Beiträge von Quintus Flavius Flaccus



    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Marcum Decimum Catum mittenda
    Casa Decima
    Roma - Italia



    Q' Flavius Flaccus Decimo Cato s.


    Sei dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust deines Onkels Decimus Verus versichert, welchem dieses Schreiben Ausdruck verleihen mag. Als gewählter Decemvir litibus iudicandis fällt es mir zu, das Erbe des ehrenwerten Decimus Verus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Dir fällt ex lege ein Anteil des Erbes, welches in seiner Gesamtheit neben DLXIII HS (563 Sz.) Güter im Wert von insgesamt MDCCLX HS (1760 Sz.) und ein Grundstück im Wert von MMMMM HS (5000 Sz.) umfasst, zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist. Du bist gemeinsam mit deinem Vetter Decimus Massa zu gleichen Teilen erbberechtigt, ich bitte dich deshalb, mit ihm in Kontakt zu treten, um die genaue Aufteilung des Erbes zu vereinbaren.


    Ferner ersuche ich dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum Vortag der Dezembernonen (4.12.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Decimus Verus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem duodecimum Kalendas Decembres




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Appium Decimum Massam mittenda
    Classis Misenensis
    Misenum - Italia



    Q' Flavius Flaccus Decimo Massae s.


    Ich habe mich nach unserem knappen Gespräch in Rom bemüht, Einsicht in die Erbschaftsangelegenheit deines verstorbenen Onkels Decimus Verus zu erhalten. Tatsächlich wurde das Erbe noch nicht verteilt, ich konnte jedoch eine genaue Aufstellung der Hinterlassenschaft deines Onkels in Erfahrung bringen.


    Du bist ex iure Quiritium gemeinsam mit Marcus Decimus Catus berechtigt, jeweils die Hälfte des Erbes anzunehmen, welches neben DLXIII HS (563 Sz.) Güter im Wert von insgesamt MDCCLX HS (1760 Sz.) und ein Grundstück im Wert von MMMMM HS (5000 Sz.) umfasst.


    Ich bitte dich pro forma, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum Vortag der Dezembernonen (4.12.) abermals mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weiteren Verpflichtungen nach sich zieht, vor allem bitte ich dich jedoch auch, mit deinem Vetter Decimus Catus in Kontakt zu treten, um untereinander die genaue Aufteilung des Erbes zu klären.


    Entschuldige bitte meine möglicherweise wenig hilfreichen Worte bei unserem Treffen in Rom, doch ich konnte dir zu diesem frühen Zeitpunkt schlichtweg noch keine Auskunft geben. Ich hoffe jedoch all deine Fragen nun zu deiner Zufriedenheit beantwortet zu haben. Es war mir eine Ehre einem Legionär der ruhmreichen vicesima secunda Deiotariana zu Diensten sein zu können. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem duodecimum Kalendas Decembres


    Seinem Empfinden nach zu einem durchaus noch dem Rahmen der Pünktlichkeit einzugliedernden Zeitpunkt, war doch der "Abend" an sich ein gänzlich dehnbarer Begriff, erschien auch der andere der beiden geladenen Flavii, akkurat gekleidet in eine dunkelrote synthesis mit schlichten Verzierungen, um mit Erschrecken festzustellen, dass er bei Weitem nicht als Erster der Gäste eintraf, wie es sich für seinen niedrigen Stand, welcher ihn als magistratus minor weit unter allen anderen Geladenen rangieren ließ, wohl gehört hätte. So blieb nur zu hoffen, dass er nicht bereits seit längerer Zeit erwartet wurde, und den Fauxpas durch formvollendetes Verhalten auszugleichen. Von einem ebenso unscheinbaren wie uninteressanten Sklaven ins Triclinium geführt, grüßte er also die bereits anwesenden Herren wie es ihm richtig schien. "Salve, patronus. Danke für diese etwas kurzfristige aber dafür umso willkommenere Einladung." Feundlich wandte er sich auch an den Aurelius. "Salve, Aurelius Lupus." Als Ehemann von Nigrina, der Schwester Pisos, welchen Flaccus unbeachtet der etwas komplexeren verwandtschaftlichen Beziehungen stets als Onkel betrachtet hatte, war jener schließlich auch irgendwie so etwas wie sein Onkel. Ebenso wie der dritte der Anwesenden, an welchen er sich nun etwas vertrauter wandte und in dessen Nähe er schließlich zum Stehen kam. "Salve, Gracchus."

