Beiträge von Helvetia Aviana

    "Ich kann dir sagen, was man machen kann, machen soll. Der Gerechtigkeit treu bleiben." sagte sie nur poetisch und lächelte. Allmählich war es genug der Schwermut. Er schien ähnlich zu denken und wechselte das Thema. Es ging zwar noch immer um Erinnerungen, aber nicht mehr um Trauer. Das Meer war nun bereits in greifbare Nähe gerückt und mit leichten Schritten schwenkte sie ins Grüne ab. Das Meeresrauschen war nicht leise, es war laut und voller Kraft. Nicht bittend, fordernd. Sie hielt den Blick aufs Meer gerichtet. Hier, ohne den Schutz der Häuser, spürte man auch den etwas kräftigeren Wind.
    "Das klingt schön. Daheim machen wir auch keine große Sache aus den Mahlzeiten, solange kein Besuch da ist." erklärte sie. Sie hatte kein Problem damit an getrennten Tischen zu speisen. Wenn die Männer nicht dabei waren, waren die Gespräche immer heiterer und munterer und nicht so drückend politisch und ernsthaft. Das hatte sie inzwischen gelernt.
    Sie wirkte abwesend und gab nur sporadische Antworten, das merkte auch sie nun. Mit einem Lächeln wandte sie sich Dontas zu und strich sich eine Strähne, die sich aus der Frisur gelöst hatte, wieder hinter das Ohr.
    "Wen ich als weise ansehe?" fragte sie ohne zu zögern. "Meinen Vater, aber in seinem Alter sollte das auch normal sein. Ich lerne schon durch ihn, wenn er einfach nur neben mir sitzt." erzählte sie mit fast versonnener Stimme. Niemand konnte besser erklären. Sie war nicht sehr klug, aber aufgeweckt und Geminus konnte genauso erklären, dass sie es verstand. Das konnte nicht jeder. "Und du?"

    Zitat

    Original von Iunia Axilla
    Ich sehe den Hinweis, dass ein wenig mehr Intrige und ein bisschen weniger Wattebausch den Furien ganz gut täte, jetzt nicht als Gemecker an. Insgesamt könnten viele Frauen viel mehr aus ihren Situationen machen, wenn sie sich mal trauen würden, damit zu spielen, was sie können und wen sie kennen. Nur allerdings müssten da die Kerle auch dann mitmachen und nicht durch zig Wände lesen, was ihre herzallerliebste Dame mit ihrem Wimperngeklimper denn nun vorhat.


    Exakt. Ich glaub dieses "erahnen" vieler Männer, die einfach nicht gerne gutgläubig-naiv spielen wollen, schränkt viele auch ein. Wenn der Mann hinter sowas kommen würde, wären die Konsrquenzen doof und ich glaub das Risiko ist manchen zu saftig.


    Edit: Auch wenn die meisten Männer vielleicht gar nicht "erahnen" würden, aber einfach die Angst davor ist wohl da, dass da Metawissen greifen könnte.


    *wattebausch werf*

    Frauen an die Macht! (Ich fühle mich mal durch Vala ausreichend gestützt, dass ich gegen Verus anrufe!)


    Nein, das stimmt absolut. Ich persönlich les auch gerne solches Rollenspiel wo der Mann sich manipulieren lässt. Werd definitiv auch einmal selber solches suchen, aber vermutlich nicht mit der Helvetia, denn das passt definitiv nicht aufeinander.


    Aber generell mal interessant hier so mitzulesen! :D

    Piso, ja, das entspricht eben auch meiner Erfahrung.


    Verus, ja, das wiederum entspricht meiner Meinung. Ich möchte ja überhaupt nicht die Karrierefrau spielen. Fände ich irgendwie nicht sonderlich korrekt. Aber Schreibertätigkeiten und delegierende Schreibtätigkeiten am Kaiserhof könnt ich mir Rollenspieltechnisch für eine Tochter von Geminus schon gut vorstellen, war er ja selber damals z.B. Klient vom alten Kaiserlein. Führungspositionen find ich mit Frauen auch total fehlbesetzt, wenns nicht grad bei sowas passiert, wie es Axilla erzählte.


