Beiträge von Quintus Flavius Flaccus

    Caetronius Crassipes erfüllte die ihm anvertraute ehrenvolle Aufgabe mit aller nötigen Feierlichkeit und der Praetor tat durch seinen Zuspruch das Übrige, um nicht bloß den Rechtsstatus des stolzen Dalmaten zu berichtigen, nein, vielmehr, um sein Leben grundsätzlich zu ändern. So konnte sich nun auch Flavius Flaccus entspannt an den Praetor wenden: "Vielen Dank für deine Unterstützung in dieser Angelegenheit. - Ich würde mich ja noch gerne mit dir ein wenig über diesen Prozess letztens erhalten ... ich glaube Rubrius Philippus hieß der Kläger, wenn ich mich recht entsinne ... eine ziemlich knifflige Angelegenheit - aber ...", er wies mit einer demonstrativen Geste auf die Menge der Wartenden hinter sich, " ... ich möchte hier nicht für Unmut unter meinen Mitbürgern sorgen. Vielleicht ergibt sich ja bei einer cena in den nächsten Tagen eine Gelegenheit, um etwas entspannter miteinander zu sprechen. Bis dahin: Vale!"


    Und so geschah es, dass Luka, einst freier Mann, nun erneut als freier Mann durch die Welt schritt, an der Seite eines Flaviers, der ihm nicht nur Patron sein wollte, sondern auch Freund. - Wahre Freunde indes würde der Flavier schon in kurzer Zeit bitter nötig haben.


    finis manumissionis

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    Hastig stürzte Kleobulos in die kleine Kammer, die Luca selbst als libertus, welcher er nun offenbar war, noch immer bewohnte, da seine Freilassung schlicht noch nicht sonderlich lange zurück lag. Ganz wie erwartet, traf er den Hünen dort an, und ohne Umschweife gab er weiter, was ihm selbst von Flaccus aufgetragen worden war. "In der Stadt ist der Notstand ausgerufen worden! Bereite dir soviel Reisegepäck vor, dass du jederzeit bereit bist, Rom zu verlassen, falls es nötig wird." Und ohne weitere Erklärungen hastete der Grieche wieder zurück ins Cubiculum des Flaviers und geradewegs in die kleine Bibliothek, um eilig scheinbar wahllos, tatsächlich jedoch mit geradezu beängstigender Sicherheit, zahlreiche Papyrusrollen aus den Regalen zu reißen und in einer kleinen Kiste zu verstauen.

    Bereits zur Türe gewandt, um eiligst alles Notwendige zu veranlassen, hielt ein stürmisches Hämmern an derselben den jungen Flavius davon ab, sein Vorhaben umgehend in die Tat umzusetzen, sodass er lediglich etwas irritiert den hereinhastenden Sklaven musterte, ehe sich seine Augen vor Schreck weiteten. Entsetzt blickte er zu Gracchus, dessen edle Gestalt immernoch von einer unfassbaren Aura der Ruhe und stolzen Gleichgültigkeit umflort schien. Flaccus selbst zwang sich mit Gewalt zur Ruhe, wenngleich es ihm schwer fiel, bei den folgenden Worten des Sklaven die Fassungslosigkeit aus seinem Gesichte zu drängen. Furianus, jener Verwandte, der bei Flaccus' Ankunft in Rom gerade sein Konsulat bestritten hatte, war hernach schon bald aus dem Blickfeld des Jüngeren verschwunden, wenngleich großzügige Geldgeschenke ihm seine Existenz in regelmäßigen Abschnitten wieder ins Gedächtnis gerufen hatten. Dennoch hatte er kaum erwartet, dass jener just in diesem Moment und in jenem Zusammenhang gleichsam wieder in sein unmittelbares Leben würde treten, obschon die bloße Tatsache der Abwendung der unmittelbarsten Gefahr, welche von den Praetorianern ausgehen mochte, ihn seltsam erleichterte. Gracchus selbst übernahm es nun allerdings, die neue Information gewissermaßen nach allen Gesichtspunkten der Logik zu zergliedern, um hernach die einzelnen Teile gegeneinander abzuwägen, wenngleich schließlich doch nur die Erkenntnis der Sinnlosigkeit, sich weiteren Spekulationen hinzugeben, das Ende der Betrachtung der gegenwärtigen Situation bilden konnte. So mochte es auch nur als der notwendigste Schritt gelten, Sklaven auszusenden, um auf diesem Wege genauere Kenntnis der Lage in der Stadt zu erhalten, sodass Gracchus sogleich seinen Vilicus aufforderte, selbiges zu erledigen. Die gutgläubige Naivität, mit welcher er allerdings den Senat gleichsam als letztes Bollwerk, welches der Präfekt würde überwinden müssen, beinahe schon karikierte, entlockte seinem jüngeren Verwandten doch ein verzweifeltes Lächeln. "Salinator hat sich bisher schon wenig aus Konventionen und Traditionen gemacht. Die Macht liegt längst bei ihm, er wird sich durch den Wegfall jenes Schleiers an Legitimität kaum aufhalten lassen ..." Die Niedertracht des Vesculariers war wenigstens in der überzeichneten Vorstellung, die Flaccus selbst sich von seiner Person gemacht hatte, schier grenzenlos und die Bestie selbst zu jeder Grausamkeit fähig. Dennoch mochte dies tatsächlich nichts an den bereits getroffenen Vorbereitungen ändern, sodass der jüngere Flavius ernst seinen Verwandten anblickte.
    "Ich werde bereit sein."

