Sermos Nackenhaare stellten sich auf, als die Praetorianer geschlossen einen Schritt nach vorn taten. Diese Soldaten, die aus Herzen des Reiches hergekommen waren, vom Kaiser selbst geschickt, flößten selbst ihm regelmäßig Respekt ein. Der Quintilier musste schlucken, während der iunische Centurio auf ihn zu trat. Er erwiderte den Salut und musste dann stark an sich halten, um den Centurio nicht erwartungsvoll anzustarren.
In dem Moment, als Iunius vor seinen Augen die Hasta Pura enthüllte, begannen Sermos Augen im Hochgefühl dieses Augenblicks zu funkeln. In Anerkennung deiner Verdienste, verkündete dieser Praetorianer ihm, und weiter als Symbol deines Einsatzwillens, deiner Loyalität, deines Mutes und des Ehrgeizes. Wahrlich, all diese Tugenden hatte Sermo in Nikopolis hochgehalten. Seine felsenfeste Überzeugung dieses Umstands fand ihre endgültige Stärkung nun wahrhaftig in der Verleihung dieser Auszeichnung. Mit stolzgeschwellter Brust nahm der Quintilier die Hasta Pura entgegen.
Er betrachtete dieses Prachtstück einen ewigen Moment ehrfürchtig. Die Hasta war filigran gearbeitet und war ausgiebig poliert worden, so dass sie nun im schwachen Licht der Wintersonne trotzig glänzte. Sermo sah von der Hasta auf und nickte dem Centurio dankbar zu, dann straffte er sich und drückte dem Offizier die Hand. "Danke, Centurio. Ich fühle mich zutiefst geehrt." Anschließend wandte er sich zu den versammelten Equites um. Jetzt war ihm nicht mehr übel. Statt dessen war er für einen kurzen Moment sprachlos, bevor er sich bewusst machte, dass diese Auszeichnung und dieses Kommando, die er beide vom Kaiser erhalten hatte, logische Folge seines Ehrgeizes und seines Willens waren. Sermo war gewillt, das die obersten Sprossen der Militia Equestris zu erreichen, was ihm nunmehr beinahe gelungen war. Für die meisten Männer war ein eigenes Kommando bereits die wohlverdiente letzte Station ihrer Karriere. Für Sermo nicht. Er wollte mehr. Und in Ansehung dieses Schrittes, den er nun getan hatte, war er guten Mutes noch mehr erreichen zu können.
"Ihr Equites der Ala Secunda Numidia", rief er laut, deutlich und nicht zu hektisch und musste sich dabei mit voller Macht seiner Stimmbänder gegen den Wind stemmen, der seine Worte gnadenlos zu verwehen suchte. "Auf dem Weg hierher fragte ich die Leute: Was sind das für Männer, diese Milites der Ala Secunda? Was könnt ihr mir über sie sagen?" Er machte eine kurze Pause, ließ die Frage im Raum stehen, bevor er sie beantwortete: "Man sagte mir: Diese Equites, oh Praefectus, diese Männer sorgen für den Bestand unseres Imperium Romanum."
Wieder eine Pause. Sodann erhöhte Sermo die Intensität seiner Worte, sprach eindringlicher: "IHR SEID DIE TRAGENDE SÄULE DES REICHES! Und es erfüllt mich mit UNBÄNDIGEM STOLZ, dass unser Imperator Caesar Augustus, dessen rechtmäßigen Anspruch auf den ersten Platz unter uns allen Bewohnern des Reiches" - er vermied bewusst die Bezugnahme auf das römische Bürgerrecht, war doch der Großteil der Equites hier Peregrine - "Ihr tapferen Soldaten mit eurem Schweiß und Blut erkämpft habt, mir eure Führung anvertraut hat!"
Dies war der Moment, in dem Sermo seinen Soldaten Zeit für hoffentlich aufbrandenden Jubel gab. Etwas später fuhr er fort:
"Diese Hasta Pura" - er hielt die Prunkwaffe in die Höhe, gut sichtbar für die Männer - "wird mir eine ewige Erinnerung sein, euch allen stets loyaler, mutiger, vorbildlicher Kommandeur zu sein. Wir werden gemeinsam unsere Pflichten erfüllen, die Grenzen des Reiches sichern und eine tragende Säule für unseren Kaiser APPIUS CORNELIUS PALMA sein!"
Der Versuchung wiederstehend, dem Praetorianercenturio einen Seitenblick zuzuwerfen, verkündete Sermo abschließend:
"So lasst uns jetzt unseren Eid erneuern, der uns immer unserer Pflichten gegenüber Imperium und Princeps Mahnung sein soll!"
Es folgten jene Sätze, die Sermo bereits in Nikopolis gesprochen hatte und die er nun, mit Gänsehaut auf Armen und Beinen, Zusammen mit seinen Soldaten wiederholte:
"IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS APPIUS CORNELIUS PALMA, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."
Dass der Quintilier die Hoffnung hegte, die Abordnung der Praetorianer werde dem Kaiser von der Treue und Loyalität der Ala und insbesondere ihres neuen Offiziers berichten, verstand sich dabei von selbst.