Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    Den scheidenden Praefectus Alae hatte die Abberufung durch den Kaiser überrascht, so viel musste er wohl zugeben. Dennoch hatte er längst die nötigen Vorbereitungen zur Kommandoübergabe getroffen, denn er war - anders als der Statthalter oder der Legatus Legionis der Secunda - weit im voraus über seine Ablösung informiert worden. Deshalb hatte es auch keine Schwierigkeiten gegeben beim Einzug des neuen iunischen Praefectus Alae. Das Praetorium war bereits komplett geräumt und auch die Arbeitsräume in der Principia hatte Sermo in einen übergabefähigen Zustand gebracht. Seine persönliche Habe hatte er längst in die Casa Quintilia in Mogontiacum bringen lassen.


    So sehr die Abberufung ihn überrascht hatte, so sehr bedauerte Sermo auch, dass er nun von der Ala Secunda Numidia scheiden musste. Gerade begann es hinter dem Limes zu rumoren, gerade sah es so aus als könnte es bald zu echten Kampfeinsätzen kommen, da nahm man ihm das Kommando ab. Der Quintilier hätte sich schwarz ärgern können, wäre da nicht der andere - positive - Effekt der Ablösung: Entspannung. Es war harte Arbeit gewesen, die Reihen der Ala wieder halbwegs aufzufüllen und auch jetzt war es nicht immer leicht neue Tirones für die Reiterei zu gewinnen. Manche Nacht hatte er schlaflos verbracht mit der Frage, wie man neue Soldaten werben könnte. Aber das war nunmehr ohne Bedeutung. Sermo war frei zu tun und zu lassen, was er wollte. Er würde in die Casa Quintilia umziehen und dort erstmal eine Zeit lang das Leben eines Müßiggängers genießen, denn neue Befehle hatte er - vorerst jedenfalls - nicht erhalten.


    Jetzt, im Moment der Kommandoübergabe, hatte Sermo sich noch einmal seine beste Rüstung umgeschnallt, die Cleon zuvor intensiv polieren musste. So trat er vor die versammelte Truppe und seine Brust schwoll an vor Stolz. Diese Männer waren eine Zeit lang 'seine' Männer gewesen und Sermo wusste, dass es gute Männer waren. Nun war es an ihm, einige Worte des Abschieds zu finden und gleichzeitig den neuen Praefectus Alae vorzustellen. Sermo drückte den Helm, den er zunächst selbst in der Hand gehalten hatte, seinem Adjutanten in die Hand um nun einen Schritt vorzutreten. Er ließ seinen Blick einen gedehnten Moment über die Equites schweifen, bevor er tief Luft holte und zur Ansprache ansetzte.


    "Ihr wackeren Milites der Ala Secunda Numidia, heute richte ich Worte des Abschieds an euch. Wie ihr wisst, hat der Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus mich von meinem Kommando über euch abgezogen. Als ich damals eure Führung in Confluentes übernahm, hatte ich eine vom Kampf geschwächte aber stolze Truppe vor mir, bereit für Reich und Imperator ihre Pflicht zu erfüllen."
    Hier pausierte Sermo kurz. Er beobachtete die Mienen der Männer in den vorderen Reihen. Skeptische Blicke oder irritierte sah er da, nachdem er sie als 'geschwächt' bezeichnet hatte.
    "Heute übergebe ich euch an einen neuen Kommandanten: Aulus Iunius Seneca, der euch ein ebenso guter Anführer sein wird wie ich es war und wie es die Männer vor mir gewesen sind. Und es ist keine geschwächte Truppe mehr, die Iunius von mir übernimmt. Ihr Milites, ihr tapferen, unerschütterlichen. Ihr seid wieder erstarkt, bereit die Feinde des Reiches abzuwehren. Ihr seid zu neuer Größe aufgestiegen, habt eure Reihen geschlossen."
    Nochmals eine Kunstpause. Diesmal sahen die vorderen Männer zufrieden aus.
    "Voller Stolz kann ich heute sagen: Ich scheide von den besten berittenen Männern, die ganz Germania Superior zu bieten hat! Ihr werdet mir fehlen, aber ich weiß - und Mars ist mein Zeuge -, dass ihr auch unter meinem Nachfolger eurem Feldzeichen alle Ehre machen werdet!
    Haltet mich in guter Erinnerung. Valete bene, Milites! Mars mit euch!"

    Nach dieser pathetischen Abschiedsrede salutierte Sermo vor der versammelten Truppe und wandte sich dem neuen Praefectus Alae zu, dem er die Einheit mit folgenden Worten übergab:
    "Praefectus Iunius, hiermit übergebe ich dir die Ala Secunda Numidia. Gib gut auf sie acht."

