Beiträge von Marcus Germanicus Pius

    Marcus konnte ja nicht ahnen, was im Hortus gerade vor sich ging. Er wollte auch gar nicht absichtlich stören. Aber wie dem so war, schlenderte der Knabe ausgerechnet in dem Moment in de Hortus, in dem Valerian seine Calvena zu sich zog. Er lutschte auf einem Blatt Minze herum und stellte sich trotzig vor die beiden Erwachsenen, sie einfach nur ansehend. Was dem Knaben durch den Kopf ging, konnte an kaum erahnen.


    “Was für einen Spaß?“ fragte er dann rund heraus und es war möglich, dass man ihn erst dadurch bemerkte.


    Sim-Off:

    :P

    Marcus beobachtete und stellte fest, dass die liebste erwachsene Bewohnerin des Hauses nicht sonderlich ausgeruht aussah. Er nickte rücksichtsvoll unspektakulär und runzelte dann die Stirn. “Aber du nicht, oder?“ Er fing an unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten. “Du kannst dich ja wieder in dein Bett legen und noch etwas schlafen. Du siehst ein bisschen müde aus.“ Er selbst war ja zumeist ein kleines Stehaufmännchen. Kaum waren die Augen geöffnet, war er auch schon putzmunter und zu allen Schandtaten bereit. Dann hellte sich sein Gesicht auf. Offenbar hatte er gerade eine Idee. “Und ich gehe runter in die Küche und sage den Sklaven, dass sie dir ein schönes Frühstück machen können.“ Er strahlte, fand diese Idee offenbar spitzenklasse. Er wollte sich wohl revangieren.

    Ausnahmsweise mal schlief Marcus sehr fest, sodass er nicht einmal auf das Kreischen und Rütteln reagierte. Das lag vielleicht daran, dass er am vorigen Abend wieder allerhand Unfug im Kopf gehabt hatte – alles, nur eben nicht schlafen. So war er erst viel zu spät endlich zur Ruhe gekommen und das bemerkte man nun.


    Er hörte Stimmen und da endlich weckte ihn die Neugier aus dem Schlafland. Müde blinzelte er und sah Bia und Sabina in seinem Cubiculum. Er gähnte und kam aus dem Bett gekrümelt. “Was ist denn hier los?“ fragte er, noch einmal gähnend. Auch seine Haare waren verwuschelt und sein Gesicht ganz zerknautscht. Allem Anschein nach nicht sein Tag, aber wie man Marcus kannte, konnte sich seine Laune blitzartig wandeln.

    Marcus hingegen hatte es bequem. Keine Alpträume suchten ihn in Calvenas Zimmer heim. Er schlief tief und fest – aber auch nicht länger als sonst. Wie immer sehr früh am Morgen, zu dieser Jahreszeit pflegte die Sonne gerade aufzugehen, begann er sich im Schlaf zu recken und erwachte kurz darauf. Mit dem ersten Wimpernschlag wusste er, wo er sich befand. Mit dem zweiten saß er auf und sah sich nach der eigentlichen Bewohnerin des Cubiculums um. Sie war nicht im Bett, wo er nachts neben ihr eingeschlafen war. Dock bevor der Schreck sein Herz erreichen konnte, erblickte er sie schlafend in einem Korbsessel.


    Lächelnd wühlte er sich aus den Decken und ging zu der Schlafenden. Einen Moment blieb er unschlüssig vor ihr stehen. Sollte er sie schon wieder wecken? Vielleicht würde sie ihm böse sein, wenn er schon wieder Grund für eine Ruhestörung. Aber vielleicht war es besser, wenn er ihr ihr Bett überließ. Der Sessel sah wirklich unbequem aus.


    Mit einem Schulterzucken entschied der Knabe sich. “Vena!“ flüsterte er dann leise aber nachdrücklich und wartete ab, ob sie reagierte oder weiter schlief.

    Der Knabe nickte mit einem Lächeln, das filmreif war – falsch, aber überzeugend. Dann sah er sich kurz um, ob er sich irgendwo setzen konnte, doch bevor er Laevina den Vorschlag unterbreiten konnte, fing sie auch schon an zu erklären, wie man ein Gespräch aufbauen sollte, wenn man gewisse Ziele erreichen wollte.