    Ernst und ein wenig trotzig legten sich die Züge des jüngeren Flaviers in tiefe Furchen. Er wollte Gracchus an die Stirn werfen, dass es niemals gelingen würde Salinator zu stürzen, selbst, wenn der Inhalt des Testaments ans Tageslicht käme, dass jener, einer wilden, verletzten Bestie gleich, mit aller bracchialen Gewalt und Macht der urbanen Kohorten um sich würde schlagen, um das gesamte Patriziat mit sich in die Tiefen des Hades zu reißen. Dass nun im besten Falle noch ein Bürgerkrieg würde entbrennen, um des Vesculariers Tyrannis zu beenden, im schlimmsten Falle jener selbst sich zum Imperator würde ausrufen lassen, um seine Legionen vor die Tore der Stadt zu ziehen. In beinahe theatralisches Gelächter wollte er ausbrechen, als Gracchus tatsächlich die Vermutung aussprach, der Ulpier wäre möglicherweise sogar seiner Krankheit erlegen, weshalb den Verschwörern in diesem besten aller Fälle im Grunde doch kaum Gefahr drohen konnte, würden sie sich nur ruhig verhalten. Nein, es lag doch auf der Hand: Ein kleines Glied in der komplexen Kette des Plans musste versagt haben, der Attentäter zu früh losgeschlagen, der Bote abgefangen, sodass nun dem elenden Salinator genügend Zeit geblieben war, um seine Soldaten um sich zu scharen und den Notstand auszurufen. - Nichts von alledem fand jedoch tatsächlich einen Weg über die Lippen des Flavius welcher lediglich stumm zu den Worten seines Onkels nickte. Ein bitterer Schatten huschte nur bei Gracchus' Überlegungen zu den Worten jenes Philosophen, in dessen Lehre bereits der greise Nikodemos den Jüngling früh unterwiesen hatte, über die verzerrten Züge des jungen Mannes. Sollte sich etwa so das Zeichen der Göttin erklären?
    Er atmete tief ein.
    "Ich werde alles vorbereiten lassen, um bereit zu sein, falls es notwendig wird, die Stadt zu verlassen."
    Beherrscht blickte er in die Augen seines Onkels, ehe er sich umwandte, um ihn zu verlassen, und die Flucht aus Rom vorzubreiten.

    Seine beiden Begleiter zur Seite gelangte der junge Flavius schließlich unbehelligt zum kurulischen Stuhl des Stadtprätoren und erwiderte die freundliche Begrüßung desselben nicht minder höflich. "Ave praetor! Darf ich dir meinen Klienten Caetronius Crassipes vorstellen, er ist ein ehrlicher Mann und rechtschaffener Bürger." Mit einer kleinen Geste stellte er den Caetronier, einen mittelgroßen Mann im besten Alter, der etwas nervös einen dünnen Stab zwischen seinen Fingern hin und her wandern ließ, etwas in den Vordergrund und trat selbst einen kleinen Schritt zurück. Jener räusperte sich nun kurz in seinen Dreitagesbart, ehe er mit gewichtiger Stimme zu sprechen anhob, die Miene ernst und feierlich. "Hrm, Hrm. - Prätor! Flavi! HUNC EGO HOMINEM LIBERUM ESSE AIO EX IURE QUIRITIUM!" Während er jene uralte Freiheitsbehauptung in seiner Rolle als adsertor in libertatem laut und deutlich kund tat, berührte er Luca mit dem Stab und blickte den jungen Flavius als Eigentümer des Dalmaten auffordernd an. Jener unterließ es jedoch tunlichst, seinem Klienten etwas zu erwidern, oder gar Einspruch zu erheben, sondern schenkte Luca ein freundliches Lächeln, ehe er seinen Blick auf den Prätor richtete, welcher nun durch seinen amtlichen Zuspruch die Freiheit bestätigen musste.

