Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

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    Original von Palatinus
    Negidius sah sich die Schriftstücke kurz an - bei Neulingen warf er immer lieber selbst noch ein Auge darauf. Dann begann er mit dem ersten. "Tribunate entscheidet der Procurator oder der Kaiser selbst. Wenn er das schon getan hat, wird das dort bekannt sein. Du kannst den Brief hier lassen." Nun zu Nummer zwei und drei, die er in einem abhandeln konnte. "Die Beförderung zum Centurio kannst du abnicken. Eigentlich immer, außer, es gibt irgendwelche Zweifel, dass alles mit rechten Dingen vor sich geht. Und der Brief nach...Dacia? Maturus ist eigentlich in Pannonia Superior... aber der Brief ist schon weitergegeben worden, soweit ich weiß." Wenn er recht wusste, hing das mit einem nicht zugestellten Brief zusammen, was dem Legatus Curso Publico noch Ärger einbringen würde... "Du könntest aber mal die letzten Stärkeberichte der Legionen am Danuvius und in Dacia zusammensuchen. Und für Germania, Syria und Aegyptus. Der Kaiser wird eine Einschätzung brauchen, wie viele Soldaten die Aufständischen versammelt haben und wie viele er dagegen stehen hat!"


    Tribunate waren also nicht sein Aufgabengebiet. Nun gut, irgendetwas musste der Procurator schließlich auch tun. Ohne groß auf die Belehrungen zu reagieren, verfolgte Cnaeus dann dem Primicerius bei den Ausführungen zu den Punkten zwei und drei. "Ich meinte natürlich Pannonia." Da hatte er wohl einige Notizen durcheinandergebracht, als er den Brief gelesen hatte - Marius Turbo war der zuständige Legatus in Dacia. "Nun gut, ich werde mich darum kümmern", meinte der Fabier dann zuletzt, ehe er zurück an seinen Platz ging. Er würde den Primicerius wieder aufsuchen, wenn er die Liste zusammengestellt hatte.

    Zitat

    Original von Palatinus
    Numerius nickte nur. "Du bekommst deinen Arbeitsplatz gleich nebenan. Die Post, die an der Pforte abgegeben wird, wandert ins Eingangs-Officium. Die verteilen die Briefe normalerweise selbstständig, allerdings kann es auch nicht schaden, ab und zu vorbeizuschauen. Bei der Beförderungswünschen solltest du versuchen, ein paar Hintergründe zu recherchieren. Centurionen-Ernennungen kannst du aber in der Regel einfach abnicken, außer es gibt Unregelmäßigkeiten. Wenn du dir unsicher bist, kannst du zu mir kommen. Was du selbst entscheiden darfst, wirst du dann ziemlich bald merken..." erklärte er dann. "Achja, im Peristyl gibt es einen Brunnen, wenn du einen Schluck Wasser möchtest. Noch Fragen?"





    Cnaeus folgte den Worten des neuen Vorgesetzten und nickte dann bestätigend. "Verstanden. Keine Fragen." Eine Erfrischung in Form eines Getränks war aber wohl tatsächlich angebracht. "Ich werde mich dann an die Arbeit machen", entgegnete der Fabier zuletzt und marschierte dann zu seinem Arbeitsplatz - natürlich über einen kleinen Umweg durch das Peristyl.

    Unmittelbar nach dem ersten Gespräch mit dem Primicerius, hatte sich Cnaeus an die Arbeit gemacht. Auf seinem Stapel Briefe befand sich in erster Linie eine Anfrage für ein Tribunat von einem gewissen Iulius Proximus. Gerne hätte er nun selbst ein Tribunat übernommen, als Briefe zu wälzen und anderen den Militärdienst anzuhängen. Nichtsdestotrotz war es ihm um einiges lieber als in seiner Casa zu sitzen und seinen Frust und seine Langeweile mit Wein, Trauben und sonstigen Spielereien zu überdecken.


