Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Die peinliche Berührtheit des Knaben schien ich völlig auszublenden, oder zumindest war sie mir beim Anblick meiner Zukünftigen völlig gleichgültig. Ich würdigte ihn keines Blickes mehr, sondern fixierte mich nur noch auf Axilla. Die schien zumindest mit meinem forschen Vorgehen einverstanden und zeigte auch eine gewisse Zufriedenheit, die mich natürlich umso mehr in Stimmung versetzte. Für den Moment ließ aber auch ich von ihr ab und verlegte etwaige Intimitäten auf einen späteren Zeitpunkt.


    Kurz dachte ich wehmütig an Alexandria zurück, als Axilla ihren Vergleich mit der dortigen Wohnsituation anstellte. Wahrlich, Alexandria hatte dem wohlhabenden römischen Bürger auf jeden Fall einen Komfort und eine Opulenz zu bieten, die in Rom kaum zu finden war. Zumindest nicht, wenn man hier vergleichsweise eben nicht zur exklusiven Oberschicht gehörte. Natürlich musste ich auch in Rom nicht wie der gemeine Pöbel hausen, aber in Alexandria konnte man sich selbst als Offizier der Classis wie ein König fühlen. "Es wird sich sicher eine Gelegenheit ergeben, dir meine alte Uniform zu präsentieren", entgegnete ich mit verschmitztem Blick und folgte sogleich ihrem Angebot, bevor Atticus in die Quere kommen konnte. "Ich würde mich freuen dich...dein Haus genauer kennen zu lernen", antwortete ich gespannt auf den Verlauf des Abends und umklammerte Axillas Arm. Ich rechnete kaum damit, dass Atticus noch in Stimmung war uns zu begleiten, wenngleich ich nicht die Absicht hatte ihn bewusst zu vertreiben. Immerhin war ich ehrlich bemüht auch zu ihm ein gutes Verhältnis aufzubauen, vor allem in Anbetracht der Möglichkeiten die sich durch die lange Absenz des leiblichen Vaters ergaben. Gewiss diente dies zum Teil oder wohl eher gänzlich dem reinen Selbstzweck, aber das musste und würde ich sicher nicht offen legen. Vielleicht konnte ja selbst ein Spross des Imperiosus, wenngleich er wohl dessen Eigenwilligkeit geerbt hatte, mit der richtigen Einflussnahme noch in opportune Bahnen gelenkt werden.

    Ich konnte nicht eindeutig feststellen, ob ich Atticus mit meinen Worten zufriedengestellt hatte, aber zumindest hatten sie zu einem geminderten Mitteilungsbedürfnis seinerseits geführt. Immerhin erfragte er nur noch den Termin unserer Hochzeit, während er sich mit der Tatsache der Ehe, so es keine unvorhergesehenen Wendungen mehr gab, für den Moment wohl abgefunden hatte.


    Just in dem Moment als ich zu einer weiteren diplomatischen Antwort ansetzen wollte, betrat Axilla das Atrium und erlöste mich mit ihrer Anwesenheit von der unliebsamen Aufgabe, ihren Sohn über die Begebenheiten aufzuklären. Kaum erblickte ich meine Gattin in spe besserte sich auch meine Gemütslage, denn sie wies nicht nur gekonnt ihren vorlauten Sohn zurecht, sondern sah dabei auch noch unwiderstehlich aus. Für eine genaue Kenntnisnahme aller modischen Kniffe war ich wohl in diesen Dingen zu unbedarft, allerdings entsprach ihr Gesamtbild durchaus meiner Vorstellung einer perfekten Ehefrau. Angetan von ihrem Erscheinungsbild war ich gedanklich bereits einige Schritte weiter, als sie mir ihre Hände entgegenstreckte, sodass ich die Gelegenheit natürlich nutzte und ihr beide Hände haltend einen innigen Kuss aufdrückte. Lächelnd blickte ich ihr entgegen und verlor für einen Augenblick auch meine Fassade, denn es war einer dieser wenigen Momente, in denen ich meine Gedanken und Gefühle ganz offen nach außen präsentierte. Es war mir ganz offensichtlich anzusehen, dass ich sie begehrte und am liebsten an Ort und Stelle an unser letztes Treffen angeknüpft hätte. Aber da war ja leider noch ihr Sohn, an den sie mich sogleich wieder erinnerte. "Salve Axilla. Ja, dein Sohn..", begann ich, während mein Blick bedrohlich langsam zu ihm gleitete, als müsste er sich auf eine Rüge gefasst machen. Gleichsam schenkte ich aber auch ihm ein freudiges Lächeln, bevor ich mich wieder Axilla zuwendete. "...dein Sohn hat mich schon willkommen geheißen, auch wenn ich euer Heim nicht unbedingt bescheiden nennen würde", relativierte ich, wohl wissend dass es sich um eine reine Höflichkeitsfloskel handelte. Die Domus Iunia war imposant und durchaus ein Maßstab, den ich bei der zukünftigen Heimstätte meiner Familie ansetzen wollte. Allerdings verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder, denn heute ging es nicht um Häuser sondern um Axilla, die mich ohnehin weitaus mehr begeistern konnte als jede Immobilie. "Ich freue mich zu hören, dass unsere letzte Begegnung Vorfreude auf diesen Abend geweckt hat. Mir geht es ganz genauso", gab ich offen heraus zu - und dabei bedurfte es keiner allzu großen Vorstellungskraft, um herauszufinden, auf welche Art der Begegnung ich anspielte.

