Ob ihm der Geist des Caesoninus wohl zürnte, würde Dives unter anderem seinen gerade erst in aller Öffentlichkeit ermordeten Cousin - einen gewesenen Magistrat des Cursus Honorum - als einen Grund anführen, jetzt nicht stante pede selbst für eines dieser höchsten Ehrenämter zu kandidieren? Zudem standen den Iuliern, soweit der Senator so mehr oder weniger am Rande erfahren hatte, aktuell gerade zwei Hochzeiten ins Haus. Und auch wenn er selbst in deren Organisation bisher zum Glück in keinster Weise involviert war - was dem Augustus so im Detail wohl aber kaum bekannt sein dürfte -, so klang es doch zumindest danach, dass für eine eigene Kandidatur mit allem, was dazu gehörte - vom Ausarbeiten einer Wahlkampagne, über die Bewerbung derselben in der Öffentlichkeit, bis letztlich hin zum Schreiben einer passablen Wahlkampfrede -, kaum annähernd genügend Zeit bliebe...
In diesem Augenblick wurde der iulische Gast aus seinen Gedanken gerissen. Denn mit einem Mal wurde es nun überaus geschäftig im Raum. Der Augustus und sein Gefolge kamen herein, scheinbar vertieft in diverse imperatorische Angelegenheiten. Dives kam selbstredend nicht umhin, das geschäftige Treiben mit interessiertem Blick zu verfolgen. Dabei schnappte er hier und da ein paar Worte auf: Granius, Achaia, Servilius, Aquitania... Da schien wohl einer der höfischen Scribae einen Fehler gemacht zu haben! Der Senator schmunzelte kurz amüsiert. Achaia war schließlich eine der wenigen senatorischen Provinzen des Imperiums. Entsprechend wurde sie auch von einem Proconsul verwaltet, der seinerseits vom Senat in dieses Amt gewählt wurde. Ganz anders die Provinz Aquitania, als deren ständiger Proconsul qua Gesetz der Augustus galt, der hier entsprechend frei und ohne jedes Votum des Senats darüber entscheiden konnte, wer in seinem Namen als Legatus Augusti pro Praetore die Provinz verwaltete. - Aus Sicht des Senators wenig verwunderlich, dass der Augustus diesen Fehler stante pede zu bemerken schien und seinen Scriba entsprechend sofort korrigierte.
Kurz darauf schien der Augustus den Iulier zu bemerken. Dives lächelte stumm, da er nicht mit dem übrigen Stimmgewirr in Konkurrenz zu treten intendierte, bevor er durchaus beeindruckt dabei zusehen konnte, wie das augusteische Gefolge beinahe schneller noch wieder verschwand als es zuvor den Raum betreten hatte. "Salve, Augustus.", nutzte er den sich bietenden Augenblick, den Hausherren kurz zu grüßen. Der Aquilier seinerseits warf Dives sodann erst einmal etwas aus der Bahn: Ob er gekommen war, um was zu tun? - So schnell konnte er dieses offensichtliche Missverständnis gar nicht richtigstellen, da lud ihn der Gastgeber bereits ein, auf einer Kline Platz zu nehmen. "Ich danke dir für deine freundliche Begrüßung", zeigte sich der Iulier ein wenig geschmeichelt vom Kompliment des Aquiliers, "und esse natürlich sehr gern mit dir." Mit diesen Worten und einem zustimmenden Nicken setzte sich Dives in Bewegung.
"Allerdings scheint mir, dass hier ein kleines Missverständnis vorliegt.", begann er anschließend, noch ehe er die zugewiesene Kline erreicht hatte. "Ich habe mich nicht aktiv um dieses Treffen bemüht, sondern erhielt im Gegenteil sogar recht unerwartet eine Einladung hierher auf den Palatin... der ich als ein dir treu ergebener Bürger Romas aber selbstverständlich dennoch so zeitnah wie möglich gefolgt bin.", erklärte er dann und hielt einen Augenblick lang inne. Dabei blickte er zum Aquilier und versuchte zu erkennen, ob dieser nun dennoch gemeinsam mit dem Iulier speisen wollte - dann würde Dives selbstredend Platz nehmen - oder ob er sich nach den divitischen Worten umentschied - dann würde der Senator selbstredend stehen bleiben und den Gastgeber nicht in die Verlegenheit bringen, die eben ausgesprochene Einladung zum Essen aktiv wieder zurücknehmen zu müssen. "Nichtsdestotrotz bin ich keineswegs unglücklich darüber, sondern im Gegenteil sogar äußerst dankbar dafür, heute hier sein zu können, da mir dies die Gelegenheit eröffnet, dich nach dem schrecklichen Unheil - du wirst gewiss bereits von der Ermordung des Vigintiviralis Iulius Caesoninus, er war mein Cousin, gehört haben - um einen Gefallen zu bitten." Der Senator holte kurz Luft und hoffte darauf, seine angesprochene Bitte vorbringen zu dürften. Denn so ganz ungefragt wollte er, zumal der Augustus doch offenkundig mit einem etwas anderen Gesprächsthema gerechnet hatte, nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen.