Beiträge von Quintus Claudius Lepidus

    Ein richtiger Andrang war heute in der Villa auszumachen. Eine Menge an Sklaven eilten wild durcheinander als Lepidus das Atrium betrat. Er schien auch nicht der erste zu sein. Brutus, so wie ich annahm, schließlich hatte Lepidus ihn eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, schlich schon im Atrium umher. "Salve Brutus!" Begrüßte Lepidus ihn mit einem Nicken und ging anschließend gleich weiter.


    Und da war ja noch die Hauptperson, Romana. Ohne Umschweife ging ich auf Romana zu und begrüßte sie herzlich. "Salve Romana, willst du uns wirklich schon verlassen?" Fragte Lepidus mit einem leichten Lächeln.

    Die meisten der Familie schienen derzeit ausgeflogen zu sein. Sicher wird sich die Zeit finden, mit den derzeit noch in der Villa verbliebenen das ein oder andere Gespräch führen zu können.
    Das Menecrates nichts gegen den Verbleib meinerseits einzuwenden hatte, dachte sich Lepidus schon, doch gebot es der Anstand vorher nachzufragen. Mit einem... "Ich danke dir." War dieses Thema für Lepidus abgearbeitet und der nächste wichtige Punkt wurde angesprochen.


    Die Aussage von Menecrates, wer sich zur Zeit in der Villa aufhalte, nahm Lepidus mit einem schmunzeln entgegen. Lepidus´ Cousin, Brutus war also zugegen und bei Verus wusste selbst Menecrates nicht, wo er sich derzeit aufhielt. "Ich denke, wenn sie da sind, werden wir uns schon einmal über den Weg laufen." Das Anwesen war zwar groß, doch das man sich überhaupt nicht über den Weg lief war eher zu bezweifeln.


    Als nächstes kamen wir auf den Kaiser zu sprechen und Menecrates´ Worte erfüllten mich mit Sorge. "Gesundheitlich angeschlagen?!" Ein angeschlagener Kaiser war meist nur ein Spielball einiger die nur ihren eigenen Vorteil aus solch einer Situation ziehen wollten. "Wer ist der Vertrauensmann, wenn der Kaiser abwesend ist?"


    "Du meinst sicher den Decimer? Davon habe ich gehört." Fragte Lepidus vorsichtshalber nach. Noch zu frisch war Lepidus wieder in Rom um alle Vorgänge aufgenommen und richtig zugeordnet zu haben.
    "Aha, um den Ordo Senatorius also!" Dieser Teil war auch nicht ganz unwichtig, doch wusste Lepidus noch ganz und gar nichts darüber.


    Ich folgte Menecrates durch das Atrium entlang der Pflanzenreihe. "Wo ich mir noch einen Rat bei dir holen wollte, wie findest du einen Einstieg meinerseits in die Geschicke Roms in der Kaiserlichen Kanzlei?" Wenn nicht Menecrates, wer konnte mir dann diesbezüglich einen Tipp geben.

    Romana bekräftigte mein Vorhaben, doch gegen Ende ihres Satzes kam ein ungewöhnlich besorgter Unterton in das Gespräch. Lepidus stockte kurz und blickte Romana anschließend fragend an. "Was ist mit deinem Vater?" Entweder Romana machte sich nur Gedanken oder es schien doch ernster zu sein.


    "Ganz und gar unmöglich?" Returnierte Lepidus Romana´s Aussage und schmunzelte. Romana wusste eben immer wieder, wie sie Lepidus auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen hatte. Bei Lepidus´ Tatendrang manchmal garnicht so schlecht.


    Romana schien Lepidus´ Charakter schon durchschaut zu haben. Nach außen grob und unnachgiebig, nach innen vertraut und einfühlsam. Doch nur die wenigsten und nahestehenden Menschen erfuhren wirklich, wie Lepidus tickte und was wirklich in ihm vorging. "Lass uns da lang gehen." Und Lepidus deutete auf die rechte Seite.


