Beiträge von Tiberia Faustina

    Faustina hatte sich nie recht um Geld kümmern müßen. Es war immer da gewesen. Doch wenn sie nun auf eigenen Beinen stand, ohne ihren Vater, so musste sie sich um dieses schnöde Mamon kümmern. Zu einer Entscheidung hatte sie sich nicht so schnell durchgerungen. Jetzt aber hatte sie einen genialen Gedanken.


    Sie schickte nach Kyros.

    Sie fand es schön, das er von seiner Heimat sprach. Ihr fehlte Aachaia auch. Dort war sie auf einem Gut aufgewachsen, wie einfach doch alles gewesen war.


    "Ich bin auf einem Gut gross geworden. Mit Pferden, Schafen und Schweinen. Auch wenn ich einen grossen Namen trage, kann ich Ziegen melken.", sie lächtel ihn an und drückte sich noch näher an ihn heran, "Auf einem Gut zuleben, würde mich glücklich machen.".

    Chio schien mit der Aussicht auf einen Ausritt nicht einverstanden zu sein. Aber das würde nichts machen. In Zukunft würden sie öfter hier sein. Damit war im Grund Aretas besorgte Frage beantwortet, doch der konnte ja nicht mal mehr die Antwort abwarten und machte sich auf zum Training.


    Faustina ging zur Bahn. Sie wollte sehen, wie Aretas mit dem Gespann über den Sand fegte. Anschliessend würde sie dann ein Bad benötigen, denn der Sand war trocken, würde heftig aufwirbeln. Allerdings war sie etwas enttäuscht, das Chio das nicht sehen wollte. So fehlte ihnen heute Abend, der Gute-Nacht-Tratsch.

    Endlich kam er um mit dem Training zu beginnen. Äpfel und Peitsche, konnte sie sehen. Was für eine Mischung! Scheinbar hatte er die gleichen Motivationsmethoden bei seinen Pferden, wie Faustina bei ihren Sklaven und Sklavinnen. Innerlich amüsierte sie sich köstlich.


    "Guten Morgen, Aretas. Wie ich sehe wollen unsere weissen Schätzchen auf die Bahn.".


    Immer wieder erstaunte sie wie fasziniert sie selbst von Pferden war. Für sie ein herrlicher Anblick. Dieses Gespann an diesem kalten Morgen. Sie freute sich auf das Training.


    "Was ich mit Dir noch kurz besprechen wollte. Dir ist genauso aufgefallen wir mir, das unsere weissen Renner etwas schreckhaft sind. Vermutlich lag es daran, das Du während des Rennen Schwierigkeiten hattet. Wie Du schon sagtest, es lag am Lärm im Circus.". Sie machte eine kleine Pause und war versucht das erste Pferd anzufassen, unterließ es aber dann doch. "Was hälst Du davon, wenn wir hier auf der Übungsbahn dafür sorgen, das sie an Lärm gewöhnt werden? Wir sollten soviele Leute an den Rand der Bahn stellen, wie wir auftreiben können und dann sollen sie soviel Krachschlagen, wie sie können. Das ein paarmal gemacht und ich bin sicher das sie im Circus nicht mehr ganz so verschreckt sein werden."
    Auf die Reaktion von Aretas war sie gespannt.

    Die frische Luft tat gut. Schnell fühlte sich Faustina wieder besser und fand zu ihrer guten Laune zurück.


    "Ja, diese frische Luft tut gut. Diese Spaziergänge fehlen mir in Roma etwas. In Achaia war das einfacher und unkomplizierter. Hier, so hat man mir mal gesagt, wäre es immer besser mit einem Leibwächter zu gehen. Aber bei Dir fühle ich mich sicher und geborgen.".


    Und wie das stimmte. Noch nie war sie so verliebt.

