Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Ich trat ins Officium und schenkte dem Decemvir ein freundliches Lächeln.

    »Salve! Caecilius Celer nehme ich an? Ich bin Cnaeus Fabius Torquatus. Du hast mich anlässlich des Erbes meiner verstorbenen Gattin Iunia Axilla benachrichtigt.«

    Ich ging einen Schritt nach vorne und verschränkte die Arme vor der Brust.

    »Ich möchte deine Zeit nicht unnötig beanspruchen, deswegen komme ich direkt zur Sache: Ich erhielt die Nachricht, dass der Nachlass, der mir als Erbberechtigter überschrieben wird, sich in einigen Sklaven erschöpft, weil ein Großteil bereits an den Sohn meiner Gattin, Pompeius Atticus, vererbt wurde. Meine Nachforschungen haben allerdings ergeben, dass - welch Tragödie - meine Gattin wohl zeitgleich mit ihrem Sohn verstorben sein muss. Ich würde dahingehend gerne erfragen, auf welchem Wege Pompeius Atticus Erbe meiner Frau werden konnte?«

    Am Ende wollte sich irgendein nutzloser Pompeier aus der Sippschaft des Imperiosus bereichern - oder gar die Staatskasse - was ich zu verhindern gedachte.

    »Weiter habe ich ermitteln können, dass einige Betriebe zum Zeitpunkt des Todes meiner Gattin noch in ihrem Eigentum standen.« Die Bediensteten des Hauses Iunia waren redselig, wenn man sie zu nehmen wusste. »Auch hier stellt sich mir die Frage nach dem Verbleib dieser Betriebe.«

    Und dann waren da noch die Grundstücke, die insbesondere meine Gier erweckten.

    »Zuletzt frage ich mich, in welche Hände der Grundstücksbesitz meiner verschiedenen Frau gelangt ist. Da sie selbst eine Eques war und darob eine Pflicht zum Landbesitz hatte, müsste sie doch zum Zeitpunkt ihres Todes selbst einen gewissen Teil gehalten haben?«

    Alles in allem war die Angelegenheit dubios. Zweifellos war es eine göttliche Fügung, dass ich nun Erbberechtigter war, aber wenn, dann wollte ich Axillas Nachlass in guten Händen - also meinen Händen - wissen.

    Axillas Tod hatte mich hart getroffen. In der Regel bemaß ich den Wert eines Menschen in meiner Umgebung anhand der Vorteile, die er mir einbringen konnte. Bei Axilla jedoch verhielt es sich anders: Wenngleich unsere Vereinigung in erster Linie politisch getrieben war, hatte ich - trotz martialischen Ankämpfens - eine Bindung zu ihr entwickelt. Ich sehnte mich nach unseren gemeinsamen Stunden in meinem Officium auf dem Palatin und erinnerte mich zurück an ihre Kühnheit, die mich inspiriert hatte. Im Gegensatz zu meiner ersten Frau Lucilia, die ich grundsätzlich verabscheut hatte und deren einziges Geschenk an mich mein Sohn und Erbe war, erachtete ich Axilla als Komplizin, eine Verbündete auf Augenhöhe. Nunmehr war ich erneut auf mich alleine gestellt und nach einigen Tagen des seelischen Peins gedachte ich mein Schicksal wieder in die Hand zu nehmen. Mein erster Weg führte mich zum Officium der Decemviri Litibus Iudicandis, die mich über mein Erbe benachrichtigt hatten.


    So klopfte ich an der Tür und wartete auf ein Signal aus dem Inneren.



    Ad

    Vigintivirum

    Titus Caecilius Celer

    Basilica Ulpia

    Officium Decemv. Lit. Iud.

    Roma



    Salve Caecilius,


    vielen Dank für deine Anteilnahme am überraschenden Tode meiner geliebten Gattin. Hiermit möchte ich dir mitteilen, dass ich mein Erbe annehme und dich bitten, die entsprechenden Vorgänge einzuleiten.


    Vale bene.


    CNAEUS FABIUS TORQUATUS

    ROMA - ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLXXI A.U.C. (18.1.2021/118 n.Chr.)


    »Quaestor Annaeus, willkommen!«, tönte ich bei der Ankunft meines ersten Gastes in gewohnt überkandidelter Manier und setzte mein bestes Siegerlächeln auf, meine weibische Melancholie gänzlich beiseiteschiebend. Ich unterzog meinen Gegenüber eines prüfenden Blickes und konnte keine Regung erkennen, die auf eine Mitwisserschaft hinsichtlich des (vermeintlichen) Exitus meiner Angetrauten hindeutete. Ausgezeichnet.

