Beiträge von Marei

    Von der Küche hörte sie männliches Lachen und atmete erleichtert auf. Da drinnen war jemand der sie kannte und ihr sicherlich raten würde können, was sie nun machen sollte. Immer noch wollte sie lieber ins Bett gehen als auf dem Fest sitzen. Marei drückte die Türe für die folgenden Sklaven hinter ihr auf und hielt diese fest, bis alle Mann und Frau durchgezogen waren.


    Danach schob sie die Tür zu und wuselte durch die Beine der vielen Anwesenden bis hin zu Cimon. "Eins, zwei, drei, Eckstein! Ich hab dich gefunden! Na endlich!" juchzte sie fröhlich und kletterte mit Schuhen auf die Bank, um von dort aus neben Cimon zu gelangen und neben ihm Platz zu nehmen. "Hör mal, Cimon, du versteckst dich ziemlich gut vor mir. Ich bin enttäuscht von dir! Weisst du, ich war schreckich alleine und keiner sagt, was ich tun soll. Aber sag erst mal.. wer ist das?" Neugierig beäugte sie Phaenas, stellte sich ihm selber vor. "Marei... und du?" Die gefüllten Eier sahen ziemlich verlockend aus und animierten das kleine Mädchen zum Zugreifen. Schwupps, verspeiste sie das nächstbeste Ei von der Platte. Sie hatte Glück, es war ein hartgekochtes ungefülltes Ei.

    Celerina überhörte ihre Mädchenstimme und redete mit den anderen Frauen weiter. Mit großen Augen starrte Marei sie fassungslos an und trat schleunigst den Rückzug an. Das war aber nicht nett von der Herrin.. oder sollte sie etwa trotz ansteigender Müdigkeit noch wach bleiben? Marei verharrte neben dem Eingang des Raumes und zog sich unter ihren vorherigen Standort zurück. Sie wusste nicht was sie tun sollte und entdeckte niemanden mit dem sie sich darüber unterhalten konnte, was sie nun machen sollte. Selbst Cimon oder Caelyn waren nirgends zu sehen! Wie dumm! Was machte sie denn jetzt? Und was machten die anderen Sklaven denn? Sie räumten alle Platten mit dem guten Essen ab! War das Essen jetzt vorbei? Hiess das, dass sie, die Sklaven sich zurückziehen und die Herrschaften alleine lassen sollten? Fragen über Fragen schwirrten in Mareis Kopf. Ach, hätte sie doch Celerina schon vorher ausgefragt, was sie bei diesem hohen Fest machen sollte. Jetzt war es dafür viel zu spät! Einige Tränen kullerten über Mareis Gesicht und wurden hastig fortgewischt. Oh, sie fühlte sich so was von überfordert. Am besten sie verschwand jetzt ins Bett und stellte sich morgen den wütenden Worten Celerinas. Doch vorher würde sie sich etwas vom übrig gebliebenen Essen mitnehmen, welches jetzt in die Küche gebracht wurde. Langsam tappste sie den anderen Sklaven hinterher zur Küche.

    "Danke, ich mag meinen Namen! Hmm... gestern nachmittag und ihr habt die Villa schon angesehen?" Marei zuckte mit den Schultern, da hatte sie gestern aber was verpasst. "Mit deinem Bruder? Wer von den vielen Männern ist es denn?" fragte sie fragend nach und lächelte Narcissa scheu an. Immerhin hatte diese bisher fast jede Frage geduldig beantwortet, da würde sie vielleicht weiteren Fragen nicht ausweichen, um mehr über die äußerst hübschen Neuankömmlinge zu erfahren. Jetzt bloß nichts verderben! In die exedra wollte diese nun gehen un sie mitnehmen.


    Marei entdeckte jetzt erst was Narcissa in den Händen trug. "Pof.. du kannst lesen!" stellte das kleine Mädchen ein klein wenig neidisch fest und bekundete auch ihre Zustimmung. "Gut, ich komme mit rüber." Sie wandte sich ab, sammelte Puppe Nina, das Kissen und zuletzt den Ball ein. Schwer tragend stellte sie sich neben Narcissa. "Kann man dort neben lesen auch Ball spielen?" Während sie die Antwort abwartete, ging Marei langsam neben Narcissa her.


