Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Kurz schaute ich noch über das schillernde Meer und lauschte den Worten meines eigenen Trunkspruches nach, der die Götter doch so gnädig stimmen sollte. Dann war mein Blick hin zu meiner Verlobten geschwenkt. Mit ihrer zarten Hand in der meinen, sah ich ihr nun in die wundervollen Augen und kam nicht umhin, die Sanfheit die darin lag zu bewundern. Konnte es eine bessere Frau für mich geben. Kurz seufzte ich verliebt und stellte mir dann auch kaum mehr die Frage, ob ich es wagen sollte. Nach einem kleinen Schluck aus dem Kelch, setzte ich diesen sicher in den Sand neben mich. Er würde er mir auch später noch die besten Dienste leisten, doch nun war etwas anderes an der Reihe, was in Erfüllung gehen sollte. Ohne weiters Zaudern neigte ich mich vor. Meinen Kopf hin zu meiner Verlobten, bis mein Gesicht sehr nah bei ihrem war. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, ehe dieser auf die ihren trafen. Zunächst ganz sacht, dann etwas verlangender. Wie ein Versprechen war nun der vielleicht etwas stürmisch werdende Kuss. Ein Versprechen alle nötige zu tun, damit es mit der großen Familie, die uns hoffentlich beiden vorschwebte auch voran gingen würde.


    Schließlich kamen die Kinder nicht aus dem Nichts und allein der Gedanke an die Taten, die zuvor erfolgen mussten, machten mich doch nun auch ein wenig ungestürm, weshalb ich auch nun auch meine Arme um meine Angebetete legte und sie ob der aufkeimenden Begehrlichkeit ein wenig zurück auf die Decke drückte. Schmachtend seutzte ich ein bisschen, als sich unser Kuss dann wieder löste und ich atmete tief durch. War es unschicklich dies nun zu tun? “Für unsere Ehe und für unsere Familie!“, sprach ich leise und fast schon wie bei einem Gebet. Die Andacht des Augenblicks hatte ich ja noch nicht vergessen. Und die Gelegenheit hier nun ein wenig romantisch zu sein war ausgezeichnet, zumal in aller Ehrlichkeit aus mir heraus trat. Mit einer Hand streichelte ich Valentina nun durch das Haar, während die andere schon recht verwegen unterwegs war, aber trotzdem nun an ihrem Rücken hinunter fand. Zu der Stelle, auf der sie für gewohnlich saß und die, ich auch – wenn ich ehrlich war – sehr reizvoll fand. Wieder lächelte ich. “Ich möchte dir aber nicht zu ungestüm werden!“, sprach ich meinen Gedanken dann auch aus. Schließlich war dies eine Sache, die uns beiden wohlgefallen musste.

    Im Tablinum angekommen steuerte ich gleich auf eine Clinen zu. Ein längeres Laufen oder gar stehen würde mein Knie nun nicht mehr verkraften. Auch eine Stärkung klang in meinen Ohren nun recht verlockend und ich hatte auch Muckel schon mit einer scheuchenden Armregung davon komplimentiert. Hoffentlich beeilte er sich. Ich nickte zu Casesoninus Worten und seufzte dann, als ich vernahm, dass der Wein wunderbar wuchs und gedieh‘. “Ach ja, der Süden,“ seufzte ich ein wenig schwer und lächelte dem Iulier dann entgegen. “Vielleicht sollte ich mir dort auch ein kleines Fleckchen suchen.“ Natürlich gemeinsam mit meiner geliebten Valentina. So ein kleines Landgut hatte doch auch etwas Verlockendes, auch wenn ich es mir nicht wirklich vorstellen konnte, den ganzen Tag dort unten der Bodenpflege von Weinpflanzen zu widmen. Wie viele Sklaven brauchte man da überhaupt? Auch ein recht anstrengender Gedanke, betrachtete man es genauer. Wir hatten auch so schon genug davon in der Casa und Muckel und Grian waren ja nun auch nicht einfach in der Handhabung. Noch einmal seufzte ich leicht.


    Schließlich nickte ich, als ich von Caesoninus Karriere hörte. Höhere Posten. Pläne erstellen. Ja, das musste er auch. Für den Tempel und für sein Leben. Ersteres war ein wenig schwieriger und ließ sich nicht so einfach mal unter den Tisch schieben wie Letzteres. Ließ ich mich zu sehr treiben? Nein, daran wollte ich nun auch nicht denken. Doch immer in Casoninius Nähe lupfte sich doch ein wenig Ehrgeiz aus meinen Gedanken hervor und es würde eines guten Schluck des Weins bedrüften, um diesen wieder nieder zu ringen. Ersteinmal sollte die Hochzeit unter Dach und Fach sein, ehe ich mir über anderes Gedanken machte. Und eine Karriere war da wohl von Nöten. Immerhin wollte ich Valentina ein schönes, einwandfreies Leben an meiner Seite ermöglichen. Sie sollte nicht mehr jede Münze zweimal umdrehen müssen.


    “Ah!“, kommentierte ich dann Caesoninus Bericht über die Arbeit in der Baukommission und lächelte wieder, während ich nun auf der Cline mein Bein ausstreckte. “Das Bauhandwerk!“, ließ ich dann folgen. “Vor nicht allzu langeer Zeit, habe ich mich auf dem Gebiet der Architektur ein wenig fortgebildet!“, erklärte ich nun und nickte neuerlich dazu. “Also wie ich höre, schreitest du auf den Schwinges des Pegasus voran!“ Ich grinste ein wenig. “Nun ja. Ich selbst bin noch immer mit meiner Hochzeit befasst.“ Mein Blick schwenkte dann auf den mitgebrachten Sklaven. Den auserwählten Weinkenner. “Oh, Alexander! Komm‘ nur her!“, lud ich den Mann dann ein und deutete auf eine der freien Liegen. “Ich denke, es wäre doch sehr genehm, wenn du hier mit uns Platz nehmen würdest!“ Dann sah ich zu Caesoninus, um zu überprüfen, ob dieser als Herr des Sklaven etwas dagegen hatte. “Ich bin doch schon so gespannt auf seine Expertise!“, erklärte ich dann in Ceasoninius Richtung. “Also sollte er ruhig auch kosten, was wir in der Casa Decima anzubieten haben!“

    “Aber natürlich, das stand ja auch ganz außer Frage!“, empörte ich mich minimal, als der Miles nun meinte, dass die Wahrscheinlichkeit meines Auftauchens an diesem Ort gegeben war.
    Dann nahm ich die Kopie für meine Akten und überreichte sie umgehend Muckel, der sie ein Täschlein steckte, welches er um seine Schultern trug. Ich hatte ihn nämlich noch einmal zurück geschickt, um dieses zu holen. “Ich danke, Miles!“, sagte ich dem Mann und atmete tief durch. So eilig wie ich gewesen war, hatte es mich doch einiges an Luft gekostet. Und Nerven natürlich auch.Mein Bein stand in peinigenden Flammen. Was noch viel schlimmer war. Ich nahm mir fest vor, meiner Sklavin zu sagen, was ich von Dingen wie diesen hielt und dieses Mal würde ich auch keine Freundlichkeit mehr kennen. Da war man doch stets guten Glauben und voller Bemühung und Grian dankte es mir mit einem harten Spaziergang durch die Stadt, den ich zu unternehmen gezwungen war und verhaftet hatte man sie obendrein! Dies war ein Ding, das nicht ging, und genau das würde ich ihr auch vorhalten! Oder schlimmeres!