    Das Zuhören war anstrengend, doch er verstand weitestgehend, was die alte Frau ihm erklärte. Denkerfalten traten auf die Kinderstirn. Er musterte die alte Frau dabei abwesend und gerade, als sie sich erkundigte, ob Marcus ihr folgen konnte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Sie beschrieb, was er hier gerade tat! Die Erkenntnis wollte wie ein Sturm durch den Knaben fegen, ihn zu einer überschwänglichen Reaktion bewegen, ein Augenaufreißen bewirken – doch stattdessen ging einer seiner Mundwinkel etwas nach oben, sodass sich die feinen Lippen des Kindermundes zu einem schiefen Lächeln, ja, fast sogar Grinsen verzogen. “Klar wie Kloßbrühe.“ antwortete er ihr beherrscht und brachte seinen Kopf in eine leichte Schräglage. “Du kannst fortfahren.“ Gerade fing das Gespräch an ihm Freude zu bereiten.

    Die Freude darüber, dass Calvena sich so bereitwillig dazu breischlagen ließ, ihm die Geschichte von Romulus und Remus zu erzählen, rüttelte den Knaben noch einmal wach. Er riss die Augen auf und setzte sich halb auf.


    “Gut, danach werde ich schlafen gehen, ich verspreche es!“ antwortete er ihr rasch, bevor er sich wieder in die Decke kuschelte und voller Spannung darauf wartete, dass Vena begann zu erzählen. Seine Augen hefteten sich auf ihr Gesicht, er beobachtete ihren Mund, der die vertrauten Worte erzählte und ein tiefes Gefühl von Geborgenheit und Wärme durchströmte den Kinderkörper. Es wurde ihm so warm, dass die Müdigkeit keine Schwierigkeit mehr hatte, sich über ihn zu legen wie eine zusätzliche wärmende Decke. Die Kindheit der Knaben Romulus und Remus bekam Marcus noch mit, doch hinter den schweren Augenlidern verschwand Calvena immer länger. Als die beiden Jungen aus der Erzählung erwachsen waren, blieben seine Augen geschlossen, und als der Streit zwischen den Brüdern entbrannte, wurde Venas ruhige Stimme immer undeutlicher und verschwamm schließlich zur Gänze mit der Ruhe des Schlafes.

    Marcus nickte, sich nun aber gar nicht mehr so sicher, ob Saldir tatsächlich auf den Markt geschickt oder nur einen Brief wegbringen geschickt worden war. Aber er war sich sicher, dass Saldir zur Zeit nicht im Haus war und das war die Hauptsache. So konnte er Laevina mit festem Blick entgegen sehen.


    Er war jedoch froh, als die alte Frau auf seine Fragen einging, auch wenn er die Erklärung nur halb verstand. Es war ihm nicht ganz klar, was sie ihm genau sagen wollte. Schöpferisch? Energie sparen? Dümmere Leute? Herr sein im eigenen Haus? Marcus ließ die Ärmchen hängen, irgendwie interessierte ihn das gar nicht, doch er musste Interesse vorheucheln, wenn er wollte, dass Laevina aus der Begegnung noch einen Schlusstrich ziehen konnte, unter dem eine positive Zahl stand.


    “Und wie mache ich das, dass meine Gespräche, ähm, konstirkutiv sind? Kannst du mir das beibringen?“

    Das, was Marcus nun grinsend tat, nannte man wohl ein übertriebenes Kopfschütteln. Er hatte jetzt so lange still gesessen, dass in ihm alles wieder nach Bewegung lechzte und selbst so alltägliche Gesten wie ein Kopfschütteln sehr schwungvoll gemacht wurden. Mit der nächsten Bewegung sprang er vom Stuhl auf.


    “Gut! Aber ich werde nicht spielen gehen.“ Er stemmte die Arme in die Seiten und verkündete feierlich: “Sondern im Hortus laufen!“


    Da fegte er auch schon herum und stob zur Tür, hielt dort jedoch noch einmal inne und wandte sich zu Sedulus herum. Er hatte doch schon gelernt, was es hieß, ein Gespräch mit einem Erwachsenen richtig zu beenden. Dazu gehörte ein Gruß zum Abschied, bei dem man den Erwachsenen ansah.