    "Ich fürchte ja.", entgegnete der junge Flavius ernst, als Laevina pro forma nochmals nachhakte. "Vermutlich hat der psychopompós ihn schon vor einer geraumen Weile mit sich genommen. Scheinbar war er zuletzt im Dienst der Secunda in Mogontiacum stationiert, jedenfalls erreichte mich die Nachricht seines Todes von dort." Es war also gut möglich, dass Ocrea bereits vor Monaten verstorben war, doch Nachrichten aus Germanien brauchten einfach einige Zeit, um nach Rom zu gelangen, besonders dann, wenn ihr Inhalt nicht von allgemeiner Dringlichkeit war. Auf die etwas melancholischen Worte der Germanica hin schlich sich jedoch ein feinsinniges Lächeln auf die Lippen des jungen Mannes. "Die Götter geben und nehmen allein nach ihrem Willen...", entgegnete er kryptisch um dann ihren etwas langwierigen Überlegungen bezüglich der Abstammung des verstorbenen Germanicers zu folgen. Als sie geendet hatte, nickte er, als ob er sich durch ihre Worte in einer eigenen Vermutung bestätigt sähe. "Gehe ich richtig in der Annahme, dass du somit die nächste lebende Verwandte des Germanicus Ocrea bist, oder sind noch andere Geschwister deines ersten Gatten, oder deren Kinder am Leben?", erkundigte er sich dann vorsichtig, da er keine große Einsicht in die familiären Strukturen der gens hatte, und unter keinen Umständen einen möglicherweise zurückgezogen lebenden alten Germanicus unbeachtet lassen wollte.

    Daher muß man sich durchringen zur Freiheit;
    diese aber erreicht man durch nichts anderes
    als durch Gleichgültigkeit gegen das Schicksal.
    - Seneca



    Einer im kalten Sonnenlicht strahlenden Schlange gleich kroch der Opferzug dem in gleßenden Farben glänzenden Tempel entgegen, langsam doch unaufhaltsam. Krause Melodien durchschnitten die kühle Luft, die zehn Nubier marschierten im Gleichschritt vorwärts. Zehn großgewachsene, nachtschwarze Wesen, an ihren Seiten zehn glühend weiße Zicklein. Ihre Augen von zarten Schleiern getrübt, wanken sie einer höheren Bestimmung entgegen. Davor abermals zehn griechische Mädchen von nahezu überirdischer Schönheit, angeführt von Aglaia der Reinen, von Aglaia der Strahlenden. In ihren Händen tiefrote Äpfel und feuriger Wein, Ceres' und Bacchus' Gaben, auch süßes Gebäck und nicht zuletzt kostbarer Weihrauch aus dem Osten. Erlesen allesamt die Gaben, erlesen die Jungfrauen, erlesen die Tiere. Erlesen der Zweck ihres Daseins. Am Ende des Zuges der Flavius in reinem Weiß, schlicht und schnörkellos strebt auch er dem Tempel entgegen, Schritt für Schritt treten die roten calcei auf harten Grund. Tyche entgegen, der Zeustochter, führte der Weg, in ihres hohen Tempels festem Gemäuer hoffte der Flavius das Schicksal zu leiten. Zehn Zicklein für das Wohl derselben Anzahl an edlen Männern, zehn Zicklein für das Wohl des hehren Unterfangens; Ruhig und bestimmt erklomm der Jüngling die Stufen zum Tempeleingang, zur schlanken Säulenhalle empor stieg er sicheren Schrittes, ein ernster Ausdruck zierte sein edles Antlitz. Vor ihm die Jungfrauen, hinter ihm die schwarzen Ungeheuer befand er sich nun am Scheideweg, ein letzter Blick strich über den Tempelhof, ehe die heilige Atmosphäre der Göttin ihn umfing.


