Beiträge von Faustus Domitius Massula

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    Crispus: "Das steht dir natürlich auch frei! Würde bestimmt gut ankommen bei der Bevölkerung..."


    Ich schüttete mir etwas Wasser über den Kopf und ließ es über Gesicht und Schultern herunterrinnen. "Ui, da sagst du etwas. Aber ich hab dir ja auch eine schöne Vorlage gegeben mit den treverischen Sponsoren. Hihi, jetzt ist meine Spenderseele gefragt".


    Ich ließ noch mal etwas Wasser an mir herunterrinnen, "Die Thermen sind ja noch gut in Schuss, aber ich hab ja neulich bei einer Sitzung des Ordo versprochen, dass ich den arg lädierten Laufbrunnen vor der Curia erneuern will. Ich hab schon zwei Entwürfe gemacht. Ich kann mich nicht entscheiden, ob es ein rundes oder ein länglich achteckiges Becken werden soll. An die Stirnseite kommt aber auf jeden Fall als Wasserspeier ein Relief von Rhenus Bicornis. Was hältst du davon?"

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    Casa Domitia war das richtig?


    [Blockierte Grafik: http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpgPanphilos


    Panphilos versuchte gerade, etwas Ordnung in die Abrechnungen der Verkäufe aus der Obstplantage, der Fischerei, der Imkerei und der Tongrube zu bringen, damit der neue Schreiberling nicht zu viel Zeit mit erfolglosem Herumgesuche verschwenden musste. Verdammt, jetzt war er gerade dabei, selber ein großes, endloses Herumgesuche in den aufgehäuften Tabulae zu veranstalten. Als er darüber nachdachte, welches Suchsystem er anwenden sollte, hörte er es an der Tür leise Klopfen. Mißmutig schob er die Tabulae auf die andere Seite des Tisches, erhob sich und ging zur Tür.


    Während er noch die Tür öffnete, wollte er schon sein Sprüchlein 'Wir kaufen nix an der Tür' abspulen, da erblickte er ein junges Mädchen. Ah ja, Massula hatte ihm gesagt, dass so jemand die Tage käme, nur fiel ihm jetzt dieser komische germanische Name ums Verrecken nicht ein. Erst mal schaltete er seine Mimik von freundlich-abweisend auf freundlich-irgendwas: "Salve, ah, du bist sicher Arduinna, du kommst wegen der Bienen, komm rein".


    Er öffnete die Tür ganz und wies auf einen Sessel im Tablinum. "Nimm Platz, der Dominus müsste jeden Augenblick zurückkommen. Möchtest du etwas zu trinken?"


    Ganz gegen seine Gewohnheit war er von der Tür bis ins Tablinum wie ein depperter Bär herumgetänzelt. Junge Mädchen verzaubern, normal, nä?

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    Silanus: " ... ich werde dich nicht enttäuschen, das ist großartig! Ich werde dich ganz, ganz sicher nicht enttäuschen!! Vielen Dank!"


    Er freute sich wie ein junger Hund. Vielleicht ein bißchen zu überschwänglich. Wenn er nicht auf seinem Sessel gesessen wäre, könnte man sagen, er sei von einem Bein auf das andere gehüpft. Na ja, wer weiß, wie lange er gesucht hatte, da war dann doch schon etwas Freude angesagt.


    "Euer Dank ehrt mich. Panphilos wird dir deine Kammer zeigen und das übrige, ... die Küche zum Beispiel. Deine Schreibstube ist hier gleich nebenan, Schreibpult und Schreibzeug ist dort. Danach kannst du dein Zeug holen und einziehen. Dass ich dir eine Kammer gebe, hat natürlich auch einen praktischen Hintergrund. Als persönlicher Schreiber solltest du hier im Haus greifbar sein. Wenn du dich eingerichtet hast, reden wir über deine ersten Arbeiten. Panphilos, sei so gut und zeig ihm alles. Ich muss jetzt erst mal in die Regia. Vale, Silanus, Vale, Gordianus."

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    Crispus: "Ich finde, der Preis ist angemessen - welche Stadt in Germania hat schon solch schöne Thermen? Aber andererseits muss ich dir auch zustimmen: Wir Decuriones sollten von den Eintritten in städtische Thermen befreit sein. Wenn irgendwas kaputt geht, müssen wir es ja sowieso aus eigener Tasche zahlen!"


    Angesichts des kalten Wetters, vor dem ich in die Thermen geflüchtet war, ließ ich kurz entschlossen das Frigidarium links liegen und begann im Tepidarium mit der ersten Stufe des wohligen Aufwärmens.


    "Ich habe gehört, dass man in einigen Städten nur einen lumpigen Quadrans für den Eintritt bezahlen muss und in Roma soll es Thermen geben, bei denen man gar nichts bezahlen muss. Von da her gesehen ist natürlich der Eintritt in Mogontiacum recht hoch. Du sagst, dass die Schönheit der hiesigen Thermen den hohen Obolus rechtfertigt. Schönheit hin, Schönheit her, mein Freund Bellicius aus Augusta Treverorum meint, dass die dortigen Thermen vielleicht noch schöner seien als unsere hier. Und doch zahlt man dort nur die Hälfte".


    Während ich mit Genuss die Wärme des Wassers in meinen Körper kriechen ließ, setzte ich noch dazu: "Allerdings erzählte mir Bellicius auch, dass der niedrige Eintrittspreis in der Augusta Treverorum nur deswegen möglich ist, weil einige freigebige Menschen die Thermen großzügig mit Spenden unterstützen".

    Die Thermen in Mogontiacum waren ja eine Zierde für die Stadt, aber spätestens als ich einen ganzen Sesterz als Eintrittsgeld bezahlen musste, korrigierte ich, wie jedes Mal, meine Euphorie etwas nach unten. Immerhin bekam man für den Sesterz auch die Möglichkeit den Dreck des Alltags loszuwerden und konnte die Winterkälte aus den Knochen verjagen. Im Tepidarium angekommen, sah ich Petronius Crispus, der sich dort schon niedergelassen hatte.


    "Salve, Petronius Crispus. Nein, nein, ich will auf keinen Fall über die Lex Municipalis reden. Allenfalls übers Wetter oder über den unverschämt hohen Eintrittspreis in unseren Thermen oder über sonst was. Schön, dich mal abseits von der Politik zu treffen."



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    1 Sesterz an der Kasse bezahlt

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    Alwina: " Mit dem Lohn...Was hälst du davon, mir das Geld nach angefallener Arbeit zu zahlen? Ich möchte auch nicht nur Münzen. Kann ich einen Teil davon in Honig und Wachs bekommen?"


    Ich hob die Schultern. "Über die Entlohnung habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht, abgesehn von dem, was ich eben dazu gesagt habe. Ich bin ja gerade erst beim Löffeln auf diese Idee gekommen. Am besten reden wir beide mal mit Boduognatos darüber. Er weiß auch, wieviel Arbeit wann anfällt und du solltest dir auch mal die Imkerei ansehen, damit du einen Begriff davon bekommst. Komm einfach mal in den nächsten Tagen bei uns vorbei. Ich werde Panphilos Bescheid sagen, damit er dich reinlässt. Er ist die Freundlichkeit selbst, kann aber unglaublich abweisend sein, wenn er jemanden nicht kennt. Also, wenn ich in einer abgerissenen Tunika und ohne Schnäuzer an meiner Haustür auftauchen würde, ließe er mich ums Verrecken nicht in mein Haus".


    Ich stellte meinen inzwischen leergegessenen Kump auf den Tresen der Garküche zurück. "Jetzt muss ich aber weiter, obwohl so ein kleiner Klaaf manchmal auch ganz ergiebig sein kann. Vale, Alwina".

