Beiträge von Rachel

    Inzwischen fröstelte Rachel und verschränkte die Arme über dem Brustkorb. Weiterhin stand die Tür etwas mehr als einen Spalt offen und sie lehnte mit der Schulter an dem Pfosten. Vorbereitet ist der Umzug und wenn Shani sich um die neuen Sklaven kümmert, kann ich mich um das Aufstellen der wenigen Möbel kümmern und um das Auffüllen der Vorräte. Mit der Einrichtung kann es weiterhin dauern, Bestellungen laufen wie geplant und um die Arbeiten im Hortus kümmert sich eine junge Frau aus meiner Heimat, der in später in meiner Weberei eine Anstellung geben werde.
    Warum sie ihm das mitteilte, erschloss sich der Schwarzhaarigen erst, als sie endete und Varus wieder ansah. Es war das Mitleid, was in ihren Augen stand und was ihr Gesicht wiedergab, wenn sie in sein Gesicht blickte und dabei die nicht einfach in die Kammer zurück gehen konnte. Auch war es sein Blick und seine unschlüssigen Worte. Wir halten uns für morgen bereit. Ich hoffe, du erholst dich und bekommst ausreichend Schlaf.
    Die Hand lag inzwischen von innen gegen das Holz und verringerte schrittweise den Abstand. Kurz vor dem Schließen, lächelte Rachel noch einmal leicht und flüsterte dann beim Zudrücken. Bis Morgen Varus.

    Rachel beschränkte sich auf Nicken und Schütteln des Kopfes. Bewusst lag ihr Blick dabei auf seinem unrasierten Kinn, ohne besondere Regung in ihrem Gesicht zuzulassen. Über die Vorfälle und seine Entschuldigung gab es ihrerseits nichts mehr zu sagen. Sah sie ihm doch an, wie schlecht es ihm ging und offenbar war seine Nacht nicht besser verlaufen, als ihre.
    Nachdem Varus verstummt war und seine Worte nach kurzen Schweigen bei ihr hinter der Stirn Zugang fanden, räusperte sie sich. Mit den Maßen komme ich zurecht, die nehme ich von deinen anderen Tuniken. Die Toga hat ein bekanntes Einheitsmaß. Mit Shani werde ich alles Notwendige besprechen und sie in Besonderheiten einweisen. Noch klang die Stimme etwas belegt und das Sprechen war nicht so flüssig wie sonst. Ein erneutes Räuspern löste den Kloß und obwohl sie nicht entsprechend gekleidet war, öffnete sie die Tür ein weiteres Stück. Gibt es einen Umzugstermin und darf ich mich schon um die Vorräte für dein neues Heim kümmern? Ihre fragenden Grünen kreuzten kurz seinen Blick und obwohl ihre Gefühle auf Eis liegen sollten, fühlte sie Mitleid in sich aufsteigen.

    Im Korbstuhl sitzend und durch das Klopfen geweckt, sah die Schwarzhaarige mit geröteten Augen Richtung Tür. Schlaflos war sie irgendwann tief in der Nacht aus dem Bett geflüchtet und schließlich dort eingeschlafen, wo sie jetzt erwachte.
    Der Tag schien noch sehr jung und der beginnende Morgen erhellte ihre Kammer nur spärlich. Mit Mühe ließen sich ihre Lider offen halten. Müdigkeit lag in ihren Bewegungen als sie sich erhob und ihre schlichte Tunika glatt strich. Sie trug ihr Haar zu einem einfachen Zopf geflochten, der lose über einer Schulter hing und dessen Länge bis unterhalb ihrer Brüste reichte.
    In Anbetracht der Tatsache, dass um die Zeit kaum Andere als Sklaven den Weg zu ihrer Kammer fanden, blieb der Blick in den Spiegel aus und sie näherte sich der Tür, um sie einen Spaltbreit zu öffnen.
    Regungslos und unfähig einer weiteren Reaktion, folgten Augenblicke des Schweigens. Viele Wimpernschläge später und von verlegenem Rot gezeichnet … habe ich einen Termin übersehen?

