Beiträge von Rediviva Helena

    "Nein um ehrlich zu sein. Ist selbst mein erster Besuch in dieser Taberna, solange ich mich recht erinnere. Aber ich habe auch keinen großen Hunger und werde mir lediglich ein leichtes Gericht holen. Vielleicht Honigbrot mit irgendeiner Beilage."


    Ich sah mich nach dem Wirte um.

    Ich hob eine Braue an und schmunzelte leicht.


    "Ich würde Götter nicht nach Wichtigkeit unterteilen - eine jede Gottheit ist wichtig. Der Hauptgott bleibt freilich Iuppiter. Aber warum fragst du...?"


    Mir gefiel diese Art von Frage irgendwie nicht. Auch wenn ich seit ich den Bau des Kapitols plane mit dem Gedanken gespielt hatte den Kult zu wechseln: Allein aus Dankbarkeit zu dem Wege den Iuno mir offenlegte. Vorgestern Abend. Doch darüber hatte ich noch mit niemanden gesprochen und würde es auch weiterhin so halten.

    "Ich habe auch vor euch beide zusammenzulegen, sobald ich euch auf einer gewissen Basis habe und ich schätze in ein paar Tagen seid ihr das auch. Ich muss nur noch ein wenig warten. Aber du wärest bereit mit ihr gemeinsam zu lernen?"


    ich schmunzelte - meine Schülerinnen griffen mir voraus.

    "... an ein anderes Familienmitglied?"


    wiederholte ich seine Worte. Ich verstand nicht so recht worauf er hinauswollte. Vielleicht war das ja auch geschehen bevor ich in die Gens Matinia gekommen war.


    "Also Sorgen machen musst du dir um Minervina nicht. Sie ist stets gut behütet. Soll heißen dass sie ein sehr gutes Kindermädchen und gute Betreuer hat."


    ich lächelte leicht.


    "Aber gut, gegen das Schnitzen soll nichts sprechen. Solange ihre normale Lernzeit nicht darunter leidet - gerne."

    Auch ich schloss rasch die Tür hinter mir - na, da schien ja jemand richtig gut gelaunt zu sein. Ich begab mich zu meinem Platz und setzte mich.


    "Sehr gut. Und hast..."


    Doch sie erzählte eifrig weiter sodass ich sie lieber nicht unterbrach. Wäre ja auch unhöflich von mir gewesen. Ich grinste. Als sie fertig war schmunzelte ich:


    "Verzeih meine Unterbrechung. Arria? Ja sie ist sehr nett. Das Collegium Pontificium hat sie mir zugewiesen, da sie wegen ihres Vaters nach Tarraco ziehen musste."

    Ich hob eine Braue.


    "Ich habe toleriert dass man ihr überhaupt ein Messer schenkte, doch ich sträube mich dagegen zu gewähren dass sie lernt es zum Kämpfen zu gebrauchen. Sie ist ein Mädchen, Gratianus und sie wird in einem Jahr spätestens zu den Vestalinnen gehen, oder aber einer anderen Gottheit als der Vesta dienen. Und dann ist sie ohnehin unantastbar. Ich glaube nicht dass ein sechs Jahre altes Mädchen den Dolch gebrauchen sollte."


    Ich hielt kurz inne und besah ihn ernst.


    "Dem Schnitzen bin ich auch nicht sonderlich zugeneigt... Es sind keine Tätigkeiten die sie später unbedingt braucht..."

    Und da ich selbst erst ein wenig später auf dem Weg ins Officium kam, sah sei ein wenig beschämt, dass die Schülerin noch vor mir selbst hier war. In großen Schritten ging ich auf Valeria zu und begrüßte sie.


    "Guten Morgen Valeria!"


    lächelte ich und öffnete rasch die Tür um ihr mit einem Zwinken den Vortritt zu gewähren.

    Ich war etwas erstaunt warum er aufstand um sich einzugießen, wo doch das Wasser direkt vor seiner Nase gestanden hatte, aber ich ließ mir außer einem leichten Schmunzeln nichts anmerken.


    "So, möchte sie das..."


    grinste ich - da schien sie ja noch jemanden um den kleinen Finger gewickelt zu haben.


    "In welchen Dingen denn?"


    fragte ich interessiert.

    "Gut..."


    ich lächelte erst nur, doch dann musste ich grinsen. Agrippa hätte vermutlich anstellte des 'nicht' ein 'sehr' eingesetzt. Doch sagen wollte ich dies natürlich nicht und so goss ich ihm ein.


    "Wenn du verdünnen möchtest..."


    ich deutete auf eine Karaffe Wasser die schon im Vornherein auf dem Tisch gestanden hatte. Dann sah ich ihn fragend an.


    "Was führt dich zu mir?"

    Ich hob eine Augenbraue an - er schien recht gerne im Mittelpunkt zu stehen, was ich allerdings bislang nicht so empfunden hatte. Ich deutete auf einen Tisch der eher nahe einer Nische lag.