    Pünktlich zum Training erschien Faustina an diesem kalten Wintermorgen in den Stallungen. In einen dicken Mantel gehühlt und Chio an ihrer Seite, suchte sie nach Aretas. Fand ihn aber nicht. Sie sah nur, wie die Pferde angespannt wurden. Vorsichtig kam sie ihnen näher. Soviel Pferdeverstand hatte sie, das sie nervösen Pferden nicht zu nahe kommen sollte. Wundervolle Pferde, tempramentvoll, stark, aber halt noch kein echtes Gespann.
    Im Circus hatte sie bemerkt, dass der Lärm für sie ungewohnt war. Daher hatte sie sich etwas überlegt. Aber das musste sie mit Aretas besprechen. Wo war dieser merkwürde Kerl schon wieder?

    Hier auf der Bank kam sie sich nun extrem kindisch vor. Sie war eine Frau und wollte heiraten. Daher war ihrer Panik einer Wut auf sich selbst gewichen. Was die Tränen jedoch nicht minderte, nur die Anlass war ein anderer. Die Milde und das sanfte in den Arm nehmen von Macer, half ihr sich wieder zufangen. EIn solches Verhalten hatte sie nun nicht erwartet. Verständnis und kein Groll. Macer schien sie wirklich zu lieben. Eng kuschelte Faustina sich an Macer. Alleine für dieses Verständnis hätte sie ihn geliebt, aber so steigerte es ihre Liebe noch einmal.


    "Entschuldige, bitte. Ich habe mich wie eine Zicke benommen, wie ein kleines Kind. Nicht wie eine Frau die verliebt ist und heiraten will.". Leises Schluchzen, Tränen wegwischen.

    Je länger Faustina darüber nachdachte, um so mehr gefiel es ihr, die Geschäfte ihres Vater soweit es ging zu übernehmen. Ebenso würde es ihr Spaß machen, an der Übungsbahn zu stehen, um ihrem Fahrer Beine zu machen. Dabei könnte sie auch ihrem Temprament entsprechend, mehr aus sicher herausgehen und mal unflätig werden. Bei dem Gedanken musste sie lachen.


    "Vielleicht hab ich mit echt in der Einschätzugn vertan, als ich ihn zum Leibwächter machte. Er kommt besser mit Pferden als mit Menschen zurecht. Obwohl er inzwischen etwas gelernt hat.".


    Sie griff nach Chios Hand.


    "Und Morgen früh, werden wir ihm dabei zusehen, wie er übt!".

    Mit Chio konnte sie wirklich über alles reden. Sie war die einzige Vertraute, sie war ihre Freundin. Sie war die einzige Sklavin, die von ihr nicht oder nur sehr selten, als solche behandelt wurde. Ihr Rat, auch wenn er von einer gleichalten jungen Frau kam, war ihr wichtig.


    "Das was ich beim Rennen gesehen hab, hat mich davon überzeugt es zumindest zu versuchen, etwas mehr für die Factio zu tun. Meinen Vater kann ich nicht ersetzen, aber ich kann mein bestes tun. Denn unser talentierter Rennfahrer braucht einen der ihn in seinen, zugegeben, knackigen Hintern tritt", lachte Faustina laut und herzhaft, "Wenigstens ab und zu!" und lachte weiter.

    Sie spürte sein Verlangen und spürte wir ihres in ihr hochstieg. Die Verwirrung über die Situation und vor allem über ihre Gefühle, wurden nicht weniger. Er schien zu wollen, das sie sich legte. Sie machte sich unwillkürlich steif. Unbeholfen und unbeabsichtig geriet ihre Hand dorthin, wo ein Mann anders gebaut war, als eine Frau .... und erschrak! Panik ergriff sie, nein ... was ... Angst. Was ist das? Wenn es DAS ist, nein bitte nein. Sie riss ihre Augen auf, löste ihren Mund von seinem und sprang auf. Peinlich berührt schaute sie auf den Boden, stammelte:


    "Nein, Macer ich ... ich bin noch nicht so weit ... bitte verzeih.".


    Tränen stiegen auf, sie schluchzte und rannte aus dem Raum.

    Veile Fragen, aber das war verständlich. Faustina rutschte von ihrem Sessel auf den Boden hinunter, zog ihre Beine an um schlang sie mit ihren Armen.