    Einen Moment lang warteten wir also. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und reckte ein wenig den Hals, als ich eine Regung hinter dem Tor erkannte. Und da kam auch schon Grian, flankiert von einem weiteren Urbaner. “Was hast du dir dabei gedacht?“, warf ich ihr diese frage ungnädig und hart gesprochen entgegen. Dann stand sie vor mir und ich blickte in ihre verweinten Augen. Unendlich unglücklich schaute sie aus und so hatte ich sie noch sie gesehen! “Und was hast du überhaupt gemacht?“, wollte ich dann wissen, jedoch nicht mehr mit ganz so arger Strenge. “Natürlich wird das nicht ohne Folgen bleiben, Grian. Ich sage dir, dass das so nicht weitergehen wird! Und ich schwöre dir, ich werde dich verprügeln!“ Was dann aber genau wie nicht weiterging, würde ich aber auch noch klären müssen. “Ich danke, Miles!“, brachte ich den beiden Männern entgegen. Dann drehte ich mich herum. Den Klärungsbedarf, den ich hatte, brauchte niemand mitzubekommen. Ich setzte meine ersten zwei Schritte und stieß einen Klagelaut aus, als mein Knie mich sofort wieder malträtierte und knickte wieder ein. Muckel war sogleich zur Stelle und fasste mir unter den Arm. Dabei schenkte er Giran einen bösen Blick. “Ich habe dem Dominus gesagt, er soll nicht versuchten auf Knien die Mäuse zu fangen!“, zischte er ihr entgegen. “Und dann auch noch durch die halbe Stadt!“
    Ich bewegte mich unterdessen ein wenig mühselig vorwärts und hob meinen freien Arm, damit auch Grian dort untergreifen konnte. Mein Knie brachte mich mittlerweile bis kurz vor das Elysium.

    Noch hatte ich ein wenig selbst nach meinem ihr so lästigen Schuh in dieser Angelegenheit geangelt, als ich sie sich auch schon wieder ein wenig verwundert ansah. Immerhin versprach sie mir die größtmögliche Befriedigung all meiner Wünsche. Dabei hatte ich doch nur diesen einen. Zumindest im Moment, weil es mich doch so arg kniff. “Ach!?“, entfuhr es mir dann, doch dann gab ich meine Bemühungen bezüglich der Sandale auf. Von der Schule, durch die sie gegangen war, sagte sie jedoch nichts und ich dachte mir, dass es vielleicht so etwas wie eine geheime Lehre geben könnte, die man besser nicht zu laut heraus posaunte. Oder aber sie hatte meine Nachfrage nicht recht verstanden. “Also mein Bein ist mir stets...eine Last!“, begann ich dann, während mir Grian nun zur Hand ging. Doch dann musste ich zwischendrin noch einmal seufzen.


    “Ja, ich denke auch, so ist es besser!“, erklärte ich, besah meine nun bloßen Füße und wackelte kurz mit einem der großen Zehen. “Es ist schon erstaunlich, wie Bänder und Sehen im Körper zusammenspielen. Entspannt sich das eine, überträgt es sich auch auf das andere. Wie auch die Säfte, die miteinander wirken. Eine schöne Lehre. Da werde ich mich irgendwann einmal noch genauer mit beschäftigen.“, duhr ich etwas nachdenklich fort. Aber… warum wollte sie nun diese Angelegenheit verschieben, da mein Bein schmerzte? So recht viel mir dieser Teil ihrer Aussage erst jetzt auf. “Ach nein! Wir verschiebend das nicht!“, gab ich bekannt. “Die Schmerzen in meinem Bein waren mir noch nie behilflich die Massage zu genießen,“ erklärte ich weiter. “Denn sie sind eigentlich immer latent ein wenig da. Ich denke, das sollte uns nicht stören!“


    Natürlich war es auch so, dass Muckel so grob war mit meinem Knie und unter seinen Fingern schmerzte es erst recht, wenn er versuchte der Muskulatur drum herum Entspannung zu verschaffen. Ich seufzte fatalistisch auf. “Nun denn. Ich glaube wirklich, du kannst nun beginnen! Weißt du, ich muss nämlich in Kürze in den Tempel, weil ich dort etwas Wichtiges zu regeln habe. Wir haben nicht allzu viel Zeit!“ Ich legte mich wieder zurück, faltete die Hände wieder auf meinem Bauch und schloss die Augen. Ein kleines Stückchen lupfte ich zuvor noch meine Tunika nach oben, sodass sie bis an den Ansatz des Oberschenkels reichte. “Ich denke, so hast du einen noch etwas besseren Zugang zur Gänze des Malheurs!“, sagte ich. “Ich nehme nämlich an, dass du etwas raumgreifender bist als Muckel.“ So sprach ich meine zuvorigen Gedanken noch einmal aus.

    [...]



    So schnell es mir möglich gewesen war, hatte ich mich also auf den Weg gemacht. Gefolgt von meinem Sklaven Muckel, oder wohl viel eher flankiert, denn dann und wann musste ich schnaufend und mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Pause legen und mich irgendwo abstützen. Mein Knie pochte und schmerzte, doch noch viel schmerzte mich überhaupt dieser Gang. Dass meine recht forsch unterwegs war wusste ich wohl und während wir so unterwegs waren, hatte ich mir natürlich meine besorgten Gedanken gemacht. Diese reichten auch recht weit und ich konnte mir so ziemlich alles vorstellen. Doch ganz so schlimm, beruhigte ich mich dann, konnte es nicht sein, denn sonst würde ich nun nicht in die Pflicht kommen, meine Sklavin abholen zu dürfen. Wie auch immer. Ob meiner Qualen – innerlich, wie äußerlich – nahm ich mir fest vor, in Bezug auf meine Sklavenschaft nun vollkommen andere Seiten aufzuziehen! Wahrscheinlich war ich zu wenig gestreng und als erstes würde ich eine Ausgangssperre verhängen!


    Unter diesem Gedanken hoch erhobenen Hauses schritt ich humpelnd auf die Porta der Castra Paetoria zu und begrüße den Wachhabenden. “Salve, Miles!“, sagte ich forsch und zeigte auch sogleich die mir übermittelte Tabula vor:



    Ad
    Cnaeus Decimus Casca
    Casa Decima Mercator
    Roma


    M. Octavius Maro Cn. Decimo Cascae s.d.


    es hat sich ergeben, dass eine deiner Sklavinnen von den Cohortes Urbanae verhaftet wurde. Du kannst besagte Sklavin, die auf den Namen Grian hört nun bei der Castra Praetoria abholen. Zeige dieses Schreiben dann der Wache am Tor zur Bestätigung vor.


