Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Das lies sich Dives nicht zweimal sagen! Sofort machte sich Dives schnellen Schrittes auf, Locusta in der Culina einen Besuch abzustatten. So hörte er schon kaum noch Potitus' Bitte, um das Heranschaffen des Weines. Dennoch: gehört war gehört. Und es war ja auch ganz nett, dass Potitus einen ausgeben wollte, aber sollte Dives wirklich schleppen?? Auch er hatte schließlich einen schweren Tag und man hatte hier ja auch genügend Personal zur Verfügung, befand er! Ergo lies Dives diese Sache einfach unkommentiert und würde andere finden, die sich der Arbeit annahmen, während er in der Locusta in der Culina etwas auf den Nerv fallen würde.


    So verschwand Dives voller Vorfreude aus dem Atrium. Kurze Zeit später huschten zwei Sklaven in Richtung Triclinium vorbei, um jenes für die kleine Cena vorzubereiten. Diesen Moment würde man sich einfach noch gedulden müssen, da durch Sklaven zwar viele Dinge schneller gingen, jedoch keineswegs von jetzt auf gleich vollständig erledigt waren...

    ~~~


    Dives voraus gingen die selben zwei Sklaven, die zuvor das Triclinium vorbereitet hatten und sie trugen die Amphoren, welche Potitus gewünscht hatte. Er selbst kam jedoch ebenfalls nicht mit leeren Händen - zumindest waren sie noch nicht leer, als er die Culina verlies. Hier angekommen, waren sie schon leer! Nur ein wenig Senfsauce im Mundwinkel verriet ihn noch, die er natürlich schleunigst teils mit Zunge, teils mit der Hand entfernte. Köstlich!


    Während Locusta hinter ihm die hartgekochten Eier in Richtung Triclinium beförderte, blieb Dives kurz stehen, blickte zu Potitus und Sabinus und setzte sich dem guten Duft folgend wieder langsam in Bewegung:


    "Ihr müsst euch beeilen...", sprudelte die heitere Freude aus Dives heraus. "Das Essen ist im Triclinium - und ich bin es auch gleich..."


    Dives war als erster anwesend und suchte sich ein gemütliches Plätzchen auf einer der Klinen aus. Den Ehrenplatz der Klinenordnung lies er für Potitus, der als ältester Iulier im Haus wohl auch das Anrecht darauf hatte - zumal Centho ja nicht würde anwesend sein können. Dives platzierte sich auf den Platz daneben, gerade als Potitus und Sabinus ebenfalls eintrafen.


    Die hartgekochten Eier standen bereits auf dem Tisch, sodass sich jeder bedienen konnte. Locusta hatte sich bereits wieder auf den Weg in die Culina gemacht, um möglichst zeitnah den ersten richtigen Gang servieren lassen zu können.


    "Setzt euch und greift zu!", meinte Dives. "Ich habe auch den anderen Bescheid geben lassen. Ich hoffe, das ist okay?" So würde Sabinus auch die anderen Bewohner gleich einmal kennenlernen können, sofern sie denn erscheinen würden. Aber es würde wohl keine Arbeit auf der Welt geben, die man nicht für die köstlichen Kochkünste dieser Locusta unterbrach! So zumindest sah Dives die Sache...

    Und sogleich wurde sein Cousin dritten Grades Dives wieder ein Stück sympathischer, was natürlich keinesfalls hieß, dass er ihm jemals unsympathisch war. Nein, aber nach der vielen Arbeit der letzten Tage - Dives bereitete seinen Umzug nach Ostia in er finalen Phase vor - war es auch für Dives mal wieder an der Zeit, dass er sich mehr Zeit zum Essen nahm!


    "Ach, dafür musst du dich nicht zieren! Ich für meinen Teil könnte auch wieder ein paar Happen vertragen...", überspielte Dives ein bisschen legère die peinliche Berührung von Sabinus. Es wäre ja gelacht, wenn sich in solch einer großen Casa nicht auch etwas zu Essen finden ließe. - Kein Grund also, den Kopf hängen zu lassen.
    "Wie steht es mit dir, Manius? Ich könnte uns zur Feier des Tages das Triclinium herrichten lassen...", schlug Dives vor. Zum Thema Militär hatte er ja eh nicht viel Bereicherndes beizutragen, sodass er so wenigstens etwas Sinnvolles tun zu können glaubte. "Ich kann ja mal schauen, was unsere Locusta heute so auf dem Speiseplan stehen hat...", sprach Dives mit einem großes und erwartungsvollen Lächeln im Gesicht. Ja, die Aussicht auf eine kleine Gaumenfreude lies sich seinen Puls spürbar erhöhen.