    CAPITVLVM XX.


    ·ILLA·QVÆSTIO·EST·MAIOR·EX·MEDIIS·ARTIBVS·QVÆ·NEQVE·LAVDARI·PER·SE·NEC·VITVPERARI·POSSVNT·SED·VTILES·AVT·SECVS·SECVNDVM·MORES·VTENTIVM·FIVNT·HABENDA·SIT·RHETORICE·AN·SIT·VT·COMPLVRIBVS·ETIAM·PHILOSOPHORVM·PLACET·VIRTVS·EQVIDEM·ILLVD·QVOD·IN·STVDIIS·DICENDI·PLERIQVE·EXERCVERVNT·ET·EXERCENT·AVT·NVLLAM·ARTEM·QUÆ·ATEXNIA·NOMINATVR·PVTO·MVLTOS·ENIM·VIDEO·SINE·RATIONE·SINE·LITTERIS·QVA·VEL·IMPVDENTIA·VEL·FAMES·DVXIT·RVENTES·AVT·MALAM·QVASI·ARTEM·QVAM·KAKOTEXNIAN·DICIMUS·NAM·ET·FVISSE·MVLTOS·ET·ESSE·NONNVLLOS·EXISTIMO·QVI·FACVLTATEM·DICENDI·AD·HOMINVM·PERNICIEM·CONVERTERINT·MATAIOTEXNIA·QVOQVE·EST·QVÆDAM·ID·EST·SVPERVACVA·ARTIS·IMITATIO·QVÆ·NIHIL·SANE·NEQVE·BONI·NEQVE·MALI·HABEAT·SED·VANUM·LABOREM·QVALIS·ILLIVS·FVIT·QVI·GRANA·CICERIS·EX·SPATIO·DISTANTE·MISSA·IN·ACVM·CONTINVO·ET·SINE·FRVSTRATIONE·INSEREBAT·QVEM·CVM·SPECTASSET·ALEXANDER·DONASSE·DICITVR·EIVSDEM·LEGVMINIS·MODIO·QVOD·QVIDEM·PRAEMIVM·FVIT·ILLO·OPERE·DIGNISSIMVM·HIS·EGO·COMPARANDOS·EXISTIMO·QVI·IN·DECLAMATIONIBVS·QVAS·ESSE·VERITATI·DISSIMILLIMAS·VOLUNT·ÆTATEM·MVLTO·STVDIO·AC·LABORE·CONSVMVNT·VERUM·HÆC·QVAM·INSTITVERE·CONAMVR·ET·CVIVS·IMAGINEM·ANIMO·CONCEPIMVS·QVÆ·BONO·VIRO·CONVENIT·QVÆQVE·EST·VERE·RHETORICE·VIRTUS·ERIT·QUOD·PHILOSOPHI·QVIDEM·MVLTIS·ET·ACVTIS·CONCLVSIONIBVS·COLLIGVNT·MIHI·VERO·ETIAM·PLANIORE·HAC·PROPRIEQVE·NOSTRA·PROBATIONE·VIDETUR·ESSE·PERSPICVVM·ILLA·QVÆSTIO·EST·MAIOR·EX·MEDIIS·ARTIBVS·QVÆ·NEQVE·LAVDARI·PER·SE·NEC·VITVPERARI·POSSVNT·SED·VTILES·AVT·SECVS·SECVNDVM·MORES·VTENTIVM·FIVNT·HABENDA·SIT·RHETORICE·AN·SIT·VT·COMPLVRIBVS·ETIAM·PHILOSOPHORVM·PLACET·VIRTVS·EQVIDEM·ILLVD·QVOD·IN·STVDIIS·DICENDI·PLERIQVE·EXERCVERVNT·ET·EXERCENT·AVT·NVLLAM·ARTEM·QUÆ·ATEXNIA·NOMINATVR·PVTO·MVLTOS·ENIM·VIDEO·SINE·RATIONE·SINE·LITTERIS·QVA·VEL·IMPVDENTIA·VEL·FAMES·DVXIT·RVENTES·AVT·MALAM·QVASI·ARTEM·QVAM·KAKOTEXNIAN·DICIMUS·NAM·ET·FVISSE·MVLTOS·ET·ESSE·NONNVLLOS·EXISTIMO·QVI·FACVLTATEM·DICENDI·AD·HOMINVM·PERNICIEM·CONVERTERINT·MATAIOTEXNIA·QVOQVE·EST·QVÆDAM·ID·EST·SVPERVACVA·ARTIS·IMITATIO·QVÆ·NIHIL·SANE·NEQVE·BONI·NEQVE·MALI·HABEAT·SED·VANUM·LABOREM·QVALIS·ILLIVS·FVIT·QVI·GRANA·CICERIS·EX·SPATIO·DISTANTE·MISSA·IN·ACVM·CONTINVO·ET·SINE·FRVSTRATIONE·INSEREBAT·QVEM·CVM·SPECTASSET·ALEXANDER·DONASSE·DICITVR·EIVSDEM·LEGVMINIS·MODIO·QVOD·QVIDEM·PRAEMIVM·FVIT·ILLO·OPERE·DIGNISSIMVM·HIS·EGO·COMPARANDOS·EXISTIMO·QVI·IN·DECLAMATIONIBVS·QVAS·ESSE·VERITATI·DISSIMILLIMAS·VOLUNT·ÆTATEM·MVLTO·STVDIO·AC·LABORE·CONSVMVNT·VERUM·HÆC·QVAM·INSTITVERE·CONAMVR·ET·CVIVS·IMAGINEM·ANIMO·CONCEPIMVS·QVÆ·BONO·VIRO·CONVENIT·QVÆQVE·EST·VERE·RHETORICE·VIRTUS·ERIT·QUOD·PHILOSOPHI·QVIDEM·MVLTIS·ET·ACVTIS·CONCLVSIONIBVS·COLLIGVNT·MIHI·VERO·ETIAM·PLANIORE·HAC·PROPRIEQVE·NOSTRA·PROBATIONE·VIDETUR·ESSE·PERSPICVVM·MAIOR·EX·MEDIIS·ARTIBVS·QVÆ·NEQVE·LAVDARI·PER·SE·NEC·VITVPERARI·POSSVNT·SED·VTILES·AVT·SECVS·SECVNDVM·MORES·VTENTIVM·FIVNT·HABENDA·SIT·RHETORICE·AN·SIT·VT·COMPLVRIBVS·ETIAM·PHILOSOPHORVM·PLACET·VIRTVS·EQVIDEM·ILLVD·QVOD·IN·STVDIIS·DICENDI·PLERIQVE·EXERCVERVNT·ET·EXERCENT·AVT·NVLLAM·ARTEM·QUÆ·ATEXNIA·NOMINATVR·PVTO·MVLTOS·ENIM·VIDEO·SINE·RATIONE·SINE·LITTERIS·QVA·VEL·IMPVDENTIA·VEL·FAMESvDVXIT·RVENTES·AVT·MALAM·QVASI·ARTEM·QVAM·KAKOTEXNIAN·DICIMUS·NAM·ET·FVISSE·MVLTOS·ET·ESSE·NONNVLLOS·EXISTIMO·QVI·FACVLTATEM·DICENDI·AD·HOMINVM·PERNICIEM·CONVERTERINT·MATAIOTEXNIA·QVOQVE·EST·QVÆDAM·ID·EST·SVPERVACVA·ARTIS·IMITATIO·QVÆ·NIHIL·SANE·NEQVE·BONI·NEQVE·MALI·HABEAT·SED·VANUM·LABOREM·QVALIS·ILLIVS·FVIT·QVI·GRANA·CICERIS·EX·SPATIO·DISTANTE·MISSA·IN·ACVM·CONTINVO·ET·SINE·FRVSTRATIONE·INSEREBAT·QVEM·CVM·SPECTASSET·ALEXANDER·DONASSE·DICITVR·EIVSDEM·LEGVMINIS·MODIO·QVOD·QVIDEM·PRAEMIVM·FVIT·ILLO·OPERE·DIGNISSIMVM·HIS·EGO·COMPARANDOS·EXISTIMO·QVI·IN·DECLAMATIONIBVS·QVAS·ESSE·VERITATI·DISSIMILLIMAS·VOLUNT·ÆTATEM·MVLTO·STVDIO·AC·LABORE·CONSVMVNT·VERUM·HÆC·QVAM·INSTITVERE·CONAMVR·ET·CVIVS·IMAGINEM·ANIMO·CONCEPIMVS·QVÆ·BONO·VIRO·CONVENIT·QVÆQVE·EST·VERE·RHETORICE·VIRTUS·ERIT·QUOD·PHILOSOPHI·QVIDEM·MVLTIS·ET·ACVTIS·CONCLVSIONIBVS·COLLIGVNT·MIHI·VERO·ETIAM·PLANIORE·HAC·PROPRIEQVE·NOSTRA·PROBATIONE·VIDETUR·ESSE·PERSPICVVM·