    "Ich war noch nicht in der exedra Nur auf dem Rasen und in manchen Büschen. Weil Katze Saba immer wieder mal ausbüxt und wir sie dann suchen gehen dürfen." Marei stellte das Kissen kurz auf dem Weg ab und deutete auf einen bestimmten Baum. "Guck da rüber.. da hat domina Phraates erwischt und am Hals gewürgt. Der wollte ihre Katze verbraten und verspeisen. Ich bin weggelaufen und habe versucht, Saba wieder ins Haus zu locken, damit sie wieder reinkommt." Puh, war das ein langer Satz! Marei nahm das Kissen auf. "Die kam dann auch. Ich hab sie gefüttert und gekämmt. Dann wollte Saba schlafen. Ich hätte mich am liebsten zum Kuscheln neben sie gelegt, aber ich war in dominas Zimmer. Da darf ich nicht schlafen."

    Sie bemerkte nichts von Cimons Bemühungen, den Aufenthalt im Bett so angenehm wie möglich zu machen und murmelte unverständliches, als ihre Haut unangenehme Gänsehautschauer bekam. Aber dies ging so rasch vorbei, dass sie deswegen nicht mal mehr wach wurde. Marei schlief in Gegenwart Cimons ziemlich ruhig im Gegensatz zu dem vorherigen einsamen Schlafversuch. Die Symptome des unfreiwilligen Entzuges wie zittrige Hände und hohe Körpertemperatur waren ihr leider immer noch anzumerken. Ein Opium Entzug ist ungefährlich, da die Entzugserscheinungen "nur" einer starken Grippe ähneln, aber nach wenigen Tagen vorüber gehen. Opiumentzüge sind zum Glück und in der Regel nicht gefährlich.


    Die 'nubische' Milch verblieb in Mareis Magen und steillte den Durst. Wobei sie aber wegen dem Durstgefühl Stunden später aufwachte und sich bei Cimons Körper liegend wiederfand. Mit müden Augen betrachtete sie das Gesicht des schlafenden dunkelhäutigen Riesen und streichelte dessen Nase mit der Fingerkuppen des linken Daumens. "Cimoonn.. bist du waccchaaccch?" brummelte Marei leise und war versucht ihm die Nase zuzuhalten, aber das war sicher nicht nett von ihr, also unterliess sie es lieber. Mit langsamen Bewegungen wanderte der linke Daumen weiter zu Cimons Augenbrauen und brachte diese imaginär kämmend in Ordnung.

    "Angenommen..." erwiderte Marei die Entschuldigung und lächelte Narcissa scheu zu. "Gestern schon bist du angekommen? Hm, dann hab ich deine Ankunft verpasst, vielleicht weil ich schon im Bett war?!" mutmaßte das kleine Mädchen und nahm ihren Gänsefederball entgegen. "Narcissa? So einen Namen hab ich noch nie gehört, Narcissa, aber jetzt hab ich es gehört." witzelte sie spontan auf schlagfertige Weise und wunderte sich, dass ihr hübches Gegenüber ihren eigenen Namen nicht wahrgenommen hatte. Vielleicht hatte sie ihn auch noch nie gehört? "Ich bin die Marei. Die Köchin passt gaannz selten auf mich auf. Aber Cimon, er passt eigentlich immer auf mich auf. Nur heute hat er ganz ganz viel zu tun und deshalb musste ich mir was suchen, um die langeweilige Langeweile zu vertreiben. domina Flavia Celerina braucht mich auch nicht, jedenfalls habe ich meinen Namen noch nicht rufen hören." plapperte sie drauflos und warf zuletzt den Ball an die Villenwand, wo er dann auf dem Kissen landete. "Hast du auch Langeweile? Oder guckst du dir den Garten an? Willst du mitspielen?"