    Erstmal hatte ich für meinen Charakter einfach nur Rollenspiel führen angedacht und je nach Entwicklung/Zeitaufwand hatte ich überlegt mir eben den Hof als auch die Vestalinnen offen zu halten. Um mal meine Vorstellungen konkret zu äußern. Es kommt eben ganz auf die Zeitentwicklung an, ich sehe das am Hof schon wieder mit mehr Sim-off Arbeit als die Vestalinnen an, zumindest war es früher erfahrungsgemäß so. Vestalinnen wären für mich deutlich rollenspiellastiger und wohl auch geeigneter.


    Aber durch die Überlegungen kam die Frage überhaupt auf. Jetzt im Moment ohnehin noch nicht, muss mich erst noch selbst etwas beobachten wie ich das Management hinkriege. Aber überlegen/planen kann man ja schonmal :)

    Dass Frauen in der Politik an sich nichts zu suchen haben, war mir bewusst :) War hier aber im Übrigen auch schon anders gehandhabt, hatte in den 6 Jahren jetzt ja ein paar Änderungen nicht so mitbekommen (Meine letzte nicht zivile Frau war nämlich noch Ritter, weil es damals auch für das Amt im CD noch notwendig war.)


    Darum fragte ich eben wegen dem Decurionum nochmal nach. Das mit Rittern und Senatoren war mir noch in Erinnerung.


    Am Kaiserhof sind ja zum Teil auch Verwaltungsarbeiten aber da steht der Ritter noch wo mit drin. Das warf die Fragestellung überhaupt erst auf. Bislang gehen meine Tendenzen ohnehin Richtung CD oder eben, wie du auch schon sagtest, ins komplett zivile. Aber rein interessenhalber wollt ich mal so einen generellen Überblick verschafft kriegen, was möglich ist :)


    Aber danke schonmal für die Antwort!

    Hallo zusammen!
    Ich hab die letzte Zeit den Überblick komplett verloren…
    Ich wollte mal anfragen, wie die berufliche Einschränkung bei weiblichen Charakteren nun eigentlich konkret aussieht? Gibt es irgendwo einen zusammenfassenden Text, den zu finden ich gerade zu kurzsichtig bin, oder kann mir das hier jemand kurz aufgeben? :)
    Ordo Decurionum/Ritter/Senator ist für Frauen ja nicht mehr zugänglich, oder? Oder ist der Decurio es doch noch?
    Und bei den Ämtern (Außer Militär natürlich) wo der normale Bürgerstatus reicht, sind da noch alle für Frauen offen? (Kaiserlicher Hof, Cultus Deorum, Stadtverwaltung…)
    Ich schwanke momentan hier und da ein wenig rum und versuch das rauszufinden aber ich bin mir eben nicht so ganz sicher und jemand, der die Frauenbewegung (!!!111) aktiv beobachtet hat, wird mir doch sicherlich helfen können.
    Danke schonmal! :D

    Als er begann, vom Tod zu erzählen und den Sterbevorgang doch recht genau auszuschmücken verfiel sie in einen doch recht langen Moment des Schweigens. Ihr Blick hierbei war allerdings weniger traurig, denn nachdenklich. Es hatte sie an das Gespräch mit ihrem Vater erinnert, in welchem sie von ihrer Zukunft gesprochen hatten. Ein Kind, das wünschten sich beinahe alle Männer. Und kaum einer von ihnen einfach um des Kindes willen, sondern vielmehr um der Familienfortführungs Willen. Das war an und für sich auch nichts Verwerfliches, denn es war in dieser heutigen Zeit etwas vollkommen normales. Aber sie fragte sich, warum ein Mann in dieser Hinsicht so kalt von Familie sprach. Sie selbst wusste nicht, ob sie eines Tages ein Kind haben würde, ob sie es in ihren Armen wiegen würde, aber sie wusste, sie würde es lieben. Sie würde es nicht seiner späteren Titel wegen lieben, sondern wegen seiner Kulleraugen, seinen kleinen Ärmchen, seinem quakenden Lachen. Mit einem Lächeln verwarf sie diese Gedanken wieder. In ihrer Zukunft sah sie bisher einfach keine Kinder, sie hatte einfach nicht das Gefühl dazu.
    "Recht und Gesetz können nicht nur umgangen werden. Recht und Gesetz können auch einfach nicht nur der Gerechtigkeit entsprechen. Aber Gerechtigkeit ist ohnehin sehr schwer zu definieren. Ist der Stärkere im Recht, wenn es darum geht, zu Jagen? Wenn der Stärkere dann hierdurch die Mutter eines kleinen Tieres tötet und das Tier verhungert und nicht einmal verspeist wird...? Das Töten war gerecht, denn Instinkte kennen keine Unterschiede, wenn der Überlebensinstinkt greift. Aber dennoch ist der sinnlose Tod des Kindes nicht fair." sinnierte sie und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. "Meine Moralpredigten müssen dich furchtbar langweilen. Und vermutlich interessiert das Palaver einer Frau gar nicht so richtig, oder?" Sie lächelte ihn an. Sie wirkte nicht verbittert oder zornig ob ihrer Worte. Ihr wurde oft erklärt, wo ihr Platz in dieser Welt ist und das lag nicht daran, dass ihre Eltern ihr nichts Gutes gewünscht hätten, sondern dass die Regeln einfach so waren. Nicht gerecht, aber so waren sie - Die Männer beschützten, aber dafür erwarteten sie auch die Verfügungsgewalt. Sie konnte damit leben, solange diese Verfügungen wenigstens gerecht ausfielen. Und das glaubte das Mädchen noch, denn sie hatte Roms politische Bühne bislang noch nie betreten.
    "Was würdest du dir denn als Nachlass für die Welt und das Reich am Ehesten für dich wünschen?" fragte sie dann interessiert.

