Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Als der Haufen endlich entflammt, auf welchem seine Mutter symbolisch vom Leben geschieden und ihre Aufnahme in himmlische Gefilde vollzogen wurde, wandte Manius Minor seinen Blick von seinem Bruder ab und hin zu dem Geschehen. Rasch erklommen die Feuerzungen das hölzerne Gebilde, umschlangen Holzscheit um Holzscheit bis hinauf zum Feretrum, welches doch nun nicht nur für den jungen Flavius zu einem Schemen verschwamm, da es doch hinter einem Vorhang der Flammen verhüllt wurde. Genau dort verharrte der Blick des Knaben, verfolgte, wie ein dem Augenschein nach der Pyra inhärenter Wind die Stola erfasste und aufblähte, ehe sie selbst in Flammen aufging und samt dem durch sie verhüllten Leib verzehrt wurde. Der Duft gebratenen Fleisches mischte sich in den Rauch, was in Manius Minor zwar keineswegs Hungergefühle erweckte, derer er ohnehin seit der Nachricht vom Dahinscheiden seiner geliebten Mutter entbehrte, in ihm aber doch Remineszenzen an das Auftragen seiner liebsten Köstlichkeiten zum Gastmahl im heimischen Triclinium erweckte, was wiederum, als er sich dessen gewahr wurde, ihn schamvoll zu Boden blicken ließ. Er ein sanftes Stoßen vonseiten Patrokolos' erweckte ihn aus dieser Lethargie und erinnerte ihn, ein winziges Gefäß entgegenzunehmen, welches mit dem liebsten Parfum seiner Mutter gefüllt war und dessen wohlig vertrauter Duft die Gedanken einer Konjunktion von Fleischspeisen und Leichnam hinfortwischte, um dieses sogleich in einem infantil ineffektiven Wurf in Richtung des Scheiterhaufens zu werfen. Mit einem Zischen zerscholl die Phiole auf den glühenden Kohlen, als mit einem Satz die gesamte Pyra in sich zusammenstürzte und eine glühende Wolke voller Funken freisetzte.


    Doch verharrte der Knabe ungerührt weiter, ungeachtet der Ermattung, welche seine Beine ihm nach geraumer Zeit meldeten, starr dahinblickend und, obschon seine Augen hierfür nicht die beste Eignung boten, in den Trümmern nach der nun zweifelsohne bereits verkohlten Hülle der Claudia forschend, bis das Feuer kleiner wurde und schlussendlich durch Wein und Wasser gelöscht wurde.


    Was dann Manius Maior aus der Asche sammelte, erschien Manius Minor geradezu grotesk, da doch die Hitze nicht nur das Fleisch von den Knochen gebrannt hatte, sondern diese auch in ihre Größe verringert hatte, womit es dem Knaben gänzlich unwirklich schien, dass eben dies die Überreste seiner Mutter, jener stattlichen und wohlansehnlichen Dame, sein sollten. Dennoch transportierte sein Vater diese in den finsteren Schlund des Mausoleums und für einen Augenblick keimte in dem jungen Flavius der Wunsch auf, dass nicht jener, sondern seine Mutter durch die Pforte in die Welt zurückkehren würden und damit gleichsam Pluto ein Tausch würde vollziehen. Doch blieb diese Hoffnung ebenso unerfüllt wie jene an Apoll, sein Augenlicht wieder zur Gänze herzustellen, sodass er endlich ohne weitere Äußerungen oder Regungen sich mit Feuer und Wasser entsühnen und zur Villa Flavia Felix zurück eskortieren ließ, um das Leichenmahl einzunehmen.

    Manius Minor hatte gelobt, das Gedenken seiner Mutter zu wahren, und obschon jenes Versprechen zu keiner Zeit war verbalisiert worden, so fühlte er sich doch daran gebunden, zumal es ihm ein Anliegen des Herzens war, seine Mutter, jene Diva im wörtlichsten Sinne, in ehrendem Andenken zu erhalten und somit nicht zuletzt zu verhindern, dass sie als Larve zusammen mit jenen grässlichen Träumen, die ihn insonderheit unmittelbar nach der Bestattung torquiert hatten, zurückkehrte. Somit suchte er bisweilen ihre Ruhestätte im flavischen Mausoleum auf, um dort ein Licht zu entzünden oder ein paar Blumen zu positionieren oder brachte ihr, wie auch am heutigen Tage, Opfergaben am Lararium der Villa Flavia Felix dar.