    "Was hältst du von dem dort hinten? Ich möchte eigentlich nicht so gerne mitten im Raum sitzen, weil ich mich dann wie ein Sklave auf dem Stad fühle: Gut präsentiert und für jeden sichtbar!"


    Ich schmunzelte, bewegte mich aber sogleich auf die Ecke zu und ließ mich auf einen Platz sinken.

    "Hm, ich nehme an Gratianus?"


    Doch sein Gesicht konnte ich trotz allem nicht mehr zuordnen. Ich stand kurz auf, da ich mir gern etwas zu trinken holen wollte. Ich nahm eine Karaffe aus einem Regal und kam mit zwei Bechern und eben dieser wieder zum Tisch.


    "Wein?"

    Ich hatte einst nur wenige der Matinia kennengelernt, da ich bei der Octavia aufgewachsen war. War er vielleicht auch einer meiner vielen Cousins? Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen.


    "Komm doch ganz herein und nimm Platz!"


    wies ich schmunzelnd auf einen Korbsessel vor mir, da mein Zimmer keine Clinie beinhaltete.


    "Verzeih, aber..."


    Hm irgendwie war es mir schon unangenehm, aber an sein Gesicht konnte ich mich nicht mehr wirklich erinnern.

    Ich hatte den Worten Agrippas überrascht gelauscht - seine Worte über die Augusta waren für mich ziemlich neu. Welch Ehre. Ich spürte wie mein Herz vor Aufregung ein wenig schneller schlagen wollte, als ich lautes Keuchen hörte. Ich hatte eigentlich gerade ansetzen wollen um etwas über Hadrianus zu sagen, doch jetzt da ich meinen Armen jüngsten Bruder reineiern sah hätte ich beinahe losgeprustet. Ich würgte krampfhaft unter unterdrückten Lachern den gerade getrunkenen Wein hinab und stellte den Becher ab. Doch einen Kommentar verkniff ich mir und sah ihn nur mit einem Grinsen auf den Lippen an, ehe ich sprach als sei nichts geschehen.


    "Pater, was ist denn mit Hadrianus? Was hat er nun schon wieder angestellt?"

    Ich hatte mich wegen des Gespräches von Agrippa abgewandt, doch nun hielt ich den Dolch wieder in seine Richtung.


    "Ja Pater! Nur ein paar Mitglieder fehlen noch ehe das Opfer beginnen kann. Du wirst es wie stets durchführen müssen, auch wenn es das erste Mal ist dass ich dabei bin!"


    lächelte ich, als ich Cicero eintreten sah. Ich bekam beinahe ein schlechtes Gewissen alsich seine 'Verbundenheit' zu dem Ferkel sah. Auch ihm schenkte ich ein warmes Lächeln.


    "Salve Cicero!"

    Lächelnd hakte ich mich ein, doch ein wenig verunsichert schien er dnenoch zu sein... Genau wie ich.


    "Ja, ich bin mir sicher dass es bald völlig aufhört zu bluten und in ein paar Tagen nicht einmal mehr eine Narbe auf diese Verletzung hinweisen wird!"


    Beinahe unbewusst tastete ich zu meinem Hals: Dort war immer noch ein schmaler heller Streifen. Als mir der Pirat damals sein Messer an die Kehle gedrückt hatte, war diese Narbe entstanden. Ertasten allerdings konnte man sie nicht - zum Glück. NUn machten wir uns auf dem Weg in eine Taberna...

    Gemeinsam kam ich mit Cicero nach unserem kleinen Abenteuer in die Taberna am Forum. Sie war ziemlich teuer, hatte dafür aber auch einen ausgezeichneten Ruf. Zugegebenermaßen hatte ich mich bislang nur in zwielichten Spelunken aufgehalten, da es doch häufig amüsant war die meist recht dummen Menschen aufzuziehen. Ich musste an den Wirt denken, den ich gemeinsam mit Marcia und später mit Valeria aufgesucht hatte. Was war das für ein Spaß gewesen. Er hatte sich sicherlich nicht aufgesucht, sondern heimgesucht gefühlt.


    Ich sah Cicero fragend an und wies umher:


    "Wo möchtest du hin?"

    Ich schämte mich dieses Mal keiner einzigen meiner vielen Tränen und meinte leise:


    "Ich wusste nie dass es dich gab, doch jetzt weiß ich, dass mir immer etwas gefehlt hat. Ich fühle mich... vollkommener, als wenn da wieder etwas zurückgekehrt wäre was ich nicht kannte, aber..."


    Ich schwieg, denn ich wusste genau dass er mich auch so verstand. Ich spürte durch die dicke Kleidung sein Herz pochen, wusste, unsere Herzen schlugen im Einklang. Diese Freude überwog die Freude von damals als ich 'Vater' wiedersah.


    "Es ist schön hier, nicht wahr?"


    Ich löste mich aus seiner Umarmung und musterte ihn kurz, doch dann drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm und lehnte mich so wieder an ihn - schließlich wollte auch ich das Meer sehen.