Beiträge von Titus Decimus Varenus

    Ein kleiner Junge überbrachte das Schreiben.

    Iulia Stella

    Casa Iulia

    Roma, Italia



    T. Decimus Varenus Primicerius a rationibus

    Iuliae Stellae s.d.


    Mit Freude darf ich dir mitteilen, dass der Augustus dich zu einer Audienz zu deinem Anliegen am PRIDIE ID FEB DCCCLXXI A.U.C. (12.2.2021/118 n.Chr.) im Domus Flavia auf dem Palatium Augusti einlädt.


    Er bittet um ausreichende Argumente für die Wiedereinsetzung einer Magistra bzw. Reaktivierung des Kultvereines Societas Veneris.


    Im Auftrag


    T. Decimus Varenus

    ~~ Primicerius a libellis - Admistrationis Imperatoris ~~

    Siegel_Administratio_Impera.gif


    Varenus hatte nicht genügend Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Der Augustus trat soeben ein. "Ja, Aurelia fehlt. Vielleicht kann der Pontifex Flavius weitere Auskünfte erteilen?" Hing der Segen etwa schief? Varenus war auf jeden Fall sehr hellhörig geworden. Es handelte sich zwar um eine Einladung, doch war es, wenn der Augustus dies tat, wie ein Befehl zu verstehen. Das ist mal wieder typisch für den Adel.

    Für den Annaeus waren die Ausführungen recht stürmisch geäußert worden. "Klar, wie könnte ich das jemals vergessen. Stand doch groß und fett in der Acta Diurna. Es war einer von den Valerier, genauer Tiberius Valerius Flaccus. Ja, genau. Also von mir aus kannst du ihn gerne vorschlagen. Doch denke ich, dass der eine oder andere Beamte nicht sonderlich erfreut darüber sein wird." Auch wenn er selbst kein guter Schreiberling war. "Aber wem interessieren die Meinungen der Beamten oder?" Er wollte damit in Erinnerung rufen, dass so einige Aufgaben weg von den kaiserlichen Beamten zu gerne an andere Externe weggesteuert wurden. "Ich werde den Etatbericht schnellstmöglich den Augustus offenlegen."

    Tag 79, Brief 7866...


    Ein Quaestor Principis trat ein. Was für eine Bereicherunges doch war. Freudig stand er von seinem bequemen Stuhl auf. "Ist das so?" Innerlich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. "Sollte er nicht dazu die von der Finanzabteilung befragen? Vielleicht der werte Primicerius Gnaeus Iulius Cato?" Hatte doch dieser seinen Posten vor der Nase weggeschnappt. "Nicht, dass ich das nicht könnte. Doch sitze ich nun hier, Annaeus. Aber wenn der Augustus dies wünscht. Wann wäre der Termin?" Zwar hätte Varenus keine Probleme damit die Kassenstände, die Rechnungsführung, den Etat und die Haushaltspläne zu interpretieren. Doch hatte er bisher keinen Zugang zu den benötigten Unterlagen und Informationen.


    Endlich haben die Götter ihn erhört. Er sah sich demnächst wieder bei den Erbsenzählern.

    Deshalb konnte er seinen Vetter nicht ins volle Herzen schließen. Keine Beachtung und so. Immer hörig für die Obrigkeit und erst die Gerüchte um die Liebschaften. Nun gut. So war es eben. Varenus ging auf die Gegenreaktion nicht weiter ein und wanderte selbst ein wenig im Kreis herum. Doch dann... zwar nicht unerwartet.... aber verblüfft sah er seine leibliche Tochter am Eingang stehen. "Tochter?" Es wurde ihm daraufhin warm um das Herz. Er streckte seine Arme für eine Umarmung aus.

    Es interessierte ihm nicht wirklich, ob jemand in das Ulpianum aufgenommen wurde, um für aller Ewigkeit in den Köpfen der Römer zu verweilen. War dies doch nur den Mächtigen vorbehalten und nicht den tüchtigen Handwerkern, die sich gleichermaßen für das römische Volk aufopferten.