    Dabei verzichtete er auch auf das Staatskleid, welches sein Vater für gewöhnlich während des Opferns an diesem Orte zu tragen pflegte, da es ihm doch inadäquat erschien, den Kontakt mit seiner geliebten Mutter in derartiger Weise zu formalisieren. Vielmehr verweilte er in seiner alltäglichen Tunica lediglich stumm vor dem Altare, auf die Stelle blickend, wo einst die Iuno Antonias postiert gewesen war, und gedachte jener fröhlichen Tage, als er auf ihrem Schoß an ihrem Busen geruht, sie ihm Lobeshymnen für die kleinsten Erfolge gesungen hatte, und die Welt noch so friedlich und voller Liebe gewesen war, ja selbst sein Vater noch nicht die Maske hatte fallen lassen, hinter der sich die Fratze eines Feiglings verbarg. Fast mochten ihm aufs Neue die Tränen kommen, wenn er der misslichen, aktuellen Lage gedachte, doch formulierte er endlich doch ein kurzes Gebet:
    "Mama. Ihr Manen meiner Mutter, wacht über mich und Titus! Ihr wisst, wie schwer wir es haben und wie Mama uns fehlt!"
    Dem folgend griff er nach der Acerra, welche in einem der Fächer unter der Altarfläche stets bereit stand, um feinste Baumharze aus dem Osten jedem darzubieten, der den Kontakt zu den flavischen Penaten suchte. Einige Körner fielen in die stetig glimmenden Kohlen und sofort verbreitete sich der wohlriechende Duft, der den Knaben unmittelbar des Odeurs gedenken ließ, welcher Antonias Scheiterhaufen verströmt hatte. So war sie von ihm geschieden.

    Der jüngste der Flavii nickte vergeistigt auf den Kommentar Scatos, welcher seinem Habitus gemäß, primär die machtpolitischen Kontexte der fraglichen Handlung analysierte, obschon er keine weiteren Gedanken diesbezüglich verschwendete, da er doch voller Tension sich fühlte, welchen Ausgang der Kampf zu ihren Füßen wohl nehmen würde. Doch dort schienen die Kontrahenten nun ihre Lust am schnellen Klingenkreuzen eingebüßt zu haben, sondern sich bis auf weiteres aufs Lauern zu beschränken, weshalb die Devise zu lauten hatte, neuerlich zumindest eine kurzweilige Kommentierung zu evozieren:
    "Gab es in eurer Heimat auch Gladiatorenspiele?"
    , fragte er ob dessen, zumal es Fusus schon der basalsten Kenntnisse diesbezüglich zu mangeln schien, was die seinige Hypothese zwar stützte, welche hingegen doch angesichts der Tranquillität und Abgeklärtheit Scatos wieder infrage zu stellen war.

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    "Hrch... Ich wüsste noch immer bei Weitem nicht, welchen der Kämpen ich als meinen Favoriten wählen sollte. Weder mit einem Fischer noch zu Fischen höchstselbst empfinde ich eine besondere Verbundenheit... Wie steht es um Vögel? Jene erscheinen mir stets angenehm zu betrachten. Sie sind so flink und zierlich... außerdem singen sie geradezu bezaubernd. Gibt es Gladiatoren, welche zu Vögeln korrespondieren?"


    So verweilt seine Aufmerksamkeit vorläufig primär auf dem Geschehen in der Arena, bis der Kommentar seines Kameraden ihn sich mit den Rufen der Brotausteiler befassen lässt. Fusus unterbricht zu diesem Anlass seine Beobachtung des Kampfes und reckt seinen Hals, um nach den austeilenden Sklaven zu sehen, sowie deren Worte zu vernehmen. "Nicht, dass ich davon gehört hätte... Aber es ist vermutlich nicht ganz unwahrscheinlich, dass auch er sich an den Ehrungen des Tiberius Durus beteiligt haben könnte." entgegnet er Manius nachdenklich. "Allerdings erscheint es mir in dem Fall als sehr ungewöhnlich, dass diese Beteiligung in den Ankündigungen des Spektakels keine Rolle hat gespielt." Schließlich zieht Fusus ratlos die Schultern hoch, für dieses Rätsel kennt auch er keine Lösung. Sein Blick wandert kurz zu dem älteren Gracchus sowie seinem Bruder Scato, welche wohl stärker am politischen Puls der Zeit weilen.


    Eine Similität zwischen einer Gladiatorengattung und Vögeln vermochte der junge Flavius in der Kürze der Zeit nicht zu erkennen, sofern man jene nicht überstrapazierte, indem man etwa dem Dimachaerus eine solche zusprach, da dessen beide Klingen den Schwingen eines Vogels gleich zu kreisen imstande waren.
    "Dies wäre mir nicht bekannt."
    , erwiderte er somit in Ratlosigkeit und blickte erneut zu den Spendern der Brote, welche nun, nachdem Fusus seine Hypothese geäußert hatte, bereits im Rückzug befindlich waren, wie es schien. Einen Augenblick hielt Manius Minor nun Ausschau nach Manius Maior, um dessen Position bezüglich des Status jener verwunderlichen Inzidenz zu erfragen, ehe ihm gewahr wurde, dass dieser sich nach Ende der Wagenrennen bereits verabsentiert hatte, sodass ein weiteres Rätseln vonnöten blieb:
    "Gut möglich, doch auch mir wäre eine derartige Erwähnung nicht in Erinnerung geblieben. Scato, was denkst du?"
    Immerhin war Fusus' Bruder wohl als der erfahrenste der jungen Flavii zu zählen, da er doch bereits ein öffentliches Amt bekleidete und somit womöglich auch mit der Organisation von Spielen in Kontakt geraten war.