    Der Fabier machte sich einige Notizen und begab sich dann zum Primicerius, um ihn seinen Bearbeitungsvorschlag mitzuteilen. Sicherlich sah sich Cnaeus selbst dazu im Stande, die richtige Entscheidung zu treffen, jedoch war er eben an die Formalien der Befehlsstruktur gebunden - noch. "Primicerius Numerius, ich habe einen Brief von Marcus Iulius Proximus erhalten. Er bekleidet derzeit das Amt des Vigintivirs im Cursus Honorum und bittet um eine Tribunatsstelle nach seiner Amtszeit. Abgesehen davon, dass er bereits mit dem Imperator höchstselbst darüber gesprochen hat und dieser offenbar sein Wohlwollen ausgedrückt hat, hat er das Examen Primum an der Academia Militaris absolviert." In diesem Fall war eine Ernennung zum Tribun nicht nur wahrscheinlich, sondern logisch. "Meiner Meinung nach steht seiner Anfrage nichts im Wege. Ich habe die aktuellen Besetzungen der Einheiten geprüft und würde empfehlen, ihn als Tribun zu den Cohortes Urbanae zu kommandieren. Dort ist derzeit eine Stelle vakant und in anbetracht dessen, dass Rom im Falle eines Bürgerkriegs eine intakte Stadtkohorte zur Aufrechterhaltung der Ordnung benötigt, sollte diese Position schnellstmöglich besetzt werden.", begann der Fabier zu erklären. Sollte der Primicerius einen Einwand haben, gab es natürlich auch noch andere Stellen, die besetzt werden mussten - doch diese schien ihm am plausibelsten.


    "Abgesehen davon...", setzte Cnaeus wieder an. "...habe ich einen Brief vom Praefectus Classis aus Misenum erhalten. Er schlägt die Beförderung von Optio Decimus Massa zum Centurio seiner Einheit vor. Massa hat die die Karriereleiter vom Tiro bis zum Optio geradlinig durchlaufen und wurde außerdem bereits mit einer Phalera und einer Torques ausgezeichnet. Einer Beförderung steht meiner Ansicht nach nichts im Wege." Sicherlich hätte er diese Anfrage auch direkt bearbeiten können, da die außerordentliche Empfehlung des Präfekten und die beiden Auszeichnungen bereits alles aussagten. Nichtsdestotrotz wollte er die Chance nutzen, wenn er schon mit dem Primicerius sprach. "Zuletzt habe ich noch einen einen Statusbericht von Legatus Maturus aus Dacia vorliegen - an den Imperator. Soll ich den Brief direkt weiterleiten oder wurde das bereits getan?"


    Sim-Off:

    Es ist sicherlich nicht die beste Lösung, ein Nebenthema zu erstellen, doch wohl die einzige, damit das schnell bearbeitet wird.

    'Hoffentlich nicht mehr lange', dachte Cnaeus bei sich als sich der Primicerius bei ihm vorstellte. Negidius schien durchaus engagiert und in gewisser Weise sympathischer als ein Großteil jener Hofbeamten, die der Fabier bereits kennen lernen musste. Nichtsdestotrotz war der kaiserliche Hof - so wie alle Institutionen - ein gefährliches Parkett. Demzufolge würde Cnaeus sicherlich nicht so naiv sein und zu vielen Leuten sein Vertrauen schenken. "Verständlich. Dieser aufkommende Bürgerkrieg ist wirklich eine Schande." Der Bürgerkrieg an sich war das sicherlich. Wenn Römer gegen Römer kämpften bedeutete dies automatisch eine Schwächung des Imperiums, die von anderen Mächten und angrenzenden Ländern genutzt werden konnte. Viel sinnvoller wäre es wohl gewesen, die vereinigten Kräfte des Exercitus zu nutzen, um die östlichen Besitztümer zu erweitern und die Staatskasse mit parthischem Gold zu füllen. Nichtsdestotrotz erinnerte sich der Fabier immer wieder daran, was sein Onkel gesagt hatte: Ein solcher Bürgerkrieg barg immer Möglichkeiten zu einem schnellen Aufstieg. "Es freut mich zu hören, dass ich gebraucht werde."

