aus, denke nicht nach und genieße was passiert.“ während sie diese Worte sprach fuhren ihre Hände zärtlich streichelnd über den Körper des Jungen.


    In der Tat war der Knabe nur um weniges kleiner als das Freudenmädchen, doch da er das Haupt gesenkt und ihm jenes nun durch den Fingerzeig erhoben wurde, fühlte er sich doch eher einem Unmündigen gleich, welcher von seiner Mutter oder einem anderen weiblichen Anverwandten zu vermehrtem Stolz wurde angehalten. Dessenungeachtet erschien die Frage der Lupa als eine finale Option, seinem Schicksal zu entgehen, indem er eben jene negierte, was indessen bei näherer Betrachtung kaum als adäquate Alternative erschien, da sie in jenem provokanten Unterton gestellt war, welcher vielmehr an seine Mannhaftigkeit appellierte und sämtliche Repliken jenseits der Konfirmation als infantiles Zurückweichen disqualifizierte, weshalb der junge Flavius endlich auch stumm nickte, zumal in ihm jene Situiertheit neben der Furcht durchaus auch einen gewissen Vorwitz erweckte, wie ein derartiger Verlust der Jungfräulichkeit sich wohl gestaltete.
    Dennoch fühlte er sich zurückgelassen, als sein geliebter Patrokolos so freiheraus sich mit einem,
    "Ich würde auch gern eine der Damen entführen!"
    , verabsentierte, da er doch nun in völliger Einsamkeit jener Sirene ausgeliefert war, die, kaum hatte er seinen Sklaven aus den Augen verloren, ihrerseits seine Hand ergriff, um ihn in die Tiefen des Bordells zu ziehen, aus denen er als echter Mann zu entsteigen berufen war. Indessen fühlte er sich weiterhin recht kleinmütig, versuchte die Impressionen, welche sich im Durcheilen der Gänge und Säle ihm darboten, einem Schwamm gleich in sich aufzusaugen, obschon hierbei lediglich eine überaus selektive Auswahl sich ihm überhaupt erbot, da das Licht wenig geeignet war die weiter entfernten Malereien und Szenerien zu illuminieren, während die Näheren sich ihm ob seiner Fehlsicht entzogen.


    Doch endlich waren sie an ihrem Ziel angekommen, einem Kämmerlein, welches eine gewisse Similität zu einem Cubiculum aufwies, zumal das spärliche Licht zweifelsohne den Schlaf hätte begünstigt, was zugleich jedoch seine Sicht erschwerte und ihn so mehr beklommen das Kommende erwarten als aktivisch den Raum erkunden ließ. Letztlich erschrak er somit beinahe, als ihn eine neuerliche Frage erreichte, die neuerlich lediglich mit einem Nicken repliziert wurde. Stumm ergriff er so auch den Becher, nahm einen Schluck und erkannte, dass es sich augenscheinlich um mit keinem oder wenigem Wasser verdünnten Vinum Merum handelte, was dem Knaben von zu Hause her gänzlich infamiliär war und sogleich eine gewisse Hitze des Rachens evozierte, nachdem er artig davon genommen hatte. Zugleich regte ihn jenes Ritual zu Spekulationen hinsichtlich der Funktion eines derartigen Trunks an, da er doch bereits vernommen hatte, dass gewisse Substanzen die maskuline Erektion zu inspirieren oder zu prolongieren geeignet waren, andere hingegen den Schlaf oder ein Hinwegtreten in den Rausch begünstigten, womit die zu erwartenden Wirkungen keineswegs zu antizipieren, sondern fatalistisch zu ertragen waren.
    Auch die folgende Annotation war eher geeignet Manius Minor zu disturbieren als ihn zu kalmieren, da sie doch recht treffend seine Ängste verbalisierten und damit aufs Neue vergegenwärtigten, was zu verdrängen er sich doch redlich bemühte. Jener immanenten Furcht vor der Terra incognita der Liebeskunst war es wohl auch geschuldet, dass er bei der ersten Berührung prompt zusammenfuhr und hektisch die Luft einsog, als habe ihn ein gedungener Mörder in der Gasse aufgespührt. Doch zugleich lähmte Furcht, gepaart noch immer mit einer gewissen Indiskretion ihn sich der Berührungen zu erwehren, nahm letzteres sogar derartig Überhand, dass er sich gar mühte, Morrigans Ratschluss zu befolgen und das ewige Spintisieren über sein Handeln, sein Hadern und seine Furcht zu verdrängen, was indessen nicht von Erfolg gekrönt war: Zwar sog er nun, da Morrigan ihm derartig nahe trat, ihren Duft in sich auf, glaubte gar ihre Wärme vor seinem Angesicht zu spüren, doch gemahnte ihn seine Inkapazität, ihrer in ihrer vollen Attraktivität ansichtig zu werden, obschon er dies doch sehnlichst wünschte, seiner Unzulänglichkeiten, insonderheit auch hinsichtlich der Unkenntnis, welches Handeln nun ihm oblag, da er doch gleichsam passivisch umgarnt wurde, anstatt, wie es dem ihm bisherig vermittelten maskulinen Wesen entsprach, aktivisch das Heft des Geschlechtsaktes in die Hände zu nehmen. Stattdessen verblieb es ihm lediglich, in desperatem Ansinnen die Augen zusammenzukneifen, um diese doch zur Leistung ihres natürlich prädisponierten Dienstes zu nötigen, und zur Kompensation dieser Misere zu versuchen, jenen kurzen Augenblick zu aktivieren, in welchem die Lupa sich bei ihrem Auftritt im Atrium des Hauses einerseits in hinreichender Distanz, da er sie in voller Schärfe hatte wahrnehmen können, andererseits in hinreichender Proximität zu Erfassung diverser Details ihres Äußeren hatte befunden.

    'Aufregend' erschien dem jüngsten der Flavii durchaus als adäquate Umschreibung einer derartigen Festivität, jedoch in seiner reflexiven Form mit 'sich', da eben jener Zustand zweifelsohne adäquat die Reaktion ihrer gravitätischen Anverwandten (womöglich sein Vater oder gar Onkel Furianus) auf ein derartiges Ansinnen würde umschreiben. Dessenungeachtet vermochte der Knabe keineswegs sich eine adäquate Kostümierung seiner selbst zu imaginieren, obschon ihm erstlich eine Schnecke in den Sinn kam, was er unmittelbar verwarf, ohne indessen etwas Adäquateres, womöglich einen Helden der hellenischen Mythen mit einem ihm similären Charakterzug, zu ersinnen.


    Doch waren sie erfreulicherweise nicht genötigt jenen Faden weiterzuspinnen, da doch das Geschehen im Sande der Arena ihre volle Appetenz erforderte und der liebe Fusus neuerlich der Aufklärung hinsichtlich der Gepflogenheiten des Arenensportes bedurfte.
    "Nein, üblicherweise nicht. Hier handelt es sich ja durchaus um ausgebildete Arenenfechter, welche doch zu wertvoll sind, als dass man sie um jeden Preis dem Tode überantwortet."
    , explizierte er somit freiheraus.
    "Durchaus riskieren diese Recken ihr Leben zu unserem Divertisement, doch nur ob der scharfen Waffen, welche sie führen. Und der Retiarius hat ja durchaus auch einige Blessuren davon getragen."
    Deutlich konnte man von den privilegierten Plätzen der senatorischen Bevölkerungsgruppen ja das Blut erkennen, welches aus der Nase des Unterlegenen quoll.