    Atticus schienen meine freundlichen Worte nicht milde zu stimmen, denn seine Skepsis war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich mühte mich weiter eine gewisse Milde und Akzeptanz zu zeigen, auch wenn mir dies mit jedem weiteren Wort dieses Bengels schwerer fiel. Ich hoffte inständig, dass Axilla alsbald den Weg ins Atrium finden würde, bevor mir angesichts ihres Jungen der Geduldsfaden platzen würde. Auf den ersten Blick schien er rein gar nichts von Axillas Scharfsinn zu haben, geschweige denn von Imperiosus' Raffinesse. Stattdessen war er wohl ein kindlicher Romantiker, der die Tatsachen wohl noch nicht erfasst hatte. Vielleicht war er auch ein Spätzünder, aber ganz offensichtlich musste ich noch viel Arbeit in den Jungen stecken.


    "Deine Mutter ist sicher bisher sehr gut alleine zurechtgekommen, denn ansonsten hätte sie wohl kaum einen in der Gesellschaft Roms derart respektierten Namen", stellte ich zunächst fest. Vielleicht konnte etwas Lobhudelei den Romantiker ja milde stimmen. "Aber ganz offensichtlich sehnt sie sich nach einem neuen Mann. Und bevor du mich verurteilst, solltest du mir vielleicht auch die Möglichkeit geben, mich als würdig zu erweisen", gab ich mich weiter diplomatisch. "Ich war immer treu und loyal, schon zu meiner verstorbenen Ehefrau Lucilia Calvia. Ich bin ein ehrlicher Bürger Roms und versuche stets nach den Tugenden und Sitten zu leben, die uns die Älteren gelehrt haben. Und wenn du das auch tust, solltest du mir vielleicht eine Chance geben", schwang ich die Moralkeule mit einer tiefen - natürlich geschauspielerten - Überzeugung in meiner Stimme. Atticus schien mir für wichtigere Dinge, wie zum Beispiel meinen Zuspruch oder sonstige Arten der Bestechung, nicht empfänglich, sodass ich auf moralische Vorstellungen zurückgreifen musste. Vielleicht fruchtete ja dieses Mittel, zumindest solange, bis seine Mutter ihn besänftigen konnte und seine jugendlichen Augen für die Realität des Lebens öffnen würde.

    Ich runzelte leicht die Stirn ob der Tatsache, dass es dem jungen Pompeier wohl an Anstand und Respekt fehlte. Ohne eine Begrüßung kam er auf meinen Patron zu sprechen, als müsste ich mich vor ihm in irgendeiner Weise rechtfertigen. Der Sprössling hatte wohl die vorlaute Zunge seines Vaters, die bereits ihn nicht recht weit gebracht hatte! Ich wahrte nach außen hin allerdings mein freundliches Lächeln und sah für den Moment über die Unart des Pompeius hinweg. Eine Zurechtweisung bei einem ersten Zusammentreffen war wohl kaum angebracht, immerhin wollte ich Axilla nicht verschrecken. "Sicher...und das schon seit etlichen Jahren.", beantwortete ich also höflich seine Rückfrage, ohne mir meine innere Unruhe anmerken zu lassen. Sollte das Kind seine Fragen beantwortet und ein gutes Gefühl bekommen, zur richtigen Zeit würde ich Atticus schon in die Schranken weisen.


    Der Spross des Imperiosus schien seine forsche Art nicht allzu schnell ablegen zu wollen und begann mit seinen Fragen, als würde er meine Tauglichkeit als Ehemann auf den Prüfstand stellen. Er, der Junge, der sich wahrscheinlich noch nie um etwas sorgen musste, wollte mich prüfen? Unweigerlich fühlte ich mich an mein Bewerbungsgespräch bei der Kanzlei zurückerinnert, aber da hatte ich immerhin den Kaiser und einige der höchsten Beamten des Reiches vor mir, die mich mit ihren Fragen löcherten! Ich war innerlich angefressen und hätte Atticus am liebsten direkt eine Standpauke gehalten, schaffte es aber immer noch mir meine Gefühlswelt nicht anmerken zu lassen. "Nun...", begann ich langsam. "...für dich mag es überraschend sein und ich kann die Sorgen um deine Mutter nachvollziehen - immerhin bist du der Mann des Hauses. Aber du musst wissen, dass deine Mutter mich eigentlich schon recht gut kennt." Und wie sie mich kannte! Am liebsten hätte ich offen heraus gesprochen, aber ich wollte den Jungen ja nicht verstören. "Wer ich bin? Ich bin Cnaeus Fabius Torquatus, Eques Roms, war viele Jahre Subpräfekt bei der Classis in Alexandria und bin nun zurück am Kaiserhof, als Procurator a memoria", referierte ich zunächst über meinen Werdegang. Eigentlich ging ich davon aus, dass der Junge sich über meine Position informiert hatte, aber seiner ersten Reaktion nach hatte ich Imperiosus' Sohn wohl zuviel zugetraut. "Deine Mutter braucht einen Mann an ihrer Seite, nachdem dein Vater schon so lange weg ist. Und ich weiß, dass ich dieser Mann sein kann", endete ich bestimmt und blickte Atticus selbstsicher in die Augen.

    Ich war doch überrascht, dass der Kaiser im Fall Iunia Axilla noch genauer nachhakte, hatte ich mir immerhin alle Mühe gegeben sie in einem einwandfreien Licht darzustellen. Vielleicht hatte ich das persönliche Interesse des Kaisers an Standeserhebungen auch unterschätzt. "Ich habe ein persönliches Gespräch mit ihr geführt und kann auf diesem Wege ihre Eignung nur unterstreichen. Sie hat sich um Rom verdient gemacht wie es nur wenige Frauen vor ihr getan haben", stellte ich noch einmal meine eigene Meinung heraus, wenngleich ich mir nicht sicher war ob diese Fürsprache dem Kaiser genügte. "Iunia Axilla unterhält außerdem gute geschäftliche Beziehungen zu Consular Purgitius Macer. Eine ausdrückliche Fürsprache von dieser Seite wurde mir allerdings nicht vorgelegt." Mein Patron war einer der einflussreichsten Männer Roms und so wie ich ihn kannte, würde er sich einer Bestätigung meines Urteils kaum erwehren. Allerdings vertraute ich zunächst darauf, dass die bloße Erwähnung schon genügte.

