Der Tribun quittierte das Gemurmel in dem kleinen Soldatentrupp mit einem missbilligenden Blick, sagte aber nichts. Stattdessen sah er zu Maro und ließ Meldung machen.
"Dann Abmarsch, Centurio!"
So machte sich der Trupp auf den Weg...
Der Tribun quittierte das Gemurmel in dem kleinen Soldatentrupp mit einem missbilligenden Blick, sagte aber nichts. Stattdessen sah er zu Maro und ließ Meldung machen.
"Dann Abmarsch, Centurio!"
So machte sich der Trupp auf den Weg...
Eine Gerichtsreise war nichts Ungewöhnliches auf Italias Straßen und einer der häufigsten Gründe, Soldaten zu begegnen - immerhin erstreckte sich der Jurisdiktionsbezirk des Praefectus Urbi auf eine 100-Meilen-Zone rund um Rom und damit auf eine ganze Menge Kommunen darin. Manche Gerichtstermine nahm er selbst wahr, vieles delegierte er aber auch - nicht zuletzt an Offiziere der CU wie in diesem Fall: Tribun Petronius und zwei Contubernia unter dem Kommando von Centurio Octavius Maro schlugen die Via Latina ein, die sich langsam die Albaner Berge hinaufschlang und zu ihrem Ziel Tusculum führte.
"Es sind ein paar Wirtschaftsfälle. Octavius, wärst du interessiert, am Consilium teilzunehmen? Ich denke ich werde den Aedil von Tusculum dazu nehmen, aber ein Platz wäre noch frei."
Lucius nahm nicht an, dass Maro eine juristische Ausbildung hatte, aber es war nicht ungewöhnlich, dass Centurionen solche Aufgaben in kleineren Fällen übernahmen - und sicherlich waren solche Erfahrungen wertvoll für eine weitere Karriere!
Die Mannschaften können ratschen, singen, was auch immer - für euch kommt dann schon noch Arbeit beizeiten
Der Petronier nickte - anschauen konnte man es sich ja mal.
"Wir sehen uns morgen!"
Lucius vermied es, sich viel in der Casa Leonis aufzuhalten - genaugenommen kam er normalerweise erst spät am Abend aus der Castra Praetoria oder der Stadt nach Hause und zog sich direkt in sein Zimmer zurück und ging morgens nach dem Aufstehen. Das Frühstück ließ er auch oft aus oder ließ es sich auf sein Zimmer bringen, sodass er kaum mit den anderen Bewohnern des Hauses in Kontakt kam. Außer natürlich den Sklaven, denn die Massagen von Charislaus waren ein Service, den er gerne in Anspruch nahm.
Heute kam er aber ein wenig früher aus der Castra und nachdem er gegessen hatte, beschloss er ein wenig den Himmel zu beobachten. Er ging also mit seinem Astrologie-Handbuch hinaus in den Garten und blickte zum Himmel.
Wer will, darf sich zu mir gesellen
Der Tribun kam in Reisekleidung. Es ging nach Tusculum, was nur eine Tagesreise entfernt war, sodass Lucius einen Tag Anreise, einen Tag Gerichtstag und einen Heimreise kalkuliert hatte. Die Männer mussten natürlich - ganz wie normale Legionäre - ihre Ausrüstung selbst tragen, Lucius hatte dagegen ein eigenes Maultier, die ordentliche Klamotten für die Gerichtsverhandlungen und ein paar persönliche Gegenstände tragen durfte. Als sparsamer Mensch hatte der Petronier wenig eingepackt - er würde sowieso bei einem der Duumviri übernachten dürfen, was zwar unendlich langweilig war (er mochte ja keine Politiker), aber im Winter sicherlich besser als im Zelt zu campieren. Für die Männer würde Lucius noch einen Unterschlupf organisieren - im Umland gab es ja jede Menge Riesenvillen reicher Römer, da würde schon jemand die Ehre auf sich nehmen, 20 Soldaten für zwei Nächte aufzunehmen.
"Centurio!"
begrüßte der Tribun den Kommandeur seiner Abordnung, als er auf dem Exerzierplatz erschien. Sein Knecht führte das Pferd des Petroniers hinterher. Zwar ritt Lucius nicht wahnsinnig gerne, aber für einen Tagesmarsch war es doch angenehmer, ab und an auf dem Pferderücken sitzen zu können.