    Sim-Off:

    Sorry für's Warten.


    Die Frage des Decurios bewegte Sermo kurz zum Nachdenken. Tja, wie sollten die Reiter am besten auf Aggressionen diesseits des Limes reagieren?
    "Wenn sich die Bevölkerung gegen euch stellt, möglicherweise bewaffnet, erschlagt ihre Rädelsführer. Aber achtet darauf, es nicht zu übertreiben. Ich will keinen Aufruhr provozieren, nur weil ihr noch alte Männer niedermacht oder Frauen und Kinder verschleppt. Jedermann auf römischem Gebiet muss wissen, dass das Exercitus Romanus zu seinem Schutz da ist und nicht sein Feind ist!"


    Soviel zu der Bevölkerung. Bezüglich germanischen Übergriffen von jenseits des Limes befahl Sermo daraufhin: "Gegenüber den Chatten zeigt keine Gnade. Macht so viele nieder wie ihr könnt, wenn euch welche über den Weg laufen. Wenn möglich bring jedoch ein paar Gefangene her. Das sollte uns helfen einen bessere Überblick über die Lage jenseits der Grenze zu bekommen."
    Und weil der Quintilier so etwas ja bereits vom helvetischen Decurio gehört hatte, beschwor er den Atier mit eindringlichem Blick: "Und, Decurio, bring mir meine Turma in einem ganzen Stück wieder zurück, verstanden? Ich will keine unnötigen Verluste durch riskante Manöver. Reite einfach die Postenkette am Limes entlang und hole Informationen ein, aber provoziere keine Zwischenfälle auf Stammesgebiet. Verstanden?!"

    Etwas Blabla und BlubbBlubb später schickte der Adjutant den Decurio ins Officium des Praefectus Alae, wo der Atier bereits erwartet wurde.


    "Salve Decurio. Steh bequem", begrüßte Sermo seinen Offizier. "Ich erteile dir hiermit den Auftrag, mit deiner Turma am Limesabschnitt zwischen dem Moenus und der äußersten nördlichen Spitze der Grenze, nordöstlich von Nida, Erkundigungen über die Sicherheitslage einzuholen. Sprich mit den Besatzungen der Limeskastelle, sprich mit den Dorfbewohnern der Umgebung. Ich will wissen, was jenseits des Limes vorgeht. Frag auch direkt nach den Chatten und versuche herauszufinden, ob sie östlich von Nida aktiv sind."


    Er sah den Decurio eindringlich an, bevor er befahl: "Und Decurio...ich will keine unüberlegten Aktionen von dir sehen. Überquere die Grenze nicht ohne Not und lasse dich nicht auf Kampfhandlungen ein. Verstanden?"

    Sermo erwiderte den Salut des Decurios mit einem Nicken. Dann hörte er sich stirnrunzelnd dessen Bericht an. Der Decurio hatte viel zu erzählen, aber wenigstens kam er schnell zur Sache. Nachdem der Helvetier geendet hatte, verharrte Sermo einen Moment in Schweigen, während er einige Notizen auf einer Wachstafel machte.


    Die Frage des Decurios ließ ihn aufblicken. "Moment", sagte er und schrieb noch ein paar letzte Worte auf, bevor er gänzlich von der Tabula abließ. "Also du sagst, dass die Chatten eine Föderation aufbauen um uns herauszufordern, stimmt das? Falls ja, kannst du aus deinen Erkenntnissen die Stärke ihrer Kriegerschar abschätzen?"


    Soviel zu Sermo Nachfragen. Im Gegenzug sagte er: "Du kannst dem Legatus Legionis berichten, dass meine Männer am Abschnitt bei Confluentes ebenfals verdächtige Bewegungen jenseits des Limes gesichtet haben. Wir sammeln hierzu noch weitere Informationen." Und: "Den Limesabschnitt südlich von Nida bis Saliobriga werde ich außerdem zusätzlich kontrollieren lassen."

    "Aha", kommentierte der Adjutant die Meldung des Decurios lakonisch. Er machte eine Notiz auf einer beiliegenden Wachstafel und wollte gerade zu einer ausführlicheren Antwort ansetzen, als Decurio Atius aus dem Officium ins Vorzimmer hereinstapfte. Stirnrunzelnd nahm der Adjutant die kurze Unterbrechung hin, bevor Decurio Helvetius ihm wieder seine volle Aufmerksamkeit zukommen ließ.


    "Na du siehst ja, das Officium ist jetzt wieder frei. Tritt ein." Drinnen stand der Praefectus Alae hinter seinem Schreibtisch, die Fäuste auf den Tisch gestütz, den Blick auf eine Karte 'seines' Limesabschnittes gerichtet. Der Adjutant meldete: "Decurio Lucius Helvetius Corvinus, Turma IV der Legio II Germanica, mit Nachricht vom Legatus Legionis Arennius."