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    Crispus: "... ein eigenes Bürgerrecht haben wollen, das nicht vom römischen Bürgerrecht abhängig ist? ... Und wollen wir unser Territorium über die Nachbarn definieren oder hat jemand eine bessere Idee? ... keine weiteren Vorgaben über die Voraussetzungen für das Bürgerrecht unseres Municipium ..."


    Man hatte inzwischen in den Portici, in den Thermen und wer weiß wo noch übrall ausgiebig über die Gesetzesvorlage von Petronius diskutiert, manchmal auch heftig. Immerhin hatten sich einige Dinge durch die Gespräche aus den Niederungen des Mißverständlichen erhoben.


    "Werter Peronius Crispus, du scheinst, anders als dein Alter glauben lässt, doch recht ungestüm in die Debatte gehen zu wollen. Gleich drei Punkte auf einmal stellst du an den Anfang und läufst damit Gefahr, dass die Dikussion in ein Durcheinander hineinstolpert. Primo, das mogontinische Bürgerrecht: Ob wir es haben wollen, ist eine essentielle Frage, und die wäre nach meiner Meinung nur durch eine Abstimmung zu klären. Ich schlage aber vor, dass vor einer Abstimmung hier eine Einigung über Voraussetzungen, Rechte und Pflichten dieses Bürgerrechts hergestellt wird. Mein Votum ist, diesen Punkt vor allen anderen zu behandeln".


    "Secundo, die Frage, wie wir das Territorium definieren. Ich halte eine Definition über Nachbarterritorien für einen schlecht gangbaren Weg. Was, wenn diese Nachbarn ihre Grenzen ändern? Nicht umsonst wird in die Formae* immer der Besitzer einer Parzelle eingetragen und nicht seine Nachbarn. Mein Vorschlag wäre folgerichtig, das Territorium über die in die Regesten eingetragenen Vici zu definieren. Das hätte auch den Vorteil, dass man bei Grenzänderungen nicht das Gesetz selbst, sondern nur die Regesten ändern muss, was bequem mit einem Decretum Decurionum erledigt werden kann".


    "Tertio, im gleichen Sinne schließe ich mich dem von Crispus Gesagten an, nämlich die Voraussetzungen für das Bürgerrecht nicht, oder allenfalls kursorisch ins Gesetz aufzunehmen und die Details über ein Decretum Decurionum zu regeln".



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    * Formae: die römische Liegenschaftskarte als Grundlage für die Besteuerung

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    Alwina: "Ja. Warum nicht. Werde ich pro Stich bezahlt?" ... " Wir werden uns einig mit dem Lohn und ich helfe gerne damit du deinen gallischen Gäste weiter gutes Essen vorsetzen kannst."


    Ein As pro Stich? Das wäre wohl die spinnertste Lohnabmachung im ganzen Imperium. Jeder Zeidler würde sich biegen vor Lachen. Falls er Humor hätte.


    Mir das Lachen verbeißend sagte ich, "Nein, Alwina, da bräuchtest du dich bei den Klotzbeuten nur möglichst dumm anstellen und dann zu mir kommen und die Hand aufhalten. Das könnte man allenfalls als Schmerzensgeld betrachten. Aber, wie ich dich kenne, wird dir die Dummheit mehr wehtun als die Bienstiche. Nein, das machen wir nicht. Ich würde dir einen festen Lohn zahlen, obwohl es eigentlich eine Taglöhnerarbeit ist. Das heißt, es gibt nicht ständig etwas zu tun, vor allem nicht jetzt im Winter. Und Boduognatos wird weinen, wenn du ihm die ganze Arbeit abnimmst".


    Mir fiel noch ein, dass sie, wie alle Peregrini sicher händeringend auf der Suche nach Arbeit war und vermutlich schon irgendwo angeklopft hatte. "Vielleicht hast du ja schon eine andere Arbeit in Aussicht. Wir können das aber so einrichten, dass es sich nicht gegenseitig beißt. Je nach dem, wieviel Zeit du hast, können wir deine Arbeit in der Imkerei anpassen".