    Kraftvoll tauchten die schlanken Hände in eisiges Wasser, durchbrachen die vormals ruhige Fläche in unruhig zitternden Wellen und führten das Naß empor zum Antlitz des Flavius, um ihn rein zu machen vor dem Angesicht der Gottheit. Mit klammen Fingern hüllte er sein Haupt in die Toga und trat Schritt für Schritt ein ins Innere des Heiligtums, geradewegs ins Herz des Tempels, zum Bildnis Fortunens. In demütiger Würde senkte er sein Haupt vor der göttlichen Macht und verharrte lange Momente in regungsloser Stille. Hinter ihm im Halbkreis warteten die zehn Jungfrauen ebenso still, ebenso demütig, bis er sich umwandte und eine Schale mit Weihrauch ergriff. Näher an den Altar tretend fuhr er geradewegs hinein in die edlen Körner und warf sie entschieden auf die glühenden Kohlen der Feuerschalen. Erste dünne Rauchfahnen kräuselten sich daraufhin langsam empor, verdichteten sich immer weiter zu schweren Wolken, als er noch neun weitere Male in die Schale griff, bis schließlich die gesammte cella von schweren Rauchschwaden verhüllt war. Nun erst begann der junge Flavius, die Handflächen gen Himmel gerichtet, langsam und leise zu sprechen.


    "O Fortuna, mächtige Gottheit, die du das Schicksal regierst und den Lauf der Dinge lenkst nach deinem Willen. Höre mich an. Ich bin Quintus Flavius Flaccus und hier um deinen Schutz und Beistand zu erflehen für eine große Aufgabe, der allein dein Wohlwollen zum Erfolg verhelfen mag." Aus dem sinus seiner Toga ein kleines Stück Papyrus zum Vorschein bringend, fuhr er fort, "Doch mit mir flehen neun weitere Männer deine Unterstützung an und bringen durch mich Opfer und Gaben dar. Ihre Namen stehen auf diesem Papyrus und sie alle haben sich zu diesem großen Unterfangen verbunden." Dem Weihrauch folgte das Schriftstück nach, welches sofort in hellen Flammen sich auflöste, welche gierig über die dunklen Buchstaben leckten, bis lediglich schwarze Asche zurückblieb, wo noch vor wenigen Augenblicken loderndes Feuer sich verzehrte. Sich erneut umwendend ergriff der Flavius den großen Krug, in welchem randvoll dunkler Wein geheimnisvoll schimmerte und goß die blutrote Bacchusgabe gänzlich in güldene Schalen am Altar. Auch Früchte und Gebäck umfingen die schlanken Fingern aus den Händen der griechischen Jungfrauen und fanden ihren Weg auf den Altar der Gottheit. "O Fortuna, wie der Mond bist du veränderlich, wächst an nach Belieben oder nimmst ab. - Umschirme unser Vorhaben mit deiner Macht, steh uns wehrhaft zur Seite, wenn der Tag und die Stunde kommen, da die neue Ordnung anstelle der alten tritt. - Nimm diese Gaben an." Eine Drehung nach rechts bildete den Abschluss des Gebetes und ein letzter Blick in die Hoheit des steinernen Antlitzes unstrich die würdevolle Bitte des Flaviers, ehe er sich umwandte, und aus der göttlichen Atmosphäre des Tempels hinaustrat ins Freie.