    Bums.. der Ball platschte zu Boden. Völlig erschrocken über die unerwartete Ansprache drehte sie sich eilig um und fand sich vor einem wunderschönen Mädchen wieder. "Ähhh...." brachte Marei erstmal heraus, weil ihre Gedanken noch bei dem Lied waren und erst einmal gestoppt werden mussten. "..sag mal, schleichst du dich immer wie iene Katze an?" fragte sie das erstbeste, was ihr einfiel und schüttelte den Kopf.


    "Mir ist nicht kalt. Im Ball und im Kissen sind Gänsefedern drin. Köchin Niki hat sie reingestopft und zugenäht. Ich habe keine Mam mehr. Sie hat mich verkauft." bantworte sie schliesslich die gestellten Fragen und erhob sich vom Kissen. Der Ball lag in Reichweite von Narcissa, aber sie mochte ihn jetzt nicht holen. Die fremde Person war vielvielviel interessanter und außerordentlich hübsch! "Wie heisst du? Ich hab dich noch nie gesehen! Bist du so eben gaannz heimlich von der Straße über die Mauer zu uns geklettert?" Marei deutete auf die Mauer und trat sich in Gedanken gegen das Knie. So ein Mist, jetzt hatte sie ihren unerlaubten Ausflug verraten! "Ich bin Marei.. brauchst du etwas?" versuchte sie eilig von dem Geheimnis abzulenken.

    Marei hatte wieder einmal nichts zu tun und sich an etwas errinnert, was die Langeweile gnadenlos vertreiben könnte. In ihren Augen war das Ballspiel geradezu harmlos, welchs nicht nur als Freizeitvergnügen für Kinder sondern auch für Frauen galt. Es wurde auch von Ärzten als gesundheitsfördernde Übung empfohlen, sagte man auf der Straße. Beliebt war das Spiel auf dem Marsfeld in Rom, auf Straßen und Plätzen und in den Sportanlagen der Thermen. Bälle verschiedener Größen und Arten wurden einzeln oder in Gruppen benutzt. Die "pila" war ein kleiner mit Haaren oder Federn gefüllter Ball, der außen mit farbigen Lappen benäht war. Der "follis" war eine mit Luft gefüllte Schweins- oder Rindsblase. Allein spielte man entweder den Ball auf den Boden oder an die Wand als eine Art Schlagball.


    Ziemlich lange hatte sie Niki bearbeiten müssen, ihr eine mit Federn gefüllte Pila herzustellen. Sogar für das ungeliebte Geschirr spülen hatte sie sich freiwillig gemeldet, um Niki eine Gegenleistung für ihre Mühe anzubieten. Irgendwie hatte Niki es geschafft viel mehr Federn zu besorgen als für das Spielgerät benötigt wurde und ein Bodenkissen extra für Marei allein angefertigt. Dieses konnte man auf den Boden legen und bei Nichtgebrauch unterm flach Bett verstauen. Mit Ball und Kissen sowie Puppe Nina unter den Armen eilte Marei in den Garten und suchte eine möglichst freiliegende Hauswand, die sich für das Spiel eignen würde, welches sie spielen wollte. Da drüben.. da war eine freie Hauswand. Marei hatte keine Ahnung, wer hinter dieser Villenwand wohnte.


    Sorgsam legte sie das Kissen auf den Boden, nahm Platz und warf den Ball an die Wand. Klatsch.. klatsch.. patsch... machte der federngefüllte Ball, wenn er an die Wand geworfen wurde. Sie fing den Ball nicht immer und musste manches Mal aufstehen, um ihn wieder zurückzuholen. "Oh, Nina.. hör mir zu, mir ist was feines zum Singen eingefallen. Und den Ball werf ich dabei weiter an die Wand. Nee, mache dir nur keine Sorgen, ich schaffe das ganz sicher." rief Marei atemlos aus, wischte die Haare aus der Stirn und nahm auf dem Bodenkissen Platz. Mit recht lauter Stimme sang sie drauflos. "Wer sitzt auf unsrer Mauer? Fari, fara, farum. Die Katz sitzt auf der Lauer, fari, fara, o Spätzelein, nimm dich in acht vorm Kätzelein! Fari, fara, farum! Die Katz ist heimgegangen! Fari, fara, farum! Den Spatz hat sie gefangen, fari, fara, o Spätzelein, sie bringt dich heim den Kätzelein! Fari, fara, farum!" Klatsch.. klatsch.. patsch... machte der federngefüllte Ball, wenn er an die Wand geworfen wurde.