    Selbst als Varus irgendwo dagegen stieß, rührte sich Rachel nicht merklich und zuckte nur mit den Lidern. Wie versteinert stand sie weiterhin an der gleichen Stelle und sah aus, von Tränen getrübten Grünen in den Hortus. Sein Gestammel und seine Schritte hämmerten in ihren Schläfen und verhinderten ein Ordnen der Gedanken.
    Endlos schien die Zeit und noch fühlte sie seine Arme und biss weiterhin die Zahnreihen fest aufeinander. Aufgestaut, tanzten die eigenen Vorwürfe hinter ihrer Stirn und zerrten an den Haarwurzeln. Langsam hob sie die, vorher noch matt herab hängenden Arme und nestelte an ihrem straff geknoteten Schwarzen, strich die Strähnen zurück, um sie wieder zu richten.
    Langsam, den Blick auf den Boden haltend, wendete sie sich um. Ohne ihn nachzusehen, hob sie nur minimal die Arme, als wollte sie doch noch etwas sagen, zuckte dann aber nur in den Schultern und ließ ihn wortlos gehen.

    'Nein!' wollte Rachel am liebsten abwehrend schreien, doch es blieb letztendlich bei einem heftigen Kopfschütteln. Unfähig, sich zu rühren, stand sie vor ihm und sah hinaus. In ihrem Inneren tobte ein Gefühlschaos. Teils war da die Sympathie für Varus, anderen Teils das Unverständnis für sein derzeitiges Tun. Bitte nicht. Ganz leise sprach sie, für ihn gut hörbar bei dem Abstand, den er durch sein Heranziehen noch weiter verringerte. Sie konnte nicht und sie wollte es noch weniger.
    Die aufkommenden Tränen, begannen ihren Blick zu verschleiern und trübten das Bild in den herbstlichen Hortus. Mit sich kämpfend, um nicht panisch davon zu laufen, zwang sie sich ruhig zu bleiben und das Zittern mit zusammen gebissenen Zähnen zu verhindern.
    'Warum war es so weit gekommen? Lag es an ihr?' Heftige Vorwürfe drängten sich in ihre Gedanken. 'Sie sah es nicht … war sie die Schuldige. Als Mann nahm er sich das Recht … ihr als Angestellte blieben Dank und Pflichten.'
    Matt ließ sie die Arme sinken, nahm alle Spannung aus ihrem schlanken Körper. 'Kein Aufbegehren würde ihn abhalten … alles was bisher zwischen ihnen bestand, würde ein Ende haben.' Das Rauschen in ihrem Kopf bekam die Oberhand und verdrängte jegliches Denken. Zurück blieben nur innere Leere und tiefe Enttäuschung.

    Obwohl die Wangen der Schwarzhaarigen bereits auffällige Röte trugen und ihre Lippen durch den Genuss des Samtenen eine kirschrote Farbe annahmen, kam nach den Worten von Varus noch eine dunklere Färbung dazu. Nicht nur, weil ihr Blick in seinen Augen lag und ihr dadurch sein Erröten kaum entging, auch seine heiße Hand auf ihrem Unterarm brannte sich in die Haut ein und begann wie Feuer zu lodern. Übertrieben laut und gekünstelt klang ihr Lachen. Die fast panischen Bewegungen danach, bei denen sie ihm auch ihren Arm entzog, sprachen von für sie unangenehmen Gefühlen. Bemüht ruhiger zu werden, lehnte sie sich im Korbstuhl zurück und sah hinaus in den Hortus. Während sie noch über eine Erwiderung nachdachte, schossen vermehrt Hitzeschübe durch ihren Körper, als trage sie gerade noch den erwähnten Mantel. Verunsichert und über ihr Gewand streichend, begann sie schließlich leise und ohne ihn anzusehen. Den Mantel habe ich längst abgelegt und wenn mein neues Kleid fertig ist, wirst du es zuerst sehen.
    Eigentlich wollte sie zum Thema Shani einiges mehr sagen und ihn anbieten, gemeinsam mit der Sklavin im Balneum den nächsten Termin wahr zu nehmen, doch entschied sie sich im Augenblick dagegen und stand auf, um ans Fenster zu treten. Plötzlich war dieses brennende Gefühl einem eisigen gewichen und sie begann zu frösteln.