    Trotzdem war Varenus über seine Einberufung überrascht. Zumal zwei weitere Decimer geladen wurden. Er dachte sich, dass es daran liegen könnte, weil der Augustus ihn vielleicht als einer der besten Beamten ansah.

    Fröhlich wie denn je, vor allem, weil endlich mal der Procurator Fabius nicht vertreten war, trat er ein und sah auf der anderen Seite seinen Verwandten stehen. "Psssst…."

    Endlich trafen sich hochrangig Bürger, um die anhaltende Kriminalität auf den römischen Straßen Einhalt zu gebieten. Geladen waren Caius Heius Vibulanus [NPC] als einer der beiden Praefectus Praetorio. Tribunus Cohortis Praetoriae Faustus Decimus Serapio. Ein Senator namens Marcus Iulius Dives. Drei Consulare Iullus Curtilius Victor [NPC], Quintus Ninnius Hasta [NPC] und Manius Flavius Gracchus. Der Praefectus Urbi Gaius Octavius Victor und sein Vertreter Tribunus Cohortis Urbanae Lucius Petronius Crispus. Ach ja, und natürlich der Augustus höchstpersönlich.


    Es war abzuwarten, ob alle geladenen Gäste erscheinen würden.

    In der Raummitte stand ein großer, ovaler Tisch, um den herum insgesamt sieben Sitzplätze symmetrisch aufgestellt sind.


    Es gab eine feste Sitzordnung nach Rang.


    Kopfende: Augustus


    1. Platz links - Manius Flavius Gracchus

    2. Platz links - Decima Messalina   

    3. Platz links - Aurelia Prisca   


    1. Platz rechts - Herius Claudius Menecrates

    2. Platz rechts - Faustus Decimus Serapio

    3. Platz rechts - Titus Decimus Varenus


    Einzig Vestalin Decima hatte das Recht an allen Sitzungen teilzunehmen. Gefolgt vom Pontifex Flavius - zwei Mal. Alle anderen Teilnehmer sind zum ersten Mal berufen worden.

    Tag 73, Brief 7568...


    Varenus Fingerkuppen waren es leid immer und immer wieder Briefe öffnen zu müssen. Vor allem die Inhalte waren zu 70 Prozent einfach nur unerträglich. Letztens erst wurde von einer Anhängerin ein Heiratsantrag an den Augustus übersandt. Als ob der Herrscher des Reiches, der Pontifex Maxmius, irgendein Interesse bezeugen würde. Konkubine, ja. Aber als Ehefrau? Nicht wirklich. Wobei, wenn Varenus nicht alles täuschte, waren so einige Zweitfrauen an der Seite einiger Herrscher zu finden. Interessant. Vielleicht würde er die Bitte doch dem Chef überbringen. Fett und hässlich schien die Dame nicht zu sein, zumindest waren diesbezüglich keine Äußerung niedergeschrieben, sondern vielmehr Eigenschaften wie schlank, Holz vor der Hütte und kein Bartwuchs.

    "Ich bin zwar kein Steinmetz. Doch wurde mir zugesichert, dass die Steine den Witterungsbedingungen besser standhalten. Vielleicht weil es dort mehr regnet als bei uns? Mooriger ist?" Wenn das so wäre, dann hätte das Gestein aus Britannia sein müssen.


    Varenus musste weiter mit Argumente um sich werfen. "Die Entfernung ist meiner Erfahrung nach das kleinste Problem. Werden doch Marmor und Sandstein ständig aus Ägypten importiert. Beide Provinzen haben Küsten, sodass der Transport über den Seeweg gegeben ist."