    Abermals kam Romana auf ihre Schwester zu sprechen. Lepidus dachte einen kurzen Moment nach. Verwarf seine Überlegungen aber wieder, da Romana auch nur Bruchstücke ihres Aufenthaltes zu berichten wusste.


    "Eine priesterliche Karriere?" Fragte Lepidus erstaunt zurück. "Du weißt, das die Götter allmächtig sind und ich nach ihren Willen und Forderungen lebe." Doch an einen Gedanken über eine Karriere als Priester hatte ich noch keine Zeit verschwendet. "Sag Romana, auf was willst du hinaus?"
    Vielleicht wäre das auch eine Option, die Lepidus bis dato noch nicht in Betracht gezogen hatte.

    Gemächlich setzte Lepidus einen Fuß vor den anderen und erörterte mit Romana dies und das. Mal etwas heiterer, mal etwas ernster aber immer mit dem guten Gefühl der Vertrautheit. "Ich muss mir erst einmal von dem aktuellen Stand in Rom von deinem Vater berichten lassen. Zu lange war ich nicht in Rom um mir ein richtiges Bild zu machen." Wie es um den Kaiser stand, was sonst so im Senat ein Thema war. Wer gegen wen intrigierte und, und, und.


    Als sich Romana dann noch kleinlaut für ihr zweifeln entschuldigte, kniff Lepidus ein Auge zu und drückte ihren Kopf sanft an seine Schulter. "Es ist schon in Ordnung." Dieser Spaziergang war ein gegenseitiges Necken und herausfordern. Kein Wunder, hatten sich doch die beiden lange nicht mehr gesehen und es war ein gewisses testen zu erkennen aber immer im familiären Rahmen.


    Auch das Lepidus ein ganz netter Kerl sei, konnte sicher nicht jeder mit dem er Umgang hatte meinen. Doch Familie war eben Familie und der manchmal zum Vorschein kommende Klotz wurde weich und Nähe suchend. "Ich finde es schön von dir, das du mich begleitest." Gab Lepidus eine Art von Kompliment zurück, obwohl dieser Versuch noch in den Kinderschuhen steckte. Lepidus tat sich schwer bei dem Verteilen von Komplimenten und Annäherungen in jeglicher Art.


    Die Angelegenheit mit einer Stelle in der Kanzlei war nur erst einmal eine Überlegung, mehr nicht doch auch da konnte Romana schon einen kleinen Überblick schaffen. "Wie gesagt, ich werde als erstes deinen Vater sprechen, was er als bestes erachtet und dann werde ich weitersehen. Aber die Idee mit dem Flavier ist nicht von der Hand zu weisen. Epicharis meinst du....?!" Lepidus sinnierte kurz, ließ es dann aber dabei bewenden. Ehrlich gesagt konnte sich Lepidus zum heutigen Tag auch noch nicht in einer Stelle in einem Officium vorstellen doch dies würde sich auch irgendwie hinbiegen.

    Die Angelegenheit mit Romana´s Großeltern war von Lepidus mehr so dahergesagt denn eine Feststellung. Kannte er weder die genaueren Umstände noch den Medicus.
    "Ich wollte dich unter keinen Umständen beunruhigen Romana. Doch treibt sich allerhand Gesindel in der Weltgeschichte herum um aus gutgläubigen Menschen ihren Profit zu schlagen." Dies merkte man allerdings erst, wenn sie schon wieder über alle Berge waren.
    Romana schien da auf altbewährte Kräfte zurückgegriffen zu haben. Sie war sich ihrer Sache überaus sicher, deswegen gab es nun von Lepidus´ Seite keine weiteren Schauergeschichten.


    Romana schien nicht nur ein Händchen für die Flora zu besitzen. Auch ihr Umgang mit Menschen nebst ihrer Menschenkenntnis suchten ihresgleichen. Eine Gabe, die mir manchmal etwas fehlte oder im verborgenen schlummerte. War ich doch manchmal recht grob und aufbrausend, wenn es nicht nach meinem Kopf ging. Aber wie gesagt, nicht immer.


    Auch ihrer Begegnung mit Vesta schien auf Romana eine ganz besondere Wirkung hinterlassen zu haben. "Die Götter sind allmächtig." Meinte ich zwar etwas lapidar. Ganz so lapidar wie ich es ausgesprochen hatte war dies wiederum nicht gemeint. Lenkten doch die Götter das Leben jedes einzelnen. Einem waren sie weniger dem anderen mehr gewogen. So wie es aussah, hatte Romana sich die Gunst der Götter auf ihrer Seite. Schon eine weitere Sache, um die man Romana beneiden konnte. Doch war das Wort Neid in der Familie der falsche Ausdruck. "Wieso sollte ich dir nicht glauben Romana?" Auch ich würde noch genügend Opfer bringen müssen, um mir die Gunst der Götter zu erfahren.
    Lepidus nahm Romana in dem Arm und wollte ihr eine Art von Familienzugehörigkeit und Verständnis demonstrieren. "Ich freue mich für dich." Meinte Lepidus und diese Aussage war wirklich ernst gemeint.



    Lepidus´ Aussagen über seine Zukunft schienen Romana in einen Zustand aus unterdrücktem Lachen und Schadenfreude auszulösen. Lepidus zog unbemerkt eine Augenbraue nach oben. Doch sogleich wurde Romana wieder ernsthafter und konnte sich durch ein paar Wortspielchen doch etwas zusammenbasteln. "Das klingt nicht nur nicht schlecht. So wird es kommen, so whr ich Quintus Claudius Lepidus heiße." Meinte Lepidus jetzt schon sehr selbstsicher. "Ich werde mich mit Menecrates besprechen, was er für den richtigen Weg hält. Zwar habe ich schon einige Vorstellungen doch bin ich noch zu kurz in Rom um über alle Abläufe auf dem laufenden zu sein. Er wird mir da sicher behilflich sein. Ich denke, das es in die Richtung Kanzlei geht." Sicher war sich Lepidus bei dem Punkt noch nicht aber der Anfang war gemacht.

    Als ob sich Lepidus an Rom gewöhnen müsste. Insgeheim schmunzelte er. War er es doch, der wieder in die ewige Stadt, in die Stadt der Städte zurückkehren wollte.
    "Rom ist eben Rom und nicht irgendwas." Gab Lepidus zum Besten und seine Augen funkelten.
    Für viele war Rom eine sehr stressige Stadt, doch gerade das mochte Lepidus, da fühlte er sich wohl.


    Die Aussage von Romana über ihre Großeltern kommentierte ich mit einem zufriedenen Lächeln. "Das ist schön zu hören, gibt es doch eine Menge Quacksalber, die nur auf das Geld aus sind und sich einen Dreck um die Gesundheit scheren." Das wiederum waren harsche Worte aber Lepidus sprach aus Erfahrung. Damals war er noch klein und bekam dies nur am Rande mit. Zu heutiger Zeit würde er solch Gesindel achtkantig vom Grundstück jagen. Auf den ersten Blick war ein wahrer Medicus und einer der Quacksalber kaum zu unterscheiden. In Athen hatte sich Lepidus genauer mit der Thematik beschäftigt und deshalb seine derartige Reaktion. "Wenn sich jedoch ein Sacerdos seiner angenommen hat, kann man davon ausgehen, das alles seinen geregelten Ablauf hatte und dessen Arbeit auch Früchte trug."


    Die nächste Aussage, war jedoch sehr abenteuerlich jedoch nicht von der Hand zu weisen. "Vesta....!!!!" Erstaunt blieb Lepidus stehen und blickte Romana an. Solch Weisungen geschehen wahrlich recht selten. Schon der Gedanke mit einer zukünftigen Vestalin zu spazieren und die funkelnden Augen von Romana waren Lepidus schon fast ein wenig unheimlich. "Natürlich glaube ich dir" Antwortete Lepidus ohne einen einzigen Hintergedanken. Die konnte nur eine günstige Weisung der Götter sein.