    Ein kleines "Ja" von seinem viertgradigen Onkel und Dives würde sich sofort auf und davon in die Culina machen. Natürlich könnte man auch einen Sklaven schicken, aber war man persönlich bei Locusta, hätte man die Chance schon vor dem Essen hier und dort ein bisschen zu naschen! Das war eine der ersten Weisheiten, die Dives hier gelernt hatte und Sabinus würde sie sicherlich auch bald erfahren...

    Den Händler schienen derzeit irgendwie andere Sorgen etwas mehr zu plagen, als sein Stand hier und damit sein Gelderwerb. Was der Grund dafür war, konnte Dives weder wissen, noch erahnen, doch es wäre nicht der schlechteste Ausgangspunkt zum Verhandeln.
    Einen Moment lang schaute Dives nach der Antwort des Händlers jenem noch nahezu reaktionslos in die Augen und überlegte dabei, ob er jenem Mann seine tabula übergeben sollte, auf welcher die genauen Angaben zu lesen waren. Dann aber entschied er sich doch dagegen, da er aus eigener Erfahrung nur allzu gut wusste, dass Multitasking bei Männern selten gut ging - und jener Händler war schließlich gedanklich sowohl hier, als auch woanders...


    "Zunächst ersteinmal bräuchte ich 4000 Dachziegel...", fing Dives erstmal mit der kleinsten Menge an und machte dann eine kurze Pause, sodass die Zahl auch wirklich zum Händler vordringen würde.


    "... für Ausbesserungen am Templum Fortunae.", ergänzte er dann und machte wieder eine kleine Pause, sodass diese Information den Händler hoffentlich ebenfalls vollständig erreichen würde.


    "Es geht um den Templum Fortunae im Bezirk Castra Praetoria.", fügte Dives noch hinzu, sodass zumindest die Wahrscheinlichkeit für auftretende Missverständnisse gesenkt wurde. Hätte der Händler nur einigermaßen gut zugehört, so müsste er nun alle nötigen Informationen für dieses Bauwerk haben und hierfür ein Preisangebot abgeben können...


    "Wo stünden wir da preislich in etwa?", fragte Dives demzufolge nun. Würde der verlangte Preis hierfür zu deutlich über den Vorstellungen Dives' liegen, so würde er die Liste gar nicht erst ergänzen müssen - einige gute Angebote hatte er ja schließlich auch schon. Und wäre der Preis in Ordnung, so könnte er versuchen durch die hinzukommenden Mengen noch weiter an der Preisschraube zu drehen...

    "Gern, ja.", gab Dives dem Sklaven zurück, wartete noch kurz, bis jener Sklave einen anderen als Boten zu Sedulus losgeschickt hatte und folgte ihm dann in die Ställe. Der Weg war tatsächlich nicht sehr weit - eben, wie der Sklave schon sagte 'gleich im Anschluss der Casa'.


    Dort angekommen, konnte Dives sich einen kurzen Augenblick lang umsehen, bis der Senator Sedulus durch das Tor trat. Er schien sich beeilt zu haben - so wie er durch das Tor eilte und auch angesichts der Zeit, die verging zwischen dem Eintritt Dives' und Sedulus' in die Ställe. Dementsprechend antwortete Dives mit gleichem Lächeln wie der Senator:


    "Salve, Germanicus! Die Freude ist ganz meinerseits. 'Ein wenig umgesehen' wäre, glaube ich, schon zu viel gesagt..."


    Dives ging einige Schritte.


    "Wie heißen die Tiere?", fragte er dann, blieb dabei bei einem Pferd stehen und streichelte es am Hals. Dass er nun genau neben diesem Tier zum Stehen kam, hatte keine tiefere Bedeutung und sollte auch kein Zeichen sein. Dives kannte schließlich keines der edlen Geschöpfe.

    "Salve!", grüßte Dives freundlich zurück, bevor er sich vorstellte und sein Begehr vorbrachte:


    "Mein Name ist Marcus Iulius Dives und ich würde gern mit Senator Germanicus Sedulus betreffs eines seiner Pferde sprechen."


    Da Dives nicht genau wusste, wo die entsprechenden Ställe waren, und folglich auch unsicher war, inwiefern es angebracht sein würde, Sedulus im Inneren der Casa aufzusuchen, machte Dives auch keine weiteren Anstalten, ins Atrium geführt zu werden:


    "Kannst du mich bei Senator Germanicus Sedulus anmelden?"