    »Keinesfalls, Primicerius Decimus müsste...Ah, da ist er ja. Salve!«, grüßte ich auch den Nachzügler mit einem oberflächlichen Grinsen und deutete beiden Gästen mit einer Geste den Weg zum kreisrunden Tisch, der sich inmitten des Tablinums befand und einen Blick in den winterlichen Hortus gewährte. Sodann ließ ich mich auf einem der Stühle nieder und bot auch Decimus und Annaeus einen Sitzplatz an, während die Diener des Hauses bereits Wein, Wasser und Häppchen reichten.

    »Ich habe den Architekten Helvetius über unsere Zusammenkunft informiert, er hat jedoch nicht mehr reagiert. Ist er euch persönlich bekannt?«, erfragte ich zunächst und blickte zwischen meinen beiden Gästen hin und her, während ich mit meinen rechten Fingern einem lauernden Löwen gleich auf dem Tisch tippelte.

    Selbst ich, der ich sonst nicht allzu häufig an jenen Groll der Götter zu glauben pflegte, der sich in persönlichen Bestrafungen entlud, vermochte die Nachricht vom vermeintlichen Tod meiner Gattin nur als eine solche interpretieren. Axilla tot? Mir war, als wäre mir ein Teil meines pechschwarzen Herzens entrissen worden. Ausgerechnet an dem Tage, an dem ich die Kommission zum kaiserlichen Bauprojekt in die Domus Iunia geladen hatte, war mir diese schauerliche Botschaft überbracht worden. Noch mochte ich an ein Gerücht oder Missverständnis glauben, denn auch wenn wir uns zuletzt kaum mehr gesehen hatten, unsere Ehe mehr einem politischen Bündnis denn einer leidenschaftlichen Beziehung glich, erinnerte ich mich noch häufig und gerne an unsere gemeinsamen Stunden zurück. Obwohl ich - wie ich mir auch selbst eingestand - ein gewissenloser Opportunist war, war ich von ganz menschlichen Gefühlsregungen nicht gänzlich gefeit. Indes versuchte ich mir einzureden, dass dies alles nicht wahr sein konnte und verbarg mein Elend tief in meinem schwarzen Herzen, um nicht den Eindruck von Trauer oder gar Schwäche nach außen sichtbar zu machen.


    Die Diener der Domus hatten im Tablinum einige Häppchen und ausreichend Wein für die Runde vorbereitet. Neben Annaeus und Decimus hatte ich wie vereinbart auch den Architectus Helvetius laden lassen. Ich hoffte nur, dass sie die Nachricht des Todes meiner Gattin nicht zufällig auf den Straßen aufgeschnappt hatten. Nunmehr war ich nicht mehr der Fremde, der als Gatte übergangsweise in der Domus Iunia hauste, sondern - sollte sich der Tod Axillas als wahr herausstellen - nur noch ein Fremder, der in einer fremden Domus hauste. Ein Landstreicher gewissermaßen. Ein untragbarer Zustand, der das gemeine Volk zu allerlei Getuschel veranlassen konnte.


    Während ich innerlich aufgebracht und durcheinander war, mimte ich nach außen gewohnte Souveränität und wartete im Tablinum auf meine Gäste.



    Sim-Off:

    Die Beteiligten können natürlich gerne ohne Umwege hier posten.

    Ad

    Architectus Italia

    Marcus Helvetius Commodus

    Casa Helvetia

    Roma


    Salve Helvetius Commodus,


    im Zuge der Planungen zu einem staatlichen Bauprojekt wird deine Expertise als Architectus benötigt. Bitte finde dich heute Abend in der Domus Iunia zu einer ersten Besprechung ein oder - solltest du verhindert sein - lasse mir bitte eine entsprechende Nachricht zukommen.


    Vale bene.


    Cn. Fabius Torquatus - Procurator a memoria

    ROMA - ID IAN DCCCLXXI A.U.C. (13.1.2021/118 n.Chr.)

    Salve Decimus,


    wie besprochen lade ich dich heute zur Besprechung des kaiserlichen Projekts im Rahmen einer Cena in die Domus Iunia.


    Vale bene.


    Cn. Fabius Torquatus

    ROMA - ID IAN DCCCLXXI A.U.C. (13.1.2021/118 n.Chr.)

    Hatte dieser Varenus mich gerade als Ratte bezeichnet? Bei Iunos... Kurz war ich gewillt, ihn zurechtzuweisen, doch ich korrigierte meine beinahe entglittenen Mundwinkel schnell zu einem verschmitzten Grinsen.