    Sermo sah von der Karte auf und musterte den Decurio offen. "Salve Decurio. Sprich", forderte der Quintilier den Helvetier auf.

    Der Adjutant des Praefectus Alae nahm die Meldung des Eques mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis.


    "Äh... also, Decurio Helvetius? Welche Nachricht hast du für den Praefectus?"


    Erstmal nachhören, ob es bedeutend genug war, dass man den Quintilier damit sofort belästigte.






    OPTIO TABELLARII

    Der Praefectus Alae nickte brummelnd. Er spielte kurz gedankenverloren mit seinem Bart. Offenbar ignorierte er die Anwesenheit des Decurios einen Moment lang, während er sich Gedanken zur Situation machte.


    Am Ende seines Denkprozesses angekommen sagte er: "Nun gut, Decurio. Deine Männer und du sollen sich erstmal ausruhen. Komm morgen früh noch einmal zu mir, ich werde dir dann neue Befehle erteilen. Bereite deine Männer auf einen längeren Ausritt vor. Noch Fragen?"

    Sim-Off:

    Sorry nochmal, habe überlesen, dass du erst ins Vorzimmer reingekommen bist. :D


    Der Praefectus Alae nahm den ersten Teil des Berichts des Decurios unbewegt entgegen. In Confluentes nicht Neues, das waren gute Nachrichten. Was der Atier allerdings im Anschluss daran zu sagen hatte, ließ Sermo die Stirn tief in Falten legen.


    "Du meinst, es sammeln sich Krieger in Limesnähe? Was genau hast du gehört? Kam es zu Kampfhandlungen? Plünderungen? Sind unsere Auxiliarkohorten am Limes bereits in Kontakt gekommen mit denen?"


    Sermo wollte natürlich mehr hören als bloße Gerüchte. Dennoch ging er auch auf die Frage des Decurios ein: "Deine Frage ist berechtigt, Decurio Atius. Auch vom Abschnitt südlich der Lagona bis hinunter zum Moenus gibt es vereinzelte Meldungen. Es scheint als würden die Chatten ihre Aktivitäten jenseits des Limes intensivieren."

    Nachdem der Decurio sich selbstredend förmlich bei Sermos Adjutanten angemeldet und letztlich zum Praefectus Alae vorgelassen worden war, wurde er von eben diesem begrüßt.


    "Salve Decurio Atius. Steh bequem."


    Sermo runzelte die Stirn über den Plauderton, den der Atier unvermittelt anschlug. Dazu noch ein hörbarer Seufzer. War der Mann in Confluentes ohne strenge Aufsicht etwa verweichlicht?


    "Decurio, ich erwarte deine Meldung über den Zustand der Castra in Confluentes. Gab es besondere Vorkommnisse während deiner Stationierung dort? Und mit 'steh bequem' meinte ich nicht, dass du dich gehen lassen sollst, Mann."


    Der Praefectus Alae ließ bei seinen Worten keinerlei angenehme Plauderatmosphäre aufkommen. Er steckte bis zum Hals in Arbeit und brachte dementsprechend kein Verständnis dafür auf, dass einer seiner Offiziere es lieber gemütlich angehen ließ.

    Liebe Weber, ich möchte beim nächsten Wochenwechsel eine ganze Menge Kleidung produzieren. Mir fehlt jedoch gefärbter Stoff. Seid so gut und haut davon einen ordentlichen Batzen auf den Markt. Und keine Sorge, falls was im Lager bei euch liegen bleibt, das geht dann in der folgenden Woche auch noch weg. ;)

    Sermos Gast zeigte offen, dass ihm die Vorspeise mundete, sehr zum Gefallen des Gastgebers. Nicht so sehr gefiel dem Quintilier die Frage, mit der er hatte rechnen müssen, die ihn aber dennoch mit etwas Wehmut erfüllte.


    ""Ach, Duccius", seufzte er und nahm seinen Silberbecher zur Hand, um sich an etwas festhalten zu können. ""Ich habe schon lange nichts mehr von meinen Verwandten gehört. Meine Geschwister sind bereits vor Jahren aus dieser Welt geschieden und mein Cousin Lucius Valerian sowie seine Schwester Valentina beantworten meine Briefe mittlerweile auch nicht mehr."
    Er verzog besorgt den Mund. "Ich kann nicht ausschließen, dass ihnen etwas zugestoßen ist. Andererseits...vielleicht sind sie auch nur umgezogen und haben es versäumt mir dies mitzuteilen."