    Der Hortus war schließlich auch schön - jedes Mal aufs Neue!

    Es bedurfte schon etwas mehr, als nur der Aussage, dass Iulius Sabinus sich bisher als Ackerbauer und Zimmermann betätigt hatte, um Dives zu entsetzen! - Nein, beide Berufe waren ehrenwert und das Imperium brauchte schließlich stets Leute, die sich in besagten Bereichen betätigten! Sie waren vielleicht nicht unbedingt ruhmreiche Arbeit, aber allemal besser als jemand, der sich nur untüchtig von seinen Verwandten durchfüttern lies...


    Und so war Dives auch der Ansicht, dass Sabinus bei seinem Vorhaben unterstützt werden müsste, zur Classis zu gehen. Er hatte sich dies scheinbar schon gut überlegt und auch bereits etwas Vorwissen angesammelt, was in diesem Alter nicht unbedingt die Regel sein musste.
    So konnte sich Dives nur allzu gut daran erinnern, wie er aus der Provinz Asia wieder hier in Roma angekommen war: Er hatte das große Ziel Senator zu werden damals wie heute gehabt. Jedoch waren die kleineren Zwischenetappen, welche er benötigen würde, um dieses Ziel erreichen zu können, ihm damals noch nicht in heutiger Klarheit bewusst.


    So war Dives auch froh, dass Sabinus bereits dieses Ziel vor Augen hatte, denn ohne Ziel arbeitete man weniger effektiv und würde weniger ertragen und aushalten.
    Da Potitus jedoch derjenige der Runde war, welcher über die meiste Lebenserfahrung und auch das meiste Wissen über militärische Laufbahnen verfügte - ohne Sabinus dabei etwas absprechen zu wollen, ging Dives einfach davon aus -, überlies Dives es Potitus, die erste Antwort zu geben. Mit etwas angehobenen Augenbrauen und minimal lächelnded wanderte sein Blick also zu jenem...

    Das fand Dives jetzt doch etwas unschicklich. Er selbst hatte schließlich auch Zeit eingeräumt, dass Fragen an ihn gestellt werden konnten, was jener Lucanus ja auch selbst genutzt hatte und als Ausgangspunkt für seine eigene Kandidatur genutzt hatte. Von einer eventuellen Absicht, wieder von der Kandidatur Abstand zu nehmen, ahnte Dives nichts - wie denn auch?


    So blieb ihm nichts anderes übrig, als an entsprechender Stelle einfach einzuhaken. Nachfragen müssten ja wohl möglich sein, zumal Lucanus erneut die Frage nach der ihm zur Verfügung stehenden Zeit aus dem Weg gegangen war...
    "Verzeih bitte, aber ich hätte da noch eine Nachfrage...", meldete sich Dives folglich zu Wort.


    "Deine Kontakte in allen Ehren" - zumal bald städtische Wahlen in den vielen italischen Städten anstanden - "und auch deine Tätigkeit für Iulius Centho," - die sich wohl von Dives' Sekretär-Arbeit bei der Factio lediglich in der Sache besser darstellte, dass Centho eben Magister war und Sedulus nicht - "doch wie steht es denn nun um die dir verfügbare Zeit? Du sprachst von ausgedehnten Reisen als Notarius. Und bei der Dauer, die du diese Position bereits hälst kann man doch schon davon ausgehen, dass du in absehbarer Zeit befördert wirst, oder? Und dann hättest du doch noch weniger Zeit, dich um die Belange der Societas zu kümmern, wenn ich das richtig sehe..."


    Und dann fiel Dives noch eine weitere Sache ein: "Mittlerweile ist deine Tätigkeit für Iulius Centho ja auch schon einige Zeit her. Eine Aegyptenreise machte er doch, als er noch Quaesor Classis war oder nicht?" - Unabhängig davon, dass damit das Argument der Vertrautheit mit den aktuellen Belangen der Magisterarbeit doch ziehmlich ins Wanken geriet. - "Musstest du nicht sogar für die Arbeit als in der kaiserlichen Administration deine Arbeit für Iulius Centho beenden?"
    Das wäre schließlich ein nicht unerhebliches Indiz dafür, dass Lucanus mit seiner derzeitigen Positiotn bereits stark ausgefüllt war. Wenn er sich nicht mehr um den Schriftverkehr kümmern konnte - zumal es Dives war, der diesen Conventus hatte einberufen lassen und dazu auch die nötigen Schriftstücke aufgesetzt hatte -, dann wäre Lucanus doch erst recht nicht zeitlich in der Lage sich als Magister gut um die Societas zu kümmern.