    Sim-Off:

    Wer mag mitsingen und mitspielen?

    Wenn Cimon sagte, dass domina Celerina doch noch zufrieden mit ihr sein würde.. dann musste und sollte sie das besser zu glauben anfangen. Der Gedanke tat ganz gut.. lieber eine zufriedene Herrin als eine enttäuschte Herrin. Und ja, Marei wollte, dass es ihr wieder besser ging und gehen würde. "Geht klar, dunkler Löwe.." Cimon redete über seine Haare und warum er einen kahlen Kopf hatte und was er sonst noch für sie machen würde. Hach, tat das gut zu hören. "Marei wird Cimon immer zum Lachen bringen versuchen... und immer wieder unter Ursus Bett nach weggerollten Nüssen suchen." versprach sie schon im Halbschlaf sich befindend. Unbewusst bewegte sie ihre Hand zu der seinen und hielt seinen Daumen fest. Das war voll schön im Schlaf einen festen Halt zu haben! Der Druck ihrer kleinen Hand liess allmählich nach, um dann den Daumen wieder preiszugeben. Der Traum über den abenteuerlustigen Bauerssohn kehrte zurück. Dieser holte die Königstochter mit seinem Pferd aus dem Schloß ab. Zusammen ritten sie zu einem beeindruckenden Wasserfall und setzten sich unter einen Baum, um dem steten Wasserrauschen zuzuhören und die Regenbogenfische zubegutachten, die schwerfällig blubbernd im Wasser lebten. "Platsch... des tropft." murmelte Marei im Schlaf und atmete mit einem tiefem Atemzug ein und aus. In Wirklichkeit pinkelte sie ins Bett, weil sie nicht auf Toilette gegangen war.

    "Vielleicht weiss sie schon warum ich nicht komme.. oder auch nicht! Vieleicht denkt sie, ich bin zu dumm für sie.. oder ich rede zuviel.. Ihr und euch Sorgen machen? Achwo.. ich rolle mich im Bett herum." Und wieder wurde sie hinein ins Bett gelegt. Passende Möbel? Wie denn das? Sie war erschöpft, um weiter danach zu fragen und trotzdem redete sie weiter. "Dann musst du dem Bär sagen, er soll wachsen.. genauso groß wie du werden."


    Cimons Kopf war ganz nahe bei ihrem Kopfkissen. Marei fasste erneut nach Cimons kahlem Kopf und berührte die Haut mit den Fingerkuppen, streichelte vorsichtig Cimons Hinterkopf und rutschten runter zum dicken Nacken. Ihre Augen leuchteten bei dem Klang des Kosenamen vergnügt auf und zeigten dem dunklen Mann, dass ihr der Name gefiel. "Haare verloren? Armer dunkler Löwe.. frierst du denn nicht? Dann brauchst du eine warme Mütze für den Kopf... uuunndd dickke Pusccchhhhel für die Ooohhrrhren." murmelte sie, liess die Hand sinken und gähnte herzhaft hinter vorgehaltener Hand. Langsam drehte Marei sich Cimon entgegen auf die Seite, gähnte noch einmal und konnte die Augen kaum mehr aufhalten. So eine Unterhaltung war doch anstrengend für ein kleines krankes Mädchen, welches ihre Milch nicht bekommen konnte und durfte.