    Grüße


    Marcus Octavius Maro
    Centurio
    Cohors XII · Centuria III
    Cohortes Urbanae



    “Ich bin dort genannter Cnaeus Decimus Casca und möchte meine Sklavin abholen!“ Muckel stand schräg hinter mir.

    So schaute ich also dem jungen Sklaven entgegen, während dieser verkündete, was nun sein Begehr war.
    “Post von WEM?, wollte ich dann bass erstaunt und ein wenig entgeistert wissen.
    “Von den Cohortes Urabanae!“, wiederholte mein Sklave sehr deutlich, fast schon so als hielte er mich für debil.
    Empört schaute ich zu auf. “Ja, Muckel, das habe ich verstanden!“, schnauzte ich ihn nun an. “Aber warum?“
    Beide blickten wir nun Nicon wieder entgegen.
    “Hast du etwas angestellt?“, wollte mein Sklave dann etwas erschrocken wissen.
    “Ach was!“, winkte ich ab und rappelte mich unendlich mühselig auf die Beine, wobei mein Sklave mir schließlich dann auch mal behilflich war. Ächztend schlurfte ich dann ob meines schmerzenden Beines dann noch mit dem Gladius in der Hand Nicon entgegen. “Das ist bestimmt Post für Serapio!“, mutmaßte ich dabei. “Was macht die denn bei mir? Hast du dich in der Tür geirrt?“ Ich blickte Nicon fragend an und forderte dann das Schriftstück mit ausgestreckter Hand. Es war an mich adressiert, was aber gar nicht sein konnte. Ich hatte nichts mit den Cohortes Urbanae zu tun und kannte auch niemanden dort. Hastig überflog ich den Text und musste feststellen, dass ich wohl doch jemanden kannte.
    “Sie haben Grian verhaftet!“, entkam es mir, obwohl ich mich eher sprachlos fühlte und las noch einmal nach, ob es nicht doch ein Irrtum war. Aber dort stand nach wie vor zu lesen, dass sie es war und ich sie abholen sollte. Und ich hatte mich schon gewundert, wo sie steckte. Und nun wusste ich es, aber eben nur nicht warum. Und genau dieser Punkt verursachte mir spontan sehr große Bauchschmerzen.
    “Soll ich Dominus Serapio informieren? Der kennt sich mit den Cohortes….“
    Ich winkte schnell ab. “Nein, nein, nein, Muckel!“, sagte ich sofort. Ich wusste ja gar nicht, was Grian angestellt hatte und wenn es nichts allzu Gravierendes war, dann brauchte mein Vetter eigentlich nichts zu erfahren. Er stand sich meines Wissens nicht gut mit Grian und es würde nur die Stimmung trüben. Ich ließ Tafel und Schwert sinken und gab mir einen Ruck.
    “Komm Muckel! Wir müssen zur Castra Praetoria!“ Dann machte ich mich auch sogleich auf den Weg und bog auch sogleich ums Eck. Muckel schaute mir kurz nach und folgte mir dann. An der Tür wären wir beinahe zusammen gestoßen. Ich kam nämlich noch einmal zurück, um Nicon Serapios Gladius in die Hand zu drücken, den ich noch bei mir führte. “Überbring das Dominus Serapio. Er hatte es vergessen. Wo weiß ich nicht mehr!“ Ich drehte mich um und ging wieder los. Dann fiel mir aber noch was ein. “Und sorge dafür, dass die Mäuse hier verschwinden!“, wenn ich schon einmal dabei war. Dann entschwand ich endgültig.


    [...]

    Noch immer freudig lächelnd ergriff ich, bei ihm angekommen, Caesoninus Hand mit der meinen und legte die andere im Überschwang des Schüttelns auch gleich darüber. Schließlich war es mir unangenehm, dass ich nun so gänzlich unvorbereitet dastand, was mein Freund aber nun nicht unbedingt zu spüren brauchten. “Bestens, bestens!“, gab ich auf die Frage nach dem Lauf meiner Geschäfte zurück und ließ meine zweite Hand ein wenig auf die beiden anderen tätscheln, während ich weiter sprach. “Ich könnte gar nicht besser klagen!“ Dann schwenkte mein Blick zu dem mitgebrachten Sklaven, der mir sogleich ins Gedächtnis zurück gerufen ward. Ich ließ Caesoninus Hand los und wendete mich zu ihm, um auf ihn zu deuten. “Alexander, der ausgezeichnete Weinkenner!“, sprach ihn an. Nun war ich wirklich erfreut! “Wie schön, dass du ihn mitgebracht hast!“ Ich seufzte mit einmal aufbruchsbereit und machte eine einladende Handbewegung. “Lasst uns ins tablinum hinüber gehen!“, bot ich an. “Für ein paar Erfrischungen!“, die Muckel wohl irgendwie nun spontan würde organisieren müssen. “Wie steht es um euren schönen Wein und deiner Karriere?“, erkundigte ich mich, ehe ich mich humpelnd in Bewegung setzte.

    “Nun lass mich das doch machen, Casca!“, brachte mein Sklave mir entnervt entgegen, während er so hinter mir stand und einen Gladius in der Hand hielt.
    “Oh nein, Muckel! Ich werde dieses Tier höchst selbst erlegen!“, blaffte ich entschlossen zurück, während auf Knien hinter einer vorgeschobenen Truhe lag und mit dem Oberköper fast auf dem Boden lag, während ich in den bösen Spalt im Mauerwerk hinein spähte.
    “Aber dein Knieeee!“
    Sicher hatte Muckel recht, denn es schmerzte fürchterlich, doch der Kampfgeist der entbrandten Jagdlust war im augenblick einfach stärker, zumal schon wieder drei meiner Manuskripte angefressen waren und üble Hinterlassenschaften dieses infamen Monstrums in meiner Wand auf einem meiner Teller zu finden waren, wo es sich über Nacht an den Resten bedient hatte. Doch nun klopfte es an der Tür.
    “Nun schon dich doch, Dominus!“, brachte Muckel heraus. “Ich werde das schon machen!“
    “HEREIIIN!“, rief ich nun recht vernehmlich, was mich aber nicht von dem Spalt abbrachte.
    “Kannst du wenigstens etwas sehen?“, wollte Muckel wissen.
    “Ja, da hat sich etwas bewegt!“ Ich ächtze schwer, weil mein Knie höllisch zu schmerzen begann, doch ich wand meinen Arm nach hinten, ohne mit den Blicken von der Regung in der Wand abzulassen. “Den Gladius, Muckel!“, forderte ich mit der Hand wedelnd.
    “Ich weiß nicht. Er gehört Dominus Serapio!“
    “Dann wird er einmal mehr seine Pflicht tun!“
    In der Tat hatte Vetter Serapio das Schwert mal liegen gelassen und ich hatte es gefunden und an mich genommen und versäumt es wieder zurück zu geben, weshalb im Regal meiner Pferdefigurensammlung eine Weile sein Dasein gefristet hatte. Inzwischen hatte ich es völlig vergessen, doch nun war gut, dass es spontan greifbar gewesen war.
    Muckel seufzte und reichte mir den Gladius, mit welchem ich hoffentlich todbringend in das Loch hinein stieß.
    “Ist sie tot?“
    Ich lauschte kurz und schaute noch einmal. Dann erinnerte ich mich, dass es ja geklopft hatte und ich hob den Kopf über die Truhe hinaus, wobei ich mich ein wenig aufrichtete. Nicon stand da. Der Junge, der Silas in letzter Zeit ersetzte, seit dieser verschwunden war. Das kam öfters vor. Auch Grian hatte ich schon eine Weile nicht mehr gesehen, was mir aber erst vor einigen Stunden aufgefallen war, als ich jemanden gesucht hatte, der mir das Bein noch einmal massierte. Das konnte sie einfach am besten. Niemand wusste so recht, wohin sie entschwunden war, was mir nun doch Sorge bereitet hatte, aber dann war ich wieder sehr beschäftigt gewesen.
    “Nicon. Was gibt es? Wie du siehst bin ich beschäftigt!“ Meine Stimme klang recht unwirsch. Sonst mochte ich den Jungen recht gerne. Nun im Moment war seine Anwesenheit ein wenig ungünstig.