    Ich hatte mich für diesen Abend mächtig in Schale geworfen und trug eine dunkelgrüne Tunica mit goldenen Stickereien, die ich vor einigen Jahren in Alexandria von einem einheimischen Schneider für teures Geld erworben hatte. Dazu hatte ich mit Schmuck nicht gespart, denn ich trug nicht nur meinen Ritterring an der Hand, sondern auch einen Siegelring mit Löwenkopf sowie eine goldene Halskette. Ich zeigte mich nach außen gerne prunkvoll und versuchte mit meinem Schmuck auch eine gewisse Distanz zum Pöbel aufzubauen, wenngleich dieser meine Eleganz bisweilen doch mit kritischen oder gar abschätzigen Blicken strafte. Aber sollten sie ruhig sehen und staunen, diese ganzen Neider und Speichellecker! Seit ich meinen Posten in der Kanzlei erhalten hatte schwebte ich wahrlich unaufhaltsam auf einer Erfolgswelle, die mich dereinst noch in höhere Gefilde tragen würde. Bis dahin aber genoss ich meinen neuerlichen Aufschwung und zeigte dies auch mit einer gewissen Selbstgefälligkeit und Überzeugung nach außen, sowohl in meiner Mimik als auch in meinem stolzen Gang durch die iunische Heimstätte. Der Haussklave führte mich sogleich durch das Vestibül in das Atrium, während ich meine Blicke links und rechts kreisen ließ, als würde ich in freudiger Erwartung feststellen, dass dies alles bald auch mein sein könnte.


    Im Atrium angekommen wartete bereits der Jüngling des Hauses, das Balg des Imperiosus, dem ich mit einem warmherzigen Lächeln entgegen schritt, als würden wir uns bereits ewig kennen. Eigentlich widersprach es meiner Natur ein sonderlich gutes Verhältnis zu einem Sohn aufzubauen, der nicht meiner Blutlinie entstammte. Da Axilla aber hinreichend deutlich gemacht hatte, wie viel Wert sie auf eine gute Beziehung zu ihren Kindern legte, machte ich gute Mine zum bösen Spiel und mimte den gutherzigen Onkel. "Salve, Atticus!", grüßte ich den jungen Pompeius freundlich. Eine allzu förmliche Begrüßung schien mir unangemessen, denn immerhin wollte ich Vertrauen aufbauen. "Es freut mich, dich kennenzulernen. Ich habe über meinen Patron Purgitius Macer bereits von dir gehört." Ich musterte Atticus während ich sprach und war doch etwas überrascht über seine Erscheinung. Sein blondes Haar erinnerte weder an seinen Vater noch an seine Mutter, auch wenn er die feinen Gesichtszüge wohl von seiner Mutter geerbt hatte. Sein Alter konnte ich nicht recht einschätzen, aber er war wohl kaum älter als 18 Jahre. Alles in allem erschien er mir wie ein Heranwachsender, dessen Meinungen kaum gefestigt waren und den der richtige Mentor noch in gewisse Richtungen lenken konnte. Immerhin war sein Vater bereits seit 10 Jahren verschollen!

    Am zweiten Tag nach unserem ersten äußerst erquicklichen Zusammentreffen hatte ich mich in Richtung Domus Iunia aufgemacht, um einem ersten Kennenlernen im privaten Rahmen beizuwohnen. Meinem Status entsprechend hatte ich mir eine Sänfte angemietet, um mein zukünftiges Ehebett nicht direkt dem Dreck der Straße auszusetzen. Nun gut, die eigentlichen Gründe dafür waren einerseits meine generelle Bequemlichkeit und andererseits die bloße Tatsache, dass ich es mir leisten konnte. Immerhin musste mein feudaler Lohn bei der kaiserlichen Administration auch unter den gemeinen Pöbel gebracht werden!


    Bei der Domus Iunia angekommen, die rein äußerlich doch weitaus beeindruckender daherkam als meine Casa, schickte ich Sosistratus voraus, um meinen Besuch anzukündigen. Der greise Sosistratus agierte im Moment noch sowohl als mein Haushälter als auch als mein Leibsklave - sozusagen als mein Mädchen für alles. Ein Zustand, den ich aber sicher bald ändern würde. Bucklig marschierte der Alte zur Porta und kündigte mich beim Ianitor an. "Salve, mein Herr...", begann er, bevor er sich kurz räusperte. "Mein Herr Cnaeus Fabius Torquatus wird von Iunia Axilla erwartet." Währenddessen stieg ich von der Sänfte und näherte mich ebenfalls der Porta.



    Ad
    Collegium Pontificum
    Regia Cultus Deorum
    Roma, Italia




    Wertes Collegium,


    zu den Ludi Palatini beabsichtigt unser Imperator Caesar Augustus in seiner Funktion als Pontifex Maximus die persönliche Darbringung einer Opfergabe. Zur Organisation und Koordination bitte ich um ein persönliches Gespräch mit einem Verantwortlichen aus euren Reihen.


    Vale bene.


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    Procurator a memoria - Administratio Imperatoris



    ROMA - ANTE DIEM XIX KAL IAN DCCCLXVIII A.U.C. (14.12.2017/114 n.Chr.)

    Der Kaiser hatte ganz offensichtlich nicht die Absicht mir die eigene Arbeit zu erleichtern oder wusste selbst nicht, wie genau der Ablauf gestaltet werden musste. Eine erste Besprechung mit dem Collegium Pontificum sollte die Organisation der Opferzeremonie allerdings erleichtern, sodass ich mir die Terminierung einer solchen sogleich auf meiner Tabula notierte. "Ich werde alles in die Wege leiten."