Lucius war kein Politiker - als junger Mann hatte er zwar einmal in Mogontiacum ein öffentliches Amt bekleidet, aber das war auch nur deshalb gewesen, weil sein Vater das von ihm verlangt hatte. Er fand es einfach zu unlogisch, wie dieses Geschäft ablief: Reden, beeinflussen, Klein-klein und faule Tauschgeschäfte! Natürlich wusste er, dass man mächtige Verbündete brauchte - darum hatte er ja auch den Patron gewechselt, nachdem sein früherer Mentor sich nicht mehr um ihn gekümmert hatte. Aber er beschäftigte sich doch so wenig damit, wie er konnte.
"Naja, kennenlernen könnte ich ihn schon einmal. Er kann mich gerne einmal zum Essen einladen."
Nachdem der Petronier noch immer kein eigenes Haus hatte, sondern in der Casa Leonis logierte, war es etwas schwierig, einen Senatorensohn zu sich einzuladen - und außerdem wollte Octavius Gracchus ja etwas von ihm und nicht umgekehrt, da sparte er sich gleich die Kosten für das Essen!
Der Petronier nickte und wandte sich schon der Vorbereitung seiner Gerichtsmission zu, als Maro ein komplett neues Thema ins Spiel brachte - eines, das er ganz sicher nicht erwartet hatte!
Er runzelte die Stirn. Normalerweise unterstützte ein Patron einen Klienten und nicht dessen Cousin oder was auch immer. Dass auch noch ein entfernt Verwandter für den Sohn seines Vorgesetzten warb, war ebenfalls irgendwie schräg. Vor allem hatte er aber seine Zweifel, dass Menecrates der Typ war, der auf eine Empfehlung seiner absolut unpolitischen und wenig vertrauten Klienten für jemanden, den Lucius selbst nicht einmal kannte, eingehen würde!
"Ich weiß nicht."
antwortete er daher nach sichtlich kritischem Überlegen.
"Claudius Menecrates wird schon etwas mehr über deinen Verwandten wissen wollen, wenn ich ihn empfehle - ich kenne ihn ja gar nicht!"
"Zwei Contubernia sollten reichen."
erklärte der Petronier. Tusculum war im Prinzip ein kleines Nest, die Fälle waren eher langweilig als kritisch, sodass mehr Schutzpersonal wohl übertrieben war.
"Na dann weiß ich ja, an wen ich mich wenden muss, wenn ich etwas von ihm brauche..."
bemerkte Lucius und lächelte - natürlich war das ironisch gemeint, denn als Tribun schätzte er sich selbst wohl als wichtig genug ein, dass der Stadtpräfekt ihm Gehör schenkte. Trotzdem - vielleicht bekam man hier und da interessante Informationen aus dem privaten Umfeld seines Chefs...
Sie gingen in die Richtung, die Maro gewiesen hatte. Natürlich war der Petronier kein Garten-Fan - aber grundsätzlich war es natürlich nicht unpraktisch, sich ins Grüne setzen zu können, vor allem mitten in dieser dreckigen Stadt!
"Wirklich recht großzügig! Ich bin wirklich gespannt, was der Spaß kostet!"
Der Tribun ließ des Centurio und Klienten gleich vor und begann ohne Umschweife:
"Octavius, ich brauche einen Trupp Männer, der mich zu einer Gerichtsreise begleitet: Morgen früh geht's nach Tusculum, dort soll ich eine Gerichtssitzung im Auftrag des Präfekten übernehmen."
Es war nicht ungewöhnlich, dass Offiziere der CU den Stadtpräfekten auch bei seinen jurisdiktionellen Aufgaben unterstützten, die sich ja auf eine 100-Meilen-Zone um Rom erstreckten. Tusculum war ein nobles Feriendomizil für reiche Römer - und obendrein nicht sehr weit weg!
"Wenn es deine Zeit erlaubt, könntest du auch mitkommen."
Centurio Marcus Octavius Maro hat sich unverzüglich im Officium des Tribuns zu melden!
L. Petronius Crispus
Lucius beugte sich über das Bassin, um einen Blick aus dem Impluvium zu riskieren - durch die Öffnung zeigte sich ein grauer Winterhimmel. Die Idee, Regenwasser vom Dach in ein Wasserdepot zu leiten, hatte ihn schon immer fasziniert!
Trotzdem hörte er zu und nickte.
"Dann hoffen wir, dass er es möglichst loswerden will!"
Er beugte sich herunter und begutachtete den Boden des Bassins. An einer Stelle zeichnete sich ein Riss ab, der aber wohl gekittet worden war.