    Für was ich mich schließlich entscheiden würde, darüber muss das Gespräch mit Menecrates Aufschluss geben. "Ich bin mir noch nicht sicher aber ich denke, der Cursus Honorum wäre ein guter Einstieg." Zuerst musste ich mir aber noch ein paar Kontakte schaffen und alte Freundschaften aufwärmen.
    "Dein Vater hat dir die Obhut über den Garten übertragen? Na wenn da nichts wird, wann dann?!" Ein wenig Sarkasmus war da schon herauszuhören obwohl Romana wirklich ein Händchen dafür hatte, das musste man ihr lassen. "Dann hoffe ich, das du einen geeigneten Gärtner bald finden mögest." Gute Leute standen nicht einfach so an der Straße und warteten darauf abgeholt zu werden. Viele entpuppten sich im nachhinein als Fehlinvestition.

    Insgeheim hoffte Lepidus natürlich, das die Aussage von Romana bezüglich seiner Gedankenversunkenheit nicht ganz so ernst gemeint war, so deutete Lepidus jedenfalls ihr Lachen.
    "Du bist auch gestern angekommen? Das ist schon witzig, ich nämlich auch. Da haben wir uns wahrscheinlich gerade knapp verfehlt." Denn außer den Sklaven bei den Malerarbeiten war ihm kein Familienmitglied über den Weg gelaufen und außerdem betrat Lepidus die Villa erst am frühen nachmittag, von daher konnten sie sich nur verfehlt haben.


    Über die Veränderungen konnte Lepidus nur staunen. "Oh ja, es hat sich verdammt viel geändert. In Griechenland ist der Informationsfluss nach Rom recht mangelhaft." Auch der Briefkontakt zu einem Jugendfreund war nach kurzer Zeit abgebrochen. Was aus ihm geworden ist, das würde sich sicher in den nächsten Tagen herausstellen.


    Romana hakte sich bei Lepidus unter und ohne ein bestimmtes Ziel streiften wir durch die Grünanlage. "Nach Clusium? Interessant." Ganz hinten in seinen hinteren Gedankengängen erinnerte sich Lepidus vage an die Großeltern von Romana. War es doch schon zu lange her. Doch er meinte sich erinnern zu können, als kleiner junge einmal dort gewesen zu sein, doch zu nebulös waren die Erinnerungen daran. "Eine schöne Flora und Fauna?" Entgegnete Lepidus und kniff ein Auge zusammen. Auch wenn er in diesem Moment mit Romana durch eine für ihre Verhältnisse wunderschöne Flora spazierten, konnte er der Umgebung keine Schönheit abgewinnen. Für ihn war es eben nur grün. Die Ruhe hatten von daher oberste Priorität. "Ich hoffe, nachdem du deine Großeltern nun wieder verlassen hast, freuen sie sich bester Gesundheit" Das war anzunehmen, sonst hätten sich unsere Wege hier sicher nicht gekreuzt.


    Mit ihrer nächsten Aussage machte Romana Lepidus nun doch ein wenig neugierig. Lepidus grinste und nickte zustimmend. "Du kannst dir meiner Verschwiegenheit sicher sein." Meinte er und grinste noch breiter. "Sag schon, was ist dir widerfahren?" Es musste schon etwas hochtrabendes sein, wenn Romana so geheimnisvoll tat und die Meinung anderer mit einbezog.


    Auch die Renovierungsarbeiten in der Villa blieben Romana nicht verborgen, wie auch. doch hatte sie weniger ein Auge für die farbliche Innengestaltung denn der Anordnung der Grünpflanzen und es Hortus was Lepidus ein weiteres mal ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Nun ich hoffe und denke, Menecrates hat ein Cubiculum für mich zur Verfügung, ich plane nämlich längerfristig in Rom zu bleiben." Was Romana vorhatte, darüber würde sicher der weitere Spaziergang Aufschluss geben.

    Lepidus erwiderte den Handschlag des Familienoberhauptes und lächelte vertraut.