    Sowohl auf die Worte Lucanus', als auch auf Proximus' Rede war Dives gespannt. Nicht zuletzt auch, wer nun das Wort erheben würde: Proximus, Lucanus oder gar eine dritte Person?
    Und dass sich auch einige wenige Leute bereits wieder von dem Conventus verabschiedet hatten, fand Dives ganz und gar nicht verwunderlich. Das gab es schließlich bei jeder Art von Versammlung und konnte diverse verschiedene Gründe haben: Manche wollten einfach nur sagen können, dass sie anwesend waren, andere hatten kurzfristig noch weitere Termine wahrzunehmen, weil sie vielbeschäftigte Menschen waren und wieder andere hatte noch ganz andere Gründe...

    Oha! Der eher politisch interessierte Dives konnte zum Thema Militär weniger sagen. ur grob konnte er einschätzen, wie es um das Ansehen der verschiedenen Truppen bestellt war. Und da musste er Potitus Recht geben, dass die Legionen wohl die angesehensten Militärs waren, denen man ohne Weiteres beitreten konnte, wenn man die allgemeinen Voraussetzungen für den Militärdienst erfüllte. Natürlich waren die stadtrömischen Truppen auch in einer herausgehobenen Stellung, doch wohnte Dives noch nicht lang genug in der Stadt, als dass er hätte sagen können, ob nun die CU oder die erste Legion bedeutsamer sein würde...


    Da Potitus die Frage nach dem "Warum" bereits gleich gestellt hatte, blickte auch Dives neugierig und gespannt zu Sabinus. Für den allgemeinen Militärdienst sah er jedoch keinerlei Probleme. Die Gens hatte bereits unzählige Gensmitglieder beim Militär - unter anderem auch Dives' eigenen Vater, der bei den Stadtkohorten diente. Speziell bei der Classis müsste Dives ersteinmal nachdenken...

    Dives opferte einige Tropfen dem Asklepius, bevor er den Becher zum Mund führte und einen Schluck des köstlichen Weines zu sich nahm. Dabei hörte er den Ausführungen Proximus' zu.
    Wäre ihm jener Verwandter nicht derart angenehm und auch nicht gerade Decurio und sogar Duumvir Misenums, hätte sich Dives wahrscheinlich zu einer Spitze hinreißen lassen bezüglich der langen Dauer des kaiserlichen Kur-Aufenthaltes und der dennoch geringen Besserungen, die jener bisher gebracht zu haben schien. Zumindest schien er sich der Öffentlichkeit immernoch zu entziehen, was für Dives eben jener ausbleibenden Besserung seines Zustandes gleichkam. Doch überging er diesen eigenen Gedanken einfach.


    "Lucius hat doch auch ein eigenes Gut bei Ostia, wo er sein gebrochenes Bein kurierte. Da hätte er zumindest Gewissheit, dass der Ort ihm helfen würde...", sprach Dives, bevor er bemerkte, dass auch dies als Spitze deutbar war - wenngleich jene Spitze nicht in seiner Intention lag.


    "Letztendlich ist es aber sicherlich die Hauptsache, dass man der stickigen Großstadtluft entflieht, oder?", schob Dives dementsprechend schnell und versöhnlich nach.


    "Mehr über die Medizin zu erfahren - das hört sich gut an! Aber bitte verzeih, wenn ich derzeit noch etwas geschlaucht bin vom Cursus de rebus vulgaribus, den ich kürzlich an der Schola Atheniensis absolvierte...", redete Dives sich ein bisschen raus. Doch ganz die Unwahrheit war es auch nicht...
    "Du kannst mich ja mal in Ostia besuchen kommen, wenn ich mich dort richtig eingelebt habe. Das wäre doch ein Kompromiss..." und man könnte ja auch was die städtische Arbeit anging ein bisschen versuchen zusammenzuarbeiten. Ostia und Misenum waren schließlich beide italische Hafenstädte...


    Frage: Könnte man diesen Beitrag irgendwo bei den Spielregeln bei Schnelle Hilfe und nützliche Tipps oder so verlinken?