    Die gallischen Gäste? "Meine gallischen Gäste sind inzwischen wieder nach Hause gefahren. Mit vollen Bäuchen. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass ich noch da bin. Ich esse auch gern. Und wenn du bei mir angestellt bist, dann kannst du selber gucken, ob der Boduognatos ordentlich kocht".

    Klang ja alles ganz gut. Ich schaute mir den Kandidaten noch einmal genau an. Ein bißchen spirresig, Kleidung sichtlich abgenutzt, Dreckflecken notdürftig entfernt, ein paar Flickstellen, ein ganz frisches blaues Auge. Nachts auf den mogontinischen Straßen konnte man sich so etwas auch ohne eigenes Verschulden einfangen, sodass Rückschlüsse auf den Lebenswandel des Burschen nur mäßig tauglich waren. Ein Besuch in der Therme, eine neue Tunika und das Kerlchen sah schon wieder etwas solider aus.


    "Fein. Ich habe im Augenblick nicht soviel private Korrespendenz und für die dienstliche habe ich drei eingearbeitete Schreiber. Das schließt aber nicht aus, dass ich auch mal hier dienstliches erledige. Panphilos macht hier die betriebliche Abrechnungen, aber die könnten auch mal sauber abgeschrieben werden. Dann habe ich ein beschädigtes Buch in meiner Bibliothek. Die unleserlichen Passagen müssten mal durch Abschriften eines Exemplars aus der Bibliotheca der Schola Germaniae ergänzt werden".


    Ich rieb mir das Kinn und stellte fest, dass der vermeintlich stumme Schreiber recht redselig war, während der dröhnende Gordianus nun offenbar die Sprache verloren hatte.


    "Du kannst bei mir anfangen, wobei dir klar sein muss, dass du nicht nur schreiben wirst, sondern auch Botengänge machst und allfällige Aufträge für mich erledigst. Da du germanisch kannst, solltest du auch die Ohren offenhalten und mir berichten, was man sich auf den Straßen so erzählt. Du bekommst deine vier Denarii, du hast hier eine Kammer und Essen. Das alles ist auf Probe. Ganz besonders gespannt bin ich darauf, deine Methode 'schneller-schreiben-als-reden' zu erleben. Vielleicht gibt's dazu bald eine Gelegenheit. Wenn es nicht klappt, bist du wieder draußen".


    Mit einer Kopfbewegung deutete ich auf den hinter uns stehenden Panphilos.

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    Alwina: "Wir haben im Frühjahr ihre Nester gesucht. Nach der ersten großen Blüte geerntet, später im Sommer einmal und im Herbst."


    Sie schien nur das Ernten von Wildbienenhonig zu kennen. Das war schon eine Sache, die Spaß machte, wenn man sich wie der Bär über so ein Nest hermachen konnte, wann es einem gerade gefällt. Natürlich wusste ich auch, dass es Leute gab, die das machten, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Aber bei uns zuhause und in vielen Teilen Germaniens kannte man auch die Bienenhaltung in hölzernen Bienenhäusern.


    "Ich habe seit längerem eine Imkerei draußen in der Nähe vom Vicus Novus nicht weit vom Rhenus. Wir halten die Bienen in ausgehöhlten Stücken von Baumstämmen. Die Dinger nennt man Klotzbeuten. Die stehen zum Teil das ganze Jahr auf dem Gelände, zum Teil fahren wir sie auch dorthin, wo es viele Blüten gibt. Man kann so verschiedene Sorten von Honig machen, der dann auch seine Käufer findet. Bisher hat mein Sklave Boduognatos die Arbeit erledigt. Der Bodugnatos hat aber einen großen Nachteil: er ist auch ein ausgezeichneter Koch".