    Unmittelbar nach dem Gespräch mit dem Procurator, fand sich Fabius Torquatus im Büro von dessen Angestellten ein. Zunächst sollte sich Cnaeus bei Numerius Negidius melden, der der aktuelle Primicerius ab epistulis war. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich den Fabier, als er den Raum betrat und eben diesen suchte. Am Liebsten hätte er ihn direkt und unkompliziert aus dem Weg geräumt, um dessen Stelle einzunehmen - doch dieses Mittel war in diesem Moment wohl alles andere als wirksam. Stattdessen schritt er auf jenen Mann zu, der sich inmitten des Raums positioniert hatte und den anderen Notarii offensichtlich Aufgaben zuwies. "Salve. Ich bin Cnaeus Fabius Torquatus, der neue Notarius. Hier ist meine Urkunde. Der Procurator schickte mich zu dir, um mir erste Aufgaben zuweisen zu lassen."

    "Selbstverständlich", bekundete Cnaeus seine Loyalität zum Imperator, die der Procurator von ihm einforderte. Den Göttern sei Dank waren dies nur lose Worte, deren Einhaltung von anderen Variablen abhängig war. Noch war Vescularius Salinator der offizielle Kaiser Roms, dem der Fabier selbstverständlich folgen würde. Doch wenn sein Onkel Rusticus Recht behielt und der Aufstand tatsächlich so vielversprechend war, wie dieser betont hatte, musste Cnaeus seine Haltung zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal überdenken. "Danke, Procurator. Dann werde ich dich nicht länger aufhalten." Der Fabier hoffte nur, dass der Procurator ihn alsbald wieder zu sich berufen würde, um eine Beförderung zum Primicerius auszusprechen. Bis dahin würde er seiner neuen Arbeit aber einfach gewissenhaft nachgehen. "Fragen habe ich im Moment keine. Vale, Procurator", verabschiedete sich Cnaeus noch und machte sich dann auf den Weg zum nächsten Officium.

    "Genau.", bestätigte der Fabier seine Identität und ließ sich dann auf dem Stuhl gegenüber des Procurators nieder. Dann wartete Cnaeus ab, immerhin würde der Beamte ihn nun höchstwahrscheinlich in seine neuen Aufgaben einführen. Wenngleich er nun viel lieber bei einer Legion stationiert gewesen wäre, stimmte es den jungen Fabier doch erwartungsvoll zumindest mit militärischen Einheiten korrespondieren zu können. Und wer weiß, vielleicht konnte man auf diesem Wege ja Informationen sammeln, die ihn in bestimmten Situationen helfen würden. Sein Onkel Rusticus hatte ihn immerhin vor dem Aufstand der germanischen Kommandeure gewarnt und in diesem Zuge darauf hingewiesen, wie wichtig es war, auf der richtigen Seite zu stehen - oder sich alle Möglichkeiten offen zu halten, um einen Profit zu erzielen.

    Nach der Kontrolle durch die Palastwache marschierte Cnaeus zum Officium des Procurators. Den Weg dorthin kannte er ja bereits, hatte er vor wenigen Tagen immerhin einen Termin bei seinem Sekretär im Vorzimmer arrangiert. Zu eben jenem ging Cnaeus auch an diesem Tag wieder, um sich anzukündigen. "Salve. Cnaeus Fabius Torquatus, der neue Notarius. Der Procurator möchte mich sprechen."

    Nach dem Gespräch mit dem Procurator ab epistulis war Cnaeus an jenem Tage am Palasttor, um seine neue Stelle anzutreten. Wenngleich er viel lieber mit dem Wissen zur Kanzlei marschiert wäre, eine höher dotierte Stelle einzunehmen, war er froh, dass nach langer Zeit Bewegung in sein Leben kam. Abgesehen davon war eine Arbeit in der Kanzlei zeitintensiv genug, um seiner nervtötenden Frau in der Casa Fabia zu entkommen.


    Die übliche Prozedur bei der Palastwache kannte er ja bereits, weswegen er sein Anliegen kurz offenlegte und dann die Kontrolle erwartete. "Salve, Miles. Cnaeus Fabius Torquatus, ich bin hier um meine Stelle als Notarius in der Kanzlei anzutreten - der Procurator ab epistulis erwartet mich bereits."