    Prüfend ließ er seinen Blick schweifen über die weißen Zicklein und die schwarzen Schlächter, welche, der Kälte zum Trotz lediglich mit einem aufwändigen Lendenschurz bekleidet worden waren, stumm an den Seiten der Tiere ausharrten. Langsam tastete sich der scharlachrote Schuh die Stufen vom Säulengang hinab zum Tempelhof, gemessenen Schrittes trat der junge Flavius an den Altar. Die zehn griechischen Jungfrauen, welche, von den Lasten ihrer Gaben befreit, ihrem Herrn ins Freie gefolgt waren, übernahmen es nun, die Menge der Anwesenden mit kaltem Wasser zu besprengen und auf diese Weise unmittelbar vor dem blutigen Opfer abermals zu reinigen. Schon erscholl ein deutliches "Favete linguis!", schon setzte aeolische Musik sanft ein und umschwebte den Ort, als der Flavius näher trat an die Tiere und Sklaven. "Fortuna, Herrin des Schicksals, ich bringe dir diese Ziegen dar, sie sind jung und rein, deiner Gottheit wahrhaft würdige Opfer. Nimm' sie an und lass' unser Anliegen von Erfolg gekrönt sein." Mit ihren sanften Händen reichte nun Aglaia, die Führerin der Jungfrauen, dem Flavius eine Schale mit klarem Wasser, auf dass jener sich abermals die Hände säubere von jeder Unreinheit. Auch das mallium latum wurde gereicht um die Hände zu trocknen, ehe der junge Patricius nun jedes einzelne der Tiere sorgfältig mit mola salsa bestrich und mit Wein übergoß, zuguterletzt auch das Messer über ihren Rücken führte. In rauem Chor erschollen nun die Stimmen der Sklaven, als sie ihren Opferherrn in ritueller Form um Erlaubnis baten, das Opfer zu vollziehen. "Agite!", durschnitt die starke Stimme des Flaviers den kurzen Moment der Stimme, und einem Donnerschlag gleich hallte das Wort über den Tempelhof.


    Nach und nach erschlafften auch die letzten zuckenden Glieder der leblosen Tiere ehe der Flavius zum ersten trat, um den Willen der Göttin aus der blutigen Schau der Eingeweide zu erkunden. Nach einer Weile der genauen Prüfung erscholl ein klares "Litatio!" und das nächste Opfertier wurde genau untersucht. Acht weitere Male erklang das befreiende Wort aus der Kehle des jungen Mannes, ehe er sich, von den roten Malen des Todes martialisch übersät, ein letztes Mal niederließ um die Organe des Opfertieres zu begutachten. Doch bereits der erste Blick in das Innere der Ziege schlug dem Flavius mit einem Schlag den Ausdruck blanken Entsetztens ins Antlitz. Geweitet die Augen, begann er mit fahrigen Händen einzelne Organe zu untersuchen, welche allesamt mit unübersehbaren Schwielen, mitunter gar schwarzen Flecken und unförmigen Ausweitungen überzogen waren, suchte in einem panischen Anflug immer tiefer in der geöffneten Bauchhöhle nach einer Möglichkeit, das Unglück doch noch abzuwenden, ehe er völlig entgeistert davon abließ, und stattdessen versuchte, eine Erklärung des Rätsels zu finden, die Aussage der Gottheit zu deuten. Unruhig fuhr er sich mit blutigen Fingern durchs Haar, richtete sich auf, betrachtete die zehn toten Leiber. Andere würden es übernehmen, die Innereien jener Opfertiere, die Wohlgefallen erregt hatten vor dem Angesicht der Göttin, auf ihrem Altar zu verbrennen. Er selbst würde nun seinen Geist martern, um das seltsame Zeichen zu verstehen.