    Jene Gestalt, welche sich ihm nunmehr approximierte, erstaunte den jungen Flavius zutiefst, da er niemals in seinem Leben einer derartig spärlich bekleideten Person ansichtig geworden war, sofern man von Tänzerinnen anlässlich diverser Festivitäten absah, welche hingegen bei dem Knaben zu keiner Zeit sexuelle Konnotationen evoziert hatten, was in diesem Falle gänzlich konträr sich gestaltete angesichts jenes provokanten Blicks, wie auch jener wogenden Lenden, welche eine katzenhafte Geschmeidigkeit implizierten, die dem Knaben einerseits eine Temperierung seiner Körpersäfte evozierten, andererseits ihn beklommen zu Boden blicken ließen.
    Als er neuerlich aufblickte, hatte der orientalische Engel sich hingegen bereits in derartiger Weise approximiert, dass Manius Minor selbst durch das Zusammenkneifen der Augen und similäre Bemühungen nicht mehr imstande war, die ihm gegenübertretende Person in einem scharfen Bild zu erkennen. Vielmehr verschwammen der kirschrote Mund, die Konturen des zarten Näslein wie auch die großen Augen zu dunklen Flecken inmitten eines amorphen, von schwarzer Masse eingerahmten Ovals, das zweifelsohne das Haupt der Dame darstellte. In ebensolcher Weise vermochte der Knabe bei jenen Lichtverhältnissen auch kaum mehr den flachen, blassen Bauch von dem gülden bestickten Bedleh zu divergieren, was überaus deplorabel dem Knaben erschien, da gerade jener Umstand, dass die Dame von einer Verhüllung ihrer straffen abdominalen Partien abgesehen hatte, sein sonderliches Interesse evoziert hatte.
    "Ich... nun..."
    , war dennoch sämtliches, was Manius Minor hervorzubringen imstande war, da trotz jener Abkühlung des Gemütes durch den Verlust eines klaren Bildes jene Atmosphäre, das infamiliare Selbstbewusstsein jener spärlich bekleideten Person und die Aussicht der Aufgabe seiner Jungfräulichkeit ihn doch in nicht geringem Maße derangierten. Hingegen schien all dies seinem geliebten Patrokolos zur Gänze zu entgehen, da er doch augenblicklich in die Bresche sprang und nicht ohne ein Timbre, welches der Knabe als vergnüglich identifizierte, verkündete:
    "Mein junger Dominus hier wünscht eine Einführung in die Liebeskunst. Eine grundlegende Einführung."
    Jene Explikation mochte eine gewisse Codierung implizieren, doch Manius Minor erschien sie dennoch höchst inadäquat, da nicht er, sondern vielmehr Patrokolos an dieser Stelle überhaupt irgend geartete Wünsche mit jener Visitation verband, während er noch immer es bevorzugt hätte, dem Etablissement unverzüglich den Rücken zuzukehren, weshalb ihm nur verblieb genierlich den Boden zu betrachten, dessen Musterung ob seiner Fehlsicht ebenso sich ihm nicht recht erschließen mochte.

    Endlich war er schließlich gesalbt und angetan, wie es sich für diesen Tag geziemte: eine frische, sorgsam gebleichte und damit dem Kleide eines Candidatus nicht unähnliche Tunica mit den leuchtenden Purpurstreifen eines Senatorensohnes hatte man ihm bereit gelegt, darüber eine ebensolche Toga (selbstredend ohne einen Latus Clavus, welcher nur Magistraten und Sacerdotes zuzustehen pflegte) und ein Paar güldene, gedrehte Armreife, wie auch den gleichermaßen güldenen Ring, den sein Vater ihm zu seinen Liberalia vermacht hatte. Da der Tag seiner Geburt auf den Festtag des Iuppiter Liber gefallen war und dieser gleichsam als sein diviner Patron zu titulieren war, dem er in Ermangelung eines eigenen Genius an diesem Tage zu huldigen pflegte, fühlte der Knabe sich ohnehin seltsam an jenen Tag vor zwei Jahren zurückversetzt, welcher ihm damals doch ob seiner Immaturität überaus unplaisierlich im Andenken verblieben war. Hatte er damals erst vierzehn Lenze gezählt, so war er nun mit sechzehn Jahren in jenem Alter, welches eigentlich dazu bestimmt war, einen Knaben seiner Bulla zu berauben und die Toga Virilis zu bescheren. Konträr zum Tage seiner Liberalia hätte dieser Tage wohl auch die Darbringung seiner ersten Rasur keinerlei Umstände bereitet, da doch seit einiger Zeit die ersten Barthaare unter seiner Nase spriesten, deren Stutzung ob ihres überaus gemächlichen Wachstums am heutigen Tage wieder nicht von Erfordernis gewesen war, doch immerhin bereits drei Male des barbierlichen Messers bedurft hatten. Similär zum damaligen Festtage hingegen war wohl das Fehlen seiner geliebten Mutter, obschon diese in jenen Tagen lediglich entfernt von Rom verweilt und somit die Hoffnung wach gehalten hatte, sie in Kürze wieder in die Arme zu schließen, während am heutigen Tag die schmerzliche Gewissheit bestand, dass dies nimmermehr geschehen würde, ehe der junge Flavius im Elysium mit ihr sich wieder vereinen mochte.


    In jenem düsteren Gedanken verweilend betrat der Jüngling endlich das Atrium, wo zweifelsohne bereits seine Anverwandten wie die Dienerschaft ihn erwarteten, um ihm seine Aufwartung zu machen und womöglich bereits mit Präsenten zu überhäufen.

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    Original von Dracon
    Geschäftige Blicke, alles lief ruhig ab. Die Kunden wurden von den Mädchen umsorgt und nach ihren Wünschen bedient. Dracon sah nach der Tür, es klopfte. Er öffnete, ein junger Mann in Begleitung. Gut gekleidet, für den ersten Eindruck reichte es eingelassen zu werden. " Salve, tretet ein. Man wird sich gleich um euch und eure Wünsche kümmern." Dracon machte eine einladende Geste und gab zugleich den Eingang für die beiden Besucher frei.Er winkte einem der Mädchen, dass es sich sogleich um die beiden Gäste bemühen sollte.


    Der Knabe fuhr zusammen, als die Tür aufriss und eine Gestalt sich zeigte, die augenscheinlich von großer Körperfülle, hingegen von geringem Haarwuchs war, womit die Gelegenheit zur Flucht irreversibel vertan war, wie ebenso der sanfte Druck hinter seinem Rücken, welcher zweifelsohne von Patrokolos stammte, attestierte. Zaghaft nötigte der junge Flavius sich somit, einen lunular behängten Calceus vor den anderen zu setzen und jenes Gebäude zu betreten, welches ihm gänzlich fremd war und bereits hinsichtlich seines Odeurs eine Alienität aufwies, die ihn erschaudern ließ, während er zugleich unbeirrt vorangeschoben wurde durch seinen Leibsklaven.
    In einem Anflug bitterer Selbstironie fühlte er sich beinahe geneigt auf die Worte des Ianitors lautstark die Frage aufzubringen, worum es sich bei seinen Wünschen denn überhaupt handelte, um welche man sich nun so vielversprechend zu kümmern gedachte, da eben jene, nämlich das Ausreißen aus jener inkommoden Situiertheit und das Verbergen im Cubiculum der Villa Flavia Felix, keineswegs durch das hiesige Personal zu realisieren waren, sondern lediglich in seinem höchsteigenen Vermögen lagen. Doch nach einem furchtsamen Blick zurück, wo sein geliebter Patrokolos den Spartiaten des Leonidas an den Thermopylen gleich jeden Weg zurück versperrte, ließ ihn letztendlich erkennen, dass er nun jenen Erfüllern seiner vermeindlichen Wünsche inevitabel ausgeliefert war wie ein Sklave seinem Herrn.

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~


    Wärme. Und nun letztlich auch wieder Frieden, nachdem in den letzten Tagen bisweilen die Enge seines Hauses als überaus bedrückend sich erwiesen hatten, ihn bisweilen geradezu derangiert hatte aufbegehren lassen. Mochte sie auch nicht bester Laune sich erfreuen, ja gar aufs Neue eine gewisse Erregung verspüren, so hatte sie ihm doch nach dem Erheben ein wenig Relaxation vergönnt, welche er für ein behagliches Schläfchen genutzt hatte. Doch nun, da er erwacht war, verspürte er die Neigung, ein wenig von seinem Trank zu kosten, welcher ihm so leichtlich zur Verfügung stand und die ihm offenbarte, dass sie am Vortage wohl ein wenig leckeren Obstes konsumiert hatte. Kaum hatte er sich gesättigt, führte er aufs Neue den Daumen zum Munde und begann fröhlich daran zu lutschen, ihn mit seiner Zunge zu erforschen und den Fingernagel zu umtasten.
    Und doch schien irgendetwas Irrititation zu bieten, ob dessen er sich in seiner wärmenden Höhle zu regen bemüßigt fühlte, ehe ihm bewusst wurde, dass seine liquide Umgebung sich zu verflüchtigen begann. Schon musste er Notiz nehmen, wie seine der Boden sich seinen Füßen sanft anschmiegte und der liquide Platzhalter an seiner Stirn vorbeiwaberte und schlichtweg seine kleine, behagliche Welt verließ. All dies alarmierte ihn aufs höchste, was nun auch auf sie sich übertrug, sofern diese Emotionen sich nicht antipodal fortpflanzten. Dann erfolgten bereits hektische Bewegungen, die ihn hin und herstießen, fortunablerweise gedämpft durch die weiche Bewandung seiner Wohnhöhle, ehe ein letztes Mal Ruhe eintrat, während er doch gedämpfte Laute vernahm, die von draußen sich an sein Ohr drängten und einer gewissen Tension nicht entbehrten.