    Cnaeus musste feststellen, dass seine Argumente bei einem altgedienten Beamten nichts bewirken konnten. Auf der anderen Seite war der Fabier von dieser Stelle abhängig, um seine finanzielle Situation endlich aufbessern zu können. Die Kanzlei bot die besten finanziellen Perspektiven, wenn Cnaeus alsbald eine Erhebung in den Ritterstand bewirken wollte. Er musste die Anstellung als Notarius annehmen - wenngleich er versuchte, dies gegenüber dem Procurator zu verbergen. Abhängigkeit vom Gutdünken einer weiteren Person war nicht das, was für seinen Aufstieg förderlich war. "Nun gut, ich verstehe deinen Standpunkt, Procurator", versuchte Torquatus nun mit einem diplomatischen Tonfall zu beschwichtigen. "Wenn das so ist, werde ich dein Angebot annehmen. Ich werde Notarius in deiner Abteilung, Procurator." Cnaeus hoffte nur, dass der Beamte sein Wort halten würde und sich tatsächlich dafür einsetzen würde, ihn alsbald zum Primicerius zu befördern. Das Gehalt als Notarius war zwar nicht schlecht, doch reichte es bei Weitem nicht aus, um das nötige Vermögen für eine Erhebung in den Ritterstand anzuhäufen.

    Cnaeus war bereits kurz davor dem Beamten die Hand zu schütteln, um das Arbeitsverhältnis zu besiegeln, als dieser sein Wohlwollen aussprach. Als der Procurator dann aber die Bedingung zur Anstellung aussprach, entglitten dem Fabier beinahe die Gesichtszüge. "Als Notarius?", hinterfragte Torquatus ungläubig. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! "Mein Vater, Quintus Fabius Vibulanus, ist ein verdienter Ritter Roms. Den Posten des Notarius darf sogar ein ehemaliger Sklave ausfüllen", stellte der Fabier entsetzt fest und beugte sich dabei leicht nach vorne. Unmittelbar danach schnaufte er allerdings kurz durch und lehnte sich entspannt zurück - sich dem Beamten zu stark zu nähern war für sein Unterfangen sicherlich nicht förderlich, nicht dass dieser seine Gestik noch falsch interpretierte. Aufgegeben hatte er allerdings noch nicht, seinen Wunschposten noch auf diplomatischem Wege zu erhalten. "Senator Macer ist einer der bekanntesten und einflussreichsten Männer Roms. Welches Licht würde es auf ihn werfen, wenn einer seiner Klienten auf seine Empfehlung hin den niedersten Posten erhalten würde, den die Kanzlei bieten kann? Wäre es nicht möglich, die Kapazitäten in deiner Abteilung über das normale Maß hinaus zu erweitern? Zumindest für einen bestimmten Zeitraum." Immerhin hatte der Procurator von Torquatus' 'beachtlichen Referenzen' und 'guten Kontakten' gesprochen. "Ich bin mir sicher, dass ich dich nicht enttäuschen werde - geschweige denn deine Bemühungen zu einem späteren Zeitpunkt vergessen würde, Procurator."

    Mit einem dankenden Nicken ließ sich Cnaeus neben dem Procurator im Wasser nieder. Die freundliche Begrüßung implizierte ja eigentlich, dass der Beamte seiner Bewerbung eher wohlwollend gegenüberstand. Nichtsdestotrotz war dem Fabier bewusst, dass er den Procurator erst noch von seinem Talent überzeugen musste. "Es freut mich, dass du Zeit für mein Anliegen gefunden hast, Procurator." Cnaeus wusste nicht, inwieweit der Sekretär seinen Arbeitgeber über die Absichten des Fabiers aufgeklärt hatte - geschweige denn wusste er, dass er mit Iunia Axillas Fürsprache schon Rückenwind bei seinem Unterfangen hatte. Aus diesen Gründen wollte er den Procurator nochmal in Gänze über seine Situation unterrichten: "Ich möchte mich gerne als Primicerius ab epistulis in deiner Abteilung bewerben. An der Schola Atheniensis habe ich den Cursus Res Vulgares abgeschlossen, sowie das Examen Primum an der Academia Militaris, was mich vor allem für militärische Sachfragen qualifiziert. Das ist auch der Grund dafür, warum ich mich für einen Posten in deiner Abteilung im besonderen Maße eigne", umriss Cnaeus zunächst grob seine Kompetenzen. Bevor er auf weiteres einging wollte er allerdings nun dem Procurator Zeit geben zu kommentieren.