    "Natürlich hat unser Rennfahrer angenommen. Er hat nicht lange überlegen müssen. Sicher ist das Angebot großzügig. Da er auch als freier Mann für den Stall weiterfahren wird, ist es ebenso für Ruhm und Ehre. Er ist ein stolzer Kerl und diese Begriffe zählen bei ihm. Das wird weiter motivieren.", dabei musste Faustina grinsen, vielleicht hatte sie ihn oft falsch eingeschätzt, doch diesmal war sie davon überzeugt, recht zu haben. "Ausserdem werden wir oft im Stall sein. Ich habe ihm schon angedroht, das ich oft da sein werde, um ihm beim Training zu zusehen. Das ist dann auch für Dich eine Gelegenheit auf deinem Pferd auszureiten. Ob er allerdings im Stall schläft oder Nachts über meinen Schlaf wacht, das habe ich tatsächlich vergessen zu klären.". Keine Frau ist perfekt.

    Auch Faustina trank einen kräftigen Schluck. Dann streichelte sie sanft die Haare ihrer Sklavin.


    "Ich habe ihm angeboten das Gespann für die Rennen zu trainieren und zu fahren. Nicht für nichts. Er fährt für sich. Sobald er das erste Rennen gewinnt, schenke ich ihm die Freiheit und nebenbei eine Stelle als Fahrer für die Factio, gegen bezahlung!".


    Sanft küßte sie die duftenden Haare Chios.

    Ihre Schuhe hatte sie schon ausgezogen und lief Barfuß herum. Welche Wohltat, diese neuen Stiefelchen waren noch nicht eingelaufen. Aber das war nicht der Grund warum sie lächelte als Chio eintrat.


    "Ich glaube ich habe unseren Rennfahrer etwas glücklicher gemacht. Mal sehen wir lange er seine bessere Laune behält."


    Sie setzte sich wieder auf ihren Sessel, schenkte etwas Wein in ihren und in einen leeren Becher ein. Diesen Becher reichte sie ihrer Sklavin weiter. Heute war sie in bester Laune und kümmerte sich nicht um die Tatsache, das im Grund Chio das hätte tun sollen. Dafür war sie zu aufgekratzt.

    Froh über ihre Entscheidung und genauso über die rasche Entscheidung Aretas, erhellte sich ihr Gesicht zu einem strahlenden Lächeln.


    "Dann sind wir uns einig! Du wirst weiter Rennen fahren und sobald Du das erste Rennen gewohnen hast, bist Du frei! Allerdings hoffe ich, das Du noch eine Zeit für die Factio fahren möchtest. Natürlich bezahlt!". Auch wenn sie das mit den Mitglieder der Factio nicht besprochen hatte, das mit der bezahlung, würde sie ihn bezahlen und wenn es das Geld ihres Vaters kosten würde. "Aber einen kleinen Hacken hat die Sache! Ich werde oft in den Stallungen sein und Dir bein Training zu sehen!". Diese Kröte wird er wohl schlucken müssen.

    Faustina hatte das Gefühl, das er die Wahrheit sagte. Ausserdem schien es ihm schwer gefallen zu sein, dies so offen zu sagen. Ihr schien als ob er selbst nicht wusste, was er wollte.


    "Den Eindruck hatte ich auch. Sie sind noch kein echtes Gepann. Da müssen wir noch probieren, um zusehen auf welcher Position welches Pferd am besten geeignet ist. Vielleicht sollten wir das Traning etwas ausweiten und die Pferde schon vor dem nächsten Rennen, an Lärm gewöhnen.". Langsam tastete sie sich vor und begann Spaß an dieser Arbeit zu finden. Vielleicht würde sie doch ihren Vater in der Factio vertreten, wenn sie ihn auch nie würde ersetzen können. "Würdest Du weiterhin für die Factio Rennen fahren wollen? Es würde nicht dein Schaden sein". Sie deutete diskret auf den kleinen Lederbeutel. "Vielleicht kommen wir auch zu einer ganz anderen Vereinbarung. Ich dachte da an ein gemeinsames Ziel ... an den Sieg beim Rennen, verbunden mit deiner anschliessenden Freilassung! ... Zusätzlich zu deiner Entlohnung für gute Rennen!".