    "Na, wer ein Priester werden will, sollte den Gedanken doch mögen, als Opfer für die Götter dienen zu dürfen." neckte sie ihn mit einem frechen Blick zur Seite und zeigte ein verschmitztes Lächeln. Für sie ist das Aufschlitzen der Tiere etwas, dem sie immer nur mit geschlossenen Augen beiwohnt. Wenigstens sterben die Tiere schnell und nicht langsam und qualvoll. Auf seine Frage hin antwortete sie:
    "Das Meer. In dieser Richtung jedenfalls, in die wir uns bewegen. Allzu lang sollte ich mich heut auch nicht hier draußen aufhalten." erklärte sie. Wenn es ihn interessierte, könnte er ruhig fragen, aber so von sich erzählte sie nicht gern über andere.
    "Was du eben sagtest, dass letzten Endes ohnehin alle Sterben müssen, das sehe ich auch so. Nur böse Menschen müssen Angst vor jedweder Form des Todes haben. Eines Tages sehen alle einander wieder, ich denke jeder wird dem zugeführt, dass er auch verdient hat. Und ich finde, jeder hat das verdient, was er bereit war zu geben. Gerechtigkeit finde ich wichtig und die wird meiner Meinung nach nicht immer nur durch Recht und Gesetz definiert und korrekt vertreten, was denkst du?" Sie hielt ihren Blick nun nach vorn gerichtet, aber anhand seiner Wachsamkeit konnte man ihr sehr gut ansehen, dass sie Dontas volle Aufmerksamkeit schenkte.




    Sim-Off:

    Genieß es, wochentags sieht es bei mir etwas anders aus *g*

    "Nicht schlecht." kommentierte sie schmunzelnd seinen Reim. Den sollte sie sich merken, sollte es sie doch in Richtung Götter ziehen, eines Tages. Aber noch war es nicht so weit, sie fühlte sich derzeit noch eher zu ihrem Vater berufen.
    "Ach es geht nicht nur darum, dass Priester den Willen der Götter kundtun sollen. Es geht vor Allem auch darum, dass die Menschen den Göttern mehr Ehrerbietung erbringen sollten und dafür braucht es nicht unbedingt einen Priester. Die Götter gnädig stimmen sollte man jeden Tag mit jedem Tun. Nur weil sie vielleicht nicht alles sehen, sollte man nicht vergessen, dass sie mit Sicherheit alles sehen können." philosophierte sie. Ihr redseliger Charakter begann nun deutlich sich zu profilieren. Und, zu ihrem eigenen Erstaunen, aber auch zu ihrer Freude, zeigte sich auch mehr und mehr von der Nachdenklichkeit ihres geliebten Vaters.
    "Ich nehm an dann wird es dich letzten Endes sogar auch zu den Auguren führen, nicht wahr? Ich persönlich finde es dramatisch, dass es Eingeweide von Lebewesen sein müssen. Ich verstehe dass die Götter das beste auch am ehesten billigen, aber mir tut es immer sehr leid um die Tiere. Ich habe früher, in meiner Kindheit, sehr viel mit Tieren zu tun gehabt, da bekam man eine ganz andere Bindung. Allerdings habe ich mit der Zeit auch das Abschiednehmen gelernt."
    Nachdenklich blickte sie während des Laufens ein wenig auf ihre Füße. Nun hatte sie ihre Gesellschaft und sie sprach genauso wie eh und je. Sie feixte leise in sich hinein, grinsend. Sie konnte ihrem Selbst einfach nicht entkommen.