    Vertieft in das Studium der quintilianischen institutio oratoria hatte Flaccus das Eintreten des griechischen Jünglings Patroklos, welcher ihm schon lange als treuer Freund zur Seite stand und in gegenwärtigen Tagen ob der sich ausdehnenden Abwesenheit des greisen Myson immer häufiger in seiner Gesellschaft zu finden war, nicht wahrgenommen, bemerkte auch nicht dessen anschließende Präsenz in seinem Rücken, wo der Jüngling offensichtlich mit sich selbst zu ringen im Begriff war, ob die Nachricht, welche er dem Flavius zu überbringen trachtete, ausreichende Wichtigkeit besaß, um jenen aus seinen Studien zu reißen. „Herr…“, wandte er sich schließlich reichlich zögerlich mit einer sanften Berührung seiner Schulter doch an den in seine Schriften Versunkenen, welcher unvermutet empor schreckte und den Griechen mit einer Mischung aus Erschrecken und blankem Ärger anstarrte. „Herr, der Stadtpräfekt hat den Notstand ausgerufen.“ In einem raschen Aufflackern veränderte sich die Miene des Flaviers und der Ausdruck des Ärgers ob der unvermuteten Störung wich blankem Entsetzten. „Das kann nicht wahr sein.“, murmelte er entgeistert, „Heißt das also..“, er brach ab, klang mit einem Mal seltsam heiser. „Das Gerücht vom Tod des Kaisers schwebt über der Stadt.“, fügte Patroklos sanft an, ehe er einen Schritt zurück trat und in unnachahmbar anmutiger Weise den Blick zu Boden senkte, während sein rechtes Bein zart das linke umspielte. Sein Herr indes versuchte die Nachrichten zu überdenken, welche ihm nun gleich einem Damoklesschwert über ihm selbst, doch auch seiner Familie und der ganzen Gruppe der Verschwörer zu schweben schienen.

    Nach einigen Augenblicken sprang er jedoch plötzlich auf, um raschen Schrittes sein cubiculum zu verlassen und mit wehender tunica dem Arbeitszimmer seines Onkels zuzueilen, welches er nach kurzem, energischem Klopfen, ohne eine Antwort abzuwarten, stürmisch betrat. Sein Blick traf Gracchus, und bereits in dem Bruchteil eines Augenblicks war ihm bewusst, dass auch jener bereits Kunde erhalten haben musste, lag doch auch in seinen Augen der fahle Glanz der Nervosität. „Was sollen wir jetzt tun?“, hob er an, und seine Stimme klang kraftvoll, ohne zu zittern, ganz so, als ob er ein vorangegangenes Gespräch würde fortsetzen. Offenbar war etwas an dem Plan schief gegangen, und Salinator hatte bereits vor den Verschwörern Kunde vom Tod des Kaisers erhalten, ein Umstand, den Flaccus niemals als möglich in Betracht gezogen hätte.


    [SIZE=4]errare humanum est[/SIZE]

    "Es gibt da noch einen zweiten Germanicus...", fuhr der Flavier zögerlich fort, nachdem er eine in seinen Augen angemessene Pause nach den letzten Worten der alten Dame verstreichen hatte lassen. "Er starb ebenfalls bereits vor einiger Zeit, ein junger Mann ... schreckliche Sache. - Germanicus Umbricius, meinen Informationen nach ein Sohn von Germanicus Matrinius, deinem ... Neffen?", flüchtete sich der junge Flavius in eine ihm plausibel scheinende Vermutung, da ihm das tatsächliche Verwandtschaftsverhältnis just in diesem Momente entfallen war. "Jedenfalls bist du wohl auch die nächste lebende Verwandte dieses jungen Mannes, weshalb auch sein Erbe an dich fallen würde, so du gewillt bist es gemeinsam mit jenem von Germanicus Ocrea anzunehmen.*" In einer kleinen Pause versuchte er die Reaktion der Germanica zu erfassen, ehe er fortfuhr, "Es handelt sich dabei etwa um dreihundertundreißig Sesterzen und es würden keinerlei weitere Verpflichtungen anfallen."