    "Mhm.. das ist gute Milch." bedankte Marei sich bei ihrem dunklen Freund und leckte mit der Zunge den über gebliebenen Milchschnurrbart ab. Abwechselnd atmend und trinkend schaffte sie den ganzen Becher."Vielleicht bleibt sie jetzt drin?!? Hörst du, Magen von Marei, die Milch ist nämlich von Cimon und seinen Kühen aus der Heimat seiner Mama!" fügte sie mit leicht skeptischem Stimmenklang hinzu, rieb mit flachen Händen vorsichtig den unter der Decke versteckten Bauch. Sie kicherte, als er meinte, er würde ihr sofort Bescheid sagen, wenn er Kühe melken konnte. "Auja.. und dann zeigst du mir das bis ich das auch kann! Also das Kühe melken! Oder wir sparen Münzen und stellen eine Kuh zu den Pferden dazu. Dann gibts jeden Morgen frische Milch von der Kuh im Stall." redete sie über dieses Thema, sprach über alles was ihr dazu einfiel.


    Hoppla, sie wurde erneut aus dem Bett und in Cimons Arme gehoben? Warum denn das? Egal, ihr Kopf fand den Platz auf Cimons breiter Schulter wieder und blieb da liegen. "Nun, ich versuche mir keine Sorgen zu machen." gab sie als Antwort auf seine Worte und fühlte sich ein klein wenig getröstet. "Meinst du, ich bleibe ganz hier?? Gerade jetzt kann ich mich nicht gut verhalten und bemühen ihr zu dienen, Cimon. ich fühle mich immer noch nicht gut." baute sie seine Worte aus ihrer Sicht um. "Gute Menschen sind sie wahrlich.. aber ein Heim?! Die Möbel sind hoch und lang. Mit meinem Lager habe ich Glück, es ist niedrig und kurz." Vorsichtig streichelte sie Cimons Kopf, berührte seine Glatze. "Ein Löwe hat viele Haare."

    "Mhm.. oh mann.. du hast recht!" erwiderte sie erschrocken und senkte die Lautstärke um ein paar Pegel. Sie schüttelte den Kopf. "Dann hörst du mich doch gar nicht mehr bis zu dir." Ihr blieb nichts anderes übrig, wenn sie brav sein und keinen Ärger bekommen wollte. Sie schob die Teller mit einer beleidgten Schnute auf dem Gesicht wieder übereinander und tapste zu Cimon zurück, um sich neben ihn zu setzen. Nina saß ordentlich neben ihr auf der Kline und schaute stetig auf das Essen. Marei löste die Schnute auf und hob sich auf die Knie, ohne das die Schuhe den Stoff berührten.


    Cimons feines Tuch tauchte wieder in ihr Blickfeld, aber sie fasste es nicht an, lehnte sich gegen Cimons Seite. "Auf den Käse verzichten? Neee, das kommt gar nicht in Frage! Das mache ich nicht, schon gar nicht, wenn es denn endlich mal Käse für uns gibt!" flüsterte sie in Cimons Ohr und musterte Ursus, der immer noch im tiefsten Gespräch mit den anderen Männern steckte. "Meinst du, ich kann deinen Herrn wegen dem Käse fragen? Ursus sagte doch, dass während diesem Fest die Herren uns bedienen dürfen. Bestimmt schneidet Ursus urkomisch dicke Käsescheiben, so dick wie das Brot ab... und wundert sich dann, wieso der Käse schon alle ist." fantasierte sie kichernd und fand das gedankliche Bild lustig. Hach.. das wäre ein Schmaus!

    "Salve, Cimon. Passen wir zusammen auf Marei auf?" piepste Marei mit hoher Stimme und damit bekam Nina eine eigene Stimme. Marei liess sich von Cimon in den Arm nehmen und umarmte ihn vorsichtig ohne das Tuch zu berühren, welches er gerade trug. Von Zeichen im Nacken, die die aurelischen Sklaven tragen mussten, wusste sie nur wenig und tat dies als Gruselmärchen ab, welches sie vom Schlafen abhalten sollte. "Gut, dann gehen wir raus. Morgen nach dem Frühstücken?" plapperte Marei weiter. Sie nickte Cimon zustimmend zu und begab sich mit ihren Geschenken zur Kline. "Schön, dass wir zusammen sitzen!"


