Beiträge von Titus Iunius Priscus

    Tatsächlich stieg die Stimmung beträchtlich, als die Männer endlich ihr Handwerkszeug an die Hand bekamen. Die scuta waren wirklich schwerer, dachte Priscus, als er seines hochhob und sich wieder an seinen Platz stellte.


    Er blickte kurz nach rechts und links, ob alle Männer schon standen und stellte dann das scutum vor sich auf die Erde und hielt sich gemütlich am oberen Rand fest. Die Schutzwaffe ging ihm bis zum Bauch, was beruhigend war. Gespannt wartete er auf weitere Anweisungen.

    Die Geste der Freundschaft war anrührend, Priscus hatte mit einem eisigeren Empfang gerechnet. Die Vorsicht wich einem wärmenden Gefühl, ähnlich einer Rückkehr- ja, einer Rückkehr nach Hause- in den Schoß der Familie.


    Er lachte, als Seneca sprach. "Zürne ihr nicht, sie war in etwa genauso überrascht wie du jetzt. Und eben so freundlich, darf ich sagen," meinte er dankbar. "Diese riesige Stadt, die vielen Menschen... Ich komme mir wie ein Bauer aus den Tiefen der Wälder vor, bei all den Sehenswürdigkeiten und Bauten", grinste er, während Seneca den Sklaven wegschickte.
    Priscus wurde wieder ernst. "Ich werde wie gesagt nicht lange bleiben, nur bis ich Mars ein Opfer gebracht und mich nach meiner Schwester Axilla erkundigt habe... Vielleicht kennst du sie? Oder besser gesagt: Kanntest du sie?" fügte er hinzu.

    Noch nicht einmal den Schlaf konnte man sich genüsslich aus den Augen reiben, ohne angebrüllt zu werden, dachte Priscus, doch langsam gewöhnte man sich an den Ton. Unglücklicherweise gehörte er zu den Männern, die noch nicht ganz standen, als das Signal verklungen war. Lautlos fluchend dachte er an die Latrinen und daran, dass gestern ein Donum eines früheren Tribunus angekommen war, Karren mit vielen guten Sachen. Die Männer hatten auch davon bekommen, dabei aber viel zu viel und viel zu durcheinander gegessen. Das konnte nur vermehrte Hinterlassenschaften in den Latrinen bedeuten.


    Doch bevor Priscus sich noch weitere Gedanken machen konnte, begann der centurio schon wieder zu sprechen. Es war endlich mal eine Abwechslung, langsam an die Kampfausrüstung herangeführt zu werden. Als er gefragt wurde, überlegte er kurz, was er von seinem Vater noch wusste.
    "Nun...das scutum ist der Schild der Legionäre, hat etwa die Höhe von den Füßen bis zum Bauch, wenn man es abstellt. Es dient als Schutz vor allen Arten von Angriffen", fügte er noch hinzu.

    Die Spannung ließ etwas nach, als der Mann seinen Namen nannte. Das musste der Hausherr sein, dachte Priscus erleichtert. Axilla hatte von ihm erzählt, auch, dass er in der Castra Praetoria seinen Dienst tat und nur selten zu Hause war.
    Vorsichtig drehte er sich um, um dem Mann ins Gesicht zu schauen. Er sah einen Mann, recht groß, braunes Haar und grüne Augen, fast so grün wie Axillas'. Was auffiel, war die Kleidung. Kein Zweifel, hier hatte Priscus einen der Prätorianer vor sich. Ein wenig stolz dachte er, dass die Familie seit jeher fähige Soldaten hervorgebracht hatte... auch wenn diese nicht besonders alt wurden.
    In Priscus' Mundwinkeln spielte ein Lächeln. "Ich bin auch erst seit zwei Tagen hier, lieber Seneca... Ich hoffe es ist dir nicht unangenehm, dass ich hier wohne, ich werde mich in drei Tagen zur Legio Prima aufmachen." Kurz überlegte er, ob er nach Narcissa fragen sollte, ließ es aber vorerst einmal bleiben.

