“Allerdings ist sie dies.“ Und Sextus war über diese Tatsache wahrscheinlich auch nicht erfreuter als die Flavier, wenngleich aus anderen Gründen. Ihn kümmerte es wenig, ob Celerina nun fruchtbar war oder nicht – und wenn sie es nicht wäre, was aus ihr werden würde. Nur verursachte diese Frau dazu unnötige Anspannungen zwischen den Familien. Wenn sie wenigstens einmal schwanger werden würde und dann das Kind verlöre! Aber soweit er wusste, war ja noch nicht einmal das der Fall. Also entweder stand sein Vetter so sehr auf Knaben, dass er seiner Frau kein Kind machen konnte, oder aber die Flavia konnte keines empfangen. So oder so nichts, was unbedingt publik werden müsste. Und leider etwas, das diese Ehe wirklich vorteilhaft für beide Familien sein ließ und so die Schlinge um seinen Hals etwas fester zurrte.
Die Ehre der Haruspices hingegen waren etwas, das Sextus dann doch mehr zum nachdenken brachte. Diese Ehre hatte eben wegen der vielen Scharlatane und nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sie ebenso bestechlich wie die Auguren oder überhaupt jedes Collegium waren, stark gelitten. Wenn er diesem Ruf also Ehre machen sollte, hatte der Flavier dabei etwas bestimmtes im Auge und dies war seine Art, unauffällig einen Gefallen einzufordern? Sextus war nicht sicher, ob er jetzt schon welche gewähren sollte, wo noch nicht sicher war, ob er sie einlösen konnte. Und wo viel unsicherer war, was er dafür erhalten würde, denn die Hand der Flavia war unter Umständen ein zu leichtes Gegengewicht. Auch wenn es ihn mit dieser Frau schlechter hätte treffen können, er war nicht wie Flavius Piso, als dass er sich wegen einem Weibsstück aufführen würde wie ein eben solches.
“Ich werde mich auf jeden Fall bemühen, eben dies zu tun, Flavius, wenn ich in dieses ehrwürdige Collegium aufgenommen worden bin.“ Sextus hoffte, dass der Flavier es schon richtig verstehen würde. Er würde erst dann sich anhören, was Aetius nun genau wollte, wenn er abschätzen konnte, ob er es ihm bewilligen konnte, nicht im Vorfeld. Er war Taktiker, kein Spieler. Er stellte keine Blankoscheine aus und spielte dann Rätselraten.
Und nun endlich kamen sie zum eigentlichen. Wie hoch der Preis sein würde, den diese Hochzeit letztendlich einbringen würde. Grundstücke, Rechte, Geld, alles Dinge, die man erwarten konnte. Immer wieder wurde auf diesen oder jenen Einfluss verwiesen, den etwas einbringen würde, immer wieder über Nutzungsrechte und Pachtrechte geredet, vor allem bei der Grundstücksfrage. Schließlich kam die Sprache auch auf die Patria Potestas, unter der Sextus noch stand, ebenso wie Nigrina. Allein schon, um in der Politik eigenmächtig mündige Entscheidungen treffen zu können versicherte Sextus hier nochmal, dass sein Vater ihn zur Hochzeit aus seiner Gewalt freigeben würde, während Aetius die Gewalt über seine Tochter behalten würde. Eine Manus-Ehe hatte Sextus auch nicht erwartet. Und beide waren sich stillschweigend einig, dass eine Frau nicht über sich selbst bestimmen sollte, auch wenn keiner von beiden es so ausdrückte.
Und schließlich, nach mehreren Stunden und mehreren Bechern Wein und scheinbar endlosem Geschacher, war man sich einig. Man ging noch einmal alles stichpunktartig durch – eine von einem Sklaven irgendwann gebrachte Wachstafel war hierbei überaus hilfreich – aber man war sich einig.
Sextus lehnte sich recht zufrieden zurück. Wenn schon heiraten müssen, dann in die richtige Familie. Wie er schon einmal über Nigrina gedacht hatte. Sie war wie ein edles Pferd: stolz, schön, aus guter Zucht und es wert, mehr als einmal geritten zu werden. Die Gewinn- und Verlustrechnung ergab am Ende ein dickes Plus an potentiellem Machtgewinn, und das war das wichtigste. Seine Frau würde schon aushaltbar sein, und wenn nicht, konnte er immernoch hoffen, dass Celerina ein Balg warf oder aber sein kleines Schauspiel bezüglich Prisca Früchte trug. In beiden Fällen konnte er sich auch durch eine kleine Intrige wieder einfach lösen, hatte immernoch seine Freiheit vor den Wünschen seines Vaters und in der Zwischenzeit alle Vorteile genossen. Aber zunächst würde er ein wenig Arbeit investieren und die Frau an sich zu binden wissen.
“Wenn die Verträge in schriftlicher Form ausgearbeitet sind, können wir die Verlobung vollziehen. Wie lange bleibst du in Rom?“ Sextus musste eine Liste der Leute zusammenstellen, die eingeladen werden mussten und sie mit der Liste abgleichen, die von den Flaviern aufgestellt werden würde. Dazu mussten die Einladungen mindestens drei Tage im Vornherein verschickt werden. Das alles brauchte Zeit, von daher wäre ein Rahmen für das Unterfangen nicht unnütz. Er wollte es sicher nicht hinauszögern, aber ein paar Tage würde er dafür schon veranschlagen. Vor allem, da er auch noch ein Verlobungsgeschenk finden musste.