    Sim-Off:

    * WiSim-technisch wird das Geld wohl an Germanicus Avarus als nächsten Verwandten gehen (sofern das dir und ihm recht ist), ich wollte aber Laevina SimOn nicht übergehen ;)

    "Ja, ich denke, damit wäre alles geklärt...", meinte Flaccus und nahm einen Schluck Wein. Dann bewegte sich das Gespräch weg von der mitunter etwas mühsamen Politik und hin zu den weitaus erbaulicheren Dingen des Lebens wie etwa der Kunst und Philosophie, bis der Tiberier seinen Klienten schließlich nach einigen Stunden verließ - er war ja nicht mehr der Jüngste.


    ~finis~

    *****


    Spät am nächsten Morgen wachte der junge Flavius auf und fühlte ein unerbittliches Hämmern in seinem Kopf, gepaart mit dem dumpfen Dröhnen ferner Hörner und dem grellen Schmettern von Trompeten gegen seine Schädeldecke. Erst auf den zweiten blinzelnden Blick erkannte er den Raum als sein eigenes Cubiculum, versuchte sich der Geschehnisse der letzten Nacht zu erinnern - vergeblich. Ein gewaltiges schwarzes Loch, gleich einem bodenlosen Abgrund, schien sich dort auszubreiten, wo sich eigentlich die Erinnerungen an die vergangene Nacht befinden sollten, und so sehr Flaccus sich auch anstrengte, er war nicht fähig, auch nur eine einzige Begebenheit der vergangenen Nacht aus jener finstren Schlucht wieder in die bewussten Sphären seines Gedächtnisses heraufzuziehen, um sie im Licht des fortgeschrittenen Tages zu begutachten. "Patroklos, wann bin ich nach Hause..." ... gekommen , wollte er eigentlich den jungen griechischen Sklaven fragen, der sich sicherlich irgendwo in der Nähe herumtrieb, kam allerdings nicht dazu, den Satz zu vollenden, da ihm mit einem Mal war, als trachte sein Magen danach, geradewegs den Schlund hinauf zu wandern um den flavischen Körper zu verlassen, wenngleich letztlich doch nur der Inhalt desselben den Weg fand.

    Konzentriert versuchte Flaccus den Worten des Älteren zu folgen, seiner Sicht der Dinge nachzuspüren, welche als gänzlich konträr zu der eigenen sich offenbaren sollte. Nachdenklich schüttelte er den Kopf, war nicht willig, die Meinung des Onkels ohne Widerworte im Raume stehen zu lassen, als dessen Stimme sich zu einer Frage erhob. Doch ehedem das erste Wort des Widerspruchs die Lippen des Flavius verlassen konnte, welches zu entgegnen trachtete, dass die Zeitspanne von Vergilius' oder Horazens Tod bis in die gegenwärtigen Tage doch als unbedeutend gering angesehen werden konnte, verglichen mit den unendlich längeren aetates, welche etwa Ovidius Naso ersonnen hatte, fuhr Gracchus fort, die Lehre der Philosophen vielmehr als Mittel zum Zweck einer sittlichen Gesellschaft, denn ein tatsächliches Phänomen zu deklarieren. Erst als der Gedankenbogen des Gracchen endgültig zu Ende gesponnen, besann sich der Jüngling einen Moment, um zu erwidern. "Ich denke, das gegenwärtige Zeitalter ist keineswegs bereits das Ende der von den Philosophen angedachten Entwicklung, denn durchaus durchwandeln noch edle Männer diese Welt und strecken die hehren Zeichen der Tugend und Sittlichkeit kühn gen Himmel. Und doch mindert sich ihre Zahl beständig, sodass sich nun einzelne Streiter der Moral einer allgemeinen Empfindung der Gleichgültigkeit entgegengesetzt sehen, wo früher ganze Geschlechter und Völker für Anstand und Sitte stritten. Zudem setzt doch deine Überlegung, jene unsterblichen Werke der Dichter und Philosophen als bloße Werkzeuge der Moral zu betrachten, welche uns zum Einhalten der Sitten bewegen sollen, voraus, dass es eben nicht in unserer Natur liegt, an ihnen festzuhalten, sondern uns beständig davon zu entfernen, weshalb es jener Werke bedarf, um uns wieder den alten Sitten zuzuwenden." Die Notwendigkeit solcher Werke und ihres Konzepts ließ sich schließlich nur durch einen allgemeinen Verfall der Sitten erklären.