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    Eine Weile lässt Fusus sich die Argumentation des jüngeren Onkels durch den Kopf gehen und nickt schließlich widerstrebend. "Wenn ich es genau bedenke, dann erscheint mir deine Argumentation als sehr schlüssig, Manius. Und das Bild mit den Fischen gefällt mir..." Kurz lächelt er sinnierend. "Haben alle Gladiatoren solch animalische Entsprechungen? ...und gibt es einen besonderen Grund, weshalb sie ausgerechnet mit so absonderlichen Waffen kämpfen? Abgesehen davon, dass dies der Tradition entspricht...?" sinniert er weiter über Sinn und Unsinn der Veranstaltung in ihrer speziellen Form. Rechter Enthusiasmus regt sich natürlich nach wie vor nicht bei dem jungen Flavier. Dennoch verfolgt er den Kampf mit nun fast wissenschaftlichem Interesse, welches seinen Widerwillen gegen die immanente Rohheit vorübergehend an den Rand seines Denkens verdrängt.


    Flavius Fusus reckt seinen schlanken Hals überrascht, als er des Rückzuges von Manius' Favoriten ansichtig wird, im Bemühen den Kampf mehr analytisch denn emotional wahrzunehmen. "Oh...!" verleiht er seiner Verblüffung über das sich wendende Blatt unvermittelt Ausdruck. "Mir scheint, dass dein Retiarius mitunter doch nicht gänzlich überlegen ist." Es gelingt ihm derzeit noch mitnichten, den Verlauf des Kampfes auf eindeutige Fehler oder kluge Strategien hin zu durchschauen. Dementsprechend hat er nicht wirklich nachvollzogen, weshalb sich der mit dem Dreizack bewehrte Gladiator sich nunmehr zurückgezogen hat.


    Während Fusus sich noch einer Erfassung der Kontexte jener Kämpfe befleißigte, verfolgte Manius Minor mit höchster Appetenz die neuerlichen Attacken und Züge der Heroen der Arena. Letztlich offerierte er aber eine neuerliche Replik ob der weiteren Nachfragen:
    "Selbstredend! Jede Waffengattung verfügt über eigene Propria, obschon der Retiarius wohl eines der kuriosesten Exemplare darstellt. Weshalb er zweifelsohne sich so großer Popularität - oh!"
    In jenem Augenschlag war der Netzfechter der Finte seiner Opponenten erlegen und hatte sich mit einem Satz der Brücke enthoben, sodass der Knabe aufs Neue genötigt war sich dem Kampf wieder zuzuwenden.


    Doch schon jagte die nächste Kuriosität die laufende, denn Servi Publici offerierten das obligate Brot zu den Spielen, wovon anfänglich der junge Flavius keinerlei Notiz nahm, da er selbstredend derartiger Almosen keineswegs bedurfte und er ohnehin die süßen Kapriziositäten der Straßenhändler dem groben Brot des Pöbels vorzog. Indessen wurde ihm allerdings gewahr, dass es sich hier ja mitnichten um die Spiele des Kaisers handelte, womit jener Akt der Gunst auf der Feierlichkeit des Dritten doch zumindest eine gewisse Irritation bei Manius Minor evozierte.
    "Ist der Princeps ebenfalls einer der Ausrichter dieser Spiele? Oder warum gibt es nun kaiserliche Almosen.
    , fragte er ob dessen seine Gefährten in einiger Disturbation.

    Neuerlich gereichte es dem jungen Flavius zum Nutzen, dass seiner Hypermetropie ihm lediglich die Sehschärfe in unmittelbarer Nähe verwehrte, sodass er auch nach dem Wechsel ins Amphitheatrum des Potentials zum Verfolgen der Geschehnisse im Sande der Arena nicht entbehrte. Gänzlich konträr zu Fusus indessen war er derlei Schauspielen bereits unzählige Male ansichtig geworden, war gleichsam damit erwachsen wie mit der Muttermilch und verfolgte jene Darstellungen in großer Differenz zu den Hinrichtungen, deren blutige Grausamkeit den Knaben ebenfalls schreckten, mit einem sportlichen Interesse, welches nicht sehr von jenem angesichts der Wagenrennen differierte. Jene Gewohnheit auch war es, die ihn während der ersten Kämpfe eher zu den Süßigkeiten verkaufenden Händlern lockte, anstatt seine Zeit durch das Verfolgen minderwertiger Kämpfer zu vergeuden, sodass er erst zum Höhepunkt des Abends, dem Kampf des Retiarius, zurückkehrte.