    Ich finde das nämlich eine ganz gute Zusamenfassung der möglichen Anreden und eben nochmal durchgeschaut hab ich soetwas in dir Art zumindest nicht entdeckt. Falls ich es übersehen habe, dann steinigt mich bitte nicht... :D

    Wieder einmal hatte Dives es geschafft - und zwar mit bravur! Er hatte sich zu ehrenamtlicher Arbeit anheuern lassen. Und wiedereinmal handelte es sich dabei um einen zu erledigenden Job, der wohl kaum große Wellen in der Öffentlichkeit schlagen würde und Dives folglich wohl kaum bekannter machen würde. Und dennoch hatte sich Dives aus gewohnt hilfsbereiter und engagierter Laune heraus bereit erklärt, diese Arbeit zu tun. Immerhin war er diesmal schon leicht umsichtiger, als zuvor, und hatte zumindest im Nachhinein dafür gesorgt, dass er nicht ganz leer ausgehen würde: Er würde für seine Zeit in Ostia ein Pferd geliehen bekommen! Das war schonmal ein Anfang, den es bei weiteren Aufträgen vorsichtig und mit Bedacht auszubauen gelten würde.


    Allerdings stand davor natürlich ersteinmal die Erfüllung dieses Auftrags, wofür Dives heute und am Tag zuvor bereits unzählige Händler besucht und aufgesucht hatte. Dabei waren auch schon das ein- oder andere interessante Angebot bei ihm eingegangen, die er im Folgenden natürlich auch bei weiteren Verhandlungen als Druchmittel einsetzen konnte, sollte dies nötig werden und sollte sich ein Händler davon beeindrucken lassen.


    So trat Dives, der sich dieser Tage von Aglaopes in Funktion seines Scriba Personalis begleiten lies - Antinoos war als Custos Corporis eh stets in Dives' Nähe -, an den nächsten Stand heran, an dem es Dachziegel zu geben schien. "Salve!", grüßte er den offensichtlichen Besitzer des Standes und wandte sich mit einer Handbewegung - und ohne einen Blick - an Aglaopes: "Die Liste!"


    | Aglaopes
    MEDICUS ET SCRIBA PERSONALIS, NOMENCLATOR ET PAEDAGOGUS A.D. - MARCUS IULIUS DIVES


    "Bitte sehr, dominus.", reichte Aglaopes jene tabula herüber, welche Dives im Gespräch mit Sedulus ausgefüllt hatte. Nickend nahm er die Zahlen erneut zur Kenntnis und wandte sich dann wieder an den Händler: "Ich brauche so einige tausend Dachziegel. Welche Sorten und vor allem zu welchen Konditionen könnten wir ins Geschäft kommen?" Bei dieser Frage zeigte Dives seinem Gegenüber nicht eine Emotion - bei dem vorangegangenen Training durch die gestrig und heutig aufgesuchten Händler wohl auch wenig verwunderlich. Und gleich im Anschluss an die Frage folgte ein erneutes blickloses Handzeichen zu Aglaopes, woraufhin jener eine weitere tabula zum Vorschein brachte und scheinbar jedes Wort des Händlers mitmeißeln würde. Selbstredend würde er jedoch nur die wichtigsten Eckdaten notieren, da eine komplette Gesprächsmitschrift für Dives nahezu wertlos sein würde.


    Ebenfalls bevor der Händler eine erste Reaktion auf Dives' Worte abgeben konnte und ebenfalls ohne den direkten Augenkontakt zum Händler zu verlieren, räusperte sich Dives.


    | Antinoos
    CURSOR ET CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES


    "Verzeihung!", entschuldigte sich Antinoos, der - routinemäßig - sofort erkannte, dass er gemeint war. Wieder einmal hatte er sich neben anstatt hinter seinen Herrn gestellt, was vor allem hier auf dem Mercatus Urbis fatal enden konnte, denn nicht wenige Leute waren hier unterwegs und gerade bei solchen Menschenmassen waren auch Diebe und ähnliches Gesindel nie fern. Noch war Dives kein Opfer eines solchen Überfalls geworden, doch musste man Fortuna ja auch nicht unbedingt herausfordern, wenn man einen Leibwächter hatte.


    Und immernoch blickte der junge, aber groß gewachsene Dives dem Händler direkt und ohne besondere Emotionen in die Augen...


    Sim-Off:

    * Im Auftrag des Verwalters der öffentlichen Bauwerke

    'Schade, dass der Duumvir nicht sieht, dass er mit Asinius Celer gleich noch zwei weitere potentielle Einwohner nach Ostia ziehen kann...', dachte Dives, wobei er natürlich nicht wissen konnte, ob der Duumvir diese Möglichkeit nicht sah oder ob er sie nicht sehen wollte.


