Luca war das erste Mal in seinem Leben in Rom, dieser großen Stadt, die er sich so nicht in seinen kühnsten Träumen hatte vorstellen können und die er hasste und bewunderte zu gleich. Er war zwar gebildet und wusste von dem großen Imperium und auch, dass Rom so unglaublich viele Menschen beherbergte, doch erst als er es vor kurzen mit eigenen Augen gesehen hatte, glaubte er all den Erzählungen von diesem Moloch. Und auch wenn er es hasste, was ihm passiert war, so war er doch nicht aus dem Staunen herausgekommen, als der Sklaventransport in die Stadt vor Tagen einfuhr. In seinem tiefsten Inneren hatte er all die Gebäude, Starturen, Parks und was auch immer bewundert. Aber eben auch nur, weil er es nicht kannte. Wie war es nur möglich, dass so viele Menschen so eng zusammen leben konnten? War da nicht Mord und Totschlag an der Tagesordnung, oder Diebstähle und Raubüberfälle? Natürlich wusste Luca, der sich ein wenig schon vor seinem neuen Leben schlau gemacht hatte, dass es hier so etwas wie Ordnungshüter gab. Dennoch kannte Luca nur kleine Städte und meistens nur ländliche Ortschaften.
Nun war er hier und sollte verkauft werden. An irgend jemanden, der in Zukunft über sein gesamtes Leben herrschen würde können. Mit diesem Gedanken aber schlug er sich schon seit Wochen herum. Er war alle möglichen Situationen durchgegangen, an wen er wohl geriet und wie er damit klar kommen würde, nicht mehr wirklich sein eigener Herr zu sein.
Unterwegs hatte er einmal am Anfang versucht, zu fliehen. Und er hatte es den Wachen nicht einfach gemacht. Einigen hatte er die Nase gebrochen oder einen Zahn ausgeschlagen, als sie ihn schliesslich doch recht schnell erwischt hatten. Natürlich gab es auch eine Strafe. Allerdings keine sichtbar körperliche. Man hatte Luca nicht ausgepeitscht. Denn "beschädigte" Ware liess sich schlecht verkaufen. Hungern hatte er Tage lang müssen und auch Wasser bekam er kaum. EIn vorwitzige Wache zwang ihn, sein eigenes Urin zu trinken. Es war schon ziemlich demütigend. Aber Luca war nicht so leicht zu brechen. Und selbst wenn er ausgepeitscht worden wäre, so hätte er auch das überstanden. Denn Luca besaß einen ausgeprägten Überlebens-Willen. Nicht umsonst war er der Anführer einer kleinen aber einst starken Rebellengruppe gewesen in Dalmatia, wie man in Rom sein Land nannte, und hatte seit Jahren gegen die römische Unterdrückung gekämpft. Leider zum Schluss umsonst.
Und nun war er hier. Wurde als Barbar angepriesen. Ja, exotisch klang dies. Aber wer waren denn eigentlich die Barbaren? Waren es nicht die Römer selber, die alles und jeden unterjochten? Luca war nicht dumm. Aber er war stolz. Und das war manchmal nicht gut in Einklang zu bringen. Wie also sollte er sich nun verhalten? Ganz dem Klischee eines rauhen Barbaren oder sollte er sich so intelligent wie möglich geben, damit er vielleicht einen Herren oder eine Herrin bekam, mit der man reden konnte? Luca jatte sich diese Gedanken schon seit einiger Zeit gemacht, aber seine Gedanken für sich behalten. Zwar war er dankbar dafür, unterwegs irgendwann in den Genuss des Soldatenspiels zu kommen und so beweisen zu können, dass er nicht dumm war. Aber hier wurde er als Barbar angekündigt, mit eingeölter Haut. Das Öl juckte ein wenig seine Haut, aber Luca versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Immerhin hatte man ihm vor dem Verkauf die Haare und den Bart geschnitten, welche auf der langen Reise hier her gewachsen waren. Auch trug er nun nicht seine zerrissene Tunika. Aber er stand nun auf dem Podest mit freien Oberkörper und gefesselten Händen auf dem Rücken. Der Sklavenhändler wollte ihn eben als Barbaren darstellen. (ooc: Hoffe, das ist ok. Sonst ändere ich es) Außerdem galt Luca als Rebell, der sich gerne auflehnte. Dennoch hatte man ihm eindringlich zu verstehen gegeben, dass er sich ruhig verhalten solle, sonst würde er entweder einen Herren bekommen, der es gar nicht gut mit ihm meinte, oder er sonst wo landen würde. Seine Fesssln waren also eher eine Art zur Schaustellung eines wilden Barbaren. Dennoch hasste es Luca. Er hasste aber im Moment eigentlich alles. Aber Luca war eben auch nicht dumm.