    Beim Anblick der gebrachten Speisen wurde ihr bewusst, dass sie schon wieder Hunger hatte. "Boah.. ich hab vielleicht Hunger.." platzte sie beim Anblick der Mahlzeit heraus. "Gucke mal.. so viel Obst, Eier mit Soße, Oliven, Käse und duftendes Brot." zählte sie mit großen Augen auf. Marei rutschte von der Kline, holte zwei Teller und tapste an den miteinander redenden Männern unbefangen vorbei. "Ciiimmooon.. was willst du hier von essen?" rief sie laut von der anderen Tischseite zu ihrem dunklen Freund rüber und zeigte den leeren Teller vor. "Och menno.. ich komme nicht an den Käse ran!" beschwerte sie sich und runzelte die Stirn, ob ihrer kurzen Arme.

    Marei schreckte mit blinzelnden Augen auf.. sie musste eingeschlafen sein. Wie peinlich! Hoffentlich hatte keiner das bemerkt!! Ach und wenn, dann hätte man sie schon längst geweckt. Hinter vorgehaltener Hand gähnend betrachtete sie die plaudernde Gesellschaft. Und jetzt? Das murmelnde Stimmengewirr machte sie dösig. Dann konnte sie sich doch in die Sklavenräume davon schleichen, während die Großen miteinander redeten. Mehr als einmal gähnend rang sie mit der Entscheidung, die schliesslich zum Vorhaben 'auf und davon und ins Bett' fiel. Langsam richtete sie sich auf, strich die leicht zerknitterte Kleidung glatt und machte sich auf zum Ausgang.


    Mit müden Augen blickte sie sich um, suchte nach bekannten Gesichtern. Ach sowas.. da war ja ihre Herrin! Sollte sie diese lieber vor ihrem Vorhaben um Erlaubnis bitten? Celerina befand sich bei der Aurelierin, die sie vorhin wegen dem Weinglas angesprochen hatte. Marei brauchte noch etliche Schritte bis zu ihr und scharrte mit den Füßen, um ihre Aufmerksamkeit für ein paar Augenblicke zu ergattern. "domina, darf ich ins Bett gehen?" fragte Marei gerade aus und demonstrierte ein herzhaftes Gähnen, natürlich hinter brav vorgehaltener Hand. Und ja.. Marei wollte freiwillig ins Bett gehen anstatt sich ins Bett bringen zu lassen. Entschuldigend blickte sie Prisca und die andere Frau kurz an, senkte den müden Blick zu Boden und wartete auf Celerinas Antwort.

    Marei fühlte sich von jemandem aus dem zerwühlten Bett gehoben und in starke Arme genommen, letztendlich getröstet. Jetzt endlich erkannte sie Cimons Stimme und legte den schweren Kopf auf seine Schulter ab, während er irgendetwas am Bett richtete. "Hallo dunkler Löwe..." begrüßte sie den Mann und verpasste ihm damit einen Spitznamen, der wohl unter ihnen bleiben würde. Der Aufenthalt in Cimons Armen dauerte nicht lange, sie wurde wieder in ihr Lager gelegt. "Bessere Milch? Aber immer doch..." gab sie mit matter Stimme zurück und griff nach dem vollen Becher, um beide Hände darum zu legen, diesen aber nicht wirklich festzuhalten.


    Das kleine Mädchen trank Schluck für Schluck, wartete auch mal mit dem nächsten Schluck um Luft holen zu können. Trinken und Atmen gleichzeitig passte nicht zusammen oder konnte nicht gleichzeitig geschehen. Egal.. hauptsache ihr Bauch war gefüllt und warm. "In Nubien gibt es Kühe?" fragte sie nach dem letzten Schluck Milch eine Frage, die ihr eingefallen war. "Kannst du Kühe melken?" schob sie hinterher und legte den Kopf ins Kissen. Der nächste Traum würde hoffentlich von friedlichen muhenden Kühen handeln.. die waren ihr lieber als böse beissende Haie. Danahc tauchte ein wichtiger Gedanke auf. "Ich hab nichts von domina Celerina gehört oder gesehen... bestimmt bringt sie mich zurück... zum Sklavenhändler." fürchtete Marei mit banger Stimme.