    "Ich habe schon gesehen." Antwortete er auf das derzeitige Treiben in der Villa und die damit verbundene Aussage des Hausherren.


    Menecrates erkundigte sich grob über die Pläne von Lepidus. Ob er nur zur Durchreise sei oder einen Entspannungsurlaub plane. "Lepidus blickte ernst, denn in seinen Plänen und Vorstellungen waren derzeit die Worte Urlaub und Entspannung tabu. "Nein, ich bin nicht zur Erholung gekommen. Ich komme geradewegs aus Athen. Meine Ausbildung habe ich soeben erfolgreich abgeschlossen und da in den Tag hineinleben noch nie mein Ding war, wollte ich das erlernte und meine mitgebrachten Erfahrungen umsetzen."
    Ansonsten wären die Jahre in Griechenland umsonst gewesen.


    "Wenn du erlaubst, würde ich gern länger die Villa Claudia mein Zuhause nennen dürfen?" Vorstellungen hatte ich schon, doch wollte Lepidus gern ein paar Informationen über Rom und das Imperium erfahren. Zwar war Athen nicht außer der Welt doch der Informationsfluss ließ dennoch zu wünschen übrig.
    Menecrates konnte mir da sicher ein paar hilfreiche Tipps geben sowie mir einen kleinen Einblick in die momentane Situation Rom´s geben.


    Das die Villa derzeit einem Ameisenhaufen gleichkam, störte Lepidus weniger. Vielmehr interessierte ihn seine Zukunft.


    Mit langsamen Schritten bewegte sich Lepidus in Richtung der Säulen, die Menecrates dem Fortgang des Gespräches wies. Dort wo der Trubel doch nicht bis in die letzte Ecke drang.
    Während der Säulengang merklich näher kam, setzte Lepidus das Gespräch fort. "Als erstes interessiert mich, wie es der Familie geht? Geht es allen gut? Wer ist zur Zeit in Rom und in der Villa" Bis jetzt waren Lepidus seit seiner Ankunft nur ein gros an Sklaven über den Weg gelaufen. Menecrates ist das erste Familienmitglied, von dem er begrüßt und mit dem er Gedanken austauschte.


    "Was gibt es neues vom Kaiser zu berichten, was ist derzeit Streitthema im Senat?" Das war erst einmal ein grober Einstieg in das eigentlich Gespräch. Wenn nicht Menecrates, wer sollte dann darüber bescheid wissen.

    In der Villa wurde kräftig gewerkelt. Die Sklaven rannten mit Farbeimern umher und beinahe wäre die frische Toga von Lepidus ein Opfer der frischen Farbe geworden. Noch gerade konnte er ausweichen.


    Das Atrium schien als nächstes an der Reihe zu sein. Das jedenfalls entnahm Lepidus, als der Hausherr in Gestallt von Menecrates mit einer handvoll Sklaven das Atrium betrat, kurz ein paar Anweisungen gab und schließlich sein Blick auf mich fiel.
    Die Sklaven huschten umher und Lepidus ging auf Menecrates zu. "Salve Menecrates, wie ich sehe, steht gerade die Umgestaltung der Villa auf dem Plan." Das war zwar nicht die Begrüßung, die eines Hausherren würdig war, doch sie war auch weniger ernst gemeint, denn eine Feststellung.


    "Schön wieder im Kreise der Familie zu sein." Lepidus streckte seine Hand zu Begrüßung entgegen. Lang war es her, Menecrates das letzte mal gesehen zu haben. Optisch ein wenig älter geworden, doch bestimmend wie eh und je.

    Mit ihrer Herzerfrischenden Art brachte Romana Lepidus zum Lachen. Vielleicht hätte Lepidus sie auch nicht erkannt, wenn die beiden aneinander vorbeigelaufen wären. Das hat weniger mit der Sehstärke oder der langen Trennung voneinender zu tun. Vielmehr war er so in Gedanke versunken, das man neben ihm einen Baum hätte fällen können, Lepidus wäre das womöglich nicht im geringsten aufgefallen.
    "Entschuldige Romana, ich war in Gedanken versunken. Ich kam erst gestern in Rom an. Es gibt viel Neues zu sehen." Und damit meinte Lepidus nicht das Grünzeug in dem Park.