Luca trug eine Art subligares (Lendenschurz) doch zum Glück etwas mehr als dies. Denn vor seinem Intim-Bereich und auch am Po war eine Art längerer Lappen angebracht, welcher ihm jeweils vorne wie auch hinten bis kurz über das Knie reichte. So fühlte er sich nicht vollkommen nackt und vor allem dämlich. Es war ja schon schlimm genug, dass man ihn hier mit freien und eingeölten Oberkörper stehen liess, nur damit seine Muskeln besser zum Vorschein kamen.
Und Luca fühlte sich wahrlich nicht wohl, konnte dies aber gut verbergen. Sein Blick glitt ruhig und sehr ernst über die Menschen, die sich langsam vor dem Podest, auf dem er in Sandalen stand, versammelten und den Worten des Sklavenhändlers lauschten.
»Der ist ja wahrlich alt ...« warf irgend ein recht junger Mann in vierter Reihe lachend ein. Luka war 30 Jahre alt. Sicherlich nicht mehr der Jüngste. Aber er war wirklich gut in Form, geistig, wie auch körperlich. Luca verzog keine Miene. Alt, du verdammter Idiot, ich zeig dir, wer hier alt ist ... schoss es Luca durch den Kopf. Er verstand zwar tatsächlich nicht jedes Wort, aber Grundkenntnisse in römisch hatte er. Und am liebsten hätte er dem jungen Mann etwas entgegen geschleudert, aber Luca hielt sich zurück. Überhaupt sagte er nichts. Seine Augen hatten sich zu leicht dünnen Schlitzen verengt und er beobachtete die Menschen vor dem Podest ebenso wie einige ihn beobachteten.
Kommt nur, oder habt ihr Angst? waren Lucas nächsten Gedanken. Das er sich furchtbar fühlte, zeigte er nicht. Er wollte zwar auch nicht als Barbar hier stehen und der Händler hatte ja auch angedeutet, dass Luca auch geistig nicht gerade unterentwickelt war, dennoch: Es fehlte nur noch, dass jemand kam und sein Gebiss untersuchte. So jedenfalls kannte es Luca aus Erzählungen.
Seine Fesseln waren nicht sehr stark, wie gesagt, sie waren nur dazu da, um zu zeigen, dass er eben ein wilder Barbar war. Es sollte der Inszenierung dienen. Aber am liebsten hätte sich Luca nun einfach befreit und wäre vom Podest gesprungen, in seine Freiheit gelaufen, wie auch immer die auch aussehen mochte. Aber er hielt es aus. Wenn auch schwierig und blieb regungslos auf dem Podest stehen. Er liess seinen ernsten und leicht abfälligen Blick über die Menge streifen. Er wirkte schon sehr stolz und das war ihm einfach wichtig. Auch wenn es vielleicht unklug war, aber Luca konnte und wollte einfach nicht anders. Vielleicht war das einfach unklug und er würde dadurch an die schlimmsten Leute geraten. Aber so war Luca eben, intelligent und nicht dumm, aber eben leider auch sehr stolz. Er wollte es ausreizen. Er wollte schauen, was passieren würde. Denn egal wer ihn kaufen würde: Sie waren doch wahrscheinlich eh alle alle gleich.
Und so blickte Luca ohne einem großen Mienenspiel erst auf die Menschen vor ihm herab und starrte dann über ihren Köpfen starr und stolz hinweg. Auch wenn dies vielleicht einige abschreckte. Aber sein Stolz liess es nicht zu, dass er sich zu sehr verstellte. Egal, was passieren würde. Er würde nicht aufgeben.
Luca war ein Mensch, der die Freiheit liebte, und auch wenn er wusste, dass er nun im Hintertreffen war und vielleicht durch seine Art die Käufer beeinflussen konnte, aber er wollte es nicht. Sein Schicksal schien besiegelt, aber nicht in seinen Augen. Es würde ganz auf die Menschen ankommen, die ihn erwerben würden ...
Und so wartete er einfach ab ... und dachte, während er fast ein wenig auch die Sonne genoss, an seine Heimat. Seine tote Familie ...
Er blickte einmal auf, als da ein Schwarm Tauben über seinem Kopf entlang flatterte.
Frei waren sie ...
(Keine Angst, ich schreibe gerne viel, aber es geht auch kürzer, das war jetzt erst einmal mein Einstiegspost)