    Das Nicken, was von Rachel als Antwort kam, wirkte nicht so überzeugend, als es von ihr gewollt war. Die Worte dazu klangen fremd im Tonus und das Lächeln auf ihren wenig geschminkten Lippen blieb verhalten. Was ich ihr dazu noch vermitteln kann, wird sie von mir erfahren. Natürlich wusste die Schwarzhaarige auch, dass es auf Sympathie und Gefühle ankam und ob Shani es so empfand, entzog sich ihrer Kenntnis.
    Was Varus damals in ihr sah und was er heute in ihr sehen wollte, darüber dachte sie nach, während sie die Hände beidseitig an den Becher schob und ihn krampfhaft festhielt. Hinter ihrer Stirn arbeitete es und das Blut begann hinter ihren Ohren zu rauschen. Ohne Stillstand wanderten ihre grünen Augen über den kleinen Tisch, teils auf der Suche nach Antworten, doch vor allem zur Beruhigung ihrer Nervosität.
    Nach einen längeren Schweigen und dem erneuten Leeren ihres Bechers – die Wirkung des Weines war unübersehbar und zog sich als Röte über ihre Wangen – kam es erneut zum Blickkontakt und zum Thema weiße Dinger. Du hast mir nur nach gerufen, um unter meinen Mantel zu schauen? Die Frage kaum ausgesprochen, erzeugte sie auch bereits Erheiterung und kleine Funken begannen in ihren Grünen zu tanzen.

    Wieder erklang ein leises Lachen und Rachel kreuzte mit Varus den Blick. Wenn du das als Werfen in Erinnerung trägst, dann doch nur, weil du die weißen Stangen hasst. Deine Schwester hat mich über jedes Detail dazu aufgeklärt und mich wundert es heute noch, dass du nicht einen großen Bogen um mich machtest, nachdem sie aus meinem Bündel auf den Boden gerollt sind.
    Um nicht wieder erröten zu müssen, verließ sie mit ihren leuchtenden Grünen seine Augen und umrundete seine Gesichtskontur. Was hast du mehr gesehen? ... mein Mantel hat doch Alles verdeckt.
    Das leichte Zucken um die Mundwinkel, ausgelöst von dem Bild, welches sie dabei vor Augen hatte, verbarg sie gekonnt im Becher, ohne erneut ihren Kopf zu senken.
    Nach einer kurzen Pause - sei sie dem Trinken geschuldet oder den Überlegungen - fuhr die Schwarzhaarige leiser und betont langsam fort. Dank deiner Hilfe bin ich besser gestellt, als ich es mir damals vorstellen konnte. Wenn wir umgezogen sind, werde ich die Weberei besitzen und meine Aufgaben werden Andere sein. Du besitzt deine geplante Sklavenauswahl und ich werde mich gezielter um deinen Haushalt kümmern können. Shani wird sich dabei genau so gut um dein leibliches Wohl und dein Aussehen bemühen, wie ich in der Zeit hier in der Casa.
    Wie schwer Rachel diese Einsicht fiel, verbarg sie hinter einem gespielt freundlichem Lächeln. Ihre Hände lagen dabei ruhig wirkend neben dem Becher auf dem Tisch und nur das kaum sichtbare Zucken in den Fingern, ließ etwas ihrer inneren Erregung erkennen.

    Gespielt demonstrativ sah Rachel sich um und stimmte dann ein leises Lachen an. Wir sind unter uns, ich kann keine weitere Person im Raum finden. Auch auf offener Straße verhandele ich nur mit Händlern und es ist dabei kein Kuhhandel. Während sie Varus ansah, wie sein Blick nach Draußen ging, goss sie ein weiteres Mal Wein ich die Becher und schob ihm seinen zu.
    Es geht mir doch bei deinem Äußeren nicht um einen Schlachtplan, sondern um das Unterstreichen deiner Persönlichkeit. Du sollst nicht auffallen, aber auch nicht übersehen werden und dazu wirst du dich wohl wieder einmal in meine Hände begeben müssen. Damit nahm sie seine Worte auf und hielt ihm ihren den Becher zum Anstoßen entgegen. Es gehört noch zu meinen Aufgaben. Erst in deiner neuen Casa werde ich diese abgeben, aber immer ein Auge darauf haben, damit aus dir nicht wieder dieser 'arme Winzersohn' wird. Wobei … Beim Neigen des Kopfes zum Trinken überzogen sich ihre Wangen errötend und ihre Stimme nahm einen anderen Klang an. Wobei ich ihn damals schon nicht in dir sah. Mit einem kräftigen Schluck verschloss die Schwarzhaarige ihre Lippen und den samtigen Geschmack auf der Zunge spürend, lächelte sie vor sich hin.