    In der Tat erwies sich dieses Gefecht als überaus kurzweilig, insonderheit der Netzkämpfer größtes Geschick bewies, während die Secutores zwei Schildkröten gleich sich abmühten. Die Milonen indessen wirkten wenig ergötzt von jener Darbietung, sondern rezipierten sie in der ihnen eigenen Art einesteils politisch, andernteils hinsichtlich ihrer Ästhetik, was Manius Minor seinerseits zu einer Kommentierung motivierte:
    "Der Retiarius in der Mitte symbolisiert den Fischer, die Secutores die Fische. Es handelt sich hier um ein Schauspiel, wenn auch eines mit letaler Brisanz. Würden hier Legionäre die Waffen kreuzen, erschiene es doch, als wären jene tapferen Recken, die den Kriegsdienst für den Kaiser leisten, nichts weiter als Schauspieler, die sich zum Vergnügen Dritter in Stücke hacken lassen."
    Die überaus negative Reputation, welche Schauspieler und im Prinzip ebenso Gladiatoren genossen, war zweifelsohne nicht weiter darzulegen, womit er zugleich Anschluss an Scatos politische Interpretation anbot.
    "Ich für meinen Teil feuere den Retiarius an, da mir sein Geschick doch beachtenswerter erscheint denn die plumpe Gewalt der Secutores."
    , legte er endlich dar, obschon der Knabe selbst ob seiner Leibesfülle zweifelsohne besser in letzterer Waffengattung hätte zu fechten gehabt, was indessen seine Admiration für Wendigkeit und Eleganz nicht im Mindesten schmälerte.

    Konfirmierend nickte der junge Flavius, während er verfolgte, wie sein Neffe sich der Perturbation seiner Aufmachung entledigte, wobei er doch, wie dem Timbre der Stimme zu entnehmen war, von größter Freude erfüllt war.
    "Soweit mir bekannt, wären die Ludi Apollinares der nächste Termin!"
    , verkündete er dann, da ihm doch der Lauf der Festtage seit frühester Kindheit vermittelt worden war. Indessen verfiel er dann seinerseits in interessiertes Schweigen, denn er hatte, wie ihm soeben bewusst wurde, ebenfalls noch niemals sich nach den Präferenzen seiner übrigen Anverwandten erkundigt, ja er vermochte sich noch nicht einmal zu erinnern, dass sein eigener Vater ihm jemals diesbezüglich eine Information geliefert hatte!

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    Aufgebracht über den nervenzerreißend spannenden Zieleinlauf, war Fusus zuletzt aufgesprungen und hat Hamiris bis auf die letzten Meter des Rennens lautstark angefeuert. Als der vierte Platz des Blauen sich schließlich als Gewissheit manifestiert, ist sein Aufruf eine Mischung aus Triumph und Enttäuschung. "Aaaahh...rghh..." Geradezu verausgabt lässt er sich anschließend wieder auf seinen Sitzplatz fallen und bedenkt Manius wie auch Caius mit einem zerknirschten Lächeln. "Er hat immerhin gut gekämpft und noch einiges an Pferdelängen gutgemacht. Unter den gegebenen Voraussetzungen erscheint mir der vierte Platz nicht als der Schlechteste!" bleibt Fusus seiner vorläufigen Loyalität zu seinem Favoriten noch treu. "Ihr werdet es schon sehen... Spätestens wenn die nächsten Spiele stattfinden." Sein eifriges Nicken soll diese optimistischen Worte noch unterstreichen.


    Der Kommentar seines Bruders entlockt dem Flavier ein amüsiertes Lachen. "Glück in der Liebe, wie...? Worauf du damit nur wieder anspielst... Nein, mein lieber Bruder, ich habe noch keine geeignete Partie als meine künftige Gemahlin ins Auge gefasst. Aber so lange du noch zu haben bist, muss ich mir diesbezüglich wohl auch keinen Zeitdruck einbilden, nicht wahr?" Er lacht arglos und in dem Glauben, Scato seine Neckerei damit auf eine humorvolle Weise sowie in angemessener Harmlosigkeit zurückgegeben zu haben.


    Die Elation, mit welcher Fusus dem finalen Abschnitt des Rennens folgte, amüsierte selbst den jüngsten der Flavii, obschon auch dieser durchaus die Neigung verspürte, selbst in etwas höherem Maße sich auch äußerlich für seinen Rennstall zu begeistern. Dessen Kommentierung endlich war hingegen aufs Neue zu kommentieren, was Manius Minor mit einem freundlichen Lächeln sowie wenigen Worten auf sich nahm:
    "Durchaus, durchaus, mein lieber Iullus! Aber bis dahin wird zweifelsohne auch die Purpurea wieder aktiv sein und sämtliche Factiones in die Tasche befördern!"
    Sein Fiebern zugunsten der Russata war geprägt von deutlich niedrigerer Intimität, sodass auch der Triumph seines Favoriten den Knaben zwar erfreute, doch nicht in überragendem Maße, weshalb er zwar immerhin in den Applaus einstimmte, doch von einem wilden Rufen und Toben absah.


    Als dann Scato die Liebe ins Spiel brachte, war Manius Minor genötigt sich mit Bauchgrimmen seiner Verlobten erinnern, welcher er noch immer nicht ansichtig geworden war, wobei er diesen Tag ohnehin nicht herbeisehnte, da doch die eheliche Union, verbunden mit deren Pflichten, ihn noch immer eher abstieß denn mit Vorwitz erfüllte. Welch Ironie, dass er als der an Jahren jüngste in der Runde der einzige war, der bereits über einen Ehegatten in spe verfügte!