    Romana erinnerte sich noch ganz genau an die Macken von Lepidus. So konnte sich Romana ganz und gar nicht vorstellen, das Lepidus in Griechenland ein grüner Daumen gewachsen war.


    Die Umarmung war herzlich und auch Lepidus freute sich, ein bekanntes Gesicht zu sehen und sich ein wenig auszutauschen. Sie schlug den Weg vor, was Lepidus ganz genehm war, schließlich wollte er keine Pflanzen begutachten oder dergleichen. "Ja, ich denke dort lang ist es gut." Und die Richtung wurde gewechselt. "Erzähl doch bitte etwas von dir. Bist du damals nicht auch weg aus Rom?" Irgendwie hatte er dies noch im Hinterkopf, ganz sicher war er aber nicht. "Hast du schon die Villa gesehen, Menecrates lässt alles neu renovieren." Wenn sie schon länger in Rom war, ist diese Frage hinfällig, wenn nicht, würde mir dies Romana sicher gleich sagen.

    Gedankenversunken streifte ich durch die Mutter Natur. Ohne ein bestimmtes Ziel lief ich umher und spielte mit dem Zweig, den ich zwischen meinen Fingern hielt.


    Viel hatte sich getan in Rom seit seiner Abreise. Neue Gebäude waren errichtet worden und Straßen erneuert. Das war dies, was mir bis jetzt auffiel ohne mich direkt in Getümmel gestürzt zu haben.


    Während mein Blick den Himmel absuchte, vernahm ich meinen Namen von direkt hinter mir. Plötzlich aus allen Gedanken gerissen wandte ich mich Blitzartig um. Ich blickte in die Richtung, aus der ich meinen Namen vernahm und blinzelte etwas.


    Ich musste schon zweimal hinsehen, bevor ich das Gesicht zuordnen konnte. "Romana.......?" Entwich es mir aus meinem Mund und ich ging ihr entgegen. "Sag bloß du hast mich sofort erkannt?" Schließlich war es doch schon etwas her, als wir uns das letzte mal begegneten.


    Natürlich musste ich schmunzeln, als mich Romana auf meinen grünen Daumen ansprach. "Nein, nein, keine Sorge. Hier kann ich nur ungestört nachdenken." Antwortete ich und stand schließlich vor Romana. "Das ist ja eine Überraschung." Und mit einer Umarmung begrüßte ich sie. So ungestört war ich ja wohl nicht mehr dachte ich mir und lächelte Romana an.


    Ich warf den Zweig beiseite, der schon etwas deformiert zwischen meinen Fingern wirkte und konnte überhaupt noch nicht glauben, Romana hier zu treffen. "Magst du mich ein Stück begleiten?" Sicherlich haben wir zwei uns viel zu erzählen.

    Ein kurzer Fussmarsch und schon stand ich inmitten eines großen Parks. Die Blätter der Bäume wiegten sich seicht im Wind und der Lärm der Straßen war auch nur noch leicht zu vernehmen.


    Seit meiner Heimreise war dies mein sehnlichster Wunsch. Einfach durch einen Park spazieren und das erlebte Revue passieren lassen.
    Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Baumkronen, doch im Schutze jener ließ es sich aushalten.


    Zudem war dies ein wunderbarer Ort um Zukunftspläne zu schmieden. Der Hauch der Natur half mir dabei, die ersten klaren Gedanken darüber zu machen. Als kleiner Junge bin ich oft hierher gekommen. Mit dem Nachbarsjungen haben wir hier getobt, doch nach toben war mir eben nicht zumute.

    Nachdem ich mich etwas frisch gemacht hatte und mir zwei Sklaven dabei behilflich waren, die neue, saubere Toga anzulegen, hatte ich mich im Atrium eingefunden, um mich über den momentanen Stand in Rom unterrichten zu lassen und mir alles neueste, was Familia anbetraf und diversere kleinere Sachen von Menecrates erläutern zu lassen.