    Schon ahnte er Schreckliches. Doch mitnichten hätte er sich träumen lassen, wie grausig sich die Fortgänge evolvieren würden: Mit einem Mal erbebte seine Welt aufs Neue, wieder und wieder und die Wände seines Heimes neigten sich bedenklich ihm zu, ja schienen ihn gänzlich erdrücken zu wollen, was untermalt wurde von ihren gellenden Schreien, als habe sie sich heftig gestoßen, wie dies vor wohl etwa einem Monat sich bereits ereignet hatte, doch nun ins Indefinite potenziert! Panik verbreitete sich in ihm, schon fürchtete er von den Wänden seiner Kammer erdrückt zu werden, als er mit einem Mal verspürte, dass sein Haupt nicht mehr gegen jene Decke stieß, die sich dort stets befand, sondern eine Öffnung sich aufgetan hatte, die angesichts der Kontraktionen seines Heimes als similärer Ausweg erschien. Ohnehin blieb ihm keinerlei Wahl, denn schon hatte seine Kammer sich derartig verengt, dass er wie von selbst die feuchten Wände entlang in jenes Loch glitt, das auf wundersame Weise über ihm sich aufgetan hatte.
    Doch keineswegs erwies sich dies als plaisierlicher Weg, denn jener Pforte folgte ein schier endloser Gang, dessen Enge ihm die Furcht einjagte, sein Kopf möge ob des Druckes aller Seiten bersten, seine Gliedmaßen würden in inadäquate Richtungen gebogen und verdreht werden, während er sich doch langsam, aber stetig fortbewegte, gedrängt von rhythmischen Kontraktionen und dem weiters hilariösen Schreien von draußen, das ihn in schiere Agonie versinken ließ, zumal sich jene Qualen ausdehnten, ja geradezu nimmer endend sich gerierten.


    Doch mit einem Male vernahm er inmitten seines Laborieren, wie die Geräusche von draußen sich approximierten, ja wie es gar heller zu werden schien vor seinem Antlitz und mit einem Male vernahm sein Haupt eine haptische Impression, welche gänzlich konträr zu allem sich erwies, was er jemals verspürt hatte, denn nichts schien seine feinen Härchen zu umgeben und gegen seine weiche Haut zu drücken. Obskurerweise regte sich in ihm in all jener Enge und jenem Schmerz, den die drängenden Wände des Tunnels seinem zerbrechlichen Leibe zufügten, ein gewisser Vorwitz, als sein Gefängnis ihn nach und nach preis gab in eine Welt voller gleißendem Licht und hektischer Laute.
    Grob griff etwas nach seinem Kopf, zerrte an ihm und entriss ihn endlich gänzlich dem Foyer seines Hauses, woraufhin ihn eine obskure Kühle und Leichtigkeit umfang, da nunmehr keinerlei Flüssigkeit oder Membran seine Regungen bremste, er jedweden Boden unter den Füßen, jedweden Schutz um sich vermisste und man ihn endlich an der Brust empor hielt. Mit schrecken vernahm er einen Schlag an seinem Gesäß, geleitet von einem Klatschgeräusch und mit einem Male füllten sich seine Lungen mit Luft und er brüllte vor Schmerz und Entsetzen seinen allerersten Atemzug in jene aliene Welt hinaus.

    ~ ~ ~


    "Ahhh!"
    Manius Minor schreckte hoch und blickte voll Verwirrung um sich, kniff die Augen zusammen um jener schmerzenden Helligkeit zu entgehen, die soeben ihn noch umfangen hatte, doch wurde er sich rasch gewahr, dass er mitnichten in der Luft hing, sondern vielmehr sicher in seinem Bett saß, wo ihn zweifelsohne neuerlich ein Nachtmär heimgesucht hatte, sodass er vorsichtig die Augen öffnete, um auch schon eine Regung nahe der Pforte seines Cubiculum zu vernehmen.
    "Domine..."
    , entfuhr es Patrokolos, ehe ein herzhaftes Gähnen folgte. Der Knabe indessen blickte nun, da er der Entlassung aus Morpheus' Reich mit seinen grotesken Trugbildern gewahr wurde, zu den verschlossenen Läden seiner Kammer, durch die bereits Sonnenstrahlen spitzten, was gewisse Rückschlüsse auf den Fortschritt des Morgens darbot und somit einen neuerlichen Schrecken induzierte:
    "Patrokolos, ich muss verschlafen haben!"
    Zweifelsohne hatten die Lektionen des Qunctius bereits begonnen, womöglich erwarteten Iullus und Atilianus ihn bereits voller Unrast im Atrium! Anstatt durch jene Hypothese jedoch hektische Betriebsamkeit seines Leibsklaven zu evozieren, vernahm er lediglich ein unterdrücktes Lachen aus Richtung der Tür.
    "Aber Domine, heute ist doch dein Geburtstag! Meine herzlichsten Glückwünsche!"

    Hatte der junge Flavius bereits vor geraumer Zeit jenen Traum verlebt, welcher ihn kategorisch des Erwachens seiner virilen Kräfte gemahnt hatte, so waren die folgenden Tage bisweilen geprägt gewesen von Zwiegesprächen mit seinem geliebten Patrokolos, der einesteils genötigt gewesen war, seine nokturnen Eskapaden zu legitimieren, was ihm endlich ob seiner kalmierenden Influenz gegenüber dem jungen Herrn recht bald gelungen war, andernteils auf eben jenen eingedrungen war, dieses Erwachen keinesfalls als Irritation, sondern vielmehr als erfreuliche Bereicherung seines Lebenswandels zu betrachten und mit jenen Kräften zu experimentieren, die die Natur, ja womöglich gar sein Genius, ihm zum Präsent gemacht hatten, zumal sie eines Tages ohnehin für die Perpetuierung der Flavii Gracchi vonnöten sein würden.
    Jenem Drängen war es auch zu verschulden, dass Manius Minor an diesem Tage einem Kaninchen im Angesicht der Schlange gleich vor jenem Etablissement stand, welches für gewöhnlich keineswegs auf dem Heimweg zwischen dem Rhetoren unweit des Forum und der Villa Flavia Felix auf der Höhe des Quirinals sich befand. Dennoch hatte Patrokolos derartig lange insistiert, dass die Sammlung derartiger Experienzien zwingend in einem professionellen Rahmen, wie ein geschmackvolles Lupanar ihn bot, zu erlangen waren, um womöglich später, sofern sich die Opportunität ergab, noch immer auf die Sklavinnen des Hauses, welchen ja auch die Traumfigur des Knaben entstiegen war (von der der junge Flavius selbstredend nach einigem Interrogieren ebenfalls berichtet hatte und deren Name sich als Alcisthene herausgestellt hatte, wie der findige Patrokolos rasch in Erfahrung gebracht hatte), zurückzugreifen war.
    "Sorge dich nicht, Domine. Es wird zweifellos ein schönes Erlebnis! Keineswegs musst du irgendwem etwas beweisen und sofern die Damen dir dort nicht zusagen oder du mit dem Resultat unzufrieden, stehen wohl noch hunderte weitere Etablissements zur Verfügung und wir müssen niemals mehr hierher kommen!"
    , versuchte der Sklave in augenscheinlich bester Laune ein letztes Mal, seinen Herrn ein wenig zu tranquillieren, ehe er sich auch schon umwandte und gegen die verschlossene Pforte klopfte.


    Indessen erwog der Knabe bereits, sich schlicht umzuwenden und seinem Diener zu befehlen, ihn unverzüglich nach Hause zu geleiten, da doch die Ars Amatoria ihn noch immer schreckte, zumal ihm nicht entgangen war, dass Patrokolos überaus verwundert sich erzeigt hatte, dass seine Libido erst nun, kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag, erwacht war, womit zu präsumieren war, dass auch Fremde die Erwartung würden hegen, dass er bereits über eine gewisse Expertise verfügte, obschon er durch seine kleine Statur und den eher infantil wirkenden Leibesumfang womöglich bezüglich seiner Lenze nicht korrekt würde kategorisiert werden. Hinzu trat dessenungeachtet eine Furcht, ob seiner Fehlsicht die Schönheit der Lupae überhaupt nicht zu würdigen imstande zu sein, da doch auch die anregenden Rundungen der Feminität in unmittelbarer Proximität, welche sich beim Vollzuge des Geschlechtsaktes nicht würde vermeiden lassen, zu einer indefiniten Masse würden verschwimmen, was womöglich seine erektilen Funktionen, welche er die vergangenen Tage bisweilen hatte erforscht, mäßigen würden und ihn somit der Gefahr entblößten der Impotenz verdächtigt zu werden.
    "Gehen wir lieber, Patrokolos!"
    , äußerte der Knabe somit endlich, sich seinem Schicksal des Hasenfußes, der er zweifelsohne ob seiner Abstammung war, ergebend, als sich just in diesem Augenblicke an der Tür etwas regte.