    Jene Frage des Tiberius beschämte Manius Minor in nicht geringem Maße, da sie doch darauf verwies, dass der Knabe sämtliche Courtoisie hatte fahren lassen, indem er implizit den Anspruch gestellt hatte, man erkenne ihn in seinem eigenen Hause selbstredend, sodass sich seine Wangen ein wenig röteten.
    "Mein Name lautet ebenfalls Manius Flavius Gracchus Minor. Ich bin der Sohn von selbigem."
    , antwortete er, wobei ihm gewahr wurde, dass jene Information, dass Lepidus nämlich ein Collega seines Vaters war, ebenfalls nicht rühmlich für ihn einzuschätzen war, da Manius Maior zweifelsohne hier oder da ein Wort über dem Tiberius verloren haben mochte, welches von ihm lediglich nicht angemessen rezipiert worden war. In der Hoffnung, zumindest Informationen zutage zu fördern, die jenes sträfliche Unwissen zu exkulpieren vermochten, fragte er neuerlich:
    "Seit wann gehörst du jenem Gremium an?"
    Deplorablerweise war der junge Flavius mitnichten imstande, das Antlitz des Tiberius einer intensiveren Inspektion zu unterziehen, da doch die große Proximität dessen Züge in den Augen Manius Minors verwischte, womit etwaige Falten ebenfalls den Invisibilität anheim fielen, während auch die sonore Stimme keine rechte Einordnung erlaubte. Indessen bot doch der Inhalt der vorherigen Worte Lepidus' einige Indizien, dass jener sich erst am Beginn seiner Karriereleiter befand und somit noch nicht sehr lange zu den Pontifices zu zählen war, welche für gewöhnlich nur Senatoren und solche an der Schwelle zur Curia Iulia kooptierten.


    Obschon die Weise der Reaktion Manius Minor nicht recht versicherte, dass Manius Maior vollkommen wohlauf war, so nötigte ihn doch die finale Runde, jenen Kasus für einige Augenblicke ruhen zu lassen, um den Ziellauf der Quadrigae zu verfolgen. Folgte sein Auge noch dem Gespann des Proteneas, so erweckte doch jenes Duell zwischen Amasis und Tanco schlagartig seine Appetenz, ließ ihn mitfiebern (selbstredend aufs Neue für den Russata-Auriga) und erschreckt zurückweichen, als das Rad des Außenseiters barst und es schon schien, als verlöre jener nicht lediglich die Position, sondern auch das Leben. Kaum war jene Szenerie verflogen, kreuzte Proteneas schon die Ziellinie und ohrenbetäubender Jubel der Russata-Anhänger bestimmte das Rund des Circus.


    Erst nun blickte er wieder zu seinem Vater, dessen Worte schier unter dem Krach der Fangesänge unterzugehen drohten, sodass der Knabe sein Haupt jenem entgegenzuneigen genötigt war, um das Gesagte rezipieren zu können.
    "Proteneas!"
    , replizierte er artig und deutete mit dem Finger auf das rot gestrichene Gespann, welches langsam zum Halten kam.
    "Der Sieger!"


    Dann neigte er sich etwas weiter nach vorn, um auch den ausgelassenen Fusus fixieren zu können, dessen Favorit in jenem Rennen gewissermaßen als erster Verlierer ins Ziel eingefahren war. Mit einer entsprechenden Plaisir ob der augenscheinlich irrtümlichen Wahl seines 'Neffen' kommentierte er dessen Abschneiden mit ironischem Verve:
    "Wie mir scheint, hast du auf das falsche Pferd gesetzt, mein lieber Iullus!"

    Erfreulicherweise betraf die Fehlsicht des jungen Flavius lediglich den Nahbereich, sodass er durchaus imstande sich sah, die Rennbahn in voller Pracht zu erkennen, die Kopf-an-Kopf-Rennen der Athleten zu verfolgen und auch die Zählung der Runden im Auge zu behalten, sodass er recht deutlich erkannte, dass sein Favorit die Spitze des Feldes mit größter Leichtigkeit auch vor dem nahenden Ende des Durchganges verteidigte, während Fusus' Blauer als überaus abgeschlagen zu bezeichnen war. Obschon er nun von lautstarkem Support absah, blickte er so wie gebannt hinab, weshalb die parentale Anrede ihn recht unvorbereitet traf und ihn nötigte, erneut sich durch einen Blick auf die güldenen Delfine der Spina abzusichern, ehe er erwiderte:
    "Noch eine, Vater."
    Ob des komfortablen Vorsprungs von Proteneas blickte er dann auch hinüber zu seinem Vater, welcher einen in gewissem Maße perturbierten Eindruck erweckte, weswegen Manius Minor sich abrang, dies direkt zu thematisieren:
    "Geht es dir gut, Vater?"

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    Original von Lucius Flavius Furianus
    Der Senator nickte bedächtig. Was sollte er schon groß sagen? Floskeln wollten sie sicherlich nicht hören, doch für mehr war er nicht bereit. Zumal sich in einer solch feierlich munteren Gesellschaft kein Gespräch von großer Ernsthaftigkeit führen ließ.
    Der Senator tätschelte den Kopf des Gracchus Minor und lächelte aufmunternd.