    Nachdem die beiden dieser Straße bereits eine längere Weile geradeaus gefolgt waren, konnte man in gar nicht allzu weiter Ferne schon das Wasser glitzern sehen. Noch immer wirkte Avianas Gesichtsausdruck fröhlich. Sie war etwas nervös, weil vor ihnen auch noch eine Weile Zweisamkeit lag, aber er schien sich doch nicht als Sittenstrolch zu entpuppen, wie sie anfänglich noch gedacht hatte. Sie warf ihm einen kurzen Blick aus den dunklen Augen zu, die auch in einer normalen Situation klar von viel Herzenswärme zeugten. Aber auch von einer gewissen Unschuld, die klar zeigte, dass in ihrem Leben noch nicht viel Schlimmes geschehen sein konnte. Es lag nicht der der Hauch eines Leides in ihnen, wie bei so vielen anderen Frauen dieser Zeit.
    "Ich denke man entscheidet, wie man in einer Situation handelt und aus ihr heraus kommt, welche Konsequenzen man trägt. Aber die Situationen geschaffen werden durch die Götter. Wenn es regnet entscheidet man, ob man hinaus geht oder darinnen bleibt. Die Krankheit, die man bei einem Rausgehen möglicherweise erhält, ist meiner Meinung nach das selbstgewählte Schicksal. Die Götter werden häufig für zuvieles verantwortlich gemacht. Aber durch große Frömmigkeit kann man denke ich vermeiden, vor schlimme Wahlen gestellt zu werden." erklärte Aviana ihre nüchterne, aber durchaus sehr gläubige Meinung.
    "Jedes Mitglied unserer Gesellschaft trägt eine große Verantwortung für das gesamte Reich. Es sind nicht nur die Priester. Meiner Meinung nach kann ein Priester allein nicht für den Zorn der Götter verantwortlich gemacht werden. Sie sind nur die Stütze, die Bindung und die Hilfe um die Götter kontaktieren zu können. Die einem helfen, raten..."

    Sie grinste etwas als er sich als offenkundig orientierungslos gab und nickte mit dem Kopf in Richtung des Straßenverlaufs aus der er gekommen war. "Das Meer liegt in der Richtung, vermutlich bist du irgendwann ungünstig abgebogen und hast es deshalb verpasst. Eigentlich ist es in einer Hafenstadt nicht zu verfehlen." neckte sie freundlich und ging nun normal in die entsprechende Richtung, hoffend, dass er sich ihr anschließen würde.
    Nachdem sie nun dahinschritten, widmete sie sich auch wieder seinem Thema und erwiderte: "Fortuna wäre eine recht launische Wahl, wobei sie mir gegenüber bislang scheinbar nicht gegrollt hat. Auch Justitia finde ich nicht unerheblich, natürlich nicht. Ich meine, sie alle sind Götter." erklärte sie nachdenklich. "Wenn ich mich für den Dienst an den Göttern entscheiden würde, ich wäre mir nicht sicher welchen Weg ich gehen sollte. Ich würde mich wahrscheinlich für Iuno entscheiden, ich finde die Solidität die sie auch irgendwo verkörpert sehr beruhigend. Wer sehnt sich nicht nach einer gewissen Sicherheit in seinem Leben? Ich persönlich denke gar nicht soviel an Ehe wenn ich an Iuno denke, ich muss eher viel an Häuslichkeit und Sicherheit denken. Seltsam, nicht? Auch Vesta würde mich sehr ansprechen, die Entbehrungen würden für mich kein erhebliches Problem darstellen. Aber da muss man natürlich erstmal in den erlesenen Kreis der Jungfrauen kommen..." erzählte sie ihrem Gesprächspartner.