    Zusammen mit seinem Contubernium kam Priscus über den Platz gelaufen, gerade wurde zur hora prima geblasen. In den letzten Tagen hatten sie exerziert, waren gelaufen, hatten das Stehen in Formation geübt, waren wieder gelaufen. Das ientaculum war kaum in den Magen gewandert, da ging es wieder los.
    Priscus hatte in diesen Tagen seinen Körper so gespürt wie noch nie in seinem Leben, jede Faser schmerzte von der Leibesertüchigung. Noch müde stellte er sich ins Glied und blinzelte den centurio aus kleinen Augen an.

    Priscus erschrak, als er die Stimme hörte, konnte sie aber keinem der Sklaven zu ordnen. Wer wohnte sonst noch hier? Die Stimme kam von hinten, er konnte nicht sehen, ob die Person bewaffnet war, deshalb schob er seine Hand langsam an seinen Gürtel. Dort steckte in einem Beutel ein kleines Messer. Zugegeben, nicht gerade ein Schwert, aber etwas anderes hatte er nicht.


    Ohne sich umzudrehen, sagte er mit gepresster Stimme: "Mein Name ist Titus Iunus Priscus. Darf ich auch deinen erfahren?," fragte er. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. War das vielleicht ein Einbrecher?

    Langsam machte sich bei den Männern die Anstrengungen des Tages bemerkbar. Die Tuniken waren nass und kratzten, manch einem taten die Füße weh, auch Priscus hatte das Gefühl, dass irgendetwas an seiner Ferse und seinem großen Zeh scheuerte. Aber er biss die Zähne zusammen und war froh, als sie einen Moment Pause hatten, während der centurio den Männern den Laufschritt erklärte.


    Kaum hatten sie wieder genug Luft in den Lungen, als es auch schon wieder losging. Das 'cursim' verstetzte alle in einen recht gleichmäßigen Trab und schon nach einer Seite des Campus war das Keuchen und Schnaufen deutlich zu hören. Priscus hatte seinen Blick starr auf den Hinterkopf seines Vordermannes geheftet und trabte einfach hinterher. Schweiß lief ihm in die Augen, brannte und ließ es tränen. Er wischte sich über die Augen und dachte bloß: 'Weiteratmen, immer weiteratmen'.

    Priscus atmete einige Male tief durch. Es rührte ihn, Serrana so ergriffen zu sehen und die Berührung ihrer Hand empfand er als warm und tröstend. Er freute sich, dass Narcissa eine gute Freundin gefunden hatte und nicht ganz alleine in dieser großen Stadt gewesen war... Die schmerzlichen Gefühle würden hoffentlich irgendwann nachlassen, vielleicht wenn er ihr Grab besucht hatte, um ihre verstorbene Seele zu besänftigen. "Ich danke dir, dass du mir die Sorgen nimmst, sie wäre nicht richtig bestattet worden." Er hielt einen Moment lang inne, führte einen inneren Kampf mit sich.


    Schließlich umfasste er das Amulett, das er um seinen Hals trug und sprach weiter. "Manchmal wache ich nachts auf... Im Traum sehe ich sie deutlich vor mir, es ist immer wieder derselbe. Ich warte in unserem Haus auf sie, doch sie kommt nicht. Der Vater sitzt mit seinem blutigen Schwert und voller Rüstung auf der Bank vorm Haus und sagt nie ein Wort. Ich laufe zum Hafen von Nikopois, wo ich wieder warte... Doch die Sonne verfinstert sich, es wird dunkel und Nebelschwaden wabern über das Wasser. Alles ist kalt, so kalt... Und nur ein Schatten ist da, der nach mir ruft, immer wieder, immer mit der gleichen Stimme..." er brach ab und schüttelte den Kopf. "Ich dachte vielleicht findet sie keine Ruhe oder sie will mich noch einmal sehen... oder aber sie ruft mich zu sich. Kein schöner Gedanke, wenn man bedenkt, dass ich mich in ein paar Tagen bei der Legion melden will." Er konnte Serranas Blick kaum erwidern, sie sollte nicht den Eindruck erhalten, dass er böse Geister ihn ihr Zuhause mitbrachte.


    Als sie ihm anbot, ihn zu begleiten, hob er den Kopf. "Das wäre mir sehr recht, ich glaube ich kann das nicht alleine... Dein Mann wird nichts sagen?" fragte er noch, hatte er doch keine Lust, sich mit einem eifersüchtigen Ehemann herumzuschlagen, auch wenn Priscus verwandt war und keine Gefahr bedeutete.