    Gerade hatte er den Beschluss gefasst, sich seine Tunica schlichtweg zu entledigen, als mit einem Male die Tür hinter seinem Rücken sich öffnete und er gleich einem ertappten Dieb sich umwandte, zumal er in misslicher Lage sich befand und eine Detektion schon befürchtete. Jene Person, die ihn disturbiert hatte, schenkte ihm indessen keine Beachtung, sondern betrat rückwärtig das Cubiculum, dabei ein schmatzendes Geräusch produzierend. Als sie ihm endlich das Haupt zuwandte, identifizierte der junge Flavius schließlich seinen geliebten Patrokolos, was ihn ein wenig kalmierte, er er diesem doch seine Unzulänglichkeit anvertrauen konnte.
    "Patrokolos!"
    , adressierte er den späten Heimkehrer, der seinerseits erstarrte, als er seinen Herrn in einer befleckten Tunica inmitten des Cubiculums erblickte und rasch die Tür hinter seinem Rücken schloss, sodass Manius Minor lediglich eine vage Hypothese zu bilden imstande war, dass dahinter der Schatten einer weiteren Person hinfortgehuscht war. Doch verblieb ihm keine weitere Option, dies weiter zu reflektieren, denn schon ergriff Patrokolos die Initiative, indem er auf ungläubige Weise seinen Herrn ansprach:
    "Domine, was tust du?"
    "Ich bemühe mich, meiner Tunica ledig zu werden. Mir ist ein... Malheur geschehen!"
    , erfolgte prompt die Replik, da er doch nicht recht vermochte seine widersprüchlichen Emotionen in adäquate Worte zu kleiden, welche einem Dritten jene mysteriösen Körperregungen zu vermitteln imstande waren. Hingegen erhob Patrokolos, der eine Öllampe mit sich in den Raum gebracht hatte, eben jene, um die Szenerie genauer zu beleuchten, was zugleich auf verbale Weise erfolgte, als er des Fleckes gewahr worden war:
    "Hast du dich...eingenässt?"
    "Nein. Und ja, gewissermaßen."
    "Benötigst du frische Bettwäsche?"
    "Nein. Lediglich meine Tunica. Eine frische Tunica, ja."
    Überaus inkommod war jener Dialog, den sein Sklave ihm aufnötigte, da er trotz der vertraulichen Relation, die er zu jenem pflegte, Skrupel verspürte den Hergang seines nächtlichen 'Malheur' im Detail zu explizieren, andererseits aber doch den Verdacht auszuräumen gedachte, er habe neuerlich einem Kleinkinde gleich in die Tunica sich entleert, was Patrokolos indessen nicht hinderte, ihn genau diesbezüglich zur Rede zu stellen:
    "Hattest du etwa... einen feuchten Traum?"
    Hinter jener Vokabel vermochte der junge Flavius sich deplorablerweise nichts vorzustellen, zumal er dieses als Vorwurf nokturner Blasenentleerung interpretierte-
    "Einen feuchten Traum? Was darf ich darunter imaginieren?"
    "Hast du geträumt, es mit einem Mädchen zu treiben? Oder...mit einem Jungen?"
    Der Knabe erstarrte ob der Zielsicherheit, mit welcher sein Sklave in medias res gestoßen war, zumal Sexualität eine überaus heikle Thematik darstellte, welcher er bisherig noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte, obschon ihm selbstredend bewusst war, auf welche Weise Kinder produziert wurden und dass es dem Usus entsprach, dass Männer sich zum weiblichen Geschlecht (in speziell zu bestimmten Partien des femininen Körpers) hingezogen fühlten oder bisweilen selbstredend auch zu ihresgleichen, schließlich ebenso, dass der Geschlechtsakt keineswegs nur dann zu intendieren war, wenn ein Kinderwunsch bestand. Diesbezüglich war die römische Gesellschaft diesem Thema doch zu aufgeschlossen, erblickte er doch beim Flanieren durch die Gassen hier und da eindeutige Graffiti oder die Reklamen von Lupanaren, las in den Dramen, mit welchen er sich die Zeit vertrieb, vom Werben und dessen Erfolgen oder vernahm diesen oder jenen zotigen Kommentar aus Gesprächen von Passanten oder gar zu vorgerückter Stunde auf Gastmählern. Indessen schreckte es ihn doch, da er bis vor geraumer Zeit keinerlei Bedürfnis in jeneDirektion verspürt, ja mit Ausnahme seiner Anverwandten gar eine gewisse Furcht vor dem Weiblichen gepflegt hatte. Und doch war ihm zuletzt allzu deutlich geworden, dass zahlreiche Dienerinnen des Hauses, aber auch Damen auf der Straße über gewisse Reize verfügten, die den Knaben nötigten ihnen nachzublicken oder gar zu spekulieren, welchen Anblick sie wohl böten, so man sie ihrer Kleider beraubte. Dennoch vermochte er all dies nicht zu ordnen oder zu reflektieren, sodass er endlich eine evasive Replik wählte:
    "Nicht direkt."
    Dies war durchaus nicht die Unwahrheit, und doch genügte jene Negation augenscheinlich, Patrokolos' Hypothese zu verifizieren, denn er brach in ein Gelächter aus, welches Manius Minor noch weiter konfundierte und ihn schamhaft erröten ließ, obschon er sich doch keiner Schuld bewusst war.
    "Du musst dich nicht grämen, Domine! Das passiert!"
    Schon hielt der Sklave auf ihn zu und griff nach dem Saum der Tunica, um diese dem nunmehr vollständig konfundierten Manius Minor zu entreißen, wobei aufgrund des Odeurs aus Patrokolos' sich erkennen ließ, dass dieser augenscheinlich dem Weine zugesprochen hatte. Jenem Umstand sich zuzuwenden war der Knabe indessen noch nicht geneigt, da es doch so erschien, als verfüge sein Diener bezüglich jener neuen Impressionen über eine gewisse Expertise, an welcher zu partizipieren er gedachte:
    "Wie 'das passiert'? Dir auch?"
    , fragte er somit verhalten, während ihm sein beflecktes Kleid über das Haupt gezogen wurde und er somit in völliger Blöße vor Patrokolos sich wiederfand. Geschäftig faltete dieser nun das Gewand, während er leutselig sich bezüglich seiner Experienzen äußerte:
    "Naja, schon lange nicht mehr. Aber ja, es ist mir bereits passiert. Aber wenn man regelmäßig mit einem Mädchen liegt, dann passiert es nicht mehr."
    Manius Minors Augen vergrößerten sich immer weiter, als er gewahr wurde, dass sein geliebter Patrokolos, jener Freund, der doch eine similäre Asexualität für ihn besaß wie ein Tisch, bereits mit Mädchen sich bettete. Nun übertraf er ihn durchaus an Alter, zugleich wurde sein attraktives Äußeres nicht selten gepriesen, womit der Gedanke keinesfalls abwegig erschien. Doch hatte der Knabe ihn schlichtweg niemals gedacht. Immerhin nächtigten sie doch stets im selben Raum, damit der Sklave ihm zu jeder Tages- wie Nachtzeit zu Diensten stand. In der Konsequenz musste er sich also bisweilen davon stehlen, um amouröse Abenteuer zu bestehen, ihn folglich zurücklassen für seine Begierden! Eine gewisse Eifersucht entbrannte in ihm, als der junge Flavius seinerseits kritisch zu fragen begann:
    "Mit welchen Mädchen liegst du denn? Schleichst du dich davon?"
    Hingegen schien der Sklave all dies als gänzlich unproblematisch zu ästimieren, denn freiheraus replizierte er, als berichte er über eine Vorliebe an Speis und Trank:
    "Nunja, ich treffe immer wieder welche. Zum Beispiel auf dem Forum, während du bei Magister Quinctius unterrichtet wirst. Oder hier in der Villa. Ich bin ja immer nur kurz dort, wenn du mich nicht brauchst. Und danach komme ich natürlich wieder schnell zurück. Möchtest du dich übrigens selbst reinigen?"
    Kritisch blickte er im Licht der Lampe hinab zu jener verklebten Masse, die sich in der Scham seines Herrn verfangen hatte, wobei diesem ob seiner Fehlsicht selbstredend entging, dass jener Blick aufs Deutlichste transportierte, dass der Sklave keineswegs geneigt war, jenes Malheur selbst zu beseitigen. Doch ohnehin war dem noch immer nackend inmitten seines Cubiculum verweilenden Manius Minor nahezu entfallen, was ihm selbst soeben widerfahren war, nachdem er nun von der sexuellen Aktivität seines Patrokolos erfahren hatte, die ihm doch als Konkurrenz zu ihrer exklusiven Relation erschien:
    "Und wenn ich deiner des Nachts benötige? Wenn mich ein übler Traum plagt?"
    Nun erst schien der Sklave gewahr zu werden, dass jenes freimütige Geständnis womöglich auf geringes Verständnis stieß, denn er positionierte die Lampe wieder auf der Kommode und strich sich verlegen durchs Haar.
    "Nun, ich bin ja nicht ständig fort! Nur selten eigentlich!"
    Nur in geringem Maße mochte diese Zusage die Erregung des jungen Flavius zu kalmieren, doch ließ ein sanfter Windhauch, der durch die verschlossenen Läden des Raumes drang, ihn seiner entblößten Situiertheit gedenken, der abzuhelfen nun doch von höherer Priorität erschien denn ein Streit mit seinem Patrokolos.
    "Wir werden morgen darüber sprechen. Hole mir vorerst eine saubere Tunica, ich werde mich bis dahin ein wenig reinigen."
    , wählte er letztlich die Prokrastination all jener Umstände, welche ihm einerseits Raum würde gewähren, all jene Impressionen nochmalig zu reflektieren, andererseits sein Gemüt zu kalmieren und seinem Sklaven endlich, seines insinuierten Rausches ledig zu werden. Jene Option erschien augenscheinlich auch Patrokolos durchaus favorabel, da er nun in vertraut-devoter Weise sich neuerlich seiner sämtlichen Bedürfnisse annahm:
    "Gern, Domine! Möchtest du auch einen Schluck verdünnten Wein oder etwas anderes?"
    Doch Manius Minor war für die heutige Nacht bezüglich jedweder Liquida saturiert, vielmehr verspürte er endlich eine der Uhrzeit adäquate Müdigkeit, welche ihn gar erwägen ließ, ohne eine Tunica sich zu Bett zu begeben. Und in der Tat war er, ehe der Sklave mit frischer Wäsche retouniert war, neuerlich in Morpheus' Reich entschwunden, wo ihn weniger frivole Narrative erwarteten, die ihm doch einen tiefen und reposierlichen Schlaf bescherten.