    »Ich befürchte, das Ansehen der Ratte leidet zu Unrecht unter seinem allgemein als ekelerregend und schmutzig empfundenen Äußeren. Ratten sind gewiefte Tiere. Sie kommen immer nur dann aus ihren Verstecken, wenn es eine Chance auf Essen gibt, ohne erwischt zu werden«, gab ich meinem Gegenüber zu verstehen und war mir sicher, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl verstand. Immerhin war ich derjenige, der nun als Procurator die Karriereleiter erklomm, während er noch Erbsen zählte. Aber ich war nicht darauf aus, mir einen persönlichen Feind zu machen. Der Decimus schien mir als Verbündeter weitaus nützlicher, allein schon weil seine lange Kanzleizugehörigkeit ein gutes Maß an Gerissenheit offenkundig machte.

    »Nicht unbedingt. Ich war der orientalischen Verführungen schlichtweg überdrüssig und erkannte nach einigen Jahren in Ägypten, dass die Hauptstadt weit mehr Chancen für mich bot«

    Außerdem war über vergangene Machenschaften mit der Zeit genug Gras gewachsen.

    »Die Empfehlung des Consulars Flavius für meinen Sohn«, reichte ich dem Kaiser an einem Morgen das Schreiben meiner patrizischen Bekanntschaft.

    »Er beabsichtigt schon zur kommenden Wahlperiode zu kandidieren« Da der Kaiser die Erhebung von Titus nur noch an die Empfehlung des Consulars geknüpft hatte, ging ich natürlich davon aus, dass Titus`Plan aufging.



    Ad Imperator Caesar Tib Aquilius Severus Augustus

    Palatium Augusti

    M' Flavius Gracchus Imp Caes Tib Aquilio Severo Aug s.p.d.


    Mit diesem Schreiben möchte ich dir Titus Fabius Torquatus, Sohn des Cnaeus Fabius Torquatus, für eine Erbebung in den Ordo Senatorius empfehlen. Neben seiner exquisiten Bildung verfügt er über einen wachen Verstand und eine vortreffliche Attitüde, welche er in einem tirocinium fori unter meiner Obhut weiter verfeinerte. Nun ist er bestrebt, im nächsten Amtsjahr seine Diligenz in den Dienste des Staatswesens zu stellen und dazu den Cursus Honorum zu beschreiten. Ich kann dieses Ansinnen nur sekundieren, da ich überzeugt bin, dass Titus Fabius Torquatus ein Gewinn für Rom sein wird.


    Mögen die Götter dir und den deinen stets gewogen sein!

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    Helvetius? Helvetius Commodus? Noch nie gehört.

    »Die da wären?«, blickte ich Richtung Varenus.

    Bei so einem prestigeträchtigen Unterfangen würde man natürlich nicht die Katze im Sack kaufen. Architektenpannen und Bauverzögerungen waren in der Regel alles andere als ruffördernd. Nun gut, gegen eine Einladung zur abendlichen Cena sprach wohl nichts. Wenn er nichts taugte, würde ich das schon herausfinden.

    »Lasst uns die Diskussion darüber in meinem Hause weiterführen. Ich werde den Helvetier ebenfalls einladen, dann werden wir ja sehen, ob er für so ein Mammutprojekt der richtige Mann ist«, korrigierte ich meine Nachfrage an Varenus und blickte dann gen Kaiser, dem es oblag, die Besprechung zu beenden.

    Renommee. Das war mein Stichwort.

    »Vorzüglich. Ich lade euch gerne zu einer Besprechung der Einzelheiten in meine Domus, vielleicht im Rahmen einer abendlichen Cena«, wandte ich mich an Annaeus und Varenus, um zu untermauern, dass ich in dieser Sache die Rolle des Platzhirsches einzunehmen gedachte. Apropos Domus, ich musste dem Architekten meiner neuen Behausung endlich Feuer unter dem Hintern machen. Nachdem meine Gattin Axilla die Stadt verlassen hatte, war ein weiteres Verweilen in der Domus Iunia schlichtweg untragbar, wenn nicht sogar rufschädigend.