    Ich setzte ein kleines schlitzohriges Grinsen auf: "Du weißt ja, meine gallischen Gäste waren ganz hin von seinem Essen. Solange ich in der kleinen gemieteten Kammer über der Schusterei von Sufa gewohnt habe, musste ich in den Kneipen essen gehen, weil es in der Kammer keine Kochstelle gab. Jetzt, wo ich ein Haus habe, gibt es auch eine Küche und die braucht einen Koch. Der Boduognatos liebt aber seine Bienen und will seine Finger nicht davon lassen. Für ihn ist jedesmal ein rechter Ringkampf zwischen Imkerei und Küche. Deswegen wollte ich dich fragen, ob du ihm vielleicht in der Imkerei zur Hand gehen könntest. Natürlich gegen einen guten Lohn, versteht sich".

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    Silanus: "...ich.. ich kann das Lateinische fließend sprechen, und noch fließender Schreiben, ich verstehe mich auf das Aufsetzen von Standardschreiben und


    Nach dem, was mir Panphilos erzählt hatte, schien der junge Mann diesen Gordianus vorgeschickt zu haben, in dessen Kielwasser er hier ja auch eingetrudelt war. Panphilos beschrieb ihn als zaghaft und hatte sogar Zweifel daran geäußert, dass Silanus überhaupt der Rede mächtig wäre. Ich hatte mir gedacht, dass man auch mit einem stummen Schreiber klar kommen könnte, solange er nur schreiben kann. Nun hatte der Bursche aber doch eine ganz passable Rede vom Stapel gelassen, wenn man von einem kleinen Stottern mal absah. Und wie man bemerken konnte, auch in fließendem Latein.


    "Klingt ja alles ganz gut, Silanus, aber eines nehme ich dir nicht ab: dass du fließender schreiben als sprechen kannst. Du müsstest dir ja sozusagen beim Sprechen schreibend vorauseilen. Ich habe einige Zeit selbst als Schreiber gearbeitet und hatte drei andere gewitzte Schreiber unter meiner Obhut, aber ein solches Kunststück hat keiner von uns fertiggebracht". Ich lächelte, "Das musst du mir mal bei Gelegenheit vormachen."


    "Aber lassen wir das mal beiseite, wo oder wie hast das Schreiben gelernt? Und - weil du sagst, du könntest auch amtliche Schreiben anfertigen - wo und wie lange hast du das in der Praxis auch ausgeübt?"


    Ich ging das, was er gesagt hatte, nochmal kurz durch. Ach ja, da war noch das Germanisch. Nachfragen: "Du kannst auch Germanisch? Wie hast du das denn gelernt? Das findet man bei Römern selten." Die vier Denare konnte man ja später nochmal ansprechen. Zuerst wollte ich hören, was da kommen würde.

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    Alwina: "Eine Arbeit zu finden ist schwer. ... Zur Zeit wohne ich bei Mathayus Magonidas. Er hat mir den Laden und die Unterkunft auf dem Dach überlassen, bis er einen neuen Barbier gefunden hat."


    Erschrocken fuhr ich mir über den Schnäuzer. Der Barbier war weg! "Was sagst du da? Hat der Barbier bei euch zugemacht? Weißt du, der, der mir so ähnlich sieht? Das war verdammt noch mal der einzige Barbier in Mogontiacum, den ich an meinen Schnäuzer gelassen habe. Ein wahrer Künstler. Da hat man endlich mal einen gefunden, der wirklich was von seinem Handwerk versteht und schon ist der wieder über alle Berge".


    Etwas irritiert blickte ich auf zu meiner Norne. Sie gab mir lächelnd zu verstehen, dass dies nun wirklich kein Ünglück sei. Ich würde halt wieder selber zur Schere greifen müssen. Da fiel mein Blick auf den Stand von Freya Mercurioque, wo mein Honig verkauft wurde. 'Honig von dicken germanischen Bienen' stand auf der Wand über dem Tresen und Boduognatos versuchte gerade, die Ware lauthals an den Mann zu bringen. Ich überlegte kurz: "Sag mal, Alwina, verstehst du was von Honigbienen?"

    Panphilos hatte mir eine Beschreibung der Besucher geliefert, zwar in dürren Worten, wie es seine Art war, aber dennoch recht bildhaft, sodass ich die beiden auf den ersten Blick gleich auseinanderhalten konnte. Die Bohnenstange (Originalton Panphilos) lief etwas nervös im Raum auf und ab, während Gordianus recht behäbig in einem der Sessel saß.