Dass Maros Cousin Octavius Victor war, hatte der Petronier nicht gewusst. Er sah überrascht zu dem Centurio:
"Der neue Präfekt ist dein Cousin! Wow!"
Das Netzwerk eines Consulars war sicherlich sehr, sehr, sehr nützlich! Vielleicht konnte er sich das auch zunutze machen... dafür hatte man ja Klienten!
"Gibt es übrigens auch einen Garten?"
"Warum hat er dann hier ein leerstehendes Haus?"
fragte der Petronier verwirrt. Taktisch war es sicherlich praktischer, andererseits stellte sich tatsächlich die Frage, warum er das hier loswerden wollte...
Er ging weiter ins Atrium und sah sich um. Pflanzen waren nicht so sein Fall, aber annehmbar war es auf jeden Fall...
"Wie bist du eigentlich an das Haus geraten?"
War mir damals auch neu
Aber ich würde es rausnehmen, da der Rang bei uns ja nicht erreichbar ist
Ich habe hier noch einen Verschreiber gefunden: VIII - Ritter - Imperium Romanum (imperium-romanum.info)
In der Übersicht unter dem 3. grünen Kasten ist in der Stufe III von einem Praefectus Legionis die Rede. Diese Position gibt es aber nicht. Der müsste Legatus Legionis heissen.
Als Autor des Textes der Hinweis: Unseren Recherchen zufolge war der Titel des ritterlichen Legionslegaten (den es nur in Aegyptus gab, wo keine Senatoren einreisen durften) Praefectus Legionis... ist aber eigentlich egal, da Aegyptus ja nimmer bespielt ist...
Auch der Petronier war nach seiner Opferhandlung auf den Pferderücken zurückgekehrt. Er war zwar kein passionierter Reiter - vor allem bei Opferhandlungen war es wesentlich anstrengender, ein Pferd ruhigzuhalten als einfach auf dem Boden zu stehen. Aber natürlich konnte man sich bei diesen uralten, altehrwürdigen Ritualen nicht aussuchen, wie man auftrat.
Immerhin lenkte ihn die Arbeit mit dem Pferd von dem Geschwafel vorn am Altar ab. Auch wenn es der Imperator Caesar Augustus war, der hier versuchte, mit Hilfe von ein paar getöteten Tieren eingebildete Mächte zu besänftigen, die mit dem kleinen Finger eine ganze Rinderherde töten konnten, war dieses Schauspiel Verschwendung von Zeit und Geld! Wahrscheinlich nutzten die Banden Roms diesen Tag sowieso, um besonders ruchlose Verbrechen zu begehen, weil ein Großteil der Stadteinheiten hier gebunden war...
"Hm, auf jeden Fall..."
antwortete Lucius und machte sich gedanklich schon einmal Pläne, wie man einen Händler einschüchtern konnte - sicherlich war die polizeiliche Funktion der CU ein gutes Druckmittel, um den Preis zu drücken...
"Hat er einen Verwalter oder ist der Mann regelmäßig hier?"
Der Tribun beugte sich ein wenig nach vor, um einen kleinen Riss im Putz der Wand zu begutachten. Mit dem Finger kratzte er ein wenig daran, aber dahinter kam ganz normaler Ziegel zu Vorschein. Sah tatsächlich solide aus auf den ersten Blick...
Der Petronier war wirklich gespannt, was ihn erwartete, während er die Straße entlangmarschierte. Es war aber nur ein kurzer Weg - die Via Nomentana war nicht weit von der Castra. Von außen sah das Gebäude aus wie jedes Haus in Rom, nur dass es relativ niedrig war im Vergleich zu den beiden Insulae links und rechts.
"Vermieten ist auf jeden Fall eine Option. Was kostet das Ding denn?"
fragte er, während er durch die Tür trat und am Laden vorbeiging.
Der Tribun arbeitete gerade an irgendwelchen Abrechnungen, die er zu kontrollieren hatte - für die meisten langweiliger Kram, aber für Lucius war alles, was mit Zahlen zu tun hatte, spannend!
Als Maro eintrat, sah er daher zuerst etwas unwillig auf. Aber das Thema, mit dem der Centurio kam, war eines, das wirklich langsam an der Zeit war...
"Ich komme mit!"
bestätigte er daher prompt und stand auf. Sein Mantel hing im Vorzimmer, wo sein Cornicularius normalerweise lästige Besucher abwimmelte.
"Wo liegt es denn?"
Der Cornicularius war schon weg, daher rief Lucius selbst
"Herein!"