    »Dort können wir die weitere Aufgabenverteilung eruieren.«

    "Sei uns gegrüßt, Fabius Torquatus, willkommen auf unserem Fest!" begrüßte ich den Procurator a memoria respektvoll von Eques zu Eques. Er war eine einflussreiche Figur auf dem Palatin, man sagte ihm ein Talent zum langfristigen Machterhalt nach, dabei war er schwer einzuschätzen, da über ihn selbst (selbst mir) relativ wenig bekannt war.
    "Darf es ein Massiker sein, oder eher ein würziger Caecuber?" Schon war der Wein-Einschenker zur Stelle. "Hab Dank für deine guten Wünsche." Gedeihlich und fruchtvoll, ach herrje, das erinnerte mich daran dass dieser schöne Tag unweigerlich in eine Hochzeitsnacht münden würde. Energisch fokussierte ich meine Gedanken wieder auf das Jetzt.
    Dass seine scharfzüngige Gattin uns nicht beehrte fand ich überhaupt nicht schlimm, ich hatte sie ja nur anstandshalber einladen lassen. Denn ich hatte nie vergessen, dass das Luder meiner lieben Schwester vor einem halben Leben ihren Verlobten, den verrückten Aelius Archias, abspenstig gemacht hatte. Der wievielte von Iunias Gatten war Fabius nochmal... der dritte oder vierte? Was für ein enormer Verschleiß.
    "Das ist sehr schade" behauptete ich glattzüngig, "bitte richte ihr unsere besten Grüße aus."

    »Einen Caecuber sehr gerne«, entgegnete ich entzückt über die Weinauswahl und ließ mir einen solchen sogleich vom Einschenker reichen. Gänzlich nichtsahnend hinsichtlich der eisigen Beziehung des Bräutigams zu meiner (Noch-)Gattin nahm ich die Grüße für Axilla respektvoll entgegen und mischte mich sodann unter das Festvolk, um vielleicht das ein oder andere ergiebige Gespräch zu suchen - oder besser gesagt den ein oder anderen einflussreichen Würdenträger zu erspähen.

    Unmittelbar nach Varenus hatte auch ich die Räumlichkeiten betreten, zunächst nur still im Hintergrund verharrend, um dessen Ausführungen zu folgen und den Stand der Dinge zu erfahren. Dann richtete ich meinen Blick zum Princeps.

    »Entschuldige die Verspätung, mein Kaiser. Ein ausufernder Termin.«

    Ich blickte in die Runde und erspähte neben Varenus den neuen Quaestor Principis, über den ich mich bereits informiert hatte. Der Sohn des Senators Annaeus Florus, ein Sprössling aus vornehmen Hause.

    »Salvete«, grüßte ich sodann in die Runde und griff Varenus' Vortrag auf. »Ein Aquaedukt? Eine ausgezeichnete Idee. Bescheiden aber doch erinnerungswürdig.«

    Mir war es letztlich gleichgültig, welcher Prunkbau am Ende errichtet werden würde, solange dieser eben auch mit meinem Namen in Verbindung stand. Umso argwöhnischer betrachtete ich deshalb die Anwesenheit des Senatorensohns, der mir womöglich meine leitende Position in dieser Sache streitig machen konnte. Aber ich wusste schon, wie ich mit dem Jüngling verfahren würde, um die Zügel in den Händen zu halten.

    »Ahh, Decimus Varenus, natürlich«, bluffte ich unverfroren und schenkte dem Primicerius ein warmes, heuchlerisches Lächeln. Dass ich ihn nicht kannte hatte wohl den einfachen Grund, dass ich mir damals keinen Vorteil aus einer Bekanntschaft errechnet hatte. Die Erbsenzähler waren ja ohnehin ein sehr eigenes Grüppchen. Nun, da der Decimer aber den Weg in die Abteilung des a libellis gefunden hatte - gerade die Abteilung, die ich selbst in naher Zukunft zu leiten gedachte - gestaltete sich die Sachlage schon anders.

    »Eine beachtliche Leistung, Decimus, hatte oder hat doch jeder der Caesaren seine ganz eigene Vorstellung der Amtsführung«, formulierte ich höfisch zurückhaltend. Ich selbst hatte mich damals nach dem Sturz des Vescularius nach Ägypten verkrochen, nicht nur der süßen Verführungen des Orients wegen, sondern vor allem um nicht in den Fokus der cornelischen Handlanger zu rücken. Meine Ernennung zum Eques war nämlich indirekt auf einen der feurigsten Anhänger Salinators, dem damaligen Procurator Pompeius, zurückzuführen. Aber dies war zum Glück alles Schnee von gestern.

    »Sag mir, wie hast du dieses Wunderwerk vollbracht«, erfragte ich neugierig und nahm ebenfalls einen tiefen Schluck vom köstlichen Wein.