    Als ich das Atrium betrat, atmete ich erst einmal tief durch. Es ist schön, endlich wieder zuhause zu sein, dachte ich mir und blickte mich erst einmal um. Viel hatte sich seit meiner Abreise verändert. Sehr viel....

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Oh, Verzeihung, Herr", sagte der Sklave und trat einen Schritt zurück. "Sharif ist erkrankt und wir vertreten ihn gemeinschaftlich. Beim Eintreten bitte Vorsicht, es stehen Leitern und Eimer herum, und nicht zuletzt ist vorhin erst ein Farbeimer umgekippt."
    Der Sklave schwenkte die Quaste in Richtung des Unfalls, bevor er sie wieder umständlich auffing. Anschließend zuckte er bedauernd mit den Schultern.


    Ich schmunzelte, als der Türsklave um Entschuldigung bat. Ich betrat die Villa und es roch nach Farbe. "Frühjahrsputz, mhhh?"
    Meinte ich nichtssagend und da war ich endlich wieder daheim.


    Erst einmal meine Sachen auf mein Zimmer bringen dachte ich mir und dann noch etwas frisch machen. Ich war total ausgelaugt von der langen Reise. Vielleicht wäre auch ein Besuch in den Thermen ein probates Mittel gegen einen gestreßten Körper.

    Die Porta öffnete sich und nach ein paar Augenblicken bekam ich auch denjenigen zu Gesicht, welcher die Klinke betätigte. Sehr herzlich war der Empfang demnach nicht. War mein Kommen ja auch im voraus nicht angekündigt.
    "Salve, ich bin´s Lepidus."
    Ich schmunzelte. "Ich begehre eingelassen zu werden. "Ich bin´s Claudius Lepidus." Hatte ich mich so verändert? Das Gesicht des Türsklaven war aber auch mir kein bekanntes, deswegen nannte ich hinterher mal noch meinen ganzen Namen zur Vorsicht.

    Auch wenn es etwas mehr als drei Jahre zurücklag, das ich in Rom war und die heimischen Gefilde mir Rückhalt gaben, fühlte ich mich schon, als ich noch etwas entfernt von der Villa Claudia durch die Gassen schlenderte zuhause.


    An der Villa angekommen, klopfte ich energisch an die große Porta an, um endlich eingelassen zu werden. ich brauchte dringend ein Bad und neue Kleider.

    Die Überfahrt war ein Grauen. Das Wetter war wieder einmal nicht reisefreundlich und mit einem sturzbetrunkenen geriet ich an Board des Schiffes auch aneinander. Kurz gesagt, eine rundum geglückte Rückreise aus Griechenland, wo ich die letzten drei Jahre verbrachte, um mein Wissen in Mathematik, Rhetorik, Grammatik, Philosophie zu erweitern. Ich hatte viele neue Menschen kennengelernt, neue Erfahrungen gesammelt. Nun war ich bereit das erlernte anzuwenden.


    Endlich lief das Schiff in den Hafen ein und ich konnte endlich nach langen Jahren der Entbehrung wieder meine Füsse auf italischen Boden setzen.
    Ich schnappte meine sieben Sachen und machte mich gleich auf den Weg um eine Unterkunft zu finden. Eine Nacht, dann würde ich in die ewige Stadt aufbrechen. Was hat sich verändert in der Zwischenzeit? Wie geht es der Familie? Ist Rom noch größer und schöner während meiner langen Abwesenheit geworden?
    All diese Fragen beschäftigten mich im Moment. Würde man mich erwarten?


    Ich hatte von einem Freund vor meiner Abreise aus Athen eine Adresse zugesteckt bekommen, wo ich eventuell übernachten konnte. Die Tabernae waren mir einfach zu schäbig. Das wird sicher das sein, was sich nie ändern würde, dachte ich mir, während ich durch die Gassen von Ostia lief um die mir zugesteckte Anschrift ausfindig zu machen.