    Um nicht weiter so trübsinnig zu klingen, zuckte er daraufhin gespielt leichthin mit den Schultern. "Naja, so ist das nunmal mit weit entfernter Verwandtschaft. Man weiß nie, was Fortuna einem beschert. Einfluss habe ich auf die Geschehnisse in der Ferne ohnehin nicht. Ich darf darum die Gegenfrage stellen, verpackt in einer Feststellung: Deiner Familie geht es derzeit einigermaßen gut?"
    Die Vorspeise neigte sich während dessen bereits dem Ende zu, weshalb Sermo seinem Sklaven Cleon einen Wink gab, dass es Zeit war für den zweiten Gang.

    "Für meine Gäste nur das beste", reimte Sermo etwas gezwungen scherzhaft und winkte seinen Sklaven Cleon heran, der den Wunsch entsprechend ausführte. Es wurde Bier gebracht in zwei silbernen Bechern. Sermo erhob den seinen, vergoss einen Schluck als Trankopfer neben seine Cline und prostete seinem Gast zu. "Auf die duccisch-quintilischen Beziehungen!"


    Als er abgesetzt hatte, beantwortete Sermo des Ducciers Frage: "Es gibt einen saftigen Schweinebraten in Kräuterkruste mit diversen Beilagen. Da muss ich gleich nochmal keinen Koch fragen, der wie immer prächtig gezaubert hat." Wiederum gab er nun Cleon einen Wink, der daraufhin die Auftischung der Vorspeise veranlasste. "Als Vorspeise habe ich mir erlaubt nur einige Kleinigkeiten zu servieren: Oliven, Schafskäse, eingelegtes Gemüse und feines Weißbrot. So bleibt mehr Appetit für den Braten."

    Sermo erhob sich, als sein Gast hereingeführt wurde. Er schüttelte dem Duccius die Hand und erwiderte dessen Begrüßungsfloskeln.


    "Duccius! Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Schön, dass du es einrichten konntest. Setz dich, setz dich, das Essen ist so gut wie fertig." Er tat erfreuter über den Besuch des Ducciers als er es war. Und dennoch, Sermo war froh darüber, außer den vielen meist recht einfach gestrickten Soldaten im Castellum endlich wieder einmal einen 'normalen' Menschen aus der Oberschicht (der Civitas) seinen Gast nennen zu dürfen. "Was darf es zu trinken sein? Ich könnte mir vorstellen, dass du einem Krug Bier nicht abgeneigt wärst, eh?"


    In seinem Blick lag die Frage, ob er mit dieser Vermutung wohl richtig lag. Sermo kannte die Duccier und ihre Vorliebe für Bier und Met ja bereits aus früheren Tagen, warum also nicht gleich Pluspunkte damit sammeln, dass er den beflissenen Gastgeber spielte?

    "Salve", erwiderte einer der beiden wachhabenden Equites. Er nahm das Schreiben entgegen, überflog es und reichte es nickend an den Duccius zurück.


    "Du darfst eintreten", verkündete der Eques daraufhin lakonisch und öffnete die Tür zum Praetorium. Drinnen wurde Duccius von einem Sklaven in Empfang genommen und ins Triclinium geführt, wo er schon erwartet wurde.




    MILES - EQUITES SINGULARES

    Das Triclinium des Praetoriums konnte sowohl zum Atrium hin, als auch zum Garten hin geöffnet werden und bot so im Sommer einen hinreißenden Ort zum Aufenthalt jedweden Zwecks. So war es selbstverständlich für Sermo, Numerius Duccius Marsus hier zu empfangen. Zwei Klinen standen hier einander gegenüber, in der Mitte ein niedriger Tisch. Der Boden war geschmückt mit einem Mosaik, das eine Jagdgesellschaft zeigte, ein beliebtes Motiv. Aus dem Garten blies eine leichte Brise herein und trug Vogelzwitschern und das Plätschern eines Brunnens in das Triclinium. Sermo hatte es sich bereits auf einer Liege bequem gemacht und sich verdünnten Wein bringen lassen, während er auf den Duccius wartete. Aus der Küche drang schwach der Duft der Bemühungen seiner Köchin an seine Nase. Gespannt wartete der Quintilier ab.

    Ok, ich wollt's nur gesagt haben, bevor es zu Missverständnissen und Frust kommt. :D


    Letzten Endes kann dich dein Weg ja auch über eine Karriere in den Führungspositionen zum Militär führen.


    So und jetzt lass ich euch hier erstmal wieder in Ruhe die Anmeldung durchführen. 8)

    Als Patrizier wäre ein Einstieg in den Mannschaftsrängen des Heeres allerdings alles andere als üblich und möglicherweise von der ein oder anderen patrizischen Gens auch nicht gern gesehen, das sollte dir klar sein. Nur so als Hinweis. ;)