    Ich freudiger Erwartung hoffentlich magischer Hände sog ich genüsslich Atem in meine Lungen, hielt dieses einen Moment und seufzte ihn wieder recht stoßhaft heraus, nachdem ich ein Schmatzen folgen ließ. Nun bestand wenigstens eine weitere Chance, dass ich von meiner Pein Erlösung finden konnte, sofern die Sklavin so gut war wie ich es mir sehnlichst wünschte und wahre Wunder bewirkte. Dieses konnte jedoch nicht sogleich erfolgen, da sie offenbar noch einen Einwand vorzubringen hatte. Sie meinte nun, dass ich mich entkleiden sollte und bot mir an, mir dabei behilflich zu sein. Etwas überrascht öffnete ich nun meine Augen und überlegte schnell, warum ich dies tun sollte? Aber die Antwort schien mir nicht eingegeben zu sein. Der entscheidende Teil, um den es hier ging lag doch bereits so offen vor ihr. Also sichtete ich meinen Oberkörper wieder auf und schaute meiner Sklavin nun doch etwas verblüfft entgegen. “Wieso?“, fragte ich sie erstaunt und blickte an mir hinab und auf das Knie und an meinem Unterschenkel hinab. “Ah!“, entfuhr es mir dann verstehend. Wahrscheinlich verfügte sie über eine Technik, welche den Zugang zum gesamten Bein bis bis hin zum Knöchel ermöglichte. Dieser allerdings steckte noch in einer hohen Sandele. “Bisher haben wir uns nur immer auf einen kleinen Teil der Muskulatur beschränkt,“ erklärte ich, während ich mich vorneigte und nach dem Band meiner Sandale angelte. Ein wenig zog ich mein Bein dabei und stieß einen kleinen, angestrengten Schmerzenslaut aus dabei, als es im Knie dabei zwackte. “Darf ich fragen, wo du deine Massagetechnik erlernt hast?“, wollte ich dann wissen. “Sie scheint mir ja schon jetzt äußerst orignell zu sein.“ Dann zischte ich leicht gepeinigt aus, streckte mein Bein wieder und deutete auf meine Sandale. “Vielleicht bist du mir doch behilflich!“ Am besten wäre ich gleich auf diese Idee gekommen.

    Natürlich hatte ich die Sklavin betrachtet, während ich ihr von meinem Leid mittels Muckels Künste erzählte und ich musste feststellen, dass sie nun ein wenig erstaunt, wenn nicht gar verhalten wirke. Doch vielleicht bildete ich mir das nur ein, denn schließlich wirkte sie ja dann meinem Vorschlag sehr aufgeschlossen gegenüber, was mich natürlich ungemein erfreute. Besonders ihre Stimme dabei reizte mich sehr, denn wenn es ans Massieren ging, war ich stets andere Töne gewohnt. Zumindest Muckel war selten begeistert, worin gewiss auch der Grund lag, weshalb er so nachlässig agierte und meinem Knie mehr schadete als nützte. Als nun aber die Sklavin sich so elegant erhob und auf mich zu trat, mit diesem wunderbar lasziven Hüftschwung, konnte ich natürlich nicht anders als bass erstaunt und nun selbst ein wenig ölig dreinzuschauen. Ja, in mir keimte gar der Gedanke auf, dass ich einen sehr guten Schachzug mit dem Erwerb dieser Schönheit getan hatte und ich konnte nur hoffen, dass ihre Reize mir nicht irgendwann zum Verhängnis werden würden. Doch um derartige Dinge ging es hier natürlich nicht, sondern um mein Bein, welches stets Malässen bereitete.


    Meine Blicke folgten den ihren und schwenkten somit hin zum Bett. Dort ruhten sie einen Moment, ehe ich mich besann. “Nun ja!“, gab ich bekannt und erhob mich nun ebenfalls. Vielleicht ein wenig abrupt, denn meine Regung brachte den Tisch ein wenig zum Scheppern. “Das Bett dort drüben scheint mir ganz geeignet zu sein!“, gab ich zu und steuerte auch gleich einmal dort hinüber. “Dabei hat sich eigentlich bei unseren bisherigen Bemühungen eher eine harte Unterlage bewährt,“ gab ich zu bedenken. “Denn wenn ein gewisser Druck auf das Corpus Delicti ausgeübt wird, neigt man ja doch bei einer weicheren Liegegelegenheit mehr zu verspannen….“ Inzwischen war ich beim Bett angekommen und befreite es von einigen Tabletts, zwei meiner abgelegten Tuniken und einem angebissenen Pfirsich. Dabei redete ich munter weiter. “Aber es wird schon gehen. Ich denke, dass du weniger Kraft in den Händen hast, als Muckel. Das ist bei Frauen ja meistens so. Und Muckel drückt oft so fest zu….,“ Unter diesen Worten begab ich mich ein wenig umständlich auf das Bett, bis ich eine aufrecht sitzende Position erreicht hatte und meine Beine ausstrecken konnte. Das Kaputte spreizte ich ein wenig ab und legte es näher zum Bettrand hin, damit die Sklavin es auch gut erreichen konnte. “… dass ich wirklich schön öfters den Wunsch verspürt habe, dass es jemand mit gefühlvolleren Fingern einmal ausprobiert.“ Ich sah der Sklavin ernst entgegen. “Und ich musste in meiner feststellen, dass es selbst in ausgewiesenen Örtlichkeiten, die sich auf diese Behandlung spezialisiert haben, doch unglaubliche Grobiane gibt!“ Dann winkte ich mit der Hand diese abscheulichen Erinnerungen davon und ließ mich mit dem Oberkörper nur rücklings auf die Matratze sinken und ruckelte mich noch ein wenig in eine bequeme Lage, wobei ich meine Hände in eine gefaltete Position auf meinem Bauch brachte. “So. Ich würde sagen, du kannst nun beginnen!“, stellte ich fest und hob dann doch noch einmal den Kopf. “Aber ganz sanft! Schließlich martert es mich schon den ganzen Tag!“ Mein Kopf sackte wieder zurück und ich schloss in Erwartung der Erleichterung genüsslich die Augen.