    Celer währenddessen konnte für das Unverständnis des Duumvirs bezüglich seiner Entscheidung, Pergamum gen Ostia zu verlassen, selbst nur Unverständnis aufbringen. Man konnte es nicht heraushören, aber deutlich sehen, dass Celer sich angegriffen fühlte. In einem ruhigeren Augenblick hätte Celer sicherlich auch erkannt, dass ein Angriff auf ihn wohl wahrscheinlich nicht in der Intention des Duumvirs lag, doch aktuell war er einfach noch emotional wieder so aufgewühlt, dass er an diese Möglichkeit nicht dachte.


    "Aber ehrenwerter Duumvir! Was sollte ich machen, wenn ich einfach nicht in der dortigen Region arbeiten konnte; wenn mich all die zahlreichen verschiedenen Erinnerung an meinen Vater, die damit unweigerlich die Bilder seines letzten Kampfes gegen Pluto in meinem Kopf hervorrufen, eben einfach ohnmächtig werden lassen??" Celer atmete einmal kurz durch.


    "Wenn man nach gut 20 Jahren quasi jeden Winkel der Stadt auch mit einem Erlebnis mit dem eigenen Vater verbindet, dann wird zusammen mit zuvor Gesagtem hoffentlich jetzt klarer, dass ich und folglich auch meine Familie in Pergamum keine Zukunft mehr haben." Damit war - zumindest aus Sicht Celers - der erste Punkt gezeigt: Weshalb er und seine Familie nicht in Pergamum bleiben konnten.
    Ob genau dieser Tatsache, machte er eine kleine Pause zum Luftholen.


    "Doch wo bei den Göttern sollte mich mein Weg hinführen, wenn ich doch in eben jenen langen Jahren kaum aus der Region um Pergamum raus gekommen bin; wenn der bei weitem größte Teil der mir bekannten Menschen in eben jenem Gebiet lebt, in dem es mir nicht länger möglich ist zu leben?? - Zu Marcus Iulius Dives, meinem besten Freund aus Kindertagen!" So schloss Celer aus seiner Sicht erneut eindeutig und logisch nachvollziehbar auf eben jene Handlung, die er bereits ausgeführt hatte: Die Reise von Pergamum nach Ostia.


    Davor den Duumvir zu fragen, ob er jemals eine ihm so nahestehende Person, wie seinen Vater auf so tragische Weise verloren hatte, hielt Celer sich gerade noch zurück. Gerade noch rechtzeitig schaltete sich sein Verstand wieder ein und hielt ihn von dieser offenen Provokation zurück. Celer war schließlich hier, weil er etwas wollte und nicht umgekehrt! Da wären wahrscheinlich bereits die soeben ausgesprochenen Emotionen riskant genug gewesen. Als ihm diese Tatsache mehr und mehr bewusst wurde, brachte er auch eine reuige Entschuldigung vor: "Ich... ich bitte um Verzeihung, ... ich wählte meine Worte im Affekt..."


    An welche "weniger sentimentalen Gründe" der Duumvir auch immer dachte, wurde ihm hier doch recht eindrucksvoll - und unbeabsichtigt - gezeigt, welch impulsiver Mensch Asinius Celer war. Weiterhin hatte Celer ihn mittlerweile hoffentlich auch davon überzeugen können, dass es hier nicht um etwas Materielles, die Villa, ging, sondern um etwas Immaterielles: Celers Psyche, die durch den Verlust des bedingungslos geliebten Vaters und Vorbildes Schaden genommen hatte...


    "Ich könnte mir keinen geeigneteren Kandidaten für das Amt des Aedilis Operum Publicorum vorstellen!", legte Dives eine Hand auf die ihm nähere Schulter Celers und sprang für Celer in die Bresche, um von vorherein der Frage entgegenzuwirken, ob jene psychischen Schäden die Befähigung zur Ausübung des städtischen Aedilats negieren würden.
    Gleichzeitig schloss Dives damit auch wieder den Kreis zum anfänglichen Statement der beiden, Celer und ihm, bezüglich der Ämter, für welche sie sich zur Wahl zu stellen gedachten...

    Während Sabinus sich ins Hier und Jetzt zurücktastete, sandte Dives einen hilflosen Blick an Potitus. Dabei überlegte er, wo er jetzt wieder anfangen sollte, da er sich sicher nicht wortwörtlich wiederholen wollte. Mit einem lautlosen Seuftzen drehte er seinen Kopf wieder in Richtung Sabinus, kurz bevor jener endete.