    Da dieses Thema beendet schien, ging ich zum nächsten Tagesordnungspunkt über. "Es haben sich in letzter Zeit einige Anfragen zu Standeserhebungen gesammelt, die ich bereits geprüft habe. Ich beginne heute mit den Erhebungen in den Ritterstand.", sprach ich und überreichte dem Kaiser eine Tabula.



    Zum Ritter:


    Manius Suetonius Petro
    Lucius Tedius Saccus
    Memmius Crepereius Tubulus
    Appius Vinius Chaerea
    Volusus Amafanius Sestianus
    Faustus Orbius Aterianus Quadratus
    Iunia Axilla
    Iullus Laetorius Tricostus
    Titus Vallius Vitulus
    Publius Poetelius Tranquillus


    "Es sind nur die Namen gelistet, die alle Voraussetzungen erfüllen und beziehungsweise oder sogleich einflussreiche Fürsprecher haben - darunter einige altgediente Veteranen sowie einige verdiente Verwaltungsbeamte", resümierte ich zunächst in der Annahme, dass der Kaiser nicht die Karriere eines jeden einzelnen Kandidaten vorgetragen bekommen wollte. Ein Name schien mir dabei letztlich doch einer genaueren Erklärung wert, stach sie immerhin aufgrund ihres Geschlechts bei den Kandidaten schon heraus. Ich hielt es im Moment aber für unangebracht meine persönliche Beziehung zu ihr offen zu legen, zumal ich auch so genügend Argumente für eine Erhebung finden konnte und die Standeserhebung schließlich anhand der Sachlage bewertet werden sollte - zumindest redete ich mir das in diesem Fall ein. "Iunia Axilla ist eine verdiente Auctrix der Acta Diurna und wurde für ihre langjährigen Bemühungen von Kaiser Cornelius Palma höchstpersönlich mit einer Inscriptio geehrt. Zudem hat sie sich viele Jahre am Museion in Alexandria engagiert und verfügt über nennenswerten Grundbesitz", rekapitulierte ich zunächst Axillas Verdienste. "Sie besitzt außerdem das Ius Liberorum und ist damit wohl ein Vorbild für jede römische Frau", stellte ich noch weiter heraus, wenngleich ich persönlich einen allzu großen Karrieretrieb bei Frauen für unnatürlich hielt. Aber Axilla verkörperte für mich dahingehend eine Ausnahme. "Zusammenfassend empfehle ich eine Standeserhebung in allen gelisteten Fällen", teilte ich abschließend mit und wartete sogleich auf das Urteil des Kaisers.

    Bis März würde ich mit der Hochzeit sicherlich nicht warten und deswegen auch auf die Anwesenheit meines Sohnes verzichten, aber das konnte Axilla natürlich nicht wissen und würde bei der Terminierung der Feierlichkeiten sicher noch zur Sprache kommen.


    Ich nickte zustimmend auf ihr formuliertes Bemühen hin für Privatsphäre am Abend zu sorgen, wenngleich ich mich nicht unbedingt an Zuhörern störte. Ganz offensichtlich war auch Axilla in der Beziehung recht offen, sonst hätte sie sich wohl kaum hier im Officium ihrer Lust hingegeben. Obwohl ich in Erziehungsthemen nicht sonderlich bewandert war, vermutete ich, dass sie wohl ihre Kinder keiner unangenehmen Situation aussetzen wollte.


    "Den ein oder anderen sicherlich." Wen genau ich vorab informieren wollte, musste ich selbst noch eruieren, aber darüber würde ich mir später Gedanken machen. Für den Moment aber schienen die wichtigsten Angelegenheiten geklärt, sodass ich mich noch einmal aus meinem Stuhl erhob, mich selbstbewusst zu ihr bewegte und Axilla zum Abschied einen innigen Kuss gab. Eine rein formelle Verabschiedung erschien selbst mir nach diesem intimen Zusammentreffen unangemessen. "Vale, Axilla", flüsterte ich ihr noch mit einem zufriedenen Lächeln entgegen.

    Über den genauen Ablauf der Feierlichkeiten galt es wohl tatsächlich noch zu sprechen, aber darüber hatte ich mir beim besten Willen noch keine Gedanken gemacht. Immerhin hatte ich heute morgen keineswegs damit gerechnet, dass meine zukünftige Ehefrau gleichsam eine Bittstellerin in meiner neuen Funktion als Procurator a memoria sein würde. Gemeinhin war ich aber kein Freund von hochoffiziellen und prozessualen Abläufen, sondern konnte mich für Überraschungen und Besonderheiten weitaus mehr begeistern. Immerhin sollte man mich im Gedächtnis behalten und dazu war die tausendste Hochzeit im Jahr mit demselben stringenten Ablauf wohl kaum geeignet. Auf Axillas vielsagenden Blick hin spielte ich kurz mit dem Gedanken, dem werten Axius Lucro vielleicht die Organisation einer Orgie anzutragen, aber dafür konnte ich unter anderem meinen Patron - den ich natürlich zu den wichtigsten Gästen zählte - wohl kaum gewinnen. "Nein, nein, auf das ganze Brimborium können wir sicher verzichten. Viel Wein, üppige Speisen und eine erlesene Auswahl an Gästen, das sollte genug sein", entgegnete ich Axilla, wobei ich noch immer mein zuvor gedanklich gemaltes Bild vor Augen hatte.


    "Mein Sohn Titus ist noch einmal nach Alexandria zurückgekehrt, weil unser Aufbruch nach Rom doch recht abrupt war und es noch einige Angelegenheiten zu regeln gilt - unter anderem den Verkauf unserer dortigen Besitztümer", erklärte ich zunächst die Absenz meines Sohnes, die für mich selbst in diesem Fall von Vorteil war. "Einer gemeinsamen Nacht bei dir steht also nichts im Weg", spielte ich den Ball vielsagend zurück. Wenngleich ich für den Moment zufriedengestellt war, machte unsere kurze aber doch intensive Zusammenkunft natürlich Appetit auf mehr. Und mehr als einen Tag Abstinenz wollte ich mir bei dieser Frau auf keinen Fall zumuten.