    Marei kannte den Ausdruck wirklich nicht und sah Charis ahnungslos an. Sie verstand nur, dass die Mitsklavin keine schreienden Sandalen kaufen würde und dass diese aus irgendeinem besonderen Leder bestanden. "Achsooooo..." gab Marei kund und wandte sich Phraates zu. Er teilte mit was er haben wollte und auch sein Wunsch versetzte Marei ins Staunen. "Wasserpfeife? Oh mann.. ihr kennt urkomische Worte." Hörte sich auch so danach an, fand Marei. Sie lachte mit Phraates. "Ja.. rot wie ein Feldherr. Nur für mich, ich werde aber nie ins Feld ziehen. Ich möchte so einen Mantel gerne über meine Decke legen.. dann hab ich es endlich schön warm im Lager." erklärte sie sich. "Ein Bommel ist eine Kugel aus Fäden."


    Die Erwachsenen verstanden das Thema 'Attillas Socken' nicht. Marei dachte noch einmal scharf nach, wie Niki es gesagt hatte. "Nein, ich möchte keine Socken, Phraates. Ich habe bis jetzt auch nicht gehört, dass man Socken essen kann... Atillas Socken.. nein, da skann es nicht sein... Arrrtti --- isch-- schockkken." versuchte sie sich das gehörte Wort ins Gedächtnis zurück zu rufen. Zum Glück kam ein Händler zu Hilfe, der genau diese Ware soeben neben dem Wirt mit den lukullischen Würsten anpries. "Hört ihr.. genau so hat Niki es gesagt." Marei war erleichtert.. nun musste sie nicht mehr scharf nachdenken und konnte das Thema abhaken. "Ich möchte auch einen Happen Würste, bitte Phraates, bitte Charis... und 'schmalz(?)' Butterbrote."


    Sim-Off:

    Schmalz gab es damals schon, oder?

    "Du hast überhaupt nichts vergessen. Ich werde sie nimmer mehr loslassen und sie soll wie meine alte Puppe heissen. plapperte Marei stolz, kämmte Ninas Haare mit vorsichtigen Bewegungen mit Hilfe der Fingerspitzen glatt. Zufrieden hielt sie die Puppe mit ausgestreckten Armen von sich und betrachtete sie. "Darf ich dir vorstellen? Das ist Nina!" meinte sie selig lächelnd zu Cimon, sah ihn dankbar an.


    Jetzt konnte sie vor den Spielkameraden angeben, dass sie eine Puppe mit echten Haaren besaß. Gut, es gab nicht viele Menschen in der Villa, die helle Haare besaßen, aber sie wollte ohnehin nicht wissen, wer ihr seine Haare für einen Puppenkopf geopfert hatte. Ihr fiel siedendheiss, dass Cimon sicher auch ein Geschenk von ihr haben wollte. Aber sie besaß nichts, was sie verschenken konnte... sie besaß nur sich selbst und das was sie an Kleidung trug. Auf den Lippen kauend betrachtete sie die feinen Tücher, die Cimon bekommen hatte. "Die sind fein... vielleicht können wir in diesen Tagen zusammen auf den Markt gehen.. dann zeige ich dir den besten Puppenerzähler..." machte sie von sich aus ein Angebot sich zusammen zu amüsieren.

    - Aurelia Prisca, Tiberia Septima und Marei


    Nach dem ganzen undurchdachten Geplapper nickte Marei stumm auf Priscas Ermahnung und hoffte, dass ihre roten Wangen endlich abkühlen würden. Die Aurelierin hatte noch einen Auftrag für sie. "Ist gut, domina Aurelii." Marei verbeugte sich vor den beiden Damen und verschwand zwischen den langen Beinen der Erwachsenen. Sie rollte mit den Augen.. sie sollte sich um die prima mensa kümmern? Dann konnte sie auch gleich das Weinglas loswerden, wegen dem sie sich in die Menschenmenge hinein getraut hatte.