    Konträr zu Fusus zählte gerade das Exerzieren der eigenen Stimmgewalt zu jenen Aspekten der Rhetorik, welche Manius Minor allzu sträflich vernachlässigte, weswegen die Darlegungen seines Anverwandten in ihm den Gedanken reifen ließen, nicht stets nur seinen Patrokolos sämtliche Rezitationen zu überlassen, sondern vermehrt selbst sich wieder darin zu üben. Doch galt es nun in der Tat gemäß der Mahnung, sich gänzlich dem anstehenden Deklamieren zuzuwenden, da doch die Stimme lediglich ein Werkzeug, der flinke Umgang mit Syntax und Grammatik, mit rhetorischen Figuren und Argumentationsstrukturen hingegen den wahren Meister der Beredsamkeit auszeichnete.


    Zumindest hatte seine Prognose sich als durchaus exakt erwiesen, was indessen keinerlei divinatorische Qualitäten hatte bedurft, da 'ein gewisser Funken von Leidenschaft' bezüglich seines Neffen nicht weniger als eine kolossale Untertreibung darstellte, womit der zürnende Renegat in der Tat diesem Flavius näher lag denn jenem, der sich doch eher durch Stille und Mäßigkeit auszeichnete, welche bisweilen als Bedachtheit interpretiert wurde. Dennoch war der Knabe während seiner Präparationen gewahr geworden, dass, konträr zu den letzten Lektüren jener Historie, seine Sympathien inzwischen durchaus aufseiten des Marcius Coriolanus lagen, da doch dieser ebenso mit den Konstriktionen von Familie und Tradition zu kämpfen hatte wie er selbst, der seinerseits bisweilen träumte, sich seines feigen Vaters ledig zu sprechen, dessen Versagen offen zu verbalisieren und jene Fassade des folgsamen Sohnes zum Einsturz zu bringen. Da er indessen konträr zu jenem ohnehin des hierfür notwendigen Mutes entbehrte und zweifelsohne auch stets entbehren würde, wich er trotz sämtlicher Sympathien und unerfüllter Träume doch, um den Renegaten anderen zu überlassen, sich selbst aber zum Apostel der Folgsamkeit und Subordination zu machen:
    "Nein, nein. Du wirst zweifelsohne einen formidablen Coriolanus abgeben!"
    Nachdem die Rollenverteilung nun klarifiziert war, stand dem Beginn der Disputation im Grunde nichts im Wege, sodass es dem jungen Flavius lediglich verblieb, nochmals den Rahmen zu rekapitulieren:
    "Somit können wir beginnen. Die Streitfrage lautet: 'Darf Marcius Coriolanus an der Seite der Volsker seine Heimatstadt attackieren?'. Damit wäre deine die Pro-Seite, die zu beginnen hat."
    Selbstredend würden sie anfänglich noch einer kleinen Weile des Sammelns bedürfen, da nicht zuletzt Quintilianus ja gemahnt hatte, dass die Stegreifrede lediglich für avancierte Rhetoren ein adäquates Exercendum darstellte, die Studenten dieser Kunst hingegen stets ihre Worte zu präparieren hatten, um eine fein geschliffene Technik sich anzueignen.
    "Möchten wir übrigens lediglich Rede und Gegenrede exerzieren, oder soll eine kurze Disputation folgen? Mir wäre es gleich."
    , entdeckte er noch ein letztes propädeutisches Disputandum, ehe sie nochmalig würden ihre Strategie memorieren können, wofür Patrokolos bereits eine Tabula bereithielt, die einseitig mit den erdachten Argumenten Coriolans, rückseitig hingegen mit denen der Frauen bestückt war.

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~


    Eine ganze Weile observierte er sie nun schon von seinem sicheren Versteck, denn zu schön war ihr Anblick, als dass er seine Augen hätte abwenden können von ihr. Gleich der Schaumgeborenen stand sie in ihrem Bottich inmitten des Hofes, unschuldig wie ein Kind und doch grazil wie eine junge Hirschkuh, eine vivide Expression von Anmut und Stolz. Das Haar schwarz wie Ebenholz und glänzend vom kühlen Nass, die Wimpern säuberlich gezupft, das Näslein klein und stolz gen Himmel sich reckend, die Lippen voller Sinnlichkeit, rot und ebenmäßig. Einen Schwamm hielt sie in Händen, mit welchem sie ihren Leib zu liebkosen schien, während sie ihr Gesicht wusch, dann hinabfuhr zu dem schlanken Hals, der einem Birkenstamm gleich gerade und schlank emporragte, über die schmalen Schultern und hinab zu ihren femininen Wölbungen, die straff hervorragten und doch dem sanften Druck des Schwammes sich ergaben, sanft hin und her wogten und doch sogleich ihren Platz aufs Neue einnahmen. Dessenungeachtet perpetuierte der Schwamm seine Reise, benetzte den flachen Bauch, umgrenzt von den Rippenbögen und Beckenknochen, welche sich unter der makellosen Haut abzeichneten. Letztere wiederum schienen ihrerseits in ihrer triangulären Form einem Pfeil gleich auf jenen Punkt zu verweisen, der bereits dank fraulicher Maturität eine feine Behaarung aufwies und nunmehr seinerseits der Reinigungslust des Schwammes zum Opfer fiel, sodass sich Wasser ihre schlanken, gebräunten Beine hinabfloss.


    Gebannt verfolgte er jenes Spektakulum, als ihm gewahr wurde, dass der Schwamm mit einem Male inne hielt, was ihn bemüßigte, das Gesamtbild aufs Neue zu würdigen, ihre sanften Kurven hinauf zu verfolgen, bis er neuerlich an ihren Augen verweilte, die augenfällig seinen Blick erwiderten, als ihre voluptösen Lippen mit einem Male Worte formten:
    "Wer beobachtet mich denn da?"
    Selbstredend war er gänzlich außerstande, diesbezüglich eine adäquate Replik zu leisten, da er doch sie ohne ihren Konsens seit einer Weile observierte, was, obschon sie zu den Sklavinnen des Hauses zählte, zweifelsohne überaus ungehörig erschien, doch nötigte er sich doch zumindest die ridikulöse Position hinter dem Rosenbusch zu verlassen und sich aufzurichten, sodass er nonverbal ihre Frage erübrigte.
    Indessen eilte sie mitnichten von dannen, um ihre Blöße zu bedecken oder verzerrte auch nur ihr divines Antlitz vor Schrecken oder Furcht. Nein, vielmehr offenbarte sie ihre strahlend weißen, ebenmäßig gleich den Schilden in einer Legionärsformation aufgereihten Zähne und ließ ein vergnügliches Lachen vernehmen, ehe sie mit einem großen Schritt, der auf höchst unzüchtige Weise ihre Intima weiter offenbarte, dem Zuber entstieg und sich zielstrebig in seine Richtung bewegte. Jene Vorgänge trieben ihm geradezu den Schweiß auf die Stirne, während er gewahr wurde, dass seine Tunica bereits jetzt sich über eine vernehmliche Wölbung spannte, indessen das Ziehen seiner Lenden sich mitnichten reduzierte, während sie auf ihn zuhielt und ihre ergötzliche Attraktivität nur noch klarer präsentierte. Schwer atmete er, als er ein Pulsieren in sich verspürte und mit einem Male entlud sich alles, sämtliche Lust und Begehren und...