    Tatsächlich beabsichtigte ich im Fall der Fälle mein eigenes Land an meinen Sohn Titus weiterzugeben, sodass ich über die Dos für den Census abgesichert war. Aber das war nur Zukunftsdenken und konnte Axilla natürlich nicht erahnen. Sollte es zu einer Scheidung kommen, musste ich mich anderweitig absichern, aber vor der Ehe bereits eine mögliche Scheidung in Erwägung zu ziehen, war selbst für mich zu viel der Eventualitäten. "Nein, eine Sponsalia zu feiern wäre sicher übertrieben. Allerdings würde ich gerne Hochzeitsfeierlichkeiten abhalten", meinte ich dann zu den Festivitäten. Darauf wollte ich nicht verzichten, diente eine solche doch auch dem Zweck sich einen Namen in der Gesellschaft Roms zu machen und Kontakte zu knüpfen.


    "Jaja, natürlich", entgegnete ich dann etwas lapidar und mit einer Hand abwinkend zu den Parentalia. Sollte sie eben mit ihren Kindern das Andenken ihres Vaters bewahren - das war nichts, was mich in geringster Weise hätte stören können. Womöglich dachte eine Vielzahl der Römer da anders, aber ich war alles andere als ein religiöser Fanatiker, auch wenn ich die Götter - zumindest ab und an - ehrte.


    "Ich schlage vor ich treffe dich alsbald im Haus deiner Familie, um uns um den weiteren Ablauf zu kümmern." Dass ich das Treffen nicht bei mir arrangierte, mochte vielleicht ebenso unüblich sein, aber so konnte ich wenigstens ihre Verwandtschaft kennen lernen, so sie denn in Rom weilte. Abgesehen davon konnte ich dort vielleicht etwas Inspiration für die neue Heimstätte meiner Gens finden.

    Sim-Off:

    Oh, da hab ich dich tatsächlich falsch verstanden :D


    Man hatte mir wohl absichtlich falsche Instruktionen bezüglich der Arbeitsumgebung bei der allmorgendlichen Besprechung gegeben - entweder aus Antipathie mir gegenüber oder aus Belustigung. Hätte der Kaiser mich für mein legeres Auftreten gerügt, hätte ich den Verantwortlichen für seine fehlerhafte Instruktion auch einen Kopf kürzer gemacht. So war ich allerdings ganz unbedarft und genoss die Vorzüge des bequemen Arbeitens, sodass ich dies auch in Zukunft bei der morgendlichen Besprechung für selbstverständlich halten würde.
    "Sicher", antwortete ich im Hinblick auf das Opfer, wenngleich ich, was kultische Pflichten anbelangte, nicht recht bewandert war. Also versuchte ich mit zusätzlichen Rückfragen über mein Halbwissen hinwegzutäuschen und Licht ins Dunkel zu bringen:
    "Du gedenkst das Opfer alleine abzuhalten oder willst du auch die übrigen Collegien einbinden?" Ich wusste zumindest, dass eine Teilnahme aller Collegien nicht unüblich war. Zumindest glaubte ich mich daran zu erinnern. "Und die anschließenden Spiele richtet der Consul aus?", fragte ich noch auch aus einem gewissen Selbstzweck heraus, denn Spiele konnten mich weit mehr begeistern als das Opfern eines Ochsen oder die Eingeweideschau.

    "Ich bin bereits in freudiger Erwartung darauf", grinste ich ebenso vieldeutig zurück und schweifte dabei gedanklich kurz ab. Der Gedanke, wie Axilla...nein, jetzt galt es die offiziellen Dinge zu regeln und dieses Geschäft zum Abschluss zu bringen. Etwaige Phantasien in dieser Richtung konnte ich noch bald genug ausleben, denn Axilla schien dabei ebenso offen eingestellt wie ich selbst es war.


    Ihr fragender Blick im Hinblick auf den Ehevertrag blieb mir nicht verborgen, sodass ich recht schnell zu der Annahme kam, dass sie meine Bemerkung falsch verstanden hatte. Eifersüchtig war ich keineswegs, immerhin war der eine Ex-Mann tot und der andere verschollen. Vielmehr beabsichtigte ich auszudrücken, dass sie wohl zuvor bereits einen inhaltlich auch für unsere Beziehung adäquaten Ehevertrag eingegangen war, wohingegen meine erste Ehe im Alter von 16 Jahren kaum eines recht umfangreichen Vertrags bedurfte. Allerdings schien mir das Missverständnis nicht erheblich genug, um es an dieser Stelle aufklären zu müssen, und so widmete ich mich Axillas weiteren Worten. "Ich halte eine Dos in Höhe von 50 Aurei für angemessen", stellte ich zunächst eine Summe in den Raum. "Allerdings habe ich mehr Interesse an Grund als an Geld", formulierte ich nun meinen tatsächlichen Gedanken. "Also wäre ich bereit, den Grundstücksertrag weiterhin dir zu überlassen." Ich wusste genau, über wie viel Grund Axilla verfügte. Nicht zuletzt deswegen war sie ja auch eine gute Partie für mich. "Auf eine Eintragung eines Verlöbnisses lege ich keinen Wert, aber dir steht es frei, bei dieser Gelegenheit eine Eintragung vorzunehmen", fügte ich dann noch gleichgültig hinzu. Ein Verlöbnis hatte ohnehin keine sonderliche rechtliche Aussagekraft - abgesehen davon, sollte der tatsächliche Ehevertrag ohnehin alsbald geschlossen werden.