    Sim-Off:

    So, entschuldigung. Gibt irgendwie immer Ärger mit dem doofen Touchpad!

    Sie grinste etwas. Ja, die Landluft genoss sie nahezu den ganzen Tag. "Ja, die Mischung aus Seeluft und Landluft ist hier wirklich sehr schön. Ich bin auch sehr gerne unterwegs, unter einem Dach kann es mich beileibe nicht tagelang halten." erklärte sie also. Da schienen sie ja eine Gemeinsamkeit zu teilen, stellte sie fest.
    "Wollen wir sonst ein wenig weitergehen? Ich wollte gerne in Richtung Hafen und von dort aus etwas am Wasser entlangspazieren, ehe ich mich wieder über das Feld auf den Rückweg machen wollte." erklärte sie ihr Vorhaben und sah ihn fragend an, setzte dabei aber schon wieder ihren einen Fuß vor den anderen. Allzu lange wollte sie nämlich nicht unterwegs sein, falls ihr Vater sie brauchte. Aber die Erklärung war in dem Zusammenhang überflüssig und würde sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nochmals ergeben.
    "Weißt du schon in den Dienst welcher Gottheit du eintreten möchtest?" fragte sie mit dem Blick zu ihm gerichtet.



    Sim-Off:

    Ja das hab ich schon verstanden, aber wenn er in Misenum rumrennt, gehe ich IC automatisch davon aus, dass er aktuell eben dort untergebracht ist und seine berufliche Karriere dort plant, weil das Auto ja noch nicht erfunden war :P Aber ist ja nichts passiert! Missverständnisse gehören überall dazu, auch IN ein Rollenspiel :)

    Ihr Leben den Göttern widmen? Sie hatte kaum daran gedacht, weil sie hierzu nie groß angetrieben wurde. Sie betete oft, gedachte häufig den Göttern, fragte das eine oder andere Mal nach ihrem Segen. Aber in ihre Dienste treten hatte sie noch nicht einmal in Erwägung gezogen. Nicht etwa, weil sie es nicht wollte, sondern weil ihr der Gedanke einfach nicht kam. Priester waren für sie immer fremd gewesen. Sie dachte einen Moment nach. Dann ging sie auf seine Worte ein.
    „Na, die Kaiserin ist auch eine Art Priesterin oder sehe ich das falsch? Leitet sie nicht den Bona Dea-Kult an? Ich weiß nicht viel darüber, aber ich meine etwas derartiges einmal gehört zu haben. Da könnten sich also unser beider Interessen vereinen“ lachte sie wohlgemut. „Aber keine Sorge, ich habe nicht vor der derzeitigen Herrschaft den Kampf anzusagen, ich habe bislang jedenfalls noch keine Beschwerden zu äußern und das Dasein als deine Tochter ist erfüllend genug!“ Das Lachen wurde nun zu einem warmen und ernsthaften Lächeln. Dann aber fing er an von der Familie zu sprechen und das passierte selten. Sie lauschte aufmerksam. Es kam nicht viel, aber ein Name, der noch nicht aufgetaucht war. Aviana, mit ihren sensiblen Fühlern, wurde gleich hellhörig. Helvetius Falco, ehrgeizig. Sie notierte diesen Namen für sich in ihrem Hinterkopf um ihn zu einem geeigneteren Zeitpunkt anzusprechen.
    Als Geminus so liebevoll von ihrer Zukunft sprach, lächelte sie, allerdings mit Kummer im Blick. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und sprach, mit der Hand über seinen Rücken streichend: „Vater, bislang bin ich hier wunschlos glücklich. Meine Wünsche lagen bislang immer in einem glücklichen Familiendasein und du bist meine Familie, Vater. Hör auf so schlecht von dir zu sprechen.“ Ihre Stimme war sehr leise aber voller Sorge. Sie mochte es nicht, wenn er so sprach. Es kam genau das aus seinen Worten zu ihr herüber, was sie an ihrem eigenen Wunsch nach mehr Gesellschaft so verabscheute. Es machte ihr Sorgen, dass er sich selbst als langweilig bezeichnete, wenn auch nur indirekt. Sie fürchtete, dass er sie möglicherweise sogar wegschicken würde, weil er ihr nicht glaubte, dass sie ihrem alten Vater gern Gesellschaft leistete.
    „Vater.. Warum eigentlich hast du uns damals fortgeschickt? Ich sehe doch noch immer, dass du Mutter wirklich geliebt hast. Warum war es so gefährlich zu uns zu stehen? Warum hast du deine damalige Frau nicht abweisen können? Ich bin nicht böse, ich hatte auch so ein gutes Leben, aber ich frage mich oft, was gewesen wäre, wenn ich bei dir hätte aufwachsen können.“ Fragte sie leise, noch immer eng an ihn geschmiegt. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr zu schwer, ihm bei dieser Frage ins Gesicht zu sehen. Sie fürchtete ein wenig, Schmerz in seinem Gesicht zu sehen, weil er sich dies manches Mal wohl selbst vorgeworfen hat. Dabei war ihre Frage nicht einmal als Vorwurf zu sehen.