    "Fünfzehn Jahre! Ach, so jung bist du dann doch noch nicht. Eigentlich ist man nie zu jung, um die Bahnen, welches man sich auserwählt, zu beschreiten. Der Weg mag zäher sein, doch mit der Zeit fegt man die Steine hinfort, ebnet diesen und baut ihn so weit aus, so dass die Nachfolgenden ihn schnell erklimmen. Im Cursus Honorum oder im Kultdienste ist der flavische Weg recht gut ausgebaut."


    Obschon der greise Flavius seine Minorität keineswegs für ein Hindernis eines politischen Debuts erachtete, so vermochte der junge Flavius diese Einschätzung keineswegs zu teilen, zumal er nicht nur hinsichtlich seiner Lenze, sondern auch hinsichtlich seiner Körpergröße und der Anzeichen seiner Pubertas seinen Altersgenossen unterlegen war und damit noch infantiler erscheinen mochte als dies tatsächlich der Fall war, was auch die joviale Geste Furianus' bekräftigte, der zweifelsohne einem Scato oder selbst einem Fusus mitnichten so despektierlich über das Haupt gestrichen hätte.
    "Zweifellos werde ich für die Pionierarbeiten meiner Anverwandten überaus dankbar sein, wenn die Zeit reif ist. Noch sollte ich zumindest den Unterricht bei meinem Rhetor vollenden."


    Doch schon hatte Furianus sich den übrigen Flavii zugewandt, welche nun einen Fremden präsentierten, welchen der Knabe ob seiner Fehlsicht zu identifizieren nicht imstande war. Zumindest ein Name wurde diesem indessen zugewiesen, sodass Manius Minor sofort einen Konnex zu jenem berühmten Tiberius konstruierte, welcher zu den Freunden der Flavii gezählt hatte. Die Nennung der Pax Deorum hingegen erweckte in dem jungen Flavius neuerlich Remineszenzen an die ausstehende Wahl der Collegia, welche ihm in demselben Maße wie Fusus noch bevorstand.
    "Welchem Collegium gehörst du an, Tiberius?"
    fragte er deshalb, den inidentifikablen Schemen fixierend, welcher zweifelsohne das Angesicht des Gastes repräsentierte.

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    Mit großer Freude nimmt Fusus wahr, wie der blaue Hamiris sich keineswegs geschlagen gibt und die Verfolgung aufnimmt, um das Feld - hoffentlich - von hinten aufzurollen. "Ha-ha! Dann wünsch' ich dir viel Glück damit, Manius! Mein Hamiris wird sie nämlich nun allesamt überholen!" tut er optimistisch seine Hoffnungen kund und feuert den Wagen seiner Wahl unverwandt weiter an. Angefeuert von dem Gemeinschaftsgefühl mit den anderen Anhängern dieser Factio, fällt er sogar hin und wieder in eine Zeile deren Gesänge ein, soweit er die Texte erahnen kann. "...Superstar - Veneta, klar - Hamiris!" Allerdings erweist er sich dabei - schließlich ist er zum ersten Mal als aktiver Veneta-Fan 'tätig' - nicht immer als textsicher. "...zäumt von hinten auf... vermisst sein Geld!"


    Dieser kleinen, aber feinen Fehler nicht gewahr jubelt der junge Flavier unbeirrt weiter und verfolgt gebannt das Rennen. Seine toga pura ist folglich mittlerweile schon ein wenig derangiert und die einst so sorgfältig drapierten Falten in nicht mehr einwandfreiem Zustand. Doch für den Augenblick scheint es Fusus nicht weiter zu stören. Hin hin und wieder späht und hält er im näheren Umfeld der Flavier Ausschau nach weiteren als Veneta-Anhänger durch ihre blaue Farbe zu identifizierenden Zuschauern. Schon hat er nämlich ein gewisses Gemeinschaftsgefühl mit jenen entwickelt und winkt einem jeden freudig zu, sokfern sich einmal die Blice kreuzen sollten.


    Augenscheinlich war sein Anverwandter geneigt, an diesem Tage in spielerischer Weise die Kapazitäten ihrer beider in der Kenntnis des Rennsportes zu messen, obschon beide doch ihre Wahl auf rein emotional-ästhetischen Erwägungen basieren hatten lassen. Nichtsdestoweniger akzeptiert Manius Minor jene Provokation in freudiger Weise und kaum hatte Fusus seine Intonation der Fangesänge vollendet, stimmte der jüngere der Flavii, seinem timiden Naturell völlig zuwiderlaufend, in den Jubel der Russati ein:
    "Russata! Russata!"
    , ehe er in den Augenwinkeln seinen Vater erblickte, der, wie es seinen Gepflogenheiten entsprach, auch im Angesichte eilender Pferde einer marmornen Statue gleich Gravitas uns Dignitas verströmte, sodass der Knabe sich seiner eigenen Obliegenheiten erinnerte und augenblicklich schamvoll verstummte.