    “Vale, Sedulus!“


    Schwupps, schon war er durch die Tür verschwunden.

    Marcus konnte sich dem nicht gänzlich anschließen. “Aber Babys weinen laut und die Wölfin hat sich davon nicht ängstigen lassen,“ warf er ein und nickte dann. “Das ist meine Lieblingsgeschichte!“ Er hatte sie schon häufig erzählt bekommen, doch sie war für ihn immer noch sehr interessant. “Erzählst du sie mir bitte?“


    Nun ja, Marcus hatte ja auch einmal Bekanntschaft mit den bösen Geistern gemacht, sodass er nun sicher war, dass er diese hier nicht haben wollte. Und wenn die Laren dabei halfen, sie von hier fernzuhalten, dann würde er gerne opfern. Ansonsten waren seine Beziehungen zur Götterwelt noch recht spärlich.
    Er nickte und fasste den Plan, den Laren in den kommenden Tagen Obst vorbei zubringen. Ihm wurde immer wieder ein Happen davon gebracht, in der Hoffnung, dass er wenigstens ein bisschen davon aß. Aber der Knabe mochte es einfach nicht und verschmähte folglich das meiste.

    Marcus grinste und machte eine wegwerfende Handbewegung. Sein Blick wirkte stolz, gar ein bisschen überheblich.


    “Dann kann ich da schwimmen. Ich bin schon in einem See geschwommen, in dem Paullus nicht mehr stehen konnte.“ Er war doch keine Memme und würde sich bestmmt nicht wie ein Kleinkind am Beckenrand aufhalten, nein, nein!


    Dann überlegte er kurz und musterte den Senator. Ob der ihm noch irgendetwas zu sagen hatte? Irgendwie sah er ja nicht so aus, als würde ihm noch eine große Predigt auf der Zunge brennen. Jedenfalls hatte er ja eine Engelsgeduld bewiesen, bei all den vielen Fragen, die Pius an ihn gerichtet hatte. Das Schlimme war, dass sie ihm immer noch nicht ausgegangen waren. Wahrscheinlicher war, dass ihn an diesem Tage mehr Fragen denn je beschäftigten.
    Aber er hatte bereits gelernt, dass man den Bogen besser nicht überspannte. Deswegen wartete er jetzt erst einmal ab, ob Sedulus noch irgendeinen Klärungsbedarf sah.

    “Hm,“ kommentierte Marcus nachdenklich und versuchte sich vorzustellen, wie ein großer Wolf auf zwei kleine Kinder aufpasste. Dann schüttete er seinen Kopf langsam. “Ich glaube auch, sie hatten keine Angst. Weil, also…“ Er holte seine Arme unter der Decke hervor und fing an zu gestikulieren. “Es gibt ja auch liebe und böse Hunde. Also gibt es bestimmt auch liebe Wölfe. Weil alle Angst vor ihnen haben, hat nur noch keiner versucht einen mal zu streicheln.“


    Marcus nickte grinsend. Nicht alle Erwachsenen hielten das, was sie versprechen. Er war jedoch davon überzeugt, dass Calvena nicht zu dieser Art von Erwachsenen gehörte. Sie war zu nett und gut, um ein Versprechen nicht halten zu können. Er vertraute ihr


    Das Zuhören fiel dem Jungen zu dieser Stunde schwerer, als das Sprechen. Es machte ihn ruhig und allmählich müde. Das zeigte sich zuerst daran, dass seine Augen anfingen zu brennen und er häufiger blinzeln musste. Als sie ihn einen Kobold nannte, fiel sein Grinsen schon sehr viel matter aus. “Darf ich beim nächsten Opfer für die Laren mithelfen? Damit die Lemuren auch wirklich nicht hierher kommen.“

    Marcus nickte bestätigend, als Vena von dem heulenden Wolf erzählte und bekam eine Gänsehaut, weil allein die Erzählung schon total gruselig war. “Hatten denn Romulus und Remus keine Angst vor dem Wolf? Sie waren doch noch ganz kleine Kinder.“ Das Wolfsthema war wirklich sehr interessant für den Buben.


