Cubiculum | Claudia Livineia

  • Livineia sah Corona aus eisigen Augen an. Sie wusste sofort, dass Corona log und das missfiel ihr. Bisher war Corona zu feige zum Lügen gewesen, irgendetwas war hier anders als früher. Sie strich sich mit einer Hand durch ihr volles, schwarzes Haar und tastate, ob alles noch saß, wie es sitzen sollte. Es interessierte sie im Grunde gar nicht, was Corona getrieben hatte. Lediglich dass sie nicht für sie zur Verfügung gestanden hatte und nun auch noch log - das störte Livineia ungemein. Mit bedrohlich leiser Stimme, die Morrigan vor der Tür nicht würde hören können, sagte sie: "Komm her, Corona." Es lag Gefahr in der Luft und die arme Corona, die diese bereits zu gut kannte, würde dies auch spüren. Dessen war auch Livineia gewiss und ließ sie umso mehr leiden. Gewissheit war schlimmer als Schock - zumindest in diesen Momenten.

  • Coronas Gesichtszüge gefroren, als Livineia sie so ansah. Sie hatte Angst, sie wusste was kommen würde. Und sie wusste, dass auch Livineia von ihrer Angst wusste. Krampfhaft richtete sie den Blick gen Boden. Die letzten Tage hatte sie das Gefühl gehabt, das alles in Ordnung ist. Sie war sich absolut sicher, dass sie sich hier sicher und geborgen fühlen konnte. Dann waren Wulfgar und Linos verschwunden, zwei Menschen, die zu echten Bezugspersonen hätten werden können. Dann wiederum hatte sie einen guten Draht zu den anderen Sklaven entwickelt - und nun würde sie dafür bestraft. Mit kurzen, langsamen Schritten und gesenktem Blick näherte sie sich Livineia. "Es tut mir leid, domina." sagte sie mit brüchiger Stimme.

  • Morrigan bekam keine Antwort, scheinbar musste sie wohl doch schon bei der verwöhnte Claudia sein. Leise wie eine Gazelle (oder wie heißt das Tier mit dem Rüssel?) schlich sie am Cubiculum von Livineia vorbei.

  • Livineia fand, wie immer, Gefallen daran, dass jemand Furcht vor ihr zeigte. Sie mochte es, dass Corona so bedrückt und niedergeschlagen auf sie zukam. Wie ein getretener Hund, dabei würde der Tritt erst folgen. Corona war ihre Leibsklavin, diese würde sie im kleinen Rahmen bestrafen. So groß war das Vergehen nicht gewesen, dass sie diese wirklich würde demütigen müssen. Oder ihr ernste Schmerzen zufügen. So holte sie aus und schlug, ebenso wie sie es einst bei Linos getan hatte und unzählige Male zuvor bei Corona, mit der flachen Hand auf ihre Wange. Mit lauter, beherrschender Stimme meinte sie: "Tu das nie wieder. Ich werde dich Auspeitschen lassen, wenn du noch einmal abwesend bist, wenn ich dich brauche." Aus kalten Augen blickte sie auf Corona hinab, die zusammengekauert war. Normalerweise befand selbst Livineia Auspeitschen für zu hart, aber beiden Frauen war bewusst, wenn Livineia etwas androhte, führte sie es aus. Egal wie sinnlos es war. Es ging ihr um Respekt und Ernsthaftigkeit. So wichtig waren ihr diese Attribute im Moment, dass sie nicht einmal berüsselte Gazellen neben ihr realisiert hatte - die Strafe war wichtiger.

  • Morrigan blieb wie vom Blitz des Zeus persönlich getroffen vor der Tür stehen.
    Da sie immer das hörte was eh nicht für sie bestimmt war …und auch manchmal die Flöhe husten hören konnte, wenn es denn drauf ankam…. Drang auspeitschen an ihre Ohren. Dies verwöhnte, faul rumliegende Tante gönnte Corona nicht mal ein paar freie Stunde. Wütend schnaufte Morrigan aus.