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    "Ohh... Hm... Das macht die Sache natürlich schwierig..." kommt Fusus vorübergehend ins Grübeln, was die Wahl seines persönlichen Favoriten angeht. Es dauert jedoch nur Sekunden, da hellt sich seine Miene wieder auf und er tut seinen frisch gefassten Entschluss kund. "Dann will ich den Blauen anfeuern! Eine hübsche Farbe ist es allemal und außerdem scheint er ein wenig Außenseiter zu sein, muss als einziger Factio-Fahrer ohne einen Teamkameraden mit antreten." Mit einem eifrigen Nicken wendet der Flavier sich nach diesen Worten wieder dem Rennen zu und folgt sogleich seiner Idee, dem vermeintlichen Underdog seine Anfeuerungsrufe zu widmen. "Hamiris vor! Du schaffst es!!!"
    Insbesondere alsda jener zuvor deutlich zurückgefallen war und nun seine Aufholjagd in Angriff nimmt, gefällt sich Fusus durchaus in seiner Wahl. Gespannt und aufgeregt applaudiert er dem Wagen der Veneta, verfolgt begierig dessen weiteres Vorankommen und Abschneiden.


    Unterdessen Fusus sich augenscheinlich einem jener Verlierer zuwandte, verharrte Manius Minor bei seinem roten Renner, zumal er doch die Farbe rot dem blau eindeutig vorzog, da dies doch auch die Farbe der Flavii, des Triumphes und des Soldatenstandes war.
    "Ich werde diesmal die Russata anfeuern!"
    , offenbarte er somit und wandte sich seinerseits neuerlich der Rennbahn zu, wo sein Heroe Proteneas noch immer das Feld dominierte, während Iullus' Protegé augenscheinlich noch immer, obschon er in verzweifelter Manie auf seine Pferde einzuschlagen schien, auf den hinteren Rängen chargierte.

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    Die unterkühlte Stimmung zwischen Domitilla und Scato ist bislang nicht zu ihm durchgedrungen und das Schweigen hat er anderen Ursachen zugeschrieben. Dementsprechend ist er auch völlig unbekümmert und seine Augen funkeln fröhlich, als er sich seinen Verwandten kurz zuwendet, ohne einen von ihnen im Speziellen anzusprechen: "Zu welcher Factio halten wir eigentlich? Gibt es da eine bestimmte Tradition in unserer Familie?"


    Hatte das fröhliche Schwatzen seines Neffen Fusus den jüngsten der Flavii auf dem Weg bereits in gewissem Maße aufgeheitert, so war ihm insonderheit die Rede des Tiberius am Vormittag in Erinnerung geblieben, hatte sie ihn doch erinnert, dass ihm jene nunmehr als geradezu mythisch präsentierte Gestalt persönlich bekannt war, es sich um einen Freund seines Vaters gehandelt hatte und dass er gar als junger Knabe dessen Hochzeitsfackel zu tragen die Ehre gehabt hatte. Und eben zu den Spielen anlässlich des Latinerfestes unter dessen Consulat war ihm auch dargelegt worden, welche Factiones die Flavii für gewöhnlich favorisierten, sodass er nun Fusus auf direktem Wege informieren konnte:
    "Die Purpurea oder die Praesina für gewöhnlich. Beide fehlen indessen heute."
    Ironischerweise erwies sich auch jener Umstand als Parallele zu den Spielen des Tiberius von damals, wie ihm nun bewusst wurde, sodass er lächelte und diesen Umstand prompt verkündete:
    "Bei den Spielen zum Latinerfest, als Tiberius Durus Consul war, war dies ebenfalls der Fall. Die Götter belieben bisweilen zu scherzen!"
    Als Kompromiss hatte Manius Minor kurzerhand beschlossen, jene Factio anzufeuern, welche die höchste farbliche Similität zu den flavischen Favoriten besaß und nahm somit mit höchster Satisfaktion, dass Proteneas von der Russata die Spitze des Feldes tapfer verteidigte.

    Obschon er bereits von Scato und Tante Domitilla in augenscheinlicher Vorfreude sich befanden, so vermochte erst der Auftritt von Fusus ihm ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, da doch allein das sonnige Gemüt, gepaart mit dem bisweilen an das Weibische heranreichenden Aufzug des jungen Flavius den noch jüngeren stets vergnügte. Indessen geschah doch eine weitere Trübung, als kurz darauf sein Vater, welchen er seit dem Tode Antonias in noch höherem Maße mied, das Atrium betrat und sie in der ihm eigenen doch ein wenig distanzierten Weise begrüßte. Dessenungeachtet richtete Fusus sogleich das Wort an diesen, während Scato zum Aufbruch drängte.
    In der Tat hatte Patrokolos ihm berichtet, dass zur Eröffnung der Spiele eine Rede zu Ehren des Tiberius Durus vorgesehen war, welche, wie der Knabe inzwischen wusste, dem genus demonstrativum zuzurechnen war und ob seiner eigenen Studien der Rhetorik durchaus sein Interesse hervorrief, weshalb er das Votum der Milonen nur firmieren konnte:
    "Ja, lasst uns gehen!"


    Sim-Off:

    Wer verfasst das Eröffnungsposting bei der Tierhatz? Oder zäumen wir das Pferd von hinten auf und lassen die erste Attraktion aus, um sie lediglich in der Retroperspektive zu thematisieren?