    Aviana ahnte nicht, dass es nur eine Casa Iulia gab, denn die Familie hat sicher mehr als nur einen gemeinsam wohnenden Zweig. Auch von den Helvetiern wusste sie, dass es mehrere Anwesen gab, denn eine große Familie, die sich über das halbe Reich ausgeweitet hat, konnte ja schließlich nicht nur eine Residenz haben!
    "Aber was verschlägt dich denn dann nach Misenum? Wenn du von Corsica aus gekommen bist, sollte sich doch Ostia als Ankunftshafen viel eher lohnen, oder nicht? Aber ach, schon gut, du warst ja sogar schon in Roma... Aberwas führte dich anderes hierher? Misenum muss im Gegensatz zu Rom doch nahezu langweilig sein." fragte sie irritiert. Misenum hatte nun wirklich nicht SO viel zu bieten, dass man extra eine Reise hierher unternahm. Fand zumindest Helvetia. Sie konnte es sich jedenfalls nicht vorstellen, den doch sehr langen Ritt von Rom nach Misenum zu unternehmen, wenn sie doch in Rom beheimatet war und dort auch lebte.
    "Ich meine, der Weg ist ja nicht von ungefähr. Wenn es eine kurze Strecke wäre, wäre ich ja schon lange einmal auf einen Besuch in Rom gewesen. Aber man ist doch bestimmt einen vollen Tag unterwegs, oder nicht?" erklärte sie ihre Verwirrungen.

    Allmählich entspannte sich Aviana wieder. Wie sollten sich Corsica und Sardinia auch groß unterscheiden, ärgerte sie sich über ihre eigene Frage, sie lagen schließlich irgendwie zwischen ihren beiden Heimaten. Dass dort nicht grade eisiges Klima herrschte, war wohl selbsterklärend. Aber es schien ihm nicht sonderlich aufgefallen zu sein, dass ihre Frage unüberlegt gewesen war.
    "Eine ziemlich aufwühlende Vergangenheit." bemerkte sie. "Da war es bei mir entspannter. Ich bin ziemlich friedlich in Hispania aufgewachsen, bei meiner Mutter. Die Suche nach meiner restlichen Familie hatte mich letzten Endes hierher geführt." erklärte sie. Sie gab viel von der Wahrheit preis, nannte nur gewisse, pikante Details nicht. Die konnte sie immer noch nennen, wenn sie sich länger und besser unterhalten sollten. Oder sogar einen anderen Tag. Das war ja nicht unbedingt unwahrscheinlich, gerade in diesen kleinen Gegenden.
    "Iulius Centho? Die Iulier sind sogar mir schon ein Begriff." bemerkte sie. Nur Iulius Centho sagte ihr so gar nichts. Aber das war auch kein Wunder. Lediglich die großen Politiker der Zeit ihres Vaters waren ihr zum Teil ein Begriff, die heutigen würden es hoffentlich mit der Zeit noch werden. Sie wusste im Grunde keine Namen, welche Gentes stark im Senat vertreten waren.
    "Lobenswert. Hier in Misenum oder wirst du deinen Weg diesbezüglich lieber in Rom gehen?" Rom. Obwohl sie in Italia lebte, hatte sie es bisher noch nicht gesehen.