    "Es würde mir zusagen, wenn ich die Finanzierung und die Auftragsgestaltung übernehmen könnte. Nicht nur als Kaufmann, sondern auch als ehemaliger Erbsenzähler der kaiserlichen Finanzabteilung kenne ich so einige Hindernisse, die es im Vorfeld ausmerzen gilt." Aber auch, weil Varenus so am besten für seine Vereinigung das beste herausholen konnte. Eines hatte er in der Vergangenheit gelernt, die anderen Procuratoren scherten sich wenige um die Finanzabteilung. Solange die Sesterze rollten, wollte niemand so wirklich hinter den Vorhang blicken. "Würde ich auch so tun, Annaeus. Was haltet ihr von einer öffentlichen Ausschreibung, um einen geeigneten Architekten zu finden. Das war bisher eigentlich fast immer von Erfolg gekrönt."

    Varenus wollte sich ungern offenbaren. Galt er stets als ausgeglichen. Jemand der sich nicht beschwerte und mit dem was er hatte zufriedengab. Also versuchte er das Thema hin zum eigentlichen Anlass zu bewegen. "Ich träume davon, dass wir das Bauvorhaben für den Augustus noch vor meinem Tod fertigstellen. Ich hatte dich eingeladen, um mit dir über eine Sache zu sprechen. Nämlich, dass ich der Händlervereinigung der Socii Mercatorum Aurei vorsitze und wie bereits vor Jahren wieder einen Auftrag erhalten möchte. Doch anders als bei Salinator oder Plama, möchte ich mich nicht selbst für den Handel einbringen. Es wäre gut, wenn jemand anderes, du, dem Augustus das vorschlagen könntest. Ich habe bereits Kontakte nach Belgica herstellen lassen. Das Gestein für das Mauerwerk wäre gesichert." Erst wenn der Quaestor das Angebot ablehne, würde Varenus mit einer Beteiligung versuchen, diesen auf seiner Seite zu ziehen.

    "Du hast es erkannt. Sie haben meine Tochter genommen. Seit sie Tag für Tag im Atrium Vestae verweilt, gibt es kaum noch Kontakt. Zwei, drei Briefe im Jahr. Kein Besuch. Dabei ist es nur ein Katzensprung entfernt. So nah und doch so fern." Um nicht allzu sehr melancholisch zu werden. Trank Varenas umso mehr. Verdrängung nennt man das. "Ich danke dir. Mein Mund ist ebenso versiegelt.


    Weißt du eigentlich, dass ich der Dienstältester überhaupt bin? Drei verfluchte Jahre als Primicerius bei den Erbsenzählern. Ach ja, die schöne Zeit. Sitzend vor hunderten von Münzbergen und nun? Bettelbriefe?"

    Was? Wie bitte?? Hatte der Augustus eine zu viel??? Der Spieß konnte genauso gut umgedreht werden. "Und die Prätorianer ihre Schwerter durch Rechenschieber ersetzen. Die Parther wird es freuen. Wir sollten die Kämpfe vorrangig weiterhin mit Feder und Papyrus austragen, mein Augustus." Das Einzige was Varenus an körperliche Ertüchtigung tat war das ständige Becherheben verschiedener Größen, und das wars. Punkt. Zumal er stolz auf seinen dekadenten Bauch war. "Ach ich vergaß. Erst die Kosten die entstehen würden. Ausfall von Arbeitsleistung kompensiert durch neue Beamte. Ja, Veranstaltungen wie diese mit Wasser und Brot." Hoffentlich war die Ironie zu erkennen.

    Dass sein Gegenüber genauso offen für Wein war, das gefiel Varenus so richtig. Leute, die eine Abneigung hatten, waren ihm nicht ganz geheuer. Wenn sogar nicht römisch. "Die Götter nehmen mehr als sie geben. Aber sei es drum, mein Freund. Es gibt wichtiges zu bereden. Ja, so ist es. Erst war einer der Duccier LAPP und dann mein Onkel Livianus. Wobei ich ehrlich gesagt nicht Kontakt halte. Ich sehe mich eher meiner Linie zu Meridius hingezogen anstatt die von Decimus Mercator. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Roma nur aus Decimern besteht." Als weiter Wein serviert wurde füllte man sofort die Becher auf. "Der Laden gefällt mir. Sie sind hier tatsächlich auf Zack. Nicht wie wir Beamten am Palatin, nicht wahr? Ach so, tu mir bitte einen Gefallen und erzähle Decimus Serapio nichts von meiner familialen Einstellung. Du kennst ihn vielleicht. Ein Tribun der Prätorianer. Dies sagt doch schon viel aus, oder?"


