Der Stolz Manius' Maiors, welcher sich in jenen knappen Worten zu manifestieren geneigt war, verfiel in den Ohren Manius Minors einer überaus deplorablen Missinterpretation, deutete dieser sie doch als Konfirmation seiner Befürchtungen, als Expression jener Freude, der Bürde parentaler Verantwortung für einen Familiaren schlussendlich ledig zu sein. Mitnichten förderte dies entsprechend jene überaus angebrachten Regungen bei dem Knaben zutage, welche man sich erwarten mochte, denn statt Stolz reflektierte die Sprache seines untersetzten Körpers lediglich Depression, statt Tatendrang sein Blick Lethargie und statt Freude seine Mimik Kleinmut. Zu jener Desillusion trat indessen noch die Perspektive einer Ehe, welcher der junge Flavius sich noch in weitaus geringerem Maße gewachsen fühlte als der übrigen Adoleszenz, zumal sein Interesse für das andere Geschlecht sich auf seine Mutter reduzieren ließ und selbstredend rein platonischer Natur war. Selbst mit Flamma, seiner Schwester, mochte er vielmehr eine lange Reihe von Konfrontationen im Ringen um die parentale Aufmerksamkeit und Liebe zu replizieren denn Gefühle von Wärme und Zuneigung (obschon auch diese nicht selten zum Vorschein gekommen waren, zumal in den jüngeren Jahren, als Manius Minor ob seines Entwicklungsvorsprung zweifelsohne den Anführer und Sprecher der flavischen Kinderschar gegeben hatte und in jovialer Manier auch seine Schwester mit reicher Gunst bedacht hatte). Jener Nichte des Cornelius Scapula war er seines Wissens nach niemals ansichtig geworden und sofern ihre Art der ihres Onkels glich, glaubte der Knabe zudem kaum, dass er jemals geneigt sein mochte, größere Zuneigung zu ihr zu entwickeln. Den Platz, welchen seine Mutter in seinem Herzen einnahm, mochte sie ohnehin nimmermehr einnehmen und wenn er nun daran dachte, jene Dinge mit diesem unbekannten Wesen zu vollziehen, von welchen ihm ein feixender Sklavenjunge ausführlichst Rapport gegeben hatte, nicht ohne zu verschweigen, dass dies der Weg sei, eine Ehe zu besiegeln und Kinder zu gebären, so rief dies mehr Übelkeit denn Begierde in ihm hervor.
Eine Weile verharrte er schweigend, unwissend, was er auf jene Zusagen zu replizieren hatte. Nach all der Hoffnung, nun endlich das traute Heim und die Geborgenheit der Familie zu verspüren, fühlte er sich erneut auf einen kalten, einsamen und sturmumtosten Felsen verfrachtet, welcher nun nicht mehr der des Exils, sondern jener der Maturität, verbunden mit all jenen unerquicklichen Institutionen wie jenen der Ehe sein mochte, der indessen nicht minder dem inadäquat war, was der junge Flavius sich in schillernden Farben imaginiert hatte.
"Muss ich nicht... zuvor meinen Militärdienst absolvieren?"
, brachte er schlussendlich hervor. In den Krieg zu ziehen, wie es die Mannen der Legio Prima getan hatten, wie es jeder aufrechte Römer in jenem unsäglichen Kriege getan hatte, wi er den Wert eines Flavius für die Res Publica unter Beweis zu stellen und die Ehre seines Hauses, welche sein Vater durch seine Feigheit beschmutzt hatte, reinzuwaschen in der Lage, erfüllte ihn durchaus mit Enthusiasmus, doch war jene Frage doch primär auf eine Prokrastination des Ehebundes gemünzt denn eine Herbeiführung eines Tribunats, welches für einen Knaben seines Alters ohnehin unabhängig davon, ob er die Bulla tragen mochte oder nicht, zumindest einige Jahre des Studiums und der ersten staatsdienstlichen Bewährung entfernt lag.
Verschämt senkte er das Haupt, um das verschwommene Muster des Mosaikbodens unter sich zu fixieren, während er sich unter größten Mühen eine jener seltenen Äußerungen eines eigenen, von dem der Eltern devianten Willens abrang:
"Ich... will... diese Cornelia nicht heiraten!"
Als dies gesagt war, fühlte der Knabe sich gleichermaßen erleichtert wie furchtsam, wie jene minimale und lediglich verbale Revolution aufgenommen werden mochte. Zeit seines Lebens konnte er kein Widerwort gegen die gravitätischen Anweisungen seines Vaters zu memorieren, stets hatte die Erziehung durch den gestrengen Artaxias, die liebende Claudia Antonia und das Vorbild der flavischen Sklavenschaft seine Wirkung entfaltet und jenen servilen Habitus geformt, welcher ihm nun trotz der Winzigkeit seines Einwandes Qualen bereitete.