    Aufmerksam lauschte Rachel den Ausführungen und bis zum Räuspern von Varus, weilte sie gedanklich ebenfalls beim Umzug und den Problemen, die es noch gemeinsam zu lösen gab.
    Erst danach unterbrach sie ihre Überlegungen und verfolgte das Gespräch mit Aufklärung über die Kleiderordnung. Einiges davon war ihr bekannt, anderes jedoch weniger. Im Falle der Auswahl der Stoffe, würde sie sich selbst zum Markt aufmachen und nach dem Händler Ausschau halten, bei dem sie mit Crispina die vielen Stoffe begutachten durfte. Sie entsprachen dem, was sich die Schwarzhaarige vorstellen konnte und welche besonders ihrem Gegenüber und dessen Erscheinung schmeicheln könnten. Leicht nickend bestätigte sie ihr Verstehen und konzentrierte sich weiter auf seine Worte.
    Das Gesagte zu Shani als Geschenk, überhaupt der Gedanke daran, befremdete sie und obwohl sie selten Ermahnungen aussprach, hob sie kurz die Augenbraue. Vielleicht solltest du ihm eine Kuh schenken. Wie man munkelt, benimmt sich unser Imperator sehr gerne wie ein Bulle und prahlt mit seinen potenten Fähigkeiten. Noch nie sprach Rachel in der Gegenwart von Varus solche Gerüchte aus. Warum sie es gerade heute tat, blieb selbst ihr ein Rätsel und deshalb schwieg sie auch sofort wieder und krauste dafür ihre Stirn, als würde sie nachdenken.
    Was er sich versprach und weshalb er ihre Hand hielt, verbarg sich hinter seiner Stirn und blieb ihr auch beim kurzen Blick in seine Augen weiterhin verborgen. Ihr Denken war abgedriftet und sie sah ihn bereits in eine Toga gekleidet auf dem Weg zum Palatin.

    Froh darüber, dass Varus ein anderes Thema ansprach und es ihm um passende Garderobe ging, kreuzte sie kurzzeitig seinen Blick und lächelte. Wenn Shani sich um den Umzug kümmert, sollte das machbar sein. Woran hast du gedacht? Soweit sie mit seiner Kleidertruhe und den vorhandenen Tuniken vertraut war, hielt sie es auch für dringend notwendig, ganz Neues zu fertigen. Auch musste er unbedingt etwas für sein Äußeres tun, was er offenbar ohne ihre Hilfe immer wieder vernachlässigte. Was die Massage und Haarschnitt betreffen, sollten wir uns kurz vor dem Gang zum Imperator treffen, damit du die Gens würdig vertreten kannst. Selbst wenn er dich rügt, deine Erscheinung muss den besten Eindruck hinterlassen.
    Kurz wurde die Kehle neu befeuchtet und dabei der Becher geleert. Welche Kleiderordnung ist verlangt? Eine Tunika und gemäß deiner Ämter eine Toga … oder liege ich falsch und es ist ganz anders? So genau kannte sich Rachel nicht aus und in letzter Zeit war der Informationsfluss eher spärlich, was seine Ämter betraf. Ging es doch vorwiegend um den Umzug und bei ihr selbst, um die Errichtung ihres Betriebes. Wenn du mir deine Wünsche verraten könntest, würde ich mich so schnell als möglich darum kümmern.
    Zum Thema Gefühle und Einsamkeit kehrte sie vorerst nicht zurück, auch wenn sie sein Ansinnen durchaus nachempfinden konnte. Zwischen ihnen bestand von Anfang an eine gewisse Vertrautheit, allerdings erinnert sie sich auch an viele gesprochene Worte, die eine Grenze in ihrem Herzen errichtet hatten. Nicht nur seine Mutter, auch seine Schwester wiesen sie darauf hin, worin der Unterschied bestand und genau diese Gründe waren und blieben es, halfen ihr, die Distanz zwischen ihnen aufrecht zu erhalten.