    Diesmal ergriff Macer das Wort. Er deutet auf die Regale neben der Kochstelle, die verschiedenste Kochgeschirre und Schüsseln enthielten, daneben auch ein paar tönerne Töpfe und Kannen.
    "Die heutige Tagesration befindet sich in diesen Töpfen, der Tiro Priscus wird die cena daraus zubereiten, Optio. Das restliche Essen befindet sich im Vorraum, bitte folge mir," sagte er zu seinem Vorgesetzten und deutete auf ein Regal neben der Türe, wo zwei Amphoren, die gefüllten Getreidebeutel der Männer und die restliche Verpflegung wie Gemüse und etwas Speck -alles säuberlich in Netzen aufgehängt- untergebracht war. "Essig und Öl haben wir auch noch reichlich, Optio," sagte er abschließend.

    Bei den Worten des centurio stellten sich Priscus die Nackenhaare. Er hatte das Gepäck aus der Rüstkammer geholt und überschlug, dass er mit allem, was er mitführen musste, rund anderthalb Talente mit sich herumschleppen musste. Das schien ihm schon ein beachtliches Gewicht zu sein, merkte er doch, dass seine Caligae noch nicht richtig eingelaufen waren und am Fußballen schon eine Blase gescheuert hatten.
    Bei den Worten Eilschritt richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ausbilder. Nun ging es also schon schneller.
    Als das Kommando kam, liefen die ersten drei Glieder sofort los, die hinteren sieben verpassten den ersten Schritt und es entstanden Lücken zwischen den einzelnen Gliedern, als die nachfolgenden ebenfalls einen Schritt zu lange warteten. Erst auf der Hälfte des Campus waren die letzten wieder an ihren Vordermännern dran und die Einheit begann im Gleichschritt zu laufen, einmal rund um den ganzen Platz.

    Priscus hatte sich früh aus dem Haus geschlichen, um niemanden zu wecken. Nur der Ianitor hatte ihm zugenickt, als er durch die Türe geschlüpft war. Er hatte ein volles Programm für den Tag gehabt, zuerst hatte er den Weg zum Amphitheatrum Flavium den Beginn der Spiele verfolgt, dann hatte er auf dem Forum noch ein paar Opfergaben gekauft und hatte im Tempel des Mars Ultor sein Gebet und sein Gelübte verrichtet. Den Weg zurück hatte er ohne große Schwierigkeiten gefunden, wusste er doch jetzt, an welchen Gebäuden er sich orientieren musste.


    Ein wenig müde, aber zufrieden betrat er die Casa und blickte sich im Atrium um, ob jemand da war.


    Sim-Off:

    Wer will darf dazukommen oder mich auch kennenlernen. :D

    Priscus nahm den Helm wieder entgegen, zeigte dem Optio die Rückseite, wo auf dem Nackenschirm seine Initialen eingeritzt waren, drehte ihn dann um und deutete auf ein kleines helles Stück Stoff, das er an die selbst gemachte Polsterung des Helmes genäht hatte. Auch hier konnte man ein 'TI IUN PRIS' finden.
    "Mein Stubenkamerad hat mir gesagt, dass alle Teile gekennzeichnet werden müssen, Scutum, Cassis und so weiter... Damit nichts verloren geht!" sagte er. 'Und damit man nicht Latrinen putzen muss, wenn nicht mehr alles beisammen ist', fügte er in Gedanken hinzu.

    Die Männer antworteten mit einem kurzen "Jawohl centurio" und rissen sich zusammen. Der Nachbar des 'Volltrottel' brummte ihm etwas zu, was nur dieser hörte. Seine Gesichtsfarbe wurde eine Spur dunkler, doch er sagte nichts. Latrinendienst war alles andere als eine rosige Aussicht.


    Und wieder setzte sich die Marschformation in Bewegung, das einheitliche Stampfen der Füße war zu hören und wirbelte etwas Staub auf. Langsam kamen auch die letzten Plattfüße in den Tritt und als sie die letzte Seite abschritten, waren die Bewegungen einheitlich. Priscus achtete darauf, genug Abstand zu halten, als sie hielten und tatsächlich schafften es alle, ohne Zusammenstoß stehen zu bleiben.