    Noch immer schenkte ich der Sklavin mir gegenüber meine vollumfängliche Aufmerksamkeit. Dafür waren wir ja hier. Im Nachgang meiner Worte fiel mir auf, dass sich ja eigentlich Muckel um mein Wohlergehen sorgen sollte, doch das tat er schon so lange und so mäßig, dass es ein Wunder war, dass ich überhaupt noch lebte. Außerdem würde es da nicht schaden, wenn sich gleich zwei Sklaven die Bürde teilen würden. So konnte ich auch sicher gehen, dass in Zukunft ein Teil ihrer gemeinsamen Bemühungen auch bei mir ankommen würde! Doch kam es nun auf die Antwort auf meine Frage bezüglich ihrer Massagekünste an und mein Lächeln wurde zu einem wohligen Strahlen, als ich vernahm, dass Grian offenbar massieren konnte. Obendrein, dass es ihr auch noch eine Freude sein würde. “Ich bin sehr erfreut das zu hören!“, gab ich unumwunden bekannt und unter meiner Freude wohl suchte ich nun auf dem Tisch nach einem Becher, da mir deuchte, dass in einem der Krüge noch ein guter Schluck befindlich war, den ich mir zu gönnen gedachte. “Du musst wissen, dass ich geradezu erleichtert bin!“, setzte ich nebenbei meine Rede fort. Dann fand ich den Becher und goss mir so großzügig es der Rest des Kruges erlaubte ein. “Du musst wissen, Nepomuk ist da doch recht grob zu Werke!“, gestand ich ein wenig raunend und indem ich mich fast schon etwas verschwörerisch nach vorne über die Tischplatte und zu Grian hin neigte. “In letzter Zeit ist es besonders arg und nach seinen Mühen, sind die Schmerzen meist unerträglich.“ Ich lehnte mich wieder zurück und trank einen guten Schluck. “Ich vermag mich danach kaum noch fortzubewegen“ Ein Seufzen entkam mir, während ich dem Wein nachschmeckte. “Dabei haben wir schon so viel versucht. Du verstehst schon. Wenn ich nur an die vielen Öle denke! Dabei….“ Ich nickte mir während meines kleinen Monologs selber zu, “… kommt es doch letzten Endes nur auf die Technik an. Wenn die nämlich gekonnt ist, dann kann dies auch die nötige Erleichterung bringen.“ Ich lächelte Grian wieder an und setzte den Becher zum nächsten Schluck an. “Aber nun, wo du schon mal da bist, können wir es auch gleich mal ausprobieren. Ich spüre nämlich schon den ganzen Tag dieses elende Ziehen und Reißen!“

    Meine Fingerkuppen liebkosten den Rücken ihrer zarten Hand, während auch sie sich nun neben mir nieder ließ. Ich lächelte ihr verliebt entgegen. “So hoffe ich, dass ich dir in deiner Zukunft nichts als Wärme bieten kann!“, erklärte ich geradezu schon feierlich. “Und geschwommen wird nur unserer kleinen Therme….“ Ich seufzte schwer und schaute noch einmal hinaus über das Meer, über den Strand hinweg, ehe ich zu nicken begann. Ein Opfer für den Gott der Meere erschien mir angemessen und offenbar hielt es auch Valentina nun für eine gute Idee, auch wenn es die Zeit dehnen würde, bis wir an den Punkt gelangen konnten, für welchen wir diesen Ort ausgesucht hatten. So konnte ich nur hoffen, dass mir die Götter meine Ungeduld verziehen, waren sie doch auch dafür bekannt, sich selbst in amorösen Dingen gut auszukennen. Ich wendete den Blick wieder meiner Geliebten zu. Wie schön sie war! Dann schaute ich leicht an ihr vorbei, um den beiden Sklaven mit einem Kopfnicken anzudeuten, dass sie sich in Bewegung setzen sollten. Das taten sie auch und es dauerte nicht lange, bis die beiden neben unserer Decke die Gaben für das Meer ausbreiteten. Dabei allerdings beobachtete ich sie nicht, sondern ich Valentinas Hand empor und führte die zu meinen Lippen. “Wie gnädig das Schicksal mit mir ist,“, stellte ich leise fest, schloss meine Augen und setzte dem schmalen Handrücken einen leichten Kuss auf. Dann atmete ich tief durch und ließ die Hand wieder sinken.


    Von Valentinas Gedanken, welche darum kreisten vielleicht nicht gut genug für mich zu sein, ahnte ich natürlich nichts. Dies war gut so, denn sie hätten mich in der Tat erschüttert. So aber konnte ich voll und ganz in der Liebe schwelgen, für welche mein Herz voll und ganz schlug. Die Sklaven hatten ihren Dienst nun beendet und zogen sich wieder zurück. Den Korb hatte sie bei uns gelassen und so angelte ich zwei Becher und eine kleine Amphore heraus, welche edlen Wein barg. “Zuerst einen Trunk!“, sagte ich und schob Valentina einen der Becher hin. “Für die Wohlgesonnenheit aller Götter und für unsere große Familie, die in der Zukunft auf uns wartet!“ Ich entkorkte die Amphore und goss uns beiden funkelnden, roten Wein ein. “Für die Götter und unsere Ehe!“, erklärte ich dann feierlich, vergoss den ersten Schluck des Weines in den Sand und lächelte dann meiner Verlobten zu, damit wir gleichzeitig den edlen Trank genießen konnten.

    Natürlich war mit die Reaktion meiner Sklavin auf das alles beherrschende Chaos in meinen Räumlichkeiten nicht entgangen, doch hielt ich es für besser alle Peinlichkeiten – natürlich gekonnt – zu überspielen. Auch tat ich so, als hätte ich Muckels Bemerkung bezüglich der Wäsche des Linvianus gar nicht gehört. Erstens ging es mich gar nichts an und zweitens war es auch so schon genug, dass meine eigene Unterbekleidung so offen herum gelegen hatte. Um das alles vergessen zu machen, lächelte ich nun freundlich dem schönen Kleinod mir gegenüber entgegen, das ebenfalls angeschickt hatte Platz zu nehmen und artig erklärte, dass mit den Umständen des Ordnung-Schaffens vertraut war. Ich nickte dazu geflissentlich, atmete tief durch und lächelte. Einen kleinen Moment lang tat ich das, ehe ich noch einmal durchatmete und dann zu Muckel blickte.
    “Du kannst uns nun alleine lassen!“, stellte ich fest und machte dazu eine leicht scheuchende Handbewegung. Muckel, noch eine meiner Tuniken in der Hand, drehte ich zu mir herum.
    “Aber ich bin noch gar nicht fertig!“, mockierte er sich, ließ aber das Kleidungsstück sinken, als ich ihm einen noch eindringlicheren Blick schenkte. “Ich bin in der Küche!“, gab er etwas eingeschnappt bekannt.