    Ah.. da vorne war majordormus Brix zu sehen. Marei zupfte an seinem herabhängenden Ärmel und richtete ihm Priscas Auftrag aus, welchen er mit einem Nicken annahm. Dann machte sie sich auf den Weg in der Küche, stellte das Weinglas irgendwo ab und verschwand wieder bevor Köchin Niki ihr noch einen Auftrag zurufen konnte. Sie hatte nämlich ein dringendes Geschäft für kleine Mädchen zu erledigen. Mit nach Wasser und Seife riechenden Händen kehrte Marei zum triclinium zurück, wusste nichts mit sich selber und ihrer Untätigkeit anzufangen. Sie stand am Eingang bei einigen bunten herabhängenden Bändern, die zur festlichen Dekoration gehörten. Schade, dass es keine Leiter gab, dann könnte sie das Geschehen von oben verfolgen und wäre zudem größer als die Erwachsenen. Hach, das wäre toll größer zu sein als alle anderen. Verträumt lächelnd begann Marei mit offenen Augen davon zu träumen, wie es sein würde, wenn sie einmal 'groß' war.

    Sie wusste, dass sie alleine in dem Sklavenfrauenschlafzimmer war und zwei der Sklavinnen sich abwechselten nach ihr zu schauen und zu fragen, ob sie etwas brauchte. Jedesmal schüttelte Marei den Kopf und kämpfte für sich gegen die Übelkeit weiter. Irgendwann musste sie, während sie über die angeschlagene Hand und Fuss jammerte, erschöpft eingeschlafen sein.


    Im leichten Schlaf erschnupperte ihre Nase den Geruch von Milch mit Honig. Hmhm das roch gut.. wer war bei ihr? Mit verschlafenem Blick drehte sie sich um und entdeckte einen dunkelhäutigen Menschen vor ihr. Sie realisierte nicht sofort, dass es lediglich Cimon war, der nach ihr schauen kam. "Huschhusch, geh weg.. ich brauche nichts..." wehrte sie die vermeintlich unbekannte Gestalt ab und drehte sich zurück zur Wand. "Alles was ich will ist 'meine' Milch..." jammerte sie leise in sich hinein und versuchte den fieberverschwitzten Kopf unter die Decke zu stecken. "Geh wehheg..."

    "Na.. ins Collosseum werde ich nie und nimmer hinein kommen." meinte Marei traurig. "Oh.. du wirst nicht hier bleiben, weil dein Vater was Neues erreicht hat? Komisch... das ist fast wie bei uns Sklaven, wenn wir den Herren überdrüssig werden, werden wir verkauft." Sie wollte sowas eigentlich nicht sagen, aber ihr fiel dieser Vergleich nun mal ein. "Hmhm.. Armee, bestimmt wirst du ein guter Soldat."


    Sie wandte sich Sabina zu. "Boah.. da hast du aber Glück gehabt! Ich meine, seine Verletzung ist geheilt und er ist wieder gesund geworden. Dann ist er ein Held, dein Papa. Andere Papas, die gekämpft haben, hatten vielleicht nicht soviel Glück und deren Kinder stehen ohne Papa da." Marei nickte Alba zu, sie hatte sie verstanden. "Das Benehmen gibts auch unter uns, dass Sklaven wissen, wie man zu anderen Sklaven sein darf." Auch Primus steuerte eine Erklärung bei.


    Allmählich schwirrte Marei der Kopf. Sie hatte ziemlich viel erfahren und gehört. Alles zusammen, war reichlich Stoff zum Nachdenken. "Aha... fragt sich nur wie die Politik dann bei uns Menschen ankommt." Sie blickte zur Mauer, sio langsam musste sie sich wieder auf dem aurelischen Gelände blicken lassen. "Ich muss wieder zurück zum Herbstblätter zusamnmenfegen und wünsche euch ganz viel Spass beim Spielen! Vielleicht sehen wir uns anderswo wieder.. das wäre schön. Ihr seid nett!" Marei liess ihren Stein auf dem Spielfeld liegen und kletterte zurück, von wo sie gekommen war. "Vale!" Auf der Mauer winkte sie den Kindern zum Abschied und kletterte die Ranken runter.