    Den Vorschlag mit dem Brief an Paullus brachte Vena ein Schulterzucken, was man kaum sah, ein. “Das dauert vieeeeel zu lange und außerdem macht es keinen Spaß.“ Er nickte erwachsen, denn er hatte sich denken können, dass ein Besuch in Ostia gleich morgen nahezu unmöglich war. “Versprochen ist versprochen“ mahnte er lächelnd und damit war das Thema schon für ihn gegessen.


    Auch die Geister interessierten ihn. Während Calvena ihm von ihnen erzählte und die guten und schlechten erklärte, fiel Marcus ein, dass er ja für die Penaten schon einen Kranz gebastelt hatte. “Meine Mama und mein Papa sind jetzt bei den Penaten. Sind die Laren auch die Geister unserer Ahnen?“ Kurz dachte er nach. “Die Geister im Wald waren Lemuren. Sie waren böse! Aber hier sind sie nicht, oder?“ Dann gähnte er einmal.

    Naja, wenn das das einige war, was er von Sedulus zu dem Hausarresst zu erwarten hatte, dann war er wohl glimpflich davon gekommen. Noch traute der Knabe aber nicht aufzuatmen, zumal er es doof fand wie ein Baby ständig beaufsichtigt zu werden.


    Seinem Trotz und seiner Traurigkeit stand die Neugierde entgegen. Sedulus kitzelte diese mit dem Gesprächsthema Therme in den Vordergrund. Demütig sah der Knabe auf.


    “Wie tief ist denn das Wasser in der Therme? Ist es so salzig wie das Wasser im Meer?“

    Oh je. Da hatte er sich ja etwas eingehandelt. Marcus ließ den Kopf hängen und nickte geschlagen.


    “Gut, ich verspreche es“ murmelte er und sah auf seine Knie. Er fühlte sich gerade mehr denn je seiner Freiheit beraubt. Erst Hausarrest für einen ganzen Monat und dann auch noch die Auflage, nie mehr ohne Begleitung das Haus zu verlassen. Da war es auch ganz gleichgültig, dass es Gefahren gab, die er gar nicht einschätzen konnte.


    Noch einmal nickte der Junge, was zum einen bestätigen sollte, dass es zumindest eine Wasserratte in der Familie gab und er tatsächlich schwimmen konnte. Mit immer noch gesenktem Kopf fügte er leise an: “Nur bei Wellen kann ich nicht gut schwimmen, weil das Wasser dann immer in die Augen spritzt und das brennt.“

    Gut, er musste sich jetzt nicht gleich entscheiden. Jedenfalls hatte dieses Gespräch Marcus Meinung zu Sedulus revidiert und somit auch seine Einschätzung des Senatoren. Er machte gar keinen langweiligen Eindruck, da konnte seine Arbeit im Senat das doch auch nicht sein, oder? Naja, er hatte ja noch viel Zeit, all seine Fragen zu stellen.
    Der Unterschied zwischen älterer Mann und alter Opa wurde ihm nicht deutlich, er zuckte leicht mit den Schultern.


    Zuerst nickte der Knabe, doch dann sah er zerknirscht drein. “Niemals mehr? Oh man…“ Er ließ die Schultern hängen und atmete theatralisch aus. Niemals mehr klang nach einer seeeehr langen Zeit. “Auch nicht, wenn Sabina und ich draußen spielen wollen?“


    “Na klar kann ich schwimmen!“ antwortet er voller Stolz. “Ich habe es letzten Sommer in Ostia gelernt. Ich bin eine richtige Wasserratte!“ Marcus konnte schwimmen, aber es sah noch etwas unbeholfen aus. Nichtsdestotrotz musste man nicht mehr befürchten, dass er wie ein Stein einfach unter ging. “Und da dürfen kleine Jungen auch rein? Au, das klingt toll!“

    Marcus lauschte, verstand eigentlich nur die Hälfte wirklich, nickte aber aufmerksam und wollte sich jedes Wort merken, um darüber später nachdenken zu können, damit das alles einen Sinn ergab. Er verstand, dass nicht jeder Senator werden konnte und es vorteilhaft war, wenn man einen Senatoren zum Vater hatte, wenn man auch einer werden wollte. Er sah ein, dass er selbst dann wohl eher mit Valerian zu vergleichen war und eine politische Karriere nur möglich war, wenn der Kaiser ihn begünstigte. Das war viel Erkenntnis für einen noch nicht mal siebenjährigen Buben.