    Natürlich hatte er horchen wollen, dessen war ich mir sicher. Genau das aber war nun gar nicht mein Wunsch. “Gut, dann… bring uns etwas….“ Ich wedelte ein wenig mit der Hand, wie immer, wenn ich ein schnelleres Denken erzielen wollte. Und wie immer half es wohl gerade wenig.
    “….Irgendetwas!“. Ich lächelte der Sklavin entgegen, während Muckel ein Schnauben ertönen ließ und aus dem Raum stapfte. Die Tür fiel hinter ihm zu und ich war schlagartig ein wenig erleichterter als noch zuvor. So sehr, dass sich sogar wieder Worte in meinem Geiste formten.
    “Ich will gerade heraus sein,“ begann ich dann. “Es gibt einige Dinge, die ich natürlich von dir erwarte.“ Immerhin sollte die Sklavin nicht glauben, dass ich sie nur erworben hatte, um in dieser Casa ein unscheinbares Leben zu fristen. Was sie eigentlich bisher getan hatte, da ich sie irgendwie aus den Augen verloren hatte. “Es gibt nämlich mehr Dinge als das Aufräumen. Als da wären…. Nun ja….“ Ich schürzte nachdenklich die Lippen. “Jemand muss sich um mein Wohlergehen kümmern, meine Kleidung pflegen und natürlich dafür sorgen, dass es mir an nichts mangelt.“ Dass dies alles natürlich recht wage blieb, war mir selbst bewusst, doch dann fiel mir noch etwas ein. “Kannst du massieren?“, wollte ich dann recht gezielt wissen und dachte dabei an mein versehrtes Bein. Dass es vielleicht bei der Sklavin unter einer anderen Bedeutung ankommen könnte, war mir in diesem Moment weniger klar.

    Wie immer geschäftig suchte ich mir auch diesem Tag meinen Weg durch die Casa. Leicht humpelnd, da mein Knie mir wieder Sorgen bereiten wollte, doch wollte ich mich dieser wie immer natürlich nicht hingeben. Mein getreuer Muckel folgte mit auf dem Fuße und machte ob meiner Eile Anstalten, mir behilflich unter die Arme greifen zu wollen. Dies allerdings wollte ich nicht, denn es untergrub meinen Stolz und irgendwie auch meine Gravitas an diesem Tag, an welchem ich eh mit dem falschen Fuß zuerst dem Bette entstiegen war.
    “Nun lass doch, Muckel!“, erklärte ich barsch und entwand mich dem Oberarmgriff meines Sklaven.
    “Aber wenn du strauchelst!“, gab Muckel zu bedenken, was ich allerdings nur mit einem Knurren bedachte.
    “Ein echter Römer strauchelt nie! Merk dir das!“, schnappte ich mit empörtem Unterton und holperte weiter meines Weges.
    “Nein, er macht sich nur lang….,“, murmelte es pikiert hinter mir, woraufhin ich mich herum drehte.
    “Wie war das?“ Entrüstet starrte ich meinen Sklaven an, der den Kopf schüttelte und so etwas wie “Hab nix gesagt!“ von sich gab.


    Ich blickte ihn noch einen Moment streng an, verengte meine Augen und setzte dann meinen Weg fort. Ich wartete nämlich schon ungeduldig auf ein Schreiben von meinem Sägewerk in Mantua. Immerhin hatte ich dort vor einige neue Sklaven einzusetzen, um meine Geschäfte voran zu treiben, doch schien dieses Antwortschreiben entweder irgendwo verschollen oder noch gar nicht angekommen zu sein. Also hielt ich auf die Tür zu, wo einer der Sklaven wohl wissen würde, ob ein Schriftstück versucht hatte mich zu erreichen. Und mochten die Götter jenem gnädig sein, der es gewagt hatte, es einfach zu verschlampen! Geladen und mit fester Entschlossenheit bog ich nun also um eine Ecke, hörte noch im Hintergrund ein besorgtes “Nicht so hastig, Dominus!“ von meinem Leibdiener, als ich auch schon im Atrium inne hielt. Dort hatte ich nämlich den Sklaven Nicon entdeckt, der sich anschickte davon zu eilen. Wen ich noch entdeckte war mein Freund Ceasonius, mit dem ich nun einmal gar nicht gerecht hatte.
    “Äh!“, stieß ich verblüfft aus und hielt inne. “Welch‘ Überraschung!“ Natürlich war ich vollends verblüfft und obendrein gänzlich unvorbereitet. Bestimmt merkte mir man das auch deutlich an, doch nun war es nicht mehr zu ändern. “Caesoninus!“, stieß ich aus und lächelte nun, ehe ich mich an meinen Sklaven wendete. “Du hättest mir sagen müssen, dass er sich als Gast angekündigt hat!“, zischte ich ihm entgegen, wartete jedoch keine Antwort ab und eilte so elegant es die Umstände meines Beines erlaubten und mit ausgebreiteten Armen auf den Iunier zu. “Welch‘ eine Freude, dich zu sehen!“, erklärte ich noch auf dem Weg zu ihm unumwunden.

    Nach mehrwöchiger Abwesenheit wegen "Umkippens" bin ich nun wieder am Platz.


    Ich werde sehen, dass ich alle meine IDs mal einlogge, um nicht in Elysio damit zu verschwinden und hoffe nun, dass ich keinen meiner Schätze vergesse (Manchmal ist es ja so wie mit den Eichhörnchen im Winter. Die finden auch nicht immer alle Nüsse wieder. -.-)

    [...]