    Aviana ahnte ja nicht einmal, was ihrem Vater alles durch den Kopf ging. Sie ahnte nichts davon, dass er sich deutlich mehr den Kopf über ihr Wohlergehen zerbrach, als sie selbst. Kurz beschlich sie doch eine Melancholie, als er davon sprach, dass auch er ihre Mutter sehr vermisste. Was wäre gewesen, wenn die Ehe zwischen Ihnen einst möglich gewesen wäre und sie zwischen beiden hätte groß werden können? Möglicherweise hätte sie sogar einen Bruder gehabt, einen kleinen, der kicherte und gluckste wenn sie ihn ärgerte. Und mit diesen doch wehmütigen Gedanken, endete auch die Melancholie schon wieder, denn der Gedanke an einen kleinen, glücklichen Wurm erheiterte ihr Gemüt, wie es bei vielen Frauen der Fall war. Auch wenn dieser kleine Wurm gar nicht existierte. Diese Frage würde sie auch gerne ihrem Vater noch einmal stellen, aber der Zeitpunkt war einfach noch nicht gekommen. Denn auch er hatte nun eine Frage an sie. Eine Frage, die sie für einen gewissen Zeitraum mit Schweigen quittierte, denn sie wusste sie selber gar nicht so spontan zu beantworten. Ja, was konkret stellte sie sich für ihre Zukunft eigentlich vor? Mit Pläne schmieden hatte sie eigentlich nie viel Zeit zugebracht. Zögernd erhob sie die Stimme:
    „Ich weiß es gar nicht recht, was ich möchte. Im Grunde genommen, gibt mir die Gesellschaft kaum mehr als eine Richtung, nicht wahr? Einen Mann heiraten, idealerweise mit sinnvoller, politischer Bindung, gesunde Kinder, Erben Roms zur Welt bringen und so einfach das Leben dahinfristen, bis ich Mutter folgen werde, wenn ich einmal alt bin. Das ist jedenfalls der Weg, den wohl so ziemlich jeder für jemanden wie mich vorgesehen hat. Man.. hm… denkt im Grunde über gar keine anderen Wege nach, da man als Frau nur diesen einen Weg kennt.“ Erklärte sie ausgiebig. Ihr fiel auf, dass ihre Worte ziemlich wehmütig klangen, als würde sie sich etwas anderes erhoffen. Sie wusste allerdings nicht einmal, ob sie das tat. Sie hatte nie über sich und einen Mann nachgedacht. Sie war glücklich mit ihrem Leben, wie es jetzt war, aber irgendwann würde das zuende gehen und wenn sie dann keine Vorsorgen getroffen hatte, würde es auch nicht unbedingt gut um sie bestellt sein. Sie sah Geminus nachdenklich an. Um die Stimmung wieder ein wenig aufzuhellen, meinte sie dann allerdings mit lachender Stimme:
    „Ach, idealerweise werde ich einfach Kaiserin und fröhne einem ruhigen Dasein und reise viel durch die Lande. Ab und an winke ich dann lächelnd dem Volk von Rom zu und schenke dem Reich einen guten Herrscher.“ Bei dem Gedanken beschlich ehrliche Heiterkeit ihre Gedanken und sie gluckste bei dieser absurden Vorstellung.
    „Ich weiß es wirklich nicht Vater. Was siehst du denn für mich?“

    "Corsica, kenne ich noch gar nicht. Aber ist auch nicht leicht, wenn man die meiste Zeit seines Lebens eben in einem Ort verbringt. Zum Reisen kommt man eben nicht ganz so oft, wenn man nicht grad mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde." meinte sie schmunzelnd. Mit dem Löffel im Mund geboren wurde sie im Grunde ja sogar, aber den gab ihre Mutter wieder ab um sie in einer weniger gefährlichen Umgebung aufziehen zu können. Ein Leben lang ist es her, ein Aviana-Leben. Dies hier war ein neuer Abschnitt. Es wirkte auch beruhigend auf sie, dass er auch bereitwillig von sich erzählte, aber in der schwächeren Position als eine junge Frau befand sie sich dennoch. Sie gemahnte sich zur Vorsicht, auch wenn hier und jetzt unwahrscheinlich etwas passieren würde. Aber woanders möglicherweise.
    "Wie war es denn dort? Vermutlich gar nicht so anders als hier, oder?" versuchte sie das Gespräch anzufachen, um ihr eigenes Unbehagen zu überspielen. Zugleich wandte sie sich ein wenig seitlicher ab, um nicht mitten auf dem Weg zu stehen. Sie fühlte sich dadurch etwas zu zentriert.