    "Salvete, ich bin Domitius Massula. Wie ich höre, willst du mir diesen jungen Mann als Scriba empfehlen, Gordianus?"


    Ich wandte mich an Silanus: "So setz dich doch, es sind genug Sessel da, Silanus. Und wenn du dich gesetzt hast, dann kannst du mir auch gleich eine vollständige Beschreibung deiner sicherlich herausragenden Fähigkeiten geben. Vielleicht hast du ja darüber hinaus schon eine gewisse Vorstellung davon, wieviel Salär dich hier erwarten könnte".


    Ich setzte mich jetzt auch.

    Sie schien uns nicht mehr gehört zu haben. Ich sagte zu Ateualus: "Ich krieg manchmal auch keinen Bissen mehr runter, wenn ich hundemüde bin".


    Er wiegte den Kopf: "Ich weiß nicht, ich glaube, da war noch etwas anderes. Es hat in ihr irgendwie einen Ruck gegeben. Aber ich könnte dir nicht sagen, was es war. Vielleicht sollte sie sich wirklich erst einmal ausschlafen".

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    Alwina: " Du bist römischer Beamter ? Was macht man als Beamter?"


    Irgendwie schien es, als sei es plötzlich etwas dunkler geworden. Da war ich wohl, ohne es zu wollen, auf eine schmerzhafte Stelle bei Alwina gestoßen. Sie hatte ihre Familie verloren und zwar offenbar durch einen Überfall der Chatten. Das machte mich aber andererseits hellwach. Dahinten bei den Chatten und Hermunduren schien sich etwas zu tun und wir hatten davon keine Ahnung. Ich wusste, dass die Hermunduren vor etwa fünfzig Jahren den Chatten die Salzquellen an der Visurgis abgenommen hatten. Es sah danach aus, als ob die Chatten jetzt dabei waren, sich die Salzquellen wieder zurückzuholen.


    "Alwina, das tut mir sehr leid für dich, dass du die Deinen verloren hast. Ich wusste das nicht und es tut mir doppelt leid, dass ich mit meiner Fragerei da hineingestolpert bin". Sie hatte schnell das Thema gewechselt, so schnell, dass man den Stich in ihr Herz förmlich sehen konnte. Ich ging darauf ein.


    "Was machen Beamte? Der Volksmund antwortet darauf: Nichts. Was mich angeht, ich arbeite beim Statthalter als Princeps Praetorii. Der Statthalter regiert die Provinz und der Princeps Praetorii ist so etwas wie sein Handlanger. Ich muss dafür sorgen, dass die Verwaltung funktioniert, ich berate den Statthalter und ich muss die Informationen zusammentragen, die er für seine Entscheidungen benötigt. Das ist auch einer der Gründe, warum ich den Leuten manchmal Löcher in den Bauch frage."

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    Gordianus: ... "dies ist Spurius Iunius Silanus.. er möchte deinem Herrn seine Dienste als Scriba Personalis anbieten, und ich bin hier, um mich für ihn zu verwenden. Er ist ein tüchtiger und kluger Bursche und beherrscht sein Handwerk, wenn dein Herr die Güte hätte, sich sein Können zu beschauen?"


    Panphilos:


    Der Mittelgroße hieß also Gordianus. Er hatte wohl die Angewohnheit, zu laut zu reden. "Salve Gordianus, du solltest etwas leiser reden, meine Ohren schmerzen. Er will also Scriba Personalis werden, der Iunius Silanus. Du meinst, er kann gut lesen und schreiben? Ich denke, Domitius Massula könnte Interesse haben. Vorausgesetzt, dass Silanus auch reden kann, wovon ich bisher nichts gemerkt habe".


    Panphilos öffnete die Pforte ganz und wies mir einer Handbewegung auf eine Tür im Hintergrund. "Kommt rein und setzt euch ins Tablinum, ich werde den Dominus rufen".