    Interessiert folgte ich Axillas Ausführungen und war durchaus beeindruckt. Sie war anscheinend gut vernetzt und kannte die ein oder andere wichtige Person. Nun wusste ich auch, wie sie all die Jahre ohne den Pompeier zurecht kam und mir gefiel, dass sie eine gewisse Eigenständigkeit entwickelt hatte, die sie auch in Zukunft wahren wollte. Ich dagegen war in Rom noch kaum vernetzt und wollte dahingehend von ihrem guten Namen und der allgemeinen Bekanntheit der Iunier profitieren. Wenn ich im Gegenzug ihr den ein oder anderen Gefallen erwies, konnte dies ein für beide Seiten profitables "Geschäft" werden. Natürlich hatte diese Beziehung auch nicht nur rein formelle Vorteile, wie sich auf meinem Schreibtisch zuvor eindrücklich gezeigt hatte. "Axius Lucro scheint mir ein interessanter Kontakt zu sein", kommentierte ich letztlich ihre Ausführungen zu ihren Geschäften und ihren Beziehungen etwas lapidar, aber nur weil ich keinerlei weitere Fragen dazu hatte. Das ein oder andere würde sich sicher erst noch in nächster Zeit ergeben, aber für den Moment reichten mir die Informationen aus, um mir ein Bild von meiner potentiellen Frau zu machen. Abgesehen davon hatte ich Feste und Orgien zu Feiertagen des Bacchus - und eigentlich auch zu jeder anderen Zeit - durchaus zu schätzen gelernt.


    Als ich das Wort "Bedingungen" hörte, wurde mein Blick schlagartig etwas strenger - eine Eigenheit, die ich selbst nicht bemerkte, wenn es um "geschäftliche" Themen ging. Das was folgte, konnte mich aber kaum ins Stutzen bringen, geschweige denn meine Entscheidung beeinflussen. Sie wollte ihre Söhne nicht zurücklassen - damit konnte ich gut leben. Zwar waren sie Sprösslinge des Pompeiers, aber da dieser sowieso schon lange abwesend war und wohl kaum noch eine Bindung zu ihm bestand, konnte ich sie auch für meine Zwecke nutzen. Immerhin gehörten sie dann zur Familie. Folglich signalisierte ich mit einem Nicken meine Zustimmung.


    Daraufhin erteilte mir Axilla einen Freifahrschein, um mich während der Ehe auch anderweitig zu vergnügen, solange ich sie nicht vernachlässigte. Ein etwaiges Versprechen in der Hinsicht, dass ich ihr treu sein müsste, hätte ich auch als mehr als fragwürdig empfunden. Immerhin war es durchaus üblich, dass ein Mann meines Standes sich mit der ein oder anderen Konkubine vergnügte. Andererseits verschwendete ich daran im Moment keinen Gedanken, denn Axilla war eine der attraktivsten und aufregendsten Frauen, die ich je gehabt hatte. Das konnte sich natürlich ändern, aber aktuell war mein Interesse, mich mit ihr zu vergnügen, weitaus größer als mein Interesse an sonstigen Gespielinnen.


    Überdies sollte ich keine Kinder ohne ihre Zustimmung annehmen. Auch mit dieser Bedingung konnte ich mich arrangieren, denn einen Erben hatte ich ja bereits. Außerdem erhoffte ich mir natürlich auch von ihr weiteren Nachwuchs. Insofern nickte ich ein weiteres Mal zustimmend und teilte abschließend mit: "Ich bin mit deinen Bedingungen einverstanden." Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort: "Vielleicht sollten wir die weiteren Angelegenheiten in einem angemesseneren Rahmen diskutieren. Ich schlage vor, du lässt von deinen Bediensteten einen Ehevertrag nach deinen Vorstellungen aufsetzen und ich teile dir dann meine Bedingungen mit. Immerhin hast du Erfahrung in solchen Dingen", offerierte ich ihr amüsiert, wobei ich mir eine Bemerkung zu ihren vorangegangen Ehen nicht verkneifen konnte.

    Auf ihre Frage hin öffnete ich sämtliche Schranktüren und sonstigen Stauraum, bis ich tatsächlich einige Handtücher finden konnte und reichte eines davon Axilla. Ich musste unbedingt einen Sklaven finden, der sich in Zukunft um solche Sachen kümmerte. Im Moment war ich aber noch recht unvorbereitet und hatte kaum damit gerechnet, dass ich schon in der ersten Woche meiner Tätigkeit für solche Eventualitäten gerüstet sein müsste.


    Mir gefiel, wie sie mich weiter herausforderte. Natürlich war ich nicht mehr bei voller Konzentration, aber das würde wohl eher zu ihrem, denn zu meinem Vorteil gereichen. Mir gefiel, was ich bisher von ihr gesehen hatte und ich wollte keineswegs, dass das für alle Zeit alles gewesen sein sollte. Also nahm ich dankend ihr wohlwollendes Resümee zu meiner Person entgegen und machte mich dann an die Beantwortung ihrer Fragen: "Ich wohne in der Casa meiner Familie auf dem Esquilin, möchte aber alsbald eine angemessere und größere Immobilie erwerben. Zusammen mit meinem Sohn aus erster Ehe, Titus Torquatus, der bald seinen eigenen Weg beschreiten wird. Ansonsten keine Kinder", entgegnete ich ehrlich ihrer Befragung. Nun gut, in Alexandria konnte ich womöglich das ein oder andere uneheliche Kind gezeugt haben, aber wer wusste das schon genau. "Mein Vater ist tot, mein Onkel ist tot. Ich habe nur einen jüngeren Bruder - oder hatte zumindest einen, ich weiß nicht wo er verblieben ist oder ob er ebenfalls tot ist. Du siehst also, meine Verwandtschaft ist übersichtlich." Axillas Verwandtschaft kannte ich namentlich ja bereits, zumindest den wichtigsten Teil. Genaugenommen interessierte sie mich allerdings auch nicht sonderlich, sondern wenn überhaupt Axilla selbst - vor allem auch ihre Kontakte und Verbindungen, wenn sie schon von Spionen sprach. "Wie steht es um deine geschäftlichen Aktivitäten und Kontakte?", fragte ich ohne Umschweife und ganz pragmatisch.