    Ein vergnügtes Grinsen bemächtigte sich mit zarter Gewalt der flavischen Züge, gleichsam sichtbares Abbild des inneren Amüsements, welches die Worte der Aurelia bewirkten. "Selbstverständlich!", warf er im Brustton der Überzeugung nicht minder komisch ein, als Prisca ihn zuvor "belehrt" hatte. Und so kam es, dass der junge Flavius noch eine ganze Weile in Priscas Gemächern weilte und heitere Stunden vertrichen, unberührt von den dunkel dräuenden Schatten der nahen Zukunft.


    ~finis~

    Flavius Flaccus, der in Gedanken an einem scheinbar überaus fernen Ort geweilt hatte, machte einige Momente lang einen mehr denn abwesenden Eindruck, doch als Durus seinen Namen fallen ließ, richtete sich seine Aufmerksamkeit rasch wieder auf das Geschehen im tiberischen Triclinium. "Ähm .. ja, auch ich denke, das ist die bessere Option. Zwar habe ich bereits meinen griechischen Leibsklaven nach Misenum entsandt, doch seinen Nachrichten zufolge hat er sich dem kaiserlichen Arzt noch nicht völlig anvertraut, sondern versucht im Moment dessen .. Zuverlässigkeit zu überprüfen. Die Beziehung der beiden Männer scheint im Moment nicht mehr denn eine lose, freundschaftliche zu sein, weshalb ich den ausgereiften Plan von Cornelius Palma in allen Punkten unterstütze." - Selbst wenn seine eigenen Anstrengungen bereits in einem fortgeschritteneren Stadium sich befunden hätten, wäre Flaccus natürlich nicht in seinen wüstesten Träumen auf den abwegigen Gedanken gekommen, seine eigenen spärlichen Bemühungen jenen eines zweifachen Consulars voranzustellen. Als Gracchus dann das Wort ergriff und über die konkrete flavische Beteiligung an dem Umsturz sprach, verlegte sein junger Verwandter sich darauf, seine Zustimmung lediglich durch ein bekräftigendes Nicken zum Ausdruck zu bringen.

    Der bisher schlichtweg nachdenkliche Gesichtsausdruck wurde mit einem Schlag durch einen seltsamen Hauch von Melancholie verfremdet, als er nach einer Weile direkt vor Axilla sich wiederfand und in unwirklicher Weise zerissen fühlte, dem Drang diesen Ort sofort zu verlassen oder aber jenem befremdlichen Verlangen nach ihrer Nähe nachzugeben, welche beide in einem Wettstreit von bisher ungekannter Intensität in seiner zart erbebenden Brust miteinander rangen. Mit aller Kraft suchte er in dem glänzenden Grün ihrer Augen ein Abbild jener ungezwungenen Freiheit der Nymphe von damals zu finden, die ihn in so märchenhafter Weise in ihren Bann gezogen hatte. Nun nahm auch sein Lächeln traurige Züge an, und, ganz so als hätte Axilla nichts gesagt, verharrte er einen kurzen Moment schweigend, ehe er die seltsame Atmosphäre, die in so subtilem Kontrast zu dem grellen, lauten Geschehen um sie herum sich gebildet hatte, mit einem knappen Räuspern zerstörte. "Axilla. Pompeius.", unbewegt blieb sein Blick in das tiefe Grün versenkt. "Die Götter mögen diese Verbindung segnen." - Ein Satz, dem kultischen Amte des Flaviers als Arvale wohl angemessen, der dennoch in antagonistischer Weise eine scharfe Kluft zwischen sein innerstes Empfinden und die gegenwärtige Situation trieb.



    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Gaium Octavium Victorem mittenda
    Casa Octavia
    Roma - Italia



    Q' Flavius Flaccus Octavio Victori s.


    Sei dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust deines Verwandten Octavius Commodus versichert, welchem dieses Schreiben Ausdruck verleihen mag. Als gewählter Decemvir litibus iudicandis fällt es mir zu, das Erbe des ehrenwerten Octavius Commodus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Ex iure fällt dir das Erbe in seiner Gesamtheit zu, welches abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist. Gerne empfange ich dich zu einem persönlichen Gespräch in der Villa Flavia, um dir über die genaue Beschaffenheit der Erbschaft Auskunft zu geben.


    Ferner ersuche ich dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum dreizehnten Tag vor den Ianuarkalenden (20.12.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weiteren Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird die Erbschaft dem Staatsschatz zugeführt, wie es Recht und Sitte ist.


    Möge dein Verwandter Octavius Commodus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem octavum Idus Decembres




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Marcum Iulium Divitem municipii Ostiae quaestorem mittenda
    Villa Rustica Iuliana Ostiensis
    Ostia - Italia



    Q' Flavius Flaccus Iulio Diviti quaestori s.