  • Sie spürte nur den lauten Aufschlag der flachen Hand Livineias, die Wange brannte. Livineia schlug hart zu, sehr hart. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen, die sie aber schweigend unterdrückte. Sie hatte einen großen Fehler gemacht, das hätte sie vorher wissen müssen. "Ja Domina." sagte sie nur mit leiser Stimme, auf den Knien. Da, wo Livineia sie haben wollte. Dann stand sie auf und ging schweigend hinaus, nichtsahnend, dass Morrigan dort warten würde. Sie wusste, Livineia würde sie jetzt nicht mehr sehen wollen, sie kannte die Prozedur. Erschrocken starrte sie Morrigan an, nachdem die Tür hinter ihr zuging. Die Wange war rot, der Bereich um die Augen feucht - und sie brachte keinen Laut hervor.

  • Morrigan schnaufte noch mehr, als Corona das Zimmer verließ und mit geröteter Wange und feuchten Augen vor ihr stand. „Sie hat dich geschlagen? Für nichts?“ flüsterte sie und nahm Corona tröstend in den Arm.
    Innerlich kochte Morrigan, ab liebste hätte sie der arroganten Tusse da drin jetzt die Leviten gelesen.

  • Corona hätte fast laut losgeschluchzt, als Morrigan sie ansprach, ließ sich aber bereitwillig in den Arm nehmen und schmiegte sich fest an die neugewonnene Freundin. Ein Glück, dass sie hier nicht so ganz allein war, wie sie am Anfang noch erwartet hatte. Wie sie bisher immer war. Sie nickte und hemmungslos liefen die Tränen, die Arme legte sie um Morrigan. Sie wollte ihr nicht den genauen Grund sagen, den sie durchaus verstanden hatte - sie hatte gelogen. Die ehrliche Corona glaubte, alle Strafe kam deswegen. "Ja..." sagte sie leise und schluckte abermals schwer.

  • Ein paar Stunden später klopfte Menochares laut vernehmlich an die Türe, zu, Livineias Cubiculum KLOPF Man konnte ja nie wissen vielleicht hatte sie sich ihre Ohren zugestopft, um besser schlafen zu können.

  • Livineia hatte nach Coronas Zusammenbruch keine weitere Sekunde mehr an die blonde Sklavin verschwendet. Es war schließlich unwichtig, sollte sie doch Lügen, es interessierte sie nicht, was Corona tat, wenn sie nicht da war. Es war nur schlimm, dass sie nicht da war. Dafür hatte sie ihre Strafe bekommen, erstmal würde sie es nicht mehr wagen - und gut. Das Gefühlschaos in ihrer dekorativen Gesellschafterin interessierte sie nicht.
    Als es einige Stunden später klopfte, machte sie Schreibübungen. Ja, Livineia hielt sich tatsächlich an den inneren Schwur, den sie ihrem Großvater gegenüber geleistet hatte. Sie wollte ihm einen guten Brief schreiben. So versuchte sie schlicht ihr Schriftbild zu verschönern und mit der Zeit weniger konzentriert schreiben zu müssen und mehr Beachtung auf den genauen Wortlaut zu legen. Da es recht erfolgreich vonstatten ging, legte sie die Feder nicht allzu zornig zur Seite, als sie gestört wurde. "Herein." forderte sie den Nubier auf, unwissend, wer nun dort stand.

  • Nach vorbildlicher Sklavenart trat Menochares ein, grüßte höflich, kam aber auch gleich auf sein Anliegen zu spreche. „Salve Domina, ich habe etwas für euch angefertigt, damit ihr meine Fertigkeiten kennen lernt.“ Vor lauter Höflichkeit, bei der Begrüßung hatte er aber vergessen die Türe zu schließen.
    Menochares trat zu Livineia und stellte sein Schnitzwerk vor ihr ab. Dabei beobachtete er genauestens ihren Gesichtsausdruck.

  • Sie registrierte mit leichter Verwunderung, dass Menochares in ihr Zimmer trat. Heute war aber viel los. Naja, solange sie die Nacht in Ruhe würde schlafen können, war ja alles in Ordnung, schließlich hatte sie selbst erwähnt, das Verhältnis zu Menochares in nicht allzu schlechte Bahnen ausarten lassen zu wollen. Irgendwann würde sie auf ihn angewiesen sein. Als er eingetreten war und sie grüßte, bekam sie sogar beinahe richtig gute Laune - er war ja scheinbar absolut lernfähig. Als er die Tür offenließ, wies sie ihn erst einmal noch nicht darauf hin und ließ ihn erstmal sein Schnitzwerk präsentieren. Wohlwollend musterte sie es und erkannte sogar eine kleine Katze. "Gib es mir bitte einmal und schließ die Tür danach direkt einmal." sparte sie anfänglich noch mit dem Lob, das ihr gleich zu Beginn des Sichtens in den Kopf geschossen war. Sie war wirklich überrascht, dass er sich solche Mühe zu geben schien.