    Hätte er gewusst, was sich hinter den Kulissen abgespielt hatte, wäre er wohl noch entschlossener in Richtung der Therme marschiert. So schritt er mit der üblich selbstsicheren Haltung die Straße entlang und ließ sich von den vielen Gedanken, die ihm im Kopf umherrschwirrten, nichts anmerken. An jenem Tage war er um Mittag mit dem Procurator ab epistulis verabredet, um über seine Einstellung als Primicerius in der kaiserlichen Kanzlei zu sprechen. Auf ein Antwortschreiben seines Patrons auf seinen Brief hin, hatte er vergeblich gewartet. Dass dieser in der Zwischenzeit einen anderen, wohl um einiges effektiveren Weg gewählt hatte, wusste der Fabier in diesem Moment noch nicht.


    Nachdem er die Therme erreicht hatte, traf er die üblichen Vorbereitungen und machte sich dann auf den Weg in Richtung caldarium. Nebenbei erkundigte er sich noch bei einem der Angestellten nach dem Procurator, der sich nach Auskunft seines Sekretärs ja überlicherweise um diese Zeit hier aufhielt. Zielstrebig schritt der Fabier dann auf diesen zu, der ihn ja sicherlich bereits erwartete. "Salve, Procurator. Mein Name ist Cnaeus Fabius Torquatus - darf ich mich hinzugesellen?", grüßte er höflich und setzte ein freundlich-entschlossenes Lächeln auf, ohne künstlich und übertrieben zu wirken.

    Es war wieder einer dieser vermaledeiten Tage des Wartens, die den Fabier von Zeit zu Zeit immer öfter in den Wahnsinn trieben. Weder hatte er eine Antwort von seinem Patron erhalten, noch wusste er welch durchaus förderliches Schauspiel sich hinter den Kulissen abspielte. Cnaeus hatte nicht nur das Gefühl, dass er nicht vorankam, sondern wurde darin auch regelmäßig bestätigt. Jede Handlung seinerseits war abhängig von der Reaktion eines Anderen, sodass er in Ketten gebunden war. Vor Monaten hatte er noch kein Problem damit, in den Tag hineinzuleben und seinen spärlichen Aufgaben im Hause Fabia nachzugehen, doch das hatte sich geändert. Nun, da sein Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit zum Vorschein gekommen waren, setzte jede Minute des Nichtstuns seiner ohnehin gereizten Stimmung zu. Aufgrund der Leere, die in der Casa Fabia die meiste Zeit über herrschte, konnte er auch keinen angemessenen Ausgleich finden. Selbst die Spielereien im Schlafzimmer, die den Fabier zuweilen beschäftigt hatten, verloren allmählich an Reiz. Immerhin konnte er sich nichts neues leisten! Die finanzielle Situation seinerseits war wirklich erbärmlich, was Cnaeus nicht zuletzt an seinem verschollenen Vater festmachte. Seit Monaten hatte er nichts mehr von ihm gehört, weshalb er auch keinerlei Unterstützung von ihm zu erwarten hatte. Die geldlichen Mittel, die ihm zu einer Erhebung in den Ritterstand fehlten, würde er vielleicht notfalls noch auf Leihbasis zusammenkratzen können. Jedoch war von einer Erhebung aktuell noch keine Rede! Stattdessen musste er sich nun für eine Stelle als Primicerius bei der Kanzlei anbiedern, die von seinem Patron abhängig war. Cnaeus' Situation war wirklich alles andere als rosig und er fragte sich, was er nun überhaupt noch selbstständig tun konnte.