    Auch Manius Minor war der Ladung gefolgt, nachdem Patrokolos ihn ermuntert hatte, der Trübsal, welche den Knaben seit dem Tode seiner Mutter umgab, durch ein wenig Zerstreuung bei den Spielen zu entfleuchen. Auch er trug jenen gewöhnlichen Aufzug, welcher zu derartigen Anlässen vonseiten eines Senatorensohnes erwartet wurde, nämlich die Tunica Praetexta in Kombination mit seiner schlichten Toga Virilis.
    "Salvete"
    , grüßte er die bereits attendierenden beiden Flavii, sich umsehend, wo die übrigen sich verbergen mochten.

    Mit gewisser Compassion vernahm der jüngste Flavius die Leiden des ältesten der Anwesenden, dessenungeachtet eingedenk der Gewohnheit älterer Menschen, ihre Unzulänglichkeiten stets lautstark zu beklagen, sodass deren Seriosität bisweilen durchaus infragezustellen war. Ehe er jedoch sich neuerlich zu äußern imstande war, erschien Scato und begrüßte ebenfalls den greisen Senator, sodass der Knabe artig zu warten hatte.


    Erst als Furianus ihn ein weiteres Mal direkt adressierte, fühlte er sich geneigt, die Unterredung zu bereichern:
    "Nun, ich bin ja erst fünfzehn, somit womöglich noch ein wenig zu jung."
    In der Tat fühlte er sich gar beim Rhetor, der ultimativen Vorstufe zum Eintritt in die politische Laufbahn, als jüngster der Kommilitonen oftmals unterlegen, sodass er noch keinerlei Gedanken daran verschwendete, den zweiten vor dem ersten Schritt zu tun.
    "Indessen gedenke ich durchaus, beizeiten meiner Familie jene Ehre zu bereiten, derer sie würdig ist."
    ...und welcher Manius Maior, obschon undetektiert und verborgen, trotz sämtlicher Strategien verlustig gegangen war, da in diesem Fall doch 'Furchtsamkeit' den adäquaten Opponenten zu 'Abenteuerlust' darstellte. Diesen Makel reinzuwaschen war aktuell die wichtigste Intention des Knaben, aufgrundderer er bereitwillig die Lasten der Edukation inmitten Älterer trug und mit größtem Fleiß sich abmühte.

    Manius Minor hatte ohne weitere Regungen aufs Neue seinen Platz an der Seite Manius Maiors eingenommen, während Titus der Mutter Lebewohl sagte, bis dessen Amme intervenierte und ihn gewahr werden ließ, dass jener selbst sich nun ebenso nach seiner Amme sehnte, welche zu kalmieren ihn zweifelsohne imstande gewesen wäre, die indessen bereits vor vielen Jahren von ihm separiert worden war, um ihn der Obhut seines Paedagogus Artaxias zu überantworten, welcher ihn zur Mannhaftigkeit und Autonomie zu erziehen gehabt hatte.


    Endlich trafen sich die Blicke der Brüder, obschon der ältere von beiden selbstredend inkapabel war, den offendierenden Charakter des Antlitzes des jüngeren zu dechiffrieren, da beide doch Seite an Seite standen und somit die Kapazität der minorischen Augen gänzlich überfordert war. Dessenungeachtet fiel sein erwidernder Blick überaus melancholisch aus, während er, eingedenk seiner Rolle als letzter verbliebener, obschon widerwilliger Tapferer der Familie, endlich sich einige Worte abrang:
    "Mama wird..."
    Doch was würde sie? Noch immer fehlten ihm die Worte ob jener Tragik, noch immer vermochte er nichts Tröstliches zu finden am Tode der geliebten Mutter, die weder an einer chronischen Krankheit laboriert hatte (zumindest soweit ihm bekannt), noch mit hohem Alter gesegnet worden war, sodass ihr Ableben erlösende Wirkung entfalten hätte können. Vielmehr war sie in der Blüte ihrer Jahre hinweggerissen worden, viel zu früh abberufen in die Gefilde der Seligen, wo die beiden Knaben sie nie wieder addressieren mochten bis über sie selbst der Schlaf des Todes sank.
    "...immer über uns wachen!"
    , vollendete er endlich den Satz nach einigem Zögern mit einer hohl erscheinenden Phrase, da diese Obliegenheit sie doch in weitaus besserem Maße als Lebende hätte exekutieren können, was durchaus die Frage evozierte, warum die Götter eine derartige Grausamkeit erdacht haben mochten.

    Der Auftritt Onkel Furianus', dessen Manius Minor seit Unzeiten nicht mehr ansichtig geworden war, entfernte seine Appetenz weg von den auf Dauer doch wenig erbaulichen Löwen, welche augenscheinlich irgendetwas erwarteten. Während der Knabe sich dem Anverwandten zuwandte, welcher gefahrlos zu addressieren war, ohne die infantile Xenophobie des jüngsten anwesenden Flavius zu regen, bedachte er indessen dennoch, ob der Löwe seines Oheims ebenfalls eine derartige Gebrechlichkeit aufwies wie der alte Senator.
    "Salve, Onkel Furianus!"
    , grüßte er artig und küsste die Hand seines Opponenten, wie es sich für einen Knaben gegenüber einem ehrfurchtgebietenden Alten geziemte.
    "Wie ist Dein wertes Befinden, verehrter Onkel?"