    Die Vorstellungen des Kaisers bestätigten mir, dass der Aquilier sich zwar verewigen, gleichsam aber nicht den Spott des Volkes mit einem allzu größenwahnsinnigen Unterfangen ernten wollte, wie es einst Nero mit seiner Domus Aurea ergangen war. Das imposante Amphitheatrum Flavium, das Titus errichten ließ, war wohl auch kein Ausdruck von Bescheidenheit. Gleichwohl sollte es etwas pompöser und öffentlichkeitswirksamer sein als eine bloße Palasterweiterung, denn ich erhoffte mir natürlich, dass auch mein Name mit diesem Bau - wenn auch im Schatten - auf die Ewigkeit verbunden sein würde.

    »Hm, natürlich. Ich werde ein Gremium einberufen und dir einige Vorschläge vorlegen.«

    Die Idee gefiel mir und würde zweifellos auch meinem Ansehen zuträglich sein. Im Gegensatz zu der großen Senatsrede konnte ich die Gedanken über den beabsichtigten Großbau auch nicht direkt wieder loslassen, sondern war noch einen Moment in meinen Vorstellungen verfangen, während ich einen Schluck Wein trank und abwartete, ob der Kaiser noch weitere Anliegen hatte oder sich nun anderen Anwesenden widmen wollte.

    Obgleich ich mit dem Bräutigam nicht persönlich bekannt war, kannte ich Decimus Serapio selbstredend als den glorreichen und verdienten Soldaten, der er zumindest in den Augen des gemeinen Volkes war. Als zweimaliger Prätorianerpräfekt und nunmehr Tribun hatte er eine durchaus beachtliche Karriere hinter sich, die indes auch als Abbild der Wechselhaftigkeit von Auf- und Abstieg dienen konnte. Freilich konnte der Decimer mir kaum ungleicher sein, denn wo er als loyaler und pflichtbewusster Soldat bekannt war, war ich durch und durch Opportunist. Ich wusste aber, dass der Kaiser ihn trotz oder gerade seiner bewegten Vergangenheit wegen schätzte und so war es mir ein Privileg, seiner Hochzeit beizuwohnen. Nebenbei sah ich es natürlich auch als meine gesellschaftliche Verpflichtung an, mich bei solcherlei Anlässen als Procurator und (selbsternanntes) Mitglied der Stadtelite zu präsentieren.

    »Decimus Serapio, Quintilia Valentina, vielen Dank für eure Einladung. Mögen die Götter über euch wachen und euch mit einem gedeihlichen und fruchtvollen Leben in Zweisamkeit segnen«

    Göttersegen und dergleichen waren normalerweise nicht mein Fachgebiet, gleichwohl war ich Schauspieler genug, um diese Worte mit einem wohlwollenden Lächeln über die Lippen zu bringen.

    »Meine Gattin Iunia lässt sich entschuldigen, wünscht euch aber alles erdenklich Gute«

    Die Wahrheit war, dass wir uns distanziert hatten, unsere anfänglich leidenschaftliche Ehe einer kühlen Distanz gewichen war und sie nun in ihrer Wahlheimat Alexandria verweilte. Selbstredend war dies nichts, was ich in die Öffentlichkeit zu tragen beabsichtigte. Nach außen hin waren wir noch immer das glückliche Ehepaar von Rang und Namen - und diesen Schein gedachte ich auch zu wahren, bis sich mir eine andere Chance ergab oder die Gerüchte mich zu einer Entscheidung zwingen würden. So befand sich an meiner Seite nur der greise Sklave Lasthenes, der trotz seiner körperlichen Gebrechen noch über ein einwandfrei funktionierendes Gedächtnis verfügte und darob bei etwaigen Feierlichkeiten ein ausgezeichneter Nomenclator war.

    Mein Geschenk, eine prunkvolle Kette aus iudaeischem Gold, gefertigt in meiner Schmiede "Rex Gemmarum" in Rom, würde indes separat überbracht werden.

    Dass der Kaiser gedachte, sich ein Denkmal in der ewigen Stadt zu errichten, überraschte mich etwas. Nicht, weil es untypisch war, denn die meisten Kaiser vor ihm hatten sich früher oder später damit beschäftigt, ihr Andenken und Wirken für die Nachwelt in imposanten Bauten zu manifestieren. Allerdings war mir Aquilius Severus bisherig sehr bescheiden gegenüber getreten. Woher der Antrieb für eine Verewigung allerdings auch kam, ich war natürlich bereit, seine Pläne in die Tat umzusetzen.

    »Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee.«

    Jede Aufgabe, die geeignet war, die anderen Procuratoren zu überflügeln, würde ich natürlich dankend annehmen. Immerhin war ich ein Meister im Delegieren, sodass ich die Gefahr einer Überlastung erst gar nicht aufkommen lassen würde.

    »Welche Art von Bauten schwebt dir denn vor?«