    ~ ~ ~


    ...er erwachte in höchstem Maße exaltiert in seinem Bett, noch immer eine stoßweise Kontraktion der Leisten verspürend, durch welche er sich augenscheinlich in höchst infamiliarer Weise einnässte. Eine Mixtur von Furcht, Erschrecken und Erlösung durchfuhr ihn zugleich, ehe jene Regung auch schon abgeklungen war und er eine Substanz verspürte, welche seine Tunica durchnässt hatte - ein Umstand, welcher ihm nicht mehr unterlaufen war, seit er in Cremona ein friedliches Exil gewonnen hatte. Erschrocken warf er die Decke zurück, doch keineswegs war sein Hemd gelblich gefärbt, wie dies bei der bisherigen nächtlichen Befeuchtungen geschehen war, vielmehr ent-deckte er im wahrsten Sinne des Wortes, dass er eine klebrige, ins Weiße tendierende Substanz ausgeschieden hatte.
    "Patrokolos!"
    , eilte er sich sofort Hilfe herbeizuholen, doch als er zur Tür blickte, entdeckte er dort mitnichten das wohlvertraute Deckenbündel, das für gewöhnlich trotz seiner Fehlsicht die Präsenz seines Leibsklaven verifizierte, vielmehr war die Bettstatt entblößt, was den Schluss gebot, dass sein geliebter Patrokolos sich verabsentiert und ihn mit jener alienen Impression allein gelassen hatte.


    Für eine Weile verblieb er unschlüssig in sitzender Pose, um seinen Traum zu rekapitulieren. In der Tat vermochte er sich noch deutlich zu erinnern, dass jene göttliche Gestalt seines Traumes ein durchaus reales Substrat besaß, nämlich ein neues Sklavenmädchen der Villa Flavia Felix, das bisweilen bei Tisch servierte, und deren Namen wohl Alkmene oder etwas Similäres lautete. Und in der Tat hatte er eben jene am Vortage in einem der hinteren Höfe der Villa Flavia Felix erblickt und für eine kurze Weile observiert, um dann doch rasch hinfortzueilen, ehe sie seiner gewahr worden war. Schon dort hatte sie sein ausgesprochenes Interesse erweckt und er hatte eine Regung in der unteren Körperpartie verspürt, der Neigung zu verweilen indessen konträr zu seinem Traume mit gewisser Scham nicht nachgegeben, sondern sich seiner eigentlichen Destination wieder zugewandt. Was dies nun zu bedeuten hatte, vermochte er indessen nicht zu beurteilen.
    Dessenungeachtet verspürte er indessen doch den Wunsch, sich jener Pollution zu entledigen, sodass er sich endlich erhob, bemüht, jene absonderliche Substanz nicht in Kontakt mit seiner Haut zu bringen, wo sie sich kühl antat und den Fleck auf der Tunica gegen das Bein kleben ließ, und zu der Wasserschüssel stakste, die auf einer Kommode für die morgendliche Waschung parat stand.

    Zitat

    Original von Iullus Flavius Fusus
    Vergnügt und der Irritation seines Gefährten gegenüber für den Moment gänzlich ignorant begegnet Fusus der Erwiderung Manius' mit einem strahlendem Lächeln. "Diverse Kostüme? Welch formidable Idee. Bei Zeiten wäre es doch eine erquickliche Abwechslung, wenn wir eine Art Kostümfest oder dergleichen veranstalten könnten..." sinniert er über die Möglichkeit einer solchen Veranstaltung in entsprechend illustrer Runde, welche zweifelsohne in der Villa Flavia Felix eine exklusive Bühne finden könnte. Nicht ohne gedankliche Beachtung verbleiben dabei selbstverständlich auch die möglichen Gewandungen, welche für ihn selbst in einem solchen Fall in Frage kämen. "Wir sollten wirklich darüber nachdenken, ob wir nicht..." unterbricht sich der Flavier jäh, als er sich hebender Regungen im Publikum gewahr wird und sich veranlasst sieht einen spähenden Blick in das Rund der Arena zu entsenden. Dort rezipiert er unvermittelt auch den endgültigen Ausgang des Kampfes.


    "Ach, herrje... Mich deucht, dass die Fische diesen Kampf gewonnen haben." Aufmerksam taxiert er von seinem Platz in den Rängen aus den verletzten Retiarius und nimmt dabei auch dessen Verwundung und das Blut wahr - ein Anblick der Fusus das Gesicht unwillig verziehen lässt. Es ist dabei keineswegs Mitleid, was ihn bewegt, sondern vielmehr ein grundlegendes Befremden gegenüber diesem als recht roh und unästhetisch empfundenen Anblick. Dennoch schließt er sich geringfügig verzögert dem Beifall des Publikums - allerdings im Gegensatz zu den Wagenrennen gravitätische Zurückhaltung walten lassend - an, und bleibt auch im Weiteren zunächst aufmerksam, ob das Gemetzel damit nun sein Ende habe.


    In allem Schwelgen in vergangenen Tagen, welche für Jünglinge ihres Alters dem arglosen Beobachter wohl durchaus erstaunlich hätten anmuten müssen, war auch Manius Minor das Interesse für den Kampf gänzlich entfallen, sodass er ein wenig stutzte, als er Notiz nahm, dass der Retiarius seines nomenklatorischen Artefakts verlustig gegangen war. Nun war sein Favorit in arger Bedrängnis, wie er so seinen Dreizack umklammerte und sich der massigen Hühnen aus Eisen und Fleisch erwehrte, was neuerlich einer gewissen Aufmerksamkeit bedurfte.


    Ob dessen glaubte er sich verhört zu haben, als der liebe Fusus seinen Rapport aus Kindertagen zum Anlasse nahm, derartige Spiele zu aktualisieren, da doch derartiges noch niemals in der Villa Flavia Felix sich ereignet hatte und somit wohl jenseits jeglicher adäquater Okkupation eines Patriziers lag, ja dem jungen Oheim groteskerweise in weit höherem Maße infantil erschien denn den älteren Neffen, sodass jener ungläubig repetierte:
    "Ein Kostümfest?"
    Durchaus träumte der Knabe noch heute davon, in fremde Rolle zu schlüpfen, womöglich einen adretteren Körper geringeren Umfanges, insonderheit jedoch einen solchen sein Eigen zu nennen, welcher vollumfänglich des Sehens mächtig oder nicht aus einem Feigling hervorgegangen war, doch hatte ihn all dies seit seiner Flucht niemals mehr inspiriert, sich fremde Kleidung anzulegen, wie man dies bisweilen auf den Straßen bei weibischen Neoterikern und Lustknaben beobachten konnte.
    "Ich bin unschlüssig... womöglich anlässlich der Saturnalia..."
    , offerierte er nach einigem Spintisieren doch die singuläre ihm adäquat erscheinende Terminierung einer derartigen Festivität, blickte indessen zugleich hinüber zu dem älteren Milonen in der Hoffnung, dieser würde seinem Bruder derartige Ideen ausreden und dem jüngsten der Flavii damit jene unplaisierliche Obliegenheit, seinen geschätzten Familiaren zu tadeln, erlassen.


    In all jenen Erwägungen verpasste der Knabe es auch, das unrühmliche Finale des Kampfes in der Arena zu verfolgen, sodass Fusus' Kommentar geradezu eine gewisse Desillusion ob seines geschätzten Favoriten evozierte:
    "Oh, da habe ich nicht Acht gegeben. Ist er zumindest ehrenvoll untergegangen?"
    , fragte er in die Runde, da doch der verhaltene Applaus in beide Richtungen zu deuten war, da er entweder den Secutores als ungerechte Sieger oder dem Retiarius als verdientem Unterlegenen gelten mochte.