    “Gut. Ich weiß nämlich noch nicht, ob ich auch ein Senator werden möchte. 30 Jahre!“ da fielen dem Jungen beinahe die Augen aus dem Kopf. Leider konnte er 6 und 30 noch nicht addieren, aber er wusste, dass 30 eine große Zahl war, die sogar erst nach der 20 kam. “Da ist man ja schon ein alter Opa!“ Er kicherte und zog ein Bein auf den Stuhl, auf das er sich setzte.


    “Ich war noch nicht in einer Therme. Ist denn da genügend Platz?“ Marcus verglich die Therme unwissend mit seinem Cubiculum, das ja nun für zu klein für sportliche Betätigungen beurteilt wurde. Aber davon abgesehen fing er gerade an sich so richtig auf sein Leben hier in Rom zu freuen. Die ersten Tage waren schleppend vergangen, aber immerhin hatte er ein wenig Freundschaft mit Sabina schließen können. Dann war Paullus weggegangen und zuerst war er wirklich sehr traurig gewesen. Doch inzwischen hatte er Valerian kennengelernt, der mit ihm ein Gladius schnitzen und ihn unterrichten wollte und nun wollte Sabinas Papa ihn sogar mal mit in die Thermen nehmen und das ja vielleicht sogar regelmäßig, damit sie beide in Form blieben. Das klang doch wirklich toll und ganz danach, dass er hier wirklich nicht alleine war und seine Zukunft in besten Händen lag.

    Als Reaktion kratzte der Junge sich am Kopf. Senatoren, Tribune, Übungskämpfe, einfache Soldaten. Das wurde anstrengend allmählich.


    “Ach so. Dann wird Valerian auch einmal ein Senator sein?“ Das schlussfolgerte er kess daraus, dass Sedulus diesen Weg gegangen war, wie auch sein ehemaliger Freund von der Prima. “Und ich auch? Muss ich auch Senator werden, wenn ich Soldat bin?“


    Naja. 1 und 1 war für ein Kind eben immer gleich 2. Gerade für Pius galt diese Rechnung. Nun wurde er etwas ruhiger. Sedulus betrieb Konversation mit ihm, aber früher oder später würde er zur Ursache dieses Gespräches zurückkehren. Die dunkle Wolke kehrte zurück über seinen Kopf.


    “Dann lauf doch mit mir“ sagte er also, aber nicht mehr ganz so begeistert und unsicher dreinschauend.

    Marcus schluckte sichtlich und nickte, obwohl er eigentlich den Kopf schütteln wollte. Verflixt! Saldir würde ohne Vorbereitung sicherlich nicht mitspielen und überhaupt war die Idee mit der Notlüge wahrscheinlich dumm gewesen. Bei jedem anderen hätte sie wohl gezogen, aber Laevina war misstrauisch und gerissen und fiel nicht auf den Charme eines Kindes herein, das mit großen Kulleraugen vor ihr stand und unschuldiger guckte, als jeder faltige Welpe.


    “Das geht nicht“ hörte der Knabe sich selbst antworten. Sein Mund hatte sich wieder einmal selbstständig gemacht. Und jetzt ließ er ihn im Stich. Fieberhaft überlegte das Kind, was es noch anfügen sollte. “Saldir wurde einkaufen geschickt und ich habe Hausarrest.“ Beides stimmte. Saldir war weg, das hatte er vorhin mitbekommen und wenn er das Haus verließ, würden Sedulus und Bia ihn wohl schlachten und Paullus wäre zutiefst enttäuscht. “Aber du kannst mich ja trotzdem darin unterrichten, wie man richtig mit dem Personal redet. Was bedeutet konstu… konstruki… konstruktiv? Und warum muss man so mit den Sklaven reden?“


    Etwas unsicher sah er sie an, darauf hoffend, dass Laevina sich von seiner Wissbegierigkeit ablenken lassen würde. Natürlich verpasste er es nicht, auch dementsprechend neugierig dreinzuschauen, wozu er seine Stirn leicht runzelte.