    Sein Gedankengang im Atrium wurde abrupt unterbrochen, als Lasthenes erschien. Das letzte Mal, dass der Sklave eine derart aussdrucksstarke Mimik zeigte, war mit dem Tod des Kaisers und der Überbringung der Nachricht verbunden. Cnaeus blickte etwas skeptisch drein und war äußerst gespannt, welche Nachricht den Sklaven nun in offensichtlich positiver Weise berührte. "Mein Herr, ich überbringe dir eine äußerst erfreuliche Nachricht! Deine Frau, Lucilia Calvia, ist hier in Rom! Sie wird in wenigen Minuten in der Casa eintreffen!" Bei dieser Nachricht entglitten dem Fabier beinahe die Gesichtszüge. Hörte er da richtig? Seine Frau war hier? Hier in Rom? Das war das letzte, was sich Cnaeus in dieser Situation wünschte. Ebenso schleierhaft war ihm, warum Lasthenes diese Überraschung so erheiternd fand. Calvia war eine launische, anhängliche Furie! Wenn sie Helene von Troja gewesen wäre, hätte Cnaeus ja darüber hinwegsehen können. Das war sie jedoch nicht! Stattdessen war sie eine bürgerliche Durchschnittsfrau, die weder über große Intelligenz, noch über besondere Attraktivität verfügte. Als einfacher Plebejer, der vor Jahren noch nichts vorzuweisen hatte, musste der Fabier jedoch nehmen, was er konnte. Lucilia Calvia stammte aus ritterlichem Hause und war etwas besser betucht als Cnaeus, sodass er wenigstens einen kleinen Vorteil daraus hatte schlagen können. Abgesehen davon hing sie sehr an ihrem Vater, sodass Cnaeus sich die meiste Zeit nicht mit ihr herumschlagen musste. Vor etwa einem Jahr hatte der Fabier seine Frau das letzte Mal besucht, da sie die letzten Monate - glücklicherweise - im Hause ihres Vaters in der Nähe von Cremona verbracht hatte. "Aha", entgegnete Cnaeus unbeeindruckt. Er wusste nicht so recht, wie er nun reagieren sollte. Aus dem Haus zu flüchten war sicherlich keine Alternative, da sie ohnehin warten würde, bis er zurückkam. Also musste er sich ihr stellen, hier und jetzt. Der Fabier nahm noch einen tiefen Schluck Wein und erhob sich dann von seiner Cline - wenn er sich nicht ewigen Fragereien seiner Frau aussetzen wollte, musste er zumindest so tun, als wäre alles in Ordnung. "Lasthenes, räum den Wein noch weg", befahl er seinem Sklaven, ehe er sich in seine Räumlichkeiten zurückzog und eine frische Tunika überzog. Die Flecken auf der Alten machten sich nicht so gut!


    Wenige Minuten später positionierte sich Cnaeus am Eingang der Casa, um Calvia zu empfangen. Er setzte sich ein höfliches und zufriedenes Lächeln auf und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken, als wäre er erwartungsvoll und erfreut über den Besuch. Dann stand sie auf einmal vor ihm und er musste sich zügeln, seine Haltung nicht instinktiv zu verändern. Weiterhin spielte er den zufriedenen Ehemann und grüßte seine Frau mit einem Handkuss. "Es freut mich außerordentlich, dich wiederzusehen, Calvia!" Die Intonation der Worte legte zwar offen, dass dem nicht so war, doch das würde seiner Frau sicher nicht auffallen. "Ich habe dich so vermisst, Cnaeus!", grüßte Calvia enthusiastisch zurück, was bei ihrer Art implizierte, dass sie es ehrlich meinte. Cnaeus nickte etwas unbeholfen und wollte seine Frau gerade in die Casa hineinführen, als ein Sklave hinter Calvia ein Kind auf den Händen trug. "Was macht dieses Balg hier?", hinterfragte der Fabier, wobei er seine gespielt-freudige Mimik nicht mehr beibehalten konnte. Hatte Calvias Vater Lucilius schon wieder ein Kind mit einer seiner Huren gezeugt? "Das...das ist dein Sohn, Cnaeus!", offenbarte Calvia ebenso freudig wie zuvor und blickte drein, als wäre es die schönste Überraschung der Welt. "Mein Sohn?" Dass Calvias Leib Kinder zeugen konnte, war tatsächlich eine Überraschung. Cnaeus hatte erwartet, er müsse irgendwann ein Kind adoptieren, um seine Linie zu erhalten. "Titus Fabius Torquatus...ich weiß ja, wie eigen du bist", scherzte Calvia, was bei Cnaeus allerdings nicht sonderlich gut ankam. Alles andere hätte er als Namen auch nicht akzeptiert, immerhin musste er das Balg auch offiziell anerkennen!