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    Alwina: " Den hat mir mein Vater letzten Sommer geschenkt. Von einem Mann aus dem Norden."


    Ich stellte meine Schüssel ab und legte den Bernstein in meine Handfläche. Er war goldgelb und dort, wo man schräg auf die Oberfläche schaute, ging die Farbe in ein rötliches Braun über. An einer Seite hatte er eine muschelige Bruchstelle. Das Goldgelb war klar und man konnte einige kleine Dinge sehen, die darin eingeschlossen waren. Aber es war nicht zu erkennen, um was es sich handelte.


    "Das ist aber ein wirklich schönes Stück. Du könntest dir beim Goldschmied daraus ein Schmuckstück machen lassen, um das dich manche Römerin beneiden würde. Ihr habt da aber einen einträglichen Handel aufgebaut: Salz gegen Bernstein und bei den Römern Bernstein gegen gutes Geld. Aber, was ich nicht verstehe ist, wieso du hier nicht mit dem Bernstein handelst, den dein Vater und seine Leute hierher liefern können?"


    Ich gab ihr den Bernstein zurück.

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    Alwina: " Das sieht urkomisch aus, wenn du auf der Stelle trippelst."


    Ich schaute mich um. Alle Leute, die herumstanden, trippelten auf der Stelle, um die Kälte aus ihren Füßen zu verscheuchen. Die ganze Markthalle war ungefähr zur Hälfte mit urkomischen Menschen angefüllt. Wobei es da auch Überläufer gab: Sobald einer irgendwohin loslief, wechselte er zu dem ernsten Teil der Menschheit, wenn er stehenblieb, nahm ihn der urkomische Teil der Menschheit wieder als Mitglied auf. Die germanische Kälte hatte es in sich.


    Ich lachte: "Eigentlich ist es römischen Beamten nicht gestattet, urkomisch zu sein, aber ich hoffe, dass die Götter hier in Germanien Ausnahmen zulassen. Verzeih mir meine Neugierde: Du hast gesagt, dass dein Vater mit Salz gehandelt hat. Konnte man dort, wo du herkommst, Salz gewinnen? Und wo ist das? Weißt du den Namen eines Flusses oder eines Gebirges, das in der Nähe deiner Heimat liegt? Ich weiss nur, dass es am Oberlauf der Visurgis, die Germanen nennen sie Wiseraha*, Salz gibt. Und dann noch an der Sala*."


    Sim-Off:

    *) Visurgis: Weser, gemeint ist hier die Werra, Sala: fränkische Saale

    Ich war mit den Ergebnissen auch nicht sonderlich zufrieden. Man hatte einen Vermittler festgesetzt, der einem Unbekannten den Zugang zur Stadtkasse ermöglicht hatte, dann gab es eine Spur, die zwar gut dokumentiert war, aber irgendwo im Nichts endete und ansonsten gab es eigentlich keine weiteren Erkenntnisse.


    "Ich kann eigentlich nicht empfehlen, der Spur nach Lopodunum weiter zu folgen. Wenn dort den Beneficariern etwas aufgefallen wäre, dann hätten sie die Diebe sicherlich festgesetzt und dann wüßten wir das auch schon. Wenn den Beneficariern nichts aufgefallen ist, dann kann die Beute überall hin verschwunden sein. Nach Süden oder Osten. Diese Spur führt nur in einen undurchdringlichen Nebel und wird, weil inzwischen viel Zeit verstrichen ist, vermutlich keine handfesten Hinweise mehr bringen".


    "Wir haben doch einen Ansatzpunkt innerhalb der Mauern von Mogontiacum, um den wir uns in jedem Fall kümmern müssen. Und das ist dieser Händler Hermipus. Wenn er sich weigert, Latein zu sprechen, dann soll er scharf verhört werden, vielleicht fällt ihm dann sein Latein wieder ein. Wenn aber das auch nichts hilft, dann bin ich gerne bereit, ihm auch germanisch auf den Zahn zu fühlen".