    Wie eine Verbrennung breitete sich das Feuer über den Hals von Rachel aus, zog sich über den Hinterkopf und ihre Wangen und ließ sie nicht nur erröten, sondern auch merklich zittern. Was dachte sich Varus dabei, ihr so etwas anzubieten? Bisher war zwischen ihnen eine Verbindung entstanden, die sie durchaus als Freundschaft bezeichnet hätte, wäre er nicht ein Mann und Römer und sie eine Frau und eine Peregrina.
    Den Becher zwischen beiden Händen haltend, zwang sie sich, das Zittern zu unterdrücken und ruhig zu bleiben, auch wenn es ihr schwer fiel und sie ihren Blick in den Wein versinken ließ. Nein nein, das ist nicht nötig, es ist meine Aufgabe und ich habe es bisher nicht anders gesehen.
    Nur leise kamen die Worte und stockend. Ihre Kehle fühlte sich trocken an und so gerne sie einen Schluck nehmen wollte, es gelang ihr nicht, den Becher zu den Lippen zu führen. Auch war da noch das Gehörte und das Nachdenken dazu. Weshalb fühlt es sich wie ein Stein an? Hast du irgendwelche Bedenken? Zögernd hob die Schwarzhaarige ihren Kopf und fixierte ihre Grünen auf seinem Kinn, um ihn nicht direkt ansehen zu müssen. Bist du mit meiner Arbeit nicht zufrieden?
    Ein hörbares Schlucken folgte den vielen Fragen und nun auch ein Schluck vom Wein, zu dem sie nicht einmal sagen könnte, ob er den gleichen Geschmack auf der Zunge hinterließ, wie der vorherige.

    Zitat

    Original von Rachel
    Mich bitte als Angestellte in meiner Weberei eintragen. Danke


    Tante Edit/ es hat sich in Wohlgefallen aufgelöst und ich habe jetzt eine Sklavin in meiner Weberei.
    Danke!

    Nachdenklich sah Rachel ihr Gegenüber an und griff wieder ihren Becher. So kannte sie Varus gar nicht, so wortkarg und vor allem so interessiert an ihrem Gefühlen. Sonst sprach er eher ohne Punkt und Komma, war stets mit neuen Plänen beschäftigt oder auf dem Weg zu neuen Arbeiten.
    Wenn ich ehrlich bin … ich funktioniere. Für die Schwarzhaarige gab es in letzter Zeit wenig Nachdenken und wenn die Zeit bestand, waren es Gedanken über den Umzug oder ihren eigenen Betrieb. Deshalb blieb ihr auch nur die eine Antwort, der ein entschuldigender Blick folgte und sie wieder vom Wein zu nippen begann. Dabei beobachtete sie erst seine Hände, das Massieren ihrer Finger hielt weiterhin an und sah ihn dann mit ihren Grünen forschend ins Gesicht, auf der Suche nach dem eigentlichen Grund seines Tuns.

    Mich bitte als Angestellte in meiner Weberei eintragen. Danke


    Tante Edit/ es hat sich in Wohlgefallen aufgelöst und ich habe jetzt eine Sklavin in meiner Weberei.
    Danke!

    Ihre Hand Varus überlassend, hielt Rachel den Becher weiter in der anderen und trank ab und an einen winzigen Schluck. Das Massieren ihrer Finger irritierte sie leicht und durch das Trinken versuchte sie das Kribbeln zu unterdrücken, was von ihrem Bauch aus aufzusteigen drohte. Natürlich wusste sie, seine Mutter und seine Schwester waren abgereist, allerdings auch von Überlegungen, ihn vorher eine Frau zu suchen. Nachdem bisher von keiner Verbindung die Rede war und er nicht aussah, als würde er sich regelmäßig mit einem weiblichen Wesen treffen, gab es offensichtlich weiterhin nur Arbeit in seinem Leben.
    Einsamkeit ist ein Gefühl und es wird zugelassen oder unterdrückt. Mit Bedacht wurde genau diese Antwort von der Schwarzhaarigen gewählt. Und nicht weniger bedächtig schob sie sich eine Strähne aus der Stirn, nachdem der Becher seinen Platz auf dem Tisch zurück fand. Wenn ich Etwas gegen deine Einsamkeit tun kann … Eine Idee dazu bestand im Augenblick der Worte nicht und so sehr sie sich bemühte, ihn einen Vorschlag zu unterbreiten, blieb der Satz unvollendet und ihr Blick lag suchend in seinem Gesicht.