    Bei den zuversichtlichen Worten seines Patrons schlich sich ein vages Lächeln auf die feinen Lippen des jungen Flaviers. Zweifellos war Fortuna eine mächtige Verbündete, doch im Ernstfall würde er primär auf die scharfen Waffen der Vertrauten denn die Unterstützung der wankelmütige Gottheit bauen. Einen kurzen Moment legte er daraufhin nachdenklich die Stirn in Falten, als der Tiberius ihn nach weiteren Kritikpunkten fragte, ehe er schließlich sanft den Kopf schüttelte. "Nein, ich denke damit ist alles klar.", meinte er zögerlich und blickte geradewegs in die grauen Augen des alten Mannes. Jener schien selbst einen Moment seinen eigenen Gedanken nachzusinnen, ehe er das Gespräch wieder zum Beginn zurückführte - fast jedenfalls. "Annaeus Varus?", fragte Flaccus etwas erstaunt nach, "Etwa der praefectus Aegypti?" Von dessen Verwicklung in die Belange der Verschwörer hatte Flaccus ja noch gar nichts mitbekommen. - Bereits im nächsten Moment jedoch wurde er des Beginns ihres Gespräches gewahr, und erkannte, dass sein Patron wohl etwas die Namen durcheinander gebracht hatte. Er war ja nicht mehr der Jüngste. "Du meinst sicherlich Annaeus Modestus... Ich bin davon überzeugt. - Du darfst nicht vergessen: Im Grunde wollte er Maioranus auf den Thron bringen. Doch er war durchaus bereit, seine Forderungen zugunsten der Entscheidungen der Verschwörer hier in der Stadt fallen zu lassen. Auch wenn er nun selbst Vinicius Lucianus vorgeschlagen hat, so wird er sich der Wahl zweifellos beugen, wenn sie von einer Mehrheit der Verschwörer getragen ist. Darüber hinaus kennst du seine opportunistische Einstellung ...", tat der Flavier nun seine Meinung kund. Kein Zweifel - der Annaeer würde auf Linie bleiben.

    Ein flavischer cursor gab ein versiegeltes Wachstäfelchen ab.




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Quintum Claudium Lepidum mittenda
    Villa Claudia
    Roma - Italia



    Q' Flavius Flaccus Claudio Lepido s.


    Sei dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust deines Verwandten Claudius Iavolenus versichert, welchem dieses Schreiben Ausdruck verleihen mag. Als gewählter Decemvir litibus iudicandis ist es jedoch meine Pflicht, das Erbe des ehrenwerten Claudius Iavolenus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Dir fällt ex iure Quiritium ein Anteil des Erbes zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist. Gerne empfange ich dich zu einem persönlichen Gespräch in der Villa Flavia, um dir über die genaue Beschaffenheit deines Erbteils Auskunft zu geben. Wir können in dieser Sache aber gerne auch einmal nach der salutatio unseres gemeinsamen Patrons ins Gespräch kommen.


    Ich bitte dich jedenfalls, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum sechsten Tag vor den Dezemberkalenden (26.11.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Claudius Iavolenus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    pridie Idus Novembres


    Bestätigt in seiner Vermutung, zählte der begleitende Sklave auf eine auffordernde Geste seines Herrn hin, aus einem kleinen ledernen Beutel fünf golden schimmernde Aurei auf den Tisch. "Selbstverständlich.", erwiderte Flaccus dem Schreiber.

    Der flavische cursor Pheidippides gab eine wohlversiegelte Wachstafel an der Porta der quintilischen Casa ab.




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Lucium Quintilum Valerianum centurionem mittenda
    Casa Quintilia
    Roma - Italia



    Q' Flavius Flaccus Quintilio Valeriano s.


    Sei dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust deines Verwandten Quintilius Cavarinus versichert, welchem dieses Schreiben Ausdruck verleihen mag. Als gewählter Decemvir litibus iudicandis fällt es mir zu, das Erbe des ehrenwerten Quintilius Cavarinus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Ex iure fällt dir ein Anteil des Erbes zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist. Gerne empfange ich dich zu einem persönlichen Gespräch in der Villa Flavia, um dir über die genaue Beschaffenheit deines Erbteils Auskunft zu geben.