    Ich hielt Axilla noch eine ganze Weile in den Händen, spürte meinen Puls, der sich langsam beruhigte und fand allmählich wieder zu einem geregelten Atem. Mein Rücken brannte leicht und ich spürte den Biss an meiner Schulter, doch ich fühlte dies nicht als Schmerz. Vielmehr fühlte ich eine tiefe Zufriedenheit, die meiner Erregung gefolgt war. Diese Zufriedenheit präsentierte ich nach außen hin mit einem Lächeln und ich war mir auch sicher, dass Axilla das alles genossen hatte, was mich nur umso besser stimmte. Ich hielt meine neue Bekanntschaft noch eine ganze Weile in den Armen, bis auch ihr Körper sich beruhigte und sie die intime Ruhe scherzend durchbrach. "Ganz sicher...", entgegnete ich lächelnd und störte mich an diesem Gedanken in keinster Weise. Selbst wenn einer der Beamten in den Raum geplatzt wäre, hätte ich unsere Zweisamkeit nicht unterbrochen, denn dafür hatte ich alles viel zu sehr genossen. Außerdem war ich Procurator und hatte mich allein schon deshalb kaum vor den einfachen Primicerii und Notarii darüber zu rechtfertigen, wie ich meine Gäste behandelte und wie viel Aufmerksamkeit ich ihnen schenkte. Wenngleich die Aufmerksamkeit, die ich Axilla geschenkt hatte, kaum einem anderen Gast zuteil werden würde.


    Einen Moment später ließ ich langsam von ihr ab, griff meine Tunica am Boden und zog sie mir wieder über, ehe ich sie mit meinem Gürtel fixierte. Dann schenkte ich dieses Mal nicht nur mir, sondern auch ihr einen Becher Wein ein und reichte ihn ihr zum Tisch. Die Gefahr, dass sie letztlich doch noch auf meinem Tisch tanzen würde, war nach all dem was passiert war wohl kaum mehr als Risiko zu betrachten. Erschöpft ließ ich mich dann wieder auf meinem Platz nieder und nahm einen großen Schluck Wein, während ich sie weiter eindringlich musterte. "Willst du jetzt über unseren Ehevertrag sprechen?", fragte ich amüsiert.

    Als sie mich am Gürtel zu ihr zog, wollte ich nicht mehr sprechen, sondern sie nur noch haben. Ich hatte viele Feste in Alexandria gefeiert und hatte viele schöne Frauen gehabt, aber kaum eine hatte ich so begehrt wie die, die gerade auf meinem Schreibtisch saß. Nach ihrem Einverständnis - auf was nun genau bezogen war mir sichtlich egal, denn ich kommentierte es nur mit einem verschmitzten Lächeln - näherte ich mich langsam und stetig, die Distanz wurde geringer und ich musste mich mit beiden Händen am Tisch abstützen, als sich unsere Lippen letztlich berührten. Ich küsste sie langsam und zurückhaltend, ließ meine Hände dabei an ihre Hüfte gleiten und packte sie dann von beiden Seiten etwas fester, während ich auch ihre Hände an meinem Körper spürte. Dann wurde ich schneller, gieriger und löste den Gürtel meiner Tunica, derer ich mich sogleich kopfüber entledigte. Ich wollte nicht länger warten. Nun konnte man gut erkennen, dass ich noch in Form war, auch wenn ich in Alexandria durchaus genussvoll und ausschweifend gelebt hatte. Auf meinen Körper hatte ich aber stets geachtet, denn dazu hatte ich mehr als genug Zeit gehabt.


    Nachdem ich mich meiner Tunica entledigt hatte, schmiegte ich mich nun ganz nah an sie, meine Küsse wurden forscher und ich übernahm die Kontrolle. Mit beiden Händen schob ich ihr Kleid nach oben, das mich mit seinem körperbetonten Schnitt so lange um den Verstand gebracht hatte und schob sie an ihren nackten Hüften zu mir. Und dann...dann genoss ich das Liebesspiel, während diesem sich unsere Körper vereinigten. Erst langsam, dann schneller und intensiver, aber stets rhythmisch, als würde in meinem Kopf ein Metronom beständig den Takt vorgeben. Und dabei dachte ich weder an irgendeine Hochzeit, an den Ritterstand, oder daran, dass uns die Kollegen in den engen Gängen der Administratio hören konnten, sondern nur an den Moment und ließ mich voll und ganz auf Axilla ein.

    Axillas Überraschung über meine recht forsche Offerte blieb mir nicht verborgen, aber damit hatte ich auch gerechnet. Immerhin hatte sie vor dem Betreten dieses Officiums wohl erwartet einen gelangweilten Bürokraten vorzufinden, der spätestens ihrem eindeutigen Angebot eines schnellen Vergnügens erliegen würde. Andererseits hatte ich mich - zumindest in dieser Hinsicht - nicht auf das Gespräch vorbereitet. Immerhin konnte ich ja nicht wissen, dass der Pompeier bereits geschlagene zehn Jahre auf der Flucht war und seine Familie in Rom zurückgelassen hatte! Ohnehin war ich verwundert, wie eine Frau für so lange Zeit selbst für sich sorgen konnte, wenngleich ich mich noch an eine Andeutung meines Patrons im Hinblick auf Axillas geschäftliche Aktivitäten erinnern konnte. All das spielte für den Moment allerdings keine Rolle mehr, denn mein Eheangebot war ausgesprochen und machte für mich in meiner Situation durchaus Sinn. Im Gegensatz zu meiner alten Frau Calvia war die Iunia eine Schönheit, offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen und hatte Ambitionen. Noch dazu entstammte sie einer ehrbaren Familie mit einer gewissen Bekanntheit. Und zuletzt forderte sie mich auf ihre Art und Weise heraus - und das reizte mich außerordentlich.