    Sim-Off:

    Ah, danke, hab ich nicht gesehen.

    Priscus hatte längst aufgehört zu denken, er hörte nur noch auf die Kommandos des centurio, der immer wieder und wieder eine Richtungsänderung befahl. Schien ja ganz angenehm zu sein, wenn man alles befohlen bekam, dachte er für sich. Dann begann er über den Sinn und Unsinn des blinden Gehorsams nachzudenken und verpasst um ein Haar ein Kommando. Ob der centurio etwas gesehen hatte, wusste er nicht und hoffte, dass dieser immer so grimmig guckte.


    Schließlich konnten alle tirones ihre Richtung ändern, ohne sich zu schubsen und über den Haufen zu rennen. Erfreut hörte Priscus, dass sich ein römischer Soldat auch bewegte, was ihm sinnvoll erschien, angesichts der Größe des Imperiums. Dann kam der Befehl, nach rechst zu wenden. Die Männer standen nun als länglicher Wurm aus Leibern beisammen und setzten den linken Fuß zuerst auf, dann folgte der rechte, gefolgt vom linken.... Bis der Befehl zu Stillstehen kam. Der Letzte Mann hatte Schwierigkeiten gehabt, seine Füße zu kontrollieren und hatte deshalb konzentriert auf dieselben gestarrt. Unglücklicherweise hörte er dabei das Kommando nicht und rummste in seinen Vordermann hinein.

    Priscus fluchte innerlich, das war sein aller erster Wachdienst und schon kam die Ankündigung, dass mehrere Karren unterwegs waren. Er sah sich hilfesuchend um, als sich der Mann mit dem breiten Gesicht an ihn wandte. 'Das kann ja heiter werden', dachte er sich und setzte eine gelassene Miene auf.
    "Wartet einen Augenblick," sagte er und wandte sich an seinen Kameraden, der gerade einen der Händler, die öfter in die Castra kamen, abfertigte.



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    "Dann such gefälligst nach ein paar Kameraden, die nichts zu tun haben und kommt dann hier her, um die Karren abzufertigen." Er ging zu dem Schläger und befahl ihm: "Bringt die Wagen hier vors Tor, wir werden sie gleich durchsuchen. Iullus, du Taugenichts, melde dem Legatus, dass ein donum des Duccius Vala eingetroffen ist," brüllte er einen der Wachhabenden an. Dieser beeilte sich, so schnell wie möglich Meldung zu machen.

    Priscus straffte sich, als der Optio ihn ansprach. "Tiro Titus Iunius Priscus, mein Bett ist dieses hier, Optio," schnarrte er seine Meldung heunter und zeigte auf das obere letzte Bett an der Wand in der Nähe des Herdes. "Meine Ausrüstung steht im Ausrüstungsraum, Optio," sagte er und ging in den kleinen Vorraum und nahm seinen Helm vom Regal, das über seinen Waffen angebracht war. Er hielt ihn dem Optio hin, im halbdunkeln schimmerte er matt.

    Und wieder gab es Schelte vom centurio, zurecht, denn die Reihen sahen überhaupt nicht ordentlich aus.
    Auf das Kommando ihres Vorgesetzten richteten die tirones die Linien wieder aus und es begann erneut ein drehen und wenden.
    Zumindest schafften es alle, sich auf die entsprechenden Kommandos in die richtige Richtung zu drehen.
    Schließlich standen sie wieder mit der Front zu ihrem centurio und die meisten auch noch auf ihrem Platz. Nur im letzten Drittel der Reihen waren zwei Mann etwas verrutscht, aber das fiel nur bei näherer Betrachtung auf.

    Priscus ging an der Quadriga vorbei, die vor dem Tempel des Mars Ultor stand und Augustus darstellte. Tief beeindruckt ging er die Stufen hinauf, langsam und andächtig. Als er die letzte Stufe erklommen hatte, atmete er einen Moment durch und ließ den Lederbeutel von der Schulter gleiten. Ein Mann kam ihm entgegen, der scheinbar erleichtert aus dem dunklen Inneren kam. Vielleicht hatte Mars sein Gebet ja bereits erhört.