    Nachdem der erste Schreck verflogen war, führte Cnaeus seine Frau, ihre Begleiter und das Kind in die Casa hinein. Um sich nicht unangenehmen Fragen stellen zu müssen, beschäftigte sich Cnaeus weiterhin mit dem Kind und nahm es letztendlich auch in den Arm. Er hoffte nur, dass Titus nach ihm kam!

    Glücklicherweise hatte der Name seines Patrons tatsächlich Eindruck beim Notarius geschindet, sodass dieser ihm einen Termin einräumte. Cnaeus nickte knapp, um seine Zustimmung und seine Dankbarkeit zu verdeutlichen. "Gut, dann werde ich ihn dort antreffen", versicherte der Fabier und machte dann kehrt, um den kaiserlichen Palast zu verlassen und sich auf das Treffen mit dem Procurator ab Epistulis vorzubereiten. Wenngleich in diesem Moment die Zufriedenheit überwiegte, diesen äußert komplizierten Ort zu verlassen, hoffte Cnaeus natürlich, ihn bald als Primicerius wieder aufzusuchen. "Vale!", verabschiedete sich der Fabier noch, ehe er dem Vorzimmer endgültig den Rücken kehrte.

    Offenbar schienen die Abläufe innerhalb der kaiserlichen Administration willkürlicher als erwartet. Dass der Sekretär des Procurator ab epistulis nun fragte, welchen Posten der Fabier zu besetzen beabsichtigte, überraschte Cnaeus. Hatte der Procurator a libellis nicht deutlich herausgestellt, dass jeder Procurator seine eigene Abteilung mit frischen Kräften versorgte? Wenngleich Cnaeus an der Notwendigkeit der Frage zweifelte, verdeutlichte er auch vor diesem Herren seine Intention. "Den Posten eines Primicerius ab epistulis. Eine Empfehlung habe ich von Senator Purgitius Macer, die ich bei einem Gespräch mit dem Procurator in schriftlicher Form vorlegen werde." Das hoffte der Fabier zumindest, jedoch hatte er wenig Zweifel daran, dass sein Patron ihn mit einer solchen Empfehlung unterstützen würde. Einen direkten Schaden würde dieser immerhin nur davontragen, wenn Cnaeus sich trotz Empfehlung Fehler leisten würde - und das war ausgeschlossen, wenn es nach ihm ging.

    Nach der Unterredung mit dem Procurator a libellis, ließ sich der Fabier von einer Wache zum Procurator ab epistulis führen. Dieses Mal beabsichtigte er allerdings nicht, das Officium des Beamten zu stürmen, sondern lediglich einen Termin mit dem zuständigen Sekretär zu vereinbaren. "Salve. Mein Name ist Cnaeus Fabius Torquatus. Ich möchte gerne einen Termin mit dem Procurator vereinbaren, um ein Bewerbungsgespräch zu führen - der Procurator a libellis hat mich hierher geleitet", fügte Cnaeus noch an, um seinem Auftreten etwas mehr Rechtmäßigkeit zu verleihen. Da der Fabier ja bereits zu einem der Procuratoren ohne Termin vorgedrungen war, ging er nun davon aus, dass es sich hierbei nur um Formalitäten handelte, die nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen würden.

    "Nun gut, dann werde ich mich darum kümmern", meinte Cnaeus nüchtern. Ein weiteres Mal zeigte sich, dass er mit einem Tribunat besser bedient gewesen wäre. Nun musste er sich von einem einfachen Verwaltungsbeamten zurechtweisen lassen, mit der Aussicht vielleicht bald eben jener Art von Mensch unterstellt zu sein. Ohne seine Abneigung dem Procurator gegenüber zu offenbaren, nickte der Fabier knapp. "Danke für deine Zeit, Procurator", waren seine letzten Worte, ehe er das Officium des Einen verließ, um in das Officium des Anderen zu gelangen - oder zumindest in dessen Nähe.