    Deplorablerweise waren die Metamorphosen Ovids dem jungen Flavius nicht in derselben Intensität geläufig wie dem älteren, ob dessen der Knabe mitnichten das ohnehin kaum verständliche Gemurmel korrekt einzuordnen vermochte. Endlich erblickte er aber Fusus, dessen Scheme hinter einem Buchregal hervortrat, gefolgt von dem ebenfalls wohlvertrauten Schemen seiner ihn stets akkompagnierenden Sklavin.
    "Mein lieber Iullus, du hast augenscheinlich bereits einen Teil deiner Rede repetiert, wie mir scheint! Zweifelsohne bist du also weitaus besser präpariert!"
    Er erhob sich mit einem Lächeln auf den Lippen und strich sich eine schlichte, hellgrüne Tunica glatt, auf welcher er intuitiv seine Bulla suchte, welche er doch vor langer Zeit bereits abgelegt hatte, sodass die Hand verschämt sich wieder senkte.
    "Coriolanus war das heutige Sujet, wie mir scheint? Du präferierst die Rolle des Renegaten, soweit ich mich entsinne? Oder sagt dir inzwischen die der senatischen Delegation eher zu?"
    Selbstredend war Manius Minor bewusst, dass sein Neffe bisweilen einen gewissen Wankelmut an den Tag legte, sodass eine Entscheidung vor geraumer Zeit mitnichten stets als unumstößlich zu gelten hatte, was indessen auch dem recht trägen Onkel zum Anlass gereichte, ein wenig mehr Flexibilität seinem Leben hinzuzufügen.

    Gewisse Zeit, aber auch eine Replik lagen nun bereits zwischen dem letzten Schreiben an Vindex, doch nun, da seine Mutter bestattet war, sah der Knabe sich genötigt, seinen Freund und Ersatzvater, da doch sein leiblicher noch immer jenes distanzierte Verhältnis perpetuierte, welches er schon immer dargeboten hatte, über die neuerlichen Vorgänge zu informieren.


    Selbstredend hatte auch hierbei wieder Patrokolos den Stylus zu führen, während der junge Flavius lediglich sein finales Zeichen setzte, zusätzlich aber erstmalig auch das flavische Siegel, das er anlässlich der Liberalia erhalten hatte, in einen erhitzten Wachsklumpen presste:


    M' Vindici s.p.d.


    Ich bin untröstlich, geschätzter Vindex, was ich dir berichten muss: Vor kurzem ereilte uns die Nachricht, das meine Mutter verstorben sei! Ich mochte es nicht glauben, und doch musste ich nun ihrer Kremation beiwohnen! Mir scheint, als habe sie gestern erst mich nochmalig umarmt, ehe wir unsere grausige Flucht hatten anzutreten, und doch liegt dies nun viele Jahre zurück, in denen ich ihrer weder ansichtig wurde, noch einen Brief von ihr erhielt. Unermesslich ist mein Schmerz und nichts vermag mir Freude zu bereiten, wo doch jede Hoffnung auf Liebe und Zuneigung in diesem Hause erloschen ist.
    Nun habe ich in der Tat niemanden mehr als dich, denn mein Vater verweilt in seiner Distanz und nach allem vermag ich nicht, mich ihm anzuvertrauen. Vor kurzem etwa suchten wir in familialer Gesellschaft die Spiele zu Ehren des verstorbenen Tiberius Durus auf, doch würdigte er mich kaum eines Wortes und verließ unsere fröhliche Runde noch vor Beginn der Gladiatorenspiele am Nachmittag! Wie soll ich in dieser Beziehung meinen Frieden mit ihm machen, wie du geraten hast? Überhaupt scheint er weitaus mehr Zuneigung gegenüber Titus zu empfinden denn zu mir, denn diesem wendet er sich regelmäßig zu, während ich lediglich eine Mahnung erhalte, brav zu studieren.


    Dies ist es auch, was überhaupt adäquat wäre mich abzulenken, um nicht vor Schmerz zu vergehen. Quinctius Rhetor scheint ein verständiger Mann, welcher uns die Subtilitäten der guten Rede trefflich vermittelt, was umso erbaulicher ist, da mein lieber Iullus und Atilianus, der Stiefsohn von Onkel Furianus, ebenso partizipieren. Und obschon es insonders in den Pausen oftmals recht heiter zuging, verspüre ich doch seit der schlimmen Nachricht am Morgen keinerlei Neigung, mein Bett zu verlassen, muss bisweilen gar unter dem Vorwande, die öffentlichen Latrinen zu besuchen, die Taberna hinter mir lassen, um meine Tränen zu verbergen, und eile nach dem Unterricht rasch nach Hause, um mich neuerlich unter heißen Tränen auf das Bett zu werfen. Selbstredend versucht Patrokolos mir Trost und Stütze zu sein, verweilt stets an meiner Seite und rezitiert mir versöhnliche Strophen, doch welches geschriebene Wort wäre geeignet, einen so großen Verlust vergessen zu machen?


    Meine Mutter ist tot und nichts vermag sie mir wieder zu bringen! Ich sah ihren blassen Leichnam, der ihrer Schönheit erschrecklich entbehrte! Ich roch ihr verbrennendes Fleisch und sah ihre bleichen und sonderlich geschrumpften Knochen, die Vater aus der Asche entnahm! Sie ist tot und niemand gibt sie mir zurück! Niemals werde ich mehr ihr Wort vernehmen! Niemals sie in meine Arme schließen und mich gehalten wissen!


    Ich bin vernichtet und nichts wird mich jemals wieder erfreuen!


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/131110/ppukyo5r.png]

    Additiv zum Studium bei Quinctius Rhetor waren die jungen Flavii auch gehalten, ihre rhetorischen Kapazitäten in Deklamationen, jener anerkannten Form der Übungsrede, auch privatim zu erproben, was sich angesichts ihres gemeinsamen Wohnortes in der Villa Flavia Felix sonderlich empfahl, wo der eine den anderen korrigieren und dieser jenem zu lauschen vermochte. Als adäquat hatte sich hierbei die Bibliotheca erwiesen, welche zum einen eine Vielzahl rhetorischer Standardwerke offerierte und somit im Falle eines Dissenses bezüglich stilistischer Vorgaben das Potential zur raschen Klärung darbot, die zugleich aber ein vertrauter Raum war, in welchem insonders Manius Minor einige Zeit bei der Lektüre der schönen Dramatik zugebracht hatte.


    Am heutigen Tage nun waren der Knabe und sein milonischer Neffe verabredet, weswegen ersterer recht bald und wie gewöhnlich in Begleitung seines Leibsklaven Patrokolos am Orte erschien und sich bis auf weiteres in einer jener Leseklinen platzierte, welche die flavischen Bewohner des Hauses stets zum Verweilen einluden, um die Ankunft seines Exerzitienpartners zu erwarten.

    Erfreulicherweise hatte die winzige Perturbation, welche Manius Minors Reaktion auf die erhitzte Acerra evoziert hatte, nicht den Ablauf des Opfers, welches erst durch die folgenden Fanfarenstöße initiiert wurde, perturbiert, sodass jener gemeinsam mit Manius Maior und den übrigen Ministri den Tempel ersteigen und endlich die kühle Halle betreten konnten, in der das Voropfer stattzufinden pflegte. Unmittelbar war der mediokre der jungen Flavii hier geneigt, neuerlich ein Schweißtuch zu verlangen, um den verbliebene Feuchtigkeit seiner Transpiration, welche nun in der veränderten Temperatur erst ihre volle, refrigierende Wirkung entfaltete, aufzusaugen, was indessen jenseits jedweder Diskussion stand, da dies doch einer Disturbation des Opfers gleichgekommen wäre. So leckte der Knabe lediglich das salzige Fluidum von seinen Lippen und verharrte schweigend neben Manius Maior, welcher nun das Gebet begann.


    Ob seiner Expertise hinsichtlich der ministerialen Obliegenheiten, die aus zahlreichen Assistenzen bei den kultischen Pflichten seines Vaters herrührte, wusste der junge Flavius selbstredend, dass man seiner Gabe gleich zu Beginn bedurfte, weshalb er den flachen Deckel des Kästleins wohlweislich bereits eröffnete, um die vielfarbigen, opaken Körnlein in dessen Inneren dem fahlen Licht der Cella auzusetzen. Obschon er diese nun anblickte und bereits eine Spur jenes Duftes vernahm, den das pretiöse Baumharz auch ohne seine Temperierung verströmte, so war er doch ob der luminösen Umstände, insonderheit aber seiner Fehlsicht außerstande, die einzelnen, irregulär geformten, kantigen Brocken zu distinguieren und ihre leuchtende, gemmengleiche Pracht zu würdigen, die in seinen Augen zu einem indefinablen gelblichen Einheitsbrei verschwamm, doch genügte die Remineszenz an bessere Tage, da ihm dies nicht verschlossen gewesen war, sich ihrer zu erfreuen.