    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk



    “M U C K E L!“, brüllte ich, als ich sah, was in meinem Heiligtum los war. Mein Sklave, der mir schon seit Kindertagen diente, fuhr zu mir herum. In der Hand hielt er noch eine meine Tunikas. Eine, welche unter den anderen aus meiner Truhe herausgefunden hatten und sich nun in einem Berg auf dem Boden türmten. Schnell eilte ich in den Raum, der obendrein mit einigen Schriftstücken übersäht war, die sowohl auf dem Schreibtisch, als auch auf dem Boden herum verteilt lagen. Mein Bett war noch immer zerwühlt von der Nacht und auch befand sich noch die ein oder andere Speiseplatte wohldrappiert auf meinen Laken. Eine geleerter Weinkrug ergoss seine letzten Tropfen auf die Abrechnung, welche ich gedachte zu meinem Sägewerk nach Mantua zu schicken. “WAS GEHT HIER VOR?“, wollte ich lautstark wissen, wobei ich mir natürlich auch meiner eigenen Verfehlung an diesem Chaos bewusst war. Doch musste das mit den Tunikas wirklich sein?
    “Ich überprüfe die Stoffe Mottenfraß!“, empörte ich mein Sklave auch sogleich, indem er mir entrüstet entgegen schaute und offenbar überhaupt nicht einsehen wollte, warum mir gerade das noch mehr zu peinlichen Gefühlen gereichte.
    “Nun… ich… ja…,“, begann ich dann, trat zur Gänze in den Raum und fegte mit dem Fuß das ein oder andere Subligarium unter den Stoffhaufen. Scheinbar hatte auch meine Unterwäsche ihren Weg aus der Truhe gefunden.
    “Muss das jetzt sein?“, herrschte ich Muckel weiter an. Dann drehte ich mich herum und lächelte Grian entgegen. “Also…,“ wollte ich fortfahren, doch so recht fiel mir in diesem Augenblick auch gar nichts ein. Schnell war ich also wieder bei meinem Leibdiener. “Nun sieh‘ zu, dass du aufräumst!“, brachte ich noch immer empört heraus und wedelte dazu auffordernd mit beiden Händen.
    Wieder zu Grian gewandt sagte ich: “Setz‘ dich doch! Damit wir… nun ja… reden können.“ Ich deutete auf einen Stuhl, der meinem Schreibtisch gegenüber stand. Zu diesem schritt ich auch sogleich, räusperte mich und ließ mich ebenfalls sinken.
    “Scheint alles in Ordnung zu sein! Einige Kleidungsstücke des Livianus hat es schlimm erwischt, haben die anderen Sklaven gesagt, aber deine scheinen nicht betroffen zu sein!“
    “Wunderbar!“, erklärte ich daraufhin und lächelte Grian an. Ein wenig hilflos, aber immerhin. “Ich hoffe… du bist auch mit dem Aufräumen vertraut?“, wollte ich dann wissen und richtete mich unter diesen Worten hausherrenhaft in meinem Stuhl auf.

    “Da bin ich mir sicher!“, ließ ich zuversichtlich erklingen, als die Sklavin meinte, dass sich sicherlich etwas finden würde. Dazu nickte ich auch noch zustimmend, ehe ich noch einmal tief durchatmete, um die Tür zu meinem Cubiculum zu öffnen. Auch hier deutete ich mit einem raschen Handgeste an, dass ich durchaus gewillt war, Grian zuerst passieren zu lassen. Dennoch spähte ich noch einmal flüchtig hinein in mein Reich, welches ich ebenso sogleich betreten würde. Und mich traf es wie ein Hammer!


    [...]

    Ad Gaius Iulius Caesoninus, Domus Iulia, Roma


    Mein lieber Freund,


    da wir uns eine Weile nicht gesehen haben, möchte ich dir auf diesem Wege noch einmal herzlich für die Einladung zu der schönen Feier in deinem Hortus danken. Meiner Verlobten und mir ist es wohl ergangen und wir schwärmen noch heute davon. So möchte ich ebenso eine Einladung aussprechen, und zwar zu einem kleinen Essen in der Casa Decima, wo wir trefflich disputieren und über deinen hervorragenden Weinkeller fachsimpeln können. Bitte bringe doch den verantwortlichen Sklaven für dieses Kleinod mit. Teile mir doch bitte einen passenden Termin mit.


    Grüße an dich und deine Familia,
    Decimus Casca

    Ad Mecinia Mena, Casa Decima, Piräus


    Geliebte Mutter,


    mir, als deinem Sohn, ist mir ein Versäumnis aufgefallen, welches ich nun wieder gutzumachen beabsichtige. So viele lange Monate habe ich dir schon nicht mehr geschrieben und dich über mein Ergehen informiert. Das tut mir sehr leid und ich hoffe, du nimmst es mir nicht allzu übel. Die Zeit stand für mich niemals still, auch wenn ich es mir noch so sehr gewünscht hätte. Außerdem, und das wird dir zur Freude gereichen, habe ich eine wundervolle Frau kennen gelernt, welche ich in Bälde zu ehelichen gedenke. Ich bin mir sicher, du wirst sie sehr mögen und schätzen. Sie ist eine sehr schöne Frau, deren Liebreiz mich betört. Außerdem – und das schreibe ich, weil du sehr viel Wert darauf legen wirst – ist sie tüchtig und eine erfahren in der Haushaltsführung. Es wäre uns beiden eine große Ehre und Freude, wenn du als Ehrengast auf unserer Hochzeit erscheinen würdest und vorab sei gesagt, dass wir dir nicht gerne die Bürde dieser langen Reise auferlegen. Solltest du also abgeneigt sein, in Persona nach Rom zu reisen, so würden wir dies sehr bedauern, doch letzten Endes auch verstehen.


    Von Massa habe ich in letzter Zeit nicht viel gehört, doch kann ich dir sagen, dass Vetter Serapio wohlbehalten in Rom zurück ist. Wir sind alle sehr erleichtert darüber.


    Doch nun, liebe Mutter, werde ich diesen Brief zum Abschluss bringen müssen, da noch viel Arbeit auf mich wartet. Im Tempel und in der Vorbereitung der Ehefeierlichkeit.


    Mögen stets die Götter über dich wachen und möge deine Gesundheit eisern sein!


    Ich verspreche, dir in Bälde sehr ausführlich zu berichten, was sich in meinem Leben zuträgt.


    Dein Sohn,




    https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif


    Kaum zu glauben, aber wahr! Da hatte ich doch tatsächlich meine alte Mutter aus Piräus eingeladen. Auch wenn sie nun nicht physisch anwesend war, so schlug mein Herz doch einen Schlag flotter, als noch zuvor. Es war ein Versäumnis gewesen, dass ich ihr so lange nicht geschrieben hatte und wahrscheinlich war ihre Wut auf mich in all der Zeit ins Untermessliche geschrieben. Umso besser war es, ihr eine gute Nachricht zu übermitteln, damit sie sich in dem Umstand sonnen konnte, dass wenigstens einer ihrer Söhne nun bald unter die Haube fand und ihr eine Schar Enkelkinder in Aussicht stellte.


    Ich seufzte schwer, als ich mir mein Schreiben noch einmal durchlas. Dann hielt ich es meinem Sklaven Muckel hin, der danach griff und ebenfalls noch ein Auge darauf warf.