    Ein betrüblicher Umstand veranlasst mich, dieses Schreiben nach Ostia zu senden, und dir auf diese Weise den Tod deines Verwandten Octavius Largus ins Gedächtnis zu rufen. Als vom Senat berufener Decemvir litibus iudidcandis ist es jedoch meine Aufgabe, die Hinterlassenschaften des ehrbaren Octavius Largus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Dir fällt ex lege als nächstem Verwandten des Verstorbenen das Erbe in seinem vollem Umfang von V HS (5 Sz.) zu, welches abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist.


    Ich bitte dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum dreizehnten Tag vor den Kalenden des Ianuar (20.12.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Octavius Largus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/m/840/4438/siegelflavia2qk0.png]


    XVIR STL. IUD.
    ante diem octavum Idus Decembres



    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Abermals gab der flavische cursor Pheidippides eine wohlversiegelte Wachstafel an der Porta der quintilischen Casa ab.




    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Lucium Quintilum Valerianum centurionem mittenda
    Casa Quintilia
    Roma - Italia



    Q' Flavius Flaccus Quintilio Valeriano s.


    Sei dir abermals meines tiefsten Mitgefühls versichert ob des wiederholten harten Schlages des Schicksals, welches der quintilischen gens erneut einen jungen Mann grausam entriss. Als gewählter Decemvir litibus iudicandis fällt es mir jedoch zu, das Erbe des ehrenwerten Quintilius Bassus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Ex iure fällt dir ein Anteil des Erbes zu, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist. Gerne empfange ich dich zu einem persönlichen Gespräch in der Villa Flavia, um dir über die genaue Beschaffenheit deines Erbteils Auskunft zu geben.


    Ich bitte dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum dreizehnten Tag vor den Kalenden des Ianuar (20.12.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Quintilius Bassus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/m/840/4438/siegelflavia2qk0.png]


    XVIR STL. IUD.
    ante diem octavum Idus Decembres


    [/quote]



    Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Iullum Quintilium Sermonem tribunum angusticlavium mittenda
    Castellum legionis vicesimae secundae Deiotarianae
    Nikopolis - Provincia Alexandria et Aegyptus



    Q' Flavius Flaccus Quintilio Sermoni tribuno s.


    Ein überaus betrüblicher Umstand veranlasst mich, abermals ein Schreiben ins ferne Aegypten zu senden, und dir auf diese Weise vom Tod des Quintilius Bassus Kunde zu geben, oder dir den gewiss schmerzlichen Verlust erneut ins Gedächtnis zu rufen, so du von dem traurigen Umstand bereits Kenntnis besitzt. Als vom Senat berufener Decemvir litibus iudidcandis ist es jedoch meine Aufgabe, die Hinterlassenschaften des ehrbaren Quintilius Bassus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Dir fällt ex iure Quiritium ein Anteil des Erbes zu, das in seiner Gesamtheit neben DCCXXVI HS (726 Sz.) einige Waren sowie die Schneiderei vestimentum formosus enthält, welchen abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist.


    Ich bitte dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum dreizehnten Tag vor den Kalenden des Ianuar (20.12.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Quintilius Bassus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


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    XVIR STL. IUD.
    ante diem octavum Idus Decembres



    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Natürlich war Flaccus gekommen. - Alleine ließ er sich ins Innere der iunischen Casa geleiten, welches in seiner blitzblanken Pracht einer ritterlichen Eheschließung durchaus gebührend einen ausgesprochen wohlgefälligen Eindruck auf den jungen Flavius wirkte. Stimmengewirr umfing ihn, drang zunächst hohl und seltsam gedämpft doch schon nach kurzer Zeit quasi omnipraesent, laut und schreiend auf ihn ein, sodass der junge Mann um ein Haar schlichtweg wieder zum Gehen sich gewandt hätte, wäre sein Blick nicht gerade in diesem Moment des Haderns auf Axilla gefallen. In der traditionellen tunica recta mit dem tiefrotem flammeum machte sie einen seltsam angestrengten, übermüdeten Eindruck, jedenfalls glaubte Flaccus den Schatten einer schlaflosen Nacht auf ihren Lidern ruhen zu sehen. Sie war damit beschäftigt, die Menge an Gästen zu begrüßen, welche sich um sie geschart hatte und der Blick des jungen Flavius lag einige Momente lang versonnen auf ihren sanften Zügen, die durch ein angestrengtes Lächeln seltsam entstellt wirkten. Nachdenklich reihte auch er sich schließlich an letzter Stelle der Gäste ein.