    Ich bitte dich jedenfalls, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum siebenten Tag vor den Dezemberkalenden (25.11.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Quintilius Cavarinus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst und deiner Familie aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem tertium Idus Novembres




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Iullum Quintilium Sermonem tribunum angusticlavium mittenda
    Castellum legionis vicesimae secundae Deiotarianae
    Nikopolis - Provincia Alexandria et Aegyptus



    Q' Flavius Flaccus Quintilio Sermoni tribuno s.


    Ein betrüblicher Umstand veranlasst mich, dieses Schreiben ins ferne Aegypten zu senden, und dir auf diese Weise den Tod deines Verwandten Quintilius Cavarinus ins Gedächtnis zu rufen. Als vom Senat berufener Decemvir litibus iudidcandis ist es jedoch meine Aufgabe, die Hinterlassenschaften des ehrbaren Quintilius Cavarinus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Dir fällt ex iure Quiritium ein Anteil des Erbes im Umfang von CXV HS (115 Sz.) zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist.


    Ich bitte dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum siebenten Tag vor den Dezemberkalenden (25.11.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Quintilius Cavarinus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem tertium Idus Novembres



    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Ein zustimmendes Nicken des jungen Flaviers begleitete die Worte seines Patrons. "Zweifellos. - Ich halte es für einen überaus essentiellen Bestandteil zum Gelingen unseres Vorhabens, den Vescularier so früh als irgend möglich zu isolieren, und ihn vor allem von den städtischen Kohorten und den Prätorianern völlig abzuschneiden. Diese Maßnahmen haben beim Eintreffen einer positiven Nachricht aus Misenum zweifellos absoluten Vorrang ..." Auch der Andeutung durch die Beziehungen seiner griechischen Sklaven möglicherweise eine Bresche in die dicken Mauern des kaiserlichen Palasts zu schlagen, schien dem Tiberius ein willkommener Vorschlag. Wohlbedacht fuhr er also fort. "Natürlich kann ich noch nicht mit Sicherheit versprechen, einen solchen Kontakt herzustellen, doch ich werde mich ein wenig unter meinen Sklaven umhören...", machte er dann vage Andeutungen die im Prinzip nur genauso viel versprachen, wie sie auch im Unklaren ließen. Damit war er zweifellos auf der sicheren Seite.

    Voller Elan betrat ein junger magistratus minor das officium der Academia Militaris zu Rom und grüßte den zum Dienst in der Schreibstube abkommandierten Soldaten knapp. "Salve. Quintus Flavius Flaccus, Zivilist. Ich möchte gerne das Examen Secundum ablegen.", versuchte er alle nötigen Informationen konzentriert zu übermittlen. "Beträgt die Gebühr wieder fünfhundert Sesterzen?", erkundigte er sich noch, bereit seinem Begleiter ein entsprechendes Zeichen zu geben, das Geld zu überreichen.



    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Titum Iulium Flavum mittenda
    Casa Iulia
    Polis Alexandria - Provincia Alexandria et Aegyptus



    Q' Flavius Flaccus Iulio Urso s.


    Ein betrüblicher Umstand veranlasst mich, dieses Schreiben ins ferne Alexandria zu senden, und dir auf diese Weise den Tod deines Verwandten Iulius Sparsus ins Gedächtnis zu rufen. Als vom Senat berufener Decemvir litibus iudidcandis ist es meine Aufgabe, die Hinterlassenschaften des ehrbaren Iulius Sparsus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Nach gültigem Intestaterbrecht fällt dir ein Anteil des Erbes im Umfang von HSMMMCV (3105 Sz.) zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist.


