Romana schob mit einem undeutbaren Lächeln ihren Kopf zurück, sodass sie gleich noch ein wenig größer wirkte. “Vielleicht hast du Recht, und wenn ich nicht die wäre, die ich wäre, würde ich sicherlich mehr ausprobieren. Das Problem ist aber, diese Fragestellungen sind allesamt akademisch“, meinte sie mit gewählten Worten. “Vestalinnen dürfen keinen Schmuck tragen.“ Nun gut, sie waren angehalten, keinen zu tragen, ein explizites Verbot gab es nicht. Aber Romana hielt sich sogar an die ungeschriebenen Regeln ihrer Schwesternschaft, ihre religiöse Devotion, die manche für Superstitio halten könnten, ließ nichts anderes zu. Immerhin gab er ihr Recht, dass sie zu ihrer Präsenz nichts mehr hinzufügen musste – die Claudia stach ohnehin von der Natur her aus jeder Menschenmenge heraus, außer vielleicht, es war eine Menschenmenge von riesigen Barbaren, unter die sich Romana ohnehin nie begeben würde.
“Seitlich abspringen? Gut, wird schon gehen...“ Romana war keine Akrobatin, die mit gazellenhaften Darbietungen zu überzeugen wusste, und niemand wusste das selber als sie, weswegen sie dem Absprung mit einem ein wenig mulmigen Gefühl entgegensah.
Sie blickte kurz nachdenklich drein, als ihr Vater ihr seine Gedanken unterbreitete. Sicher stimmte das, nur war Lucius ein Nichtsnutz, und Romana hatte schon lange die Hoffnung aufgegeben, dass aus ihm noch etwas werden würde. Ihr Lieblingsvetter, Quintus Lepidus, hatte da schon mehr Portential, nur hatte er sich in letzter Zeit, trotz Vigintivirates, rar gemacht.
Dann öffnete sie ihre Augen ein bisschen mehr. “Du möchtest also doch vielleicht als Ädil kandidieren? Das wäre ja wundervoll!“, freute sie sich. “Ich meine, stell dir vor, was HUCH!“ Es war nämlich gekommen, wie es kommen hatte müssen – Romana hatte den Absprung übersehen, war ins Leere hineingetreten und ruderte wie wild mit ihren Armen herum, um nicht um- und hinunterzufallen. Das Nächste, was sie erpacken konnte – den Arm ihres Vaters.