  • Menochares nickte nur und tat wie ihm befohlen um gleicht darauf wieder näher zu kommen.
    „Ich hoffe dir gefällt Tefnut die Tochter von Atum? Ich werde auch zu Tefnut beten, damit sie euch beistehen wird.“. Mit ernsthafter Mine erklärte er ihr den Sinn des Werkes. Schaden konnten diese Gebete nicht und irgendwann würde sie sowieso den Beistand von Tefnut benötigen.
    Für ihn war es nun wichtig zu seinem nächsten Anliegen zu kommen. Zuerst musste er aber sicher sein dass er weiter ihr wohlwollen auf sich zog, also betrachtete er weiter ihre Mimik.

  • Livineia ahnte nicht im Geringsten dass hinter all dem hier Kalkül steckte - aber selbst wenn, würde sie das wohl nicht krumm nehmen. Sie war kalt und auf sich bedacht, aber der Grund für einen Gefallen, den man ihr tat, interessierte sie nicht. Wohlwollend nahm sie auch wahr, dass er ihren Befehlen sogleich nachkam. So funktionierte ein guter Sklave, ähnlich wie Corona. Mittlerweile war sie guten Mutes, dem gesamten Haushalt mehr Anstand eintrichtern zu können. Als er sie nach Tefnut und Atum fragte, runzelte sie die Stirn. Wer war das? Sie gestand sich nicht gerne Unwissenheit ein. Vermutlich waren es irgendwelche Götzen aus seiner Gegend, nichts dramatisches. "Wer ist das?" fragte sie mit nicht unfreundlicher Stimme. Sie hatte einen recht guten Tag bisher hinter sich gebracht und wollte nun etwas Interesse für sein Handwerk zeigen. Sie fand es nicht allzu bemerkenswert, auch wenn sie selbst es nicht konnte. Sie zweifelte allerdings nicht daran dass sie es selbst einfach lernen könnte. Hauptbeweggrund für ihr Entgegenkommen war, dass man Kinder, Hunde und Sklaven loben musste, damit sie auf guten Wegen blieben. Nicht immer Schimpfen wenn etwas schlecht verlief. Und für Livineia war Menochares noch weniger menschlich als Corona.

  • Livineias Mimik zeigte nun doch, dass diese nicht mit ihren Worten übereinstimmte. Man sollte kein Interesse zeigen, wenn es nicht echt war. Leicht gereizt antworte er deshalb, „Wie ich schon sagte, Tefnut die Tochter von Atum. Sie ist die Göttin der Feuchtigkeit und Schu ihr Bruder ist der Gott der Luft. Sie zeugten Geb den Gott der Erde und Nut die Göttin des Himmels. Ich glaube aber nicht, dass dich dies wirklich interessiert.“ Menochares konnte es sich nicht verkneifen, den letzten Satz ergänzend hinzu zu fügen, dabei schaute er einfach über Livineia hinweg ins Leere. Sollte sie doch jetzt einen ihrer berühmt berüchtigten Tobsuchtsanfälle bekommen. Dies schien ja bei den Frauen in diesem Hause durchaus normal zu sein.

  • Livineia betrachtete Menochares interessiert. Er wollte scheinbar wirklich wieder auf Konfrontation gehen. Warum war dieses claudische Sklavenvolk nur so aufmüpfig? Sie spürte sofort die leichte Provokation in seiner Stimme und dies in einem dritten Gespräch an einem Tag begann allmählich doch, Livineia anzustrengen. Sie legte sich Zeige- und Mittelfinger der linken Hand an die Stirn und atmete einen Moment durch. "Also Götzen. Du solltest dich lieber vertieft mit unseren Göttern auseinandersetzen." erwähnte sie dann eher knapp und sah Menochares direkt an, erwartend, dass er seinen Blick demütig senkte und nicht so stolz über sie hinweg sah. Sie war zornig, dass er sich scheinbar wieder deutlich übernahm.