    Dass der Vater von Annaenus zu früh gestorben war. Tat ihm ernst leid. "Das ist sehr traurig, wenn ein junger Mann wie du es bist sein Vater nicht mehr an seiner Seite hat. Meine eigene Familie ist hingegen sehr lebendig. Sie besteht aus meiner Frau und meinen drei Kindern. Eine von ihnen wirst du bestimmt schon einmal gehört haben. Sie ist eine Vestalin."

    Heute sollte ich zum ersten Mal den Augustus Auge in Auge gegenüberstehen. Ob es jedoch eine so gute Idee vor meiner eventuellen Wahl in den Cursus Honorum war, sei mal dahingestellt. Ich erzählte im Vorfeld möglichst wenigen davon, denn jeder hätte mich von der Seite angequatscht und alles Mögliche vor mir verlangt. Frag ihn doch das und jenes.


    Ich tänzelte ein wenig mit einem leichten Grinsen im Gesicht hin zum Tor. "Salvente, ist es nicht ein wunderschöner Tag, meine Herren?" Ich streckte meinen Arm aus. "Hier meine Einladung."

    Varenus ging mit einem seiner Notarius von der Pause kommend zum Haupttor. Kurze Zeit später stand er hinter dem jungen Mann und hörte deshalb dessen Name. "Salvente, lasst den Jungen hinein. Er hat tatsächlich eine Einladung.", sagte Varenus bestimmend. Der Octavier wurde kontrolliert und Varenus zeigte ihm den Weg. >>

    Varenus nahm das Angebot sich zu setzen dankend an. "Ich kenne ihn recht gut. Meine Frau gehört zu seiner Familie. Doch muss ich feststellen, dass ich ihn seit einer Weile nicht mehr begegnet bin. Ich denke, dass er nicht in Roma verweilt. Weil warum sollte er zu einem so wichtigen Vorhaben nicht erscheinen wollen?" Varenus war ein wenig enttäuscht, hätte es doch so gut funktionieren können mit Helvetius als Architekt. Sein Geschäftskamerad. "Wir sollten wohl ohne ihn beginnen." Um den Frust zu verdrängen, nahm er einen kräftigen Schluck Wein und zwei, drei Häppchen.

    Tag 62, Brief 5238...


    Genervt von den ständigen Durchsichten der Bettelbriefe. "ALLES SCHEIßE!", schrie er laut. Die Notarii erschraken und waren über seinem Ausbruch irritiert. Zwar kannten sie ihren Chef als nörgligen alten Mann, doch war er stets gut gelaunt gewesen. "Chef, ist der Wein etwa leer?" Varenus stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf dem Schreibpult ab. "RAUS! AUS MEINE AUGEN! DU KLEINER WICHT!" Nicht nur dieser, sondern alle Notarii verließen blitzartig den Raum. Varenus nahm wieder Platz und öffnete den Brief 5238... Wer ist Manius Octavius Gracchus? Ach, unwichtig. Weg damit. Als er den Brief wieder zu falten und ihn auf den eher unwichtigen Stapel legen wollte. Sah er im Augenwinkel kleingeschrieben Sohn... Praefectus Urbi... "HOTZBLITZ!" Fast hätte er einen fatalen Fehler getan. Immerhin war der Praefectus Urbi formal der erste Mann hinter dem Augustus gewesen. Auch wenn es sich nur um dessen Sohn handelte, hätte die Nichtbeachtung schwere Auswirkungen für ihn haben können.