    Dass Axilla meinen Ausführungen dann nur eine Gegenfrage entgegenbrachte, war zumindest ein Indiz, dass sie der Sache nicht gänzlich abgeneigt war. Natürlich hätte ich eine etwaige Abneigung auch nicht nachvollziehen können, wenn ihre Ambitionen nicht nur gespielt waren. Immerhin war ich ein Eques Roms, sprach jeden Tag mit dem Kaiser und hatte einen Consular als Fürsprecher. "Nun, die üblichen beidseitigen Pflichten...du behältst dein Vermögen, deine Freiheit...", sprach ich nun leiser und bewegte dabei meinen Kopf weiter in ihre Richtung, nachdem mir ihr Näherkommen und ihre rechte Hand an meiner Tunika nicht verborgen geblieben waren. "...und ich erhalte eine dos, um die Ehe öffentlich zu bezeugen und vom Konkubinat abzugrenzen", fügte ich noch hinzu, während auch meine Hand langsam zu ihr glitt und ich sodann langsam ihrem rechten Arm entlang streichelte. "Aber willst du die Einzelheiten nicht später besprechen?", flüsterte ich nun schon fast, während mein Kopf dem ihren nun bedrohlich nahe war, näher als sich zwei fremde Menschen je kommen würden. Dass das Verlangen an dieser Stelle nicht einseitig war, war auch für mich offensichtlich und ich wollte natürlich nichts unversucht lassen, wenn ich sowohl das kurze Vergnügen als auch die Ehe haben konnte. Immerhin sehnte ich mich immer nach allem und drängte immer nach mehr.

    Genüsslich lauschte ich den Erzählungen der Iunia und verfiel geradezu in eine Trance, als sie sich dabei näher und näher zu mir bewegte. Mein Puls steigerte sich und mir gefiel die Richtung, in die sich das Gespräch zu entwickeln schien. Alle Einzelheiten ihrer Ausführungen konnte ich dabei nicht mehr erfassen, da mich die Person, die direkt vor mir stand, weitaus mehr interessierte als die Geschichten vergangener Tage. Als sie sich dann gegen meinen Tisch lehnte und ich ihren Fuß an meinem Bein spüren konnte, war ich der Versuchung fast verfallen. "Ich...", stotterte ich knapp heraus, ohne überhaupt zu wissen, was genau ich darauf antworten sollte. Die Versuchung war unendlich groß und ich war gewillt aufzuspringen, um mich an Ort und Stelle auf dieses kurze Vergnügen einzulassen. Unzählige Gedanken schossen mir dabei durch den Kopf: 'Wer würde bei dieser Frau nicht schwach werden?', 'Du musst die Gelegenheit nutzen'...Doch gleichzeitig hörte ich meine eigene mahnende Stimme, die mir recht deutlich vor Augen führte, dass es eben doch nur ein kurzes Vergnügen war. Vor meiner Rückkehr hätte ich keine Sekunde widerstanden, doch ich musste meine eigenen Ziele im Auge behalten. Es dauerte einen ganzen Moment, der sich wie Minuten anfühlte, ehe ich ich ihren Fuß griff und ihn sanft zur Seite bewegte. "Es scheint so, als wären dir alle Mittel recht, um deine Ziele zu erreichen. Dahingehend sind wir uns sogar ähnlich", entgegnete ich, nachdem ich die Fähigkeit zu sprechen wiedergewonnen hatte.


    Eilig sprang ich dann von meinem Stuhl auf und bewegte mich zum kleinen Tisch an der Seite des Raumes, um mir Wein nachzuschenken. Es war offensichtlich, dass ich nur räumliche Distanz zur Iunia herstellen wollte, da ich die Spannung kaum ertragen konnte. Ich leerte einen ganzen Becher Wein auf ex, holte tief Luft und wandte mich dann wieder zu meinem Gast. "Es fällt mir schwer dein Angebot auszuschlagen...offensichtlich. Aber ich bin kein Jungspund mehr und muss zum Wohle meiner Familie auch andere Dinge im Kopf behalten. Auch wenn deine Argumentation sehr überzeugend ist", erklärte ich und lächelte dabei schmeichelnd. "Deine Familie hat einen großen Namen, aber im Moment wenig Einfluss. Meine Familie hat keinen Namen, aber ich habe eine aussichtsreiche Position. So wie es aussieht bist du deine vergangenen Beziehungen kaum nur aus romantischen Idealvorstellungen eingegangen, sondern weil du weiter kommen willst. Und ich bin ebenfalls kein Romantiker und will weiter kommen.". Ich pausierte kurz und bewegte mich nun selbst in ihre Richtung am Tisch. "Meine Frau ist lange tot, aber für einen Mann meines Standes ziemt es sich nicht, für alle Zeit als Witwer zu leben." Meine verstorbene Frau Calvia wäre aktuell auch unter meinem Wert gewesen und ich hätte sie in meiner heutigen Situation kaum geehelicht, aber das war eine andere Geschichte. "Daher schlage ich eine eheliche Verbindung vor. Werde meine Frau und ich werde dir den Ritterstand verschaffen...und außerdem auch alles dafür tun, dass deine Söhne ihre Ziele erreichen", sprach ich dann offen heraus, während ich unmittelbar vor ihr stand. Wohl kaum war eine derartige Situation, wie sie sich hier gerade abspielte, gewöhnlich, schon gar nicht in einem Officium bei einem ersten Treffen. Aber ich war eben auch kein gewöhnlicher Mann und glaubte auch nicht, dass die Iunia eine gewöhnliche Frau war. Außerdem konnte sie, befreit von der Geschlechtsvormundschaft, ihre eigenen Entscheidungen treffen.