    Als Shani gegangen war, blieb der Blick von Rachel noch kurz an der geschlossenen Tür haften, bevor sie zu Varus aufsah und ihn beim Setzen beobachtete. Das Prosten erwiderte die Schwarzhaarige mit dem Heben des Bechers und als er trank, tat sie es ihm gleich und genoss in kleinen Schlucken den samtigen Geschmack des guten Weines.
    Die Frage ihres Gegenübers kam nicht unerwartet, denn mit dem Näherrücken signalisierte er ihr bereits, dass es nicht nur um Planung und Auftrag ging. Sondern in seiner ganzen Haltung lag etwas von persönlichem Gespräch und Interesse.
    Die Frage könnte ich zurück geben und du könntest sie beantworten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie begann den Becher in den Händen hin und her zu drehen. Genau so geht es mir …
    Eine Antwort, die weder Gut noch Schlecht ausfiel und mit einem Gesichtsausdruck begleitet wurde, der alles offen ließ. Was soll ich dir sagen, es geht mir gut und ich schaffe es, deine Aufträge zu erledigen. Nicht Mehr und nicht Weniger wird zurzeit verlangt und wenn du zufrieden bist, bin ich es auch. Noch einmal hob sie den Becher leicht und deutete ein Prosten an … auf unser beider Zufriedenheit.

    Endlich hatte Rachel es geschafft und ihren Betrieb angemeldet. Auch wenn die Räumlichkeit noch nicht ganz dem entsprach, was sie sich erträumte, war es ein guter Anfang. In der Villa waren die Arbeiten fast abgeschlossen und was sie sah, gefiel ihr sehr.
    Obwohl Varus kaum Zeit blieb, sich an der Entwicklung persönlich zu freuen, gab sie die Hoffnung nicht auf und berichtete ihm bei jedem noch so kurzem Treffen von den Fortschritten. Bei ihrem Rundgang fielen noch einige Kleinigkeiten auf, die gleich auf der mitgeführten Tabula notiert wurden und um die sie sich als Erstes kümmern wollte. Im letzten Gespräch mit den Arbeitern gab es einen etwaigen Termin zum Bezug, der sich wieder einmal verschob und die Schwarzhaarige nachdenklich stimmte. Zum Glück wurde noch kein Einweihungsfest geplant und keine Gäste geladen. Nach den Unruhen und den Gerüchten war es wohl auch in nächster Zeit schwierig, eine entsprechende Festlichkeit zu planen und es sollte sich auf einen zügigen Umzug beschränken.
    Bemüht, die Gedanken alle zu formulieren, beschrieb sie die Wachsschicht in deutlichen Lettern, um sich später an alle Auffälligkeiten wieder zu erinnern.

    Die Stimme von Varus klang wie immer und auch sein Blick hatte nichts auffälliges und doch bemerkte Rachel eine leichte Wehmut. Vielleicht ging es im ja auch wie ihr, die ganzen Vorbereitungen durch den Umzug, wenige Gespräche und wenig Zeit für Entspannung. Noch während sie darüber nach dachte, goss sie den guten Roten in zwei bereit stehende Becher und nahm in dem einen Korbstuhl ihren Platz ein. Ihr Blick wanderte wieder hinaus ins nicht mehr ganz so Grüne. Der Herbst zog mit Tristes über das Land und färbte ganz nach seinem Belieben die Natur in erdige Töne oder verzauberte sie in schillerndem Bunt.
    Ihre neues Gewand würde diese herbstlichen Farben als Stickerei tragen und war immer noch nicht fertig. Immer wenn sie begann daran zu arbeiten, kam Neues und so wie es sie eben anhörte, wird es sich in nächster Zeit nicht ändern.