    “Sie wird erfreut sein!“, sagte er im zweifelhaften Tonfall eines Menschen, der sich seiner Sache nicht sicher war.
    “Nun ja,“, entgegnete ich. “Ich hoffe nur, sie wird die weite Reise nicht wagen!“ Betreten schaute ich meinem Sklaven entgegen. “Du weißt ja wie sie ist. Immer mit dem Kopf durch die Wand. Ich befürchte, wir werden in Rom vor ihr nicht mehr sicher sein.“
    “Und wenn du ihr den Brief gar nicht schickst!?“


    Ich dachte kurz darüber nach, schüttelte dann aber den Kopf. In meiner Erinnerung war meine Mutter eine jener Frauen, die glückselige Momente ihrer Söhne tausend Meilen gegen den Wind rochen und danach nichts besseres zu tun hatten, als mit wehenden Fahnen herbei zu eilen, um dieses Glück durch weise Ratschläge und dergleichen zu trübe. Außerdem war es besser, sie würde es von mir erfahren, als über irgendwelche Umwege. Man konnte schließlich nie wissen. Und was dann geschehen würde, würde alles in den Schatten stellen, was meine Mutter bisher an Dingen vollbracht hatte. Sie würde mich bis in meine Träume verfolgen…. So zumindest malte ich mir das aus.


    “Nein Muckel. Du gehst los und gibst ihn gleich auf! Dann haben wir es hinter uns.“ Ich seufzte noch einmal. Ein wenig Abwechslung würde nun gut tun. Mal nicht arbeiten, sondern einfach etwas für das Gemüt. Kurz überlegte ich, ob ich nach Grian schicken lassen sollte. Immerhin betrachtete ich sie gerne und die Gefühle, welche sie in mir provozierte waren zwar immer recht stürmisch, aber weitaus weniger ernst und innig, wie jene Valentina gegenüber. Diese Gefühle als fleischliche Gelüste zu beschreiben lag mir fern, auch wenn es wohl jeder andere so genannt hätte. Mir selbst klang es einfach zu profan.


    “Ich werde dich in die Stadt begleiten. Pack ein paar Sachen für die Therme ein, mir ist nach ein wenig Abwechslung!“, trug ich meinem Sklaven auf. “Und besorg‘ Blumen für Valentina!“


    “Ich habe ihr schon einen ganzen Strauß schicken lassen!“, maulte mein Sklave. “Wie jeden Tag!“


    Ich nickte zufrieden und erhob mich dann von meinem Schreibtisch. Dann allerdings fiel mir noch etwas ein und ich setzte mich wieder hin, um noch ein paar Zeilen nieder zu schreiben.


    Ad Gaius Iulius Caesoninus, Casa Iulia, Roma


    Mein lieber Freund,


    da wir uns eine Weile nicht gesehen haben, möchte ich dir auf diesem Wege noch einmal herzlich für die Einladung zu der schönen Feier in deinem Hortus danken. Meiner Verlobten und mir ist es wohl ergangen und wir schwärmen noch heute davon. So möchte ich ebenso eine Einladung aussprechen, und zwar zu einem kleinen Essen in der Casca Decima, wo wir trefflich disputieren und über deinen hervorragenden Weinkeller fachsimpeln können. Bitte bringe doch den verantwortlichen Sklaven für dieses Kleinod mit. Teile mir doch bitte einen passenden Termin mit.


    Grüße an dich und deine Familia,
    Decimus Casca


    Auch dieses Schreiben drückte ich Muckel in die Hand, um mich dann für die Therme bereit zu machen.

    Sinnierend betrachtete ich meine heißgeliebte baldige Verlobte, wie sie dastand und mit rosigen, lichtbeschienenen Wangen über das Meer blickte. So sollte er sein der Moment der Ewigkeit, der sich bis in das Unendliche dehnen durfte. Wie wunderschön sie war. Nicht zu vergleichen mit der gewaltigen Natur, die sich um uns herum spannte. Fast bedauerte ich es schon, sie angesprochen zu haben, da sie nun aus ihren Betrachtungen schreckte, doch war es auch wunderbar, ihre warmen Blicke nun auf mir zu spüren. Ich lächelte noch immer verliebt und nickte zu ihren Worten. Dann sah sie wieder zurück auf den Ozean, wo ich bereits wähnte, Neptun zu erblicken. Auch ich konnte ihn fast sehen, wie er mit seinem gekrönte Haupte aus den Wellen trat, hindurchbrechend durch den Schaum der Wogen. Hinter ihm sein Gefolge aus Meeresgeschöpfen. Einer friedlichen Legion, welche uns zum Gruße ausgeschickt worden war. “An Orten wie diesen wirkt eine ganz bezaubernde Magie!“, erklärte ich von meinen eigenen Worten ergriffen. “Mit nur wenigen Gedanken ist es dann möglich alles das zu bekommen was man will. Aber es sind nicht nur Gedanken…!“


    Mein Blick schwenkte wieder tiefsinnig zu Valentina und er verfing sich nun auf ihren lieblichen Lippen, die ich betört betrachtete. Ein wenig neigte sich mein eigenes Haupt nun zu diesen hin, sodass gerade mal noch eine Hand zwischen unser beider Gesichter passte. Liebevoll umschlang ich meine Geliebte mit den Armen und setzte ihr zart meinte Hände auf den Rücken, wo ich sie zaghaft streichelte. “Du bist so schön, dass ich fürchte, der Meeresgott könnte dich mir entführen!“, seufzte ich fast schon trunken, ehe mich der Instinkt eines Mannes dazu verleitete, die zarten Lippen in einen Kuss zu verwickeln, der meines Erachtens nach unglaublich stark und verlangend war. Zu verlangend? Immerhin gingen meine Hände auf dem Rücken meiner Liebsten auf Wanderschaft und senkten sich dabei fast schon vermessen in die Gefilde ihres Gesäßes. Als ich mein eigenes Ungestüm bemerkte, löste ich den Kuss und lächelte ein wenig verschämt. Schnell richtete ich meinen Blick wieder auf die Unendlichkeit des Meeres. Lächelnd. “Nun dürfte der König der Meere wissen, wem die schönste Blüte des Landes gehört!“, erklärte ich fast schon unter einer gewissen Genugtuung. Dann deutete ich Valentina an, sich neben mich in den Sand zu setzten. Schließlich war eine breite Decke ausgebreitet worden, sodass uns der Sand nur wenig anhaben konnte.


    “Wie wäre es, wenn wir mit einem kleinen Gebet und einem kleinen Opfer um den Segen der Götter für unser Vorhaben bitten?“, fragte ich nun ein wenig unverfänglicher. “Ein paar Gaben für das Meer?“ Ich ließ mich schon einmal nieder, während ich meine Geliebte noch immer bei der Hand hielt. Zwar hatte ich nicht direkt etwas dabei, doch zwei Sklaven warteten in einiger Entfernung und waren mit Körben bereit alles herbeizutragen, was unser Herz begehrte. Was mein Herz eigentlich begehrte hatte ich aber schon an meiner Seite und auch das Verlobungsgeschenk. Doch dafür war es noch zu früh. Noch stand die Sonne über dem Meer. Sobald sie verschwunden war, würde ich ein verlobter Mann sein, der vollgeladen mit Glück einer goldenen Zukunft entgegen schauen konnte!