    Doch schon war seine Intervention gefordert und er streckte dem Vater und Pontifex das Kästlein entgegen, sodass dieser einige der Körnlein entnehmen und in die Glut des Tragealtars zu streuen, wo unmittelbar sich ein grauer Rauch entwickelte, der zuerst zögerlich, dann unter Knistern und Poppen immer intensiver sich erstreckte, Schwaden bildete und mit sich jenen süßlichen Duft verströmte, der divine wie humane Nasen gleichermaßen erfreute. In der Tat vermeinte Manius Minor gar zu erkennen, wie eine jener Wölklein, die generell nach den Seiten hin expandierten, auch hinauf stieg zum Kultbild des Neptunus, dessen Dreizack wie das güldene Antlitz umspielte und so womöglich geeignet war, die Gunst der Gottheit auf die Opfernden herabzurufen. Und durchaus verspürte der Knabe nun jenen wohligen Schauer, den der intensive Konsum einer derartigen Inzenz in ihm evozierte, einen leichten Schwindel, welcher durchaus annehmlich sich erwies, obschon er auch des Umstands eingedenk blieb, dass dieser bei zu intensivem Konsum sich in Übelkeit wandeln würde, weshalb er sorgsam sich durch einen winzigen Schritt jener Bahn entzog, die die Hauptmacht des Weihrauches sich vom Altar in Richtung der Tempelpforte bahnte.

    Neuerlich entfuhr dem jungen Flavius ein glockenhelles Lachen, als Fusus jene ironischen Befürchtungen leichtlich zerstreute.
    "Wie famos!"


    Indessen erweckten die folgenden Schilderungen über das Spielzeug seines Neffen ein gewisses Befremden, da es sich doch in höchstem Maße von den eigenen Remineszenzen differierten, die einerseits keinerlei alabasterne Figürchen, andererseits nur in geringem Maße eine Freude beim Einkleiden dieser inkludierten. Vielmehr wusste Manius Minor lediglich einen Aspekt dieser Narration hinzuzufügen:
    "Die Kleider meiner Puppen waren ihnen eingraviert. Hingegen besaß ich diverse Kostüme, allen voran eine komplette Rüstung samt Helm und Schwert!"
    Durchaus beschwor jene Erwähnung diverse Begebenheiten herauf, in welchen er diese getragen hatte, um als solcher seine hölzernen Soldaten zu kommandieren oder mit einem Sklavenjungen zu fechten, wobei er einmal diesem in solchem Maße auf die Finger geschlagen hatte, dass diese zu bluten begonnen und beiden größten Schrecken eingejagt hatten, sodass die Knaben zu seiner Mutter geeilt waren, welche ihren Infanten in die Arme geschlossen hatte, während der Sklavenknabe eine Weile hatte unter Tränen verweilen müssen, um endlich von einer Sklavin hinfortgenommen zu werden.

    Niemals hatte Manius Minor einen Ort jenseits der Urbs Aeterna oder der flavischen Landgüter besucht mit Ausnahme der Stadt Baiae, in deren Nähe die Flavii bisweilen die sommerlichen Senatsferien zuzubringen gepflegt hatten. Zumindest bis zu jenem Tag, an dem er mit seinem Vater und einem Leichenkarren der Stadt den Rücken gekehrt und später zu Pferd jene beschwerliche Flucht gen Mantua angetreten hatte, um dort neuerlich in einem Legionslager und endlich zu Cremona verborgen dahinzuvegetieren, was vor der Kulisse eines Bürgerkrieges sich abgespielt hatte, sodass selbstredend öffentliche Festivitäten an diesen Orten ebenfalls stets entfallen waren. Durchaus hatte er somit das recht neue Amphitheater, welches nach der Schlacht von Bedriacum an letzterem Ort errichtet worden war, besichtigt, indessen nie dessen Nutzung verfolgen können, sodass er über keinerlei Vorstellung verfügte, wie derartiges in einer Kleinstadt, worunter aus Sicht eines geborenen Römers Tusculum in demselben Maße zu zählen war wie jedwede Landstadt Italias, vonstatten gehen mochte. Dessenungeachtet amüsierte ihn die Imagination des sorgsam geschminkten und wohlpräparierten Fusus, wie er, zusammengerollt und einem Schoßhündchen gleich, auf den Stufen eines Theatrums liegen mochte oder in naiver Weise seinen Bruder unablässig mit Fragen traktierte. Letzteres war gar ein Umstand, welcher auch heute nicht gänzlich abseitig erschien, sodass seine Lippen zu einem Lächeln sich kräuselten, ehe er bemerkte:
    "Lasst uns hoffen, dass dies heute nicht ebenfalls geschieht!"
    Indessen hatte Scato ihm ja seinerseits eine Frage gestellt, sodass er auch hier zu respondieren hatte:
    "Das ist mir entfallen. Schon seit meiner frühesten Kindheit geleitete ich Vater zu den Spielen. Meine frühesten Remineszenzen mögen die der Wagenrennen sein, die ich vorhin erwähnte."
    In der Tat erschien ihm vieles, was er im stets gleichförmigen Jahreskreis erlebte, als eine gänzlich arbiträre Abfolge von öffentlichen Auftritten, Spielen, Gastmählern, kultischen Ritualen und Besuchen des Grammaticus, welche bisweilen sich alljährlich glichen wie ein Ei dem anderen und nur allzu leicht in ihrer Reihenfolge zu konfundieren waren.
    "Damals hegte ich allerdings ebenso wenig Interesse für die Spiele wie Fusus und bevorzugte es, zu meinen Spielzeug-Aurigae zurückzukehren."
    , addierte er seinen Darlegungen und lächelte neuerlich, diesmal auf die eigenen Kosten, zumal jene eine gewisse Similität zu den Impressionen des jüngeren Milonen darstellten.

    Konträr zu Manius Maior war Manius Minor auch in der Hitze des Iulius bisweilen genötigt, die kühlenden Wände der Villa Flavia Felix hinter sich zu lassen, um etwa auf dem Forum die Taberna des Quinctius Rhetor zu besuchen, dessen Lektionen selbstredend von jedweden meteorologischen Unwägbarkeiten gänzlich independent sich erwies, sofern man davon absah, dass diese bisweilen genutzt wurden, um die Schülern das Räsonnieren in unterschiedlichsten Umständen exerzieren zu lassen. Zutiefst verabscheute der korpulenteste der jungen Flavii diese Wetterlagen, welche ihm mehr als allen anderen den Schweiß auf die Stirn, zugleich aber auch auf den gesamten Leib trieben, was auch durch leinene Gewänder nur bedingt zu kalmieren war.


    Einen entsprechenden Anblick bot der Knabe so auch am heutigen Tage, als er der Sänfte entstieg und auf seiner Tunica Praetexta feuchte Ringe präsentierte, wo diese beim Sitzen in den Ritzen zwischen den Rollen des abdominalen Körperfettes verschwunden waren. Auch ihm reichte Patrokolos ein seidenes Tuch, mit welchem er den Schweiß von der Stirn, aber auch im gesamten nasalen Umfeld bis hin zu den Wangenknochen tupfte, um dann endlich den Lorbeerkranz aufs durchnässte Haupt zu setzen. Für einen Augenschlag bedachte der junge Flavius die Ironie, dass just am Tage des Neptun er ein salziges Wasser schmeckte, welches hingegen nicht den Meeren entstammte, was in ihm die Frage aufwarf, ob nicht der Herr der Fluten auch jener des Schwitzens war.


    Dessenungeachtet reichte man ihm nun auch die Acerra, ein Kästchen aus Erz, welches augenscheinlich für eine Weile in der Sonne ward vergessen worden, da es die Temperatur der Luft beiweitem übertraf und den Knaben erschrocken zurückweichen ließ und ihm einen gedämpften Schrei entlockte, ehe er sich zwang die Finger um das kantige Artefakt zu schließen und es gleichsam durch seine ihrerseits erhöhte Körpertemperatur zu kühlen. Erst als er somit seiner eigenen Kapabilität die ihm obliegenden Aufgaben zu erfüllen versichert war, blickte er zu Fusus und Titus, deren genaue Tätigkeiten er ob seiner Fehlsicht selbstredend nicht exakt erkennen konnte, deren Hexis ihm aber doch offenbarte, dass sie zumindest irgendetwas in Händen hielten.
    "Bereit."
    , stimmte er somit in die Erklärung seines Neffen ein und blickte zu seinem kleinen Bruder, welcher heute seinerseits sein Debut als Minister feierte, was den Knaben erinnerte, wie er selbst vor vielen Jahren erstmalig assistiert hatte. In jener Zeit hatte sein Augenlicht sich noch nicht getrübt und Valerianus, dessen Dies Natalis an jenem Tage zelebriert worden war, hatte den Thron der Caesaren besetzt.