    "Ich hatte laut gedacht, ob du vorhast, zum Militär zu gehen...?", entschied sich Dives nur den letzten Gedanken seinen vorherigen Worte zu repetieren. "Hinter jeder Ecke Intrigen und Verrat zu vermuten gehört schließlich zu den Aufgaben der Praetorianer!", begann Dives halb im Spaß, halb ernst seinen Gedankengang zu erklären. Denn natürlich hatte Sabinus lediglich eine Intrige - nämlich den Giftanschlag auf Centho - vermutet, doch schien diese Idee für Dives derart entfernt von der Wirklichkeit zu sein, dass er sie eben mehr in jene höchst spekulative Kategorie einordnete...


    Vom Gedankenlesen war Dives meilenweit entfernt und dies würde er wohl auch nie zu seinen Fähigkeiten zählen können. Schließlich war es selbst bei den Gebeten zu den Göttern von Nöten, dass man seine Gedanken - in welcher Lautstärke auch immer - aussprach. Für einen Menschen allgemein sollte es folglich unmöglich sein, Gedanken zu lesen.
    Jedoch logische Schlüsse ziehen, das konnten auch Leute wie Dives - zumindest bildete jener sich dies ein. Und da es wohl eher unwahrscheinlich sein würde, sofort als Praetorianer in den militärischen Dienst zu treten, und Sabinus aber zumindest eine gewisse Affinität hatte zu den Tätigkeiten eines Praetorianers - soweit Dives über die Tätigkeiten jener Männr informiert war und er war wohl eher weniger gut informiert -, lag für Dives die Frage nach dem militär doch irgendwie auf der Hand.


    Doch es wäre wohl auch nicht das erste Mal, wenn er damit bereits viel zu viel gedacht haben würde...

    Nickend nahm Dives die Bestätigung seines Verdachtes, dass es sich hier um seinen Verwandten Iulius Proximus handelte, auf. Was Proximus jedoch danach sprach, klang wesentlich interessanter und hätte wohl auch jeden anderen wissensdurstigen jungen Mann zum Spitzen seiner Ohren veranlasst...


    Dives meinte sich sogar zu erinnern, dass er in den Räumlichkeiten der Schola Atheniensis, in welcher er sich ab und an aufhielt, auch einen Aushang gelesen hatte, welcher jenen Iulius Proximus als erfolgreichen Absolvent eines medizinischen Cursus auswies!


    Aus diesem Grund nahm Dives dann auch das Angebot sich zu Proximus zu gesellen dankend an und nahm den ihm zugewiesenen Platz ein. Wohlwollend nahm er auch den Becher Wein entgegen - genau das richtige nach einer Tour über das Forum. Bevor er jedoch einen Schluck dieses Guts zu sich nahm, ging er auf die Frage nach seinem Cousin Centho ein:


    "Ja, Lucius, mein Cousin, hat es schwer erwischt! Er plagt sich nun bereits seit längerem mit immer neuen Fieberschüben, was uns allen hier Sorge bereitet. Aktuell hat verschlimmert es sich wohl derzeit nicht, was wieder ein Lichtblick ist, doch stehen wir nicht das erste Mal an diesem Punkt... Wir können wohl wirklich nur hoffen, dass die Götter die Aussage Centhos Leibarztes bestätigen und ihn möglichst bald wieder auf den Weg der Heilung schicken..." Einen kurzen Augenblick hielt Dives inne.


    "Trinken wir doch auf Asklepius! - Auf dass er Lucius in dieser schweren Zeit zur Seite stehen möge!", erhob Dives seinen Becher.

    Auch Proximus stellte sich also zur Wahl auf, doch staunte Dives nicht schlecht, als jener sich auch gleich wieder setzte, nachdem er jene Information verkündet hatte. Drum fühlte sich Dives auch hier genötigt, sich etwas genauer zu erkundigen:


    "Verzeiht, Iulius Proximus. Doch was führt euch dazu, dass ihr für jenes Amt kandidiert?"


    Ob dieses wohl kürzest möglichen Statements zur Erklärung der eigenen Kandidatur, sprach dabei die reine Verwunderung aus Dives. Jegliche anderen Emotionen, die Dives in theoria hätte noch in seine Frage legen können, fehlten, da sie wohl von dieser Überraschung vollkommen überdeckt wurden.


    War jener Proximus nicht eigentlich Duumvir von Misenum... und sogar in der zweiten Amtszeit als solcher? Und war er es nicht eigentlich schon allein aus diesem Grund gewohnt Reden zu halten, statt Statements zu geben? In Dives keimten Fragen über Fragen.
    Proximus schien nicht so sehr kommunikativ, wenn man ihn noch nicht so gut kannte, was zumindest bei Dives der Fall war. Und ob er dann für das Magisterium so geeignet sein würde, wo es doch bei der Verehrung "der großen Mitglieder der iulisch-claudischen Dynastie" gerade auf die religiöse Kommunikation mit eben jenen ankam, erschien Dives - aber sicherlich nicht nur ihm - äußerst fraglich...

