Die Sorge des Gastes, ob der möglichen Strenge des Herren, bemerkte Cimon nicht. Wenn, würde er sicher umgehend etwas tun, um diese zu vertreiben. Als die Kleine seine Hand ergriff und zog, blieb der große Nubier ersteinmal ungerührt stehen. Schließlich aber kam er der so deutlichen Bitte der Kleinen nach und folgte ihr langsam aber sicher.
Eine Harmonia also. Cimon betrachtete sie weiterhin bewundernd, wagte es aber nicht, selbst als er davor stand danach zu greifen. Sie war so herrschaftlich. Es schien einfach falsch, ihr mit seinen frevelhaften Fingern nahe zu kommen. Das hinzugefügte 'Bitte' brachte Cimon zum leichten Schmunzeln. Sie war wirklich eine Frohnatur, der man doch sicher unmöglich böse sein konnte. Er bewunderte umgehend die Erziehung der Mutter.
Harmonia war also der 'Name' dieses Instrumentes, nicht die Bezeichnung? Und die Bezeichnung war also eine Kithara? Fragend betrachtete er das Mädchen und sah genau die beschriebenen Figuren. Als sie sie benannte, musste er sehr angestrenkt nachdenken. Sie kamen ihm bekannt vor, ebenso wie diese Darstellungen. Er konnte sich kaum mehr zurückhalten, doch seine Stimme war leise und ehrfürchtig.
"Ich glaube ich verstehe. Es sind die Musen, nicht war? Klio, die rühmende ist die Muse der Geschichtsschreibung. Thalia, ja...die Festliche...etwas von Schauspiel glaube ich. Erato, die liebevolle. Urania, die himmlische. Kalliope, die mit der schönen Stimme. Sie hat aber ebenso etwas mit der Wissenschaft zu tun, glaube ich. Euterpe, Polyhymnia und Terpsichore kenne ich leider nur vom Namen her...glaube ich. Melpomene ist die singende, nicht wahr? Mann kann sie wirklich hervorragend erkennen. ... oh verzeih, Herrin."
Leicht nickte er selbst der Kleinen zu. Er hatte viel zu viel geredet. Das stand ihm doch gar nicht zu. Er war nur derart begeistert, das er entlich mal etwas wusste, sich an etwas erinnerte, waqs er einmal gelesen hatte. Die Musen... was für schöne Gedanken sie ihm manche schreckliche Nacht geschenkt hatten.
Der Ruf der Mutter ließ Cimon ein wenig zucken. Doch rasch wurde er wieder ruhig und sah sogar in die Augen des Kindes. Ein stummes 'Es tut mir Leid' stand in den seinen, da er sich außer Stande sah ihr zu helfen.
Cimon folgte ihren Bewegungen, als die Herrin aufstand. Kurz sah er sie sogar direkt an, als sie von der Wildheit des Instrumentes sprach. Ach nein, sie meinte wohl eher die Tochter. Doch seine Augen die kurz leuchteten mochten Zeigen das ihm dies nicht viel ausmachte. Sein Mund öfnete sich kurz tonlos, als er noch glaubte sie würde von Harmonia reden. Für einen Moment muss er recht dumm ausgesehen haben, bis er sich wieder zusammenriss und den Mund schloss um ihr dann weiter zu zuhören.
Nun sprach er mit fester Stimme, die deutlich zeigte, welche Kraft in ihm steckte obwohl er diese zum Wohle des Herren gut zu beugen wusste.
"Ja, Herrin. Mein Dominus ist Senator Titus Aurelius Ursus. Auf etwas achten, Herrin? Nicht mehr als gewöhnlich. Mein Herr ist ein guter Mensch und hervorragender Gastgeber. Er freut sich bereits dich kennen zu lernen. Da bin ich mir sicher, Herrin."
Über ihre Verwirrung wegen des Namens sah er hinweg, denn es stand ihm nicht zu sie offen zu verbessern. Seine Worte schienen ehrlich zu sein, obwohl er langsam seine eher distanzierte aber recht respektvolle Maske wiederfand, die er sich so oft bemühte in seinem Gesicht zu tragen. Auch wenn es ihm bei solch netten Gästen wirklich schwer fiel, sie aufrecht zu halten. Allerdings gehörte es zu seiner Aufgabe ein guter Sklave zu sein und dies gehörte für ihn inzwischen dazu. Zumindest glaubte er es, auch wenn er in letzter Zeit immer wieder an seiner damaligen Erziehung zu zweifeln begann.