    Als Priscus über die Schwelle trat und sich seine Augen an das halbdunkel gewöhnt hatten, legte er seinen Beutel neben das Wasserbecken, das gleich am Eingang stand. Mit bewussten Bewegungen tauchte er seine Hände ein das Becken und wusch seine Hände und Arme, nicht nur, um etwaigen Schmutz abzuwaschen, sondern auch, um sich symbolisch zu reinigen. Dann richtete er seine Toga, zupfte noch eine Falte gerade und bedeckte mit einem Zipfel sein Haupt. Aus dem Beutel nahm er eine kleine Amphore und ein leinenes Bündel. Dann drehte er sich der Statue zu, die man im Schein der Öllampen und Kerzen am Ende des Raumes sehen konnte. Entlang des kurzen Weges, den er ging, standen die Statuen der unsterblich gewordenen Feldherren, erbeutete Waffen und andere Dinge, denen Priscus jedoch keine große Achtung schenkte. Sein Blick war auf die große Statue gerichtet, die Mars Ultor darstellte.


    Vor dem Altar machte Priscus halt. Er streckte die Hände in Richtung des Himmels, die Händflächen nach oben. Einen Moment lang besann er sich, suchte nach den richtigen Worten, um seiner Bitte Ausdruck zu verleihen. Der Wichtigkeit des Anlasses gemäß hatte er sich das Wesentliche schon zurechtgelegt. Mit kräftiger Stimme begann er. „Mars Pater, großer Krieger, Beschützer des Herdes und der Soldaten, unbezwingbarer Schlachtenlenker. Ich bin Titus Iunius Priscus, ich bin heute gekommen, um dir meine Gaben zu bringen und deinen Segen zu erbitten. In wenigen Tagen werde ich mich in einer deiner Legionen zum Dienst melden, auf dass meine Pflichterfüllung dir zum Gefallen gereiche.“ Mit diesen Worten streute er etwas Weihrauch, den er ebenfalls noch mitgebracht hatte, auf das Kohlebecken. Sogleich erfüllte der Wohlgeruch das Innere des Tempels und stieg zur Statue hinauf. „Nimm diesen Weihrauch als meine Gabe an, stärke dafür meinen Körper, damit meine Feinde nie über mich triumphieren mögen.“
    Dann nahm er die kleine Amphore mit dem teuersten Wein, den er sich hatte leisten können, goss ihn in eine flache Patera und hielt diese in der Hand. „Nimm diesen Wein, ich opfere ihn dir als Gabe, möge er dir als Ersatz für mein Blut gereichen, bewahre mich vor Verletzung und Tod.“ Mit diesen Worten goss er langsam den roten Wein in die Vertiefung des Altars und sah zu, wie die Flüssigkeit leise gluckernd abfloss. Der Gott hatte die Gabe angenommen, wenn auch nur symbolisch.
    Wieder blickte Priscus zur Statue. „Mars Pater, nimm diesen Kuchen von mir an, gib meinem Geist dafür die Nahrung, um nicht zu verzagen und jede Anstrengung und Entbehrung mit Vertrauen an dich zu ertragen. Lass Mut und Stärke meine Begleiter sein, wenn ich dem Adler folge!!“ Mit spitzen Fingern zog er die Zipfel des Bündels auseinander und legte die Stücke des süßen Kuchens vorsichtig in eine der dafür vorgesehenen Schalen. Zum Schluss legte er noch eine Handvoll Münzen dazu und richtete seinen Blick auf das Abbild des Gottes.
    „Diese Münzen nun nimm für deinen Segen, den du mir zuteil werden mögest, schenke mir Kraft und Gesundheit für die nächsten zwanzig Jahre meines Dienstes. Nimm diese meine Gaben, die ich gerne gebe, mit Wohlwollen an. Ich gelobe, die Waffen meines ersten Feindes, den ich erschlage, dir zum Geschenk zu machen und dir am Ende meiner Dienstzeit einen Stier zu opfern, wie es sich geziemt.“
    Damit war das Gebet beendet, Priscus drehte sich nach rechts und trat vom Standbild des Gottes zurück. Er hoffte, dass er nichts vergessen hatte und der Gott sein Gebet erhörte. Als er das Innere verließ, spürte er sich merklich erleichtert. Nun konnte er sich auf den Weg nach Mantua machen.