  • „Warum sollte ich Domina, seid sich mein Stamm erinnert, glaubt er an diese Götter. Wenn die Götter gut genug für meine Vorfahren waren, so sind sie es erst recht für mich. Mir ist auch nicht klar was römische Götter besser könnten, als die unseren. Außerdem bin ich kein Römer sondern Nubier.“
    Stolz und Selbstgefälligkeit lag in seiner letzten Aussage, während er weiter in die Ferne schaute.

  • Livineia war fassungslos, als er sich dahinstellte und so frech daher redete. Es vergingen einige Augenblicke in denen kein Wort gersprochen wurde und Livineia sich innerlich sortieren musste. Toleranz war ihr nun einmal fremd und würde sie gewiss auch nicht gekünstelt zeigen - wäre Menochares Patrizier einer anderen Gens, idealerweise einer Maioir - würde sie es sich möglicherweise noch einmal genauer überlegen. Aber er war ein Sklave, ein niemand. "Du bist zu weit gegangen." sagte sie mit ruhiger Stimme und ließ seine mühsam geschnitzte Figur mit Wucht auf den Boden fallen, wodurch diese Direkt die filigraneren Stellen verlor. Sie warf keinen weiteren Blick auf diese doch recht rührende Figur, die Menochares extra für sie angefertigt hatte. Mittlerweile stehend sah sie ihm aus funkelnden Augen ins Gesicht.
    Mit klarer und nun lauter Stimme forderte sie ihn auf: "Geh auf die Knie, Sklave. Richte deinen Blick auf den Boden. Du bist weder ein Römer, noch ein Nubier, du bist weniger. Du bist ein Nichts." Sie sah ihn höhnisch an. Sie würde ihn brennen lassen, er musste Respekt lernen und sie durfte den Moment nicht verpassen.

  • Eine unheimliche Stille breitete sich aus und Kälte lag danach in der Stimme von Livineia.
    Menochares, der noch immer nicht den Blick senkte, spürte, dass nun das wahre ich, von ihr zum Vorschein kommen würde. Seine Augen flackerten leicht, bei dem Geräusch der auf den Boden geschmetterten Figur. die Augen kurz gesenkt, als er spürte wie sie vor ihm stand, sah er in ihre funkelnden Augen, bevor er den Blick wieder hob. Auch wenn sie jetzt hundertmal und öfter wiederholen würde, was er wäre und was nicht. Er war und blieb Nubier, davon würde er nie abgehen.
    „Ganz wie du wünscht Domina, … und dennoch bin Nubier:“
    Sich hinkniend, den Blick nach Wunsch gesenkt warte er ab. Und warten konnte er gut, antrainiert bei zahlreichen Jagden. Sie konnte sicher sein, Ausdauer hatte auch er.

  • Livineia kannte kein Zurück, sie hatte noch niemals eine Art von Zurück gekannt. Und das Vorwärts in der Frau wurde immer intensiver, je dreister er stolz den Blick nach oben gerichtet hielt. Sie war deutlich kleiner als der kräftige Mann und fühlte sich durch ihn gedemütigt, wenn er seine Größte zu dem Vorteil nutzte, sie 'klein' zu machen. Darum ließ sie ihn niederknien, nun war sie größer. Höhnisch blickte sie auf ihn hinunter. Claudia war ebenfalls ausdauernd und stolz - nur hatte sie das römische Recht hinter sich. "Wenn du deine Sklavinnenfreundinnen nicht leiden lassen willst, solltest du mir jetzt Wort für Wort gehorchen. Noch strafe ich dich direkt, wenn du dich weiter auflehnst, werden auch sie strafen erhalten. Ihr seid eine Gemeinschaft, ihr liebt euch und eure kleinen Geheimnisse doch alle so sehr. Denkst du ich wüsste nicht, was gestern Abend geschehen ist?" lehnte sich Livineia weit aus dem Fenster. Sie wusste nur, dass etwas geschehen ist, nicht, was. Aber das musste ja Menochares nicht wissen. Aus stechenden Augen sah sie ihn an. "Du wirst jetzt augenblicklich in die Zelle von diesem anderen Abschaum gehen, der hingerichtet wurde. Dort wirst du darauf warten, was geschieht."

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