    Da Dives sowohl das Gesicht der vorgefundenen Person bekannt vorkam, als auch die Person auf Dives' Worte reagierte, schloss Dives einfach mal, dass es sich hierbei tatsächlich um Marcus Iulius Proximus, den Besitzer der bibliotheca handelte. Sein gegenüber schien ihn jedoch nicht gleich zuordnen zu können. Vielleicht irrte Dives auch, aber er gewann den Eindruck, als würde er als potentieller Kunde gesehen, welcher er im Moment jedoch gar nicht war...


    "Ich bin Marcus Iulius Dives.", stellte er sich folglich ersteinmal vor. "Im Vorbeigehen hörte ich hier Geräusche und wollte mich versichern, dass hier alles in Ordnung ist.", erklärte Dives dann den Grund seines Hereinschneiens. Dabei trat er noch einige Schritte heran, sodass er erkennen konnte, was Proximus derzeit las.
    Da ihm der Titel nicht sofort ein Begriff war, sondern lediglich als Titulatur eines Werkes selbst etwas sagte, fragte Dives spontan nach: "Diese Schriften... was ist das?"

    Es war einer der letzten Tage, bevor Dives nach Ostia ziehen würde. Gerade vom Forum wieder in die Casa Iulia zurückgekehrt, hörte er, wie in der bibliotheca gelesen wurde. So beschloss Dives kurzerhand einfach einen Abstecher in dieses Geschäft seines Verwandten Iulius Proximus zu machen und fand eben jenen Proximus auch prompt vor, wie er las. Zumindest vermutete Dives, dass es sich bei der Person um seinen Verwandten Proximus handelte, denn bisher hatte er Proximus erst einmal bei einer familiären Cena gesehen, bei der man allerdings nicht wirklich ins Gespräch gekommen war.


    "Salve... Iulius Proximus?", sprach Dives den Lesenden daher ersteinmal nur vorsichtig und etwas zögerlich an. Dabei hoffte er, dass er weder so laut war, dass jener in einige Skripte vertiefte sich gestört fühlen würde, noch dass er so leise war, dass man ihn gar nicht wahrnahm. Ob Dives die richtige Lautstärke gewählt hatte, würde sich nun zeigen...

    Noch bevor Aculeo auf diese Frage antworten konnte oder musste - wie man es auch sehen mochte -, tauchte Asinius Celer wieder auf, der sich ja bereits zuvor mittels Lärm groß angekündigt hatte. Die Truhe, die er hinter sich her auf dem Boden schliff, war augenscheinlich ziehlich schwer, sodass Dives sich aufgefordert sah, seinem Freund zu helfen. Mit einem "Tut mir Leid, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe... Vale, Aculeo!", entschuldigte er sich bei Aculeo und legte einige Münzen für den Wirt auf den Tisch. Einen letzten Würfel Käse in den Mund schiebend, fühlte er sich eher so, als würde er zu Celer hinüberrollen, denn zu ihm eilen.


    "Hast du alles, Potitus?", erkundigte sich Dives, als er bei Celer angekommen war. "Ja... nur die Bezahlung...", gab Celer nur wenige Worte zurück und stellte die Truhe wieder auf den Boden. Er blickte Dives an mit einem Blick, der sagte, dass er eben nicht in der Lage war, dem Wirt das nötige Geld zu bezahlen. Dives verstand und nickte.
    Er ging zwei Schritte zum Tresen, wo bereits der geldhungrige Wirt wartete. Nicht wenige Münzen musste Dives auf den Tresen legen, dass der Wirt ihn verabschiedete. Völlig überteuert, wo Celer hier abgestiegen war, befand Dives. Doch im Sinne eben jenes Freundes bezahlte er ohne zu murren, um Celer möglichst schnell hier raus zu bringen. In Anbetracht der Schwere der Kiste würde man wohl auch noch ein kleines Weilchen unterwegs sein bis zur Villa.


    So trat Dives wieder an die Truhe Celers heran und erhielt lediglich ein Nicken auf seine Frage: "Können wir?"
    Dives vorne weg, Celer hinterher und die Truhe in der Mitte machte sich die beiden nun auf den Weg. Ein letzter verabschiedender Blick zu Aculeo und dann waren Celer und er auch schon aus der Taverne raus und gingen weiterhin eher wortkarg in Richtung Villa Rustica des Iulius Centho...