    Ich bitte dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum siebenten Tag vor den Dezemberkalenden (25.11.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Iulius Sparsus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem tertium Idus Novembres



    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Flaccus, über die freundliche Begrüßung erfreut, ließ sich mit einem dankbaren Lächeln auf dem angebotenen Stuhl nieder. Nun hatte auch er Gelegenheit, die ältere Dame genauer zu betrachten, wobei er seinen Blick keineswegs aufdringlich, sondern vielmehr aufrichtig interessiert auf ihren Zügen ruhen ließ. Hinter seiner Stirn manifestierte sich indessen das Bildnis einer anderen Frau, in deren imaginären Zügen er eine gewisse Ähnlichkeit zu der Germanica zu erkennen glaubte. - Ewig lange schon hatte er nichts mehr von der ehrbaren Aeditua Pedania Iunor zu hören bekommen, die ihn vor Ewigkeiten im Dienst an den Göttern unterwiesen hatte. Zweifellos verrichtete sie noch immer in unverbrüchlicher Treue ihren Dienst an den Göttern und führte die Discipuli mit strenger Hand durch ihre Ausbildung. Etwas wehmütig dachte Flaccus zurück an jene erfüllende Zeit des intensiven Studiums der religiösen Riten, welche ihm damals so aufregend und großartig erschienen waren, nun jedoch immermehr zu bloßen Alltagshandlungen degenerierten. Mit einer etwas eigenwilligen Kopfbewegung wischte der junge Flavius seine melancholischen Überlegungen fort und der nachdenkliche Gesichtsausdruck wich einer geradzu geschäftigen Miene. "Vor einiger Zeit erreichte mich die Meldung vom Tod des Galeo Germanicus Ocrea, eines Bürgers der fernen civitas Mogontiacum." Beinahe von selbst schon machte sich ein anteilnahmsvoller Ausdruck auf den ebenmäßigen Zügen des jungen Mannes breit, welchen er durch das ihm auferlegte Amt mittlerweile beinahe schon zur absoluten Perfektion verfeinert hatte. "Ich hoffe er stand dir nicht allzu nahe, sei dir jedenfalls meines aufrichtigen Mitleids versichert. Es war mir jedoch selbst nach einiger Recherche nicht möglich, Germanicus Ocrea klar in den Stammbaum eurer gens einzugliedern, und dadurch die möglichen Erben seines Vermögens zu ermitteln. Meine Hoffnung beruht nun darauf, dass du mir in dieser Angelegenheit unter Umständen helfen könntest..." Nicht ohne Grund hatte er sich an das wenigstens seines Kenntnisstandes nach älteste Mitglied der gens der Germanicer in Rom gewandt, denn wer sollte den Vater des Verstorbenen kennen, wenn nicht Germanica Laevina?

    Flaccus hörte konzentriert zu, runzelte nachdenklich die Stirn, kratzte sich am Kopf. Er war nicht überzeugt. "Selbst, wenn es uns durch das Moment der Überraschung gelingt, Salinator festzusetzen, wo sollten wir ihn hinbringen und etwa gegen einen Angriff der Cohortes Urbanae oder der Praetorianer verteidigen? - Wenn es sich einrichten ließe, ihn durch Liktoren und Apparitores festzuhalten, würde das die Soldaten vielleicht irritieren, ob wir sie dadurch jedoch längere Zeit auf Abstand halten könne, bezweifle ich stark." Immerhin würde doch für die städtischen Einheiten nicht unbedingt klar sein, dass die Verhaftung Salinators rechtschaffenen Ursprungs wäre. "Den Zugang zu Valerianus gilt es ebenfalls geschickt einzufädeln, wobei ich denke, dass gerade die Ärzte uns ein Tor zu ihm sein könnten. Es ist doch allgemein bekannt, dass dieses Völkchen ein ganz außerordentliches Interesse an blinkenden Münzen hat, welches mitunter durchaus noch über dem Wohl der Patienten rangiert ..." In berechnend beiläufigem Ton plauderte der junge Flavius kaum missverständlich weiter. "Zufällig...", fuhr er dann fort, "... haben einige meiner griechischen Sklaven ausgezeichnete Kontakte zu einigen ihrer Landsleute, die hier in Italien ihrer Profession nachgehen und als iatroí ihr Unwesen treiben..." In Gegenwart des alten Tiberiers sprach er bewusst in abfälligem Ton von den Griechen, wusste er doch nicht, ob jener es nicht etwa wie Cato der Zensor hielt, und durch das philhellenische Gemüt des Flaviers irritiert wäre.

    Bittere Galle schmeckte der junge Flavius an seinem ausgebrannten Gaumen und hatte das Gefühl sein Magen würde sich nach außen kehren, während der stechende Schmerz in seinen Eingeweiden in seiner Intensität gewaltvoll konstant blieb. Von den Personen um sich nahm er kaum etwas wahr, blieben sie doch, ganz als ob hinter einem dicken Schleier verborgen, weit außerhalb seiner Aufmerksamkeit, die sich immernoch wie gebannt auf das zerstörten corpus seines Onkels richtete. Er spürte nicht den sanften Griff an seiner Schulter, so versunken schien er im grausamen Strudel der blanken Destruktion, des erschreckenden Bildes bar jedweder Ästhetik. Erst eine seltsame Berührung an seiner Wange ließ den Flavier sich umwenden und mit irritiertem Blick trafen seine Augen jene der Sklavin. Zu verstört war er durch die kaum fassbare Situation, das unvermutet eingebrochene Unglück, als dass er in angemessener Weise auf diese Ungeheuerlichkeit reagieren konnte, die unter gänzlich anderen Umständen wohl durchaus anziehend auf ihn gewirkt hätte. So jedoch traf kein strafendes Wort das Mädchen, sondern mit einer knappen Bewegung entzog sich der junge Mann der ungebührlichen Berührung, wandte sich ruckartig ab und trat einige Schritte vom Toten weg zu einer Säule, an der er sich, vom Schmerz gebeugt, leicht abstützte und der grauenvoll-unwirklichen Szenerie den Rücken zuwandte. So nahm er auch den nun folgenden Eklat, der seinen Versuch, die dignitas des Toten zu retten, mit Füßen trat, lediglich am Rande mit, zu beschäftigt blieb er immernoch versunken in seine eigene Fassungslosigkeit ob des grausamen Streichs der Parzen.

    Ein flavischer Sklave gab eine versiegelte Wachstafel für den Bürger Gaius Iulius Lucanus ab.




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.


    Q' Flavius Flaccus Iulio Lucano s.


    Sei dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust deines Verwandten Iulius Sparsus versichert, welchem dieses Schreiben Ausdruck verleihen mag.


    Als gewählter Decemvir litibus iudicandis fällt es mir zu, das Erbe des ehrenwerten Iulius Sparsus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Nach gültigem Intestaterbrecht fällt dir ein Anteil des Erbes zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist. Gerne empfange ich dich zu einem persönlichen Gespräch in der Villa Flavia, um dir über die genaue Beschaffenheit deines Erbteils Auskunft zu geben.


    Ich bitte dich jedenfalls, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zu den Iden des Novembers mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Iulius Sparsus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/m/840/4438/siegelflavia2qk0.png]


    XVIR STL. IUD.
    ante diem tertium Kalendas Novembres


    Lediglich von dem mitgebrachten scriba flankiert, folgte der junge Flavius dem Sklaven von der Porta zum Cubiculum der alten Dame. Er strich sich die Falten seiner Toga zurecht, während er darauf wartete eingelassen zu werden, und trat schließlich, nachdem der Sklave den Weg freigegeben hatte, mit einem einnehmenden Lächeln ein. "Salve, ehrenwerte Germanica.", grüßte er würdevoll, "Ich bin Quintus Flavius Flaccus und in meiner Funktion als Decemvir litibus iudicandis hier. Ich hoffe du verzeihst meinen unvermuteten Besuch..." Natürlich wäre es höflicher gewesen, zuerst auf schriftlichem Weg um ein Gespräch zu bitten, doch zufällig war Flaccus gerade in der Gegend gewesen, sodass er sich entschlossen hatte, einfach sein Glück zu versuchen.