Es wandte sich das Augenmerk der Vestalin auf den Pontifex Aurelius, welcher sie eine Frage stellte, die so dumm gar nicht war. “Nun, Aurelius, ich habe keine Antwort“, gab sie freiheraus zu. “Dies hier ist der Cultus Deorum. Der Götterkult fußt, wie du als Pontifex sicher weißt, nicht immer auf logischen und auf den ersten Blick ersichtlichen Prämissen“, erklärte sie in der leicht schwurbeligen Art und Weise, in der man Religion des Öfteren erklärte, dem Aurelier. “Es ist einfach eine Sache, die der Kult vorschreibt.“ Romana hatte aufgegeben, den auf menschlichen Verstand basierenden Sinn hinter Ritualen zu sehen, und sich damit abzufinden, was die Götter von den Menschen verlangten, und, wie vorzufahren war im Kult der Götter. Man hatte es ihr so erklärt, und es war nicht an ihr, die göttliche Ordnung zu hinterfragen, als ob sie eine an nur 2 oder 3 Götter glaubende Christianerin wäre.
Sie hoffte, dass diese Antwort dem Pontifex, der ja schließlich nicht in die Rituale der Vestalinnen eingeweiht war – nur wenige wussten überhaupt etwas von ihren mysteriösen Pflichten – genügen würde, auch wenn sie vielleicht nicht befriedigend wäre für alle Menschen. Und so schob sie rasch noch ein freundliches, ein bisschen entschuldigend wirkendes Lächeln für den Aurelier hinterher.
Romana, deren Gens wie die von Gracchus selber eine Anzahl an Kaiser gestellt hatte, was somit Corvinus den einzigen im Raum von nicht-kaiserlichem Blut machte, blickte wieder kurz zu den Lares hin, die sie immer ein wenig an die in der Villa Claudia erinnerten - auch, weil auch die Laren in der Villa Claudia sehr fein gefertigt waren – und entdeckte einen Laren mit durchaus femininen Gesichtszügen, dem sie aber nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Vielmerh wollte sie weiter machen mit der Führung.
“Ich würde euch jetzt gerne das Tablinium zeigen. Kommt ihr mit?“ Sie blickte beide Pontifices erwartungsvoll an.